Die Wurzel des Totalitarismus

Und ich sah, daß das Lamm der Siegel eines auftat; und hörte der vier Tiere eines sagen wie mit einer Donnerstimme: Komm!

Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der daraufsaß, hatte einen Bogen; und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus sieghaft, und daß er siegte.

Und da es das andere Siegel auftat, hörte ich das andere Tier sagen: Komm!

Und es ging heraus ein anderes Pferd, das war rot. Und dem, der daraufsaß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde und daß sie sich untereinander erwürgten; und ward ihm ein großes Schwert gegeben.

Und da es das dritte Siegel auftat, hörte ich das dritte Tier sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd. Und der daraufsaß, hatte eine Waage in seiner Hand.

Und ich hörte eine Stimme unter den vier Tieren sagen: Ein Maß Weizen um einen Groschen und drei Maß Gerste um einen Groschen; und dem Öl und Wein tu kein Leid!

Und da es das vierte Siegel auftat, hörte ich die Stimme des vierten Tiers sagen: Komm!

Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der daraufsaß, des Name hieß Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Und ihnen ward Macht gegeben, zu töten das vierte Teil auf der Erde mit dem Schwert und Hunger und mit dem Tod und durch die Tiere auf Erden.

(Apokalypse, Kap. 6, V.1-8)

Ist es eigentlich sinnvoll, in politischen Zusammenhängen die Begriffe „Gut“ und „Böse“ zu gebrauchen? Unwillkürlich wird man die Frage verneinen wollen: Das Böse kann man im politischen Bereich ja schwerlich anders denn als Attribut konkreter Akteure benennen, die folgerichtig als „die Bösen“ zum Abschuss freigegeben sind, und denen gegenüber man sich über moralische und rechtliche Normen getrost hinwegsetzen darf. Auf den ersten Blick sieht es also so aus, als wäre der Begriff des Bösen kaum mehr als ein demagogischer Kniff, ein manichäisches Schwarz-Weiß-Denken zu propagieren, das in einer demokratischen Gesellschaft nichts zu suchen hat.

Stutzig machen sollte allerdings, dass Viele, die theoretisch so argumentieren, in der Praxis sehr wohl eine Vorstellung vom „Bösen“ haben, und dass man dies eben daran erkennt, dass sie bestimmten Feinden gegenüber von Recht und Moral nichts wissen wollen. Wie sehr etwa die Figur des „Neonazis“ als Feindbild taugt, das jeden Rechtsbruch legitimiert, konnten wir zum wiederholten Male jüngst am 1.Mai besichtigen.

Vermutlich werden die Betreffenden argumentieren, dass sie sich ja nicht aus bloßem Hass so verhalten, sondern um einem bestimmten Gesellschaftsideal zu dienen: der offenen, demokratischen, toleranten, von einem liberalen Standpunkt aus also der schlechthin guten Gesellschaft.

Es scheint also, als sei es die Vorstellung vom „Guten“, das – in Gestalt seiner Negation – automatisch das Feindbild des „Bösen“ erzeugt. Ist das aber immer und unvermeidlich so, und muss man deswegen nicht als aufgeklärter Mensch jeden Begriff von Gut und Böse aus der politischen Sprache verbannen? Ich sage: Nein. Und ich füge hinzu, dass bereits der bloße Versuch geradewegs in totalitäres Denken führt.

Wie auch immer man es verkleidet, und in welchem Vokabular auch immer man es ausdrückt: Der Mensch, sofern er nicht einfach ein politisches Neutrum ist, kommt nicht daran vorbei, die Werte und Ziele, die er selbst für richtig, für wünschenswert, für human, für befreiend etc. hält, als „gut“ zu beschreiben. Und wenn er nicht alle anderen Ziele und Werte als „böse“ abstempeln möchte, dann liegt die klassische liberale Lösung darin, ein System zu etablieren, innerhalb dessen niemand „böse“ ist, sondern legitimerweise Alle miteinander konkurrieren: In der Innenpolitik durch die liberale Verfassung, in der internationalen Politik durch Etablierung eines allgemeinverbindlichen Regelwerks, aber auch in den interreligiösen Beziehungen durch Propagierung wechselseitiger Toleranz und Negierung exklusiver Wahrheitsansprüche der einzelnen Religionen.

Wer ein solches System für etwas Gutes hält, erklärt implizit alles für böse, was ihm feindlich gesinnt ist:

  • in der Innenpolitik also sogenannte Verfassungsfeinde: Da eine liberale Verfassung deren Bekämpfung freilich Grenzen setzt, liegt eine gewisse Folgerichtigkeit darin, dass sogenannte Demokraten die verfassungsrechtliche Ordnung durch den Appell an den Mob umgehen.
  • in der internationalen Politik alle Staaten, die das vorgegebene Regelwerk ablehnen und verletzen (selbst wenn denen womöglich gar nichts anderes übrigbleibt): Deren Bekämpfung verletzt dann nicht selten ihrerseits das Völkerrecht.
  • in den interreligiösen Beziehungen alle Religionen, die auf einem exklusiven Wahrheitsanspruch beruhen; womit freilich der Charakter von Religion schlechthin in Frage gestellt wird: Religionen werden toleriert, solange ihre Anhänger nicht wirklich an sie glauben; tun sie es doch, sind sie „Fundamentalisten“, die die Religion „missbrauchen“ und die entsprechend zu bekämpfen sind. Die wachsende Aggressivität, mit der religionsfeindliche Positionen vertreten werden, hat hier ihre Wurzeln.

Die Dichotomie von Gut und Böse verschwindet also nicht und wird durch ein liberales System keineswegs neutralisiert. Die Front wird an die Systemgrenzen verlagert, aber sie bleibt als solche bestehen.

Wenn aber die Unterscheidung von Gut und Böse als solche nicht aus der Welt zu schaffen ist, wie unterscheidet man dann das Gute vom Bösen? Gilt es bloß, eine mehr oder minder willkürliche Entscheidung zu treffem, dass Dieses gut und folgerichtig Jenes böse sei? Und wie verhindert man, dass man bei der Bekämpfung des so definierten Bösen sich seinerseits böse verhält? Kann man das überhaupt?

Manch einer wird mir bis hierher mit einer gewissen Ungeduld gefolgt sein. Was, so könnte man fragen, soll es denn bringen, politische Fragen in moralischen, letztlich religiösen Kategorien zu beschreiben? Und welcher Teufel reitet denn mich, einen Sozialwissenschaftler, religiöse Begriffe in die Gesellschaftsanalyse einzuführen? Der Grund ist Folgender:

Je tiefer ich mich mit den Grundlagen menschlicher Gesellschaft und ihrer Gefährdung auseinandersetze, desto klarer gelange ich (und zwar durchaus zu meiner Verblüffung) zu Erkenntnissen, die vom Christentum, teilweise auch bereits vom Judentum, schon immer als Wahrheiten behauptet worden sind.

Selbstverständlich kann der Glaube nicht die empirische Analyse ersetzen, allein schon deshalb, weil ich ja auch die Nichtglaubenden überzeugen will. Es bedeutet aber einen fundamentalen Unterschied, ob die Gesellschaft als Ganze die Wahrheit des Christentums als erkenntnisleitende Vermutung behandelt, oder ob für sie der methodische Atheismus der Wissenschaft die Vermutung auf seiner Seite hat, Wahrheit hervorzubringen.

Letzteres ist momentan offenkundig der Fall: Von der Religion erwartet man sich bestenfalls ein wenig Seelentrost, aber gewiss keine Erkenntnisse, die einem helfen können, mehr als das eigene individuelle Leben zu ordnen. Zutreffende Aussagen über die Gesellschaft aus der Bibel abzuleiten – das kann doch nur schiefgehen. Oder?

Wie schon gesagt: Glaube ersetzt keine Analyse, aber kann bei der Synthese helfen. Wissenschaft funktioniert ja nach einem bestimmten Modus: Erst wird die Hypothese entworfen, dann wird sie getestet. Eine Wahrheit, die gar nicht erst als Hypothese formuliert wird, kann es nicht zu wissenschaftlichen Weihen bringen.

