Südafrika. Vom Scheitern eines multiethnischen Experiments

Es gibt viele gute theoretische wie empirische Gründe zu bezweifeln, dass in einer multiethnischen Gesellschaft so etwas wie Demokratie möglich sein soll. Demokratie ist kollektive Selbstbestimmung und setzt daher ein Kollektiv voraus, also ein Volk. Die Anwendung des demokratischen Mehrheitsprinzips in ethnisch gespaltenen Gesellschaften (also solchen, die aus mehreren Völkern bestehen) führt zu einem Selbstwiderspruch der Demokratie: Sie impliziert, dass das Recht ethnischer Minderheiten auf kollektive Selbstbestimmung fortwährend verletzt wird.

Genau diese Befürchtung ließ die weiße Minderheit in Südafrika so lange zögern, sich von der Apartheid zu verabschieden und jener non-racial democracy zuzustimmen, die der ANC als die größte Schwarzenorganisation forderte und herbeizubomben versuchte. Als die Weißen sich schließlich doch auf Verhandlungen einließen, ging es ihnen darum, in der neuen Verfassung so viel Minderheitenschutz wie möglich zu verankern.

1995 schrieb ein an sich gar nicht so dummer Politikwissenschaftler als Resümee seiner Analyse dieses politischen Transformationsprozesses in Südafrika:

Im Ganzen muss man sagen, dass sich der ANC mit seiner Konzeption von Demokratie als Herrschaft der Mehrheit ohne Beachtung von Rassenunterschieden durchgesetzt hat, wenn auch die Mitwirkungsrechte von Minderheiten nicht unbeträchtlich sind. Kernstück des Minderheitenschutzes ist jedoch … die unabhängige Verfassungsgerichtsbarkeit. Ein stärkerer Minderheitenschutz wäre auch aufgrund der starken Stellung der Weißen im Staatsapparat wie in der Wirtschaft nicht unbedingt erforderlich gewesen.

Es ist zu erwarten, dass mit der Verbesserung der sozialen Stellung der Schwarzen eine Normalisierung der politischen Struktur Südafrikas einhergehen wird. Dies bedeutet, dass die gewaltige Mehrheit, über die der ANC gegenwärtig verfügt, langfristig abschmelzen wird, und dass sich auf lange Sicht, wie für entwickelte Demokratien typisch, linke und rechte Regierungen abwechseln werden.“

Dieser an sich gar nicht so dumme Mensch, der diese Fehlprognose damals abgab, war – hüstel 😳 – ich selber. Es handelte sich um eine von vielen Fehlprognosen, die ich mir in den achtziger, neunziger und sogar noch den frühen Zweitausenderjahren leistete. Ich hatte unter anderem nicht erwartet, dass die Perestrojka zum Zusammenbruch der Sowjetunion führen, dass die Lockerung der kommunistischen Diktatur einen Bürgerkrieg in Jugoslawien nach sich ziehen, dass die Integration von Einwanderern in die deutsche Gesellschaft ein unlösbares Dauerproblem darstellen und dass der Oslo-Prozess daran scheitern würde, dass die Palästinenser an ihrem Ziel der Vernichtung Israels festhalten.

Es war die Häufung von Fehlprognosen dieser Art, die mich ab 2005 dazu brachte, meine gesamte politische Begrifflichkeit zu revidieren und mich insbesondere von den ihr zugrundeliegenden linken Denkfiguren zu trennen, vor deren Unangemessenheit ich die Augen nicht länger verschließen konnte. (Warum nicht früher? Meine Güte, das, woran man in seiner Jugend sein Herz gehängt hat, das wirft man eben nicht so leicht über Bord.)

Heute liegt vor aller Augen, was das konservative Institut für Staatspolitik in seiner Studie „Südafrika. Vom Scheitern eines multiethnischen Experiments“ feststellt:
Nach vier Wahlen zeigte sich auch die ungebrochene Tendenz zu rassisch orientiertem Wahlverhalten bei nur geringen Wählerverschiebungen. Die liberale Erwartung, dass die schwarze Mehrheit sich zunehmend außerhalb des traditionellen schwarzen Parteienspektrums orientieren werde, erfüllte sich nicht. Schon 1998 hatte Themba Sono, Professor an der School of Management der Universität Pretoria … postuliert, dass führende Liberale in Südafrika vergebens auf die Wählergunst der schwarzen Bevölkerung warten würden, da Rasse eine weitaus größere Rolle für Wahlverhalten der Zielgruppe spiele als häufig angenommen.»Es geht ihnen um schwarze vs. weiße Themen – nicht Liberalismus vs. Konservatismus oder Sozialismus vs. Liberalismus.« Professor William Makoba pflichtete ihm bei und betonte, dass der Liberalismus zwar eine universalistische Ideologie sei, aber primär durch weiße, englischsprachige Menschen vermittelt werde. Damit widersprachen beide einer der grundlegenden Annahmen westlicher Beobachter und stellten gleichzeitig die multikulturelle Grundannahme in Frage, die davon ausgeht, dass viele westliche Werte universal sowie mit Demokratie und Bevölkerungsheterogenität kompatibel seien.

Zu einer weiteren Annahme zählt, dass funktionierende staatliche Institutionen eine »demokratische Kultur« prägen und ein passendes »Staatsvolk« formen können. Dies ist eine der größten Fehleinschätzungen der Anhänger des Multikulturalismus, denn die Wirklichkeit zeigt, dass diese Faktoren im umgekehrten Verhältnis zueinander stehen. Nicht die Institutionen erzeugen die Kultur, sondern die Kultur bestimmt Art und Wesen der staatlichen Institutionen. Solange Südafrikas weiße Minderheit mit ihren europäischen Wertvorstellungen die staatlichen Institutionen prägte, solange entsprachen diese Institutionen weitgehend europäischen Standards. Die fortgeschrittene Afrikanisierung dieser Institutionen hat hingegen zur messbaren Senkung jener Standards geführt, mit sichtbaren Folgen für die staatliche Dienstleistung in allen gesellschaftlichen Bereichen. Sicherheit, Gesundheit, Bildung und Wirtschaft verzeichnen einen kontinuierlichen Rückgang der Leistungsfähigkeit, was Südafrika in den vergangenen 20 Jahren näher an den Standard brachte, der für den Rest des Kontinents gilt.“ (S.14f.)

Die Studie analysiert systematisch und detailliert den Zustand, in dem sich die genannten Funktionsbereiche befinden. Überall zeigt sich ein Muster:

Das europäische Konzept der Loyalität gegenüber Staat und Nation, auch die europäische Vorstellung vom Gemeinwohl, ist unter den Schwarzen kulturell praktisch nicht verankert. Man ist nicht loyal zu dem Abstraktum „Staat“ und dem darauf bezogenen Abstraktum „Nation“, sondern der eigenen Familie, dem eigenen Clan, dem eigenen Stamm, der eigenen Rasse.

Eigentum ist nicht etwas, was man sich erarbeitet, sondern was man Anderen nimmt: sei es durch Korruption, Straßenraub, staatliche, „demokratisch“ sanktionierte Umverteilung von Ressourcen. Demgemäß werden die dazu erforderlichen Positionen auch nicht nach Leistung, Qualifikation oder wenigstens Loyalität zum Staat besetzt, sondern nach Rasse und politischer Zuverlässigkeit.

Die politische Doktrin, die zu einem solchen kulturellen Muster passt, ist naturgemäß der Sozialismus, und „Gerechtigkeit“ besteht darin, den Reichen zu nehmen, um den Armen zu geben, auch wenn damit das Armutsproblem nicht gelöst, sondern perpetuiert wird.

Und so sehen wir Verfall in praktisch allen Bereichen, hervorgerufen durch Inkompetenz und Korruption, verbunden mit dysfunktionalen politisch-ideologischen Zielvorgaben. Es dürfte wenig bekannt sein, dass Südafrika praktisch ohne einsatzfähige Streitkräfte dasteht, weil die ANC-Kämpfer, die in den neunziger Jahren „integriert“ wurden, es ablehnten, sich an die bestehende Militärkultur anzupassen, es vorzogen, die Arsenale auszuplündern und die dort erbeuteten Waffen an Kriminelle weiterzuverkaufen. Wo hohe Qualifikationsanforderungen gestellt werden, zum Beispiel bei der Luftwaffe, wandern die Weißen ab (Australien etwa hat systematisch südafrikanische Soldaten angeworben), ohne dass Schwarze die Lücken füllen konnten – ein Muster, das sich so auch in der Wirtschaft, der Verwaltung, dem Gesundheitswesen zeigt: Waren 1960 noch rund zwanzig Prozent der Südafrikaner Weiße, so waren es 1994 fünfzehn und 2009 nur noch neun Prozent.

Nicht nur die Massenflucht der Weißen hat übrigens diese demographischen Verschiebungen hervorgerufen, sondern auch die selbstmörderisch niedrige Geburtenrate:

„Zählten bis 1960 die Weißen Südafrikas mit 3,6 Kindern pro Frau zu den Geburtenstärksten der westlichen Welt, liegen sie mit momentan 1,7 Kindern pro Frau im globalen Trend der ethnosuizidalen Fertilität der Industriestaaten. Mit 2,7 Kindern pro Frau unter der schwarzen Bevölkerung sind die Geburtenraten dort zwar auch im Fallen begriffen, aber die weiße Bevölkerung sieht sich im klassischen »outfalling«-Szenario unterlegen, da sich die demographische Macht immer mehr zu ihren Ungunsten verschiebt.“ (S.37)

Völker mit solchen Geburtenraten glauben nicht an ihre Zukunft.

Ein ähnliches Bild wie bei den Streitkräften zeigt sich bei der Polizei, die mit der Organisierten Kriminalität gemeinsame Sache macht. Nicht selten wechseln Polizisten nach Feierabend die Seiten und „verdienen“ Geld als Kriminelle. Die Lage der Menschenrechte, so weit die Polizei dafür verantwortlich ist, ist im „demokratischen“ Südafrika dramatisch schlechter als unter der Apartheid: Während zwischen 1963 und 1983 im Jahresdurchschnitt drei Menschen im Polizeigewahrsam starben, waren es 2008 dreihundert – eine Steigerung um 10 000 Prozent!

Eine solche Polizei soll nun eine Gesellschaft pazifizieren, die schon traditionell von der „weißen“ Idee gewaltfreier Alltagsbeziehungen weit entfernt ist, in der insbesondere die Vergewaltigung von Frauen sozial gebilligt wird, in der Gewalt besonders bedenkenlos ausgeübt wird, wenn sie sich gegen Menschen anderer Rasse richtet (was die selbst für südafrikanische Verhältnisse ungewöhnliche Grausamkeit gegen Weiße und Inder erklärt), und die vom ANC während des Anti-Apartheid-Kampfes auf brutalste Weise unregierbar gemacht wurde. Dass Südafrika das gewalttätigste Land der Welt ist, braucht niemanden zu wundern. Zitat: „Tatsächlich ist es für eine in Südafrika geborene Frau heute wahrscheinlicher, im Laufe ihres Lebens vergewaltigt zu werden als lesen zu lernen.“(S.30)

Im Schulwesen wurde die Anzahl schwarzer Absolventen durch Senkung der Anforderungen erhöht, nicht durch Verbesserung der Förderung. Der Lehrplan wurde systematisch weg von der „weißen“ Leistungsorientierung und hin zu „schwarzen“ kulturellen Werten entwickelt, mit den zwangsläufig eintretenden Folgen:

„Bildungsforscher warnten 1995 und 1997 vor den Folgen das Verlusts von Wertvorstellungen im Hinblick auf:

  • Zeitverständnis und Sinn für Dringlichkeit
  • Einzelinitiative und Innvation
  • Ziel- bzw. Aufgabenorientierung
  • Wettbewerb

 

 

Weitere Untersuchungen ergaben, dass:

 

 

  • die sogenannte ‚Afrikazeit‘ die Beschulung behindert (…);
  • viele Lehrer wenig Interesse an ihrer Aufgabe zeigen und sich bevorzugt mit Gewerkschaftsaktivitäten beschäftigen;
  • die Lernkultur sich auf das absolute Minmum an Eigenleistung beschränkt;
  • die Vermeidung von Prüfungen nicht die Leistung, sondern das Alter der Schüler und die körperliche Bedrohung der Lehrer zu den wichtigsten Versetzungskriterien machen.“ (S.23)

 

Irgendwie kommt uns das alles bekannt vor, auch wenn die Zustände an deutschen Schulen in kulturell bereicherten Stadtteilen wahrscheinlich noch nicht so dramatisch sind wie in Südafrika.

Was sich hier zeigt, ist die durchschlagende Wirkung kultureller Inkompatibilität. Es ist eben nicht so, dass das Leben in einer westlichen Gesellschaft zwangsläufig zur Übernahme der kulturellen Werte führt, die die Basis für die Aufrechterhaltung einer solchen Gesellschaft sind.

Die Schwarzen profitieren ja auf lange Sicht durchaus nicht, wenn sie die Institutionen und Strukturen Südafrikas verkommen lassen; sie sind in vieler Hinsicht jetzt bereits schlechter dran als unter der Apartheid. Warum also passen sie sich nicht an? Warum versuchen sie nicht, dasselbe Bildungsniveau zu erreichen wie die Weißen? Warum eignen sie sich nicht die Einstellungen an, die nötig wären, um den immer noch vorhandenen, wenngleich schrumpfenden wirtschaftlichen Vorsprung Südafrikas gegenüber dem Rest des Kontinents zu erhalten? Sie selbst würden doch am meisten davon profitieren?

Weil kulturelle Wertmuster träge sind! Sie werden durch Erziehung, Sozialisation, gegenseitige Bestärkung, gegebenenfalls auch Gruppenzwang innerhalb einer Volksgruppe aufrechterhalten. Sie zu verändern wäre schmerzhaft, und deswegen geschieht es nicht. Volksgruppen, die zur kulturellen Anpassung nicht gezwungen sind, passen sich nicht an.

Weil das so ist, ist „Integration“ in eine bestehende westliche Gesellschaft nur als Integration von Einzelpersonen möglich, nicht als Integration von Gruppen, es sei denn es handelte Gruppen mit kompatiblen Wertmustern. Daran wird hierzulande auch die Integration von Muslimen scheitern. Die „Regenbogennation“ gibt es in Südafrika so wenig, wie es hier eine „multikulturelle Gesellschaft“ geben wird. Der Versuch, dergleichen zu verwirklichen, führt lediglich zur Liquidierung der Zivilisation.

Stefan Scheil: „Revisionismus und Demokratie“

Rezension
Der Historiker Stefan Scheil gilt unter seinen Kollegen als „Revisionist“, und dass diese Bezeichnung für einen Wissenschaftler keine Beleidigung, sondern ein Ehrentitel ist, darauf habe ich an anderer Stelle schon hingewiesen. Scheil zieht seit langem gegen eine etablierte Lehrmeinung zu Felde, die man in jeder Hinsicht die „herrschende“ nennen muss, nämlich eine Geschichtsschreibung, wonach das Deutsche Reich beide Weltkriege verschuldet habe, während die Westmächte (und zum Teil auch Russland bzw. die Sowjetunion) sich bloß gegen ihnen aufgezwungene Kriege verteidigt hätten. Jede andere, jede revisionistische Auffassung sieht sich schnell rechtsextremer Neigungen verdächtigt.

In dem vorliegenden nur 76 Seiten starken Essayband „Revisionismus und Demokratie“ erläutert er den geschichtspolitischen Hintergrund derartiger wenig wissenschaftlich anmutender Zuschreibungen:

Er zeigt auf, dass das etablierte Geschichtsbild auf einer deterministischen und teleologischen Geschichtsauffassung beruht, wonach die Geschichte mit der weltweiten Verbreitung des westlichen Gesellschaftssystems ein Ziel und eine Richtung kenne, und er weist zutreffend darauf hin, dass ein solches Verständnis von Geschichte bereits in sich eine Tendenz zu einer Ideologie totalitärer Herrschaft trägt. Warum sollte eine Regierung sich den Wünschen eines Volkes beugen, das offenkundig „rückständig“, da den Zielen des historischen Prozesses nicht aufgeschlossen ist?

Erst vor dem Hintergrund dieser Ideologie wird verständlich, warum in analoger Weise Konflikte zwischen westlichen und nichtwestlichen Staaten (zu denen auch das Deutsche Reich gehörte) von der etablierten Geschichtsschreibung nicht anders denn als dem Westen aufgezwungen interpretiert werden können: Dass die Gegner des Westens im Unrecht sind, braucht sich notfalls nicht aus den historischen Quellen zu ergeben, weil es in den ideologischen Prämissen bereits enthalten ist. Erst die „große Erzählung“ von der weltweiten Entfaltung der menschheitsbeglückenden westlichen Zivilisation stempelt die Gegner dieses Prozesses zu Verbrechern. Wenn sie zufällig tatsächlich Verbrecher waren – um so besser, aber für die Kohärenz des etablierten Geschichtsbildes ist es nicht erforderlich.

Dass die Eliten des besiegten Deutschland mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung nach 1945 dieses Geschichtsbild übernahmen, das das eigene Land zum Schurkenstaat stempelte (und dies nicht erst ab 1933, sondern ab spätestens 1871), ja, dass sie es im eigenen Land propagierten, war, soviel steht bei Scheil zumindest zwischen den Zeilen, der Preis dafür, dass sie zum Club der globalen Eliten gehören durften. Darüberhinaus aber zeigt Scheil, wie die ständigen Reuebekenntnisse die Bundesrepublik in die Lage versetzen, als Schulmeister der nicht ganz so selbstkritischen übrigen westlichen Welt aufzutreten. Gleichsam als Musterschüler des westlichen Selbsthasses und der globalistischen Ideologie wird die Bundesrepublik dabei auf eine perverse Weise wieder tonangebend. Mit den Interessen des deutschen Volkes hat dies selbstverständlich nichts zu tun, mit der historischen Wahrheit erst recht nicht, aber den Interessen dieser Eliten kommt dieses Geschichtsbild sehr wohl zupass, und entsprechend aggressiv wird es verteidigt.

Scheil hat eine geraffte und pointierte Analyse deutscher und westlicher Geschichtspolitik vorgelegt, und ihr unter dem Titel „Von Überfällen und Präventivkriegen“ einen zweiten Text hinzugefügt, der ebenfalls Lust auf mehr macht: Darin weist er die gegen ihn gerichteten Verdächtigungen des Rechtsextremismus zurück, die im Zusammenhang mit seiner Analyse der Vorgeschichte des deutsch-sowjetischen Krieges von 1941 erhoben wurden. Er zeigt nicht nur erneut auf, wie sehr die politische Verdächtigung inzwischen das wissenschaftliche Argument als Mittel der Auseinandersetzung verdrängt hat, sondern benennt auch einige Fakten, die Neugier wecken, ob die Präventivkriegsthese womöglich doch auf stärkeren Füßen steht, als man für gewöhnlich glaubt. Darin steckt sicherlich auch Eigenwerbung des Autors. Die aber sei ihm gegönnt.

Der Niedergang des Westens

von John Robb

[Erstveröffentlichung: 8. Mai 2010 unter dem Titel „The Decline of the West“ in Global Guerillas; Übersetzung von Manfred]

Die meisten Analytiker (zumindest die, die zu lesen sich lohnt) vertreten die Auffassung, bei der Staatsschuldenkrise (Griechenland, Portugal, Spanien etc.) in der EU gehe es um den Zusammenbruch eines Systems, das eine Währungsunion ohne eine politische Union schuf. Darum geht es aber nicht. Das ist nur eine enge, beschränkte Sicht.

Stattdessen geht es bei der gegenwärtigen Staatsschuldenkrise um etwas weitaus Interessanteres: Es handelt sich um eine weitere Schlacht in dem Krieg um die Vorherrschaft zwischen „unserem“ integrierten, unpersönlichen weltweiten Wirtschaftssystem und den traditionellen Nationalstaaten. Die Frage ist, ob ein Nationalstaat den Interessen der Regierten oder denen des globalen Wirtschaftssystems dient.

