Lebensgegner machen mobil

Am 12.03.2011 wird wie jedes Jahr der 1000-Kreuze-Gebetszug unter anderem durch Münster ziehen, um das Lebensrecht auch der Ungeborenen anzumahnen. Für gewisse Leute ist dies derart unerträglich, dass sie eigens zur Be- und Verhinderung dieses Gebetszugs eine Aktion „Gegen 1000 Kreuze“ nebst dazugehörigem Blog ins Leben gerufen haben:

1000Kreu­ze Marsch wird auch die­ses Jahr nicht un­be­hel­ligt durch die Stadt zie­hen kön­nen

(Quelle: gegen1000kreuze.blogsport.de)

Das Wichtigste gleich in den ersten Satz: Es geht nicht darum, für etwas zu demonstrieren (wie pervers auch immer es sein mag), sondern darum, Andersdenkende am Demonstrieren zu hindern.

Am Mon­tag ver­öf­fent­lich­te Eu­ro­Pro­Li­fe den 12.​03.​2011 als Ter­min für den dies­jäh­ri­gen 1000 Kreu­ze Marsch in Müns­ter.

Das Bünd­nis „Gegen 1000 Kreu­ze“ re­agier­te so­fort und kün­dig­te unter dem Motto „Fun­da­men­ta­lis­ti­sche Chris­t_in­nen ‚ab­schir­men‘ – Krea­ti­ve Stör­ak­tio­nen gegen den 1000Kreu­ze Marsch“ Pro­tes­te an. (…) Be­reits 2009 und 2010 tra­fen die Kreuz­trä­ger_in­nen auf Pro­tes­tie­ren­de die laut ihren Unmut gegen das von ihnen ge­for­der­te kom­plet­te Ver­bot von Schwan­ger­schats­ab­brü­chen deut­lich mach­ten.

Die „kreativen Störungen“ und der „lautstarke Unmut“ sahen in den vergangenen Jahren so aus, dass der Gebetszug von mehreren Hundertschaften Polizei geschützt werden musste.

„Eu­ro­Pro­Li­fe geht es nicht nur um Schwan­ger­schafts­ab­brü­che, sie sehen auch Ver­hü­tung und Ho­mo­se­xua­li­tät und jedes an­de­re von ihrer Norm ab­wei­chen­de Ver­hal­ten als nicht mit der Bibel ver­ein­bar und daher be­kämp­fens­wert an. Diese mit­tel­al­ter­li­chen Po­si­tio­nen ge­hö­ren in den Ge­schichts­un­ter­richt, aber nicht auf die Stra­ße,“ so Rita Tramm, Spre­che­rin des Bünd­nis­ses.

Was auf die Straße gehört, entscheiden die Linken.

Immer wie­der lockt die als Pro­zes­si­on (Ge­bets­zug) ge­tarn­te De­mons­tra­ti­on auch Neo­na­zis an. 2010 nahm bei­spiels­wei­se der da­ma­li­ge Be­zirks­be­auf­trag­te der JN (Jun­gen Na­tio­nal­de­mo­kra­ten) des Müns­ter­lan­des Mar­cel Hues­mann mit sei­nen Ka­me­ra­den teil. Tramm: „Ver­wun­der­lich ist die Be­tei­li­gung von Neo­na­zis nur auf den ers­ten Blick, sind doch die Avan­cen nach rechts außen sei­tens der selbst­er­nann­ten ‚Le­bens­schüt­zer‘ ziem­lich deut­lich. So­wohl in ihrer sehr ri­gi­den Se­xu­al­mo­ral, als auch in ihrem sehr kon­ser­va­ti­ven Rol­len­ver­ständ­nis.“

Christen alleine werden von niemandem als Bedrohung empfunden. Damit der rote Mob sich ein demokratisches Mäntelchen umhängen kann, müssen sie mit Neonazis in einen Topf geworfen werden.

Auch per­so­nell gibt es durch­aus An­knüp­fungs­punk­te.

Ach ja? Und welche?

2009 war Klaus Gün­ter Annen ein will­kom­me­ner Gast von An­mel­der Wolf­gang He­ring und Co. Annen ist seit Jah­ren be­kannt für seine An­ti-​Ab­trei­bungs-​Pro­tes­te vor Kli­ni­ken. Er er­hielt meh­re­re An­zei­gen wegen Be­lei­di­gung, weil er Ärz­ten und Frau­en vor­wirft sich am „Ba­by­caust“ zu be­tei­li­gen. Auf der gleich­na­mi­gen Home­page (Babycaust.​de) stellt er her­aus, dass er Ab­trei­bun­gen für die „Stei­ge­rungs­form der grau­sa­men Ver­bre­chen“ des Ho­lo­causts hält. Er schreibt unter an­de­rem für kreuz.​net – ein Opus Dei na­he­ste­hen­des On­lin­e­por­tal – und die rech­te Wo­chen­zei­tung Junge Frei­heit.

Zunächst kündigt man „personelle Anknüpfungspunkte“ (zur Neonaziszene) an; einen Absatz später ist davon übriggeblieben, dass Abtreibungsgegner mit Abtreibungsgegnern, Katholiken mit Katholiken und Konservative mit Konservativen zusammenarbeiten. Eine sensationelle Enthüllung. Dass rechtfertigt zweifellos den Bürgerkrieg.

Auch Fe­li­zi­tas Küble, Lei­te­rin des Chris­to­phe­rus­wer­kes Müns­ter und ehe­ma­li­ge Be­trei­be­rin des fun­da­men­ta­lis­ti­schen, eben­falls in Müns­ter an­säs­si­gen „Komm-​Mit Ver­la­ges“, jähr­li­che Teil­neh­me­rin des 1000Kreu­ze Mar­sches, ist Au­to­rin der JF.

