Roter Politkommissar arbeitet bei Süddeutscher Zeitung

Da ich das Wirken der Süddeutschen Zeitung in diesem Blog schon mehr als einmal ausführlich gewürdigt habe, überrascht die Überschrift dieses Artikels wohl niemanden; allzu bekannt ist, dass gerade dieses Blatt ein Sprachrohr der Epigonen von Erich Mielke und Felix Dserschinski ist. Dass ich es überhaupt noch erwähne, ist eigentlich schon ein Verstoß gegen das „Mann-beißt-Hund“-Kriterium. (Wenn ein Hund einen Mann beißt, ist das keine Nachricht; eine Nachricht ist nur, wenn ein Mann einen Hund beißt.)

Nur um der Chronistenpflicht Genüge zu tun, erwähne ich also den Artikel, den ein gewisser Bernd Kastner (aufmerksamen Lesern einschlägig bekannt) in der Netzausgabe des besagten Blattes erbrochen hat. Unter der Schlagzeile „Rechtspopulist arbeitet bei Ausländerbehörde“ feuert er die Stadt München unter dem Deckmantel der Berichterstattung zu inquisitorischen Maßnahmen an.

Der gemeinte „Rechtspopulist“ ist Christian Jung (früher CSU, heute „Die Freiheit“), der

… in der Ausländerbehörde des Kreisverwaltungsreferats (KVR) arbeitet und dort ausgerechnet zuständig ist für „aufenthaltsbeendende Maßnahmen“, wozu auch Abschiebungen gehören. Diesen Job übt er seit Dezember 2004 aus, aber nicht mehr lange …

Allein der hämische letzte Halbsatz macht schon deutlich, woher der Wind weht. Selbstredend kommt es einem solchen Schreiber nicht in den Sinn, dass man nach knapp sieben Jahren in der Ausländerbehörde womöglich Einblick in die Verhältnisse gewonnen haben könnte, um die es geht, und dass einer vielleicht gerade deshalb zum Islamkritiker wird, weil er diese Einblicke gewonnen hat.

Christian Jung, der auch im islamfeindlichen Internetblog „Politically Incorrect“ mitmischt, will sich zur Diskussion um seine Person nicht äußern. Lediglich die Warnung Udes vor seiner Partei kommentiert er: Der OB verwende „eine Keule“, ohne sich mit den Inhalten zu beschäftigen. Diese Inhalte aber sind für Kritiker eindeutig rechtspopulistisch: In ihrem Wahlprogramm etwa fordert „Die Freiheit“ „die konsequente Abschiebung von schwer straffälligen Ausländern“.

Und damit nichts anderes als die Anwendung geltenden Rechts. Aber für Leute, die den Grundsatz „Legal, illegal, scheißegal“ offenbar schon von Jugend an verinnerlicht haben, ist Gesetzestreue an sich schon faschismusverdächtig.

Und in einem Thesenpapier steht zum Bleiberecht: „Somit gesteht man einem Rechtsbrecher, der sich nicht an die deutschen Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen gehalten hat, eine Belohnung für sein rechtswidriges Verhalten zu.“

Und trifft damit eine schlicht und einfach zutreffende Aussage. In einem Blatt wie der SZ freilich hat die Wahrheit bekanntlich nichts zu suchen.

Dschihad im Feuilleton

Wie freute sich Thomas Steinfeld, Feuilletonchef der “Süddeutschen Zeitung”, über Patrick Bahners, Feuilletonchef der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” und sein Buch “Die Panikmacher”!

Schon in der Kopfzeile hauchte er: “Ein Meisterwerk der Aufklärung”. Und er schließt seine Hymne mit den allerergriffensten Sätzen über den Autor Bahners: “Er prüft und denkt. Er ist allein, so wie das Denken immer allein ist. Aber welche Freude, dass es ihn gibt.” Kerzenlicht, Streicher, Seufzen.

Hier müssen wir kurz unterbrechen. Also, so ganz allein ist er ja nicht, der Frankfurter Feuilleton-Häuptling, denn mit Steinfeld sind es schon zwei, die gegen den islamophoben Mainstream anschreiben und insbesondere die Sarrazin-Buch-Käufer niederstarren.