Wer gewinnt? Das Weltwirtschaftssystem selbstverständlich. Die Finanzkrise von 2008, die erste wirkliche Schlacht dieses Krieges (im Unterschied zu den frühen Niederlagen in Scharmützeln in Russland, Argentinien, dem Balkan etc.) führte zu einem entscheidenden Ergebnis: einer krachenden Niederlage der Nationalstaaten. Die gegenwärtige Krise in der EU wird fast sicher mit demselben Ergebnis enden.

Wenn dieser Krieg endet, und lang wird er nicht dauern, wird das weltweite Wirtschafts- und Finanzsystem der Sieger sein. Ist dies erst geschehen, dann werden die Nationalstaaten dem Weg der Drittweltstaaten folgen und zu bloßen Staatshülsen werden: zu ausgehöhlten Fassadenstaaten, die nur dazu dienen, die Interessen des Weltwirtschaftssystems durchzusetzen. Diese neuen Staaten, mehr Markt- als Nationalstaaten, werden ihren Bürgern nur noch Bruchstücke der öffentlichen Güter bieten, die sie in der Geschichte geboten haben. Die Einkommen werden auf Drittweltniveau fallen (was durch hochgradig mobile Produktivität erleichtert wird), und die Wohlstandsschere wird sich öffnen. Schutzregeln werden schwach sein, die Pensionen des öffentlichen Dienstes werden verfallen und die Korruption regieren. Die einst dominierenden Militärapparate des Westens werden auf einen Bruchteil ihrer gegenwärtigen Größe reduziert, und sie werden sich eher auf die Aufrechterhaltung der innernen Kontrolle als auf die Abwehr äußerer Bedrohungen konzentrieren. Die klare und unzweideutige Botschaft an jeden Bürger des Westens wird lauten:

Du bist auf dich selbst gestellt. Du stehst in direktem Wettbewerb mit jedem anderen Menschen auf der Welt, und dein Erfolg oder Scheitern hängt allein von dir ab.

Für die, die da glauben, dies werde eine Woge friedlicher wirtschaftlicher Kraftentfaltung mit sich bringen: Ihr liegt falsch. Es wird die Gesellschaft in Stücke reißen und zu endloser Stagnation/Depression, endemischer Gewalt/Korruption und Elend führen.

Ohne jede moralische Basis (einen Gesellschaftspakt), ohne Stabilität oder weithin geteilten Wohlstand werden neue Quellen der Ordnung entstehen, um die Lücke zu füllen, die die Aushöhlung des Nationalstaates hinterlässt. Diese neuen Ordnungsquellen werden wir zunächst in Gestalt des Aufstiegs von Verbrechens-Unternehmern sehen, seien es der Nadelstreifengangster oder der tätowierte Straßenbandenschläger; denn in der Welt der Staatshülsen (ohne moralische Grenzen des Verhaltens) und unbegrenzter Vernetzung mit dem System der Globalwirtschaft werden diese Verbrechens-Unternehmer schnell die Oberhand gewinnen und mit Gewalt Jeden zwingen oder korrumpieren, dem sie auf dem Weg zu ihrer Bereicherung begegnen.

Wenn dies geschieht, habt ihr die Wahl.

Ihr könnt allein bleiben und nichts tun. Dann werdet ihr der neuen Verbrecherklasse zum Opfer fallen.

Ihr könnt euch ihnen anschließen, eure früheren Landsleute berauben und selbst dabei reich werden.

Oder ihr baut etwas Neues auf. Stabile Gemeinschaften und unabhängige Witschaftsnetze auf der Basis von Freiheit, Wohlstand und einem neuen Gesellschaftsvertrag.

Der Neue Adel

Zu den großen Errungenschaften des bürgerlichen Zeitalters gehörten die miteinander zusammenhängenden Ideen, dass Herrschaft sich als eine zu legitimieren hat, die dem Gemeinwohl dient, und dass dies nicht nur ein ideologischer Anspruch sein darf, sondern institutionell gewährleistet sein muss.

Dabei war von Anfang an klar, dass die Allgemeinheit, um deren Wohl es dabei geht, nicht etwa „die Menschheit“ ist, sondern jeweils ein konkretes Volk. Sofern das Gemeinwohl durch demokratische Verfahren gesichert wird, kann es bereits begriffslogisch, erst recht praktisch, nicht anders sein: Die Zumutung, die es für politische Minderheiten darstellen muss, sich den Entscheidungen der Mehrheit zu beugen, wäre gar nicht anders zu rechtfertigen als durch die Erwartung der Solidarität innerhalb eines Volkes; dass also zwischen Mehrheit und Minderheit Meinungsverschiedenheiten darüber bestehen, was jeweils konkret im Sinne des Gemeinwohls ist, dass aber kein Dissens darüber besteht, dass die Mehrheit mit dem Gemeinwohl zugleich das Wohl der unterlegenen Minderheit im Auge hat.

Demokratie setzt also voraus, dass es so etwas wie ein Volk gibt. Dies gilt nicht nur horizontal – dass also innerhalb eines demokratischen Gemeinswesens der Idee nach nicht mehrere Völker existieren können; es gilt auch und gerade vertikal und bedeutet, dass die herrschenden Eliten dem Gemeinwohl, also dem Wohl des Volkes, ihres Volkes, verpflichtet sind.

Die miteinander untrennbar verbundenen Gedanken von Demokratie und Nation konnten nur deshalb zur Kampfparole gegen die überkommene Adelsherrschaft werden, weil der Adel sich, zumindest aus der Sicht der bürgerlichen Revolutionäre, dem Dienst am Gemeinwohl in doppelter Weise verweigerte: zum einen, indem er keinen Gedanken daran verschwendete, ob seine Herrschaft im Interesse der unteren Stände lag; zum anderen, indem er unter seiner „Nation“ seinen Stand verstand. Einer Marie Antoinette kam es nicht in den Sinn, dass es in irgendeinem vernünftigen Sinne des Wortes „Verrat“ sein könnte, die Aufmarschpläne der eigenen französischen Truppen den zu ihren Gunsten intervenierenden Feinden preiszugeben; sie konnte nach ihrer Lesart das französische Volk nicht verraten: Dieses Volk war ihr Eigentum. Der Adel war eine internationale Kaste, Völker existierten für ihn nicht, sie waren bloße Masse: eine Masse von Untertanen.

Genau dies ist auch das Selbstverständnis der heute herrschenden Klasse, des Neuen Adels.

Will man dessen Ideologie in wenigen Sätzen zusammenfassen, so lautet sie, dass die Globalisierung „unvermeidlich“, und dass sie etwas Gutes ist: im globalen Maßstab also Kapitalverflechtung, freier Markt, freie Migration, Deregulierung von Märkten. Die politischen Konsequenzen liegen auf der Hand: Transferierung von Kompetenzen von den Nationalstaaten (der Idee nach also den Völkern) auf supranationale Organisationen (also auf unkontrollierbare Technokraten), Aushöhlung demokratischer Strukturen, Verschmelzung von Völkern und Kulturen.

Damit Märkte frei sind – frei von politischen Interventionen -, müssen die Nationalstaaten Entscheidungsbefugnisse abgeben. Das heißt selbstverständlich nicht, dass es keine Regeln gibt – irgendwelche Regeln muss es ja geben, sondern, dass sie von Institutionen wie der EU, dem IWF, der WTO gesetzt werden.

Warum aber sollten nationale Regierungen ihrer damit verbundenen Selbstentmachtung zustimmen? Nun, weil es sich eben nicht um eine Selbstentmachtung handelt, sondern ganz im Gegenteil um eine Selbstermächtigung: Die Regierungen herrschen ja weiter, aber eben nicht jede einzelne über ein Land, sondern alle zusammen über alle Länder. Es handelt sich um eine Kollektivherrschaft, um die Herrschaft einer Klasse. Eine Herrschaft, die aus der Sicht der Herrschenden den eminenten Vorteil hat, ohne so lästige Dinge wie parlamentarische Kontrolle oder öffentliche Kritik auszukommen. Kritik an einzelnen Regierungen wird zahnlos, wenn letztere darauf verweisen können, bloß Sachzwängen zu folgen. Dass diese Sachzwänge aus selbstgeschaffenen Strukturen resultieren, braucht man ja nicht zu erwähnen.

Der natürliche Widerstand der Völker gegen die Auflösung und Zerstörung ihrer Identität, ihrer Unabhängigkeit, ihrer Kultur, ihrer Sitten und Traditionen wird auf diese Weise nicht nur ausmanövriert, er erscheint sogar als etwas Rückständiges, Plebejisches, ja Böses.

Zum Gesamtbild gehört selbstredend auch, dass national geprägte Wirtschaftsstrukturen aufgelöst werden müssen. Freiheit von parlamentarischer Kontrolle genügt nicht; die Politik darf auch nicht auf dem Umweg über zum Beispiel eine „Deutschland AG“ gezwungen werden, sich an nationalen Interessen zu orientieren. Es ist wenig beachtet und bezeichnenderweise auch kaum zum Thema gemacht worden, dass eben diese Deutschland AG, das Netz wechselseitiger Verflechtungen innerhalb der deutschen Wirtschaft, in den neunziger Jahren zugunsten der Einbindung in etwas aufgelöst wurde, das man „Welt AG“ nennen könnte. Spätestens die von der rotgrünen Koalition beschlossene Steuerfreiheit für Veräußerungsgewinne stellte eine handgreifliche Aufforderung an die deutsche Wirtschaft dar, sich zu internationalisieren, und sie führte auch zum Ausverkauf der deutschen Wirtschaft. Zusammen mit der Einführung des Euro bedeutete dies den gelungenen Versuch, die drittstärkste Wirtschaftsmacht der Welt politisch zu neutralisieren. Die Internationalisierung der politisch herrschenden Klasse ging mit der der wirtschaftlich herrschenden Hand in Hand.

An einem solchen Prozess ist eine derartige Vielzahl von Akteuren beteiligt, dass es ohne einen Konsens über die Ziele dieser Politik nicht geht. Die Ideologie, die all dies legitimiert, muss nicht nur vorherrschend sein – was ja Raum für Dissidenz und für die Formulierung alternativer Konzepte ließe – sie muss zumindest innerhalb der herrschenden Klasse alternativlos und damit als Ideologie überhaupt nicht mehr erkennbar sein. Die gesellschaftliche Ideologieproduktion, namentlich die Wissenschaft und die Medien, müssen außerstand gesetzt werden, alternative Wirklichkeitsdeutungen vorzulegen.

Auf der Basis bloß eines platten neoliberalen Ökonomismus ist dergleichen nicht möglich: Zu weit verbreitet und zu tief verankert ist die sozialistische Kritik daran. Da trifft es sich, dass die marxistische Linke als Trägerin dieser Kritik mit dem Ende des auf dem Marxismus beruhenden sozialistischen Gesellschaftsmodells seit 1990 politisch bankrott ist und keine Alternative zum Kapitalismus mehr aufzuzeígen vermag. Das zerstörerische Potenzial des Marxismus ist aber nach wie vor vorhanden und wie geschaffen dafür, die Strukturen zu beseitigen, die der ungehemmten Entfaltung des Globalismus noch im Wege stehen. Der herrschaftskritische und egalitaristische Elan des Marxismus braucht lediglich von der Kapitalismuskritik ab- und auf Religions-, Nationalismus- und Traditionalismuskritik hingelenkt werden: Es entsteht eine Ideologie, die die bloße Wahrnehmung von Unterschieden, etwa zwischen Völkern, Religionen, Kulturen und Geschlechtern, erst recht aber ihre Affirmation als „rassistisch“, „ethnozentrisch“, „xenophob“, „sexistisch“, oder schlicht als „menschenfeindlich“ brandmarkt und damit die Auflösung überkommener Strukturen – Völkern, Familien, Religionen – vorantreibt. Sogar ein bisschen „Sozialismus“ dürfen die Linken noch spielen, weil der Sozialstaat als Immigrationsmagnet wirkt und damit die Existenz der Völker, also der potenziell mächtigsten Gegenspieler des Globalismus, untergräbt.

Wer darin einen Widerspruch zu den Idealen des Neoliberalismus sieht, verkennt, dass diese Art von Liberalismus kein zu befolgendes ordnungspolitsches Prinzip, sondern eine zu verwirklichende Utopie darstellt: Den Sozialstaat kann man unter solchen Vorgaben schon eine Weile in Kauf nehmen; es genügt, dass er eines Tages aufgrund seiner chronischen und stets zunehmenden Überforderung zusammenbrechen wird. Bis dahin wird er aber seinen Dienst getan haben, politische Solidargemeinschaften in bloße Massen von Einzelnen verwandelt zu haben. In der Zwischenzeit bindet seine Existenz die einheimische Unter- und untere Mittelschicht an die Linksparteien und hält sie davon ab, sich gegen die systematische Überfremdung und Zerstörung der eigenen Lebenswelt zur Wehr zu setzen. Indem sie an den Sozialstaat gefesselt werden, werden sie (und noch dazu umso mehr, je mehr sich ihre Lebensverhältnisse verschlechtern), an eine Struktur gefesselt, die die weitere Verschlechterung der Lebensverhältnisse bis zum Zusammenbruch garantiert.

Überhaupt ist ein gewisses Maß an finanzieller Selbstüberforderung der Nationalstaaten durchaus gewollt: Nur wer pleite ist – das lehrt auch die neueste Krise -, ist gezwungen, sich der Überwachung und Gängelung durch supranationale Organisationen zu unterwerfen und verliert seine Unabhängigkeit, ohne dass deswegen ein einziger Schuss abgefeuert werden müsste. Wer Neoliberalismus und Sozialismus immer noch als Gegensätze auffasst, hat – pardon – das Ende des Kalten Kriegs verschlafen.

Weil dies so ist, ist die Gleichheit in Gestalt einer Gleichmacherei, die nicht einmal zwischen Wir und Sie unterscheiden darf, verbunden mit dem Dogma von der angeblich unausweichlichen Globalisierung (auch sie ein vulgärmarxistisches Relikt), die ideologische Basis, auf der die Herrschaft der globalistischen Eliten aufbaut. Der Fortschritt kennt nur eine Richtung: Liberalisierung, Egalisierung, Entstrukturierung, Globalisierung. Dieser Glaube, der implizit jeden Widerspruch als reaktionär, fundamentalistisch oder rechtsradikal verketzert, darf nicht angefochten werden. Er kann auch gar nicht angefochten werden, jedenfalls nicht mit Aussicht auf gesellschaftliche Wirksamkeit, weil die Institutionen und Funktionssysteme, die die gesellschaftliche Wirklichkeitsbeschreibung hervorbringen, von den Globalisten monopolisiert werden.

Dabei kommt der Monopolisierung der „Wissenschaft“ die Schlüsselrolle zu, weil von hier aus die maßgebliche Ideologie aller anderen gesellschaftlichen Funktionssysteme gesteuert wird: Schule, Medien, Wirtschaft, Recht, Politik.Da die Universität die notwendige Durchgangsstation für Jeden ist, der den Eliten gehören will, ist deren ideologische Konformität sichergestellt. Über die Zugehörigkeit zur herrschenden Klasse entscheidet die Bejahung einer Ideologie.

An dieser Stelle wird deutlich, dass der Begriff des „Neuen Adels“ in zweierlei Hinsicht der Konkretisierung bedarf:

Zum einen beruht der Neue Adel nicht auf Dynastien; natürlich wird es auch weiterhin karrierefördernd sein, wenn schon die Eltern der Elite angehörten, aber dynastisches Denken, überhaupt Familiensinn, widerspricht dem radikalen Individualismus der Ideologie. Die Bejahung dieser Ideologie, nicht die Abstammung, ist das Entree zum Neuen Adel; wer dagegen loyal zum eigenen Volk ist, die eigene Kultur bewahrt oder an die Wahrheit der eigenen Religion glaubt, hat sich bereits dadurch disqualifiziert.

Zum anderen endete die Macht des alten Adels dort, wo die der Kirche begann und umgekehrt. Eine Klasse, in deren Hand sich nicht nur die wirtschaftliche und politische, sondern auch die ideologische und religiöse Macht vereint, die also zugleich definiert, was wahr und unwahr, was gut und böse ist, ist nicht einfach ein Adel, sondern ein Priesteradel, der korporativ totalitäre Macht ausübt.

Auf diese Weise ist es ihm auch möglich, Heerscharen von Mitläufern zu rekrutieren, ohne sie zu bezahlen. Der Wissenschaftsproletarier auf seiner befristeten Drittelstelle; der „freie“, weil zeilenweise bezahlte Journalist; der Lehrer, der sich bis zum körperlichen Zusammenbruch an einer Schule an „sozialen Brennpunkten“ aufreibt und sich selbst gratuliert, dass er trotzdem nicht zum „Ausländerfeind“ geworden ist; sie dürften sich bloß der Entlohnung nach kaum als Teil einer Elite fühlen, jedenfalls nicht nach bürgerlichen Maßstäben.

Nach den Maßstäben des Neuen Adels dürfen sie dies sehr wohl, weil sie durch die Bejahung seiner Ideologie zwar nicht an seiner Macht und seinem Reichtum teilhaben, wohl aber an seiner Selbstabgrenzung gegenüber der Plebs, dem Stammtisch, den bildungsfernen Schichten, oder wie auch immer die Menschen genannt werden, die die Ideologie der Eliten aufgrund ihrer täglichen Erfahrung als Lüge durchschauen. Aus der Sicht des Neuen Adels ist die Fadenscheinigkeit seiner ideologischen Konstrukte – etwa der „Diskriminierung“, des „Gender Mainstreaming“ oder der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ – durchaus funktional, gerade weil jeder Plattkopf sie durchschaut.

Wer sie dagegen bejaht, bekundet dadurch seine Bereitschaft zu glauben, was er glauben soll, also zur ideologischen Unterwerfung. Nicht trotz, sondern wegen ihrer haarsträubenden Dummheit und surrealistischen Wirklichkeitsferne eignen sie sich perfekt als das moderne Äquivalent zum Gesslerhut.

Mit dem Gemeinwohl hat der Neue Adel, den man deswegen auch so nennen darf, selbstredend nichts im Sinn, jedenfalls nicht, insofern das „Gemeinwohl“ von den Betroffenen zu definieren wäre, wie es dem demokratischen Gedanken entspräche. Die global herrschende Klasse hat ja kein globales Volk als Gegenpart, dessen Urteil sie sich in einer Art „Menschheitsdemokratie“ unterwerfen würde. Die wirkliche Menschheit wird immer den Erhalt der eigenen Gemeinschaften, Kulturen und Lebenswelten fordern; eine Menschheitsdemokratie ist daher ein Widerspruch in sich. Als Utopie, mit deren Hilfe die Zerstörung der Völker gerechtfertigt wird, taugt sie aber allemal – ganz ähnlich wie der Kommunismus, der ja auch nie hätte verwirklicht werden können, aber der totalitären Machtusurpation einer durch Ideologie zusammengehaltenen Klasse als moralisches Feigenblatt diente.

Versailles ohne Krieg

„‚Le boche payera tout‘ – die verfluchten Deutschen werden alles bezahlen – hieß es seinerzeit und anscheinend heute wieder. Die Unverfrorenheit, mit der die europäischen ‚Freunde‘ derzeit Deutschland unter Druck setzen, im Namen Europas und des Euro Abermilliarden als Beihilfe zur Konkursverschleppung im griechischen Faß ohne Boden zu versenken, muß auch dem Naivsten klarmachen, wie bitter wahr die Analogie des hellsichtigen Figaro-Leitartiklers zwischen den Versailler Reparationsbestimmungen und der Abschaffung der Deutschen Mark war.“

Michael Paulwitz

Lesebefehl!

Tom Buhrow tut etwas, was man von einem GEZ-Journalisten niemals erwartet hätte: Er redet Klartext. Lest die Übersetzung von Chripa bei Kewil (hier klicken!).  Hier nur ein Kostpröbchen:

Die meisten europäischen Regierungen wollten auf zwei Hochzeiten tanzen.- Nationalstaaten bleiben während sie wirtschaftliche Solidarität erwarteten. Das ist so, als würde jemand ein eigenes Bankkonto haben wollen und von seinem Nachbarn erwarten, ihn vor einer Überziehung des Kredits zu schützen.