Nun zeichnen sich alle mit der Gesellschaft befassten Wissenschaften bereits fachbedingt durch einen begrenzten Horizont aus, wie man besonders schön an der hypothetischen Hilfskonstruktion der Wirtschaftswissenschaftler, dem homo oeconomicus, ablesen kann; es gilt aber in ähnlicher Weise für die je fachspezifischen Perspektiven von Soziologen, Historikern, Psychologen etc., die jede für sich einen Teilaspekt des Menschlichen behandeln.

Der Rückgriff auf eine umfassende Anthropologie, die Frage, was den Menschen zum Menschen macht und wie sich das auf seine sozialen Beziehungen auswirken muss, wird allenfalls philosophisch gestellt, findet aber kaum Eingang in die Hypothesenbildung der empirischen Sozialwissenschaften, es sei denn in der entstellten Form jener Utopien, die nicht selten die unausgesprochene Voraussetzung gesellschaftswissenschaftlicher Forschung darstellen – sei es in der liberalen Variante, die eine Gesellschaft aus nutzenmaximierenden homines oeconomici als Idealzustand zunächst im Gedankenexperiment postuliert, um gleich anschließend ihre (wirtschafts-)politische Verwirklichung zu fordern, sei es in einer mehr oder minder marxistischen Form, der die Utopie einer Gesellschaft der Gleichen zugrundeliegt, und die die vorhandenen Strukturen in erster Linie zu dem Zweck erforscht, ihre Zerstörung zu legitimieren.

In jedem Fall bleibt das christliche Menschenbild und der ihm zugrundeliegende Glaube bereits aus der Hypothesenbildung ausgeschlossen, und genau hier liegt der Grund dafür, dass solche Wissenschaft immer häufiger Ergebnisse hervorbringt, von denen jede Putzfrau weiß, dass sie falsch sein müssen. Nichtsdestoweniger monopolisiert diese Art Wissenschaft für sich die grundlegende Art, wie die Gesellschaft sich selbst beschreibt.

Es ist also keineswegs der Versuch, krampfhaft durch eine christliche, meinetwegen auch „fundamentalistische“ Brille zu sehen, wenn ich sage, dass die Synthese vieler einzelner Teilerkenntnisse mich dorthin geführt hat, wo die Kirche schon immer war. Konkretisieren möchte ich das nun anhand der Frage, woran man das Böse in der Politik erkennt:

Die jüdisch-christliche Apokalyptik hat vor dem historischen Hintergrund der antiken Großreiche eine sehr konkrete Vorstellung vom geschichtstheologisch Bösen entwickelt. Da ich mich damit unlängst (in „Israel und der Globalismus“) bereits auseinandergesetzt habe, zitiere ich hier einige Passagen:

Die Gestalt des Antichristen als Verkörperung des Bösen wird normalerweise mit dem „Tier“ aus der Apokalypse (der Offenbarung des Johannes, des letzten Buches des Neuen Testaments) identifiziert. Die Apokalypse lehnt sich dabei inhaltlich und stilistisch an die jüdische apokalyptische Tradition an, insbesondere an das Buch Daniel (Kap. 7-11).

(…) Die Endzeitvisionen des Buches Daniel gehören in den Kontext des Makkabäeraufstandes gegen das Seleukidenreich, in einem erweiterten Sinne also gegen die Hellenisierung des jüdischen Volkes und seiner Religion. Der Kampf gegen sein Auflösung in seiner heidnischen hellenistischen Umgebung und der Kampf gegen seine religiöse „Hellenisierung“ gehören zusammen. Im Seleukidenreich hatten die Juden einen Feind, der beides angriff, das jüdische Volk und seinen Gott.

In diesem Text taucht erstmals das Motiv vom Reich Gottes auf, das als das Reich des Guten den irdischen Reichen des Bösen gegenübergestellt wird, zunächst also dem Seleukiden-, später dem Römerreich. „Böse“ waren diese Reiche im doppelten Sinne: einmal, indem sie das jüdische Volk unter Druck setzten, in einer größeren Einheit aufzugehen, zum anderen durch ihre kompromisslose Diesseitigkeit. Bleiben wir beim Römischen Reich mit seinen Gladiatorenspielen, seiner Sklaverei, seiner schamlosen Sinnlichkeit, mit einem Wort: seiner offenkundigen Gottlosigkeit. Dieses Reich kannte Religion nur in zweierlei Formen: einmal als Staatskult mit rein politischen Funktionen, zum anderen als privaten fröhlichen Aberglauben, der einem durchs Leben half; da wechselte man schon einmal die Götter.

Tolerant war diese Art von „Religiosität“ durchaus: Für antike Großreiche und ihre Herrscher wäre nichts sinnloser gewesen als ein Religionskrieg. Was war denn schon dabei, die Götter unterworfener Völker anzuerkennen, wenn man sich dadurch deren wenigstens passive Loyalität sichern konnte? Und was war, aus der Sicht dieser Völker, schon dabei, dem römischen Staatskult Lippendienste zu leisten, wenn die Obrigkeit dieses Zeichen der Ergebenheit nun einmal haben wollte? Dass die tiefe Gottesfurcht der Juden („Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, 2. Mose 20,3), später auch der Christen mit solcher „Religiosität“ kollidieren musste, versteht sich.

Dabei ist schwer zu erkennen, wie ein Großreich anders hätte funktionieren sollen; kaum vorstellbar, wie ein solches Gebilde nicht auf zuerst die Entschärfung und dann Einebnung und Verschmelzung völkischer, kultureller und religiöser Identitäten hätte hinarbeiten sollen; deren Betonung, erst recht ihre politische Aufladung hätte ja geradezu seinen Bestand gefährdet.

(…)

Der heutige Globalismus mit seiner Tendenz zur Verschmelzung der Völker, zur Entkernung der Religionen, zur Banalisierung des vormals Heiligen zeigt frappierende Parallelen zu dem, was man den „Globalismus“ des antiken Rom nennen könnte, des „Tieres“ der Apokalypse.“

Das Programm des heutigen Globalismus, die Entstrukturierung der Welt, die Atomisierung der Gesellschaft und die Ökonomisierung der sozialen Beziehungen, basiert auf der Zerstörung solidaritätsstiftender Strukturen, insbesondere der Institutionen der Familie, des Volkes und der Religion. Damit fällt ihm auch die friedens- und ordnungserhaltende Funktion dieser Institutionen zum Opfer. Der große Krieg – der Völkerkrieg, auch der Religionskrieg – wird damit zwar unmöglich gemacht (außer in der Gestalt des Dschihad, denn der Islam – soviel ist bereits erkennbar – wird sich nicht vom Globalismus einschmelzen lassen), aber an seine Stelle tritt nicht der Frieden, sondern das, was Enzensberger in einer gelungenen Formulierung den „molekularen Bürgerkrieg“ genannt hat. Sofern der Globalismus sich durchsetzt, werden dessen Eliten es zwar schaffen, den Großgruppenkonflikt zu unterdrücken (und zwar mit einem System totalitärer Gedankenkontrolle), aber nicht die anarchischen Formen der Gewalt: den Krawall, die Plünderung, den Vandalismus, den Straßenraub, die Gruppenvergewaltigung. Die Gesellschaft des globalistischen Systems ist von George Orwell vorgezeichnet worden: An der Spitze eine Elite von Herrschern, die kontrollieren, was die Gesellschaft als „wahr“ zu akzeptieren hat, ein Mittelbau von technisch Ausführenden, und der große Rest der Menschheit, bestehend aus Menschen, die täglich um ihr Leben kämpfen und dabei vor immer weniger zurückschrecken. Das hehre Ziel der Nichtdiskriminierung wird dabei zweifellos verwirklicht werden: Es wird erreicht sein, wenn jeder Mensch unterschiedslos jedes anderen Feind ist. (Es sei denn, der Islam springt als Ordnungsmacht in die Bresche.)

