Tabula Rasa

Klaus Schwab, Gründer und geschäftsführender Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums, gilt als einer der einflussreichsten Strippenzieher der globalen Eliten. Wenn ein solcher Mann ein Buch unter dem Titel „COVID-19: Der große Umbruch“ schreibt, kann man getrost davon ausgehen, dass über die darin genannten Ziele elitenintern weitgehend Konsens besteht.

[Diese Kolumne erscheint in der Januarausgabe des Deutschen Nachrichtenmagazins „Zuerst!“ und wird in diesem Blog mit nur geringfügigen Änderungen und freundlicher Genehmigung der Chefredaktion wiedergegeben.]

 

 

 

 

Besonders sprechend ist der englische Originaltitel „The Great Reset“: Ein „Reset“ ist das Zurücksetzen einer Konfiguration, es bedeutet so viel wie „Tabula Rasa“ – ein pauschales „Alles auf Anfang“, bei dem auch Gutes und Bewährtes lieber verschwinden soll als dem Neuanfang im Wege zu stehen. Das ist mehr als ein „Umbruch“, bei dem Erhaltenswertes vielleicht geschont wird: Es ist Abriss und Neubau.

Im Technizismus der Metapher „Reset“ bündelt sich der Größenwahn von Technokraten, die sich fähig und berufen wähnen, die menschliche Gesellschaft gleichsam auf Knopfdruck zu steuern. Es gehört zu den bezeichnenden Widersprüchen von deren Weltbild, wenn Schwab einerseits die Unberechenbarkeit der Wechselwirkungen in modernen Gesellschaften, also ihre Nichtsteuerbarkeit betont, daran aber nicht die naheliegende Forderung nach Dezentralisierung und Autonomie kleinerer Einheiten, sondern nach verstärkten politischen Eingriffen knüpft – selbstredend nur zu unserem Besten.

Es liegt in der Natur der Sache, dass solche Eingriffe, sofern sie die Reaktion auf Steuerungsprobleme sind, umso drastischer und repressiver ausfallen müssen, je hartnäckiger die Eigenlogik der Dinge dem Gestaltungswillen der Eliten Grenzen setzt.

Eine Dezentralisierung ist bei Schwab allenfalls in dem verqueren Sinne vorgesehen, dass die politische Macht noch mehr als bisher aus rechenschaftspflichtigen und (wenigstens im Prinzip) demokratisch kontrollierbaren Instanzen auswandern soll, hin zu billionenschweren Investorengruppen. Deren Bündnis mit sogenannten „Basisbewegungen“ wird sogar explizit postuliert:

»Klimaaktivisten (werden) ihre Anstrengungen verdoppeln und noch stärkeren Druck auf Unternehmen und Investoren ausüben. Wie wir … sehen werden, wird auch der Aktivismus der Investoren eine Kraft sein … Sie wird die Forderungen der Aktivisten stärken, indem sie ihr eine zusätzliche und mächtige Dimension verleiht. Stellen wir uns zur Veranschaulichung nur einmal folgende Situation vor: Eine Gruppe grüner Aktivisten könnte vor einem Kohlekraftwerk demonstrieren, um eine striktere Durchsetzung der Umweltschutzbestimmungen zu fordern, während eine Gruppe von Investoren im Sitzungssaal dasselbe tut, indem sie dem Werk den Zugang zu Kapital entzieht.«

Das Kartell zwischen Eliten und Mob, ein vertrautes Muster aus deren „Kampf gegen Rechts“, hat sich offenbar als so erfolgreiches Modell der Aushebelung rechtlicher Kontrollen und politischer Gegengewichte erwiesen, dass es auf andere Politikbereiche ausgedehnt werden soll. Die Doppelherrschaft, also die Koexistenz eines formellen und eines informellen Machtsektors unter Dominanz des Letzteren, charakteristisch für totalitäre Staaten, gewinnt zusehends an Kontur.

Was hat das alles mit COVID-19 zu tun? Nichts. Schwab räumt sogar ein, dass Corona, verglichen mit anderen historischen Seuchen, relativ harmlos ist. Umso bezeichnender ist, wie häufig und eindringlich er schreibt, es gelte, die „Gelegenheit“ zu umwälzenden Veränderungen, die „Chance“, den „Weckruf“, den „Koste-es-was-es-wolle-Moment“ zu nutzen und „nicht im Sande verlaufen zu lassen“, weil er „nicht vertan werden darf“.

So greifbar und dreist wie selten zuvor wird uns hier ein Strategem der globalen Eliten vorgestellt, die bestimmte Problemlagen nach Belieben herbeiführen (Migrationsströme durch Angriffskriege), herbeireden („Rassismus“ durch immer uferlosere Ausdehnung des Begriffs), erfinden oder aufbauschen („menschengemachter Klimawandel“, „Fachkräftemangel“, Corona), während sie andere und offensichtliche Probleme beschweigen, leugnen oder kleinreden und Warner als „Verschwörungstheoretiker“ verunglimpfen, nicht ohne sich – nur eben in wohlklingender PR-Sprache – just derjenigen Praktiken öffentlich zu rühmen, die die vermeintlichen Verschwörungstheoretiker ihnen unterstellen.

Dabei werden die sogenannten oder auch Probleme stets so definiert, dass ihre „Lösung“ ein Maximum an Repression, Überwachung, Demokratieabbau, Zensur und Übertragung von Macht an Gruppen zu erfordern scheint, die keiner nennenswerten Kontrolle unterliegen. Bis hin zum Contact Tracing, also der lückenlosen Überwachung der Kontakte jeder einzelnen Person, wird hier der Übergang zum totalitären Staat vorzeichnet, garniert von utopischen Verheißungen eines sozialen und ökologischen Paradieses.

Sage hinterher niemand von denen, die diesen Kurs immer noch bejubeln, er habe nicht wissen können, wohin er führt.

„Neue Weltordnung“: Interview mit „Geopolitika“

Geopolitika_60_-_naslovnaIch habe dem serbischen Magazin Geopolitika ein Interview für die aktuelle Ausgabe gegeben, das ich mit Genehmigung des Magazins hier in deutscher Sprache dokumentiere:

Herr Kleine-Hartlage, wie sehen Sie die gespannte politische, wirtschaftliche und kulturelle Lage in der ganzen Welt, insbesondere in Europa?

Es wird immer deutlicher, dass das zentrale Thema unserer Zeit die Durchsetzung einer Neuen Weltordnung ist, das heißt die Ablösung der bisherigen Modelle menschlicher Gesellschaft durch ein global weitgehend vereinheitlichtes System. Der Idee nach beruht dieses System auf einem globalisierten radikalen Kapitalismus, in dem der Mensch lediglich als individueller Träger von Arbeits- und Kaufkraft, also also Konsument und Produzent, existiert. Widerstände in Gestalt renitenter Staaten, Völker und politischen Strukturen werden sukzessive beseitigt. Viele brisante Konflikte sind unter diesem Gesichtspunkt zu verstehen: etwa die anhaltenden Spannungen innerhalb der islamischen Welt und zwischen ihr und dem Westen, die ständigen Militärinterventionen des Westens mit und ohne UNO-Mandat, der anhaltende Druck auf Russland, die Destabilisierung westlicher Gesellschaften durch politisch forcierte Massenmigration, die Schulden- und Währungskrisen im Zusammenhang mit Euro und Dollar.

Zu diesem Thema haben Sie ein Buch geschrieben unter dem Titel: „Neue Weltordnung“ – Zukunftsplan oder Verschwörungstheorie? Sie behaupten darin, dass die NWO auf Vormarsch und eine totalitäre Herrschaft neuen Typs ist. Auf welchen Gebieten zeichnet sich das ab?

Bei der Neuen Weltordnung handelt es sich um ein flexibles, aber in sich schlüssiges Konzept, das inhaltlich innerhalb der westlichen Funktionseliten weitgehend unumstritten ist, und das, wie gesagt, auf die globale Durchsetzung eines radikalen Kapitalismus abzielt. Wesentliche traditionelle Dimensionen des Menschseins, nämlich alles, was mit historischer und kultureller sozialer Einbindung und Verwurzelung zu tun hat, bleiben dabei auf der Strecke, insbesondere Völker, Religionen und die Idee der Familie als Basis der Gesellschaft. Massenmigration und ihre systematische Förderung sind ein wesentlicher Motor in diesem Zerstörungsprozess, deshalb werden sie vorangetrieben. Es handelt sich buchstäblich um die Liquidierung der Gesellschaft, in dem dreifachen Sinne von Zerstörung, Verflüssigung und Monetarisierung. Auf der Strecke bleiben damit aber auch die miteinander zusammenhängenden Modelle von Demokratie und souveränem Nationalstaat; beide sind Störfaktoren für das globalistische System, beide werden entsprechend durch ein Geflecht supranationaler Institutionen ersetzt, die sich der Kontrolle von unten entziehen und damit das ideale Instrument informeller Machtnetzwerke sind.

Da ein solches System dem Wesen des Menschen nicht gemäß ist, wird die globalistische Utopie, gemessen an ihren Verheißungen von Frieden, Freiheit und Wohlstand, genauso scheitern wie die kommunistische, wird ihre ideelle Basis, der Liberalismus, sich genauso selbst ad absurdum führen wie vordem der Marxismus. Wenn der Globalismus politisch siegt, wird er sich als totalitäres Monstrum erweisen: eine Diktatur, die über einer zerstörten, gewalttätigen und zerrissenen Gesellschaft thront und die selbsterzeugten Probleme nur mit blanker Gewalt, gekoppelt mit massiver Propaganda, halbwegs unter Kontrolle hält, diesmal aber im Weltmaßstab. Da mit den Völkern, Familien und Religionen genau die solidaritätsstiftenden Strukturen geschwächt bzw. beseitigt werden, um die sich politischer Widerstand kristallisieren könnte, wird die Neue Weltordnung, wenn sie einmal etabliert ist, nicht mehr zu stürzen sein, es sei denn durch die Intervention Gottes.

Viele europäische Intellektuelle prophezeien, dass die EU nicht lange überleben wird, auch deswegen weil diese Gemeinschaft eine starke Bürokratie erzeugt und die Souveränität aller Mitgliedstaaten zerstört. Was ist, Ihrer Meinung nach, das beste Politikmodell für alle europäischen Staaten?

Ich glaube, dass man das bewahren sollte, was in sich konsistent ist und sich bewährt hat, nämlich den liberalen, rechtsstaatlich und demokratisch verfassten Nationalstaat. Hierbei muss man sich darüber im Klaren sein, dass dieses Modell nur bei weitgehender ethnischer Homogenität der Bevölkerung funktioniert; die Krisen des Nationalstaates, die es in der Vergangenheit fürwahr gegeben hat, entzündeten sich fast durchweg an ethnischen Gemengelagen – im ehemaligen Jugoslawien kann man ein Lied davon singen. Da die meisten Staaten Europas heute einigermaßen homogen sind – was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war –, sind die Voraussetzungen für dieses Politikmodell besser als je zuvor, und ist es geradezu verbrecherisch, dieses Modell gerade jetzt zur Disposition zu stellen.

Was nun die EU betrifft: Wenn vorhergesagt wird, sie werde an ihrer fortdauernden Usurpation von Kompetenzen (und damit der Aufblähung von Bürokratie) und an der Entmachtung ihrer Mitgliedstaaten scheitern, so ist das zwar nicht ganz falsch, bedarf aber der Präzisierung: Grundsätzlich sind diese Dinge ja Mittel, die EU immer mächtiger zu machen. Nein, die EU wird scheitern, wenn das Zentrum dieses Systems, nämlich Deutschland, politisch instabil wird, und das wird dann geschehen, wenn der Euro in die Hyperinflation treibt. So gesehen hatte Angela Merkel recht, als sie sagte „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“. Nur hätte sie zweierlei dazusagen müssen: erstens, dass mit diesem „Europa“ ausschließlich das Monstrum EU gemeint ist; zweitens, dass dieses Scheitern das folgerichtige Ergebnis ihrer eigenen Politik sein wird, eine Schuldenkrise durch immer mehr Schulden, letztlich durch Gelddrucken, zu beherrschen. Je höher man das Kartenhaus baut, desto dramatischer wird sein Zusammenbruch sein.

Nun muss man wissen, dass die politisch Verantwortlichen heute praktisch zugeben, dass ihnen bei Einführung des Euro vollkommen klar war, dass er nicht funktionieren würde. Man ging davon aus, dass er massive Probleme verursachen würde (was er dann ja auch getan hat) und man dann einen Hebel haben würde, die politische Union zu erzwingen. Die Politik der deutschen Regierung, die immer neuen „Rettungen“ des Euro von immer mehr Brüsseler Zentralismus abhängig macht, liegt genau auf dieser Linie. Sie wird aber scheitern, weil man strukturelle Disparitäten nicht durch bürokratische Intervention kontrollieren kann. Die Hyperinflation wird also kommen. Die EU wird scheitern an dem verantwortungslosen Versuch, über ein währungspolitisches Vabanquespiel die politische Union zu erzwingen.

Ihr Buch „Warum ich kein Linker mehr bin“ hat viele Diskussionen ausgelöst. Was hat Sie überhaupt dazu gebracht, links zu sein? Können Sie unseren Lesern sagen was der Hauptkern des Buches ist?

Links wurde ich als Teenager, wie viele andere auch. Das liegt in der Natur der Sache, weil Linke von der Utopie ausgehen, also davon, wie die Welt sein soll (und das kann man sich relativ leicht ausdenken, auch als Teenager), und nicht, wie sie ist; das herauszufinden, ist viel schwieriger und langwieriger. Deshalb sind sehr junge Menschen häufig links, ich war es auch. Dass ich so lange dabei geblieben bin, liegt daran, dass bei uns praktisch die gesamte Ideologie-Industrie von der Linken beherrscht wird. Deshalb kann sie immer mit hochkomplexen Ausreden aufwarten, wenn Phänomene auftreten, die es nach linker Ideologie gar nicht geben dürfte. So kann man auch intelligente Menschen lange Zeit täuschen.

Der Kern meiner Kritik an der Linken ist eben die Orientierung an der Utopie, die als absoluter Bezugspunkt ihres Denkens vorausgesetzt wird; das gilt übrigens auch für sogenannte gemäßigte Linke. Auch die denken von der Utopie her; man merkt es nur nicht gleich, weil sie schrittweise vorgehen. Orientierung an der Utopie heißt: Orientierung an etwas, das nicht existiert. Es bedeutet zugleich, dass man versucht, sich die erkennbare Wirklichkeit im Kopf so zurechtzubiegen, dass sie zur Utopie passt. Linke Ideologie ist somit in sich unwahr – sie erhebt nicht einmal den Anspruch, Wirklichkeit zu beschreiben. Aber eine Ideologie, die die Wirklichkeit ausblendet bzw. systematisch verzerrt, kann die Gesellschaft, die ihr folgt, nur in Katastrophen führen. Wenn der Inhalt der Ideologie dann auch noch die Gleichheit ist, dann ist Zerstörung von Strukturen die zwangsläufige Folge: Struktur und Ungleichheit sind nämlich praktisch dasselbe. Da die Gesellschaft in sich strukturiert sein muss, um überhaupt als friedliches und geordnetes Miteinander zu funktionieren, ist mit der Zerstörung der Strukturen die Zerstörung der Gesellschaft der Kern und das letzte Ziel linker Ideologie. Dass eine solch destruktive und sogar böse Ideologie mit dem Anspruch auftreten kann, das schlechthin „Gute“ zu verkörpern, funktioniert nur deshalb, weil ihre Verfechter die Macht haben, eine solche Beschreibung mit Anspruch auf gesellschaftliche Verbindlichkeit durchzusetzen; mit der Stärke ihrer Argumente hat dies schon lange nichts mehr zu tun.

Wie stark ist die linke Szene in unser Gesellschaft präsent (Politik, Familie, Bildungssystem etc..)? Einmal haben Sie gesagt: „Linke Ideologie ist nichts anderes als eine säkularisierte Religion“. Sind die Linken eigentlich nicht die Träger eines gerechten sozialen Staates?

Wenn sie das wären, hätte sich der Kapitalismus ihre ideologische Dominanz in Politik, Medien und Wissenschaft kaum bieten lassen. Der Sozialstaat kann auf die Dauer nur als nationale Solidargemeinschaft existieren. Als solcher ist er – zumindest in Deutschland – gegründet worden. Solidargemeinschaften brechen aber zusammen, wenn Trittbrettfahrer ihnen praktisch nach Belieben beitreten können. Eine antinationale Linke, die zugleich den Sozialstaat unterstützt, macht ihn zum Magneten für genau die Masseneinwanderung, die ihm am Ende durch finanzielle Überforderung den Garaus machen wird. Politisch ist das für die Linken ein gutes Geschäft: Sie profitieren von den Stimmen der Einwanderer und zugleich von denen von sozial schwachen Einheimischen, die Konkurrenz durch billige Arbeitskräfte bekommen; das drückt auf die Löhne und die gewerkschaftliche Verhandlungsmacht. Je weniger die einheimischen Arbeiter von ihrer eigenen Arbeit leben können, desto mehr sind sie auf den Sozialstaat angewiesen und müssen erst recht links wählen.