Heute werden die Deutschen des Egoismus und des Nationalismus beschuldigt, weil sie zögern, anderen Ländern aus der Patsche zu helfen. Alte Anschuldigungen machen die Runde. Ist es das, was das europäische Projekt ausmacht, entweder Deutschland zahlt die Rechnung oder unsere Vergangenheit wird gegen uns in Stellung gebracht?

Fact – Fiction » Blog Archive » Buhrow, Buhrow, Buhrow – Übersetzung 2.

Die Grenzüberschreitung

Als wir am vergangenen Samstag in Berlin gegen den politischen Schauprozess gegen Geert Wilders und für die Meinungsfreiheit in Europa demonstriert haben, speziell auch für unser Aller Recht, den Islam zu kritisieren, da war weniger die geringe Teilnehmeranzahl ernüchternd – meine Güte, unsere islamischen Freunde werden mit den ihnen eigenen Unsitten noch ganz von alleine dafür sorgen, dass der Protest gegen die Islamisierung Deutschlands zur Massenbewegung anschwillt.

Als störend empfand ich vielmehr die unangemessene Symbolik. Mir war jedenfalls rätselhaft, was bei einer Demonstration für die Erhaltung der Meinungsfreiheit in Europa die amerikanischen und israelischen Fahnen zu suchen hatten, die die Bühne dominierten. Gut, vielleicht wollte Mitveranstalter PI sein Motto „proisraelisch – proamerikanisch“ illustrieren. Nur besteht unter der Regierung Obama zwischen beiden Punkten ein immer lauter schreiender Widerspruch.

Auch das Anliegen, gegen die Islamisierung Europas zu sein, verträgt sich schlecht mit der Unterstützung für die USA, die maßgeblich an der Anerkennung des muslimischen Kosovo beteiligt waren, ihr Möglichstes tun, der Türkei den Weg in die europäische Union zu ebnen, europäische Staaten wegen angeblicher „Diskriminierung“ von Muslimen an den Pranger stellen, den Dschihad ausschließlich dann bekämpfen, wenn er in Gestalt des Terrorismus auftritt, um ihm in jeder anderen Form Vorschub zu leisten, und unter Obama einen Kurs eines Islam-Appeasements eingeschlagen haben, der dem Gerücht, der Präsident sei selbst Moslem (geblieben), täglich neue Nahrung gibt.

Die Bühne war mit insgesamt vier verschiedenen Flaggen geschmückt: Außer der amerikanischen und der israelischen hingen dort, dem Anlass angemessen, eine niederländische und eine engliche (nicht britische: das Georgskreuz, nicht der Union Jack) zu Ehren einer anwesenden Abordnung der English Defense League. Auf den Gedanken, eine schwarzrotgoldene Flagge anzubringen, war keiner der Veranstalter gekommen.

Auch diese Leisetreterei – nur ja nichts Nationales! – steht im Widerspruch zu dem Ziel, die Islamisierung Europas zu verhindern. Ich verliere allmählich die Geduld mit diesem aseptischen Liberalismus, der immer bloß „liberale Werte“, bestenfalls noch „den Westen“ verteidigt und buchstäblich ums Verrecken nicht wahrhaben will, dass der Dschihad gegen die Völker Europas, gegen ihre freiheitliche Ordnung, gegen ihre kulturelle, gegen ihre ethnische Identität ein und derselbe Dschihad ist, und dass er primär mit dem Mittel der systematischen ethnischen Unterwanderung und Verdrängung geführt wird! Wir blöd muss man als „Islamkritiker“ eigentlich sein, um nicht zu sehen, dass man die Islamisierung nicht verhindern und die freiheitliche Gesellschaft nicht verteidigen kann, wenn man nicht bereit ist, die Integrität und Identität des eigenen Volkes zu schützen?

Wenn man aber schon glaubt, es käme lediglich auf die liberalen Werte an und nicht auf die Selbstbehauptung der Völker, die diese Werte hervorgebracht haben, dann hängt man eben überhaupt keine Nationalflaggen auf. Alle anderen Flaggen aufzuhängen, nur die eigene nicht, ist ein Akt der Selbsterniedrigung.

Ein weiterer Fall unangemessener Symbolik war die extreme Dominanz israelischer Fahnen auch unter den Demonstranten. Unangemessen war sie deshalb, weil sich es sich um eine Demo für die Meinungsfreiheit und nicht primär gegen Islamisierung handelte. Wäre letzteres der Fall gewesen, dann hätten die israelischen Fahnen noch einen gewissen Bezug zum Thema gehabt:

Sie hätten dann illustriert, dass man auch gegen den islamischen Antisemitismus demonstriert und den palästinensischen „Opfer“-Diskurs zurückweist, der regelmäßig zur Untermauerung des muslimischen Selbstbildes als arme verfolgte Gemeinschaft herangezogen wird. Nicht zuletzt wären sie dann möglicherweise geeignet gewesen, jene Repräsentanten des deutschen Judentums aufzurütteln, die nicht wahrhaben wollen, dass mit der Islamisierung Europas die von den Moslems angestrebte Einkreisung, letztlich Eliminierung Israels vollendet wäre, und dass Juden in einem islamisierten Europa Bürger zweiter Klasse wären, wahrscheinlich aber nicht einmal das.

Obwohl diesen Repräsentanten bekannt sein muss, dass antisemitische Gewalttaten in Deutschland überwiegend von Muslimen begangen werden, und dass scharenweise jüdische Schüler von öffentlichen auf jüdische Schulen flüchten, weil sie unter türkischen und arabischen Mitschülern ihres Lebens nicht mehr sicher sind, schrecken sie nicht davor zurück, Islamkritiker als Nazis zu verleumden, und können sie allem Anschein nach an keiner Kamera und keinem Mikrophon vorübergehen, ohne sich als islamophile Pausenclowns zu produzieren. Ein solches Maß an Verblendung ist schwerlich anders erklärbar als durch tiefsitzende Deutschfeindlichkeit.

Viele, die zu einer PI- oder Pax-Europa-Demo gehen, nehmen vielleicht schon aus Gewohnheit israelische Flaggen mit, auch wenn sie nicht zum Thema passen. Ich will es jetzt mit der Beckmesserei nicht übertreiben, nur zu etwas mehr Sensibilität bezüglich der Frage aufrufen, wann welche Symbolik angemessen ist. Der Eindruck ist jedenfalls nicht von der Hand zu weisen, dass manche islamkritischen Mitstreiter die Israelflaggen vor allem deshalb mit sich führen, weil sie nicht als politically incorrect dastehen wollen; dass sie die Normen des linken Gutmenschentums so tief verinnerlicht haben, dass sie sich nicht trauen, für das eigene Volk zu demonstrieren; und dass sie vor allem deswegen ersatzweise die Israelis adoptieren, die auf diese Weise zur Kompensation deutscher Identitätsneurosen missbraucht werden.

Ich selbst trete bekanntlich ganz entschieden für die deutsch-israelische Freundschaft ein, aber ich vergesse doch keinen Moment, dass sie, soweit vorhanden, die Freundschaft zweier Völker ist. Wer will, mag sie dadurch propagieren, dass er demonstrativ beide Flaggen hochhält. (Ich selbst täte es eher nicht, aber das ist Geschmackssache.)

Was aber überhaupt nicht geht, ist das hier:

 

 

 

 

 

 

 

 

Dass es sich um zwei Völker handelt, impliziert, dass es eine Grenzüberschreitung, mindestens eine grobe Geschmacklosigkeit darstellt, die Symbole des einen auf die Nationalflagge des anderen zu setzen. Es ist aber noch weitaus mehr als dies:

Stellen wir uns vor, ein rechtsextremer Karikaturist würde die schwarzrotgoldene Flagge so darstellen; der hätte sofort ein Verfahren wegen Volksverhetzung am Hals. Man würde ihm unterstellen, er wolle die Bundesrepublik als ein jüdisch kontrolliertes Staatswesen karikieren und „die Juden“ in der Tradition antisemitischer Verschwörungstheorien als die heimlichen Herrscher Deutschlands darstellen.

Warum würde man ihm dies unterstellen? Weil genau dies die Aussage eines solchen Bildes ist! Als Saddam Hussein „Allahu akbar“ auf die irakische Flagge schreiben ließ, definierte er damit den Irak als islamisches Gemeinwesen. Als die SED die deutsche Flagge mit Hammer und Zirkel verunzierte, illustrierte sie damit, dass ihr Staat ein sozialistischer Staat war. Und wenn jemand einen Davidsstern, der in der israelischen Flagge für den jüdischen Charakter des Staates steht, auf die deutsche Flagge setzt, nennt er die BRD damit eine Judenrepublik; ob er das positiv oder (wie jener hypothetische Karikaturist) negativ meint, spielt für den Gehalt der Aussage keine Rolle. Meint er es positiv, dann lehnt er damit die Selbstbestimmung der deutschen Nation ab.

Mir ist unerfindlich, wie PI seinen Bericht über die Wilders-Demonstration ausgerechnet mit diesem Bild illustrieren konnte, das bestenfalls eine Peinlichkeit ersten Ranges ist. (Man stelle sich vor, Claudia Roth hätte, was ihr durchaus zuzutrauen ist, eine Deutschlandfahne mit Halbmond geschwenkt. Die Kollegen von PI wären die ersten gewesen, die dies als Symbol für die Islamisierung Deutschlands angeprangert hätten!)

Die Autoren von Altermedia (einem Blog von und für Anhänger der äußersten Rechten) jedenfalls ließen sich dieses gefundene Fressen nicht entgehen und kommentierten dieses Foto prompt mit einem hämischen: „Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Wie wahr, wie wahr.“ Und dafür brauchen sie sich, anders als besagter Karikaturist, nicht einmal vor dem Staatsanwalt zu fürchten.

So züchtet man Antisemitismus.

Tod eines Patrioten

Ich will sie nicht gerade Krokodilstränen nennen, die Tränen, die führende europäische Politiker anlässlich des Todes von Lech Kaczynski vergießen. Aber insgeheim wird mancher von ihnen froh sein, sich mit dem unbequemen polnischen Präsidenten nicht mehr auseinandersetzen zu müssen.

Kaczynskis leidenschaftlicher Patriotismus, sein unbedingtes Beharren auf der Selbstbehauptung seiner Nation in einem Europa, in dem Vaterlandsliebe vielerorts als Vorstufe zum Rechtsextremismus verteufelt wird, erst recht sein katholisch geprägter Konservatismus, der hierzulande ohne weiteres das Verdikt des „Fundamentalismus“ auf sich zöge, machten ihn unter den „Eliten“ Europas zu einem Fremdkörper.

Diesen „Eliten“, in ihrer Geschichtsvergessenheit, ihrer Gottlosigkeit, ihrem größenwahnsinnigen Hang, sich als Gesellschaftsingenieure und Identitätsdesigner zu betätigen, musste ein solcher Mann wie ein Dinosaurier erscheinen, wie ein Relikt aus den dreißiger Jahren, wie ein lästiges Hindernis auf dem Weg in ihre Schöne Neue Welt.

Seinen Kampf gegen die Machtusurpationen der EU kann man nicht verstehen, wenn man vergessen hat, wie sehr die polnische Identität von dem Kampf geprägt ist, den das polnische Volk gegen das Aufgehen in Großimperien führen musste. Im Gegensatz zum deutschen Volk, für das der Weg zur nationalen Unabhängigkeit vor allem in der Überwindung der eigenen Zersplitterung von der kleineren zur größeren Einheit führte, musste das polnische seine Freiheit den größeren Einheiten abringen.

Kaczynskis Feindseligkeit gegen Deutschland (und Russland) braucht man nicht zu beschönigen. Als reaktionäres Vorurteil kann sie aber nur Derjenige abtun, der die Völker Europas als lästiges Relikt aus finsterer Vergangenheit entsorgen zu müssen glaubt und nicht glauben will, wie finster eine Zukunft sein muss, in der diese Völker als politische Realitäten nicht mehr existieren werden.

Wer eine solche Zukunft freilich anstrebt, kommt gar nicht herum um den Versuch, ein europäisches oder gar globales Einheits-Geschichtsbild in die Köpfe zu hämmern. Europas Geschichtsdesigner wissen sehr genau, was nationale Geschichtsbilder zur Aufrechterhaltung von nationalen Identitäten leisten und dass sie sie „dekonstruieren“ müssen, wenn sie die Völker destruieren wollen. Über Fakten kann man sich über nationale Grenzen hinweg einig sein; die Bewertung dieser Fakten aber ist ein Frage nationaler Interessen und Identitäten. Man kann von differierenden Lesarten lernen, aber nur, wenn man sie zulässt, nicht, wenn man sie mutwillig zu verschmelzen versucht.

Kaczynski hat das gewusst, und so kann man selbst bei dem Gezerre um das Vertriebenenzentrum nicht der polnischen Seite vorwerfen, dass sie ihre Sicht der Dinge durchzusetzen versuchte – das war nur ihre Pflicht; vielmehr muss man den beteiligten deutschen Politikern ankreiden, dass sie um jeden Preis, und sei es den der Selbsterniedrigung versuchten, zu einer Gemeinsamkeit der Lesarten zu gelangen, wo es eine solche nicht geben kann. Dass sie es aber versuchten, zeigt an, dass sich hier nicht eine polnische und eine deutsche Geschichtsauffassung gegenüberstanden, sondern eine polnische und eine, die sich gegen Völker überhaupt richtet.

Bismarck sagte einmal zu einem Gesprächspartner, der ihm das damals modernste Projekt – den Kolonialimperialismus – schmackhaft zu machen versuchte, seine Karte von Afrika sei ja sehr schön; er aber, Bismarck, habe eine andere: „Hier ist Frankreich, hier ist Russland, und dazwischen sind wir; das ist meine Karte von Afrika“. Kaczynski hatte seine Karte von Europa: hier Deutschland, dort Russland, dazwischen Polen. Das war nicht Chauvinismus, das war Verantwortungsbewusstsein.

Die Völker Europas haben am heutigen 10. April 2010 einen der profiliertesten Kämpfer gegen das totalitäre Technokratentum ihrer „Eliten“ verloren.

Ein schwarzer Tag.

Netz gegen Meinungsfreiheit

Ein gewisser Markus Ströhlein – ein Name, den man sich schon deshalb merken sollte, weil sein Träger durchaus einmal Minister werden könnte; als verdienter politischer Denunziant im Krampf gegen Rechts wie als Autor eines linksradikalen antideutschen Blattes erfüllt er jedenfalls alle in diesem Staat geforderten Karrierevoraussetzungen -, dieser Markus Ströhlein also hat zunächst in besagtem Blatt einen Schmähartikel gegen die deutschnationale Musikerin DeeEx veröffentlicht, in der er sie („Ihre Fans rekrutiert sie unter den Anhängern der DVU und den ‚Autonomen Nationalisten’“) in die rechtsextreme Ecke zu schieben versuchte.

Kein Wunder, dass das „Netz gegen Nazis“, gesponsert von der „Zeit“, einem ehemals liberalen Qualitätsblatt und heutigem Zentralorgan des Nadelstreifenstalinismus deutscher Meinungsmacher, diesen Artikel gerne aufgriff.

Erst recht kein Wunder in der BRD des Jahres 2010 ist die beflissene Eilfertigkeit, mit der Netzdienstanbieter wie Youtube und Facebook sich am Kalten Krieg gegen die Meinungsfreiheit beteiligen und auf eine bloße Denunziation hin – die stimmen muss, weil sie ja von den ach so seriösen Medien stammt, die hinter dem „Netz gegen Nazis stehen“ – das Benutzerkonto von DeeEx löschen.
Hoffen wir, dass sich in diesem Falle das Gesetz der unbeabsichtigten Rückwirkungen bewahrheitet, und dass DeeEx nicht nur in der Jungen Freiheit die Publicity bekommt, die sie verdient hat. Ich jedenfalls bin erst durch diesen Vorgang – den man nicht wirklich einen Skandal nennen kann, weil das, was in einem anständigen freiheitlichen Land skandalös wäre, in der heutigen BRD Alltag ist – auf DeeEx und ihre NoHoeArmy (NHA) aufmerksam geworden (was es mit Letzterer auf sich hat, könnt Ihr diesem Interview in der JF entnehmen). Ihr Musikblog und der NHA-Blog sind ab sofort prominent auf meiner Blogroll vertreten – und wie ich hoffe auch auf denen vieler anderer Blogger.

Sollte dies eintreten, hätte Herr Ströhlein der Künstlerin doch noch zu einem größeren Publikum für ihre Musik und ihre Ideen verholfen. So macht sich eben Jeder auf seine Art ums Vaterland verdient.

Der Wind dreht sich

Man merkt es nur an Kleinigkeiten, aber islamkritische Positionen sind auf dem Vormarsch. Die Süddeutsche berichtet unter dem Titel „Besuch von der anti-islamischen Kampftruppe“ über eine Aktion der Münchner PI-Gruppe, und sie traut sich nicht mehr, das zu tun, was sie vor einem Jahr noch mit größter Selbstverständlichkeit getan hätte, nämlich PI als rechtsradikal zu verleumden, „obwohl vor allem im Kommentarbereich der Internetseite täglich fremdenfeindliche Ressentiments veröffentlicht werden“ – dieser Hinweis musste natürlich sein.

Die Medien nehmen das vor, was man im militärischen Jargon „Frontbegradigung“ nennt. Sie sehen, dass die Verleumdung von PI und überhaupt der liberalen Islamkritik als „rechtsradikal“ zunehmend lächerlich wirkt und machen sie deshalb stattdessen zum Außenposten des gerade noch Tolerierbaren – natürlich um den Preis der Abgrenzung „nach Rechts“ – also gegenüber Allen, die nicht nur den Islam problematiseren, sondern Masseneinwanderung schlechthin für einen gigantischen verantwortungslosen Menschenversuch halten, von dem man nicht einmal behaupten kann, sein Ausgang sei ungewiss; und gegenüber Allen, die nicht nur die Demokratie, sondern konsequenterweise auch deren politische und kulturelle Grundlagen bewahren zu wollen, also den National-, Rechts- und Ordnungsstaat, das Christentum, das Volk, die Nation – aber auch die Säkularität (zu der unter anderem gehört, dass nicht politische Ideologien zu Ersatzreligionen umgedeutet werden, in deren Namen man dann Kreuzüge gegen Andersdenkende führt).

„Dennoch dürften die meisten Leser und Aktivisten keine Rechtsradikalen sein. Kiwitt wählt konservativ, mitunter auch die FDP. „Niemals aber würde ich mein Kreuz rechts jenseits der CSU machen – und auch niemals links der SPD, bei der Partei, die ich immer noch SED nenne.“

Mit „konservativ“ sind hier selbstredend die Unionsparteien gemeint. (Was von deren „Konservatismus“ zu halten ist habe ich schon mehrfach thematisiert, z.B. in meinem Artikel „Verrat mit Ansage„.) Also die, für die die Islamisierung Deutschlands allenfalls insofern ein Problem ist, als sie (vorzeitig) den Blick darauf lenkt, wie problematisch eine multikulturelle Gesellschaft schlechthin ist, was dazu führen könnte, dass die Völker Europas sich gegen ihre geplante Abwicklung womöglich doch noch zur Wehr setzen, bevor es dazu zu spät ist, sprich bevor ein Zustand eingetreten ist, der das fürsorgliche Eingreifen und Durchregieren undemokratischer, aber wohlmeinender supranationaler Organisationen rechtfertigt und unvermeidlich macht.

Die Freude darüber, dass die Islamkritik auf dem Vormarsch ist, sollte also nicht dazu verführen, einer politischen Klasse auf den Leim zu gehen, die jetzt das Thema für sich entdecken wird, um von der dahinterstehenden grundlegenderen Frage abzulenken, welche Art von Zivilisation wir eigentlich wollen, und welche Art von Zivilisation überhaupt nachhaltig sein kann. Dass sie nicht islamisch sein soll, ist per se noch keine Antwort.