(Selbstredend ist Felizitas Küble nach wie vor Leiterin des Komm-mit-Verlages, aber so viel Recherche wäre wohl zu viel verlangt.) Man beachte allerdings, dass Autoren der JF aus der Sicht der Veranstalter offenbar ihre Grundrechte verwirkt haben.

Die Pro­tes­te der letz­ten Jahre schei­nen Wir­kung zu zei­gen. So dis­tan­zier­te sich das Bis­tum Müns­ter nach einem Of­fe­nen Brief des Bünd­nis­ses von den“Le­bens­schüt­zern“, be­zeich­ne­te sie als „Kampf­trup­pe am äu­ßers­ten Rand der Kir­che“ und lehn­te es ab die Ae­gi­di­i­kir­che für einen Got­tes­dienst der Fun­da­men­ta­lis­t_in­nen zur Ver­fü­gung zu stel­len. (MZ vom 12.​03.​2010)

Ob sich beim Bistum Münster wenigstens irgend jemand schämt? Man fällt nicht nur vor linksradikalen Christenverfolgern auf den Bauch, deren Rechtsbewusstsein dem von Stasileuten entspricht; man kollaboriert auch noch mit ihnen, indem man Mitchristen, die genau die Position der Kirche vertreten, als „Kampf­trup­pe am äu­ßers­ten Rand der Kir­che“ verleumdet.

Konservativer Theologe überfallen und lebensgefährlich verletzt

Aus einer Pressemitteilung der Polizei Fulda, 28.06.2010:

Nach Einbruch in Wohnhaus – Katholischer Priester schwebt in Lebensgefahr – Belohnung zur Ergreifung der Täter ausgesetzt

Fulda (ots) – Fulda – Wie bereits berichtet, waren bislang unbekannte Einbrecher in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (24./25.06.) in ein Wohnhaus in der Haimbacher Straße eingebrochen und hatten den anwesenden Hausbewohner verletzt. Danach waren sie ohne Beute geflohen.Bei dem Hausbesitzer handelt es sich um einen 78-jährigen pensionierten katholischen Priester, der alleine dort lebte und von den Tätern so schwer am Kopf verletzt wurde, dass er noch immer in Lebensgefahr schwebt. Die Kripo und die Staatsanwaltschaft Fulda ermitteln wegen des Verdachtes eines versuchten Tötungsdeliktes.

Quelle: Polizeipräsidium Osthessen – Fulda (Hünfeld, Hilders): Nach Einbruch in Wohnhaus – Katholischer Priester schwebt in Lebensgefahr – Belohnung zur Ergreifung der Täter ausgesetzt.

Der Bericht ist nicht ganz vollständig: Es handelt sich nicht um irgendeinen pensionierten Pfarrer, sondern um den emeritierten Theologieprofessor Aloysius Winter, der unter anderem durch islamkritische Veröffentlichungen und Vorträge hervorgetreten ist (z.B. Wider die schleichende Islamisierung Europas, in: Armin Geus und Stefan Etzel (Hg.), Gegen die feige Neutralität. Beiträge zur Islamkritik, Marburg: Basilisken-Presse 2008, 37- 47) und sich unter anderem mit dem Vortrag „Wieviel Islam verträgt der Bergwinkel?“ gegen einen in Schlüchtern geplanten Moscheebau engagiert hat.

Felizitas Küble, die ihn persönlich kennt, schreibt dazu in einer E-Rundbrief:

Da offenbar nichts gestohlen wurde, ging es den Tätern vor allem darum, den Priester selber zu treffen, ihn „mit Todesfolge“ lebensgefährlich zu verletzen. Hätte man das Opfer des Gewaltanschlags nur eine halbe Stunde später entdeckt, wäre es „zu spät“ gewesen.
Eine Kirchgängerin hatte sich gewundert, daß er frühmorgens nicht wie üblich zelebrierte und schaute besorgt nach  – und sah, daß sein Fenster im Erdgeschoß eingeschlagen war, rief sofort die Polizei, Notwagen usw…

Möglicherweise kommen die Täter aus einem radikal-islamischem Milieu  – das wird in Prof. Winters Freundeskreis vermutet, da sich der glaubenskonservative Theologe seit Jahren zu diesem Thema öffentlich sehr klar geäußert hat  – entsprechende Stellungnahmen findet man auch in seiner Webseite www.hibernus.de.
Prof. Winter wurde unlängst während der hl. Messe, die er zelebrierte,  von einem Moslem verbal angepöbelt, wie ich ebenfalls erfuhr.

Nun kommt es vor, dass Einbrecher, die bei ihrer Tat überrascht werden, in Panik zuschlagen und dann flüchten. Es kann also durchaus ein Zufall sein, dass es ausgerechnet einen konservativen, islamkritischen Theologen traf. Trotzdem ist die öffentliche Reaktion – bzw. dass es sie nicht gab – bezeichnend:

Was wäre denn gewesen, wenn das Opfer ein Rabbiner, oder ein muslimischer Funktionär, oder einer jener linken Aktivisten gewesen wäre, die die Welt damit belästigen, dass sie unaufhörlich „Gesicht zeigen gegen Rechts“? Sollen wir glauben, dass die Berichterstattung sich dann ebenfalls auf die Lokalpresse beschränkt hätte? Und hätte die Presse auch dann so sorgfältig jeden Hinweis vermieden, dass die Täter ein politisches Motiv gehabt haben könnten?