Moment, also mit Bundespräsident Christian Wulff (“Der Islam gehört zu Deutschland”) schon drei. Ach ja, richtig, Innenminister Wolfgang Schäuble (“Der Islam ist Teil Deutschlands”), also vier. Langsam wird’s voll. Und dann wäre da noch die Kanzlerin. Und die “Zeit” mit ihrer umfänglichen Sammlung an Sarrazin-Kritiken. Auch DER SPIEGEL, der eindeutig gegen Islamophobie Stellung bezogen hat.

Also jetzt mal die Kerzen auspusten, die Vorhänge aufziehen, was für ein Gedränge hier vorne, praktisch das gesamte politische und publizistische Establishment hat sich da versammelt, wie soll sich der tapfere Einzelkämpfer Patrick Bahners da noch konzentrieren bei dem Lärm?

Mahner werden zu Panikmachern gestempelt.

Matthias Matussek

Hass auf wen?

Die „Süddeutsche Zeitung“ hat auf ihrem langen Weg in die Gosse eine weitere Etappe zurückgelegt. Ein gewisser Thomas Kirchner stellt einen Artikel über den Auftritt von Geert Wilders am Ground Zero unter die Überschrift „Internationale des Hasses“.

Da es am Islam bekanntlich nichts zu kritisieren gibt, können Islamgegner nur vom „Hass“ beseelt sein. Da lohnt es sich selbstredend nicht, sich mit ihren Argumenten auseinanderzusetzen; es lohnt sich nicht, sich mit dem Islam, seinen Lehren und seiner Geschichte kritisch zu befassen; es lohnt sich nicht, die Zustände in islamisch bereicherten Stadtvierteln unter die Lupe zu nehmen; erst recht lohnt es sich nicht, den Koran zu lesen. Nur ja nichts zur Kenntnis nehmen, was den eigenen Glaubensartikeln widerspräche.

Da ist es doch viel leichter, Artikel zu schreiben, denen man bereits an der Überschrift die wutverzerrte Visage ihres Verfassers ansieht – dem die Ironie vermutlich gar nicht bewusst ist, die darin liegt, dass ausgerechnet er Andersdenkenden „Hass“ unterstellt. Vermutlich braucht er die Fiktion dieses „Hasses“ um die eigene stalinistische Intoleranz vor sich selber zu legitimieren.

Nichts könnte den Niedergang der liberalen Geisteskultur, den intellektuellen Bankrott des linken Meinungsoligopols in Deutschland schlagender demonstrieren als die Tatsache, dass mit der „Süddeutschen“ die ehedem führende linksbürgerliche Tageszeitung zu einem hetzerischen Propagandablättchen degeneriert. Je mehr die Wirklichkeit den infantilen Illusionen der Linken und Liberalen ins Gesicht schlägt, und je fadenscheiniger die Argumente werden, auf die sie ihre Dogmen stützen, desto wütender verunglimpfen ihre Ideologen den, der die Wahrheit ausspricht, getreu dem Prinzip orientalischer Despoten, den Überbringer der schlechten Nachricht zu köpfen.

Jede utopistische Weltanschauung gerät über kurz oder lang an den Punkt, wo sie totalitär wird, weil sie niemandem mehr einleuchtet; an den Punkt, wo sie auf Terror zurückgreifen muss, weil ihr die Argumente ausgehen. Hetze und Verleumdung sind die Vorboten dieses Terrors.

Das totalitäre Moment solcher Ideologien entfaltet sich schrittweise, verbunden mit ihrer geistigen und moralischen Degeneration. Der Marxismus zum Beipiel war unter Marx ein Gedankengebäude von philosophischer Tiefe und geistiger Kraft; unter Lenin bereits sank er zur technischen Revolutions- und Diktaturanleitung, unter Stalin zur sterilen Polizeiwissenschaft.

In jeder Phase hat die Ideologie die zu ihrem aktuellen Stand passenden Vertreter, an denen man ihren Zustand ablesen kann: zuerst die hochherzigen Idealisten, dann die abgebrühten Zyniker – die aber wenigstens als solche noch eine Art von Respekt abnötigen -, am Ende dann die mediokren Opportunisten.