Die Politiker, die heute weltweit regieren, sind radikale Linke aus den Sechzigerjahren. Wie ist es dazu bekommen, dass sie die Macht erobert haben?

In der Nachkriegszeit war der Liberalismus unter dem beherrschenden Einfluss der USA die Basisideologie westlicher Gesellschaften geworden. Die Radikalität der damaligen Linken bestand nicht etwa darin, diese liberale Basisideologie radikal zu kritisieren, sondern ganz im Gegenteil darin, sie radikal auf die Spitze zu treiben. Die „Emanzipation“ im Sinne der Verwerfung hergebrachter gesellschaftlicher Normen musste notwendig zum Hedonismus führen; die Linke produzierte so den manipulierbaren Konsumenten, den der Kapitalismus braucht. „Radikal“ kritisiert wurden nur diejenigen Strukturen, die dem Globalkapitalismus hemmend im Wege stehen konnten: Staat, Nation, Familie, Religion. Diese Linken konnten die Macht nur deshalb erobern, weil etablierte Kräfte es zuließen, und sie ließen es zu, weil sie erkannten, dass die sogenannte „Revolte“ keine war: Es war destruktives, aber eben deshalb brauchbares pubertäres Revoluzzertum. Die Destruktivität der Linken wurde vor den Karren eben des Systems gespannt, gegen das sie zu rebellieren behaupteten.

„Das Dschihadsystem“ ist ein Buch, in dem Sie beschreiben, wie der Islam funktioniert. Deutschland, so wie andere europäische Länder, hat immer mehr mit dem radikalen Islam zu tun, der ein Gefahr für den Frieden ist. Breitet sich die muslimische Welt so stark aus, weil das postchristliche Europa so schwach ist?

Der Versuch, islamische Normen auch in Politik und Recht rigide durchzusetzen und nach außen gegen die „Ungläubigen“ zu kämpfen, also das, was heute als „Islamismus“ oder „radikaler Islam“ auftritt, ist ein Reaktionsmuster, das islamische Gesellschaften typischerweise immer dann hervorgebracht haben, wenn der Islam in seiner Eigenschaft als normative Grundlage muslimischer Gesellschaften in Frage gestellt wurde: In den islamischen Ländern selbst geschieht dies heute durch deren zunehmende Einbeziehung in des westliche Globalsystem, einschließlich des Einflusses der westlichen Massenkultur und liberalen Ideologie, in muslimischen Migrantengemeinschaften in Europa aufgrund des Assimilationsdrucks, den die westlichen Gesellschaften durch ihre schiere Existenz ausüben. Insofern wird das Phänomen des Islamismus in Europa erst dann aufhören zu existieren, wenn entweder der Islam aus Europa verschwindet oder ganz Europa islamisch geworden ist. Ich halte es allerdings für einen Fehler, die Aufmerksamkeit allzusehr auf den Islamismus, also den dezidiert politisch auftretenden Islam zu richten und dabei zu übersehen, wie sehr dieser Islamismus die Spitze eines Eisberges namens Islam ist. Selbstverständlich sind nicht alle Moslems militante Dschihadisten, aber die Spitze ist nur deshalb da, weil der Eisberg da ist. Muslimische Gesellschaften haben dort, wo sie mit anderen im selben sozialen Raum zusammentrafen, immer versucht, ihre Regeln durchzusetzen. Je größer die muslimische Minderheit ist (die durchaus eines Tages die Mehrheit sein kann), desto mehr wächst der Druck auf die Einheimischen, sich den Erwartungen der Muslime zu fügen. Also anders zu leben, als sie von sich aus leben möchten.

Normalerweise wäre es undenkbar, dass irgendein Volk auf der Welt sich eine solche Entwicklung gefallen ließe, ohne die dafür verantwortlichen Politiker zu steinigen. Dass die Völker Europas ihre Politiker gewähren lassen, ist in der Tat ein Zeichen der Schwäche und des mangelnden Selbstbehauptungswillens. Zugleich ist es eine Folge der systematischen und politisch gewollten ideologischen Zersetzung dieses Selbstbehauptungswillens, also zielstrebig herbeigeführter geistiger Vergiftung, verbunden mit zunehmender Repression gegen Vefechter von politischen Konzepten, in denen sich dieser Selbstbehauptungswille artikuliert, also der politischen Rechten.

Welche Interessengruppen haben ein Interesse, den Islam durch den Film „Innocence of Muslims“ zu provozieren?

Eine delikate Frage. Die gewalttätigen Reaktionen von Muslimen haben zweifellos die tiefe Unvereinbarkeit zwischen den Normen und Wertvorstellungen des Islam und denen Europas und allgemein des Westens erneut offengelegt, und zwar sowohl der christlichen als auch der liberalen Normen. Grundsätzlich haben also alle Islamkritiker, auch Menschen wie ich, ein Interesse daran. Nur ist Islamkritik in sich keine Ideologie, sondern wird von sehr verschiedenen ideologischen und Interessenstandpunkten geübt. Es gibt linke, rechte, liberale, globalistische und antiglobalistische, christliche, jüdische, atheistische Islamkritiker; es gibt solche, denen es um die freiheitliche Lebenskultur geht, andere wollen die Völker Europas schützen, wieder andere die Interessen nichtmuslimischer Minderheiten in der islamischen Welt, oder die von Frauen, oder des Staates Israel usw. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will mich nicht um eine Antwort drücken, aber die „Islamkritik“ ist derart heterogen, dass ich beim besten Willen nicht sagen kann, wer konkret hinter diesem Film steckt und was sein Kalkül war. Der Produzent scheint nur ein Strohmann zu sein, aber ich weiß nicht, wessen Strohmann.

Zum Schluss: Was kann die Menschheit von den Strategen der NWO in Zukunft erwarten?

Sie werden versuchen, so schnell wie möglich den point of no return zu erreichen, also vollendete Tatsachen zu schaffen, solange die Gegenkräfte noch zu schwach sind, ihnen wirksam Widerstand zu leisten.

Wir werden also erleben, dass man versuchen wird, die Entmachtung der Nationalstaaten speziell in der EU zu beschleunigen und unumkehrbar zu machen; dass man durch immer aberwitzigere Währungs-„Rettungen“ versuchen wird, Zeit zu kaufen, um den unvermeidlichen Zusammenbruch des Euro und des Dollar so lange hinauszuschieben, bis Widerstand gegen die Neue Weltordnung ohnehin aussichtslos ist; dass man nordafrikanische und nahöstliche Staaten so nahe an die EU heranführen wird, dass Migranten nahezu nach Belieben nach Europa kommen können; dass man systematisch Kriege und Katastrophen in der islamischen Welt und in Afrika provozieren wird, um immer neue Flüchtlingswellen nach Europa zu lenken. Flankierend dazu wird die Repression gegen die politische Rechte ein bisher unvorstellbares Ausmaß annehmen und jedes Begriffs von „Rechtsstaatlichkeit“ spotten. Ob Leute wie ich in drei Jahren noch frei publizieren können, in fünf Jahren noch auf freiem Fuß und in zehn Jahren noch am Leben sind, ist eine durchaus offene Frage.

Lorenz Jägers Selbstentblößung

Kaum jemand dürfte sich Illusionen darüber machen, dass die wenigen Konservativen (Jürgen Liminski, Michael Klonovsky, Matthias Mattussek) und eigenwilligen Rechtsliberalen (Jan Fleischauer, Henryk M. Broder) unter den deutschen Journalisten, denen gestattet wird, in den Massenmedien die herrschende Ideologie zu kritisieren, damit eine ganz bestimmte Funktion erfüllen: nämlich die Ausnahme zu sein, die die Regel bestätigt, und einen „Pluralismus“ zu fingieren, dessen tatsächliche Absenz dem Publikum sonst allzu schmerzlich auffiele. Das wissen sie, und sie hüten sich daher, ihre Rolle als die von Türöffnern misszuverstehen, die wichtigen Themen, Personen und Ideen den Weg in die vielzitierte „Mitte der Gesellschaft“ ebnen. Sie übernehmen innerhalb des Mediensystems eine Funktion, die sonst aus besagtem System auswandern würde, und üben eine Art virtueller Opposition, damit es nicht zur Entstehung einer realen kommt. Sie sind so etwas wie das moderne Äquivalent des mittelalterlichen Hofnarren, dessen Funktion und Privileg es war, dem Herrscher als Einziger die Wahrheit sagen zu dürfen.

Lorenz Jäger, der sich zehn Jahre lang als „Rechtsaußen“ der FAZ profilieren durfte und sich nun in deren Mittwochsausgabe spektakulär von der Rechten – oder dem, was er dafür hält – losgesagt hat, ist kein solcher Hofnarr.

Der Figur des Hofnarren kommt nämlich eine gewisse Dignität zu: Wenn er sich auch hütet, der Herrschaft, die er kritisiert, wirklich gefährlich zu werden, so ist er doch persönlich aufrichtig. Wenn er auch weiß, dass er ein Privileg ausübt, indem er die Wahrheit sagt, und darüber wacht, dass dieses Privileg als solches erhalten bleibt, so versucht er doch, dieser Wahrheit wenigstens ein Nischenplätzchen in der veröffentlichten Meinung zu sichern; er weiß, wovon er redet, er schreibt gemäß seinen Überzeugungen, und vor allem hat er überhaupt welche – Überzeugungen nämlich. Alles Eigenschaften, die wir Herrn Jäger schon deshalb nicht mehr zugestehen können, weil er selbst ihr Vorhandensein mit eigener Feder dementiert hat.

Er gibt uns ja offenherzig Auskunft darüber, was ihn bewogen hat, zehn Jahre lang den „Rechtsaußen“ zu spielen:

Es war eine schöne Zeit, diese vergangenen zehn Jahre unter Rechten, ich gestehe es. Vor allem aber war sie bequem. Allein schon gegen den Stachel der „Political Correctness“ zu löcken konnte für einen Journalisten die halbe Miete bedeuten. … Aus diesem Biotop gab es ja fast an jedem Tag etwas anderes zu glossieren, ob staatliches Gender-Training auf dem Programm stand oder das offiziöse Herunterreden von Migranten-Kriminalität – lachen konnte man immer.

Fassen wir zusammen: Er hat aus Bequemlichkeit, und weil es „die halbe Miete“ war, und weil die Linken es einem so schön leicht machen, ihre Marotten durch den Kakao zu ziehen, und damit die Leser etwas zu lachen haben (d.h. zu ihrer Unterhaltung, nicht etwa Information), also aus Beweggründen, die mit journalistischem Ethos denkbar wenig zu tun haben, eine Rolle gespielt, die man – eben dieser Beweggründe wegen – nicht mit der ehrwürdigen des Hofnarren verwechseln darf. Er hat den rechten Pausenclown gemacht.

Aber nicht nur, dass solche Pointen irgendwann schal werden:

… was aus der Sicht eines professionellen Pausenclowns zweifellos eine Katastrophe ist…

Mir leuchtet die ganze Richtung nicht mehr ein:

Ich verstehe nicht, warum der Konservative, zum Beispiel, den menschengemachten Klimawandel für Panikmache von Gutmenschen und die Umweltauflagen gegenüber der Industrie für eine sozialistische Erfindung halten muss.

Das könnte zum Beispiel damit zusammenhängen, dass es Menschen gibt, die über „staatliches Gender-Training … oder das offiziöse Herunterreden von Migranten-Kriminalität“ durchaus nicht „immer lachen“ können, weil sie dergleichen eben nicht als unfreiwillige Vorlagen für gehobene Gagschreiber missverstehen, sondern sie als das durchschauen, was sie sind: als Teil einer ideologischen Agenda, die die Grundlagen der Gesellschaft zu zerstören sucht, weil sie der Verwirklichung einer Utopie im Wege stehen. Genau in diese Agenda passt auch die Legende vom „menschengemachten Klimawandel“. Herr Jäger versteht das nicht? Nun, vielleicht hätte er jemanden fragen sollen, der etwas davon versteht.

Dass eine bestimmte Behauptung, etwa die vom „menschengemachten Klimawandel“ zu einer bestimmten Agenda passt, heißt freilich noch nicht, dass sie deshalb schon falsch sein muss. Bestimmt hätte Herr Jäger, wenn er sich in die Materie vertieft hätte – was er vermutlich nicht getan hat -, eine solche These mit Argumenten stützen können, und dann eben eine Ansicht vertreten, die von den meisten Menschen rechts der Mitte abgelehnt wird. Wie auch im folgenden Punkt:

[Ich verstehe nicht,] warum das Bekenntnis zu Atomkraftwerken den rechten Rechten ausmachen soll.

Dies, Herr Jäger, muss sich schon deshalb Ihrem Verständnis entziehen, weil es nicht so ist. Ich selbst bekenne mich keineswegs zu Atomkraftwerken und verstehe mich dennoch als rechter Rechter. Man muss, um konservativ zu sein, weder den „menschengemachten Klimawandel“ anzweifeln noch für Atomkraftwerke sein; man muss nicht einmal Islamkritiker sein (dazu kommen wir gleich). Wohl aber muss man ernsthaft und aufrichtig sein und Wahrheit nicht für eine Frage der Opportunität halten. Was unter anderem bedeutet, dass man sich einen Dreck darum schert, ob Andere einen für einen „rechten Rechten“ halten. Mich hat man auch schon einen Linken und sogar einen Kommunisten genannt. Na und? Ein Konservatismus, der nicht eine Frage der Überzeugung, sondern der Pose ist, ist keiner.

Zum zweiten muss man, wenn überhaupt irgendetwas, von der Bewahrung der Grundlagen der Zivilisation her denken und nicht von einer Utopie her – ganz gleich, ob diese Utopie nun darin besteht, den Sozialismus zu verwirklichen, oder darin, die Welt, ohne sie zu fragen, „safe for democracy“ zu machen. Wer Letzteres anstrebt, kann ein Liberaler, gerne auch ein Rechtsliberaler sein, aber gewiss kein Konservativer oder Rechter.

Es muss ja auch keiner ein Konservativer oder Rechter sein. Wer aber darüber schreibt, und das noch dazu in der FAZ, sollte wenigstens den Unterschied kennen.

Vor allem will …

will!

… ich nicht verstehen, dass „Islamkritik“ in allen Spielarten, bis hinunter zur offenen Demagogie, fast das einzige Prunk- und Ehrenzeichen konservativer Politik geworden ist.

Dass die von ihm in diesem Zusammenhang ausdrücklich genannten Instanzen, „Die Freiheit“ und PI, liberal sind, entgeht ihm ebenso wie die Tatsache, dass es Konservative gibt, die keine Islamkritiker sind, weil sie den Islam als erfrischenden Kontrapunkt zur westlichen Dekadenz betrachten.

Natürlich verstehe ich es doch.

Natürlich versteht er es eben nicht:

Denn es scheint die einzige Chance neuer rechter, populistischer Parteien und Bewegungen in Europa zu sein, mit diesem Thema einen Wahlerfolg zu landen.

Islamkritik ist also ein taktisches Mittel? Wenn Jäger nicht versteht, warum der Islam kritisiert wird, hätte er vielleicht ein gutes Buch lesen sollen. Zum Beispiel mein „Dschihadsystem“ oder Rainer Glagows „Allahs Weltordnung“ oder Robert Spencers „Religion of Peace“. Oder die gesammelten Werke von Bernard Lewis oder Tilman Nagel. (Im Grunde reicht aber schon der Koran. Wer den liest und nicht zum Islamkritiker wird, dem ist nicht zu helfen.) Wer es freilich nicht verstehen „will“, wird sich der Mühe solcher Lektüre entziehen.

Wer sich mit dem Thema, um das es geht, nicht beschäftigen will, dem bleibt nur: zu schweigen (wenn er redlich ist), oder anderer Leute Redlichkeit anzuzweifeln, wenn er selbst unredlich ist. Lorenz Jäger hat sich für Letzteres entschieden. Wie könnte er auch anders? Einem Herrn Jäger, der sein eigenes instrumentelles Verhältnis zur Wahrheit in so dankenswerter, wenn auch unfreiwilliger Offenheit kundtut, muss es geradezu unvorstellbar sein, dass es Menschen geben könnte, die das, was sie sagen, tatsächlich glauben, weil sie auf dem betreffenden Gebiet kompetent sind.

Im Folgenden, das ich nicht mehr ausführlich zu zitieren brauche, wirft Jäger den Neokonservatismus amerikanischer Prägung (FrontPage Magazine, Fox News), dem in Deutschland die liberale Islamkritik entspricht (PI, Achse des Guten), mit dem Konservatismus und sogar der Rechten in einen Topf und unterstellt dem Konservatismus, der damit gar nichts zu tun hat, kriegstreiberisch zu sein, weil er proisraelisch sei. (Den Nachweis, dass es um seine Kompetenz beim Thema „Israel“ ungefähr so bestellt ist wie um seine Islam-, Klima-, Atom- und politischen Theoriekenntnisse, spare ich mir an dieser Stelle.)