Zu welchem Maß an Brutalität der liberale Globalismus fähig ist, haben bereits viele Völker, darunter unser eigenes, zuletzt die Iraker, am eigenen Leibe erfahren müssen; seine zerstörerische Kraft wird sich in dem Maße nach innen wenden, wie er sich verallgemeinert. Wenn man das Böse in der Politik an der Höhe der Leichenberge messen möchte, die es hinterlässt – zugegebenermaßen ein grobes Maß -, dann liegt der Globalismus hinter dem Kommunismus, dem Nationalsozialismus und dem Islam noch ein wenig zurück, aber er liegt gut im Rennen, und sein destruktives Potenzial ist noch lange nicht ausgereizt.

Die naheliegende Frage lautet nun: Wenn der liberale Globalismus in diesem Sinne böse ist, ist dann etwa einer seiner Gegenspieler automatisch gut? Und finden wir das schlechthin Gute, wenn wir Kommunisten, Nazis oder Moslems werden?

Kommunisten, Nazis und Moslems werden diese Frage zweifellos bejahen. Auch wenn es sich eigentlich erübrigt, diesen Anspruch zu widerlegen, möchte ich doch kurz darauf eingehen, warum er falsch sein muss:

Beginnen wir mit dem Islam. Das Höchste und Heiligste, was ein Moslem tun kann, ist, nach dem Zeugnis des Korans und der Prophetenüberlieferung, sein Leben im Kampf für Allah zu opfern, und das höchste Ziel des Islam ist seine eigene in der Regel gewaltsame Ausbreitung mit dem Ziel der Weltherrschaft. Dass eine solche Religion Bilder wie dieses hervorbringt,

und Anhänger hat, die solche Bilder bejubeln, ist nicht Zufall oder ein „Missbrauch“ des Islam, sondern seine notwendige Konsequenz. Der Islam hat de facto, auch wenn er es nicht so nennt, das Menschenopfer wieder eingeführt, nachdem es bereits abgeschafft gewesen war. Dass eine solche Religion in einem elementaren Sinne böse ist, und dies nicht, weil sie nicht christlich ist, sondern weil sie die Heiligkeit des menschlichen Lebens negiert, liegt auf der Hand.

Der Kommunismus teilt mit seinem feindlichen Zwilling, dem liberalen Globalismus das Ziel, die Werte und Strukturen, auf denen Gesellschaft beruht, zu zerschlagen – ein Ziel, das er mit Massenmorden in bis dato ungekanntem Ausmaß verfolgt hat. Die russische und chinesische Gesellschaft laborieren bis heute an den Folgen.

Der Nationalsozialismus war eine Ideologie, die darauf abzielte, alle Bremsen zu lösen, die die Leistungsfähigkeit der – rassisch definierten – Volksgemeinschaft hemmten. Zu diesen Bremsen gehörten auch Recht, Anstand, Moral, Kultur und Gewissen – alles Dinge, die den Imperativen des Regimes zu weichen hatten. Seine monströsen Verbrechen hatten ihre Wurzel in einem sich immer mehr steigernden Kollektivehrgeiz, der keine Schranken kannte.

Wenn aber die vier maßgeblichen politischen Ideologien unserer Zeit allesamt böse sind – was um alles in der Welt soll dann das Gute sein? Das Christentum ist schließlich keine politische Ideologie und kann es auch nicht sein. Wenn man sich aber doch irgendwie zur politischen Welt verhalten muss, muss man sich nicht doch – zumindest im Grundsatz und mit mehr oder weniger großen Vorbehalten – einer dieser Ideologien anschließen?

Es ist wichtig zu sehen, dass sie nicht einfach nur böse sind. Man muss sich das Gute, dass in allen vieren enthalten ist, bewusst machen, um zu erkennen, worin das spezifisch Böse liegt:

Der liberale Globalismus hat Vieles hervorgebracht, was überhaupt nicht verachtenwert ist: die offene Gesellschaft (die ich selbst umso mehr verteidige, als ich erkenne, dass der Liberalismus, der sie hervorgebracht hat, sie unter sich begraben wird, und zwar in dem Maße, wie er zur totalitären Heilslehre degeneriert), den liberalen Verfassungsstaat, den Abbau unnötiger Handelshemmnisse usw. Dass er einer Dialektik unterliegt, aufgrund deren viele dieser Errungenschaften wieder unter die Räder kommen werden, ändert nichts daran, dass es diese Errungenschaften gibt, und dass der Westen mit diesem System zur führenden Weltzivilisation geworden ist.

Der Kommunismus war nicht nur, aber doch auch der Versuch, unterdrückten und gedemütigten Menschen zu einem menschenwürdigen Dasein zu verhelfen. In seiner gemäßigten sozialdemokratischen Variante hat er viel dazu beigetragen, dass die Selbstzerstörungskräfte des liberal-kapitalistischen Systems im Zaum gehalten wurden. Und dass Marx etliche treffende Erkenntnisse formuliert hat, habe ich schon an anderer Stelle gewürdigt.

Der Islam wiederum besteht ja nicht nur aus dem Dschihad, auch wenn der sein Kern ist, sondern enthält viele Elemente, die jeweils für sich genommen durchaus ehrenwert sind: Ich kann nichts verkehrt daran finden, fünfmal am Tag zu beten, in dem Bewusstsein zu leben, dass man sich für sein Handeln dereinst vor einer höheren jenseitigen Instanz wird rechtfertigen müssen, und dass menschliches Streben immer unter dem Vorbehalt des „Inschallah“ – so Gott will – steht. Nicht zuletzt hat er eine von seinen Anhängern als sinnvoll erfahrene Lebensordnung hervorgebracht, und das ist nicht wenig und nichts, das man gering achten sollte.

Und der Nationalsozialismus? Ja, ich weiß, es ist furchtbar Autobahn zu sagen, alles sei ja auch nicht schlecht gewesen – aber, meine Güte, es war ja wirklich nicht alles schlecht! Die Idee, dass jeder Deutsche seinem Land und seinem Volk dienen sollte, ist in keiner Weise verkehrt, und das Regime, das sie dazu gebracht hat, genau das zu tun, wurde nicht deshalb von siebzig Millionen Deutschen mehr oder weniger begeistert unterstützt, weil das alles Idioten oder Masochisten gewesen wären.

Das Böse ist also nicht einfach die Negation des Guten, es ist, wenn man so will, seine dialektische Negation: Das Gute wird durch das Böse pervertiert, aber es ist in dieser pervertierten Form eben auch darin enthalten. Die Pervertierung aber besteht darin, dass man etwas, was man durchaus zutreffend als etwas Gutes erkannt hat, zum absolut Guten erklärt, in dessen Namen alles, was ihm entgegensteht, zur Vernichtung freigegeben ist.

Es hat seinen Grund, dass alle vier Ideologien von einem leidenschaftlichen Hass gegen das Christentum wie das Judentum erfüllt waren bzw. sind. Beim Kommunismus, dem Nationalsozialismus und dem Islam ist das offenkundig, es gilt aber auch für den Globalismus, dem man das freilich nicht so sehr ansieht, weil er sich gegenwärtig noch in einem Stadium befindet, wo er beide Religionen, speziell aber das Christentum, kaputtzureden versucht. Die Repressalien, denen sich vor allem konservative Christen zunehmend ausgesetzt sehen – Juden werden noch eine Weile den zweifelhaften Schutz der Political Correctness genießen – sind erst der Anfang. Man muss sich nur den Hass vergegenwärtigen, mit dem etwa die Piusbrüder überzogen werden, um zu erkennen, dass der Märtyrertod auch in westlichen Ländern wieder in den Bereich des Möglichen gerückt ist.

Der Grund dafür liegt darin, dass beide Religionen – in ihrer authentischen, nicht degenerierten und korrumpierten Variante – darauf beharren, dass das Wort Gottes nicht zur Disposition steht. Das gilt für die Heiligkeit des menschlichen Lebens, es gilt aber vor allem für das Erste Gebot:

Du sollst keine Götter neben mir haben!