Israel und der Globalismus

Mega Dux hat neulich in einem Kommentar zu „NWO – Eine Verschwörungstheorie?“ die Frage aufgeworfen, woher es nur komme, dass er bei „NWO“ immer an den Antichristen denken müsse. Aus seiner Sicht eine rhetorische Frage, aber da der Zusammenhang nicht Jedem so klar vor Augen stehen dürfte wie ihm, und weil das Thema einige vielleicht überraschende Bezüge enthält, möchte ich es ein wenig vertiefen:

Die Gestalt des Antichristen als Verkörperung des Bösen wird normalerweise mit dem „Tier“ aus der Apokalypse (der Offenbarung des Johannes, des letzten Buches des Neuen Testaments) identifiziert. Die Apokalypse lehnt sich dabei inhaltlich und stilistisch an die jüdische apokalyptische Tradition an, insbesondere an das Buch Daniel (Kap. 7-11).

Es geht mir hier nicht um die im engeren Sinne theologischen Bezüge, sondern um den historischen Hintergrund: Die Endzeitvisionen des Buches Daniel gehören in den Kontext des Makkabäeraufstandes gegen das Seleukidenreich, in einem erweiterten Sinne also gegen die Hellenisierung des jüdischen Volkes und seiner Religion. Der Kampf gegen sein Auflösung in seiner heidnischen hellenistischen Umgebung und der Kampf gegen seine religiöse „Hellenisierung“ gehören zusammen. Im Seleukidenreich hatten die Juden einen Feind, der beides angriff, das jüdische Volk und seinen Gott.

In diesem Text taucht erstmals das Motiv vom Reich Gottes auf, das als das Reich des Guten den irdischen Reichen des Bösen gegenübergestellt wird, zunächst also dem Seleukiden-, später dem Römerreich. „Böse“ waren diese Reiche im doppelten Sinne: einmal, indem sie das jüdische Volk unter Druck setzten, in einer größeren Einheit aufzugehen, zum anderen durch ihre kompromisslose Diesseitigkeit. Bleiben wir beim Römischen Reich mit seinen Gladiatorenspielen, seiner Sklaverei, seiner schamlosen Sinnlichkeit, mit einem Wort: seiner offenkundigen Gottlosigkeit. Dieses Reich kannte Religion nur in zweierlei Formen: einmal als Staatskult mit rein politischen Funktionen, zum anderen als privaten fröhlichen Aberglauben, der einem durchs Leben half; da wechselte man schon einmal die Götter.

Tolerant war diese Art von „Religiosität“ durchaus: Für antike Großreiche und ihre Herrscher wäre nichts sinnloser gewesen als ein Religionskrieg. Was war denn schon dabei, die Götter unterworfener Völker anzuerkennen, wenn man sich dadurch deren wenigstens passive Loyalität sichern konnte? Und was war, aus der Sicht dieser Völker, schon dabei, dem römischen Staatskult Lippendienste zu leisten, wenn die Obrigkeit dieses Zeichen der Ergebenheit nun einmal haben wollte? Dass die tiefe Gottesfurcht der Juden („Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, 2. Mose 20,3), später auch der Christen mit solcher „Religiosität“ kollidieren musste, versteht sich.

Dabei ist schwer zu erkennen, wie ein Großreich anders hätte funktionieren sollen; kaum vorstellbar, wie ein solches Gebilde nicht auf zuerst die Entschärfung und dann Einebnung und Verschmelzung völkischer, kultureller und religiöser Identitäten hätte hinarbeiten sollen; deren Betonung, erst recht ihre politische Aufladung hätte ja geradezu seinen Bestand gefährdet.

Fatalerweise waren die Juden außerstande, sich den Forderungen dieses Systems zu unterwerfen, so sehr sie auch versuchten, zu einem Modus vivendi mit dem Imperium zu gelangen. Die Anpassung an dessen Erwartungen musste ihren Bestand als Volk in Frage stellen. Das Imperium sog ja viele Völker in sich auf, ebnete die Unterschiede zwischen ihnen ein und machte aus Etruskern, Lydiern, Phöniziern, Griechen etc. – Römer.

Es ist nichts Ungewöhnliches, dass Völker aus der Geschichte verschwinden, wenn sie von größeren Einheiten geschluckt werden. Unweit von dem Ort, wo ich schreibe, ist das sorbische Volk in Auflösung begriffen, und ist dadurch ein Prozess in seine Endphase getreten, der seit einigen Jahrhunderten andauert, und in dem das sorbische Volk im deutschen aufgeht. Eine solche Selbstauflösung wäre aber für die Juden, deren Religion auf dem Gedanken des Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel beruht, gleichbedeutend mit dem Verrat an Gott gewesen – sie war unmöglich und undenkbar.

In dieser Hinsicht, also in der unauflöslichen Verbindung religiöser und völkischer Identität und der damit verbundenen Resistenz ist das Judentum in der Tat einzigartig. Es ist sozusagen die institutionalisierte Partikularität. (Freilich sollte man nicht übersehen, in welchem Maße die jüdische Verbindung von politischer und religiöser Identität, wie sie bereits im Alten Testament vorgezeichnet ist, von den christlichen Völkern als attraktives Rollenmodell aufgefasst wurde: Wenn Amerika sich zum Neuen Jerusalem, Russland zum Dritten Rom, Deutschland zum Heiligen Römischen oder gar Tausendjährigen Reich stilisierte, dann drückte sich darin der Gedanke aus, das eigene Volk stehe mit Gott im Bunde. Der gleichartige, aber konkurrierende und vor allem viel ältere Anspruch der Juden musste als ärgerlich empfunden werden. Antisemitismus ist nicht nur, aber auch nicht zuletzt Eifersüchtelei um die Gunst Gottes.)

Die Juden also widersetzten sich – wie gesagt: Sie konnten nicht anders! – ihrer Auflösung als Volk. Kein Wunder, dass dieses Volk den Vertretern jeder vereinheitlichenden und nivellierenden Ideologie ein Dorn im Auge war: sowohl den beiden universalistischen Religionen Christentum und Islam als auch dem modernen Nationalismus. Letzterer postuliert im Grunde die Einheit von Volk und (Staats-)Nation und tendiert deswegen zur sanften oder unsanften Eliminierung subnationaler Kollektividentitäten; nicht etwa aus Fanatismus, sondern wegen seiner Verschwisterung mit der Demokratie, die nun einmal einen Demos, also ein Kollektivsubjekt voraussetzt, das aus Bürgern besteht, nicht aus Völkern.

Heute, wo der Nationalstaat seinerseits partikular wird und unter den Druck des Globalismus gerät, erinnern wir Rechten uns nicht mehr so gerne daran, aber der Nationalstaat war ein linkes Projekt und verhielt sich bei seiner Entstehung den ihm unterworfenen Partikularitäten gegenüber so feindlich und nivellierend wie heute der Globalismus ihm selbst gegenüber.

Der Zionismus, also der Versuch, das jüdische Volk als Nation unter Nationen zu konstituieren, war nichts anderes als der Versuch des Judentums, sich anzupassen, ohne sich aufzugeben. Seine unverkennbare Herkunft aus dem europäischen Gedanken der Nation und der nationalen Selbstbestimmung verschaffte ihm in Europa für kurze Zeit Popularität, nämlich in der Phase, in der der Staat Israel bereits gegründet, das nationalstaatliche Paradigma in Europa aber noch vorherrschend war, also von Ende der vierziger bis Ende der sechziegr Jahre. Es war zugleich die einzige Phase der europäischen Geschichte, in der Antisemitismus nicht zum guten Ton gehörte.

Heute aber hat die Linke – einschließlich ihres liberalen Flügels – das globalistische Konzept verinnerlicht: Das Beharren auf hergebrachten Kollektividentitäten, auf der Souveränität von Nationalstaaten, auf der theologischen Integrität der traditionellen Religionen – das alles gilt heute als „rechts“. Der linke Antisemitismus (den man deswegen auch so nennen darf) richtet sich gegen Israel aus demselben Grund, aus dem Judenhasser zu allen Zeiten Juden gehasst haben: weil sie sich als Volk und Religion nicht auflösen, einschmelzen und nivellieren lassen.

Heutige Linke halten schon den Begriff „Volk“ für eine „Konstruktion“ (im Sinne von „Illusion“, womit sie beweisen, dass sie den Begriff „Konstruktion“ nicht verstanden haben), die man abwickeln müsse, und zwar mitsamt dem gemeinten Sachverhalt, nämlich der Existenz von Völkern, am besten durch Massenmigration; Religionen wollen aus ihrer Sicht „im Grunde alle dasselbe“ – und soweit dies offensichtlich nicht der Fall ist, handelt es sich um „Fundamentalismen“, die man selbstredend bekämpfen muss; Staaten sind für sie nicht Sicherheitsstrukturen, sondern große Kassen, aus denen man sich bedient, und ihre Armeen sind bestenfalls überflüssig:

Was könnte einer solchen Ideologie mehr missfallen als ein Staat, der sich explizit als jüdisch definiert und damit die Integrität eines Volkes wie auch die von dessen Religion schützt; der sich weigert, sich für ethnische Unterwanderung zu öffnen; der die gegenwärtig vermutlich kampfstärkste Armee der Welt unterhält (gemessen an ihrer Größe); und der nicht bereit ist, für pazifistische Illusionen Selbstmord zu begehen?

Der antike jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus hat in seinen „Jüdischen Altertümern“ eine Szene überliefert, in der ein römischer Besatzungssoldat in Jerusalem einen Volksaufstand auslöste, indem er den Pilgern, die zum Tempel eilten, seinen nackten Hintern zeigte. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich dieselbe Szene im heutigen Nadschaf oder Kerbela vorzustellen – mit Amerikanern in der Rolle der Römer und Schiiten in der Rolle der damaligen Juden. Der heutige Globalismus mit seiner Tendenz zur Verschmelzung der Völker, zur Entkernung der Religionen, zur Banalisierung des vormals Heiligen zeigt frappierende Parallelen zu dem, was man den „Globalismus“ des antiken Rom nennen könnte, des „Tieres“ der Apokalypse.

Carl Schmitt: „Völkerrechtliche Großraumordnung…“ (Rezension)

Mir scheint, dass politische Werte in dem Moment zum Totalitarismus tendieren, wo man sie als universell gültig auffasst. Das gilt sowohl sachlich als auch räumlich: Sachlich bedeutet es, dass solche Werte sich schwertun, politik- und ideologiefreie Lebensbereiche zuzulassen (etwa die Autonomie der Religion zu respektieren), während sie in  räumlicher Hinsicht auf die Intoleranz gegenüber der Existenz von Systemen hinauslaufen, die auf anderen Wertprämissen basieren. Liberalismus, Kommunismus und Islam (in seiner Eigenschaft als politische Ideologie), so unterschiedlich sie sonst sind, konkurrieren miteinander auf der Basis gleichartiger Ansprüchen auf universelle Gültigkeit.

Dieser Anspruch auf Universalität ist bereits per se ein Indiz für den religiösen Charakter der jeweiligen Doktrin, die keine Götter neben sich duldet. Dies gilt also nicht nur in Bezug auf den Islam, wo sich das von selbst versteht, und den Kommunismus, dessen Verheißung innerweltlicher Erlösung ihn schon immer als säkulare Religion ausgewiesen hat. Es gilt auch für den westlichen Liberalismus, und es ist kein Zufall, dass dessen totalitäre Züge umso stärker hervortreten, je schwächer, global gesehen, seine Gegner sind.

Es geht hier – wohlgemerkt – nicht darum, ob diese westlichen Werte etwas Gutes oder etwas Schlechtes sind. Demokratie, einklagbare Bürgerrechte, Rechtsstaatlichkeit – das wünsche ich mir für mein eigenes Land sehr wohl (und umso mehr, je stärker es  unter den Beschuss angeblich liberaler Eliten gerät). Diese Dinge sind aber Ergebnisse einer historischen Entwicklung, sie passen zu einem ganz bestimmten kulturellen und religiösen Hintergrund – aber eben nicht zu jedem.

Dass politische Werte nicht ohne weiteres aus einem Kontext in den anderen verpflanzt werden können, lehrt bereits die Regelmäßigkeit, mit der die Demokratisierung der islamischen Welt scheitert. Aber auch im Hinblick auf Europa scheint mir, dass die Globalisierung, die Ent-Grenzung, die Strukturauflösung im Namen liberal-individualistischer Doktrinen längst ein Maß erreicht hat, das uns vor die Wahl stellt, entweder zurückzurudern oder unterzugehen.

Im Zuge des lang andauernden Konflikts zwischen Liberalismus (Kapitalismus) und Sozialismus als konkurrierenden Heilslehren ist geradezu in Vergessenheit geraten, dass politische Wertvorstellungen nicht von Natur aus universalistisch sind; dass vielmehr die Partikularität, die sachliche und räumliche Begrenzung ihres Gültigkeitsbereiches menschlichem Maß womöglich viel eher gerecht wird als eine Doktrin, die sich als politischer Passepartout versteht.

Carl Schmitt

Wenn man sich von der Herrschaft jener unhinterfragten Selbstverständlichkeiten freimachen will, die für Liberalismus und Kommunismus gleichermaßen gelten, dann lohnt es sich, an die verschütteten geistigen Traditionen der deutschen Rechten anzuknüpfen – nicht, um sich nun wiederum irgendeiner, diesmal rechten, Heilslehre anzuschließen, sondern weil es sich um eine geistige Tradition handelt, die das Eigenrecht des Partikularen betont. Ich habe mir deshalb dieser Tage Carl Schmitts „Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte“ von 1941 vorgenommen:

Schmitts Analyse geht von der Monroe-Doktrin von 1823 aus, also von dem klassischen Prinzip amerikanischer Außenpolitik, Einmischungen europäischer Mächte auf den amerikanischen Kontinenten nicht zu dulden, die Selbstbestimmung der amerikanischen Staaten zu schützen, Kolonisierung und militärische Interventionen von außerhalb gegebenenfalls mit Gewalt zurückzuweisen.

James Monroe

Da diese Doktrin etwa seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert häufig als Mäntelchen für eine höchst imperialistische Politik gegenüber Lateinamerika (und sogar über die Amerikas hinaus, d.h. als Grundlage des Globalismus) herhalten musste, erinnert Schmitt daran, dass der historische Ausgangspunkt ein ganz anderer und sogar gegenteiliger war: nämlich die Zurückweisung eines drohenden Universalitätsanspruches der Heiligen Allianz. Es ging also darum zu verhindern, dass das in Europa frisch restaurierte Prinzip der monarchischen Legitimität auf Amerika (praktisch auf den ganzen Planeten) ausgedehnt wurde. Schmitt sieht darin den Beginn einer neuen und zukunftsweisenden Idee, nämlich der Idee der Großraumordnung. „Großraumordnung“ heißt, dass ein Raum, größer als ein Staat, aber kleiner als der Planet, aufgrund der politischen Ideen seines stärksten Volkes völkerrechtlich ausgestaltet wird. Ein solches Völkerrecht ist naturgemäß partikular.

In Amerika selbst, so fährt Schmitt fort, erfuhr diese Idee allerdings gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Umdeutung ins Gegenteil, und zwar unter dem Einfluss britischer Ideen. Das britische Empire war ja so etwas wie die erste Globalisierung, und das britisch beeinflusste Völkerrecht basierte auf der Annahme universell gültiger Rechtsprinzipien, die – natürlich rein zufällig – mit den Interessen des Empire konform gingen (Freiheit der Meere etc.).

Schmitt arbeitet sehr scharf den Gegensatz zwischen dem amerikanischen Konzept der partikularen und dem britischen der globalen Ordnung heraus. Und in der Tat: Ich habe zwar bisher immer die amerikanischen Werte „life, liberty and the pursuit of happiness“ (noch dazu, wenn man sie als „self-evident truths“, d.h. als universell gültig auffasst) unter dem Gesichtspunkt betrachtet, wie sehr sie einer weltweiten Ausdehnung des Liberalismus Vorschub leisten, aber Schmitts Aufsatz bringt mich doch ins Grübeln. Es besteht ja ein nie völlig überzeugend aufgelöster Widerspruch zwischen dem amerikanischen Volkscharakter und dem amerikanischen Globalismus:

Auf der einen Seite ein Volk, dessen politisches Wertesystem erkennbar bis heute das einer Bauerndemokratie ist, und das das Eigenrecht des Partikularen betont, des Lokalen, des Regionalen, der religiösen Dissidenz, der Bundesstaaten und des Individuums gegebenenfalls auch gegen die Machtansprüche selbst eines noch so demokratischen Staates.

Auf der anderen Seite ein „Internationalismus“, der liberale Ordnungsvorstellungen der ganzen Welt aufzwingen will, und dies notfalls mit Gewalt.

Diese letztere Disposition scheint auch mir bei näherem Hinsehen eher britisch-imperialen als amerikanischen Traditionen zu entspringen, und die Briten sind ja auch heute noch die größten Globalisierungsmasochisten der westlichen Welt, viel mehr als die Amerikaner.

(Ich bin immer noch am Rätseln, was am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwischen den Eliten beider Länder eigentlich vorgegangen ist. Auffallend ist jedenfalls, dass innerhalb eines Zeitraumes von höchstens fünfzehn Jahren beide Länder, die bis dahin erbittert konkurriert hatten, zu einem nahezu allumfassenden politischen Gleichklang gefunden haben; dass sie sich scheinbar ohne zwingenden Grund gegen Deutschland wandten; und dass ihre politischen Ordnungsvorstellungen zunehmend auf ein Welt-Völkerrecht nicht nur als Mittel der Konfliktregulierung, sondern der Konfliktverhinderung, ja geradezu der Entpolitisierung der internationalen Beziehungen hinausliefen. Ich kann es nicht beweisen, halte es aber für eine plausible Hypothese, dass Deutschland ausgeschaltet werden musste, weil es einem solchen Projekt durch seine schiere Macht, aber auch durch seine nichtliberalen Traditionen im Wege stand. Ob die Briten schon wussten, dass sie auf dem absteigenden Ast saßen und die Verbindung mit den Amerikanern suchten, um, wenn schon nicht Macht, so doch wenigstens Einfluss zu behalten? Auffallend ist jedenfalls, mit welcher Gelassenheit und Selbstverständlichkeit die Briten schon vor dem 2.WK begannen, ihre weltweiten Positionen zu räumen, in die dann die Amerikaner einrückten. Als wäre damit nur vollzogen worden, was von langer Hand geplant gewesen war.)

Schmitt deutet den Gegensatz zwischen seinem Großraumkonzept und der angelsächsichen Konzeption des Globalismus als zwei verschiedene Wege, einen unter dem Einfluss technischer und wirtschaftlicher Entwicklungen relativierungsbedürftig gewordenen Staatsbegriff zu überwinden, zumindest aber neu zu deuten:
Das Konzept des liberalen Universalismus tendiert zur Abschaffung des Staates durch Übertragung aller Rechte zum einen nach unten – an das Individuum -, zum anderen nach oben – an die globalen Institutionen, letztlich an einen Weltstaat.

Schmitt selbst  relativierte den Staat – ohne ihn in seiner Ordnungsfunktion freilich ersetzen zu wollen – in anderer Weise: Auf der einen Seite nach unten durch die Aufwertung des Volkes (in der liberalen Doktrin gibt es zwischen dem Staat und dem Einzelnen ja nichts, das „Volk“ als gedachter Souverän ist dort nicht mehr als eine fiktive Versammlung von Einzelpersonen); auf der anderen Seite nach oben durch die Einführung des Reichsbegriffs als völkerrechtlicher Kategorie. Dieser Begriff läuft im vorliegenden Zusammenhang darauf hinaus, unter „Reich“ die Einheit zu verstehen, die die völkerrechtlichen Regeln für den von ihr beherrschten Großraum setzt, und zwar auf der Basis der derjenigen Ideen, die für ihr eigenes Volk charakteristisch sind.