Die Verwechslung von Liberalismus und Konservatismus gehört zu der Sorte Dummheit, die ich einem Linken, der es nicht besser weiß und deshalb die CDU für konservativ hält, ohne Weiteres nachsehe. Ich kann sie aber nicht einem Journalisten nachsehen, der die Junge Freiheit schon deshalb gelesen haben muss, weil er sich ausführlich auf ihre Inhalte bezieht (und weil einer, der die JF nicht kennt, wie besagte Linke, über Konservatismus in Deutschland nichts Sinnvolles aussagen kann), und der sie trotzdem mit dem globalistischen amerikanischen Neo-„konservatismus“ oder der Achse des Guten in einen Topf wirft, und dies unter anderem, weil sie auch René Stadtkewitz interviewt und damit das getan hat, was die etablierten Medien einschließlich der FAZ ängstlich unterlassen: darüber zu berichten, dass es politische Kräfte außerhalb des autistischen etablierten Politzirkus‘ gibt. Um zu sehen, dass dies guter Journalismus ist, müsste man allerdings einen Begriff davon haben, was guter Journalismus eigentlich ist.

Man wird mir gewiss nicht nachsagen, den etablierten Medien unkritisch gegenüberzustehen. Trotzdem kann ich mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen Artikel von solch peinlicher Dummheit gelesen habe. Vielleicht hätte irgendein Freund dem Verfasser den Tipp geben sollen, dass der Selbstentblößung tunlichst ein kritischer Blick in den Spiegel vorausgehen sollte.

Deutschenfeindlichkeit – Teil 3 und Schluss: „White Guilt“ und islamischer Chauvinismus

[Teil 3 meines Vortrages „Deutschenfeindlichkeit – eine Bestandsaufnahme“, gehalten am 16. Juli 2011 beim 18. Berliner Kolleg des Instituts für Staatspolitik]

Ausweitung des deutschfeindlichen Paradigmas auf den Westen

Was wir als Deutschfeindlichkeit erleben, hat also drei Ebenen:

Auf der untersten Ebene richtet es sich gegen ein bestimmtes Volk, nämlich unseres: Es handelt sich um ein einfaches Ressentiment, das zum Teil auf frühere Feindschaft zurückgeht, etwa bei Polen, Engländern und Juden.

Auf einer höheren Ebene ist die Feindschaft gegen das deutsche Volk Ausdruck einer bestimmten globalistischen Ideologie, als deren Widersacher (und das heißt aus der Sicht diese Ideologie: als „das Böse“) historisch aufgetreten ist und potenziell immer noch auftreten kann

Damit kommen wir zu einer noch etwas abstrakteren Ebene: Die Feindschaft gegen das deutsche Volk ist Teil eines ideologischen Syndroms, das sich gegen die Existenz von Völkern schlechthin richtet, zumindest aber gegen die der weißen.

Die deutschfeindliche Ideologie ist also verallgemeinerbar, und sie wird auch verallgemeinert. Das White-Guilt-Paradigma, wonach weiße Völker aufgrund ihrer verdorbenen Natur „Schuld“ auf sich geladen hätten, etwa in Gestalt des Kolonialismus, der Ausrottung von Indianern und anderen eingeborenen Völkern oder auch der Sklaverei (die im abendländischen Kulturkreis ein kurzes Zwischenspiel war, nach islamischem Recht aber eine von Allah gewollte Institution ist und in vielen islamischen Ländern inoffiziell auch heute noch praktiziert wird und in afrikanischen Ländern auch heute noch praktiziert würde, wenn der Westen sie nicht abgeschafft hätte), und diese Schuld nun „büßen“ müssten, indem sie ihre Länder dem Ansturm von Menschen aus der ganzen Welt preisgeben, bedeutet die Ausdehnung der deutschfeindlichen Ideologie auf sämtliche abendländischen Völker. In praktisch allen westlichen Ländern ist demgemäß die Selbstzerstörung zur öffentlichen Tugend und zum moralischen Gebot erhoben worden.

Und dies betrifft keineswegs nur die Zulassung von Masseneinwanderung. Der Globalismus nimmt nicht nur Völker aufs Korn, sondern, gemäß seiner Herkunft aus der Aufklärung und im Namen der Utopie der Selbsterschaffung des Menschen, alle vorgefundenen Bindungen.

Dazu gehören die Familie und die geschlechtsspezifische Differenzierung – Stichworte Gender Mainstreaming, Patchworkfamilien, Förderung von Homosexualität, hedonistische Sexualmoral, Abtreibung, allgemein der Kampf gegen die Idee, dass der Mensch mehr sein könnte als ein atomisiertes Individuum, sondern Teil eines ihn transzendierenden Ganzen, nicht zuletzt einer Abfolge von Generationen. Da man die Idee, dass man auch für die nach uns Geborenen Verantwortung trägt, freilich nicht ganz aus der Welt schaffen kann (vermutlich ist dieses Empfinden angeboren), verlagert man es aus der Einbettung in eine konkrete Generationenkette auf eine völlig abstrakte Ebene, zumal die stattdessen angebotene Verantwortung für eine abstrakte „Menschheit“ oder „Schöpfung“ sich vorzüglich dazu eignet, dem Einzelnen seine konkrete Verantwortung für sein eigenes Leben und das seiner Kinder abzunehmen. Der so „befreite“ Einzelne bezahlt für diese „Befreiung“ mit der politischen Unterstützung mehr oder minder totalitärer Menschheitsbeglückungsprojekte.

Selbstredend muss auch die Religion, speziell das Christentum, ihres konkreten Wahrheitsanspruchs entkleidet werden. Stattdessen verkünden kirchlich beamtete Namenschristen, „alle Religionen“ wollten „dasselbe“. Das diese Idee den Anhängern „aller Religionen“ (außer dem Christentum) höchst suspekt ist, irritiert dabei so wenig wie der naheliegende Einwand: Wenn alle Religionen dasselbe wollen, warum gibt es dann mehrere davon? Der Wahrheitsanspruch der christlichen Religion, zu deren zentralen Glaubensinhalten gehört, dass der Mensch sich nicht selbst erlösen kann, stört bei der Verwirklichung der aufklärerischen Utopie. Mehr als ein wenig Religionsfolklore darf deshalb nicht davon übrig bleiben.

Dieses ideologische Syndrom ist nicht nur in den Köpfen verankert (worden). Wäre dem so, man könnte es relativ leicht mit Argumenten aushebeln. Es ist zugleich strukturell in einem transnationalen Elitennetzwerk verankert, dessen Angehörige genau diesem ideologischen Paradigma verpflichtet sind, und institutionell in einer Unzahl verschiedenster staatlicher und nichtstaatlicher Institutionen objektiviert. Was den Selbstbehauptungswillen und die Selbstbehauptungsfähigkeit der europäischen Völker untergräbt, ist also nicht nur die Ideologie selbst, sondern eine komplexe, auf dieser Ideologie aufbauende und auf diese Zerstörung ausgerichtete Struktur.

Islamischer Chauvinismus

Diese westlichen Gesellschaften, deren solidaritätsstiftende Strukturen Familie, Volk, Religion immer mehr ideologisch demontiert, und die dadurch selbst atomisiert werden, werden durch die Masseneinwanderung von Muslimen nun mit einer Gesellschaft konfrontiert, die sich diese selbstzerstörerische Ideologie nicht leistet.

Der Islam ist bekanntlich nicht einfach eine Religion, sondern eine Gesellschaftsideologie und -ordnung, und zwar eine, die auf Selbststabilisierung programmiert ist. Der Islam betont alles, was die menschliche Gesellschaft zusammenhält. Die komplexe und fragile Balance aus zentrifugalen und zentripetalen Kräften, aus Freiheit und Bindung, aus Rechten und Pflichten, die für christlich geprägte Gesellschaften immer charakteristisch gewesen ist (und die heute durch das Überhandnehmen der zentrifugalen und emanzipatorischen Kräfte gestört ist), ist dem Islam fremd. Die Unterscheidung von Wir und Sie etwa, also zwischen Gläubigen und Ungläubigen, ist für die islamische Religion zentral. Sie ist keine zufällige Dreingabe aus dem Mittelalter, die man willkürlich aus dieser Religion streichen könnte, sondern ergibt sich aus ihrem Gottes- und Menschenbild: Wenn der Mensch nicht Gottes Ebenbild ist, wie von Christen und Juden postuliert, sondern reines Geschöpf und Eigentum, ja Sklave des Schöpfers, dann ist die Unterwerfung („Islam“) unter Allah die einzige dem Menschen angemessene Haltung. Muslime sind daher von vornherein bessere Menschen als Nichtmuslime, da Letztere sich gegen Allah auflehnen, der durch ihre bloße Existenz beleidigt wird. Demgemäß spart der Koran auch nicht mit Hasspredigten gegen die „Ungläubigen“, deren Minderwertigkeit und Verworfenheit somit zu den Grundannahmen des Islam zählt. Zwischen Muslimen und Nichtmuslimen gilt das Gesetz der Feindschaft bis zum weltweiten Endsieg des Islam.

Ein Ethos der Selbstkritik konnte unter solchen Annahmen nicht aufkommen. Dem biblischen „Richtet nicht, auf dass Ihr nicht gerichtet werdet“ gegenüber steht das koranische „Ihr seid die beste Gemeinschaft, die je unter Menschen erstand, Ihr gebietet das Gute und verbietet das Übel, und glaubt an Allah“.

Dabei darf einem das Hemd durchaus näher als der Rock sein, einem Türken zum Beispiel das Wohl des eigenen Volkes wichtiger als das der Araber (ganz zu schweigen von den Kurden). Die Grundauffassung, dass die Menschheit durch die Brille eines Wir-Sie-Verhältnisses zu sehen sei, prägt das Weltbild auch solcher Muslime, die weniger religiös sind, und befeuert in Ländern wie der Türkei durchaus auch ethnischen Chauvinismus. Dass muslimische Völker untereinander verfeindet sein können, heißt aber mitnichten, dass sie gegenüber den Ungläubigen keine Wir-Gruppe bilden würden. Die innermuslimische Solidarität gegen die Ungläubigen ist sogar die zentrale islamische Sozialnorm.

Daraus ergibt sich für Moslems die Unmöglichkeit, sich einer nichtmuslimischen Nation anzuschließen, sofern sich dies nicht auf den bloß formalen Rechtsakt des Erwerbs der Staatsbürgerschaft beschränkt. Der Solidarität mit einem nichtmuslimischen Volk höheren Wert beizumessen als der innermuslimischen Solidarität, ist aus ihrer Sicht derart unsittlich, dass es geradezu unmöglich ist. Ob eine Gesellschaft „muslimisch“ ist oder nicht, hängt davon ab, wer politisch herrscht. Sind dies die Muslime selbst, dann können sie durchaus Deutschland als ein muslimisches Land ansehen. Das deutsche Volk, dem gegenüber sie dann sehr wohl loyal wären, bestünde dann allerdings nur aus ihnen selbst. Die Überreste des bisherigen deutschen Volkes wären dann bloß geduldete Dhimmis, eine ethnisch-religiöse Minderheit, der man nach kurzer Zeit absprechen würde, überhaupt „deutsch“ zu sein.

Diese Züge verleihen dem Islam eine enorme kollektive Durchsetzungsfähigkeit, speziell gegenüber den degenerierenden Völkern des Westens: Es liegt auf der Hand, dass eine Gesellschaft, deren gesamtes Weltbild auf einer Wir/Sie-Unterscheidung beruht, überlegen sein muss, wenn sie auf eine trifft, die diese Unterscheidung nicht nur nicht trifft, sondern sogar als etwas Unmoralisches ächtet.

Die Verachtung der Ungläubigen, die integral zum islamischen Weltbild gehört, wird zu Hass, wenn Letztere überlegen sind. Dieser Hass richtet sich nicht speziell gegen Deutsche (auf einer allgemeineren Ebene sind die Deutschen als Volk in der islamischen Welt sogar weitaus populärer als andere westliche Völker), sondern gegen die jeweilige Mehrheitsgesellschaft, in Deutschland also gegen die „Scheiß-Deutschen“.

Die muslimische Landnahme ist allerdings nur möglich, weil ein Kartell aus internationalen Funktionseliten, die eine bestimmte globalistische Utopie verinnerlicht haben, letztlich die revolutionäre Partei des europäischen Bürgerkrieges, diesen Prozess nicht nur duldet, sondern vorantreibt, und dabei die Sonderinteressen der politischen Linken und von Minderheiten aller Art, deren Ressentiments hierbei gute Dienste leisten, vor seinen Karren spannt.

Deutschenfeindlichkeit – Teil 1: Das westliche antideutsche Narrativ

[Am 16. Juli hielt ich im Rahmen des 18. Berliner Kollegs des Instituts für Staatspolitik in Berlin einen Vortrag zum Thema „Deutschenfeindlichkeit – eine Bestandsaufnahme“. Leider gibt es von der auch im Übrigen hochinteressanten Veranstaltung keine Bild- oder Tonaufzeichnungen. Aufgrund vielfacher Nachfrage habe ich mich entschlossen, meine Rede auf der Grundlage meiner Redenotizen zu rekonstruieren und hier zu dokumentieren. Da der Vortrag für einen einzelnen Blogartikel zu lang war, veröffentliche ich ihn als Serie. Ich beginne mit dem Abschnitt über das westliche antideutsche Narrativ]

Deutschenfeindlichkeit ist ein ausgesprochen vielschichtiges Phänomen. Es gibt das traditionelle Ressentiment vieler Völker – Polen, Franzosen, Briten, Juden – aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Kriege davor. Es gibt eine intellektuelle Form der Deutschfeindlichkeit, die weniger mit der Abneigung gegen die Deutschen als Menschen zu tun hat, als mit der Abneigung gegen und die Furcht vor dem deutschen Staat, dem man jederzeit zutraut, zu mächtig zu werden. Es gibt Misstrauen gegen den deutschen Volkscharakter. Es gibt die Deutschfeindlichkeit hier lebender Migranten. Es gibt die Deutschfeindlichkeit der Deutschen selbst. Und es gibt eine Ideologie, zu deren zentralen Bestandteilen Deutschfeindlichkeit gehört. [Das Thema des Vortrages war Deutschenfeindlichkeit. Wenn ich im Folgenden meist das Wort Deutschfeindlichkeit verwende, dann um deutlich zu machen, dass es nicht einfach um Ressentiment gegen Deutsche, sondern in einem umfassenderen Sinn um verschiedene Arten von Feindseligkeit gegen das Deutsche schlechthin geht: das Volk, den Staat, die Menschen usw.]

Die verschiedenen Facetten und Ebenen des Gesamtkomplexes „Deutschfeindlichkeit“ stehen nicht unverbunden nebeneinander. Sie durchdringen und verstärken einander und wachsen sich zusammen zu einer Gefahr für das deutsche Volk aus. Die Deutschfeindlichkeit von Migranten, die Götz Kubitschek und Michael Paulwitz in ihrem Buch „Deutsche Opfer – fremde Täter“ thematisiert haben ist nur die eine Seite der Medaille, und darauf komme ich noch zu sprechen. Die andere Seite ist die Deutschfeindlichkeit im eigenen Lager, die es überhaupt erst möglich macht, dass wir durch Massenmigration Gefahr laufen, zu Minderheit im eigenen Land zu werden, und dass die Deutschfeindlichkeit von Migranten zu einem Problem der inneren Sicherheit werden konnte.

Zu diesem „eigenen Lager“, dessen Deutschfeindlichkeit zu Problem wird, gehören in diesem Zusammenhang die Deutschen selbst, speziell deren Funktionseliten; in einem größeren Zusammenhang aber auch der westliche Kulturkreis, in den Deutschland eingebunden ist, und dessen Eliten für ihre Deutschfeindlichkeit Gründe haben, die weniger mit eigentlichem Ressentiment als mit Ideologie zu tun haben.

Das westliche antideutsche Narrativ

Die allgemeinste und verbreitetste Grundlage von Deutschfeindlichkeit ist das, was ich das westliche antideutsche Narrativ nennen möchte. „Narrativ“ ist ein neudeutscher Ausdruck; man kann auch sehr gut von einer Geschichtsideologie sprechen. Einer Ideologie, die über Filme, Literatur, populäre Geschichtsdarstellungen verbreitet wird, und derzufolge Deutschland eine Gefahr für seine Nachbarn gewesen (und potenziell auch heute noch) sei und daher gefesselt, entmachtet und verdünnt werden müsse, weil der deutsche Volkscharakter antidemokratisch, obrigkeitshörig, kollektivistisch, gewalttätig, kriegslüstern, genozidal usw. sei. Zwar sind sich die heutigen Historiker meistens zu fein dazu, eine direkte Linie Luther-Friedrich-Bismarck-Hitler zu ziehen, aber die Nachwirkungen dieser Art von propagandistischer Geschichtsschreibung sind noch heute deutlich spürbar und äußern sich nicht zuletzt in der Neigung, die gesamte deutsche Geschichte als Vorgeschichte des Dritten Reiches zu behandeln.