Dass die bundesdeutsche Leitideologie sich just in diesem Endstadium befindet, in dem sie auf Zensoren, Phrasendrescher und Gesinnungsschnüffler angewiesen ist, kann man unschwer an der epigonalen Drittklassigkeit ihrer Propagandisten ablesen. Es sind nur noch die kleinen, die engstirnigen, die unredlichen, die unkreativen Geister, die sich dafür hergeben, sie zu vertreten. Was sich hierzulande „öffentlicher Diskurs“ nennt, ist diesem Menschenschlag gemäß, der es nötig hat, seine geistige Impotenz durch denunziatorischen Eifer zu kompensieren.

So verachtenswert diese korrupten Kreaturen als Einzelpersonen sind, so gefährlich sind sie in ihrer Masse. Stets sind es die Lakaien, die den Sturz der Herrschaft am meisten fürchten und sie am skrupellosesten verteidigen: die Nullen und Hofschranzen, die von der Gnadensonne leben.

Fragt sich nur, wer in unserem Lande Herrscher ist und wer Höfling? Sonnen sich die Medien in der Gnade der Politik oder umgekehrt? Womöglich beruht die Zählebigkeit der Macht hierzulande darauf, dass sie auf einem Kartell der Lakaien beruht, die sich gegenseitig mit der Gnadensonne bestrahlen. Wo kein benennbarer Herrscher, auch keine Gruppe von Herrschern an der Macht ist, wohl aber ein Schranzenkartell, gibt es niemanden, der gegebenenfalls in Würde abdanken könnte, wohl aber eine Elite (=Auslese) von wahrhaft auserlesener Gemeinheit, die die Herrschaft als solche mit allen Mitteln verteidigen wird.

Wenn die Macht im Lande in den Händen von Lakaien liegt, die sich gegenseitig in den Arsch kriechen, dann liegt darin zweifellos etwas „Demokratisches“. Ich freilich ziehe es vor zu sagen, dass der Bundesrepublik gelungen ist, woran die DDR gescheitert war: nämlich die Diktatur des Proletariats zu errichten.

Die schlimmste Lüge, deren sich ein Herr Kirchner schuldig machen konnte, ist nicht die Behauptung, wir würden den Islam hassen, sondern die, wir würden den Islam hassen. Die islamkritische Szene hat die Phase längst hinter sich, wo ihr Zorn sich gegen den Islam und die Muslime richtete. Die Erkenntnis hat sich herumgesprochen, dass der Islam nun einmal ist, wie er ist: ein soziales System mit konstanten Eigenschaften, deren hervorstechendste die ist, sich überall dort auszubreiten, wo man ihm die Möglichkeit dazu gibt. Ihm daraus einen Vorwurf zu machen ist so absurd, als würde man denselben Vorwurf an einen Ölteppich richten.

Nein, der Zorn, meinetwegen auch der Hass, richtet sich gegen diejenigen, die ihm den Weg freimachen. Vielleicht ahnen das die Propagandaschreiber und vertuschen es, denn in eigener Sache plädiert es sich wenig überzeugend: Nicht der Islam ist der Feind, sondern das ihn fördernde Schranzenkartell.

Richtigstellung

In meinem vorherigen Artikel habe ich die „Süddeutsche Zeitung“ als „Desinformationsklopapier“ bezeichnet.

Den Ausdruck „Klopapier“ nehme ich zurück, und zwar aus Gründen des Verbraucherschutzes: Zur Desinformation taugt das Blatt sehr wohl, aber wer sich den Hintern damit abwischt, bekommt wahrscheinlich Hämorrhoiden.

GeistesWelt verunglimpft Boulevardpresse!

In einem Artikel über die Griechenkrise hat GeistesWelt die Formulierung gebraucht:

„die Boulevard-Zeitung ‚Süddeutsche‘.