Wenn ich sage, dass alle vier Ideologien das von ihnen erkannte Gute absolut setzen, dann heißt das: Sie setzen es an die Stelle Gottes. Sie erzeugen Götzen, in deren Namen getötet (und gelogen und gestohlen) werden darf. Götzen, die etwas versprechen, was nach christlichem Glauben schlechterdings unmöglich ist, nämlich: das Reich Gottes auf Erden zu errichten!

Der Islam erhebt diesen Anspruch bekanntlich explizit, aber auch die anderen Ideologien peilen mit ihrem expliziten oder impliziten Utopismus einen Endzustand an, der ihnen als Erfüllung der Geschichte gilt. Vom christlichen Standpunkt betrachtet läuft dies auf die diesseitige Erlösung von der Erbsünde hinaus.

Der Begriff der Erbsünde meint die Verstrickung des Menschen in eine Welt, die es ihm unmöglich macht, einfach nur gut zu sein. Am Beispiel des Pazifismus mag man sich klarmachen, in welche Widersprüche man sich verwickelt, wenn man es versucht: Wer auf keinen Fall Gewalt anwenden will, nimmt die Herrschaft der Skrupellosen und Brutalen in Kauf – und dies ist kein Ergebnis, an dem man irgendetwas „Gutes“ finden könnte.

Es ist dieses Nichtakzeptieren menschlicher Unvollkommenheit und Verstrickung; der Versuch, das Gute mit aller Macht zu erzwingen; die Verabsolutierung von Teilwahrheiten auf Kosten der grundlegenden Wahrheiten des Menschseins; letztlich die Verneinung Gottes, die zur Anbetung totalitärer Götzen führt. Es gibt keinen Ausweg: Wer den einen Götzen verabscheut, kann sich einem anderen Götzen zuwenden, der ein ebenso blutsaufendes Monstrum ist – oder er kann in der Bibel nachlesen, warum das ein Fehler wäre.

Was er dabei findet, ist auch ein Weg zum Heil, aber eben nicht im Sinne einer totalitären Utopie. Er findet die Freiheit von den Utopien und Ideologien. Er wird nicht gezwungen sein, ihre Lügen für Wahrheiten zu halten. Es wird ihm, sofern er ein politischer Mensch, nicht erspart bleiben, sich die Hände schmutzig zu machen. Erspart bleiben wird ihm, sich den Geist schmutzig zu machen.

Piusbrüder: Strafanzeige gegen linken Moraltheologen

MEDRUM schreibt:

Wegen ruferschädigender Verunglimpfung und Verleumdung hat die Priesterbruderstaft St. Pius X. Anzeige gegen den Moraltheologen Eberhard Schockenhoff erstattet. Dies geht aus einer Pressemitteilung der Bruderschaft vom 30. April 2010 hervor.

Die Priesterbruderschaft stellt in ihrer Mitteilung fest:

„Schockenhoff hat in einer Sendung des SWR (Report Mainz, vom Montag, 19. April) die Priesterbruderschaft rufschädigend verunglimpft und verleumdet. Von ‚rechtsradikalem Sumpf‘ war die Rede sowie von ‚weltanschaulichem Amalgam von faschistischen, ehemals nationalsozialistischen Aussagen‘. Diese Aussagen können nicht anders als strafrechtlich verfolgt werden, da sie eine ganze Gruppe von konservativen Katholiken schmähen und ihren Ruf schwer schädigen. Wenn es in Deutschland noch eine rechtsstaatliche Ordnung gibt, dann sind die Ausführungen von Herrn Schockenhoff ein Fall für den Staatsanwalt.“

Hoffen wir zweierlei:

Erstens, dass es in Deutschland tatsächlich „noch eine rechtsstaatliche Ordnung gibt“ – Zweifel daran sind ja keineswegs aus der Luft gegriffen -,

zweitens, dass das Urteil des Gerichts dem hochmögenden Herrn Moraltheologen ein kostspieliger Anlass sein wird, über Sinn und Bedeutung des Achten Gebots nachzudenken:

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten!

Zur Kenntlichkeit entstellt

Die türkischstämmige künftige niedersächsische Sozialministerin Aygül Özkan, die von der Hürriyet wahrscheinlich zutreffend als „unsere Ministerin“ gefeiert wird, hat sich, ganz auf der Linie des türkischen Laizismus, nicht nur für ein Kopftuchverbot, sondern auch für das Verbot von Kruzifixen an Schulen ausgesprochen, und damit einen Sturm im Wasserglas entfacht:

„Ich bin hier eindeutig anderer Meinung“, sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe.

Für „völlig indiskutabel“ hält Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) Özkans Haltung.

„In den Schulen Nordrhein-Westfalens bleiben die Kreuze hängen“, stellte NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) klar.

Stefan Müller (CSU), Intergrationsbeauftragter der Unionsfraktion im Bundestag, meint: „Politiker, die Kreuze aus Schulen verbannen wollen, sollten sich überlegen, ob sie in einer christlichen Partei an der richtigen Stelle sind.“

Der Vorsitzende der Schüler-Union, Younes Ouaqasse, forderte Özkan zum Verzicht auf den Ministerposten in Hannover auf.

Und schließlich sah sich auch Ministerpräsident Christian Wulff dazu genötigt, sich von seiner Wunschkandidatin zu distanzieren: „In Niedersachsen werden christliche Symbole, insbesondere Kreuze in den Schulen, seitens der Landesregierung im Sinne einer toleranten Erziehung auf Grundlage christlicher Werte begrüßt.“

(Quelle: Stern.de)

Was haben die Unionsparteien eigentlich erwartet? Dass eine muslimische Ministerin, auch wenn sie keine Islamistin, sondern Laizistin ist, Verständnis für die christlichen Grundlagen unserer Kultur aufbringen oder sich gar für deren Erhaltung einsetzen würde?

So einfältig kann niemand sein, und so einfältig ist auch niemand. Frau Özkan betreibt linientreu genau die Politik der Auflösung und Einschmelzung der abendländischen Kultur, die von der Union propagiert wird – im Namen einer „Integration“, die man treffenderweise besser „Entdeutschung“ und „Entchristlichung“ nennen sollte. In die Merkel-CDU passt Frau Özkan damit keinen Deut schlechter als Angela Merkel selbst.

(Und mit den Pflichten eines deutschen Landesministers ist die Ablehnung des Kruzifixes immer noch besser vereinbar als die Politik des oben zitierten nordrhein-westfälischen Integrationsministers Laschet, der mehr als jeder Andere dem Dschihad gegen das Abendland Vorschub leistet, sich nun aber plötzlich als dessen Verteidiger aufführt.)

Warum dann aber der „Sturm der Entrüstung“?

Nun, am 9. Mai sind Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen, und da ist es für die CDU eben hochnotpeinlich, von ihrer eigenen Vorzeigetürkin öffentlich zur Kenntlichkeit entstellt zu werden.

Hans Küng und die Freimaurer

Hans Küng ist allem Anschein nach nur deshalb noch nicht aus der Kirche ausgetreten, weil ein nichtkatholischer „Kirchenkritiker“ bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit erfährt wie ein katholischer. Dabei stellt sich nicht nur die Frage, ob Küngs Theologie katholisch, sondern ob sie überhaupt christlich ist.

Sein von ihm vielgelobtes „Projekt Weltethos“ weist jedenfalls eine so deutliche Tendenz zur Entkernung von Religion auf, dass ich mich gestern veranlasst sah, spaßeshalber die Worte „Küng Freimaurer“ zu gugeln. Und siehe da: 2007 erhielt er den Kulturpreis der Freimaurer und hielt bei dieser Gelegenheit eine in jeder Hinsicht denkwürdige Rede:

Sehr herzlich danke ich Ihnen, lieber Fritz Pleitgen…

Schon der Anfang ist interessant, nicht wahr?