Man begreift dieses Geschichtsbild nicht, wenn man den historischen Kontext außer Acht lässt, und dieser Kontext ist der europäische Bürgerkrieg, der seit 1789 tobt. [Noch immer lesenswert in diesem Zusammenhang ist Hanno Kestings 1959 erschienenes Werk „Geschichtsphilosophie und Weltbürgerkrieg. Deutungen der Geschichte von der Französischen Revolution bis zum Ost-West-Konflikt“. Zur Zeit ist es anscheinend nicht einmal antiquarisch verfügbar, aber gut sortierte Bibliotheken sollten es haben; die Berliner Staatsbibliothek jedenfalls hat es.] Dieser Bürgerkrieg wird von den Anhängern dreier Ideologien ausgefochten, die immer mal wieder ihre Namen, Parolen und Programme ändern, aber doch eine erkennbare Identität und Kontinuität aufweisen. Es handelt sich um zwei utopische und eine nichtutopische Weltanschauung, also um Liberalismus und Sozialismus auf der einen Seite; auf der anderen Seite um, wie auch immer man das nennen will, die konservative Weltanschauung, die Reaktion oder auch einfach die politische Rechte.

Die beiden utopischen, revolutionären Ideologien, worin auch immer sie sich sonst unterscheiden, haben benennbare Gemeinsamkeiten, durch die sie sich so fundamental von der Rechten unterscheiden, dass es zulässig ist, sie auf eine gemeinsame Metaideologie zurückzuführen. Dies betrifft vor allem den utopischen Ansatz als solchen. Der utopische Ansatz geht davon aus, dass die Möglichkeit des friedlichen und zivilisierten Zusammenlebens von Menschen nicht ein erklärungsbedürftiges Wunder, sondern eine Selbstverständlichkeit sei, weswegen man den Grundlagen der Existenz von Gesellschaft schlechthin auch keine Beachtung schenken müsse und sich gleich – durch schrittweise Reformen oder per revolutionärem Parforceritt – der Verwirklichung des Paradieses auf Erden widmen könne.

Die utopischen Ideologien implizieren eine Reihe von Annahmen:

Erstens, der Mensch sei von Natur aus gut, nur die gesellschaftlichen Verhältnisse, kurz gesagt Unfreiheit und Ungleichheit seien für das Böse verantwortlich, weswegen sie beseitigt werden müssten. Der rechte Ansatz geht dagegen davon aus, dass der Mensch unvollkommen und schwach und in die Erbsünde verstrickt und deshalb auf die Existenz einer ihn stützenden sozialen Ordnung angewiesen ist, wobei ein gewisses Maß an Unfreiheit und Ungleichheit notwendig in Kauf genommen werden muss, weil die Alternative nicht Freiheit und Gleichheit, sondern Chaos, Gewalt und Barbarei sind.

Zweitens, dass Gesellschaft rational geplant werden könne und ihre Gestaltung eine Frage der Vernunft sei. Die Rechte dagegen geht davon aus, dass die Gesellschaft auf die Geltung des Vorgefundenen und Nichthinterfragten angewiesen ist, das durch Kritik zwar zerstört, aber nicht auf rationalem Wege durch etwas Besseres ersetzt werden kann: etwa auf Familie, Glaube, Tradition, Vaterland.

Drittens, das „Gute“, also Freiheit und Gleichheit sei rational ableitbar, müsse mithin auch kulturunabhängig und universell gültig sein, weswegen man die gesamte Menschheit zum Heil führen könne, wenn man die aus den Prinzipien der Aufklärung folgenden Utopien global verwirkliche. Für Konservative dagegen ist jede Kultur eine einzigartige, nicht planbare und unwiederholbare Antwort auf die elementare Frage, wie Gesellschaft möglich ist. Sie betonen daher das Recht des Partikularen gegenüber den Geltungsansprüchen universalistischer Ideologie.

Viertens, dass man Gesellschaft von der Utopie her deuten und analysieren müsse, dass heißt von Normen statt von Fakten, vom Sollen statt vom Sein, von den Rechten statt von den Pflichten her.

Von diesem utopischen Gesellschaftsverständnis her, das sich selbst schon deshalb mit „der Vernunft“ verwechselt, weil es auf wirklichkeitslosen Kopfgeburten statt auf krummer Wirklichkeit aufbaut, und das sich selbst mit dem „Guten“ verwechselt, weil es von dem Axiom ausgeht, dass der Mensch schlechthin gut sei, weswegen das „Böse“ in den gesellschaftlichen Strukturen (einschließlich Traditionen, Glaubenswahrheiten etc.) stecken müsse, deren Verteidiger folgerichtig ebenfalls „böse“ sein müssen – von einem solchen Gesellschaftsverständnis her ist Toleranz nicht begründbar (und sie wird demgemäß auch umso weniger geübt, je weniger seine Anhänger es nötig haben). Aus dem utopischen Gesellschaftsverständnis resultiert folgerichtig ein apokalyptisches Politikverständnis, wonach Politik ein Kampf zwischen den Mächten des Lichts und denen der Finsternis sei. Krieg etwa ist kein tragisches, letztlich unentrinnbares Verhängnis. Er ist gerechtfertigt, wenn er für revolutionäre Ziele geführt wird (und dann ist auch jedes Verbechen erlaubt), und von vornherein verbrecherisch, wenn er für konterrevolutionäre Ziele geführt wird (und dann kommt es auf die Mittel, mit denen er geführt wird, nicht mehr an).

Was hat all dies mit Deutschfeindlichkeit zu tun?

Nun, wenn wir die Kriege des 20. Jahrhunderts als Teile des ideologischen Weltbürgerkrieges auffassen, dann verkörperte Deutschland offensichtlich die rechte Partei. Die Vorstellung, dass Kriege zur globalen Verwirklichung einer schlechthin guten Ordnung geführt werden müssten, wie sie dem utopischen Politikverständnis entsprach und als liberale Weltordnung von den westlichen Mächten, als kommunistische Weltordnung später von der Sowjetunion angestrebt wurde, musste Deutschland fremd sein. Der schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts erhobene Vorwurf, Deutschland strebe nach der Weltherrschaft, wäre auch dann absurd gewesen, wenn er nicht ausgerechnet von den angelsächsischen Mächte erhoben worden wäre, die zu jedem Zeitpunkt im 19., 20. und 21. Jahrhundert der Weltherrschaft näher waren und sind, als Deutschland es jemals gewesen ist.

Ein Denken, das auf die Verwirklichung einer Weltordnung – welcher auch immer – abzielte, lag Nationen nahe, die im Schutz ihrer Insellage kühnen Idealen nachhängen konnten und durch denselben Umstand in der Lage waren, globale Politik zu machen. Die liberale Neue Weltordnung, die sich als Idee schon vor dem Ersten Weltkrieg deutlich abzeichnete, war ebenso die passende Ideologie für einen globalen Imperialismus, wie imperialistische Machtpolitik so etwas wie der bewaffnete Arm der Utopie war. Es ist nicht etwa so, dass das eine nur eine Funktion des anderen gewesen wäre. Beide Aspekte angelsächsischer, besonders amerikanischer Politik waren Aspekte ein und desselben Politikverständnisses.

Deutschland dagegen war geradezu die institutionalisierte Konterrevolution. Ein Denken in globalen Utopien musste seinen Eliten bereits deshalb fremd sein, weil sie in dem Bewusstsein lebten, ein von innen und außen stets hochgradig gefährdetes Staatswesen zu regieren, und ihr politischer Horizont war strikt kontinental und auf die Konsolidierung des Bestehenden gerichtet. Das Kaiserreich übernahm durchaus liberale, demokratische und sogar sozialistische Ideen, man denke nur an die Bismarcksche Sozialgesetzgebung, aber nur unter der Voraussetzung, dass sie die bestehende Ordnung konsolidieren, auch fortentwickeln, aber keinesfalls sprengen sollten. Dieses Politikverständnis, also die Absage an revolutionäre, utopische Entwürfe, prägte in Deutschland nicht nur die Politik der Konservativen, sondern auch die der Liberalen und auf die Dauer auch die der Sozialdemokraten. Das ganze Denken in abstrakten Idealen war Deutschland einfach fremd.

Deutschland war also einerseits zu schwach und gefährdet, um selbst Weltordnungs- oder gar Weltherrschaftsgelüsten zu folgen oder auch nur in solchen Kategorien zu denken. Es war aber – zumindest potenziell – stark genug, Europa in seinen Machtbereich zu ziehen und damit die Verwirklichung einer Weltordnung zu verhindern, zu der ja, wenn sie ihren Namen verdienen sollte, Europa in jedem Fall gehören musste. In dem Krieg gegen Deutschland, der nach Winston Churchills zutreffenden Worten von 1914 bis 1945 dauerte, der also keineswegs wegen irgendwelcher Verbrechen der Nationalsozialisten geführt wurde, ging es nicht darum, Europa vor dem deutschen Joch zu schützen, sondern darum, dieses Europa in die liberale Weltordnung und damit zugleich in den angelsächsischen Machtbereich zu zwingen.

Deutschland verkörperte also kein universell zu verwirklichendes Prinzip, sondern eine konkret verortete Nation, die ihre Ordnung und ihre Ziele nicht aus utopischen Entwürfen, sondern aus praktischen Notwendigkeiten ableitete. Es kannte keine abstrakte Loyalität gegenüber liberalen und demokratischen Idealen; das trug den Deutschen den Vorwurf der „Obrigkeitshörigkeit“ ein. Es strebte nicht nach Menschheitsbeglückung und musste die Interessen eines nicht ideologisch, sondern ethnisch bzw. staatlich definierten „Wir“ gegen die Außenwelt verteidigen, was als „Nationalismus“ gedeutet wurde. Es musste auf der Geltung von Gemeinschaftswerten beharren statt auf individualistischen Rechtsansprüchen (nicht zufällig war die Gegenüberstellung von „Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“ ein Thema gerade der deutschen Soziologie); dies machte den „Kollektivismus“ aus, der den Deutschen unterstellt wurde. Solche Gemeinschaftsideale funktionieren nur, wenn sie gefühlsmäßig verankert sind; daher das Klischee vom „Romantizismus“ und „Irrationalismus“ der Deutschen.

Kurz und gut, die Tatsache, dass die Deutschen anders waren und anders dachten als die Angelsachsen, dass sie insbesondere keinen Sinn für die Utopie hatten, dass sie aber zugleich eine Gefahr für die globale Verwirklichung dieser Utopien waren, machte sie zum Gegen- und Feindbild des westlichen revolutionär-utopischen Denkens. Die Klischees über den deutschen Nationalcharakter stellen die demagogisch verzerrte Beschreibung von Dispositionen dar, die in diesem Nationalcharakter tatsächlich vorhanden waren (und sind), und die auch vorhanden sein mussten (und müssen), weil ein Land wie Deustchland sich den liberalen Globalismus und Utopismus nicht leisten konnte, und wie wir heute sehen, nicht kann. (Ob die Angelsachsen, und damit meine ich die Völker, selber ihn sich leisten können, sei fürs erste dahingestellt.)

[In Teil II wird es um die Übernahmen des westlichen antideutschen Narrativs durch die Deutschen selbst und die Konsequenzen daraus gehen. Dieser zweite Teil erscheint Mittwoch oder Donnerstag.]

Infokrieg gegen linke Gewalt und Intoleranz – ein Projektvorschlag

Der Kampf der Linken gegen die Meinungsfreiheit wird auf verschiedenen Ebenen und mit verschiedenen Instrumenten geführt, die aber alle aus demselben Werkzeugkasten stammen. Es geht ihnen darum, den Bereich des Sagbaren, des gesellschaftlich Akzeptierten und des nicht Verbotenen so weit einzugrenzen, dass die Artikulation nichtlinker Positionen und der sie stützenden Ideologien entweder nicht möglich, oder, soweit (noch) möglich, gesellschaftlich unwirksam ist.

Diese linke Strategie hat mit Meinungskampf im Sinne einer geistigen Auseinandersetzung nichts zu tun; er wird nicht mit Argumenten geführt, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass Gegenargumente mit Aussicht auf Gehör formuliert werden könnten. Den Kalten Krieg der Linken gegen die Meinungsfreiheit erkennt man als solchen gerade daran, dass diese Art von Auseinandersetzung vermieden wird.

Die erste Stufe ist die moralische Stigmatisierung unerwünschter Meinungen mithilfe von Reizwörtern wie Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie, Homophobie etc., die vielfach bereits in sich eine Verunglimpfung enthalten („Phobie“). Ist erst einmal ein gesellschaftlicher Konsens, d.h. ein Konsens der meinungsbildenden Eliten aus Medien, Politik und Wissenschaft, geschaffen, dass dies alles böse sei, beginnt man, den Anwendungsbereich dieser Begriffe so weit auszudehnen, dass jede nichtlinke Position darunter fällt. Ob eine Behauptung wahr oder unwahr ist – die allein zulässige Frage im aufgeklärten Diskurs einer demokratischen Gesellschaft – ist dann irrelevant; die Begriffspaare „wahr-unwahr“ und „gut-böse“ werden so vermengt, dass eine nichtlinke Position, da böse, automatisch auch als unwahr gilt. Und Unwahrheiten braucht man nicht zu tolerieren.

Da dies mit einer demokratischen Politikauffassung unvereinbar ist, gilt es aus der Sicht der totalitären Linken, die Begriffe umzudeuten, mit dem dieses demokratische Politikverständnis üblicherweise definiert wurde:

Demokratisch“ ist dann nicht, wenn geschieht, was das Volk will (das Volk ist seinerseits Gegenstand der moralischen Stigmatisierung, es heißt in der Sprache der Linken „der Stammtisch“), „demokratisch“ ist nur noch, was der Verwirklichung der Utopie einer entstrukturierten Gesellschaft dient. Mit einem solchen „Demokratie„-Verständnis ist dann durchaus vereinbar, dass der Demos aufhört, als politische Einheit zu existieren. „Toleranz“ heißt nicht mehr, dass man andere Meinungen toleriert, sondern dass man sie gerade nicht toleriert, wenn sie Interessen artikulieren, die der eigenen Ideologie entgegenstehen.

Ist auch darüber ein Elitenkonsens etabliert, beginnt die Arbeit der Ausgrenzung der Andersdenkenden aus der Gesellschaft. Man zerstört ihren Ruf, entzieht ihnen die Voraussetzungen für die Artikulation ihrer Meinungen, sperrt ihre Webseiten, behindert die Auslieferung ihrer Zeitungen, be- und verhindert ihre Veranstaltungen, droht Nicht-Kollaborateuren, je nach Sachlage, mit Boykott, Gewalt und wirtschaftlicher Existenzvernichtung, und verwirklicht gegebenenfalls diese Drohungen. Man mobbt den Andersdenkenden am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Universität, auf der Straße. Man mannichlt, das heißt begeht Verbrechen, die man den Nichtlinken in die Schuhe schiebt. Man verhängt eine ideologische Apartheid.

Charakteristisch für die Mittel, mit denen diese Strategie umgesetzt wird, ist das kartellartige Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Akteure, die dabei jeweils das Gegenteil von dem tun, was die Gesellschaft naiverweise immer noch von ihnen erwartet:

Presse und Wissenschaft lügen und manipulieren; die Wahrheit, der sie beide in den Augen der Gesellschaft verpflichtet sind, wird sekundär im Verhältnis zur Ideologie.

Regierungen und die ihnen nachgeordneten Behörden beteiligen sich an der Ausgrenzungkampagne, initiieren amtlicherseits zum Beispiel einen „Kampf gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“, in dessen Rahmen dann durchaus der Verfassungsschutz als amtlich bestallte Rufmordbehörde eingesetzt wird und Regierungen sich anschicken, jenes Volk zu erziehen, das eigentlich sie kontrollieren soll. Das Strafrecht wird zum Zensurstrafrecht, andere Gesetzesbereiche (Jugendschutz, „Antidiskriminierung“) werden zu Waffen im Kampf gegen die Meinungsfreiheit.

Die Polizei tut auf politische Weisung zum Schutz der Grundrechte der Betroffenen nur das Allernötigste. Sie verhindert nicht Straßenblockaden, höchstens den Lynchmord. Gleichzeitig lässt der Staat in einem Bereich, in dem er zum Eingreifen verpflichtet ist, gewalttätigen Linksextremisten in einer Weise freie Hand, die von Komplizenschaft nicht zu unterscheiden ist. Dass etablierte, angeblich demokratische Parteien mit Organisationen der extremen Linken auch ganz offiziell zusammenarbeiten, bestätigt nur das Ausmaß der Schamlosigkeit in dieser Komplizenschaft.