So sehr ich GeistesWelt schätze, hier muss ich doch protestieren:

Es kann nicht angehen, Heerscharen ehrbarer Papparazzi, Klatschkolumnisten, Busenfotografen, Horoskopdichter, Schlüssellochreporter und Kummerkastentanten in die Nähe eines so unseriösen Organs wie der „Süddeutschen Zeitung“ zu rücken!

Unerträglich

Das Sudelblättchen aus München dokumentiert – weiß Gott nicht zum erstenmal -, dass das Demokratieverständnis seiner Redakteure einen Vergleich mit dem kommunistischer Politkommissare ohne weiteres aushält.

Da wird die österreichische Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz wieder einmal als „rechtsextrem“ diffamiert, womit der Verfasser, ein gewisser M. Frank – ein Rest an Schamgefühl verhindert wohl das Ausschreiben des Vornamens -, deutlich macht, dass er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus“ nie ernsthaft auseinandergesetzt hat – seine politische Bildung, sofern man sie so nennen will, stammt vermutlich aus  linken Flugblättern. Dann dichtet er ihr ein „gestörtes Verhältnis zur NS-Vergangenheit“ an, weil sie nicht den linken Katechismus herunterbetet. Dies sei „in einer historisch vorbelasteten Gesellschaft unerträglich“.

Mit anderen Worten: Hier ist nicht von Österreich die Rede, sondern von Deutschland, und zwar unter der Überschrift:

„Zweistellig ist unerträglich“

Es genügt nicht, dass Frau Rosenkranz die Wahl nicht gewonnen hat – was niemanden überraschen konnte. Sondern allein die Tatsache, dass – auf deutsche Verhältnisse übertragen – mehrere Millionen Menschen von ihrem souveränen Recht Gebrauch machen, einen den linken Sudlern missliebigen Kandidaten zu wählen, ist unerträglich. Mehr noch: Es gilt nicht das Prinzip „Je mehr Wähler, desto mehr demokratische Legitimation“, sondern umgekehrt: Je mehr Menschen einen solchen Kandidaten wählen, desto unerträglicher ist es. So reden Leute, die am liebsten das Volk auflösen und sich ein neues wählen würden.

Ich für meinen Teil finde ganz andere Dinge unerträglich:

Dass Schwachköpfe  öffentlich als „Intellektuelle“ posieren und als solche ernstgenommen werden;

dass linke Verfassungsfeinde sich als Verteidiger der Demokratie aufführen;

dass Agitpropkäseblätter, in die man nicht einmal Fish’n’Chips einwickeln könnte, ohne dass sofort der Fisch verfaulte, sich als „Qualitätszeitungen“ verkaufen;

dass noch der charakterloseste Opportunismus, der schäbigste Konformismus, die vulgärste Karrieregeilheit als „Zivilcourage“ daherkommen, Mollusken sich gegenseitig für ihr Rückgrat loben und alte Nutten einander zu ihren strammen Jungfernhäutchen gratulieren, ohne dass einer lacht;

dass die „Vierte Gewalt“ in den Händen von Leuten liegt, die von ihr in demselben Geiste Gebrauch machen wie Roland Freisler von der Dritten;

und dass paranoide Hexenjäger unaufhörlich  von „Toleranz“ reden, ohne auf der Stelle vom Blitz erschlagen zu werden:

Das ist unerträglich!

Die Süddeutsche sudelt weiter


Es gibt in Deutschland 27 Bischöfe, darunter ganze zwei profilierte Konservative, und ausgerechnet einer von diesen beiden wird der Misshandlung beschuldigt. Seit Wochen dreht die deutsche Journaille jeden Stein um, und dabei geht es erkennbar darum, die katholische Kirche zu diskreditieren. Und nun tauchen fünf ehemalige Heimzöglinge aus Schrobenhausen auf, die behaupten, von dem damaligen Stadtpfarrer und heutigen Bischof Mixa geschlagen worden zu sein.

Waren das nun Fünf, die sich rein zufällig und unabhängig voneinander bei der „Süddeutschen“ gemeldet haben? Oder war es die „Süddeutsche“, die speziell in der Vergangenheit von Bischof Mixa gewühlt hat?

Und wenn sie gewühlt hat: Warum? Hatte sie womöglich ein Interesse daran, etwas zu finden, womit man sowohl eine Ideologie verbreiten als auch die Auflage steigern kann?