Spätestens an dieser Stelle stößt man auf die Problematik des ganzen Entwurfs, wenn nicht sogar auf eine möglicherweise unüberwindbare „Dialektik des Antiglobalismus“, wenn dieser verhorkheimerte Ausdruck gestattet ist:
Es liegt in der Natur der Sache, dass zwischen Völkern irgendwelche Umgangsregeln gelten, und auch wenn man die nicht in ein formalisiertes Rechtssystem fassen will, so ist etwas wie eine internationale Geschäftsmoral doch unerlässlich. In Großräumen, in denen es eine Hegemonialmacht gibt, werden deren Interessen wie von selbst die Grundlage dieser Regeln bilden (Schmitt hat das ja mit Blick auf die Monroedoktrin gezeigt). Umfasst der Großraum den gesamten Planeten, sprechen wir von Globalisierung bzw. Globalismus. Will man diesen Zustand nicht, so bleibt kaum eine andere Wahl, als einen eigenen Großraum unterhalb der globalen Ebene zu schaffen. Und dann reproduziert sich innerhalb dieses Raumes nahezu unweigerlich die Tendenz zu „Rationalisierung“, Vereinheitlichung und Nivellierung, mindestens aber zur Herstellung von Verhältnissen existenzieller Abhängigkeit von der Führungsmacht. Auf dem amerikanischen Kontinent war das jedenfalls der Fall, unter der kurzlebigen deutschen Hegemonie in Europa erst recht. (Und selbstverständlich habe ich nicht übersehen, dass Schmitts Arbeit ausgerechnet aus dem Jahr 1941 stammt, als es für ihn galt, ein solches Hegemonialprojekt ideologisch und juristisch abzusichern.)

Es handelt sich um ein echtes Dilemma, weil man sozusagen den Teufel mit Beelzebub austreiben muss. Das bedeutet zumindest eines: dass es kein „ideales“ System geben kann, und dass man ein solches auch gar nicht erst anstreben sollte. Was man aber anstreben sollte, wenn es zur Abwehr des Globalismus schon so etwas wie einen europäischen Großraum geben muss (und wir voraussetzen, dass er nicht durch deutsche Hegemonialpolitik zustande kommt), ist die Europäisierung rechten Gedankenguts; was zum einen bedeutet, sich auf europäischer Ebene besser zu vernetzen als bisher; zum anderen aber, den Globalisten den Begriff „Europa“ streitig zu machen und ihn konservativ zu deuten, um so etwas wie eine gemeinsame Sprache der europäischen Rechten zu finden.

(Dass die EU als Verkörperung des liberalen Europa-Begriffs alles andere ist als die organisatorische Form, in der Europa sich gegen den Globalismus behaupten könnte, liegt schon deshalb auf der Hand, weil sie die Völker Europas nicht nur im Verhältnis zueinander entgrenzt – was schon problematisch genug, aber wahrscheinlich noch tragbar wäre -, sondern vor allem im Verhältnis zur Außenwelt. Im Grunde ist die EU dazu da, Chaos von außerhalb zu importieren und zu kanalisieren, um die strukturelle Instabilität einer globalisierten Welt auszugleichen – wenigstens für eine Weile, bis Europas eigene Binnenstabilität zerstört ist.)

Ich selber habe mir zum Beispiel angewöhnt, nicht mehr von „Europäern“, sondern von den „Völkern Europas“ zu sprechen; analog sollte man statt von der „europäischen Kultur“ von den „europäischen Kulturen“ sprechen – wobei der Plural die Partikularitäten, das Wort „europäisch“ das Verbindende betont. Es liegt ja auf der Hand, dass die Völker Europas und ihre Kulturen bei aller jeweiligen Einzigartigkeit eng miteinander verwandt sind. Man sollte der Versuchung widerstehen, der gleichmacherischen Tendenz des liberalen Europa-Begriffs eine Begrifflichkeit gegenüberzustellen, in der diese verbindenden Momente (quasi aus Daffke) unterschlagen und nur noch nationale Partikularitäten betont werden.

Im Larvenstadium gibt es ja schon so etwas wie eine gemeinsame Sprache der Rechten in Europa (mit ebensovielen Dialekten, wie es Völker gibt), und eine rechte Gegenöffentlichkeit. Wenn es gelingt, dies weiterzuentwickeln, dann könnte eine Festung Europa womöglich ohne Hegemonialmacht auskommen, allein auf der Basis einer gemeinsamen, den Wert des Partikularen und historisch Gewachsenen betonenden rechten Ideologie.

Erhard Eppler: „Auslaufmodell Staat?“ (Rezension)

Wenn es einen Punkt gibt, in dem das Denken vieler heutiger Konservativer in Europa kaum noch etwas mit dem zu tun hat, was noch bei ihren Vätern und Großvätern mit Selbstverständlichkeit als „konservativ“ galt, dann ist es das Verhältnis zum Staat. Der Hass, der auf rechten Webseiten über den Staat, speziell den Sozialstaat, ausgeschüttet wird, spottet jeder Beschreibung.

Zum Teil mag dies mit dem Verhalten des Staates selbst zu tun haben: Ein Staat, der, wie die Bundesrepublik, die Liquidierung des eigenen Volkes – als Demos, als Nation, als Ethnie, als Idee und Realität – zum Staatsziel, ja zur Staatsräson erhebt, kann von diesem Volk schwerlich Loyalität erwarten. Im Grunde ermuntert er sogar jeden einzelnen Bürger, indem er ihn als freien Einzelnen ohne Bezug zu einem größeren Ganzen definiert, zu einer individuellen Kosten-Nutzen-Analyse, ob Loyalität sich für ihn persönlich rechnet. Und wundert sich dann über das Ergebnis.

Ich glaube aber, dass es für viele rechte Staatshasser schon gar nicht mehr darauf ankommt, was der Staat tut oder lässt. Es geht nicht um diesen Staat, es geht um den Staat schlechthin, dessen Ablehnung, völlig unabhängig von seinem Verhalten, Programm und Ideologie zu sein scheint.

Wo dies der Fall ist, kommt darin eine Amerikanisierung des Denkens und eine Verachtung der eigenen kulturellen Traditionen zum Ausdruck, die für Konservative mindestens ungewöhnlich ist. Dabei ist „Amerikanisierung“ nicht als polemische Spitze gemeint, sondern als korrekter Ausdruck für die gedankenlose Übernahme eines fremden politischen Wertesystems:

Um es an den Nationalhymnen festzumachen, bedeutet einen Unterschied, ob eine Nation ihr Land als eines „der Freien und der Tapferen“ definiert oder sich selbst als ein Volk, das „fest zu Schutz und Trutze brüderlich zusammenhält“. Für Amerikaner ist der freie Einzelne die Basis der Nation, für Deutsche die zwischen ihnen bestehen(sollen)de Solidarität, das „Wir“, als dessen Repräsentant der Staat – als abstrakter Gesamtmonarch – gilt. (Und ein Teil des Zorns auf die BRD resultiert daraus, dass sie dieser Erwartung erkennbar nicht gerecht wird.)

Demgemäß tendieren Amerikaner dazu, sich zum Staat ungefähr so zu verhalten wie zu einer bösen Schwiegermutter: bestenfalls ein notwendiges Übel, das man aus dem eigenen Leben möglichst heraushält, weil es dort nur Unheil stiften kann. Die Nation verkörpert sich dort in der Zivilgesellschaft, nicht im Staat. Weil das so ist und zum Selbstverständnis der amerikanischen Nation gehört, sind libertäres und konservatives Denken dort ohne weiteres vereinbar und bedingen einander sogar. Eine zutiefst respektable Tradition – die aber nicht unsere ist. Man kann einiges davon lernen; wer sie aber zum Modell für die ganze Welt erheben will, formuliert ein weltrevolutionäres Projekt, also nichts, was man sinnvoll „konservativ“ nennen könnte.
Indem ich dies schreibe, habe ich auch schon einen Teil der Thesen wiedergegeben, die Erhard Eppler in „Auslaufmodell Staat?“ entwickelt; er freilich von einem sozialdemokratischen Standpunkt. Nein, ich werde meinen Blog nicht zu einer Werbeplattform für sozialistisches Gedankengut machen, auch wenn ich jetzt zwei linke Sozialdemokraten nacheinander positiv rezensiere. Ich glaube aber, dass man sich gerade auf der politischen Rechten intensiv damit auseinandersetzen sollte, wie neoliberale Ideologie zur Zerstörung gewachsener Strukturen und der mit ihnen verbundenen sozialen und moralischen Werte führt. Zwanzig Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges sollte es auch unter Konservativen nicht mehr möglich sein, Ideen allein dadurch zu erledigen, dass man sie als „sozialistisch“ brandmarkt.

Die Frage, welche Güter besser privat und welche kollektiv bereitgestellt werden sollten, ist eine Frage von Interessen; desgleichen die Frage, wieviel soziale Sicherheit es geben sollte, und für wen es sie geben sollte. Wer diese Fragen als solche der „reinen Vernunft“ behandelt, weswegen es nur eine – und immer dieselbe – Antwort darauf geben könne, will betrügen. Die faulen Ausreden von Neoliberalen, die die verfolgte Unschuld spielen, weil angeblich ihre Lehre verzerrt und einseitig dargestellt werde, werden kurz und trocken erledigt:

In der Praxis ist man immer für weniger Staat, ohne zu sagen, wo die Theorie den funktionsfähigen Staat für unerlässlich hält. In der Praxis ist man immer für Deregulierung, ohne darüber nachzudenken, dass es ja die Aufgabe des Staates ist, Regeln zu setzen. In der Praxis ist man immer für Privatisierung, ohne auch nur anzudeuten, wo die Grenze der Privatisierung liegen könnte. In der Praxis ist man immer für Steuersenkung, auch wenn gerade eine stattgefunden hat. In der Praxis ist man erst für die Senkung des Spitzensteuersatzes, dann für ein Stufenmodell und schließlich für den gleichen Steuersatz für alle. Und vor allem: In der Praxis schafft man selbst einen beträchtlichen Teil der Zwänge, auf die man sich nachher beruft. (S.63)

Eppler bringt die entscheidenden Fragen auf den Punkt: wieviel Entstaatlichung man sich leisten kann, ohne in Zustände abzurutschen, wie sie in der Dritten Welt herrschen, und zwar durchaus nicht nur in „failed states“, sondern auch in Ländern wie Brasilien; wieviel Demokratie eigentlich möglich ist, wenn alle lebenswichtigen Ressourcen einer Gesellschaft sich in der Hand von Privatleuten befinden; was eine EU wert sein soll, deren leitender Wert nicht die Demokratie, sondern die Marktwirtschaft ist; was es bedeutet, wenn Gesellschaft auf Ökonomie reduziert wird; wer von einem unterfinanzierten und schwachen Staat profitiert, und dergleichen mehr.

Der Autor schreibt pointiert und überzeugend (und stilsicher: Es macht Spaß, ihn zu lesen!), wenn auch mit den üblichen blinden Flecken linker Autoren; etwa, wo er zwar völlig richtig analysiert, dass die EU ein Instrument zur Durchsetzung neoliberaler Wirtschaftsideologie (und das heißt: zur Entmachtung der Nationalstaaten und ihrer gewählten Regierungen, zur Nivellierung ihrer Institutionen und zur Kommerzialisierung ihrer kulturellen Werte) ist, anschließend aber ohne weitere Begründung die Hoffnung äußert, sie könne vielleicht doch noch demokratisch werden. Da wird der Wunsch zum Vater des Gedankens, weil die Alternative, nämlich die Revitalisierung des Nationalstaates, durch die Frieden-um-jeden-Preis-Ideologie (die ich in meinem Artikel „NWO – eine Verschwörungstheorie?“ dargestellt habe) tabuisiert ist.

Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch – jedenfalls für solche Konservativen, die sich nicht von dem sprichwörtlichen Gespenst des Kommunismus ins Bockshorn jagen lassen und sich nicht selbst Denkblockaden auferlegen wollen.

NWO – eine Verschwörungstheorie?

Jeder, der viel im Netz unterwegs ist, dürfte das Kürzel „NWO“ kennen – Neue Weltordnung. Es wird üblicherweise auf der politischen Rechten verwendet und bezeichnet – ja, was eigentlich?

Es gibt Leute wie den Bloggerkollegen Kewil, die schon Pickel bekommen, wenn sie „NWO“ nur hören, zumal wenn es in Verbindung mit Stichwörtern wie „Bilderberger“, „Trilaterale Kommission“, „Council on Foreign Relations“ etc. auftaucht. Da wittert eben Mancher Verschwörungstheorien, und dann fällt bei ihm die Jalousie herunter.

Osimandias, der bisher hauptsächlich auf PI kommentiert hat, hat jetzt in einem sehr lesenswerten Gastbeitrag für den „Counterjihad“ die meines Erachtens zutreffende Vermutung geäußert, dass die Ideologie, die der NWO zugrundeliegt, längst im Bewusstsein breiter Schichten verankert ist, auch in dem vieler liberaler Islamkritiker, und dass deswegen jeder, der die Neue Weltordnung als Realität behandelt, Gefahr läuft, als durchgeknallter Verschwörungstheoretiker abgestempelt zu werden.

Wenn große Teile dieser Ideologie nämlich als Selbstverständlichkeiten verinnerlicht sind, dann tut sich Jeder schwer, der von einem konservativen Standpunkt, und das heißt: auf der Basis völlig anderer Selbstverständlichkeiten argumentiert. Zumindest, wenn er nicht definiert, was er unter der „Neuen Weltordnung“ eigentlich versteht, und dass sie nicht nur eine auf die Zukunft gerichtete Utopie, sondern bereits mindestens zur Hälfte verwirklicht ist. Dass also die Transformation der Welt auf der Basis globalistischer Utopie längst im Gange, dass sie politisch gewollt (und nicht etwa „von selber“ stattfindet) und dass sie dabei ist, das Mark der Zivilisation zu anzufressen.

Beginnen wir also mit dem Ist-Zustand und beschreiben die bereits existierenden Bestandteile der Neuen Weltordnung und die erkennbare Entwicklung:

Seit über einhundert Jahren, genauer seit den Haager Konferenzen von 1899 und 1907 laufen die Bemühungen um eine weitgehende Verrechtlichung der zwischenstaatlichen Beziehungen. Bei besagten Konferenzen ging es um Abrüstung, vor allem aber um die Einführung einer obligatorischen internationalen Schiedsgerichtsbarkeit. Die damals entwickelten Ideen wurden während des Ersten Weltkriegs mit dem Kriegseintritt Amerikas zu Kriegszielen der Alliierten erhoben und nach dem Krieg im Völkerbund institutionalisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Staaten durch ein immer engmaschigeres Netz multilateraler Vertragssysteme und Organisationen aneinander gebunden und auf das je spezifische Regelwerk festgelegt.

Manche dieser Institutionen sind global, andere regional, aber alle zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Regelwerke die Autonomie der Nationalstaaten systematisch und zum Teil empfindlich beschneiden. Zu diesen Institutionen gehören – natürlich – die Vereinten Nationen als Nachfolger des Völkerbundes, die Bretton-Woods-Institutionen IWF und Weltbank, die WTO, die EU, die NATO, der Internationale Strafgerichtshof und Dutzende, zum Teil weniger bekannter weiterer Organisationen. Dabei ist die Verlagerung von Kompetenzen von den Nationalstaaten auf solche Organisationen ein Prozess, der noch lange nicht an seinem Ende angekommen ist: Das im Entstehen begriffene globale Klimaregime ist der aktuell bedeutendste Schritt dazu, und es zeigen sich Anzeichen, dass die Nationalstaaten einem ganz ähnlichen „Menschenrechts“-regime unterworfen werden sollen, wobei die „Menschenrechte“ im wesentlichen Teilhaberechte und Diskriminierungsverbote zugunsten von Migranten sind und immer dann ins Spiel gebracht werden, wenn es gilt, die Souveränität westlicher Staaten zu untergraben und ihre Völker an der Verfolgung ihrer eigenen Interessen zu hindern.

Um die Bedeutung dieses Prozesses angemessen zu würdigen, müssen wir uns zweierlei klarmachen: erstens, dass internationale Verträge stets und ausnahmslos Vorrang vor innerstaatlichem Recht haben. Es kann sich also kein Staat etwa auf seine eigene Verfassung berufen, um seinen Pflichten aus internationalen Verträgen zu entgehen – an sich ein sinnvolles und für die Rechtssicherheit zwischen Staaten sogar zwingendes Rechtsprinzip, das erst in dem Moment problematisch wird, wo im großen Stil Kompetenzen „internationalisiert“ werden. Dann greift das zweite Charakteristikum multilateraler Vertragssysteme: dass ihr Zustandekommen nämlich völlig undurchschaubar ist. Wenn 27 Regierungen (in der EU) oder gar 153 (in der WTO) zu einstimmigen Ergebnissen kommen sollen, dann sind Kuhhändel hinter verschlossenen Türen nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall. Die Öffentlichkeit wird nur kryptisch informiert, das Verhalten der jeweils eigenen Regierung keiner kritischen Überprüfung unterzogen, der nationale Gesetzgeber vor vollendete Tatsachen gestellt. Kontrolle findet nicht statt, demokratische Willensbildung schon gar nicht.

Dabei unternimmt kaum eine Regierung auch nur den Versuch darzulegen, welcher konkrete Vorteil mit jeder neuen Auslagerung nationaler Kompetenzen verbunden sein soll. Oft genug müssen Phrasen herhalten, wo die Argumente fehlen. Es häufen sich aber die Fälle, wo die politische Klasse es nicht einmal für nötig hält, sich irgendeine konkrete Begründung aus den Fingern zu saugen, sondern ganz offen bekennt, dass die Auszehrung des Nationalstaates für sie per se etwas Gutes ist:

Aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung:

Merkel setzt sich für neue globale Ordnung ein

Es geht darum, Kompetenzen abzugeben: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zum 20. Jahrestag des Mauerfalls vehement für eine neue globale Ordnung geworben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für eine neue globale Ordnung ausgesprochen, in der die Nationalstaaten Kompetenzen an multilaterale Organisationen abgeben. Ein friedliches Zusammenleben in der Welt werde nur in einer solchen globalen Ordnung möglich sein, sagte Merkel am Montag in Berlin auf der anlässlich des 20. Jahrestags des Mauerfalls stattfindenden Wissenschaftskonferenz „Falling Walls“.

Als Beispiel für solch eine multilaterale Organisation nannte Merkel die EU, die durch ihre Mitgliedsstaaten gestärkt worden sei, obwohl nicht alle Entscheidungen aus Brüssel geliebt würden. Im Vergleich zu den Europäern hätten die Amerikaner mehr Probleme, Kompetenzen abzugeben. Dies sei aber für eine friedliche Zukunft notwendig. „Eine der spannendsten Fragen, um Mauern zu überwinden, wird sein: Sind die Nationalstaaten bereit und fähig, Kompetenzen an multilaterale Organisationen abzugeben.“

Die „friedliche Zukunft“, das „friedliche Zusammenleben in der Welt“ – das sind offenbar die Gesichtspunkte, die jede andere Überlegung verdrängen, und die vor allem jedem Kritiker das Maul stopfen – wer will sich schon nachsagen lassen, er sei gegen den Frieden? Da fragt kaum noch einer nach dem Preis, der für diese Art „Frieden“ zu entrichten ist.

Damit hat die Bundeskanzlerin eines der beiden ideologischen Axiome benannt, die das Ausufern multilateraler Vertragssysteme legitimieren. Es lautet, der Frieden müsse um jeden Preis bewahrt werden. Die auf diesem Axiom basierende Politik, den Krieg buchstäblich unmöglich zu machen (ausgenommen selbstverständlich für den Garanten dieser Ordnung, also Amerika nebst seinen Wurmfortsätzen), wird tatsächlich seit 1899 betrieben. Das klingt human und fortschrittlich; es impliziert allerdings, dass lebenswichtige Interessen ganzer Völker, bis hin zu ihrer schieren Existenz, nicht mehr verfolgt werden dürfen, sofern sie nur mit gewaltsamen Mitteln verfolgt werden können.