Es besteht unter rechtlichen Gesichtspunkten also ein Kontinuum der Mittel: vom staatlichen Gesetz über das staatliche Nichthandeln über die staatliche Aufforderung zum Rechtsbruch über das massenhafte Handeln Privater, das jeweils für sich legal ist (in der Summierung aber die Grundrechte aushöhlt), über die Illegalität bis hin zu Gewalt und Terrorismus.

Und es besteht ein Kontinuum der Akteure. Von der Staatsspitze und die nachgeordneten Behörden, Polizisten, Lehrer, über Aktivisten etablierter Parteien über linke Basisgruppen bis hin zu Autonomen und Anarchisten.

Basis all dieser Methoden, und der Grund, warum ihre Anwendung überhaupt möglich ist,  ist die linke Informationskontrolle, das heißt die linke Kontrolle über die Institutionen gesellschaftlicher Informationsverarbeitung. Wer Gegenmacht gegen das linke Informationskartell organisieren will, muss diese Informationsverarbeitung, das heißt die Sammlung, Sortierung, Interpretation und publizistische Aufbereitung von Information dezentralisieren.

Die Informationen über linke Gewalt und Intoleranz, über roten Mob und roten Terror, über die kollusive Verstrickung der Eliten mit dem Pöbel, liegen der Gesellschaft als Einzelinformationen durchaus vor; man kann sie sogar in der Zeitung lesen.

Was man nicht in der Zeitung zu lesen sein wird, ist die Synthese dieser Informationen. Wenn in einem Land, in dem zunehmend der linkstotalitäre Meinungsterror die freie Rede zerstört, immer noch so getan werden kann, als sei „rechte Gewalt“ das Hauptproblem, und als gehe „Intoleranz“ von denen aus, die wegen ideologischer Nonkonformität um ihre Existenz fürchten müssen, dann ist dies allein schon ein Indiz für die Wirkung des ideologischen linken Informationskartells.

Es gilt einen Gegendiskurs zu etablieren, der linke Gewalt, linke Intoleranz, linken Totalitarismus zum Gegenstand hat. Die Voraussetzung dafür ist, die allgemein zugänglichen Informationen so zu sammeln und zu ordnen, dass sie jedem Journalisten (sofern er sich traut), jedem Blogger, jedem Autor, und überhaupt Jedem, der es wissen und dieses Wissen verbreiten will, in kompakter Form zur Verfügung stehen.

Der Kommentator „Leser“ hat neulich, nach der erpressten Absage der Vorlesung von Thilo  Sarrazin an der TU Berlin vorgeschlagen:

Man sollte Vorfälle wie diesen auf einer gesonderten Seite, oder unter einem eigenen Programmpunkt einer bestehenden Seite sammeln – quasi als Dokumentation eines Verfallsprozesses, der auf seiner speziellen Ebene den Verfall auf der größeren Ebene des ‘Staates’ (eigentlich: der Besatzungsordnung) spiegelt. Sammeln nicht nur als reine Nachricht, sondern als ‘Falldokumentation’ mit Vorspann, Hauptteil und Nachwirkung – samt aller findbaren medialen und gesellschaftlichen Reaktionen darauf. Auf diese Weise – bei einer Sammlung von ähnlichen Fällen also – könnte man eine feine Waffe schmieden, die bei passender Gelegenheit durchschlagskräftig eingesetzt werden könnte.

Ich glaube, dass dies eine praktikable Idee ist.  Ich schlage vor – und nun kommt das Projekt, danke dass Ihr so lange durchgehalten habt -, eine Datenbank im Internet einzurichten, die all die oben genannten Methoden anhand konkreter Einzelfälle dokumentiert und politisch einordnet: Zeitungsartikel, Blogbeiträge, Kommentare, Buchbesprechungen etc.

Das geeignete Mittel dazu ist ein öffentliches Linkverzeichnis (neudeutsch: social bookmark service) mit einer brauchbaren Schlagwortfunktion. Dort kann man eine Gruppe gründen, an der sich Jeder beteiligen kann, der Lust hat. Wenn man dies auf den einschlägigen Webseiten publik macht – ich denke zum Beispiel an PI -, dann sollten sich in relativ kurzer Zeit ziemlich viele Aktivisten finden lassen, die bereit sind, interessante Links einzustellen.

Wenn man sich in der hoffentlich bald sehr umfangreichen Datensammlung zurechtfinden soll, ist eine halbwegs saubere Verschlagwortung notwendig. Man kann mehrere Schlagwörter miteinander kombinieren, um gezielt nach bestimmten Informationen zu suchen. Die Verschlagwortung muss nicht perfekt sein, sie muss nur grob passen. Sie muss vor allem folgende Fragen beantworten:

Wer ist im Einzelfall beteiligt? Politik, Medien, Behörden, Polizei, linke Organisationen, Kirchen, Mob? Welche Organisationen, welche Personen genau?

Wen trifft es? Konservative, Christen, Rechtsextremisten; genauer z.B. Abtreibungsgegner, Islamkritiker, Männerrechtler; wen konkret: welche Personen, welche Organisationen, welche Institutionen? Welches Ereignis, z.B. Christival, Anti-Islamisierungskongress, Parteitag der „Freiheit“ etc.

Wo? Die genaue Stadt, das Land. Aber auch der gesellschaftliche Bereich: z.B. Universität, Schule, öffentlicher Raum, Internet.

Wann? eingrenzen auf den Monat.

Wie gehen die Linken vor? Also welches der oben genannten Mittel wird eingesetzt: Zensur, Boykott, Mobbing, Gewaltandrohung, Gewalt, Straßenblockade, Rufmord, Stigmatisierung, Justizwillkür, Umdeutung von Begriffen, Ausgrenzung, Medienlüge, Wissenschaftslüge, Existenzvernichtung, Verhinderung von Veranstaltungen, Mannichlierung?

Welche Art von Dokument wird verlinkt? Eine Meldung (z.B. Presse), eine Analyse (was bei vielen Blogbeiträgen der Fall sein wird), eine Studie, eine Buchvorstellung, ein Verfassungsschutzbericht?

Weitere Schlagwörter und möglichst ein kurzer Kommentar sollten die Beschreibung vervollständigen.

Wenn man viele Mitstreiter haben will (und die werden wir brauchen), die dann auch noch sorgfältig verschlagworten sollen, dann muss man einen Dienst nehmen, dessen Handhabung so einfach wie nur irgend möglich ist. Nun arbeite ich schon seit längerem mit verschiedenen Diensten. Aufgrund meiner Erfahrungen schlage ich oneview.de vor. Oneview

  • verfügt über einen Browserbutton, der auch wirklich funktioniert, d.h. mit einem Knopfdruck wird nicht nur die aktuelle Seite verlinkt, sondern auch die Überschrift mit angezeigt:
  • verfügt über eine mächtige Schlagwortfunktion, die sowohl die Schlagwörter der jeweils zu verlinkenden Quelle nennt (soweit vorhanden), als auch die eigenen meistgebrauchten Schlagwörter als Wolke. Wer sich erst einmal eingearbeitet hat, braucht nur noch zu klicken und hat im Nu seine zehn, fünfzehn Schlagworte zusammen;
  • erlaubt die Kombinierung (UND-Verknüpfung) von Schlagwörtern bei der Suche nach bestimmten Links innerhalb der jeweiligen Gruppe
  • hat eine Speicherfunktion, d.h. die jeweilige Website kann als Bild gespeichert werden; das ist wichtig, weil viele Informationen, z.B. Polizeiberichte, aber auch viele Medienberichte nach einiger Zeit aus dem Netz genommen werden und der Link dann ins Leere geht,
  • erlaubt die Kommentierung von Links wie auch die Einrichtung eines Gruppenforums,
  • gestattet jedem Nutzer, bestimmte Beiträge zu empfehlen; wenn ein Link besonders wichtig nicht nur für den eigenen Kreis ist, sondern von möglichst Vielen beachtet werden soll (auch außerhalb der Gruppe), dann spielt die Anzahl der Empfehlungen eine Rolle, übrigens auch für die Suchmaschinen.

Ich schlage vor, dass wir zunächst im kleinen Kreis einen Probelauf starten (unter einem kleinen Kreis verstehe ich allerdings nicht weniger als zehn Mitmacher, eher etwas mehr), um Erfahrungen zu sammeln, z.B. mit der Verschlagwortung und generell mit der Handhabung des Verzeichnisses. Wenn sich herausstellt, dass es geht und schon einmal ein erster Grundstock an Links vorhanden ist, dann sollte man das Projekt auf allen Kanälen publik machen.

Zunächst möchte ich wissen:

  • Wer macht mit?
  • Ist die Auswahl und Gliederung der Schlagwörter sinnvoll?
  • Habt ihr weitere Schlagworte, die standardmäßig aufgenommen werden sollten?
  • Und welchen Namen soll die Gruppe haben? „Gegen linke Gewalt und Intoleranz“?

Es handelt sich um einen Versuch. Wenn das Projekt ein Erfolg wird und den Infokrieg gegen die Linke, die Bildung von publizistischer Gegenmacht wirklich voranbringt, dann wird man diese Methode auch auf andere Bereiche ausdehnen können, z.B. Islamisierung oder Globalismus. Den Erfolg kann niemand garantieren, aber ich glaube, dass es einen Versuch wert ist.

Die US-Strategie: Umerziehung Europas

Es soll ja immer noch Menschen geben, die Wikileaks für ein überschätztes Unternehmen halten, von dessen Veröffentlichungen viel zu viel Aufhebens gemacht werde. Solche Menschen haben sich bisher schon schwergetan zu erklären, warum die amerikanische Regierung Wikileaks und seinen Gründer mit so viel inbrünstigem Hass verfolgt. Spätestens jetzt aber sollte Jeder endgültig eines Besseren belehrt sein: Die Veröffentlichung des Strategiepapiers der Pariser US-Botschaft, das ich vor einigen Tagen übersetzt und hier eingestellt habe, und in dem es um nicht mehr und nicht weniger geht als um ein amerikanisches Programm zur ideologischen und kulturellen Umpolung und Gleichschaltung Frankreichs, wirft ein Schlaglicht auf die Methoden, mit denen die USA ganze Länder gegen den Willen ihrer Völker und hinter dem Rücken der Öffentlichkeit vor den Karren ihrer ideologischen und machtpolitischen Interessen spannen.

Bisher wurde es nur in den Nischen der NWO-Theoretiker geflüstert und von der veröffentlichten Meinung, sofern sie es überhaupt zur Kenntnis genommen hat, als “Verschwörungstheorie” abgetan. Nun, da wir aus erster Hand einen Einblick in die Propagandaküche der Amerikaner bekommen, sollten wir die Gelegenheit nutzen, die dabei gewonnenen Erkenntnisse systematisch auszuwerten:

Das Papier ist umso aufschlussreicher, als es von einer subalternen Stelle, nämlich einer Botschaft, stammt, die politische Konzepte normalerweise nicht formuliert, sondern umsetzt; und gerade weil der Verfasser es offenkundig nicht für erforderlich hält, die Legitimität der darin umrissenen Ziele und Methoden seinen Vorgesetzten gegenüber zu erläutern, ist offenkundig, dass er deren Konsens bereits voraussetzt. Wir können also davon ausgehen, dass die darin entwickelte Strategie repräsentativ für die US-Außenpolitik ist und dass die USA vergleichbare Strategien auch in anderen Ländern verfolgen.

(In diesem Zusammenhang ist es zum Beispiel interessant, wenn das Papier beklagt:

Die französischen Medien bleiben mit überwältigender Mehrheit weiß, mit nur geringen Steigerungen bei der Repräsentation von Minderheiten vor der Kamera bei den größeren Sendern.

In Deutschland war just dieser Missstand bzw. dessen Behebung Gegenstand des “Integrationspaktes”. Welch ein Zufall.

Interessant ist aber auch, mit welcher Selbstverständlichkeit die einheimischen Franzosen dadurch charakterisiert werden, dass sie “weiß” sind. Für die Amerikaner ist es offenbar ganz selbstverständlich, dass es um ein Rassenthema geht – was den Gegnern dieser Politik, sobald sie dies behaupteten, prompt den Vorwurf des “Rassismus” eintrüge.)

Zunächst geht aus dem Papier hervor, dass die amerikanische Außenpolitik darauf abzielt, Einfluss nicht nur auf die aktuelle Politik ihrer Verbündeten zu nehmen, sondern auch auf die Zusammensetzung ihrer Eliten, mit besonderer Betonung auf künftige Eliten.  Diese künftigen französischen Eliten sollen so rekrutiert und indoktriniert werden, dass ihre Ideologie mit der der amerikanischen Eliten kompatibel ist. Ob sie mit der des französischen Volkes kompatibel ist, ist dabei zweitrangig; wir kommen noch darauf. Mit den normalen Methoden diplomatischer Einflussnahme hat dies wenig zu tun. Eher ist es vergleichbar dem Versuch, einen Menschen nicht dadurch zu beeinflussen, dass man mit ihm spricht, sondern dass man sein Gehirn manipuliert.

Bereits dass dies versucht werden kann, und zwar ohne einen Hauch von schlechtem Gewissen oder auch nur Problembewusstsein, zeigt, dass die Idee nationalstaatlicher Souveränität im Denken der politischen Eliten Amerikas keine Rolle mehr spielt. Was schon immer für den vielzitierten “Hinterhof” Amerikas, also für Lateinamerika galt, gilt jetzt auch für die Staaten Europas.

Wenn wir nun diesen Text im Hinblick auf Ziele, Ideologie und Methoden der amerikanischen Einflussnahme untersuchen, gewinnen wir zumindest eine Teilantwort auf die Frage, warum die Völker Europas offenkundig im Banne einer selbstzerstörerischen Ideologie stehen, und warum diese Ideologie umso entschiedener bejaht wird, je näher wir den Zentren gesellschaftlicher Macht kommen. Es ist nicht Zufall, sondern Ergebnis strategischer Beeinflussung, dass gerade die Eliten, deren Aufgabe traditionell die Erhaltung und Fortentwicklung eines Gemeinwesens ist, das genaue Gegenteil tun.

1. Die Ziele der US-Strategie für Frankreich

Ziel dieser Strategie ist, allgemein gesprochen, die Durchsetzung“amerikanischer Ziele und Werte”. Was sich so banal anhört, dass man es überlesen möchte, enthält tatsächlich brisante politische Implikationen. Wie wenig selbstverständlich eine solche Formulierung ist, kann man daran ermessen, dass die Wortverbindung “Ziele und Werte” ein amerikanisches Spezifikum ist. In den außenpolitischen Denkfabriken anderer Länder mag auch von Werten die Rede sein, wie auch von Zielen bzw. Interessen. Aber beides in eine Formel zu packen, ist nicht nur für dieses Papier, sondern generell für die politische Sprache Amerikas, und nur Amerikas, charakteristisch. Kontinentaleuropäer tendieren dazu, in der (amerikanischen) Rede von den Werten ein bloß rhetorisches Ornament zu sehen, mit dem macht- und wirtschaftspolitische Interessen dekorativ bemäntelt werden. Das mag damit zusammenhängen, dass wir Europäer meist aus einer katholischen oder lutherischen Tradition kommen und uns daher die puritanische Verbindung von Glaube und Geschäft – oder eben von “Zielen und Werten”, von Werten und Interessen – fremd ist. Die Selbstverständlichkeit aber, mit der Amerikaner diese Formel benutzen, ist nicht die, mit der man eine abgedroschene Phrase, sondern die, mit der man eine tief verinnerlichte Ideologie zum Ausdruck bringt.

Wenn in der politischen Sprache anderer Länder von Werten die Rede ist, dann meist im Zusammenhang mit einer inhaltlichen Konkretisierung – demokratische Werte, liberale Werte usw. Dagegen wäre es höchst befremdlich, wenn das etwa das deutsche Auswärtige Amt von “deutschen Werten” spräche und deren Verbreitung zum Ziel der eigenen Politik erklärte. Es handelt sich wiederum um eine amerikanische Besonderheit. Was immer die Werte sein mögen, von denen hier die Rede ist – und wir werden noch darauf kommen, welche das sind: Eines, das steckt bereits in der Formulierung, sind sie nicht: französische Werte.

Andere Völker sich selbst, ihren Werten und Traditionen zu entfremden, gilt also durchaus als legitimes Ziel amerikanischer Außenpolitik. Zwar wird in dem Papier so getan, als gehe es darum, die Franzosen zu ihren eigenen Werten zurückzuführen, oder vielmehr zu dem, was die Amerikaner dafür halten. Tatsächlich zeigt aber bereits die Tatsache, dass man solche Anstrengungen von außen überhaupt für erforderlich hält, dass es hier um Umerziehung geht.