Ich persönlich glaube übrigens nicht, dass Islamisten dahinterstecken. Islamisten greifen eher zum Messer als zu Waffen, die zu Kopfverletzungen führen, und sie hätten sich bestimmt schon längst im Netz gerühmt, „Furcht in die Herzen der Ungläubigen“ getragen zu haben.

Und, wie gesagt, es können ja auch wirklich gewöhnliche Kriminelle gewesen sein.

Sollten die Täter politisch motiviert gewesen sein, so würde ich eher die Antifa als die Moslems verdächtigen. Professor Winter ist spätestens seit diesem Artikel der linken Hexenjägerin Sabine Schiffer auf dem Radar jener heroischen Kämpfer gegen Rechts, denen eine solche Tat jederzeit zuzutrauen ist.

Dawkins und der Kindersex

Sollte selbst jetzt noch irgendjemand daran zweifeln, dass es den Anstiftern des sogenannten Missbrauchsskandals zuallerletzt um den Skandal gaht, dass Kinder missbraucht wurden, sondern vielmehr darum, eine Kampagne zur Diskreditierung, letztlich Zerstörung des Christentums zu inszenieren, dann darf er sich jetzt vom Chefideologen des Atheismus, Richard Dawkins, eines anderen belehren lassen. Dawkins bereitet allen Ernstes einen Prozess gegen den Papst auf der Basis des Völkerstrafrechts wegen „Verbrechens gegen die Menschlichkeit“ vor. Der Papst soll dafür verantwortlich gemacht werden, dass es im Bereich der katholischen Kirche – dort allerdings weniger als in allen anderen vergleichbaren Gesellschaftsbereichen – zu sexuellen Übergriffen gegen Kinder gekommen ist.

Indem hier auf eine Rechtsfigur zurückgegriffen wird, deren Präzedenzfall die Nürnberger Prozesse sind, soll die Kirche – nach dem Motto „Aliquid semper haeret“ – in die Nähe von Völkermördern gerückt werden – so als sei ihr Daseinszweck der Missbrauch von Kindern.

Dabei hat gerade Dawkins doch ein sehr, nun ja, entspanntes Verhältnis zur Kinderschänderei. Calamitas hat unter dem treffenden Titel „Kindersex als gemeinschaftsstiftende Handlung“ dankenswerterweise auf einen Artikel in Dawkins‘ Blog aufmerksam gemacht, in dem er unter anderem dieses hier geschrieben hat:

… Vom Lateinlehrer auf dem Squashplatz befummelt zu werden, war ein unangenehmes Gefühl für einen Neunjährigen, eine Mischung von Peinlichkeit und Gänsehaut-erzeugendem Ekel, aber es war sicher nicht in derselben Liga, wie weisgemacht zu bekommen, dass ich oder jemand, den ich kenne, zum Höllenfeuer verdammt sei. Sobald ich mich von seinen Knien herunterschlängeln konnte, rannte ich zu meinen Freunden, um es ihnen zu erzählen und wir hatten viel Spaß dabei [a good laugh], und unsere Kameradschaft wurde durch die geteilte Erfahrung mit demselben traurigen Pädophilen vertieft. Ich glaube nicht, dass ich oder sie einen dauerhaften oder auch nur temporären Schaden durch diesen unliebsamen physischen Missbrauch von Macht davongetragen haben.

Alles klar? Gar nicht so schlimm mit dem Kindersex – so ein Lehrer will doch auch seinen Spaß haben, nicht wahr, und was ist für einen Neunjährigen schon dabei, einen „traurigen Pädophilen“ ein wenig zu trösten? Wie aber verträgt sich diese, äh, liberale Haltung mit dem Versuch, den Papst für vergleichbare Taten von Priestern vor Gericht zu zerren? Ist das nicht ein Widerspruch?

Durchaus nicht. Das ist völlig konsequent das Verhalten  von Leuten, die sich nicht mehr und nicht weniger als die Zerstörung von moralischen Maßstäben überhaupt, und das heißt: der Zivilisation schlechthin zum Ziel gesetzt haben.

Der Aschenstreuer

von Le Penseur, zuerst veröffentlicht heute auf seinem Blog „Le Penseur – libertär -konservativ – nonkonformistisch“

Der Aschenstreuer

… scheint heutzutage eine beliebte Rolle in katholischen Klerikerkreisen zu sein. Man schlüpft ins gutmenschliche Kostüm dessen, der sich für die Verfehlungen anderer (wir wollen es bis zum Beweis des Gegenteils wenigstens unterstellen) Asche aufs Haupt streut. »Cui bono?«, fragt man sich …

Was haben die Opfer davon, wenn ein Kardinal Schönborn mit einer Theologin, welche auf den putzigen Namen Prüller-Jagenteufel hört, in verteilten Rollen verquaste Sätze liest, von denen man nicht immer weiß, ob man dabei ernstbleiben soll bzw. kann. Ein paar Kostproben:

Christoph Kardinal Schönborn: Dreieiniger Gott, Du hast unsere Mütter und Väter aus der Knechtschaft in die Freiheit geführt und sie die 10 Gebote eines guten Lebens gelehrt. Du bist in Jesus Christus Mensch geworden und hast uns gezeigt, dass die Liebe in allem die Grundregel ist. Du bist bei uns als Heiliger Geist, um uns zu führen.

Veronika Prüller-Jagenteufel: Dennoch werden wir schuldig, vor Dir und aneinander. Ungeheure Schuld ist in diesen Wochen offenbar geworden. Es ist Schuld Einzelner; es ist Schuld geronnen in Strukturen, Verhaltens- und Denkmustern; es ist Schuld aus unterlassener Hilfe und nicht gewagtem Widerspruch.