(Dies war übrigens der Grund dafür, dass das Deutsche Reich auf den Haager Konferenzen jegliche Einbindung in ein solches System kategorisch abgelehnt hat; man sah darin in Berlin bereits damals den Anfang vom Ende staatlicher Souveränität. Es spricht einiges dafür, dass Deutschland sich genau deshalb und damit die Feindschaft der angelsächsischen Mächte zugezogen hat, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg deutlich erkennbar war.)

Inzwischen greift das Völkerrecht bereits in die inneren Verhältnisse der Staaten ein: Der Internationale Strafgerichtshof und allgemein die Globalisierung der Strafverfolgung folgen konsequent der Linie, staatliche Gewaltanwendung einzudämmen: Was als Versuch begonnen hat, zwischenstaatliche Gewalt zu bändigen, legitimiert längst auch den Durchgriff des internationalen Rechtssystems in die Innenpolitik: Die wiederholten Versuche, israelische Politiker vor europäische Gerichte zu zerren, weil sie die Sicherheit ihres Volkes geschützt haben, lassen die Exzesse jener Verrechtlichungs-Orgie ahnen, die uns bevorsteht, und die die Souveränität der Nationalstaaten zur bloßen Fiktion werden lässt.

Ein solches „Recht“ erreicht nicht einmal das, was Recht normalerweise bewirken soll, also die Eindämmung des Faustrechts und die Bindung auch des Stärkeren an Spielregeln. Es erreicht das Gegenteil: Da staatliche Ordnung primär von der Durchsetzung des Gewaltmonopols abhängt (und höchstens sekundär von der Rechtsform, in der dies geschieht), liegt es in der Natur der Sache, dass Menschenrechte und Ordnung kollidieren – selbstverständlich nicht immer und überall, aber doch immer wieder.

Indem man nun – und darauf läuft die immer weitergetriebene Strafandrohung gegen staatliche Funktionsträger hinaus – den Nationalstaaten zur Aufrechterhaltung ihrer Ordnung und ihrer inneren und äußeren Sicherheit nur noch die Mittel zugesteht, die auf keinen Fall mit den Menschenrechten nach innen und mit dem internationalen Gewaltverbot nach außen kollidieren, schafft man im großen Stil Interventionsgründe auf Vorrat – denn letztlich kann man jeden Staat so weit in die Enge treiben, dass er sich nach den Maßstäben des Frieden-um-jeden-Preis-Rechts ins Unrecht setzt. Und dann interveniert man à la carte: gegen die Weimarer Republik, aber nicht gegen Mussolinis Italien. Gegen Ho-Tschi-Minh, aber nicht gegen Pol Pot. In Jugoslawien, aber nicht in Ruanda. Im Irak, aber nicht im Sudan.

Es stimmt schon: Man kann nicht überall intervenieren, wo Menschenrechte oder Völkerrecht verletzt werden. Nur darf man, wenn man das nicht kann, das „Recht“ auch nicht so exzessiv definieren, dass es nicht durchsetzbar ist. Es sei denn, man will Interventionsgründe schaffen:

Ich halte es nach meinem heutigen Wissensstand für wahrscheinlich, dass die kosovarische UCK, eine Mörder- und Terroristenbande, vom Westen schon vor dem Kosovo-Krieg vor allem aus einem Grunde unterstützt wurde: um die serbische Regierung in Aktionen zu treiben, die man ihr als versuchten Völkermord auslegen konnte! Wenn es um die globale Durchsetzung einer bestimmten Ideologie und Lebensweise geht, und ich werde zeigen, dass genau dies das Thema ist, dann setzt eine solche, ja, Weltordnung die globale Herrschaft einer Macht voraus, die genau dieser Ordnung verpflichtet ist. Widerstandsnester wie das Deutsche Reich oder Serbien werden nach und nach beseitigt, und zu diesem Zweck werden selbstredend sehr wohl Kriege geführt. Was den eklatanten Mangel an Unrechtsbewusstsein erklärt, mit dem amerikanische Entscheidungsträger mehr als einmal mutwillig Krieg geführt haben.

Dies ist übrigens einer von zwei Gründen, warum die Europäische Union niemals ein Bundesstaat sein wird: Sie wäre dann eine Supermacht auf Augenhöhe mir den USA, mit ihrem deutsch-französischen Schwerpunkt nicht unbedingt auf ein angelsächsisch-kapitalistisches Gesellschaftsmodell festgelegt. Amerika hat – und zwar nach herkömmlichen Maßstäben ohne Not – zwei Weltkriege geführt (drei, wenn man den Kalten Krieg mitrechnet), um genau diese Konstellation zu verhindern, dass Europa unter die Kontrolle einer Großmacht gerät, die dieses Gesellschaftsmodell ablehnt.

Womit wir – ich habe schon ein wenig vorgegriffen – bei dem zweiten Axiom wären, aufgrund dessen die Internationalisierung immer weiter wuchert: Bereits die oben genannte Liste der Organisationen (IWF, Weltbank, WTO, EU) und die ihnen zugrundeliegenden Prinzipien zeigen an, dass es darum geht, eine von Restriktionen und staatlichen Eingriffen, überhaupt von jeder sozialen Verpflichtung befreite Marktwirtschaft zu institutionalisieren, und dies eben nicht durch innerstaatliches Recht – wodurch sie ja zur demokratischen Disposition stünde – sondern durch Festschreibung in übernationalen, demokratischer Kontrolle entzogenen Vertragssystemen (was der zweite Grund ist, warum die EU kein Bundesstaat wird: Sie soll kein Staat werden, weil sie dadurch aufhören würde, eine institutionalisierte Ideologie zu sein. Es geht den Globalisten ja nicht darum, Kompetenzen, die bisher die Nationalstaaten innehatten, der EU zu übertragen, sondern darum, bestimmte politische Interventionsmöglichkeiten überhaupt zu vernichten.). Wer ein solches Ziel bejaht, und das tut mehr oder weniger jeder Liberale, kann kaum umhin, die internationalen Regeln gutzuheißen, die dieser globalen Marktwirtschaft den Rahmen setzen; will er nicht inkonsequent sein, muss er die Entmachtung der Nationalstaaten billigen.

Was im 19.Jahrhundert als Freihandelsideologie die Politik der britischen Liberalen bestimmt hat, ist längst zu einem Projekt geworden, das darauf abzielt, die platonischen Gedankenmodelle neoliberaler Ökonomen in soziale Wirklichkeit zu übertragen: Diese Gedankenmodelle beruhen auf der kaum noch hinterfragten Idee, dass jegliches Gut, einschließlich Bildung, Gesundheit, Sicherheit am effizientesten durch private Anbieter hergestellt und über den Markt vertrieben wird, vor allem aber auf der Prämisse vollständiger Mobilität aller Produktionsfaktoren einschließlich des Faktors „Arbeitskraft“. Weil das so ist, gehört der Abbau sogenannter „Handelshemmnisse“ zu den Grundlagen aller genannten Institutionen, und dort, wo es geht, wie bei der EU, gehört die Niederlassungsfreiheit auch außerhalb des eigenen Staates zu den „Grundfreiheiten“.

Hier treffen sich die beiden Axiome „Frieden um jeden Preis“ und „Marktwirtschaft um jeden Preis“: Die Bevorzugung inländischer Unternehmer ist ein Handelshemmnis; der aus Heimatliebe nichtmobile Arbeitnehmer ist ein Bremsklotz; desgleichen der Unternehmer, der sich dem Wohl des Gemeinwesens verpflichtet fühlt; der Politiker, der nationale Interessen verfolgt, statt die Globalisierung voranzutreiben; der Soldat, der am Hindukusch Deutschlands Sicherheit verteidigen will statt der Interessen des Westens; der „Fundamentalist“, der gegen die Abtreibung, gegen die Stammzellenforschung und für die Sonntagsruhe ist; die Frau, die sich lieber um ihre Familie kümmert als um ihre Karriere.

Kurz und gut: Soziale Strukturen, die etwas mit Solidarität zu tun haben: intakte Familien, intakte Völker, auch intakte Religionsgemeinschaften, sind die natürlichen Angriffsziele der neoliberalen Ideologie, die Völker und Religionsgemeinschaften außerdem noch im Fadenkreuz ihres Zwillings, der Friedensideologie: Erinnern wir uns daran, dass es darum ging, den Krieg unmöglich zu machen, und dass die Entkernung des Nationalstaates ausdrücklich mit dem Ziel des „Friedens“ begründet wird. Zwischen Entnationalisierung einerseits, Frieden andererseits kann man einen gedanklichen Zusammenhang aber nur auf der Basis einer ganz bestimmten Annahme herstellen, die demgemäß auch dem vorherrschenden Paradigma zugrundeliegt: Diese Annahme lautet, dass die Existenz von Völkern nicht nur schlecht fürs Geschäft, sondern auch schlecht für den Frieden ist. Völker können miteinander in Konflikt geraten, deshalb müssen sie weg!

Die Masseneinwanderung, ein Phänomen, von dem uns apodiktisch versichert wird, es sei ebenso unvermeidlich wie die Globalisierung insgesamt – überhaupt ist es interessant zu sehen, was alles als „unvermeidlich“ verkauft wird und zu welchem Maß an Geschichtsdeterminismus sogenannte „Liberale“ fähig sind – diese Masseneinwanderung also findet seit Jahrzehnten statt und führt dazu, dass die wechselseitigen Solidaritätserwartungen, auf denen Völker basieren, langsam aber sicher zerstört werden. Und diese Masseneinwanderung wird auch in Zukunft stattfinden, weil sie politisch gewollt ist. Das ist keine Verschwörungstheorie, das ist offizielle Politik, mal mehr, mal weniger verklausuliert eingeräumt (Ich empfehle in diesem Zusammenhang meine Artikel „Verrat mit Ansage“ und „Doktor Schäubles Staatsneurosen“).

Dass sogar solchen Menschen, die es bewusst und ausdrücklich ablehnen, sich als Deutsche zu definieren, unverdrossen ein deutscher Pass in die Tasche gesteckt wird, ist kein Versehen. Es ist der Sinn der Sache. Wenn Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit die größten denkbaren Übel sind, wenn Politiker offiziell verkünden, der Nationalstaat sei anachronistisch (und verschweigen, dass damit auch die Demokratie anachronistisch ist), wenn sogar den bloßen Begriffen „Volk“ und „Nation“ der Kampf angesagt wird („NoNation“), und dies alles vor dem Hintergrund auch institutioneller und struktureller Entnationalisierungsprojekte geschieht, dann kann niemand ein solches Zusammentreffen ideologischer Dispositionen und politischer Strategien für Zufall halten.

(Und es ist nur noch das Sahnehäubchen, dass gleichzeitig mit den Völkern auch die Religionen entkernt werden. Ein „Projekt Weltethos“, wie Hans Küng es propagiert, basiert auf der Idee, es gebe keinen Weltfrieden ohne Religionsfrieden. Eine solche Vorstellung ist vom politikwissenschaftlichen Standpunkt der blanke Unsinn – die wenigsten Kriege sind Religionskriege, und die, die es sind, sind es allein aufgrund der islamischen Aggressivität, nicht weil Religion schlechthin kriegstreibend sei. Dass eine solche Idee aber überhaupt aufkommen konnte, verdanken wir der besagten Denkfigur, dass bereits die Existenz von Menschengruppen überhaupt – hier also die von Religionsgemeinschaften – konfliktträchtig sei und diese Gruppen daher aufgelöst werden müssen. Der Preis dafür ist der Verzicht auf alle miteinander kollidierenden Wahrheitsansprüche von Religionen und deren Reduzierung auf global anschlussfähiges Minimum, also auf die Punkte, in denen angeblich „alle Religionen dasselbe wollen“, im Grunde die Etablierung einer synkretistischen Weltreligion.)

Die Gesellschaft auf individuelle Wahlfreiheit und auf den Markt zu gründen statt auf soziale Bindungen und auf Solidarität: Das ist das neoliberale Projekt. Es schlägt allem ins Gesicht, worauf menschliche Gesellschaft jahrtausendelang aufgebaut war. Da empirisch buchstäblich nichts dafür spricht, dass ein solches Projekt gelingen kann (Vielmehr spricht alles dafür, dass es in der Zerstörung der Zivilisation gipfeln wird), müssen seine Verfechter die Beweislast ihren Widersachern, also den Konservativen bzw. „Reaktionären“ aufbürden und sich selbst davon freizeichnen. Das gelingt ihnen, weil die Gesellschaft die totalitäre Denkfigur vom „Fortschritt“ verinnerlicht hat. Wer „Fortschritt“ sagt, sagt zugleich, dass die Geschichte ein Ziel und eine Richtung kennt (eben das, worauf bzw. wohin „fortgeschritten“ wird), beansprucht für die eigenen Ziele „Unvermeidlichkeit“ und klebt dem Andersdenkenden das Etikett des „Rückständigen“ auf. So setzt sich spätestens seit dem 19.Jahrhundert „fortschrittliche“ Ideologie durch.

Es geht also um die Entkernung der Nationalstaaten, um die Errichtung eines faktisch unabänderlichen globalen Systems aus Rechtsnormen, in denen sich eine Ideologie niederschlägt, die die Auflösung von Völkern und Familien postuliert und praktiziert, die zu ihrer Aufrechterhaltung auf global vereinheitlichte Geschichtsbilder und Religionen angewiesen ist, und den Grundmodus menschlicher Vergesellschaftung austauschen will: von der Solidarität zum Markt. Wenn man ein System, das auf einer solchen Ideologie basiert, nicht „Neue Weltordnung“ nennen darf – was eigentlich dann?

Dabei besteht unter den Funktionseliten mindestens der westlichen Welt, aber mit Ausläufern bis in die der Schwellenländer und des postsowjetischen Raumes hinein, ein nahezu unangefochtener Konsens über diese Ideologie, was unter anderem impliziert, dass es keine nationalen Eliten mehr gibt – jedenfalls nicht in dem Sinne, dass sie mit ihren je eigenen Nationen solidarisch wären. Was es gibt, ist eine globale Elite, und zwar eine, die ihre Absichten gar nicht verbirgt: Man muss nur den Nebel der wohlklingenden Phrasen lüften. Dass die Angehörigen dieser Eliten sich in informellen Zirkeln abstimmen, dass sie Denkfabriken unterhalten, einflussreiche Journalisten kooptieren, PR betreiben – ja, gewiss tun sie das, was denn sonst.

Die Kritiker, die sich zum Beispiel auf die Bilderberg-Konferenzen oder den Council on Foreign Relations einschießen, haben also auf ihre Weise schon Recht, erfassen aber immer nur einen kleinen Teil des Gesamtphänomens. Vor allem machen sie den Fehler, ihren Kontrahenten als „Verschwörungstheoretiker“ eine billige Steilvorlage zu liefern, indem sie zu entlarven versuchen, wo es gar nichts zu entlarven gibt.

Sicher wäre es interessant zu verfolgen, auf welche Weise Ideologie konkret in politische Strategie, in Propaganda und PR umgesetzt wird (wobei nicht gesagt ist, dass die jeweils Verantwortlichen immer zu den üblichen Verdächtigen gehören müssen). Bevor man diese Fragen aber vernünftig diskutieren kann, muss man den, mit dem man sie diskutieren will, davon überzeugen, dass es die NWO und die sie verfolgenden und begründenden Ideologien und Strategien tatsächlich gibt und vcr allem: welche Konsequenzen das hat. Die Implikationen der NWO sind eben nicht Jedem klar: dass die Vereinheitlichung von Geschichtsbildern den Völkern ihr Gedächtnis und damit ihre Identität raubt; dass die Auflösung des Nationalstaates und die der Demokratie ein und dasselbe sind; dass der zwischenstaatliche Friede, wenn erzwungen durch die Kastration der staatlichen Souveränität, den Keim zu dem in sich trägt , was Enzensberger den „molekularen Bürgerkrieg“ genannt hat; dass supranationale Vertragssysteme zu einem Joch zusammengefügt werden, das für Manche leichter, für Andere schwerer zu tragen ist, aber von niemandem mehr abgeschüttelt werden kann, auch nicht, wenn es ganze Völker erdrückt.

Das sind die Implikationen, die man deutlich machen muss. Was aber die Fakten selbst angeht, ist niemand auf Spekulationen angewiesen: Es liegt alles offen zu Tage!

Wählen Sie einen Stamm, irgendeinen Stamm (Teil 2)

Von El Inglés; das Original wurde am 11. April 2009 bei Gates of Vienna veröffentlicht:

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Übersetzt von Deep Roots

“Unlösbare Stammesdifferenzen können nicht als bloße politische Differenzen betrachtet werden.”

Vorwort von Baron Bodissey:

Der folgende Essay von El Inglés ist eine Fortsetzung desjenigen, der damals im Februar veröffentlicht wurde. In diesem Nachfolgeartikel erweitert er seine Beobachtungen über Stammesdifferenzen im heutigen Großbritannien – und im Rest der westlichen Welt – indem er die verschiedenen Verwerfungen zwischen Stammesgruppen untersucht, die im Zuge von Konflikten erweitert und entflammt werden könnten, welche von Moslems gegen ihre Gastgebergesellschaft entfacht werden.

Wie üblich ist es nützlich sich zu erinnern, daß El Inglés’ Analyse deskriptiv ist, und nicht normativ. Das heißt, etwas Ähnliches wie das, was er hier projiziert, wird der unvermeidliche Gang künftiger Dinge sein, wenn Britanniens unfähige politische Führer nicht gegenüber der Ernsthaftigkeit der unmittelbar bevorstehenden Krise aufwachen.

Einführung

Stellen wir uns vor, wir befinden uns in der Lage irgendeines einigermaßen hochrangigen zivilen Amtsträgers im Pentagon. Wir versuchen, wegen der Wichtigkeit türkischer Kooperation im Irakkrieg gute Beziehungen zur Türkei und ihrem Militär aufrechtzuerhalten, und doch haben wir mit den lautstarken Versuchen einer gewissen amerikanischen ethnischen Minderheit zu kämpfen, die Ziele anstrebt, welche nicht im besten Interesse unseres Landes in dieser oder überhaupt irgendeiner Hinsicht zu sein scheinen. Damit meine ich die kleine amerikanisch-armenische Gemeinde und ihre Lobbying-Versuche dahingehend, daß der Genozid an den Armeniern auf den höchsten Ebenen der US-Regierung als solcher anerkannt wird.

Ungeachtet dessen, was man zum Genozid an den Armeniern, zur modernen Türkei, dem Krieg im Irak oder irgendetwas sonst für eine Meinung hat, ist es sehr schwer zu sehen, wie Amerika selbst irgendetwas dadurch gewinnen könnte, daß der Senat eine entsprechende Resolution erläßt, außer vielleicht im allerdünnsten und abstraktesten Sinne. Wenn wir, in Erkenntnis dessen, in unserer Rolle als Amtsträger im Pentagon vor uns hinzugrummeln anfingen über die armenische fünfte Kolonne in den Staaten, über ihre Undankbarkeit gegenüber ihrer Wahlheimat und darüber, daß wir sie gar nicht erst hätten hereinlassen sollen – was könnte eine dritte Partei von dieser Kette von Anschuldigungen halten? Könnten sie zutreffen? Könnten die Armenier in irgendeinem Sinne eine fünfte Kolonne sein? Bevor wir diesen Punkt noch weiter diskutieren, lassen Sie mich klarstellen, daß ich die armenischen Amerikaner ausgewählt habe, weil ich glaube, daß sie wahrscheinlich einen möglichst wenig aufrührerischen Zugang zu diesem allgemeinen Thema bieten. Ich für meinen Teil bin niemals einem Armenier begegnet und hege keine starken Gefühle bezüglich Armenien oder Armeniern.

Stellen Sie sich ein Venn-Diagramm vor, das all die verschiedenen möglichen subjektiven Interessen darstellt, die eine Gemeinschaft haben kann. Wir müssen die Tatsache ignorieren, daß es niemals eine völlige Übereinstimmung darüber geben wird, was die Interessen einer Gemeinschaft sind, und stattdessen akzeptieren, daß wir – breit gesprochen – einen Kernbereich von Interessen für jede Gemeinschaft erkennen können. Wir müssen auch betonen, daß wir von subjektiven Interessen sprechen, d. h., was die gegenständliche Gemeinschaft als ihre eigenen Interessen wahrnimmt, nicht was wir sie aus göttlicher Perspektive zu sein erachten.