Da man die postulierte universelle Geltung “amerikanischer Werte” in der Wirklichkeit nicht vorfindet, ändert man die Wirklichkeit. Ob die Verbreitung “amerikanischer Werte” dazu dient, amerikanische Interessen zu fördern, oder ob umgekehrt die amerikanische Machtpolitik der Verbreitung dieser Werte dient, ist letztlich ein fruchtloses Henne-Ei-Problem – ähnlich wie es auch bei der Sowjetunion unmöglich war, das Verhältnis von Ideologie und Machtpolitik dadurch zu bestimmen, dass man die eine als Funktion der anderen behandelte. Es handelt sich um einander unterstützende Komponenten derselben Politikauffassung. Genau dies, verinnerlicht als Selbstverständlichkeit, steckt in der Formulierung “amerikanische Werte und Interessen”.

2. Die Ideologie hinter der US-Strategie

Die traditionelle amerikanische Auffassung von Demokratie lautet, dass es Regierungen geben sollte, deriving their just powers from the consent of the governed”. Demokratie ist, wenn das Volk bestimmt, von wem es regiert wird. Der Strategie der USA, wie sie in Rivkins Papier offenbar wird, liegt aber eine ganz andere Ideologie zugrunde: Demokratie ist, wenn alle ethnischen und religiösen Minderheiten in den herrschenden Eliten repräsentiert sind.

Nicht die Tatsache, dass die französischen Eliten sich in ungewöhnlich hohem Maße aus den eigenen Reihen rekrutieren, ist aus amerikanischer Sicht das Problem, jedenfalls nicht per se. Wofür es ja auch diskutable Gründe gibt: Ob man es kritisiert oder rechtfertigt, Tatsache ist, dass in allen westlichen Ländern “Demokratie” im Wesentlichen darin besteht, dass das Volk entscheiden kann, welche von zwei Elitenfraktionen regiert. Umso bemerkenswerter ist, was die US-Botschaft für kritisierenswert hält:

Dass der großen Mehrheit der Franzosen traditionell der Zugang zur aktiven Politik verweigert wird, ist unproblematisch. Problematisch ist, dass er auch Minderheiten verweigert wird. Damit wird die Idee des Volkes, bestehend aus freien Einzelnen mit gleichen Rechten, aufgegeben zugunsten der Idee der “Nation” als eines Arrangements von ethnischenGruppen; wenn es nicht ein Volk gibt, sondern im selben Staat deren mehrere, dann müssen sie alle repräsentiert sein; damit ist aber auch die Idee der Demokratie im klassischen Sinne preisgegeben. Hier entpuppt sich die Verlogenheit der Phrase, es gehe um “die Verwirklichung von Frankreichs eigenen egalitären Idealen” oder darum, “seine geschätzten demokratischen Werte vollständiger zu verwirklichen”. Es geht vielmehr um die Umdeutung von Begriffen wie “egalitär” und “demokratisch” zu etwas, was nicht einmal in den USA selbst konsensfähig wäre, schon gar nicht in Frankreich; ohne dass diese Umdeutung mit einer Silbe erwähnt würde. Umerziehung eben.

Man geht also davon aus, dass Frankreich nicht etwa ein melting-pot wird, wie es die USA selbst – teils zu Unrecht – zu sein beanspruchen, sondern dass speziell Muslime, aber auch Schwarze, auch in Zukunft ihre Loyalität für die jeweils eigene ethnische bzw. religiöse Gruppe reservieren werden. Der Zugang zur Elite soll gerade nicht davon abhängen, dass man diese Einstellung überwindet und sich mit dem französischen Volk identifiziert, sondern wird als ein Recht propagiert, dass sich aus der “Demokratie” herleite.

Hier wird eine in Partikularitäten zersplitterte Gesellschaft zum utopischen Ideal erhoben, und dies ausgerechnet mit dem Anspruch zu verhindern, dass Frankreich “ein … gespalteneres Land sein wird”. Neusprech.

Hier zeigt sich wie im Lehrbuch die Verquickung der ideologischen mit der machtpolitischen Komponente dieser Strategie:

beeinträchtigen unbestreitbare Ungleichheiten Frankreichs Bild in der Welt und schmälern seinen Einfluss im Ausland. (…)

Die geopolitischen Konsequenzen von Frankreichs Schwäche und Zerrissenheit werden US-Interessen beeinträchtigen, da wir starke Partner im Herzen Europas brauchen, um demokratische Werte zu fördern.

Darüberhinaus hat soziale Ausgrenzung innere Konsequenzen für Frankreich selbst, einschließlich der Entfremdung von Teilen der Bevölkerung, die ihrerseits den weltweiten Kampf gegen gewalttätige Extremistennetzwerke beeinträchtigen könnten. Eine starke, integrationsorientierte französische Politik wird uns dagegen helfen, die Demokratie und Stabilität weltweit zu verbreiten.

Das französische Volk muss aufhören, seine eigenen Interessen zu vertreten, weil die Völker der Dritten Welt als Gegenleistung für die Akzeptanz “amerikanischer Werte” (und Stützpunkte) das Recht erwarten, sich ohne Weiteres jedem europäischen Staatsvolk anzuschließen, ohne sich auch nur kulturell assimilieren zu müssen. Was ist schon die Existenz des französischen Volkes, was sind schon seine Rechte, was seine Interessen, verglichen mit der erhebenden Aussicht, “die Demokratie und Stabilität weltweit zu verbreiten”?

Man sieht hier, wie eindimensional es wäre, diese Politik bloß als im engeren Sinne “imperialistisch” aufzufassen: Es geht nicht etwa darum, dass “der Westen”, oder auch nur die USA, den Rest der Welt beherrschenwollen; es geht ebensosehr darum, die europäischen Völker (und das weiße Amerika) mit dieser Welt zu verschmelzen und eine Ordnung zu errichten, die diese Verschmelzung ermöglicht. Es geht, nun ja, um eine Neue Weltordnung (NWO).

Was im Kontext dieser Ordnung unter Demokratie zu verstehen ist, dazu ist oben schon das Nötige gesagt worden. Die Stabilität besteht darin, dass es kein Volk mehr geben soll, das sich als handlungsfähige Einheit dieser Ordnung entziehen oder sie gar in Frage stellen könnte. Da man das menschliche Bedürfnis, sich zu Gruppen zusammenzuschließen, aber nicht ausrotten kann, verlagert man die Gruppenbildung auf die substaatliche Ebene, macht aus der Bürgergesellschaft eine Stämmegesellschaft und stellt diese Stämme ihrerseits dadurch ruhig, dass man ihre Häuptlinge (leaders, was ich meist mit “Führungspersönlichkeiten” übersetzt habe) an die Fleischtöpfe des Systems lässt. Womit wir bei den Methoden wären:

3. Die Methoden der Umvolkung Frankreichs oder: How to Make A Nation Commit Suicide

TAKTIK 1: IN EINEN POSITIVEN DISKURS EINTRETEN

Zunächst werden wir unseren Diskurs auf das Thema der Chancengleichheit konzentrieren.

Dieselbe Masche, mit der linke Ideologien immer durchgesetzt werden. So wie die Geschlechtergleichmacherei (Gender Mainstreaming) also die systematische Verzwitterung der Gesellschaft am Thema der “Gleichberechtigung” aufgehängt wird, mit der sie in Wirklichkeit gar nichts zu tun hat, so knüpft hier eine Strategie der Umerziehung, Unterwanderung und Volksauflösung zur Verwirklichung einer Gesellschaftsutopie am Thema der “Chancengleichheit” an.

Wenn wir uns öffentlich zu den Gemeinsamkeiten der Demokratien äußern, werden wir betonen, dass zu den Qualitäten von Demokratien das Recht auf Verschiedenheit, der Schutz von Minderheiten, der Wert von Chancengleichheit und die Wichtigkeit authentischer politischer Repräsentation gehören.

Propaganda zur Umdeutung von Begriffen, siehe oben.

Bei nichtöffentlichen Begegnungen werden wir hochrangige französische Führungspersönlichkeiten (die nicht einer Minderheit angehören) gezielt nach Chancengleichheit in Frankreich fragen.

Massiver Druck hinter verschlossenen Türen, damit niemand auf die Idee kommt zu nachzufragen, woher bestimmte Veränderungen kommen, die dann so aussehen, als seien sie von selbst eingetreten.

Außerdem werden wir unsere Zusammenarbeit mit französischen Museen, mit Lehrern und Professoren [educators]fortsetzen und intensivieren, um eine Reform des Lehrplans für den französischen Geschichtsunterricht zu erreichen, sodass er auf die Rolle und die Perspektiven von Minderheiten in der französischen Geschichte eingeht.

Es geht um die Manipulation von Geschichtsbildern. Wie ich vor einem Jahr schrieb, gehört dies zum Kern der NWO-Agenda, “weil der Globalismus die Ideologie der Herrschenden ist, und das bedeutet unter anderem, dass es keine divergierenden Geschichtsbilder geben darf! Nicht nur die historischen Fakten müssen unstrittig sein, nein, auch die Deutung dieser Fakten und die Perspektive, aus der man sie betrachtet, müssen übereinstimmen. Gerade das aber können sie nicht, solange die Deutungshoheit über die eigene Geschichte bei den Völkern selbst liegt, für die das jeweils eigene Geschichtsbild identitätsstiftend ist. Geschichte ist für Völker ja ungefähr das, was das Gedächtnis für die Einzelperson ist: also die Voraussetzung dafür, dass diese Person sich als Individuum, als im Zeitverlauf mit sich selbst identisch, begreifen kann.

Ein Volk, das sie Deutungshoheit über die eigene Geschichte preisgibt, hört über kurz oder lang auf zu existieren. Und wie ich an anderer Stelledargelegt habe, sollen die Völker aufhören zu existieren.”

Am Ende dieses Prozesses werden voraussichtlich Geschichtsbücher stehen, wie es sie in Amerika heute schon gibt. Solche nämlich:


TAKTIK 3: AGGRESSIV DIE JUGEND BEARBEITEN

Drittens werden wir unsere Anstrengungen fortsetzen und intensivieren, die Jugend in dem Sinne zu beeinflussen, dass wir mit jungen Franzosen aller soziokulturellen Hintergründe dieselben Werte teilen. Die federführende inter-agency Youth Outreach Initiative der Botschaft zielt darauf ab, unter jungen Franzosen eine positive Dynamik zu erzeugen, die zu einer größeren Unterstützung für amerikanische Ziele und Werte führt.

Eure Werte, dies ist die Botschaft, sind nicht die eurer Vorfahren, sondern die Amerikas. Hoffentlich denken die jungen Franzosen daran, dass “Rotkäppchen” ein französisches Märchen ist, und stellen die Frage, warum diese seltsame Großmutter ein so großes Maul hat, noch rechtzeitig, bevor es zu spät ist.

Um diese Ziele zu erreichen, werden wir auf den expansiven Public-Diplomacy-Programmen aufbauen, die es bereits gibt, und kreative zusätzliche Mittel entwickeln, Frankreichs Jugend zu beeinflussen. (…) Wir werden auch neue Instrumente entwickeln, künftige französische Führungspersönlichkeiten zu identifizieren, von ihnen zu lernen und sie zu beeinflussen. (…) Wir werden auf vorhanden Jugendnetzwerken in Frankreich aufbauen und neue im Internet schaffen; wir verbinden dadurch Frankreichs künftige Führer miteinander in einem Forum, dessen Werte wir zu entwerfen helfen werden – Werte der Inklusion, des gegenseitigen Respekts und des offenen Dialogs.

Man setzt die künftigen Eliten Frankreichs einer subtilen Gehirnwäsche aus, sodass die genannten “Werte” sich wie “von selbst” durchsetzen.

TAKTIK 4: MODERATE STIMMEN ERMUTIGEN

Viertens werden wir moderate Stimmen der Toleranz ermutigen, sich mit Mut und Überzeugung zu äußern. Aufbauend auf unserer Arbeit mit zwei prominenten Websites, die auf junge französischsprechende Muslime abzielen – oumma.fr und saphirnews.com – …

Ob die muslimischen Leser dieser Netzseiten wohl darüber aufgeklärt sind, mit wessen Handlangern sie es da zu tun haben?

… werden wir politische und Medienaktivisten unterstützen, ausbilden und beschäftigen, die unsere Werte teilen.

Man überlässt wirklich nichts dem Zufall. Die künftigen globalistischen Propagandisten werden von Anfang an in die Startlöcher für ihre Medien-Karriere gestellt.

Mit Glaubensgemeinschaften und mit dem französischen Innenministerium werden wir in Frankreich die effektivsten Techniken teilen, Toleranz zu lehren, die derzeit in amerikanischen Moscheen, Synagogen, Kirchen und anderen religiösen Einrichtungen angewendet werden.

Ob das amerikanische Volk wohl weiß, dass solche Techniken der Massenmanipulation bei ihm zu Hause regierungsamtlich angewendet werden?

Wir werden direkt mit dem Innenministerium in Verbindung bleiben, um amerikanische und französische Ansätze in der Unterstützung von Minderheitenführern zu vergleichen, die Mäßigung und gegenseitiges Verständnis suchen; …

Die Franzosen sollen Nachhilfe in Agitprop bekommen.

zugleich werden wir vergleichen, wie wir jeweils mit denen verfahren, die Hass und Zwietracht zu säen versuchen.

Klingt ziemlich gruselig. Da dies mit dem Innenministerium abgestimmt werden soll, geht es wohl um den Einsatz staatlicher Machtmittel gegen Dissidenten. In Deutschland nennt man dergleichen “Kampf gegen Rechts”, und auch hier beteiligen sich staatliche Stellen und etablierte Politik daran – in trauter Gemeinsamkeit mit Linksextremisten, die einfältig genug sind, sich für Kämpfer gegen den US-Imperialismus zu halten.

TAKTIK 5: BESTE PRAKTIKEN PROPAGIEREN

Fünftens werden wir unser Projekt fortsetzen, die besten Praktiken mit jungen Führungspersönlichkeiten auf allen Gebieten zu teilen, darunter auch Führungsnachwuchs aus allen gemäßigten politischen Parteien, sodass sie über die Werkzeuge und die Unterstützung verfügen, die sie brauchen, um voranzuschreiten.

Was für künftige Journalisten gilt, gilt auch für künftige Politiker. Manche, nämlich die linientreue,n werden unterstützt. Die anderen werden wohl am eigenen Leibe die Ergebnisse des amerikanischen Erfahrungsaustauschs mit dem französischen Innenministerium zu spüren bekommen.

Wir werden Bildungs- und Austauschprogramme schaffen oder unterstützen, die Schulen, zivilgesellschaftlichen Gruppen, Bloggern, Politikberatern und Kommunalpolitikern den fortdauernden Wert breiter Inklusion vermitteln.

Viele dünne Fäden ergeben einen dicken Galgenstrick.

Das Beste hebt sich der Botschafter für den Schluss auf, die ultimative Hoffnung,

dass [junge Angehörigen französischer Minderheiten] ihr Land eines Tages im In- und Ausland repräsentieren können, und zwar an der Spitze des öffentlichen Lebens, als Präsident der Republik.

Das wäre dann der Schlussstein, der die Entmachtung der Einheimischen dokumentiert, etwa so, wie der Regierungsantritt von Barack Obama das “Ende der Herrschaft des weißen Mannes” dokumentiert hat.

Quote, Quote, sonst gibt’s Tote!

Welt online schreibt:

Bei Männern hängt die persönliche Zufriedenheit stärker von der beruflichen Stellung ab als bei Frauen. Zu diesem Schluss kamen zwei Wissenschaftlerinnen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Wayne State University in den USA nach der Auswertung von repräsentativen Daten von mehr als 20.000 Menschen, wie der „Spiegel“ berichtet. Männer in Führungspositionen waren demnach zufriedener als Männer mit weniger herausgehobenen Jobs.

Noch weniger glücklich zeigten sich Männer, die keiner bezahlten Arbeit nachgehen können oder wollen – etwa Hausmänner.

[Quelle aller Zitate dieses Beitrags: Geschlechtervergleich: Männer brauchen Chefsessel, um glücklich zu sein – Nachrichten Wirtschaft – WELT ONLINE.]

Ei, wer hätte das gedacht? Und da Frauen und Männer sich bekanntlich in nichts unterscheiden, geht es Frauen bestimmt genauso, nicht wahr? Von wegen:

Bei Frauen ließ sich eine derartige Hierarchie demnach nicht feststellen. Der Grad der Zufriedenheit variierte nicht zwischen Frauen mit Managerpositionen, einfachen Angestellten oder Hausfrauen.

Dieses Ergebnis hätte zwar auch meine Oma vorhersagen können, aber es ist doch beruhigend, dass es nun auch wissenschaftlich erhärtet wird.

Die Forscherinnen führten die Ergebnisse unter anderem darauf zurück, dass Frauen sehr viel stärker als Männer zwischen Familie und Karriere wählen müssen.