Beide: Die Verantwortung dafür trifft uns als Glieder der Kirche sehr unterschiedlich. Dennoch sind wir gemeinsam Dein Volk und stehen wir in einer gemeinsamen Verantwortung. So bekennen wir Dir und einander unsere Schuld:

Prüller-Jagenteufel: Wir bekennen, dass wir nicht Gott alleine gefolgt sind, sondern den Götzen unserer Bedürfnisse nach Herrschaft und Überlegenheit.

Kardinal: Einige von uns haben genau dazu andere und sogar Kinder missbraucht.

[…]

Prüller-Jagenteufel: Wir bekennen, dass wir über andere verfügen und sie besitzen wollten.

Kardinal: Einige von uns haben sich deshalb der Körper der Schwächsten bemächtigt.

Prüller-Jagenteufel: Wir bekennen, begehrt zu haben nach Sicherheit, Ruhe, Macht und Ansehen.

Kardinal: Einigen von uns war der Anschein der Makellosigkeit der Kirche wichtiger als alles andere.

Beide: Wir, Gottes Volk, seine Kirche, tragen miteinander an dieser Schuld.

Wir bekennen diese Schuld den vielen, an denen wir als Kirche und einige von uns ganz konkret schuldig geworden sind.

Wir bekennen diese Schuld einander, denn die Kirche ist schuldig geworden an ihren Gliedern.

Wir bekennen Dir, Gott, unsere Schuld.

Wir sind bereit, unsere Verantwortung für Geschichte und Gegenwart anzunehmen, einzeln und gemeinsam; wir sind bereit, unsere Denk- und Handlungsmuster aus dem Geist Jesu zu erneuern und an der Heilung der Wunden mitzuwirken. Wir stellen uns als Kirche in das Gericht Christi.

Kardinal: Du, Christus, sagst, dass Du unsere Schuld auf Dich genommen hast. Doch heute bitten wir Dich: Lass sie uns noch ein wenig. Hilf uns, ihr nicht zu schnell auszuweichen, mach uns bereit, sie anzunehmen: jeder die eigene Schuld und wir gemeinsam die gemeinsame. Und dann gib uns Hoffnung im Gericht: Hoffnung auf die neue Freiheit aus der Wahrheit und auf die Vergebung, auf die wir kein Anrecht haben. Amen.

Betroffenheitslyrik, wie sie schlimmer kaum geht! Und sie kommen sich gut vor dabei, wenn sie solche Aschenstreuungen zelebrieren. »Seht her! Ich spreche es aus, ich wage mich heraus mit meinem Bekenntnis der Schuld … anderer.«

Ach, lassen Sie’s lieber bleiben, Eminenz! Bekennen Sie Ihre eigenen Verfehlungen bei Ihrem Beichtvater, und wenn sie besonders zerknirscht sein wollen, als öffentliche Selbstbezichtigung (falls da was zu bezichtigen ist). Aber feingebügelten Sprachkunstwerke à la »Schuld geronnen in Strukturen, Verhaltens- und Denkmustern«, »bereit, unsere Denk- und Handlungsmuster aus dem Geist Jesu zu erneuern « oder »Hoffnung auf die neue Freiheit aus der Wahrheit und auf die Vergebung, auf die wir kein Anrecht haben« sind völlig entbehrlich. Sie verraten sicherlich eine gepflegte theologische Rhetorik — nicht jeder kann damit so bedeutungsvoll … nichts sagen. Aber an einem Mangel an Rhetorik hat die Kirche, haben alle Kirchen und Religionen noch nie gelitten.

Hätten Eminenz statt dessen den Mut gehabt, Roß und Reiter zu benennen — wir würden Ihnen applaudieren! Hätten Sie z.B. konkrete Ermittlungsschritte genannt, die Sie vorhaben, eine ungeschminkte Statistik vorgelegt, zu welchen Zeiten und an welchen Orten die Mißbrauchsfälle massiert aufgetreten sind, und wer davon besonders betroffen war. Aber das wäre bei den Medien wohl nicht so gut angekommen … denn dann wäre wohl klargeworden, daß es v.a. die Jahre des großen konziliaren und nachkonziliaren »Aufbruchs« waren, in denen die Fälle zunahmen. Dann wäre herausgekommen, daß es nicht die konservativen, oder gar pöhsen, traditionalistischen Gemeinschaften waren, sondern eher die zeitgeistbewegten, denen die Ministrantenbuberln am Herz lagen, und nicht nur dort. Wogegen die pöhsen Tradis eher Watschen gaben (wenn Sie mich fragen, Eminenz: ich krieg lieber ein paar Ohrfeigen, als ein Schleckerbusserl vom Herrn Kaplan). Weshalb in der laufenden Diskussion auch »Mißhandlung« und (sexueller) »Mißbrauch« so gern durcheinandergemengselt werden, bis man nicht mehr weiß, ob Pater X jemandem den Hintern versohlt oder gestopft hat …

Und es wäre beim Zeitgeist und seinen Medien auch nicht gut angekommen, wenn da heraus-gesickert wäre, daß die meisten Mißbrauchsopfer Buben waren, die von schwulen Geistlichen benutzt, und dann noch ein paar Mädchen, die von Klosterschwestern vernascht wurden. Aber fast keine Fälle von heterosexuellen (wie das heute so schön benannt wird) Sexualakten.