…und verehrter Großmeister Oberheide…

– der heißt wirklich so –

…für das hohe Lob, das Sie mir zukommen lassen. Da kommt mir unwillkürlich jener schwäbische Pfarrer in den Sinn, der in einer solchen Feierstunde sagte:

„Verzeih‘ Ihnen, Herr, daß Sie so sehr übertreiben; und verzeihe mir, Herr, daß ich so sehr Wohlgefallen daran finde.“

Aber Sie brauchen sich, meine sehr geehrten Freimaurer, meine Damen und Herren, um meine bleibende Nüchternheit und Bescheidenheit keine Sorge zu machen. Denn Sie können sich denken: Ihr Lob wird von anderer Seite sicher mit entsprechendem Mißverständnis und Tadel beantwortet. Jahrzehntelang mußte ich das Mißverständnis dementieren, daß ich Jesuit sei. Zwar bin ich an der Päpstlichen Universität Gregoriana und im Collegium Germanicum von Jesuiten ausgebildet worden und bin bis heute dankbar dafür. Aber ich bin niemals Jesuit geworden. Ich mußte sogar einen feierlichen Eid ablegen, nicht in die Gesellschaft Jesu einzutreten, sondern in meine Heimatdiözese Basel zurückzukehren. Aber nun werde ich wohl noch Jahre dementieren müssen, ich sei Freimaurer geworden, was nun einmal für manche konservative Katholiken noch immer eine höchst verdächtige Angelegenheit ist und Munition für ihre gelegentlichen Attacken zu sein verspricht.

Warum erinnert mich diese rhetorische Figur („Ich werde dementieren müssen, ich sei Freimaurer geworden“) so sehr an jene Columbo-Krimis, in denen der Mörder kunstvoll Verdachtsmomente gegen sich selbst fingiert, um sie dann effektvoll zu zerstreuen? Am Ende wird er dann freilich doch überführt. Machen wir also den Columbo:

Ob Küng Mitglied einer Freimaurerloge ist, ist in Wahrheit ebenso irrelevant wie die Frage, ob sein „Dialog“-Partner Yussuf al-Qaradawi Mitglied der Muslimbruderschaft ist. Er selbst behauptet, er habe die Bruderschaft verlassen, aber seine Bücher werden sowohl im Dunstkreis der Muslimbrüder selbst als auch anderer strenggläubiger Moslems als wegweisend gepriesen. Ob der Chefideologe selbst Mitglied ist – wen kümmert das?

Küngs „Projekt Weltethos“ jedenfalls geht von dem Dogma aus „Kein Weltfriede ohne Religionsfriede“. Dieser Satz, der sich in den Ohren zu vieler Zeitgenossen so „weise“ anhört, ist vom politikwissenschaftlichen Standpunkt ausgemachter Unfug: Sofern Kriege heutzutage überhaupt noch von der Religion verursacht werden, handelt es sich ausnahmslos um Kriege des Islam gegen Andersgläubige, was auch in der Natur der Sache liegt, weil der Islam die einzige Religion ist, die ihre gewaltsame Verbreitung nicht nur gutheißt, sondern fordert. Diese Eigenschaft des Islam zu einer Eigenschaft von Religion überhaupt zu erklären, ist empirisch unhaltbar, enthält aber ein religionspolitisches Programm:

Wenn Religion schlechthin nämlich den „Weltfrieden“ untergräbt, dann kann die Lösung nur darin liegen, sie, die Religion, erstens jeder gesellschaftlichen Verbindlichkeit zu berauben, und sie zweitens zum Verzicht auf alle Wahrheitsansprüche zu nötigen, die mit denen anderer Religionen konkurrieren. Der „Weltfriede“, also ein politisches Programm, wird dann zum Maßstab für die Gültigkeit theologischer Aussagen. Die „Toleranz“, die aus einer solchen Entkernung von Religion folgt, findet ihre natürliche Grenze dort, wo das traditionelle Religionsverständnis anfängt, das auf der Wahrheit einer bestimmten Religion unter Ausschluss aller anderen beharren muss.

Da die drei großen monotheistischen Religionen aber auf solchen miteinander konkurrierenden Wahrheiten aufbauen, sind Worte wie „Weltethos“ und „Religionsfriede“ nichts anderes als Chiffren für die Zerstörung ihrer theologischen Integrität. Christentum, Judentum und Islam könnten dann ihre hergebrachten Riten und Symbole, also die Form, beibehalten; der Inhalt wäre bei allen dreien derselbe und hätte mit dem, was jahrtausendelang überliefert wurde, kaum noch etwas zu tun. Es handelte sich dann um unterschiedliche Benutzeroberflächen für dasselbe Programm.

Es liegt daher eine gewisse Doppelbödigkeit darin, wenn die Freimaurer auf ihrer Website verkünden: „Der Widerspruch, einen Kulturpreis der Freimaurer ausgerechnet an einen katholischen Theologen zu vergeben, besteht nur vordergründig. Die Freimaurer verhalten sich zu religiösen Einstellungen vollkommen neutral; in Hans Küng ehrten sie einen Mann, der sich in ähnlicher Weise wie die Freimaurer für die Verständigung zwischen den Völkern und Kulturen einsetzt.“

Die Freimaurer, die bekanntlich jede gesellschaftliche Geltung religiöser Wahrheiten ablehnen, verhalten sich „neutral“ nur gegenüber Religionen, die ihrerseits „neutral“ sind. Jeder soll glauben, was er will: Das klingt wunderbar aufgeklärt, modern und neutral, impliziert aber, dass Gott nur noch toleriert wird, sofern er als Eigenfabrikation des Einzelnen erkennbar und es daher um seine moralische Autorität nicht besser bestellt ist als um die eines handgeschnitzten Götzen. Sie ehren Küng, weil er unter Religion genau dasselbe versteht wie sie selbst – ob er nun Mitglied ist oder nicht.

Er kann selbstredend nicht zugeben, dass er eine nichtchristliche Theologie vertritt, und dies bereits auf der Meta-Ebene, also da, wo es um die Frage geht, was Theologie eigentlich sein soll. Umso trefflicher lässt sich dann über jene „konservativen Katholiken“ die Nase rümpfen, die – offenbar aus reiner Böswilligkeit – „Munition“ für ihre „Attacken“ sammeln.

Umgekehrt hatten auch Sie als Freimaurer unter Verschwörungstheorien … zu leiden.

Ja, das ist freilich hochgradig unfair, eine Organisation, die sich seit dreihundert Jahren ihrer konspirativen Praktiken rühmt, der Konspiration zu verdächtigen.

Und Sie haben noch so viel dementieren können, daß Sie keine Religion und keine Antikirche sein wollen:

– was womöglich mit der Glaubwürdigkeit solcher Dementis zu tun hat, wenn sie die Religions- und Krichenfeindlichkeit eines bereits im Ansatz religionsfeindlichen Kultes dementieren sollen –

In bestimmten Kreisen wird man die alten Vorurteile und Legenden wiederholen. Authentische Freimaurer-Veröffentlichungen sind da oft so wenig gefragt wie die authentischen Evangelien, wenn es um Jesus von Nazaret und die Ursprünge des Christentums geht; auch da orientieren sich manche Zeitgenossen lieber an Phantastereien, wie sie jüngst noch der Roman „Da Vinci Code“ populistisch verbreitet hat.

Womit Küng nicht nur die entscheidenden Fragen elegant umgangen, sondern seinen Kritikern auch noch das geistige Niveau von Thrillergläubigen unterstellt hat, mit deren Kritik sich auseinanderzusetzen dann selbstverständlich unter seiner Würde ist.