Und wenn sie dieses Interesse hatte: Mit wieviel Geld hat die „Süddeutsche“ dem Erinnerungsvermögen ihrer Zeugen nachgeholfen? (Und wer da glaubt, das seien doch seriöse Journalisten, die machen doch so etwas nicht, den erinnere ich an die Rent-a-Nazi-Methoden des kaum minder „seriösen“ ORF.)

Die Süddeutsche schreibt am Ende ihres Artikels über die behaupteten Misshandlungen:

Handelt es sich bei den Vorwürfen um eine Kampagne von Trittbrettfahrern, die den umstrittenen Bischof in Misskredit bringen wollen? Oder sind die Heimkinder tatsächlich geschlagen worden?

Dieselbe Zeitung, die sich fünf Eidesstattliche Versicherungen hat geben lassen, traut ihren eigenen Zeugen nicht. Warum?

Zur Predigt von Bischof Müller

Wenn das Richtige und Notwendige schon gesagt ist, dann brauche ich das Rad nicht neu zu erfinden. Zur Predigt des Bischofs von Regensburg, über die insbesondere die dort kritisierte Journaille gejault hat, hat Felizitas Küble, die Vorsitzende des Christoferuswerks in Münster, die richtigen Worte gefunden:

Sie sorgte für Wirbel und einen Sturm der Entrüstung: die Predigt des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller am 20. März 2010 beim 100-jährigen Jubiläum des KDF (Kath. Dt. Frauenbundes). Die „Süddeutsche Zeitung“ titelte empört: „Regensburger Bischof hetzt gegen die Medien.“

SPD und linkskirchliche Kreise protestierten scharf – und die Grünen forderten nicht weniger als den „Rücktritt“ des unbequemen Bischofs, als ob es sich um einen Politiker handelt – und nicht um einen vom Papst eingesetzten Oberhirten eines kath. Bistums. Der Münchner SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann bezeichnete die umstrittene Predigt als „wehleidiges Ablenkungsmanöver“ und sprach von „verpesteten Nebelkerzen“ des Kirchenmanns.

Wer freilich die derart angefeindete Predigt tatsächlich liest, fragt sich bald nach dem inhaltlichen Sinn des hysterisch anmutenden Theaterdonners. Trifft deutliche Kritik an der Sensationslust und Kirchenfeindlichkeit vieler Medien auf ein Tabu, auf ein Denkverbot in Deutschland? Steht die „Journaille“ unter Denkmalschutz? Können gewisse berufsmäßigen Kritiker selber keine Kritik ertragen?

Der Regensburger Bischof hat in Wirklichkeit vor allem sehr anschaulich und handfest die gegenwärtige Situation geschildert:
„Die Leute, die vorm Fernsehen sitzen, die Zeitung aufschlagen, denen wird dann suggeriert, und sie werden manipuliert durch zurechtgestutzte und verkürzte Berichte, durch ständige Wiederholungen von Vorgängen aus alter Zeit, wo dann der Eindruck erweckt wird, die Kirche: Das ist ein Nest, wo die Leute völlig verdorben sind und wo alles drunter und drüber geht. Und dann sagt unser Zeitgenosse: Da melde ich mich jetzt ab, da mache ich nicht mehr mit.“

Was spricht dagegen, daß ein katholischer Amtsträger sich gegen unfaire Zerrbilder in Presse und Fernsehen zur Wehr setzt? – Man hält ihm vor, er wolle durch diese Medienschelte von kirchlichen Mißständen „ablenken“ und gewissermaßen den Fokus auf die „böse Welt da draußen“ lenken. Wollte er das wirklich?
Warum findet sich denn in seiner Predigt die Warnung vor einem allzu „idealistischen“ Kirchenbild? Warum beschreibt er sehr eindringlich, daß auch die Gemeinschaft der Kirche aus Sündern besteht, ja daß Getaufte auch für „Verbrechen“ anfällig sind? Konnte er noch selbstkritischer sprechen?