Eminenz hätten z.B. sagen können: »Es war ein Fehler, das Entstehen homosexueller Netzwerke in userer Kirche nicht wahrhaben zu wollen, bis es so weit war, daß diese Netzwerke sich in leitenden Positionen faktisch unangreifbar machen konnten.« Sie hätten auch darauf verweisen können, daß die Statistik, keine gefälschte Gefälligkeitsstatistik mit nebulosen Dunkelziffern je nach Gusto, sondern einfach die nüchternen Zahlen der Kriminalstatistik, eindeutig zeigen, daß andere Gesellschaftskreise weitaus betroffener von diesem Problem sind — und daß es unredlich ist, jetzt in verschiedenen Bereichen Änderungen zu verlangen, wenn das, was hier nach dem Willen von Kirchenkritikern geändert werden soll, mit größter Wahrscheinlichkeit am Problem selbst nichts ändert. Weil es das Problem auch nicht verursacht hat. Aber das, ich weiß, wäre im ORF, im Kurier, im Standard, im Falter etc. nicht so toll aufgenommen worden — doch hätte es der Wahrheit entsprochen.

Eminenz: Sie haben mit diesem Bußgottesdienst den Beifall der Medien gehabt. Schön für Sie! Nur: die Illusion, damit etwas Sinnvolles zur Problemlösung geleistet zu haben — die muß ich Ihnen leider rauben. Unterberger hat völlig recht, wenn er schreibt:

Schönborns Schuldeinbekenntnis ist umso seltsamer, als ja der allergrößte Teil der physischen und sexuellen Misshandlungen von Kindern außerhalb der Kirche stattfindet. Aber irgendwie liebt offenbar auch Schönborn den schmerzhaften Bußgürtel, den angeblich der harte Kern der Opus-Dei-Mitglieder unter dem Gewand trägt.

Er spricht aber trotzdem nicht für “die Kirche”, sowenig wie die Päderasten im Talar für diese gehandelt haben.

Und er wird auch von den voller Jagdlust galoppierenden Kirchenjägern in vielen Redaktionen, der des ORF an der Spitze, niemals die von der wahren Kirche immer angebotene Absolution erhalten. Haben diese Jäger doch schon seine Sonderbeauftragte Klasnic in Grund und Boden verdammt, bevor diese auch nur einmal den Mund aufmachen konnte. Ebensowenig werden ihm Mini-Vereine wie “Wir sind Kirche” weiterhelfen, die außer ihren medialen Lautsprechern niemanden hinter sich haben. Schönborn wird auch nicht durch irgendwelche Bußzahlungen zu Lasten Dritter (der schuldlosen Kirchenbeitragsbezieher oder der schuldlosen Nutznießer kirchlicher Sozialeinrichtungen) die Attacken beenden können. Solche Zahlungen werden im Gegenteil noch mehr als Schuldeingeständnis der gesamten Kirche gewertet werden.

Schönborn und den anderen Bischöfen wird nur die Wahrheit helfen. Nicht weniger, aber auch ganz sicher nicht mehr als diese.

Ich fürchte nur: Schönborn wird sich lieber auf Kosten der Kirche bei den Medien beliebt machen wollen, als der unangenehmen Wahrheit ins Auge zu sehen, daß die Kirche sich — je eher, desto besser — aus dem Faulbett des von Kirchensteuern alimentierten Gremialkatholizismus erheben muß. Wer reich und schwach ist, der zieht die Erpresser ebenso an wie die Schmarotzer. Und wenn Schönborn schon Christus zitiert, dann kann er die Option für eine »arme« Kirche wählen. Das heißt nicht, daß die Diözese den Stephansdom verkaufen muß, oder die Monstranzen im Dommuseum — das wäre bloßer Vandalismus. Aber es heißt, daß der üppige »Apparat Kirche« aufs Minimum beschnitten gehört!

Ist niemandem aufgefallen, daß die ehedem stinkreichen US-Diözesen durch Milliardenklagen zwar fast ruiniert wurden, wohingegen irgendwelche dubiose »Black Zion Halleluja Churches« trotz vorgefallener Mißbrauchsfälle in der Regel einfach liqudiert und mit neuer Leitung wieder aufgemacht wurden, jedoch finanziell fast ungeschoren davonkamen? Weil sie eben keine Milliardenzahlungen vermuten ließen, der Gerechtigkeitssinn von Anwälten und Opferverbänden sich aber wenigstens proportional zum in Aussicht stehenden Honorar verhält!

Die Katholische Kirche soll sich nichts vormachen: sie hat seit geraumer Zeit nur begrenzte Sympathien in der Bevölkerung, und in den Medien hat sie fast nur Feinde zu erwarten (auch wenn einige ihre Feindschaft geschickt zu verhehlen wissen). Also sollte sie das Wort von der Klugheit der Schlangen beherzigen. Statt Asche aufs Haupt zu streuen.

Die Süddeutsche sudelt weiter


Es gibt in Deutschland 27 Bischöfe, darunter ganze zwei profilierte Konservative, und ausgerechnet einer von diesen beiden wird der Misshandlung beschuldigt. Seit Wochen dreht die deutsche Journaille jeden Stein um, und dabei geht es erkennbar darum, die katholische Kirche zu diskreditieren. Und nun tauchen fünf ehemalige Heimzöglinge aus Schrobenhausen auf, die behaupten, von dem damaligen Stadtpfarrer und heutigen Bischof Mixa geschlagen worden zu sein.

Waren das nun Fünf, die sich rein zufällig und unabhängig voneinander bei der „Süddeutschen“ gemeldet haben? Oder war es die „Süddeutsche“, die speziell in der Vergangenheit von Bischof Mixa gewühlt hat?

Und wenn sie gewühlt hat: Warum? Hatte sie womöglich ein Interesse daran, etwas zu finden, womit man sowohl eine Ideologie verbreiten als auch die Auflage steigern kann?