Doch die noch immer bestehenden Vorurteile, meine Damen und Herren, kommen natürlich nicht von ungefähr, sondern haben einen ernsthaften historischen Hintergrund. Und das ist die lange Konfliktgeschichte zwischen dem Freimaurertum und besonders der römisch-katholischen Kirche. Eine unbestreitbare Tatsache ist erstens: Das moderne Freimaurertum hat, bei allen Symbolen und Riten aus den mittelalterlichen Bauhütten, seinen eigentlichen Ursprung in der Aufklärung des 18. Jh. (Gründung der Großloge von London 1717) und ist den aufklärerischen Idealen der Humanität und Toleranz verpflichtet.

Langsam und zum Mitschreiben: Die „Vorurteile“ haben einen Hintergrund, und der besteht darin, dass die Kirche sich mit der „Humanität und Toleranz“ der Freimaurer nicht anfreunden konnte. Es liegt also an der Inhumanität und Intoleranz der Kirche, dass es „Vorurteile“ gegen Freimaurer gibt.

Und eine unbestreitbare Tatsache ist zweitens: Gerade die römisch-katholische Kirche – wiewohl viele frühmoderne Naturwissenschaftler, Philosophen und auch Aufklärer keineswegs unchristlich waren – steht vom 17. Jh. an in einer systematischen Opposition zur Aufklärung:

Zur modernen Philosophie: die Fälle Giordano Brunos (1600 verbrannt) und René Descartes;

zur modernen Naturwissenschaft: der Fall Galilei (1633 verurteilt) und später der Fall Darwin;

zur modernen Staats- und Gesellschaftstheorie mit den Folgen, die zur Französischen Revolution (1789) führten.

Die Französische Revolution ließ sich an Humanität und Toleranz bekanntlich von niemandem übertreffen.

(…) Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, daß bereits 21 Jahre nach der Gründung der englischen Großloge, im Jahre 1738, Papst Klemens XII. in der Bulle „In eminenti“ die Freimaurerei verurteilte, was durch mehrere päpstliche Verurteilungen durch die nächsten 200 Jahre bestätigt wird. Die moderne Welt war nun einmal weitgehend ohne und gegen die Kirche Roms entstanden. Und die Freimaurer stehen selbstverständlich überall auf der Seite der Moderne.

Und damit sozusagen automatisch auf der richtigen, der schlechthin guten Seite. Dass keine Religion der Weltgeschichte, nicht einmal der Islam, so blutgierige Götzen hervorgebracht hat wie die hier en passant selbst zum Götzen erhobene Moderne; dass im Namen keiner Gottheit so hemmungslos gemordet wurde wie im Namen des Götzen „Fortschritt“; und dass die Kirche dies von Anfang an klarer gesehen hat als die von ihren eigenen Theorien besoffenen Aufklärer und Revolutionäre (unter denen nicht wenige Freimaurer waren), ist offenkundig nicht weiter erwähnenswert.

Der dramatische Konflikt erreicht seinen politischen Höhepunkt in der Französischen Revolution, deren Parole „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ samt der Menschenrechtserklärung von 1789 von Rom von Anfang an radikal verworfen wird. In der Zeit der Restauration meint man, das mittelalterlich-gegenreformatorische Lehr- und Machtgefüge wieder herstellen zu können. Der 1864 von Pius IX. veröffentlichte „Syllabus (Sammlung)“ der modernen Irrtümer wird allenthalben als eine generelle Kampfansage an die Moderne angesehen. Mit Pantheismus und Rationalismus, Liberalismus und Sozialismus werden als Feinde auch die Geheimbünde genannt, (womit, liebe Kölner, selbstverständlich nicht etwa das hier besonders geförderte Opus Dei gemeint war, ein wirklicher Geheimbund, der ja erst im Dunstkreis des Franco-Faschismus gegründet wurde).

Man könnte auch sagen: im Dunstkreis der radikalsten und blutigsten Welle von Rotem Terror gegen Christen seit der Französischen Revolution.

Nein, da war natürlich in erster Linie das Freimaurertum gemeint, das kein Geheimbund ist, freilich auf Verschwiegenheit Wert legt.

Was ja ein grundlegender Unterschied ist.

Und das war nun im 19. Jh. besonders in Frankreich und Italien verständlicherweise radikal antiklerikal. Der nach einer systematischen „antimodernistischen“ Kampagne 1917 veröffentlichte Codex Iuris Canonici, das Gesetzbuch der katholischen Kirche, belegt denn auch die Mitgliedschaft in einer freimaurerischen Vereinigung mit der Strafe der Exkommunikation.

Verständlicherweise“ waren die Freimaurer „radikal antiklerikal“, aber verwerflicherweise hat die Kirche praktizierten Antiklerikalismus mit Exkommunikation geahndet.

Nun liegt es mir natürlich ferne, durch diese kurz skizzierte Konfliktgeschichte eine einseitige Schuldzuwendung vorzunehmen. Auch die Aufklärung hat ihre Schatten. Die katholische Kirche war Hauptopfer der Französischen Revolution: Verlust nicht nur ihres gesamten Grundbesitzes, sondern auch eines erheblichen Teils ihres Klerus.

Im Klartext: Die Kirche war nur aus Habgier und Rachsucht gegen die Freimaurer.

Und es bilden sich in Frankreich mehr als anderswo zwei gegensätzliche verfeindete Kulturen aus. Auf der einen Seite eine militante republikanisch-laizistische Kultur der liberalen, später auch sozialistischen freidenkerischen Anhänger von Aufklärung und Fortschritt. Auf der anderen Seite eine tief eingewurzelte katholisch-konservative, klerikale Gegen- oder Subkultur. Die Gegensätze dieser beiden Kulturen flackern an politischen Streitpunkten auch heute immer wieder auf: etwa im Schulstreit, oder im Streit um die Erwähnung des Gottesnamens und des Christentums in der Präambel der europäischen Verfassung. Aber im 20. Jh. ist man sich nach den zwei Weltkriegen immer mehr der „Dialektik der Aufklärung“ bewußt geworden, und man hat die fatale Kehrseite moderner Leitbegriffe wie Vernunft, Fortschritt und Nation erkannt. Und insofern hat sich sowohl in der katholischen Kirche als auch in der Freimaurerei ein Wandel vollzogen.

Das ist beides gelogen: Die Kirche hat „die fatale Kehrseite moderner Leitbegriffe wie Vernunft, Fortschritt und Nation“ schon immer erkannt, nicht erst nach zwei Weltkriegen. Und die Freimaurerei hat sie bis heute nicht erkannt. Der „Wandel“ ist höchst einseitig und besteht im Wesentlichen darin, dass weite Teile der Kirche unter dem Einfluss freimaurerisch orientierter Ideologen wie Küng ihre vollkommen zutreffenden früheren Einsichten über Bord geworfen haben und um keinen Preis bei der Peinlichkeit erwischt werden wollen, nicht hinreichend „modern“ zu sein.

Erfreulich ist deshalb: in den 1960er Jahren hat die katholische Kirche unter dem Impuls von Papst Johannes XXIII. und dem Zweiten Vatikanischen Konzil (Joseph Ratzinger und ich haben als die beiden jüngsten Konzilstheologen daran teilgenommen) die beiden Paradigmenwechsel, den der Reformation und den der Aufklärung, weithin nachgeholt – wenn auch nicht konsequent, vielmehr mit zahlreichen Halbheiten und faulen Kompromissen.

Selbstverständlich, denn Küng und andere „Modernisierer“ mussten den Traditionalisten vorgaukeln, es werde lediglich das Vokabular ein wenig modernisiert, nicht aber ein Paradigmenwechsel vorgenommen. Nur um diesen Paradigmenwechsel in Richtung freimaurerischen Gedankenguts hinterher umso lautstärker einzufordern. Ändere die Worte, so könnte man diese Taktik zusammenfassen, dann ändert sich das Paradigma ganz von allein; und wenn nicht, kann man sich immer noch als „Kirchenkritiker“ profilieren.

Doch immerhin bekennt sich nun auch die katholische Kirche gegen alle früheren päpstlichen Lehräußerungen in aller Form zu Religionsfreiheit und Toleranz, zu den Menschenrechten, zur Ökumene der christlichen Kirchen, zu einer neuen Einstellung zum Judentum, zum Islam und den anderen Weltreligionen, ja zur säkularen Welt überhaupt.