Irgendwo auf diesem Diagramm gibt es einen verwischten Bereich von Interessen, die darstellen, was gut für Amerika ist, und es gibt auch einen weiteren verwischten Bereich, der darstellt, was gut für Armeno-Amerikaner ist. Unnötig zu sagen, daß sich die beiden verwischten Bereiche weitgehend überlappen. Es ist offensichtlich im Interesse sowohl Amerikas als auch der Armeno-Amerikaner, daß Amerika stark, sicher und wohlhabend ist, und daß es im Interesse beider Gemeinschaften ist, daß Armeno-Amerikaner gesetzestreu und produktiv sind. Aber es überrascht nicht, daß die armenische Diaspora der Anerkennung des Genozids an den Armeniern als das, als was sie ihn sehen, große Bedeutung beimißt, während Amerikaner insgesamt die Angelegenheit sicherlich bestenfalls als unbedeutend sehen würden, und im schlimmsten Fall als Belastung hinsichtlich eines strategischen Verbündeten. Wir schließen daher, daß es etwas Abweichung zwischen diesen verwischten Interessensbereichen gibt, wie im ersten Teil dieses Essays diskutiert.
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Wenn die Abweichung zwischen den Interessen einer Gesellschaft und einer Einwanderergruppe innerhalb dieser Gesellschaft wächst, wenn sie an immer strittigere Angelegenheiten stößt, und wenn die Einwanderergruppe selbst als Bruchteil der Gesellschaft insgesamt wächst, was wird dann das wahrscheinliche Ergebnis dieser Entwicklungen sein, und wie könnten wir es am besten beschreiben? Was würden wir über die armenische Gemeinschaft in Amerika schlußfolgern? Ist sie ein hart arbeitender und loyaler Aktivposten, in dem nur gewisse legitime politische Positionen ungewöhnlich stark sind? Ist sie eine kleine Gemeinschaft von geringer Bedeutung und am besten zu ignorieren? Ist sie eine Belastung, indem sie rücksichtslos ihre eigenen Interessen betreibt, ohne die geringste Beachtung der strategischen Position des Landes das ihren Vorfahren ein neues Leben ermöglicht hat? Oder ist sie womöglich eine fünfte Kolonne, die sich jetzt das diplomatische Gewicht des Landes für seine eigenen selbstsüchtigen Zwecke anzueignen versucht, obwohl sie wenig zu dem beigetragen hat, was die Vereinigten Staaten im Laufe der Geschichte geworden sind? Wäre Amerika ohne sie besser dran?

Ich habe bereits in klaren Worten meine Antwort auf ähnliche Fragen bezüglich der moslemischen Bevölkerung meines eigenen Landes gegeben. Aber was ist mit jenen anderen Gruppen von relativ kürzlich Eingewanderten? Was ist mit den Juden, Hindus, Sikhs, Polen, Jamaikanern, Nigerianern und dem Rest? Gibt es irgendetwas, das man im Zusammenhang mit der Islamisierung und möglichen Reaktionen über diese Gruppen sagen könnte? Sind sie Verbündete, Feinde oder einfach irrelevant?

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Fremde in unserer Mitte?

Ich möchte hier ein paar für das gegenständliche Thema relevante Beobachtungen präsentieren, indem ich der Reihe nach über einige Freunde und Bekannte von mir spreche, die man – wie ich glaube – als Vertreter gewisser ‘Typen’ betrachten kann, wie man sie unter Einwanderergruppen finden kann, die im Vereinigten Königreich von Bedeutung sind. Gewisse Schlüsselpunkte werden sich ganz natürlich aus diesen Diskussionen ergeben.

Der Jude

Der Jude ist ein Psychiater mittleren Alters, mit dem ich über ein Familienmitglied bekannt wurde. Gutmütig, intellektuell und nach ein paar Drinks gern alberne Akzente annehmend, hatte der Jude einmal eine ziemlich große Meinungsverschiedenheit mit dem Verfasser, ausgelöst von der Reaktion einiger britischer Moslems auf die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Dänemark.

Als ich ziemlich scharfe Äußerungen über den nunmehr berüchtigten Mob kläffender Psychopathen machte, die über die dänische Botschaft in London hergefallen waren, entdeckte ich, daß der Jude mehr dazu neigte, den dänischen Karikaturisten die Schuld zu geben. Sicherlich hätten sie doch wissen müssen, was für eine Reaktion sie provozieren würden, meinte er. Warum hatten sie das Ganze nicht einfach in Ruha lassen können? Als wir das Thema weiter diskutierten, wurde mir offenbart, daß der Jude, als Jude (seine Worte) sich davon beunruhigt fühlte, daß ich und andere andeuteten, es gäbe eine Minderheit im Vereinigten Königreich, die eine bedeutende und wachsende Bedrohung darzustellen scheine.

Es wird allgemein beobachtet und, wie ich glaube, nicht ernsthaft bestritten, daß Juden im Allgemeinen (zumindest außerhalb Israels) dazu neigen, ‘liberal’ im amerikanischen Sinn des Wortes zu sein und Masseneinwanderung und andere derartige Politik zu unterstützen. Man hat keine große Schwierigkeit zu sehen, warum das so ist, angesichts der ziemlich unglücklichen Geschichte des jüdischen Volkes, und der Jude selbst leitet seine oben erwähnte Position teilweise von seinem polnischen Familienhintergrund und dem Tod einiger seiner Familienmitglieder im Holocaust ab. Unnötig zu sagen, daß das sein gutes Recht ist. Angesichts eines potentiell existentiellen Problems wie des Islams und seiner wachsenden Präsenz in westlichen Ländern kann die Diskussion nicht dort enden.

Ich habe im ersten Teil dieses Essays argumentiert, daß gewisse Arten von Abweichung der Interessen von Teilgruppen in einer Gesellschaft das Positivsummenspiel demokratischer Politik zerstören können und daß sozusagen alles offen ist, falls und wenn dies geschieht. Das offensichtlichste Beispiel für Abweichung gibt es hinsichtlich des Islams. Wenn wir für einen Moment die schiere Verrücktheit dessen ignorieren, daß Juden zugunsten moslemischer Einwanderung in ihre Wohnsitzländer argumentieren, so können Juden damit nur die Interessen der abweichenden Gruppe fördern und machen sich dadurch selbst zu einem Teil des Problems. Des weiteren, wenn sie als Juden so argumentieren, dann werden sie als Juden zum Teil des Problems.

Ich muß die vorbehaltliche Natur dieser Behauptung betonen. Es gibt nichts den Juden – säkularen oder religiösen – Innewohnendes, das sie hinsichtlich des Islams zu einem Segen, einer Belastung oder zu sonst etwas macht. Meine Behauptungen sind einfach wie folgt:

a)wenn Minderheitengruppen Haltungen einnehmen, die ihre Interessen zur Abweichung in nicht trivialer Weise von jenen der Mehrheit in einem gegebenen Land zwingen, dann ist die Mehrheit berechtigt zu reagieren, und
b)Eine Interessensabweichung, die sich an den Interessen der moslemischen Gemeinschaft ausrichtet, ist eine so schwerwiegende Abweichung, wie man sie sich nur vorstellen kann.

Ich hoffe, die jüdische Bevölkerung Britanniens wird bezüglich des Islams zur Vernunft kommen. Ich bin ziemlich zuversichtlich, daß der Jude selbst keine Illusionen darüber hat, was der Islam ist, und ich hoffe, daß er schließlich die richtige Schlußfolgerung ziehen und von einer Seite der Debatte auf die andere wechseln wird. Aber wenn er und seine Mitjuden das nicht tun, ein Resultat, das ich als tragisch betrachten würde, dann werden die Angelsachsen-Kelten, als Angelsachsen-Kelten, das Recht haben, einige harte Fragen dahingehend zu stellen, auf welcher Seite die britischen Juden stehen.

Die Hindu

Die Hindu ist ein Mitglied meiner erweiterten Familie Anfang zwanzig, die gegenwärtig in London arbeitet, nachdem sie zwecks Universitätsbesuch ins Vereinigte Königreich gekommen war. Intelligent und mit einem lebhaften Interesse an Frauenrechten und an den verschiedenen vom indischen Subkontinent stammenden Minderheiten im Königreich, hat sie leider eine Anzahl von Irrtümern darüber verinnerlicht, was Großbritannien ist. Ich füge hier verschiedene Fragmente aus einer Diskussion zusammen, die sich über einen längere Zeitraum verteilt hat, aber ich bin einigermaßen zuversichtlich, daß ich ihre Positionen nicht unfair wiedergebe. Da ich sie sehr mag, möchte ich betonen, daß ich zuversichtlich bin, daß es noch viel Hoffnung für die Hindu gibt, die sich immer als empfänglich für Widerspruch zu jenen ihrer Positionen erwiesen hat, die ich nachfolgend beschreibe, und weit davon entfernt ist, eine geistlose politkorrekte Drohne zu sein.

Das Grundproblem mit den Einstellungen der Hindu kann man am besten anhand ihrer Reaktion auf eine Situation illustrieren, wie sie sich gelegentlich im Vereinigten Königreich ergibt und bei der eine arrangierte Ehe stattfindet zwischen einem Briten von sagen wir Bangladescher Herkunft und einer frisch importierten Bangladeschi-Braut. Der Mann schlägt, vergewaltigt und mißhandelt die Frau, die sich in der Folge zwischen zwei Übeln gefangen sieht. Festsitzend in einem fremden Land, dessen Sprache für sie meist unverständlich sein wird, ohne Bildung oder Mittel, kann sie nicht nach Hause zurückkehren, da ihre eigene Familie sie wahrscheinlich töten wird wegen der Schande, die ihre Heimkehr über ihre Häupter bringen wird.

Was sollte man also tun? Die Hindu versichert ihrem unglücklichen Gora-Publikum (mir) mit alarmierendem Maß an Selbstsicherheit, daß das gegenwärtige Gesetz zum Erwerb der britischen Staatsbürgerschaft unfair sei. Die für den Erhalt der Staatsbürgerschaft notwendige Mindestaufenthaltsdauer verlängert die Abhängigkeit der Frauen von ihren mißhandelnden Ehemännern und sollte – wenn ich mich richtig erinnere – auf zwei Jahre verkürzt werden. Mehr noch, ein Netzwerk spezialisierter Frauenhäuser sollte betrieben werden, mit Frauen aus ethnischen Minderheiten als Personal, in denen andere Frauen aus ethnischen Minderheiten, einschließlich Bangladeschis, Zuflucht in vertrautem kulturellem Umfeld finden können. Unnötig zu sagen, daß vom britischen Steuerzahler erwartet wird, für all das zu bezahlen.

Ich charakterisiere diese Sichtweise als die Disneyland-Mentalität. Man muß verstehen, daß es zwei Arten von Ländern auf der Welt gibt:

a)Normale Länder, in welchen den Leuten an ihren nationalen Identitäten liegt und wo die Wichtigkeit der verschiedenen ethnischen, religiösen, kulturellen und sprachlichen Säulen, auf denen jene Identitäten ruhen, für selbstverständlich gehalten werden, und
b)Disneyland-Länder, die Vergnügungsparks für die ganze Welt sind.

Es erübrigt sich zu sagen, daß Britannien ein Disneyland-Land ist, zu dem alle Völker der Welt zutrittsberechtigt sind, um nach dem zu streben, was ihren Herzen lieb ist. Britische Pässe müssen notwendigerweise verteilt werden. Glücklicherweise wird das kein Problem sein, da die zu ihrer Herstellung nötige Papiermenge gering ist und keinen unangemessenen Druck auf die öffentlichen Finanzen ausüben sollte. Diese sind natürlich sowieso unbegrenzt und können daher ohne nachteilige Auswirkungen von Ausländern mit Beschlag belegt werden.

Beachten Sie die völlige Geringschätzung der britischen Staatsbürgerschaft, die dieser Einstellung zugrundeliegt. Einerseits ist es lebenswichtig, ihrer habhaft zu werden, und doch ist sie bedeutungslos genug, um wie Süßigkeiten verteilt zu werden. Ein Garant für den Zugang zum finanziellen und gesellschaftlichen Kapital, das über lange Jahrhunderte vom britischen Volk angesammelt worden war, und doch wird erwartet, daß sie ohne Zank von eben diesem Volk herausgerückt wird. Es gibt auch eine selbstzufriedene Annahme, die mir in weiteren unserer Diskussionen noch klarer wurde, daß die großen und wachsenden Zahlen von beklagenswert minderleistenden, kriminellen Bangladeschis, Pakistanis und anderen im Vereinigten Königreich nichts ist, was einen eingeborenen Briten stören sollte. Solcherart sind die Einstellungen der Hindu, Einstellungen, die genauso unsere Schöpfungen sind wie ihre, Einstellungen, die sie nie angenommen hätte, ohne unterbewußt zu fühlen, daß sie unter uns schon weit verbreitet waren.

Inzwischen genießt es die Hindu, an den Wochenenden in der Stadt auszugehen, in welcher Kleidung auch immer sie mag, natürlich ohne belästigt zu werden. Sie kann sogar allein durch die Straßen von London gehen, ohne Furcht, in ein Auto gezerrt und entführt zu werden. Es ist mir ein großer Quell der Freude, daß dies so ist, aber ich wünschte wirklich, sie würde die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß die Eigenschaften des Vereinigten Königreichs, die sie ursprünglich hierhergezogen haben, nicht aus dem Erdboden hochgesickert sind. Vielmehr sind sie die Produkte eines bestimmten Volkes und einer bestimmten Kultur, die heute beide schnell untergraben werden durch Einwanderung von einer Art, wie sie sie unterstützt.

Die ‘säkulare’ Türkin

Die ‘säkulare’ Türkin ist die Freundin einer Freundin von mir, die seit mehreren Jahren im Vereinigten Königreich lebt. Obwohl sie sich gern als Nichtmuslimin beschreibt, hat sich mir seit letzter Zeit bei verschiedenen miteinander verwandten Themen ein gewisses Denkmuster von ihr aufgedrängt, ein Denkmuster, über das ich nicht mit Vergnügen schreibe.

Während der Mohammed-Karikaturenkrise, die bereits im Zusammenhang mit dem Juden erwähnt wurde, zeigte ich der Türkin, nachdem sie eine allgemeine Ablehnung der Handlungen der Karikaturisten und der Dänen im allgemeinen zur Schau gestellt hatte, eine Webseite mit einer großen Zahl extrem beleidigender Karikaturen von Mohammed, die ein wagemutiger Niederländer als Reaktion auf die Situation gesammelt hatte. Ich bemerkte ein gewisses Unbehagen bei ihr, als sie die Karikaturen betrachtete, von denen einige extrem beleidigend waren. Als wir die Situation weiter diskutierten, äußerte die Türkin die folgende Meinung: daß das (für sie) großartige Projekt der europäischen integration, bei dem der türkische Beitritt eindeutig eine Art krönender Glanzpunkt sein sollte, einfach nicht funktionieren würde, wenn die Leute sich so verhalten dürften, wie es die Dänen taten.

Wahr, antwortete ich. Die Veröffentlichung von Photoshop-Bildern eines Lego-Mohammed, der eine Lego-Aisha defloriert, würde wahrscheinlich unannehmbare Reibungen zwischen Einheimischen und türkischen Einwanderern zur Folge haben, wenn den Türken jemals Bewegungsfreiheit in der ganzen EU gewährt werden würde. Da dies so ist, fuhr ich fort, welche Handlungen sollten wir ihrer Meinung nach ergreifen? Sollten wir den Europäern in ihren eigenen Ländern die Freiheiten wegnehmen, um den religiösen Totalitarismus einer Gruppe fast durchwegs unerwünschter Einwanderungswilliger zu beschwichtigen? Oder müßten wir akzeptieren, daß der türkische Beitritt zur EU unmöglich ist und daß das Heraufdämmern des Wassermannzeitalters verschoben werden müßte? Zu diesem Zeitpunkt gab sie keine Antwort. Aber ihre Antwort ist mir mit der Zeit relativ klar geworden.

Nachdem ich mit ihr während der letzten paar Jahre eine Vielzahl mit Einwanderung, Islam und Rasse zusammenhängender Themen diskutiert hatte, haben sich mir gewisse traurige Realitäten aufgedrängt. Beim dornigen Thema Islam weigert sich die Türkin überhaupt anzuerkennen, daß der Islam doktrinär problematischer ist als jede andere Religion, oder daß seine Anhänger mehr zu gewissen Verhaltensweisen neigen als die Anhänger anderer Religionen. Ich bekomme zu hören, daß Religionen das sind, was immer ihre Anhänger aus ihnen machen, sodaß es über den Islam als solchen nichts zu sagen gäbe. Ich bekomme zu hören, daß die Reaktionen auf die Mohammed-Karikaturen nichts Bemerkenswertes gewesen seien, sondern nur die Medien sich überschlagen hätten, verdammende Filmaufnahmen siedender, schäumender Moslems aufzutreiben (keine schwierige Aufgabe, möchte man meinen).

Kurz, ich bekam von der ‘säkularen’ Türkin eine große Menge Unsinn über den Islam zu hören, ein Thema, zu dem sie ziemlich unwissend zu sein scheint, und wenn das Diskussionsthema Türkei oder Türken heißt, ist es nicht viel besser. Hier liegt das Problem weniger in der Plausibilität der Behauptungen, die sie macht, sondern im erschreckenden Anspruchsdenken hinsichtlich der Länder anderer Völker. Die Empörung, die man wegen der Sprachanforderungen an türkische Möchtegern-Einwanderer nach Deutschland auf ihrem Gesicht sieht. Die gedankenlose Annahme, daß massive Ströme von Türken in die Länder der EU das Natürlichste auf der Welt seien. Die Gewißheit, daß Opposition gegenüber diesen Dingen einfach Xenophobie ist.

Natürlich überrascht es nicht, daß die Türkin diesen Positionen anhängt, da ihre ganze Lebensweise darauf gründet, daß diese von anderen akzeptiert werden. Offen gesagt, scheint sie gar nicht so daran interessiert zu sein, in der Türkei zu leben, dem wundervollen Ort voller wunderbarer Menschen, wie sie uns gerne glauben lassen möchte. Natürlich findet man diese paradoxe Einstellung unter vielen Einwanderern aus Entwicklungsländern, die die mannigfachen Probleme und Schrecken ihrer Geburtsländer hinter sich lassen möchten, während sie aber gleichzeitig deren zumindest teilweise Neuerschaffung in den Ländern ihrer Wahl garantieren durch endlosen Zustrom der Leute, die sie überhaupt erst geschaffen haben. Halten wir hier einfach eine seltsame Realität fest, nämlich, daß die Größe und Schwere der Interessensabweichung zwischen der Türkin und ihrer Gastgebergesellschaft im wesentlichen genauso groß ist, als wenn man sie durch eine herkömmliche Muslima ersetzen würde. Diese unfrohe Schlußfolgerung treibt uns zu einer weiteren, gleichermaßen unfrohen: daß die ihrem Bekenntnis nach nichtmoslemische Türkin im Effekt sowieso darauf besteht, von uns als eine solche behandelt zu werden, mit allem, was das beinhaltet.

Mehrfache Abweichungen

Es ist wert, die Leser daran zu erinnern, daß Britannien ein sehr breites Spektrum ethnischer Minderheiten hat, von denen viele produktiv und gesetzestreu sind. Breit gesprochen, gibt es zwei verschiedene Arten, diese Minderheiten zu unterteilen: ethnisch in Schwarze und Nichtschwarze, und religiös in Moslems und Nichtmoslems, was insgesamt vier verschiedene Typen von Minderheiten ergibt. Offen gesagt, scheinen jene Minderheiten, die weder schwarz noch Moslems sind (Juden, Hindus, Chinesen, Polen etc.), sich als Gruppen recht gut in der britischen Gesellschaft zu machen, wohingegen jene Gruppen, die schwarz und nichtmoslemisch sind (Jamaikaner etc.), schwarz und Moslems (Somalis), oder nicht-schwarz und moslemisch (Pakistanis, Bangladeschis etc.) als Gruppen anscheinend schlecht abschneiden.