Und nicht etwa darauf, dass Frauen womöglich von Natur aus weniger karrieregeil sind als Männer. Obwohl dieser Umstand auch den folgenden Befund erklären würde:

Einer weiteren DIW-Studie zufolge waren 2010 lediglich 3,2 Prozent der Vorstandspositionen der 200 größten deutschen Unternehmen mit Frauen besetzt.

Was selbstverständlich auf „Diskriminierung“ beruht (und auf keinen Fall auf geschlechtsspezifisch unterschiedliche Interessen zurückzuführen und damit naturgegeben sein darf), weil der Gesetzgeber dann keinen Vorwand für Maßnahmen wie diese hätte:

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat angekündigt, notfalls eine höhere Quote per Gesetz festzuschreiben. „Angesichts der nur mit der Lupe erkennbaren Fortschritte der vergangenen zehn Jahre schließe ich eine gesetzliche Regelung über einen Mindestanteil von Frauen in Führungspositionen von Unternehmen nicht mehr aus“.

Ursula von der Leyen Karikatur
"Quote, Quote, sonst gibt's Tote!"

Was zählen schon die Freiheitsrechte der Bürger, was die – nun wissenschaftlich bestätigten – Präferenzen von Frauen, was die Interessen der deutschen Wirtschaft, und was die Zukunft unseres Landes, wenn sie der linken Ideologie, der Utopie der verzwitterten Gender-Mainstreaming-Gesellschaft im Weg stehen? Wenn es schon nicht genügt, dass die Politik mit gutem Beispiel vorangeht – eine Kanzlerin, die keine Frau ist, ein Präsident, der kein Mann ist -, wenn die Menschen durchaus darauf beharren, so leben zu wollen, wie es ihnen passt, wenn die Frauen mit einem chefsessellosen Leben zufrieden sind und sich von dieser gottverdammten Zufriedenheit mit noch so viel Genderpropaganda nicht abbringen lassen, dann muss der Gesetzgeber eben den Holzhammer schwingen.

Das wäre ja gelacht, wenn man die Frauen nicht zum Glück zwingen könnte. Nicht zu ihrem eigenen, versteht sich. Zu dem ihrer selbsternannten Repräsentantinnen, die die wirklichen Frauen ungefähr so „repräsentieren“ wie die KPdSU die russischen Arbeiter „repräsentiert“ hat.

Mein neues Buch: "Die Liquidierung der Zivilisation"

Für die, die sich wundern, dass ich in letzter Zeit meine Schlagzahl hier im Blog reduziert habe: Ich habe angefangen, ein neues Buch zu schreiben, und wenn ich mit dem ersten Entwurf in einem halben Jahr fertig sein will, muss ich mich ranhalten.

Im „Dschihadsystem“ habe ich beschrieben, warum und mit welchen Mitteln der Islam sich ausdehnt, wo  er die Möglichkeit dazu findet. Die andere Seite der Medaille habe ich dabei nur gestreift.

Diese andere Seite ist die Frage: Warum findet er in Europa die Möglichkeit dazu? Warum werden ihm die Türen geöffnet? Wer tut das? und nicht zuletzt: Warum funktioniert das?

So perfekt das islamische Dschihadsystem in seiner Art auch ist: Da der Islam nicht über militärische Macht verfügt, geschweige denn über die militärische Übermacht seiner frühen Periode; da er auch sonst dem Westen in jeder Hinsicht unterlegen ist, lebt der Dschihad nicht von seiner eigenen Stärke, sondern von der Schwäche der Völker Europas.

Diese Schwäche – eine Mischung aus Selbsthass, Geschichtsvergessenheit, Kulturverfall, Gleichgültigkeit, Verblendung, Verrat und ideologisch motivierter Destruktivität – ist vom Islam nicht verursacht worden; sie wird lediglich von ihm ausgenutzt.

Ich werde in meinem Buch die These vertreten, dass unsere Gesellschaft bzw. deren sogenannte Eliten von einer Ideologie beherrscht werden, deren Dominanz notwendig zum Untergang der europäischen Kultur führen muss und auch dann führen müsste, wenn es den Islam überhaupt nicht gäbe. Wie es meine Art ist, werde ich, ausgehend von einer zunächst abstrakten, dann immer konkreter werdenden Ideologiekritik darlegen, worin genau sich die Verfallserscheinungen manifestieren, warum solche Phänomene wie Genderismus, Globalismus, Kulturrelativismus, Synkretismus, Massenmigration usw. geradewegs in den Untergang führen (daher der vorläufige Arbeitstitel „Die Liquidierung der Zivilisation“), und wie sie miteinander verknüpft sind.

Ich werde zeigen, dass auf einem zusammenhängenden linkstotalitären Wahnsystem basieren, dessen Prämissen von den meisten Menschen als Selbstverständlichkeiten verinnerlicht worden und daher von ihnen nicht durchschaubar sind; dies umso weniger, je näher sie an den Quellen der gesellschaftlichen Ideologieproduktion sitzen. sind und einer radikalen Kritik bedürfen.

Die Grobanatomie dieses Wahnsystems habe ich im ersten Kapitel unter dem Titel „Das Erbe des Kalten Krieges“ analysiert, und einen Auszug aus diesem Kapitel spendiere ich Euch heute als Appetithäppchen.

Ich gehe von der Beobachtung aus, dass der jahrzehntelange Systemgegensatz zwischen Ost und West – zugleich ein ideologischer Gegensatz zwischen Liberalismus und Marxismus – dazu geführt hat, dass die Themen dieser ideologischen Auseinandersetzung gleichbedeutend mit den Themen von Politik schlechthin wurden.

Die traditionell dritte politische Großkraft – nennen wir sie der Einfachheit halber „die Rechte“ verlor auf die Dauer an politischer Eigenständigkeit. „Konservatismus“ war zuletzt nur noch eine Art inkonsequenter, träger Liberalismus, und dies ist bis heute der Stand der Dinge.

Dass Marxismus und Liberalismus sich ein gemeinsames Ideologie-Oligopol sicherten, bedeutet, dass bestimmte gesellschaftliche Realitäten nicht mehr mit Aussicht auf Resonanz beschreibbar sind: Damit meine ich diejenigen Realitäten, die weder vom Liberalismus noch vom Marxismus in jeweils theorieeigener Sprache thematisiert werden können.

Da Marxismus und Liberalismus aber trotz aller Gegensätze nicht unabhängig voneinander sind, vielmehr der eine die Kritik des anderen darstellt und sie insofern aufeinander aufbauen, liegt ihnen eine gemeinsame Metaideologie zugrunde. Um die geht es in dem folgenden Auszug:

Mit der Dominanz des Gegensatzes von Liberalismus und Sozialismus wurden alle Prämissen, über die zwischen diesen Strömungen kein Dissens bestand, zu Selbstverständlichkeiten. Geistesgeschichtlich betrachtet, sind Liberalismus und Sozialismus bzw. Marxismus keineswegs die unversöhnlichen Gegenspieler, als die sie während des Kalten Krieges aufgetreten sind. Marx hat den Liberalismus und das von diesem favorisierte kapitalistische System ja nicht etwa von einem konservativen (in seiner Terminologie: reaktionären) Standpunkt kritisiert, sondern von einem revolutionären. Er sah durchaus, dass das Bürgertum selbst eine revolutionäre Klasse, sein Liberalismus eine revolutionäre Ideologie, sein Kapitalismus ein revolutionäres System war, das die Menschen aus ihren vertrauten Bindungen riss, hergebrachte Gemeinschaften zerstörte, die Religion in die Krise stürzte, die Gesellschaft atomisierte, und dies im Weltmaßstab. Was wir heute „Globalisierung“ nennen, ist von Marx bereits vor hundertsechzig Jahren gedanklich vorweggenommen und bis zur letzten Konsequenz durchdacht worden.

(…)

Marx war … nicht einfach ein Empiriker, der gestützt auf seine Theorie eine wissenschaftliche Prognose abgab. Das ganze Marxsche Gedankengebäude bliebe unverstanden, wenn man es nicht von seinem „kategorischen Imperativ“ her interpretierte, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen sei“1. Dieser Imperativ ist Prämisse, nicht Konsequenz der Marxschen Analyse. Und diese Prämisse konnte und kann bis heute von jedem Liberalen unterschrieben werden.

Für den Liberalen allerdings ist die Emanzipation des Menschen bereits dann verwirklicht, wenn er frei von Zwang, speziell von staatlichem Zwang ist. Vom Marxismus, aber eben nicht vom Liberalismus her, ist es dagegen möglich zu denken, dass die sozialen Beziehungen, die die Menschen „freiwillig“ miteinander eingehen, sich verselbständigen und zu einer Struktur verdichten könnten, die die Menschen genauso effektiv, womöglich sogar noch gnadenloser unterjocht, als ein absolutistischer Herrscher es je könnte.

Die wirklichkeitsfremde Missachtung des sozialen Kontexts, in dem individuelle Handlungen stehen und von dem sie abhängig sind, ist eine Schwäche, die das liberale Denken mit seinem individualistischen Ansatz bis heute nicht überwunden hat2. Diese Schwäche wird uns weiter unten [im Buch] noch beschäftigen; vorerst aber genügt die Feststellung, dass liberales und marxistisches Denken sich grundsätzlich lediglich in diesem einen Punkt unterscheiden.

Marx hat nicht etwa die emanzipatorischen Wertprämissen des Liberalismus abgelehnt, sondern ihm lediglich angekreidet, dass diese Werte auf der Basis einer liberalen Ideologie und eines kapitalistischen Systems nicht zu verwirklichen seien. Er beansprucht für sich, das emanzipatorische Potenzial, das im Liberalismus ideell, im Kapitalismus materiell angelegt ist, im Kommunismus zur Entfaltung und Vollendung zu führen. Marxismus und Liberalismus sind Geistesverwandte:

Beide Ideologien kritisieren hergebrachte, nicht freiwillig eingegangene soziale Bindungen, etwa an Volk, Familie und Kirche, wegen des ihnen innewohnenden Moments von Herrschaft und Unfreiheit und betrachten sie insofern als zerstörenswert.

Beide Ideologien sind universalistisch, d.h. beanspruchen Gültigkeit für alle Menschen und Völker; wobei der Liberalismus diesen universellen und globalen Geltungsanspruch unmittelbar aus den Menschenrechten ableitet, während der Marxismus ihn als Ergebnis eines materiellen Globalisierungsprozesses antizipiert, der die gesamte Menschheit einbeziehen soll.

Beide beurteilen die jeweils gegebene Gesellschaft – mindestens implizit – vom Standpunkt der Utopie, das heißt des gedachten Idealzustandes einer völlig herrschaftsfreien Gesellschaft der Freien und Gleichen; eines Zustandes, den es noch nie und nirgendwo gegeben hat, und dessen Realisierbarkeit bestenfalls unbewiesen ist.

Diese Punkte sind durch die jahrzehntelange Dominanz liberaler und marxistischer Diskurse zu selbstverständlichen Voraussetzungen politischen Denkens schlechthin geworden, zu Voraussetzungen, die eben ihrer Selbstverständlichkeit wegen nicht hinterfragt werden. Zusammen ergeben sie eine Meta-Ideologie, d.h. sie definieren, was überhaupt ideologiefähig ist: worüber in westlichen Gesellschaften sinnvoll gestritten werden kann und worüber nicht; was als normal und vernünftig gelten kann, und was als exzentrisch oder verwerflich aus dem als seriös geltenden öffentlichen Diskurs ausgeschlossen ist; für welche Ideen man demgemäß mit Aussicht auf Erfolg werben kann und für welche nicht.

Machen wir uns nun klar, was diese Metaideologie impliziert, und welchen Vorentscheidungen daher der politische Diskurs unterliegt, quasi bevor er begonnen hat:

Erstens enthält sie eine in der Menschheitsgeschichte nie dagewesene Beweislastumkehr. Während traditionell die hergebrachten Werte, Normen, Strukturen und Glaubenssätze die Vermutung auf ihrer Seite haben, wahr, gerecht und praktisch angemessen zu sein, geraten sie unter dem Druck der neuen Metaideologie in eine permanente Defensive. Dass etwas sich bewährt hat – traditionell das stärkste Argument dafür, es auch beizubehalten -, ist plötzlich kein Argument mehr, weil das Bewährte nicht mehr, wie früher, am stets drohenden Absturz in Chaos und Barbarei, sondern am Glanz der Utopie gemessen wird.

Die Utopie selbst ist des Rechtfertigungszwangs enthoben; insbesondere muss sie sich nicht an ihrer Realisierbarkeit messen lassen, weil sie nicht als zu verwirklichendes Projekt und nicht einmal als konkret ausformuliertes Ideal daherkommt, sondern lediglich ein Normensystem darstellt, das den Referenzrahmen bildet, auf den hin die gesellschaftliche Wirklichkeit interpretiert und kritisiert wird; die Utopie ist in diesem Normensystem implizit, aber eben nicht explizit enthalten. Da dieser Referenzrahmen als solcher eine Selbstverständlichkeit darstellt und daher meist unbewusst bleibt, entzieht er sich jedem Legitimationszwang.

Der Gedanke, dass das Hergebrachte eine – jeweils kultur- und gesellschaftsspezifische – evolutionär bewährte Lösung des existenziellen Problems darstellen könnte, wie ein friedliches und geordnetes Zusammenleben von Menschen zu gewährleisten ist, kann vor dem Hintergrund einer Utopie kaum noch gedacht werden. Wer sich an einer Utopie orientiert, setzt vielmehr bereits voraus, dass dieses Problem nicht existiert; dass Zivilisation schlechthin mithin eine Selbstverständlichkeit ist und die maßgebliche Alternative daher nicht „Zivilisation oder Barbarei“ lautet, sondern „Zivilisation oder Paradies“. Daran gemessen, muss jegliche Zivilisation schlecht aussehen.

Zweitens: Der utopische Globalismus beider Ideologien entzieht allen Ordnungsvorstellungen den Boden, die bloß für bestimmte Gesellschaften und Kulturen Gültigkeit beanspruchen können. Wenn aber Zivilisation schlechthin das Unwahrscheinliche ist, das nur auf dem Boden eines jeweils historisch gewachsenen, äußerst komplexen Systems von Normen, Werten und Strukturen existieren kann, die als kulturelle Selbstverständlichkeiten verinnerlicht sind, so impliziert dies, dass man solche Systeme nicht ohne weiteres verpflanzen oder global verallgemeinern kann.

Politische Ideen, die diesen Sachverhalt berücksichtigen und auf bestimmte Völker und Kulturen zugeschnitten sind, kollidieren zwangsläufig mit der gesellschaftlich vorherrschenden Metaideologie, für die ein Ideensystem entweder universell gültig ist oder überhaupt nicht.

So gibt es zum Beispiel liberale Islamkritiker, die dem Islam wegen seiner offenkundigen Unvereinbarkeit mit liberalen Werten geradezu die Existenzberechtigung absprechen. Dass der Islam ein Dschihadsystem ist, das dem Westen den Garaus machen wird, wenn man es nicht verhindert, das habe ich selbst ausführlich begründet.3 Zu sagen, dass er unsere Ordnung untergräbt, bedeutet jedoch per se keineswegs, seine Legitimität als Grundlage der gesellschaftlichen Ordnung in seinen eigenen Stammländern zu bestreiten. Der Islam ist, wenn man so will, ein großes Unternehmen, das seit 1400 Jahren nicht pleite geht. Irgendetwas muss er wohl richtig gemacht haben.

Er ist ein Dschihadsystem, ja; aber er kann das nur sein, weil er die muslimische Gesellschaft konsolidiert, einen Konsens über Normen und Werte stiftet und die Welt aus der Sicht seiner Anhänger als ein sinnvolles Ganzes deutet. Der Versuch, islamischen Ländern liberale oder marxistische Gesellschaftsmodelle von außen und womöglich mit Gewalt zu implantieren, wird scheitern; wenn er überhaupt irgendetwas erreicht, dann die Zerstörung der Gesellschaft, wie uns die Vereinigten Staaten im Irak und zuvor die Sowjets in Afghanistan vor Augen geführt haben.

(Die meisten Muslime würden es freilich ablehnen, eine solch partikulare Legitimation des Islam zu akzeptieren. Seinem eigenen Anspruch nach ist der Islam nicht weniger universalistisch als der Westen.)

Drittens impliziert die Metaideologie ein bestimmtes Verständnis des Wesens von Politik: Politik ist demnach der Versuch, eine abstrakte Ordnung zu verwirklichen; abstrakt in dem Sinne, dass sie nicht an ein bestimmtes Volk, einen bestimmten Staat oder überhaupt an eine bestimmte politische Einheit gebunden ist.