Kein Wunder, daß diese positive Entwicklung auch die Einstellung zum Freimaurertum verändert hat. Zwar wurde den Konzilsvätern schon in der Ersten Konzilssession mehr als eine Hetzschrift über die sogenannte „jüdisch-freimaurerische Verschwörung“ in Haus geschickt. Doch konnte dies alles die Verabschiedung der Dekrete über die Religionsfreiheit und über die Juden nicht verhindern. Ja, es gab sogar eine Konzilsintervention zugunsten des Freimaurertums – durch einen mexikanischen Freund von mir, den Bischof von Guernavaca Sergio Méndez Arceo. Sie fand zwar keinen Niederschlag in den Konzilsdokumenten, doch wurde faktisch das Tor geöffnet für erste offizielle Gespräche zwischen dem Freimaurerbund und dem römischen „Sekretariat für die Nichtglaubenden“. Die Ergebnisse sind in der „Lichtenauer Erklärung“ (Schloß Lichtenau in Oberösterreich) vom 5. Juli 1970 festgehalten. Manche Mißverständnisse werden ausgeräumt und es wird klargestellt: der Bund der Freimaurer sei keine neue Religion und keine Antikirche, vielmehr eine dogmenfreie ethische Gemeinschaft, der Glaubens- und Gewissensfreiheit verpflichtet; die päpstlichen Bullen gegen die Freimaurer hätten nur historische Bedeutung, ebenso die Verurteilungen durch das Kirchenrecht.

Zehn Jahre später aber meint die Deutsche Bischofskonferenz so etwas wie eine „Unvereinbarkeitserklärung“ abgeben zu müssen: wegen Relativismus und Subjektivismus im Religionsverständnis der Freimaurer, deistischem Gottesbild, Ritualen mit sakramentsähnlichem Charakter …

Ja, wie kommt sie nur dazu, die Deutsche Bischofskonferenz, dergleichen für unvereinbar mit dem Christentum zu halten? Küng muss sich gefühlt haben wie ein Aufreißer, dem die spröde Schöne in letzter Minute von der Bettkante hüpft.

Doch beachten Sie, meine Herren Freimaurer, das Datum: der 12. Mai 1980: das war ziemlich genau ein Monat nach dem Abschluß der viermonatigen Auseinandersetzungen um die Lehrbefugnis des von Ihnen Ausgezeichneten an der Universität Tübingen, die zwischen der Woche vor Weihnachten 1979 und der Osterwoche 1980 zweifellos ein ungünstiges Klima schufen für die zur selben Zeit tagende Dialoggruppe der Bischofskonferenz und der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD).

Es ist per se unerfindlich, was die Lehrbefugnis von Herrn Küng mit der Abgrenzung zur Freimaurerei zu tun haben soll. Indem Küng diesen Zusammenhang selbst herstellt, sagt er mit eigenem Munde, wie nahe er den Freimaurern und ihrem Religionsverständnis tatsächlich steht.

(…) Drei Jahre später zeichnet sich in der römisch-katholischen Kirche eine veränderte Position ab. Die 1983 veröffentlichte nachkonziliare Neufassung des Codex Iuris Canonici erwähnt die Freimaurerei nicht mehr. Damit ist auch die 1917 angedrohte Exkommunikation aufgehoben. Ein moralisch begründetes Verbot einer Mitgliedschaft im Freimaurerbund freilich bleibt bestehen und wird in der „Declaratio de associationibus massonicis“ (26.11.1983) der römischen Glaubenskongregation unter dem Vorsitz von Kardinal Ratzinger, dem jetzigen Papst Benedikt XVI., für die Weltkirche bekräftigt. Aber, so hatte der Jesuit Richard Sebott schon 1981 in der katholischen Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ geschrieben „Es könnte durchaus sein, daß der Katholik, der in eine Freimaurerloge eintritt, ›bona fide‹ handelt, also der Meinung ist, mit seinem Eintritt in die Loge nichts Böses zu tun.“

Nun, es soll auch Katholiken geben, die „bona fide“ der Meinung sind, mit einer Abtreibung nichts Böses zu tun. Aber vermutlich soll die Kirche sich nach Meinung Küngs auch aus solchen Fragen heraushalten.

Katholische Autoritäten, die das Freimaurertum aburteilen, sollten bedenken, daß katholische Kirche und Freimaurertum ähnliche Probleme der Modernisierung haben: Hier wie dort die Diskussion, ob den hohen Idealen die real existierende Gemeinschaft genügend entspricht;

ob man mehr den mystischen oder mehr den aufklärerischen Aspekt der eigenen Gemeinschaft betonen soll;

ob man in den Riten mehr das Geheimnis oder die Öffentlichkeit pflegen soll,

ob man mehr die gleiche Würde der Mitglieder oder mehr die Hierarchie betonen soll.

Ich bin ganz sicher, dass auch mancher Satanskult mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat; vermutlich soll die Kirche deswegen auch den Satanismus nicht vorschnell „aburteilen“.

Dazu natürlich die Rolle der Frauen, die nicht nur in der Kirche, sondern auch im Freimaurertum ein Problem ist. Doch ob eine als Männerbund gegründete Gemeinschaft Frauen aufnehmen soll oder ein Frauenklub Männer, darüber läßt sich füglich und trefflich diskutieren. Undiskutabel aber erscheint mir, daß eine Kirche, die von Anfang an als eine Glaubensgemeinschaft von Männern und Frauen gegründet war, in der auch Frauen leitende Funktionen wahrnahmen, die Frau in den kirchlichen Diensten immer mehr zurückdrängte und schließlich von allen höheren Ämtern ausschloß.

Je mehr ich mir die jüngeren Entwicklungen in den protestantischen Kirchen vergegenwärtige, die Küngs Fortschrittsideale verwirklicht haben, desto weniger komme ich an der Vermutung vorbei, dass der Ausschluss von Frauen aus den höheren Ämtern eine gute Idee gewesen sein könnte.

In einem Punkt hat das Freimaurertum freilich notorisch weniger Schwierigkeiten: die Zölibatsfrage stellt sich nicht; auch die hohen Grade dürfen verheiratet sein.

Das ist freilich die Hauptsache; insbesondere wenn man bedenkt, dass der Zölibat eine hohe Hürde ist, die nach menschlichem Ermessen nur von Männern genommen wird, die von ihrer religiösen Mission überzeugt sind. Durch den Zölibat ist das Priestertum nicht ein Job wie jeder andere; er verlangt ein schweres Opfer. Eine solche Kirche lässt sich nicht ohne Weiteres unterwandern und verweltlichen.

Mit vielen anderen in allen christlichen Kirchen teile ich die Überzeugung, daß ein Christ Freimaurer sein kann und ein Freimaurer Christ. Besonders in den USA, in Italien und Österreich sind die Zugehörigkeit zu Kirche und Freimaurertum alltägliche Praxis. Hier und da gehören auch herausragende Vertreter der römisch-katholischen Kirche dem Bund an.

Man wüsste doch zu gerne, wer das ist

Und gerade daß der Freimaurerbund als solcher dogmenfrei sein will, ermöglicht die Mitgliedschaft ja sowohl Angehörigen eines religiösen Glaubens als auch Vertretern anderer Weltanschauungen, solange sie tolerant und den Idealen der Menschlichkeit verpflichtet sind.

Aber tunlichst nicht irgendwelchen Glaubenswahrheiten.

Und so freue ich mich denn aufrichtig über diesen Kulturpreis, der noch mehr als meiner Person der Sache gilt, der ich diene. Ich bin mir wohlbewußt, in einer Reihe sehr honoriger Preisträger zu stehen, von denen ich neben Fritz Pleitgen besonders Golo Mann, Siegfried Lenz und Karl-Heinz Böhm, Yehudi Menuhin und Lew Kopelew persönlich kennenlernen und hochschätzen durfte. Menuhin hat sich von Anfang an mehr als jede andere internationale Persönlichkeit für ein Weltethos eingesetzt und Kopelew ebenfalls die Idee tatkräftig unterstützt: Bewußtmachung gemeinsamer ethischer Standards in der einen Menschheit.