Und wenn sie dieses Interesse hatte: Mit wieviel Geld hat die „Süddeutsche“ dem Erinnerungsvermögen ihrer Zeugen nachgeholfen? (Und wer da glaubt, das seien doch seriöse Journalisten, die machen doch so etwas nicht, den erinnere ich an die Rent-a-Nazi-Methoden des kaum minder „seriösen“ ORF.)

Die Süddeutsche schreibt am Ende ihres Artikels über die behaupteten Misshandlungen:

Handelt es sich bei den Vorwürfen um eine Kampagne von Trittbrettfahrern, die den umstrittenen Bischof in Misskredit bringen wollen? Oder sind die Heimkinder tatsächlich geschlagen worden?

Dieselbe Zeitung, die sich fünf Eidesstattliche Versicherungen hat geben lassen, traut ihren eigenen Zeugen nicht. Warum?

Zur Predigt von Bischof Müller

Wenn das Richtige und Notwendige schon gesagt ist, dann brauche ich das Rad nicht neu zu erfinden. Zur Predigt des Bischofs von Regensburg, über die insbesondere die dort kritisierte Journaille gejault hat, hat Felizitas Küble, die Vorsitzende des Christoferuswerks in Münster, die richtigen Worte gefunden:

Sie sorgte für Wirbel und einen Sturm der Entrüstung: die Predigt des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller am 20. März 2010 beim 100-jährigen Jubiläum des KDF (Kath. Dt. Frauenbundes). Die „Süddeutsche Zeitung“ titelte empört: „Regensburger Bischof hetzt gegen die Medien.“

SPD und linkskirchliche Kreise protestierten scharf – und die Grünen forderten nicht weniger als den „Rücktritt“ des unbequemen Bischofs, als ob es sich um einen Politiker handelt – und nicht um einen vom Papst eingesetzten Oberhirten eines kath. Bistums. Der Münchner SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann bezeichnete die umstrittene Predigt als „wehleidiges Ablenkungsmanöver“ und sprach von „verpesteten Nebelkerzen“ des Kirchenmanns.

Wer freilich die derart angefeindete Predigt tatsächlich liest, fragt sich bald nach dem inhaltlichen Sinn des hysterisch anmutenden Theaterdonners. Trifft deutliche Kritik an der Sensationslust und Kirchenfeindlichkeit vieler Medien auf ein Tabu, auf ein Denkverbot in Deutschland? Steht die „Journaille“ unter Denkmalschutz? Können gewisse berufsmäßigen Kritiker selber keine Kritik ertragen?

Der Regensburger Bischof hat in Wirklichkeit vor allem sehr anschaulich und handfest die gegenwärtige Situation geschildert:
„Die Leute, die vorm Fernsehen sitzen, die Zeitung aufschlagen, denen wird dann suggeriert, und sie werden manipuliert durch zurechtgestutzte und verkürzte Berichte, durch ständige Wiederholungen von Vorgängen aus alter Zeit, wo dann der Eindruck erweckt wird, die Kirche: Das ist ein Nest, wo die Leute völlig verdorben sind und wo alles drunter und drüber geht. Und dann sagt unser Zeitgenosse: Da melde ich mich jetzt ab, da mache ich nicht mehr mit.“

Was spricht dagegen, daß ein katholischer Amtsträger sich gegen unfaire Zerrbilder in Presse und Fernsehen zur Wehr setzt? – Man hält ihm vor, er wolle durch diese Medienschelte von kirchlichen Mißständen „ablenken“ und gewissermaßen den Fokus auf die „böse Welt da draußen“ lenken. Wollte er das wirklich?
Warum findet sich denn in seiner Predigt die Warnung vor einem allzu „idealistischen“ Kirchenbild? Warum beschreibt er sehr eindringlich, daß auch die Gemeinschaft der Kirche aus Sündern besteht, ja daß Getaufte auch für „Verbrechen“ anfällig sind? Konnte er noch selbstkritischer sprechen?

„Wir wissen es, dass auch wir Sünder sind und dass auch wir nicht die Kirche der Heiligen alleine sind, sondern auch der Sünder. Das gehört auch zur Reife unseres Glaubens. Dass wir nicht ein völlig idealisiertes und menschenfernes, weltfernes Bild haben von der Kirche, sodass wir unsere Lehre von der Erbsünde und der Anfälligkeit auch der Getauften für die Sünde, ja für die Verbrechen vergessen würden und deshalb von einer idealistischen Höhe in eine resignierte und zynische Distanz zur Kirche umschwenken würden.“

Wenn der Bischof an die Kirchenfeindlichkeit der Nationalsozialisten erinnert, betreibt er keine Gleichsetzung von damals und heute, sondern erwähnt die antikirchliche Allergie als gemeinsames Merkmal einer antichristlichen Zeitströmung, wobei er die Katholiken trotz aller Mißstände und Angriffe zur Treue gegenüber der Kirche auffordert:

„So wie damals die Katholikinnen und Katholiken der Kirche Jesu Christi treu gewesen sind, der sie angehören und (…) treu sind zu ihren Hirten, den Bischöfen und Priestern, die – obgleich sie auch fehlbare und sündige Menschen sind – aber doch in ihrer großen Mehrheit sich ganz dahingeben, ihr Leben selbstlos einsetzen für uns, so wollen wir auch heute in dieser bedrängten Situation als Kirche zusammenstehen und auf Jesus Christus hinblicken“, wobei der Bischof erneut darauf zu sprechen kommt, daß die Sünden der Christen ein Ärgernis sind für die Glaubwürdigkeit der Kirche:

„Wir sind Kirche der Heiligen, der Heiligkeit, die von Gott her kommt, aber durch unsere Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten verdunkeln wir oft das Bild der Kirche und geben wir Anlass dazu, dass andere ihre Kirchenfeindschaft nun bestätigt sehen“ – und er fügt hinzu, daß Kirchenfeinde nun „ihre Brandsätze hineinwerfen wollen in das Haus Gottes und es vom Erdboden vertilgen wollen.“

Es war zweifellos keine Schönwetterpredigt, keine blumige „Sonntagsrede“, die der Regensburger Oberhirte den katholischen Frauen zu ihrer Jubelfeier vorsetzte. Aber ist dies verwerflich? Ist es nicht vielmehr erfreulich, wenn ein Kirchenmann den Finger auf die Wunden legt, wenn er „Tacheles“ redet – auch in der Kirche? Ist dieser Klartext nicht gerade das Gegenteil von „Vertuschen“ und „Verdrängen“, von „Schönreden“ und „Ablenken“?

Offenbar hat man nicht nur in rot-grünen Parteizentralen und linkskatholischen Kreisen die Predigt des wortgewaltigen Bischofs nicht oder jedenfalls nicht vollständig gelesen, sondern sich mit „Häppchen-Infos“ und Zerrbildern gewisser Medien begnügt.
Auch im „ewigen Rom“ – genauer: im Vatikan – scheint es nicht mehr überall nötig zu sein, sich erst schlau zu machen, bevor man öffentlich losdonnert. Gelten mittlerweile auch in der römischen Kurie schon die schnell-lebigen Reaktionsmuster einer sensationsgierigen Medienwelt?

Walter Kasper, seines Zeichens Kurienkardinal, belehrte Bischof Müller per Rundfunk wenig „mitbrüderlich“ darüber, daß dieser nicht mit dem Finger auf andere zeigen dürfe: “Wir sollten unser eigenes Haus in Ordnung bringen – und dann können es andere auch tun.”

War die kirchliche Selbstkritik des Bischofs in seiner Predigt denn immer noch nicht ausreichend? Hätte er sich noch mehr Asche aufs Haupt streuen sollen? Etwa einen ständigen „Aschermittwoch“ zelebrieren? Warum soll ein Bischof nicht an die Verantwortung der Medien erinnern dürfen? Weshalb sollte er nicht auch an „andere“ appellieren, ihr Haus in Ordnung zu bringen? – Welches Kirchenverständnis vertritt eigentlich Kurienkardinal Walter Kasper?

Die Null-Nachricht der Nullen

Früher gab es Kriterien dafür, was eine Nachricht ist: Wenn ein Hund einen Mann beißt, ist das keine Nachricht. Eine Nachricht ist, wenn ein Mann einen Hund beißt. Andere Kriterien sind Konflikt, Prominenz etc., in jedem Falle aber: dass überhaupt etwas passiert ist! N-tv hat jetzt stattdessen die Null-Nachricht erfunden:

Schweigen beim Angelus-Gebet: Papst äußert sich nicht

Viele Katholiken warten weiter vergeblich auf eine Stellungnahme des Papstes zum Missbrauchsskandal in Deutschland…

und so weiter bla bla.

Was für eine Unverschämtheit auch vom Heiligen Vater, dem Stellvertreter Christi, dem geistlichen Oberhaupt von einer Milliarde Menschen, dass er die Gelegenheit versäumt, über das Stöckchen zu springen, das irgendwelche lächerlichen halbgebildeten Propagandafuzzis ihm hinhalten, deren herausragendste Fähigkeit die ist, zu lügen, ohne rot zu werden, und deren Projekt offenkundig darin besteht, den Rest der Menschheit auf das Niveau ihrer eigenen intellektuellen Impotenz herabzuzerren, und die es deshalb nötig haben, einen Mann zu verleumden, der in einen einzigen Satz mehr und tiefere Gedanken zu packen weiß, als sie selbst, die bildungsfernen Geisteseunuchen von der stalinistischen Schauprozessjustiz, in ihrem ganzen Leben auch nur ahnen werden.

Die einzige Null-Nachricht, die ich sehnlichst erwarte, lautet:

Schweigen im Blätterwald und auf der Mattscheibe: Medienpack hält endlich die Schnauze!

Kloakenschreiber

Ich gehe nicht wirklich davon aus, dass unter meinen Lesern noch einer ist, der sich unter „Massenmedien“ etwas anderes vorstellt als gigantische Desinformationsapparate. Für den Fall aber, dass sich vielleicht doch noch irgendjemand hierher verirrt, der sich für „informiert“ hält, weil er diese Medien nutzt, erlaube ich mir einige Anmerkungen zur aktuellen Schmuddelkampagne gegen die katholische Kirche:

Man hätte schon stutzig werden sollen, als es mit der Berichterstattung zu den Fällen von Kindesmissbrauch am Berliner Canisius-Kolleg losging. Es handelte sich um Vorfälle aus den achtziger Jahren, bei denen man sich demgemäß fragen musste, wie und warum sie es im Jahr 2010 in die Medien schaffen konnten. Etwa ihrer Aktualität wegen?

Seitdem vergeht praktisch kein Tag ohne neue einschlägige Schlagzeilen. Der Eindruck, der offenkundig erweckt werden soll, lautet, dass katholische Priester Leute seien, die sich ständig an kleinen Jungs vergreifen. Nehmen wir einen Bericht von n24:

Prügel „noch und noch“

Erschütternde Details im Missbrauchsskandal

Die katholische Kirche steht wegen zahlreicher Missbrauchsfälle im Visier der Öffentlichkeit. Dabei sickern immer neue, entsetzliche Details ans Licht.