Wie ich aus meiner eigenen Erfahrung gelernt habe, ist es – sobald genug Tribalismus im eigenen Denken wiederaufgetaucht ist, daß man ganze Gruppen (d. h. Moslems) als Gruppen auf der Basis konkreter Charakteristika jener Gruppen als Bedrohungen kategorisieren kann – sehr schwierig, nicht anzufangen, auch andere Gruppen, seien sie rassisch oder religiös definiert, vom Stammesgesichtspunkt aus zu sehen. Da der Islam damit weitermacht, die Pietäten und Tabus der multikulturellen Gesellschaft zu zerreißen und zu untergraben, scheint es sehr wahrscheinlich, daß krass minderleistende Gruppen zunehmend als Gruppen als auf eine Weise problematisch identifiziert werden, die trotz vieler Unterschiede zumindest in einigen Gesichtspunkten der Weise ähnlich ist, in der Moslems problematisch sind.

Natürlich könnte, sobald einmal ein gewisses Maß an Tribalismus grassiert, jede als nicht-britisch erkennbar Gruppe zum Ziel großer Unerfreulichkeiten werden, aber es ist schwer zu glauben, daß weithin bekannte und leicht feststellbare Unterschiede im Gruppenverhalten keinen Einfluß auf den Grad der Feindseligheit haben werden, die eine gegebene Gruppe erleidet.

Auf dieser Basis glaube ich, daß kein bedeutsamer Widerstand gegen die Islamisierung des Vereinigten Königreichs stattfinden wird ohne eine begleitende Schwächung der Legitimität, die man der Anwesenheit minderleistender Gruppen im allgemeinen gewährt. Moslems sind ein größerer Bestandteil dieser Gruppen, aber auch die weitgehend nichtmoslemische afro-karibische Gemeinschaft. Ich gebe hier die Vorhersage ab, daß der Status und die Sicherheit dieser Gemeinschaft im Vereinigten Königreich im Falle eines aufkommenden antiislamischen Tribalismus schwer leiden werden. In dem Ausmaß, wie jene in dieser Gemeinschaft dies schon vorweg erkennen, könnten sie leicht versuchen, sein Aufkommen zu verhindern. Auf lange Sicht kann dies nur das Auseinandergehen der Interessen verstärken und das Problem verschärfen.

Das Beste vom Rest

Im ersten Teil dieses Essays schloß ich damit, daß dem Islam in nützlicher Weise entgegengetreten und sein verderblicher Einfluß auf den Charakter westlicher Gesellschaften auf nichts zurückgestutzt werden wird, wenn er von stammesmäßig motivierten Akteuren als die Basis eines gewalttätigen, expansionistischen religiösen Stammes erkannt wird, der alles Gute in den Gesellschaften zerstören wird, in die er eingedrungen ist, wenn er die Gelegenheit dazu erhält. Jedoch ließ ich die Frage offen, welcher Stamm genau den Gläubigen in dieser Weise entgegentreten wird, und mit welchem anderen Stamm er damit in Konflikt kommen könnte. Im Schlußteil dieses zweiten Folge möchte ich die verschiedenen Verwerfungen zwischen Stämmen, wie sie in meinem eigenen Land existieren, im Lichte des bisher Diskutierten betrachten.

Ob nun der Stamm, der sich gegen den Islam stellt, irgendeine bedeutende Anzahl von Nicht-Einheimischen enthalten könnte, ist eine Frage, die in der obigen Diskussion bereits unausgesprochen beantwortet wurde. Allein die Tatsache, daß man, wie ich es getan habe, auf Juden, Hindus und andere schauen und darüber nachdenken kann, ob ihre Gruppencharakteristika eine Hilfe oder eine Behinderung sein werden, ist Zeugnis für ihre Existenz als eigene Stämme in bedeutendem Sinne, eine Schlußfolgerung, der sie wahrscheinlich nicht widersprechen würden. Es gibt jedoch ein betrübliches Maß an Beweis dafür, daß – obwohl die Interessen jener Gruppen und der einheimischen Briten üblicherweise nicht sehr auseinandergehen, wenn nicht trivial sind – die wachsende Konfrontation zwischen dem Islam und seinen Gastgebergesellschaften im Westen viel breitere Abweichungen in kritischen Interessenbereichen zur Folge haben könnten. Was dann?

Hier führe ich nochmals das Thema an, das diesen Teil des Essays eingeleitet hat, nämlich das der Armeno-Amerikaner. So weit mir bekannt ist, ist die armenisch-amerikanische Gemeinschaft eine gesetzestreue und produktive Gruppe, die ihrer Gastgebergesellschaft keine besondere Last auferlegt und noch weniger ihre Sicherheit oder politische Stabilität bedroht. Wenn jedoch die amerikanischen Beziehungen zur Türkei zu einer Angelegenheit von überwältigend existenzieller Wichtigkeit für die Vereinigten Staaten würden, dann wäre es vorstellbar, daß die Interessensabweichung zwischen den Amerikanern insgesamt und den armenischen Amerikanern im Besonderen so akut werden könnten, daß sie einen Bruch verursachen – und das bei einer Minderheit, die in keiner Weise eine direkte Bedrohung oder ein Problem für Amerika ist.  Denn die Aufnahme fremder Stämme in ein Land erzeugt Verwerfungen. Einige werden offensichtlicher sein, andere weniger, aber die meisten werden der Auflösung lange genug widerstehen, daß sie zumindest für lange Zeit bestehen bleiben, und einige werden dauerhaft sein. Einige dieser Verwerfungen mögen die meiste Zeit ruhig sein, so sehr, daß ihre Existenz vergessen wird. Aber ein Zittern, wenn nicht ausgesprochene Erdbeben, entlang anderer Verwerfungen wird zweifellos bei einigen von ihnen Resonanzen zu unserem Nachteil verursachen.

In Zeiten relativer politischer Zufriedenheit werden Abweichungen in den Interessen von Minderheitengruppen und ihrer Gastgebergesellschaften entweder ignoriert oder als Teil des Trubels im politischen Leben freier Länder gesehen. Wenn jedoch Islamisierungs- und Antiislamisierungsanstrengungen zunehmend gegenseitigen Blutzoll fordern, sei es wörtlich oder bildlich gesprochen, dann ist es höchst unwahrscheinlich, daß dieser relativ geruhsame Stand der Dinge weiter erhalten bleiben wird. Ich habe oben versucht, einige der Schlüsselpunkte in meinen Diskussionen mit dem Juden, der Hindu und der ‘säkularen’ Türkin zu beleuchten, und werde hier nicht weiter darauf herumreiten. Stattdessen möchte ich einige der möglichen Entwicklungen diskutieren, die folgen könnten, falls gutintegrierte, gesetzestreue Minderheiten auf der Verfolgung von Interessen beharren, die jenen einheimischer Briten offenkundig entgegenstehen.

Es sei hier gesagt, daß Einwanderer im Vereinigten Königreich überwiegend verstehen, daß sie, und durch sie ihre erweiterten Stämme, hier an etwas Gutem teilhaben. Man muß die Hindu oder die ‘säkulare’ Türkin nicht sehr gut kennen, um zu begreifen, welch großen Teil ihrer Hoffnungen und Erwartungen der langfristige Zugang zu westlichen Ländern ausmacht. Man kann ihnen natürlich nicht zum Vorwurf machen, daß sie solch einen Zugang wünschen, und ich denke deswegen nicht schlechter über sie. Jedoch, sofern sie weiterhin stammesmäßig denken und handeln, werden sie weiterhin befürworten, daß das Gute, das der Westen ist, mit anderen Mitgliedern ihres Stammes geteilt wird, ungeachtet dessen, ob dies im Interesse der Völker liegt, deren Heimat diese westlichen Länder sind. Und sofern irgendein Mitglied dieser fremden Stämme glaubt, daß der wachsende Widerstand gegen den Islam sich allgemeiner auf reduzierten Zugang zum Guten, das der Westen ist, übertragen könnte, ist von ihnen zu erwarten, daß sie in die Gegenrichtung stoßen. Indem sie das tun, werden sie sich effektiv, wenn nicht absichtlich, mit jenen verbünden, welche die Islamisierung unserer Länder anstreben. Wenn das geschieht, dann werden sie de facto zu Mitgliedern einer fünften Kolonne, zu einem Teil einer fahrlässigen proislamischen Operation. Ein hartes Urteil, aber keines, von dem ich eine Möglichkeit zur Vermeidung sehe.

Die Bedeutung dessen ist einfach auszudrücken: Unlösbare Stammesdifferenzen können nicht als bloße politische Differenzen betrachtet werden, wo Bob diesen Weg geht, während Ranjit jenen nimmt. Wenn ansonsten harmlose Einwanderergemeinschaften darauf bestehen, daß ihre Interessen a) stammesbezogen sind und b) am besten bedient werden, indem sie Antiislamisierungsbestrebungen behindern, dann wird ihnen die Möglichkeit genommen werden müssen, irgendeinen Einfluß auf den Lauf der Entwicklungen auszuüben. Ob solch sekundäre Divergenzen auftreten oder nicht, liegt bei ihnen, nicht bei uns.

Ausgewählte Kommentare zum Originalartikel bei GoV:

DP111:

Und sofern irgendein Mitglied dieser fremden Stämme glaubt, daß der wachsende Widerstand gegen den Islam sich allgemeiner auf reduzierten Zugang zum Guten, das der Westen ist, übertragen könnte, ist von ihnen zu erwarten, daß sie in die Gegenrichtung stoßen.

Es gibt natürlich die Möglichkeit, daß der Einwandererstamm es umgekehrt sieht und sich auf die Seite der Einheimischen stellt, um der Islamisierung entgegenzuwirken. Ich habe da Leute wie Bischof Nazir Ali, Patrick Sookhdeo, und viele andere aus christlichen Gemeinden im Vereinigten Königreich im Sinn, die aus Erfahrung wissen, was der Islam wirklich ist.

Das Problem, das wir im Moment haben, ist das, daß sich die Situation nicht so klar darstellt, wie man es gerne hätte. Es ist nicht nur die Teilung zwischen Einheimischen und Einwandererstämmen. Die größten Vorschubleister des Islam im Vereinigten Königreich sind unsere eigene politische Elite und die Medien, besonders die BBC. Dies ist ein separater Stamm, den du in deine Analyse einbeziehen mußt. Dieser Stamm sieht die Umwandlung einer homogenen und wohlgeordneten Gesellschaft in eine, die keine Richtung hat, als eine Gelegenheit zur Gesellschaftsklempnerei.

Wenn man diesen zusätzlichen Stamm in Betracht zieht, dann haben wir es nicht nur mit einem Konflikt zwischen Einheimischen und Einwanderern zu tun, sondern mit einem echten Bürgerkrieg. Selbst in diesem frühen Stadium kann man die gehässige Art sehen, in der dieser Stamm solche wie Bischof Nazir Ali angreift und jene, die ihn unterstützen.

El Inglés: Ein guter Artikel.

El Inglés:

dp111:

danke für das Lob. Du hast natürlich recht damit, daß die Einheimischen kein einzelner Stamm sind. Dies ist eine zusätzliche Komplikation; sehr schwierig, dies zusammen mit allem anderen in einen einzigen Artikel einzubeziehen.

Ich würde meinen, daß eine Wiedervereinigung der Stämme unter Einheimischen, wenn man so will, uns nach und nach näher dorthin bringen werden, wo wir vor sechzig Jahren waren, unter welchen Umständen die Spaltung zu anderen Stämmen offensichtlicher werden wird. Es ist sehr schwer zu glauben, daß es keine derartige Wiedererweckung geben wird, wenn sich die Verluste weiter häufen.

DP111:

El Inglés schrieb: Ich würde meinen, daß eine Wiedervereinigung der Stämme unter Einheimischen, wenn man so will, uns nach und nach näher dorthin bringen werden, wo wir vor sechzig Jahren waren, unter welchen Umständen die Spaltung zu anderen Stämmen offensichtlicher werden wird.

Ich hoffe, daß du recht hast.

Bedenke diesen einheimischen Anglo-Stamm, der eifrig alles Islamische befürwortet, nicht weil ihm der Islam gefällt, sondern weil der Islam den Katalysator zur Zerstörung der Gesellschaft liefert, und dann für Gesellschaftsklempnerei und die Umwandlung Britanniens in ein marxistisches Utopia. Der Marxismus ist eine Religion, seine Anhänger sind erfüllt vom selben Gefühl der Unvermeidlichkeit der Richtigkeit ihrer Sache. Sie werden falls nötig ‘vor die Löwen gehen’, denn sie glauben, sie seien die Morgendämmerung eines neuen Zeitalters, eines Zeitalters frei von Rassismus, religiösem Glauben und allen anderen kulturellen Traditionen, die eine Nation definieren. Es ist dieser Glaube, der all die Linken un der BBC leitet. Ich sehe nicht, daß sie zu den Massen tendieren, die sie als uninformierte Rassisten und Bigotte betrachten. Sie werden ihre Ecke mit all ihrer Macht verteidigen, und wenn sie untergehen, dann in dem Glauben, daß man sie in der Zukunft als Märtyrer betrachten wird.

Ich habe seit mehreren Jahren einen Bürgerkrieg im Westen befürchtet und darüber geschrieben. Dieser wird äußerst katastrophal sein, denn selbst wenn wir gewinnen, werden wir das Gewebe unserer Gesellschaft zerstört haben, unseren Glauben an unser Gefühl für “Fair Play”, Toleranz etc. Aus diesem Grund habe ich versucht, mir irgendeinen anderen Weg zur Rettung vor einer Zukunft unter der Scharia auszudenken als den Bürgerkrieg.

babs:

Zu einem der Punkte, die du am Beginn deines Essays angeführt hast; der Idee, daß eine “eindringende” Gruppe die Arbeitsplätze und den Status einer existierenden niederen Klasse usurpieren wird, die bereits in der Gesellschaft etabliert ist: Ich konnte nie verstehen, warum die Afroamerikaner nicht aufgeschrien haben wegen der Invasion von Hispanics in die Staaten.
Ökonomisch sind die Afroamerikaner am meisten von der Flut billiger hispanischer Arbeitskraft in die Staaten betroffen gewesen, nachdem ihnen Arbeitsplätze und Bildungsmöglichkeiten genommen wurden. Es ist mir immer noch ein Rätsel, warum ihre politischen Führer dies zugelassen haben, als die Viertel ihrer Wahlklientel übernommen und deren Jobs von billigen Arbeitern weggenommen wurden.
Ich wünschte, jemand könnte mir das erklären.

laine:

Sehr gedankenanregender Artikel, besonders die Idee der permanenten Verwerfungen, die in guten Zeiten unsichtbar sind, die sich aber unter Belastung zu Rissen und dann zu Spalten erweitern können und werden.

Großer Schaden ist den europäisch-christlich basierten Ländern bereits angetan worden durch verschiedene Stämme, die ihre eigenen Interessen verfolgen, statt die Länder zu stärken, die sie als Einwanderer aufgenommen haben.

Warum ist der Drang zum staatlichen Multikulturalismus zum Beispiel in Japan nicht aufgetreten? Wenn man das bis zu den ‘60ern und den Einflüssen auf Ted Kennedys schändlichem Gesetz zurückverfolgt, das die Schleusen zur Einwanderung aus der Dritten Welt geöffnet hat, wie auch zu Trudeau, der dasselbe in Kanada getan hat, so gab es keinen öffentlichen Bedarf danach. Stattdessen scheint es, daß einflußreiche Mitglieder des jüdischen Stammes eine Politik förderten, von der sie dachten, daß sie ihnen nützen würde, während sie jede weiße christliche Nation verdünnen würde, um zu verhindern, daß das noch einmal geschieht, was in Deutschland geschehen war. Selbst jene Nationen, die Deutschland bekämpft hatten, wurden in das Multikulti-Projekt einbezogen. Übrigens, ich sage nicht, daß es für Juden aus ihrer Sicht falsch war, das zu tun, aber es war falsch von Nichtjuden, diese Politik zu übernehmen, ohne abzuwägen, ob das gut für unseren Stamm war.

Wenn westliche Länder sich die “Besten und Klügsten” aus der Dritten Welt ausgesiebt hätten, um sich uns anzuschließen, wie uns das zuerst versprochen worden war, dann hätte die Einwanderung uns vielleicht gestärkt und bereichert. Unglücklicherweise folgten dann Familienzusammenführung und laxe Flüchtlingspolitik, einschließlich älterer Bürger und Ungebildeter, wodurch der wirtschaftliche Vorteil zu einem Scheinargument wurde. Einige Gruppen wie die Jamaikaner brachten mehr teure Negativeigenschaften wie hohe Kriminalität mit, als ihre gesetzestreuen Mitglieder jemals durch Steuerleistungen wettmachen könnten. Im Grunde wurde die Einwanderung zu einer Form von Wohlfahrt, von der es hieß, daß die entwickelten Länder sie allen aus unterentwickelten Ländern “schulde”, die die harte Arbeit überspringen wollten, ihre eigenen Länder wohnlich zu machen.

Der resultierende Turm zu Babel, der wie ein schwankender Jenga-Turm errichtet worden war, hat als Schlußstein die Einwanderung von Moslems, von denen die Ehrlichsten bereits erklärt haben, daß sie hier sind, um die Macht zu übernehmen. Sie haben keine Absicht, zum “American Way” beizutragen, zum kanadischen, britischen oder australischen Weg, sondern uns alle zum moslemischen Weg zu bekehren. Da dieser Weg gegenüber Juden besonders feindlich ist, stellt sich die Förderung von Multikulti als nicht gerade ihr schlauester Zug heraus, und als immer noch sehr einflußreicher Zweig der Linken scheinen sie das recht langsam zu begreifen.

DP111 hat recht damit, die größte Problemzone bei den linken Einheimischen zu verorten, die Multikulti wie auch mehrere andere Initiativen zur Gesellschaftsveränderung gefördert haben. Ihr Genius hat Political Correctness und weißes Schuldbewußtsein heraufbeschworen, um jeden bedeutenden Widerstand gegen die Auflösung alles Funktionierenden und dessen Ersatz durch ein schlecht ausgedachtes Experiment zu verhindern. Es hat das Leben der einzelnen Einwanderer großteils verbessert, die es in diese funktionierenden Länder geschafft haben, aber zum Preis der Schwächung dieser Länder und der Beraubung ihrer Einwohner um den einzigen Platz auf diesem Globus, den sie ihr eigen nennen können. Also DAS ist Diskriminierung im Übermaß: “Mein Land gehört allein mir, und deines gehört mir auch“.

Charlemagne:

El, großartiger Artikel!

Du hast gesagt: „Jedoch, sofern sie weiterhin stammesmäßig denken und handeln, werden sie weiterhin befürworten, daß das Guten, das der Westen ist, mit anderen Mitgliedern ihres Stammes geteilt wird, ungeachtet dessen, ob dies im Interesse der Völker liegt, deren Heimat diese westlichen Länder sind.

Diese Anmerkung trifft reichlich auf lateinamerikanische Einwanderer in die Vereinigten Staaten zu. Wir mußten die Märsche illegaler Ausländer ertragen, die Rechte fordern, welche nur US-Bürgern zustehen. Wir haben hispanische Politiker im Kongreß, welche die Staatsbürgerschaft für ihren Stamm befürworten, nicht weil jene Stammesmitglieder für die Staaten von Nutzen sein werden, sondern weil diese Politiker dadurch einen politischen Machtzuwachs gewinnen.
Die Empörung der amerikanischen Öffentlichkeit über den letzten Versuch einer Amnestie hat unseren Politikern offenkundig sehr wenig signalisiert, denn sie werden es trotz der öffentlichen Stimmung zu dem Thema noch einmal versuchen. Und der wahrscheinlich widerlichste Aspekt dabei ist das Anspruchsdenken, das Einwanderer aus Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern hinsichtlich ihrer Einreise haben, UND die Nährung dieses Anspruchsdenkens durch demokratische und manchmal sogar republikanische Politiker.