Politische Ideen, die nicht darauf abzielen, eine schlechthin gute Ordnung zu verwirklichen, sondern die Interessen etwa eines ganz bestimmten Volkes (im Zweifel die des eigenen) zu verwirklichen, werden nicht nur deshalb als „nationalistisch“ oder „faschistisch“ diffamiert, weil Demagogie nun einmal zu den schmutzigen Mitteln von Politik gehört. Vielmehr ist es vom Standpunkt der Metaideologie einfach unbegreiflich, dass der Andersdenkende nicht in den Begriffen einer abstrakten Ordnung denken könnte. Ein partikularer Interessenstandpunkt gilt aus dieser Sicht nicht nur als – eben wegen seiner Partikularität – unmoralisch oder bestenfalls provinziell, sondern wird als getarnter Universalismus interpretiert:

Wer also von einem partikularen Interessenstandpunkt, zum Beispiel dem eines Volkes, argumentiert – so die Unterstellung –, propagiert „in Wirklichkeit“ eine Ideologie, wonach nur die Interessen von Völkern, nicht aber die des Individuums beachtenswert seien (nach dem Motto „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ – was in der Tat eine im weitesten Sinne faschistische Idee wäre).

Der Gedanke, dass es womöglich nicht darum geht, den Interessen von Völkern Vorrang vor denen des Individuums einzuräumen, sondern denen des eigenen Volkes vor denen von anderen Völkern, kann von der Metaideologie her nicht gedacht werden, weil er kein abstraktes Ordnungsideal enthält, auch kein faschistisches.

Das Denken in abstrakten Ordnungen, verbunden mit dem Universalismus, lässt unterhalb der Ebene der Menschheit keine partikularen Gruppenloyalitäten zu, es sei denn, diese wären ihrerseits durch die Bezugnahme auf ein abstraktes Ordnungsideal definiert, wie etwa die „westliche Wertegemeinschaft“. Patriotismus gilt unter diesen Vorgaben nicht als Wert an sich, er ist – z.B. als „Verfassungspatriotismus“ – nur dann und nur so weit eine Tugend, wie er sich durch die Bezugnahme auf ein solches Ideal legitimiert. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Sekundärtugend, weil die Nation ihrerseits sekundär, nämlich bloß eine Teilmenge der „Wertegemeinschaft“ ist.

In dieser Hinsicht tun sich Parallelen sowohl zum Kommunismus als auch zum Islam auf: Beide Ideensysteme lassen Patriotismus zu, aber nur so weit, wie die Nation, der er gilt, Teilmenge des „sozialistischen Lagers“ bzw. der islamischen Umma ist.

Kurz gesagt, lässt die Metaideologie keine Unterscheidung von Wir und Sie zu, es sei denn nach ideologischen Kriterien.

Und wieder sind es die liberalen Islamkritiker, an deren Denken sich diese Haltung besonders gut veranschaulichen lässt, gerade weil sie in ihrem Liberalismus konsequenter sind als die Mainstreamliberalen, die auch eine gänzlich illiberale Ideologie wie den Islam fördern: Liberale Islamkritiker finden Massenmigration auch von Muslimen nach Europa durchaus akzeptabel, sofern diese Muslime sich an die Spielregeln der liberalen Gesellschaft halten, d.h. ihre Frauen nicht verprügeln, keine Bomben legen, Homosexuelle respektieren usw. Masseneinwanderung ist also nicht zu beanstanden, sofern die liberale Ordnung nicht tangiert wird. Da stört es auch nicht, wenn diese Ordnung in hundert Jahren nicht mehr die des eigenen Volkes sein wird, weil dieses Volk aufgehört haben wird zu existieren. Dein Volk ist nichts, der Liberalismus ist alles.

Viertens gilt der Universalismus nicht nur räumlich – also für den gesamten Planeten -, sondern auch sachlich, also für alle Gesellschaftsbereiche: Wenn Bindungen, die der Einzelne vorfindet, d.h. nicht in einem bewussten Willensakt selbst eingeht, das schlechthin Böse oder doch zumindest permanent zu Kritisierende sind, von dem man den Menschen „befreien“ muss, dann kennt eine Ideologie, die Solches postuliert, kein Kriterium, anhand dessen man Bereiche definieren könnte, in denen dieses Prinzip nicht gilt.

Dass es eine Offene Gesellschaft nur dort geben kann, wo verschiedene Prinzipien in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen, ist auf der Basis einer Ideologie, die lediglich ein einziges Prinzip gelten lässt – nämlich das der Freiheit von vorgefundenen Bindungen – nicht begründbar, ja kaum tolerierbar. Die binäre Logik, wonach alle sozialen Beziehungen emanzipatorischen Idealen zu genügen und anderenfalls zu verschwinden haben, wird dann auch den Kritikern dieser Ideologie unterstellt:

Der oben erwähnten umstandslosen Gleichsetzung von Patriotismus und Faschismus entspricht eine gleichartig manichäische Denkweise auf allen Gebieten: Da kann nur einen „Gottesstaat“ wollen, wer auf der theologischen Integrität des Christentums beharrt, da kann nur Frauen unterdrücken wollen, wer die traditionelle Kleinfamilie hochschätzt, da kann nur gegen die Demokratie sein, wer ihre dysfunktionalen Züge thematisiert, nur die uniformierte Gesellschaft wollen, wer den Multikulturalismus kritisiert, nur „homophob“ sein und Homosexuelle ins KZ sperren wollen, wer darauf hinweist, das Homosexualität naturgemäß keine gleichwertige Lebensform sein kann usw. In dem Maße, wie die Metaideologie ihr Monopol festigt, sind ihre Anhänger schlechterdings außerstande, sich vorzustellen, dass es politische Ideologien geben könnte, die nicht auf die Verwirklichung eines utopischen Projektes abzielen, das die gesamte Gesellschaft einem einzigen Leitgedanken unterwirft.

Auf die Dauer wird unter der Herrschaft der Metaideologie die gesamte Gesellschaft in allen ihren Lebensbereichen einem einzigen Prinzip, einem einzigen Gedanken untergeordnet. Es gibt, zumindest der Idee nach, keine ideologiefreie Zone, keine politikfreie Nische, keinen Ort, an dem die Dinge so bleiben können, wie sie immer waren, keine Insel, die von der Revolution verschont bliebe.

Es geht in diesem Kapitel noch nicht darum, dies alles zu kritisieren und die Folgen aufzuzeigen, die es für die Gesellschaft haben muss, wenn eine solche Ideologie als Selbstverständlichkeit verinnerlicht wird; noch sind wir bei einer abstrakten Bestandsaufnahme. Doch schon auf dieser abstrakten Ebene macht sich das eigentümlich totalitäre Aroma bemerkbar, das diese Metaideologie auch dann verströmt, wenn sie sich nicht in ihrer marxistischen, sondern in ihrer liberalen Spielart konkretisiert.

Fünftens impliziert die Vorherrschaft der Metaideologie eine a priori gesetzte Wahrheitsdefinition: Wenn die unhinterfragte Prämisse politischen Denkens die normative Bejahung einer Utopie ist, dann muss diese Utopie zumindest theoretisch auch realisierbar sein. Religiöse oder philosophische Positionen, die die Unvollkommenheit des Menschen betonen – etwa die christliche Erbsündenlehre –, ja sogar naturwissenschaftliche Erkenntnisse, die die Realisierbarkeit liberaler oder sozialistischer Utopien prinzipiell bestreiten, geraten nicht nur unter Rechtfertigungsdruck. Sie werden in dem Maße, wie die Metaideologie sich durchsetzt, aus dem Bereich des Diskutablen ausgegrenzt.

Man stempelt sie zu „Unwahrheiten“, nicht weil sie in einem empirischen Sinne unwahr wären, sondern weil Utopien, also Vorstellungen, wie die Welt sein soll, wenn sie zu Dogmen erhoben werden, a priori keine Tatsachenbehauptungen als wahr akzeptieren können, die sie ad absurdum führen. Ein Weltbild, das nicht empirisch, sondern normativ fundiert ist, kann höchstens zufällig und im Einzelfall mit empirischen Tatsachen korrespondieren; je dominanter dieses Weltbild gesellschaftlich wird, desto effektiver fungiert es als Filter, der unpassende Tatsachen aus der gesellschaftlich gültigen Wirklichkeitsbeschreibung ausblendet, und desto mehr gilt, dass Wahrheitansprüche nicht aus empirischer Beobachtung, sondern direkt aus der Ideologie abgeleitet werden. Die Verwechslung von Normen und Tatsachen, die ich in „Das Dschihadsystem“ als Wesensmerkmal linker Ideologie herausgearbeitet habe, ist nicht einfach ein logischer Fehlschluss. Sie ist die zwingende Konsequenz aus einem Weltbild, das die jeweils gegebene Wirklichkeit nur als Durchgangsstation zum irdischen Paradies auffassen kann.

Sechstens folgt aus dieser Wahrheitsdefinition eine Feinddefinition: Bereits das Wort „Fortschritt“, das im politischen Bereich ja nicht auf irgendwelche Veränderungen, sondern ausschließlich auf Egalisierungs-, Liberalisierungs- und Demokratisierungsprozesse angewendet wird, impliziert die Idee, dass die Geschichte eine immanente Richtung und ein Ziel kennt, d.h. es impliziert eine teleologische, wenn nicht gar deterministische Geschichtsauffassung. Wer dieser Geschichtsauffassung nicht folgt, ist, durch die Brille der Metaideologie betrachtet, ein „Reaktionär“, der „das Rad der Geschichte zurückdrehen“ will und die „Zeichen der Zeit nicht erkannt“ hat. Allein das bloße „zurück zu“ (einem früheren Zustand) steht im Verdacht des Unmoralischen, weil das Vergangene – allein schon, weil es eben vergangen ist – aus der Sicht dieser Ideologie das „historisch Widerlegte“, das durch den „Fortschritt“ (Egalisierung, Liberalisierung, Demokratisierung) überwundene Schlechte ist.

Wenn nun jemand zu diesem „Schlechten“ zurückkehren will, muss er ein schlechter Mensch sein, dem man nicht einmal gute Absichten zuzugestehen braucht; wenn er die „Wahrheit“, dass die Utopie realisierbar sei, „leugnet“, dann braucht man ihm vom Standpunkt der Metaideologie nicht einmal zuzugestehen, dass er sich einfach irren könnte; erst recht braucht man nicht der Vermutung nachzugehen, dass man womöglich selber im Irrtum sein könnte: Der Andersdenkende, der sich der gesellschaftlich akzeptierten Wahrheitsdefinition nicht beugt, ist einfach ein Lügner oder Psychopath, den man ohne Gewissensbisse unschädlich machen kann. Und dies auch – wohlgemerkt! – vom liberalen Standpunkt!

Womit auch geklärt sein dürfte, warum die meinungsbildenden Eliten sich weigern, Linksextremismus mit derselben Elle zu messen wie Rechtsextremismus, warum man konservative Patrioten schon gewohnheitsmäßig in die Nähe des Rechtsextremismus rückt, und warum der Begriff „Fundamentalismus“, womit in aller Regel ein konservatives Christentum gemeint ist, fast schon so pejorativ verwendet wird wie der des „Faschismus“: Linksextreme Positionen stehen auf dem Boden der Metaideologie, konservative nicht. Letztere sind daher aus der Sicht der Metaideologie per se „extremistisch“, selbst wenn sie ohne Weiteres verfassungskonform sind: Nicht die demokratische Verfassung ist hier der Maßstab, sondern die Bejahung des Utopismus.

Siebtens impliziert dieser Utopismus ein Menschenbild, wonach nur solche menschlichen Eigenschaften als gesund und normal zu gelten haben, die mit der jeweiligen Utopie kompatibel sind.

Dieses Menschenbild bedeutet im Umkehrschluss, dass Menschen, mit denen die Utopie nicht zu verwirklichen ist, weil sie an ihren vertrauten Bindungen, Werten und Lebenswelten festhalten und sich gegen deren politisch induzierte Veränderung wehren, nicht nur im Irrtum befangen, reaktionär und böse sind, sondern obendrein Psychopathen. Es spricht Bände, welch erstaunliche Karriere das Wort „Phobie“ gemacht hat, das in früheren Zeiten nur auf krankhafte Angstzustände angewendet wurde, heute aber auf so merkwürdige „Krankheiten“ wie Homophobie, Xenophobie und Islamophobie.

In „Das Dschihadsystem“ schrieb ich: „An sich handelt es sich [bei dem Wort „Phobie“] um einen psychiatrischen Fachbegriff, dessen Verwendung in sozialwissenschaftlichen Zusammenhängen sich schon deshalb verbietet, weil Sozialwissenschaftler gar nicht kompetent sind zu beurteilen, ob die Abneigung gegen eine Personengruppe auf einer Phobie beruht oder nicht. Wenn Soziologen4 diesen Ausdruck trotzdem benutzen können, ohne sich zumindest fachintern Kritik einzuhandeln, so ist bereits dieser Umstand ein starkes Indiz für die Wirksamkeit ideologisch motivierter Vor-Urteile bis ins wissenschaftliche Vokabular hinein.“

Im Lichte der bisherigen Überlegungen müssen wir diesen Befund noch verschärfen: Wir haben es nicht einfach mit menschlicher Unzulänglichkeit zu tun, die es auch unter Wissenschaftlern gibt, und aufgrund derer unhinterfragte ideologische Vorurteile sich verfälschend in einen Forschungsprozess einschleichen, der ansonsten durchaus integer ist. Vielmehr geht das Menschenbild der Metaideologie bereits als Prämisse in die sozialwissenschaftliche Arbeit ein. Es bedarf dann gar keiner psychiatrischen Expertise mehr, um zu entscheiden, ob eine „Phobie“ vorliegt: Die Metaideologie selbst liefert den „psychiatrischen“ Befund. Die Logik, aufgrund derer ideologisch nonkonforme Menschen zu Geisteskranken erklärt werden, die unter einer „Phobie“ leiden, ist dieselbe, aufgrund derer in der Sowjetunion Dissidenten in psychiatrische Anstalten eingewiesen wurden.

Dies impliziert auch, dass nicht die Bedürfnisse der tatsächlich lebenden Menschen Anspruch auf soziale Berücksichtigung erheben können, sondern lediglich die Bedürfnisse eines gedachten „neuen Menschen“, der sich dadurch auszeichnet, utopiekompatibel zu sein. „Humanität“ besteht unter diesen Prämissen darin, den empirischen Menschen zum utopischen umzuerziehen.

Wie aber nennt man eine Ideologie, die darauf hinausläuft, gestützt auf ein utopisches Ideal und mit dem Anspruch auf das Monopol absoluter Wahrheit alle Lebensbereiche zu durchdringen und gegebenenfalls umzuwälzen, und dies weltweit; die den Gang der Geschichte zu durchschauen beansprucht, ihre Kritiker als böse im moralischen und krank im medizinischen Sinne diffamiert und die Umerziehung der Menschheit propagiert?

Man nennt eine solche Ideologie: totalitär.

Da sie ihr Deutungsmonopol durchgesetzt hat und kaum noch angefochten wird, jedenfalls nicht im „seriösen“ Diskurs, bleibt uns der beunruhigende Befund nicht erspart, dass die meisten Menschen in unserer Gesellschaft (also wahrscheinlich auch Sie) ohne es zu wollen Anhänger einer totalitären Ideologie sind.

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1Karl Marx, Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, MEW 1, S. 385.

2Es entbehrt allerdings nicht einer gewissen Ironie, dass die Marxisten, nachdem sie an die Macht gekommen waren, sich ihrerseits als unfähig erwiesen, den totalitären Herrschaftscharakter des von ihnen selbst konstruierten sozialen Zusammenhangs zu durchschauen und angemessen zu kritisieren. Ausnahmen bestätigen lediglich die Regel.

3Manfred Kleine-Hartlage, Das Dschihadsystem. Wie der Islam funktioniert, Gräfelfing 2010

4vgl. z.B. die Verwendung der Begriffe „Islamophobie“ und „Homophobie“ bei Wilhelm Heitmeyer, Deutsche Zustände. Folge 6, Frankfurt/M. 2007

Mit der Dominanz des Gegensatzes von Liberalismus und Sozialismus wurden alle Prämissen, über die zwischen diesen Strömungen kein Dissens bestand, zu Selbstverständlichkeiten. Geistesgeschichtlich betrachtet, sind Liberalismus und Sozialismus bzw. Marxismus keineswegs die unversöhnlichen Gegenspieler, als die sie während des Kalten Krieges aufgetreten sind. Marx hat den Liberalismus und das von diesem favorisierte kapitalistische System ja nicht etwa von einem konservativen (in seiner Terminologie: reaktionären) Standpunkt kritisiert, sondern von einem revolutionären. Er sah durchaus, dass das Bürgertum selbst eine revolutionäre Klasse, sein Liberalismus eine revolutionäre Ideologie, sein Kapitalismus ein revolutionäres System war, das die Menschen aus ihren vertrauten Bindungen riss, hergebrachte Gemeinschaften zerstörte, die Religion in die Krise stürzte, die Gesellschaft atomisierte, und dies im Weltmaßstab. Was wir heute „Globalisierung“ nennen, ist von Marx bereits vor hundertsechzig Jahren gedanklich vorweggenommen und bis zur letzten Konsequenz durchdacht worden.