„Wir wissen es, dass auch wir Sünder sind und dass auch wir nicht die Kirche der Heiligen alleine sind, sondern auch der Sünder. Das gehört auch zur Reife unseres Glaubens. Dass wir nicht ein völlig idealisiertes und menschenfernes, weltfernes Bild haben von der Kirche, sodass wir unsere Lehre von der Erbsünde und der Anfälligkeit auch der Getauften für die Sünde, ja für die Verbrechen vergessen würden und deshalb von einer idealistischen Höhe in eine resignierte und zynische Distanz zur Kirche umschwenken würden.“

Wenn der Bischof an die Kirchenfeindlichkeit der Nationalsozialisten erinnert, betreibt er keine Gleichsetzung von damals und heute, sondern erwähnt die antikirchliche Allergie als gemeinsames Merkmal einer antichristlichen Zeitströmung, wobei er die Katholiken trotz aller Mißstände und Angriffe zur Treue gegenüber der Kirche auffordert:

„So wie damals die Katholikinnen und Katholiken der Kirche Jesu Christi treu gewesen sind, der sie angehören und (…) treu sind zu ihren Hirten, den Bischöfen und Priestern, die – obgleich sie auch fehlbare und sündige Menschen sind – aber doch in ihrer großen Mehrheit sich ganz dahingeben, ihr Leben selbstlos einsetzen für uns, so wollen wir auch heute in dieser bedrängten Situation als Kirche zusammenstehen und auf Jesus Christus hinblicken“, wobei der Bischof erneut darauf zu sprechen kommt, daß die Sünden der Christen ein Ärgernis sind für die Glaubwürdigkeit der Kirche:

„Wir sind Kirche der Heiligen, der Heiligkeit, die von Gott her kommt, aber durch unsere Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten verdunkeln wir oft das Bild der Kirche und geben wir Anlass dazu, dass andere ihre Kirchenfeindschaft nun bestätigt sehen“ – und er fügt hinzu, daß Kirchenfeinde nun „ihre Brandsätze hineinwerfen wollen in das Haus Gottes und es vom Erdboden vertilgen wollen.“

Es war zweifellos keine Schönwetterpredigt, keine blumige „Sonntagsrede“, die der Regensburger Oberhirte den katholischen Frauen zu ihrer Jubelfeier vorsetzte. Aber ist dies verwerflich? Ist es nicht vielmehr erfreulich, wenn ein Kirchenmann den Finger auf die Wunden legt, wenn er „Tacheles“ redet – auch in der Kirche? Ist dieser Klartext nicht gerade das Gegenteil von „Vertuschen“ und „Verdrängen“, von „Schönreden“ und „Ablenken“?

Offenbar hat man nicht nur in rot-grünen Parteizentralen und linkskatholischen Kreisen die Predigt des wortgewaltigen Bischofs nicht oder jedenfalls nicht vollständig gelesen, sondern sich mit „Häppchen-Infos“ und Zerrbildern gewisser Medien begnügt.
Auch im „ewigen Rom“ – genauer: im Vatikan – scheint es nicht mehr überall nötig zu sein, sich erst schlau zu machen, bevor man öffentlich losdonnert. Gelten mittlerweile auch in der römischen Kurie schon die schnell-lebigen Reaktionsmuster einer sensationsgierigen Medienwelt?

Walter Kasper, seines Zeichens Kurienkardinal, belehrte Bischof Müller per Rundfunk wenig „mitbrüderlich“ darüber, daß dieser nicht mit dem Finger auf andere zeigen dürfe: “Wir sollten unser eigenes Haus in Ordnung bringen – und dann können es andere auch tun.”

War die kirchliche Selbstkritik des Bischofs in seiner Predigt denn immer noch nicht ausreichend? Hätte er sich noch mehr Asche aufs Haupt streuen sollen? Etwa einen ständigen „Aschermittwoch“ zelebrieren? Warum soll ein Bischof nicht an die Verantwortung der Medien erinnern dürfen? Weshalb sollte er nicht auch an „andere“ appellieren, ihr Haus in Ordnung zu bringen? – Welches Kirchenverständnis vertritt eigentlich Kurienkardinal Walter Kasper?