Damit wird der Leser auf ganz bestimmte Lesart eingestimmt: Er soll glauben, es gebe – erstens – aktuelle Fälle von – zweitens – sexuellen Übergriffen (das Wort „Missbrauch“ wird mit Kinderschänderei assoziiert; die „Prügel“, von denen die Rede ist, werden deutlich kleiner gedruckt, nach dem Motto: „Die gab’s auch noch“), und die Kirche versuche dies – drittens – zu vertuschen („sickern ans Licht“).

Solche Einleitungen setzen einen Kontext und suggerieren ein bestimmtes Vorverständnis. So setzt man dem Medienkonsumenten eine ganz bestimmte Brille auf die Nase und kann sich darauf verlassen, dass neunzig Prozent aller Leser, nämlich die, die immer noch Vertrauen zu den Medien haben, die nun folgenden Informationen genau entlang dieser Vorgabe interpretieren werden.

Der Schreiber kann es sich jetzt sogar leisten, gegenläufige Fakten zu nennen: Der Leser wird es nicht merken! Er wird jeden Widerspruch zwischen dem vorgegebenen Tenor und den anschließend referierten Fakten zugunsten der Vorgabe auflösen. Sogar Informationen, die die vorgegebene Interpretation eindeutig widerlegen, werden so aufgefasst, als hätten sie sie bestätigt.

Dass so etwas funktioniert, ist bereits 1938 von Orson Welles spektakulär bewiesen worden, als er mit seinem Hörspiel „Krieg der Welten“ eine Massenpanik unter Radiohörern auslöste, die glaubten, die Außerirdischen griffen an: Der Clou ist, dass während des Hörspiels sehr wohl mehrfach darauf hingewiesen wurde, dass es sich lediglich um Fiktion handelte! Die Hörer merkten es nicht, weil die vorgegebene Story vom „Angriff der Außerirdischen“ jede widersprechende Information verdrängte!

In diesem Sachverhalt liegt auch der Grund für das regelmäßig wiederkehrende Phänomen, dass Zeitungsartikel, in denen über friedliche Demonstrationen von Rechtsextremisten und deren gewalttätige Störung durch Linksautonome die Rede ist, unter Überschriften und Einleitungen veröffentlicht werden, die das Klischee von der „rechten Gewalt“ transportieren. Der Leser, der einen ganzen Artikel über linken Vandalismus gelesen hat, wird am Ende, allein aufgrund der Überschrift, überzeugt sein, es sei von gewalttätigen Neonazis die Rede gewesen – dies jedenfalls wird hängenbleiben.

Um bei dem Bericht von n24 zu bleiben: Auf die Einleitung folgen vier (ziemlich allgemein gehaltene)  Absätze, die die Vorgabe scheinbar bestätigen (wobei nichts „gesickert“ ist: Was an Fakten drinsteht, hat die Kirche selbst auf den Tisch gelegt.). Erst dann wird es konkret. Und ziemlich dünn:

Kloster Ettal zum Beispiel:

Im aktuellen Fall geht es um einen suspendierten Ettaler Pater, der Fotos von halbnackten Klosterschülern auf Homosexuellen-Seiten im Internet veröffentlicht haben soll. Der Pater habe die Fotos der Jungen mit freiem Oberkörper bei Bergwanderungen gemacht.

„Erschütternde Details“ fürwahr! Fotos von Jungs mit freiem Oberkörper(!) fallen jetzt wohl auch schon unter „Kinderpornographie“.

Alle anderen Vorwürfe beziehen sich offenbar auf verbotene Körperstrafen (und nicht auf sexuellen Missbrauch). Schlimm genug, aber es handelt sich um

Vorgänge in vergangenen Jahrzehnten

also gerade nicht, wie suggeriert, um aktuelle Fälle, weswegen sie auch

verjährt

sind.

Noch dreister wird es bei der Berichterstattung über die Übergriffe bei den Regensburger Domspatzen. Es geht um Fälle aus den fünfziger und sechziger Jahren! Und auch hier weit überwiegend um Körperstrafen, die damals zwar schon verboten, aber bei altmodischen Paukern durchaus noch üblich waren, übrigens nicht nur im kirchlichen Bereich. Die gesellschaftliche Ächtung pädagogisch motivierter Gewalt steckte damals noch in den Anfängen.

Wenn offenkundig sämtliche linken und „liberalen“ Journalisten der Republik wochenlang im Umkreis der Kirche jedes Steinchen umdrehen und so gut wie keine aktuellen Fälle von Kindesmissbrauch oder -misshandlung finden; wenn sie deswegen auf Vorfälle zurückgreifen, die zwanzig bis sechzig Jahre zurückliegen, dies aber in einem Tenor, als seien sie aktuell: Was schließen wir daraus?

Wir schließen daraus erstens, dass in den Einrichtungen der katholische Kirche im Großen und Ganzen genau die anständigen Menschen arbeiten, die wir legitimerweise dort vermuten durften; und zweitens, dass in den Redaktionen unseres Landes genau das verlogene und verkommene Pack von Kloakenschreibern sein Unwesen treibt, das wir dort vermutet haben.

Qualitätspresse

Julius Streichers Hetzblatt „Der Stürmer“ hatte bekanntlich so seine Lieblingsthemen.

Dazu gehörte selbstverständlich alles, womit man die Juden verteufeln konnte; gleich danach kamen aber schon die angeblichen oder tatsächlichen sexuellen Verfehlungen von katholischen Priestern. Wenn es gegen das Christentum ging, war man nicht zimperlich.

Die Traditionen der deutschen Qualitätspresse sind eben nicht totzukriegen.