Anders ausgedrückt: der Ersetzung alter ethischer Standards durch neue und der alten Religionen durch eine Einheitsreligion mit bloß noch folkloristischen Varianten.

(…) Er bedeutet zugleich eine Bestätigung für die von mir geleitete Stiftung Weltethos, die Sie ja nun auch noch eigens bedacht haben: Wir sind ein kleines, aber hochmotiviertes und hocheffizientes Team, das in verschiedener Weise doch, mit der Unterstützung vieler, zu so etwas wie einem kleinen „global player“ geworden ist.

Klingt beunruhigend.

Vor allem aber macht der Preis deutlich, daß die elementaren Standards eines gemeinsamen Menschheitsethos, eines globalen Ethos, eines Weltethos, nicht nur von den Religionen, sondern auch von Nichtglaubenden und Angehörigen verschiedener Weltanschauungen mitgetragen werden kann und soll.

Schließlich waren es nicht zuletzt die Freimaurer selber, die bereits in den „Alten Pflichten“ von 1723, dem bis heute gültigen, aus den Bauhütten der Werkleute entlehnten Grundsatz der Freimaurer, es als ihre Aufgabe bezeichnen, „Menschen zusammenzuführen, die ansonsten einander immer fremd geblieben wären“.

Zu deutsch: Küngismus und Freimaurerei teilen dieselben Ziele.

(…) Spero unitatem ecclesiarum: Trotz aller römischen Restaurationsversuche und protestantischen Reaktionen hoffe ich nach wie vor auf eine Einheit (in Vielfalt!) der Kirchen.

Da das katholische Kirchenverständnis nur eine Kirche Jesu Christi zulässt, bedeutet diese Forderung, dass die katholische eine protestantische Kirche werden soll.

Spero pacem religionum: Trotz aller von beiden Seiten provozierten Spannungen und Auseinandersetzungen vor allem zwischen Christentum und Islam hoffe ich im Großen und Kleinen auf einen Frieden (nicht eine Einheit!) der Religionen.

Es wird sein Geheimnis bleiben, inwiefern „von beiden Seiten Spannungen provoziert“ worden sind.

Spero communitatem nationum: Trotz allen Rückfalls der verbliebenen Supermacht in das alte Paradigma politischer wie militärischer Konfrontation und kontraproduktiver Raketenpläne für Europa hoffe ich beständig auf eine wahre Gemeinschaft der Nationen (und nicht nur der EU).

Zu deutsch: Die EU, also institutionalisierte Ent-Demokratisierung Europas, ist eine gute Sache, und Küng träumt von einer EU im XXL-Format, die die ganze Welt umfassen soll. Deutlicher kann man die innere Logik des Zusammenhangs zwischen einer Entgrenzung, sprich: Zerstörung, der Religionen, und der Entgrenzung, sprich: Zerstörung, der Völker nicht hervorheben. Der negativen Theologie, wonach nur die Entleerung der Religionen um alles, was sie überhaupt erst zu Religionen macht, ihren Aufeinanderprall verhindern könne, entspricht eine negative Soziologie, wonach der Weg zum „Weltfrieden“ über die Zerstörung der vorhandenen Solidargemeinschaften führt.

Die Hoffnung, sagt man, stirbt zuletzt. Die Hoffnung, sage ich, steht an jedem neuen großen Anfang.

Und deswegen versuchen wir frohgemut immer aufs Neue solche „großen Anfänge“ wie 1789 in Frankreich, 1917 in Russland, 1949 in China, 1976 in Kambodscha …

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Was sich heute „Bischof“ nennen darf…

Rechnen wir doch einmal eins und eins zusammen:

In der Piusaffäre konnte kein einziger deutscher Bischof dem Publikum erklären, dass und warum es zu dem Versuch, die Piusbrüder in die Kirche zurückzuholen, keine Alternative gab – also etwas, was sogar ein theologisch halbgebildeter Präkatholik wie ich erläutern konnte. Statt sich hinter den Papst zu stellen, hat sich die Mehrheit dieser Leute gewunden, dass es einem Aal zur Ehre gereicht hätte – um nur ja nichts zu sagen, was die schamlose atheistische Propagandapresse zu einem „Skandal“ hätte aufpumpen können.

Ein Erzbischof Zollitsch, immerhin der Vorsitzende der sogenannten Deutschen Bischofskonferenz, brachte nicht über seine Lippen, dass Christus zur Vergebung der Sünden gestorben ist. Am Ostersonntag 2009 über Managergehälter zu predigen, fand er angemessener.

Sein Vorgänger Kardinal Lehmann, und mit ihm die Mehrheit der deutschen Bischöfe, verteidigten die Abtreibungspersilscheine der Kirche so lange, bis sie von Rom lautstark verdonnert wurden, damit aufzuhören, und helfen nun mindestens mit freundlichen Worten einem Abtreibungsermöglichungsverein, der zynisch genug ist, sich ausgerechnet „Donum Vitae“ zu nennen.

Ein Weihbischof Jaschke, wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, sein Mütchen an Erika Steinbach zu kühlen oder zu erklären, er als katholischer Bischof habe ein Interesse daran, dass Muslime in Deutschland ihren Glauben nicht verlieren, ist zwar einer eigenen Diözese zu Recht bisher nicht für würdig befunden worden, tappert aber als Pausenclown durch die Medien, als wollte er beweisen, dass man es auch als Trottel zu etwas bringen kann, und fällt regelmäßig dadurch auf, dass er sowohl dem Papst als auch seinen Amtskollegen in den Rücken fällt.

Und wenn das, was aus dem Konklave 2005 durchgesickert ist, stimmt, dann hat kein einziger der deutschen Kardinäle die Wahl Ratzingers zum Papst unterstützt.

Dabei sind das lediglich die Skandale, die man nur deshalb zur Kenntnis nimmt, weil man es gar nicht vermeiden kann. Ich möchte lieber nicht wissen, worauf man stoßen würde, wenn man gezielt nach Beispielen und Belegen für Feigheit, Illoyalität und Häresie unter deutschen Bischöfen suchen würde.

Der langen Rede kurzer Sinn: Drei Viertel aller deutschen Bischöfe, sofern sie nicht einfach Waschlappen sind, sind Ketzer und Verräter!

Die Frage ist: Wie konnte es dazu kommen?

Ich behaupte nicht, ich hätte eine Antwort. Ich vermute aber, dass es sich auf der Suche nach einer Antwort lohnen könnte, die Inhaber der Lehrstühle für katholische Theologie unter die Lupe zu nehmen.

Ideologischer Kindesmissbrauch

Was haben Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Veronika Prüller-Jagenteufel, Sandra Pingel-Schliemann und Roswitha Müller-Piepenkötter gemeinsam?

Erstens natürlich die albernen Namen. Frauen, die sich freiwillig so nennen, dokumentieren, dass sie die Lächerlichkeit weniger fürchten als die scheelen Blicke diverser Schreckschrauben, von denen sie der Abweichung von der feministischen Linie hätten bezichtigt werden können, wenn sie einfach den Namen ihres Mannes angenommen hätten. (Freilich gibt es auch Männer, die sich zum Beispiel „Schäfer-Gümbel“ nennen, um sich als linientreue Feministen zu erweisen, und die aus demselben Grund bestimmt nicht davor zurückgeschreckt wären, auch einen Namen wie „Sitz-Pinkler“ anzunehmen, wenn es der guten Sache gedient hätte.) Außerdem wollten sie gewiss nicht in den Verdacht geraten, an die Heiligkeit der Ehe zu glauben, und deshalb führen sie weiterhin ihren Mädchennamen – man weiß ja nie, wann man ihn wieder braucht. Speziell im Hinblick auf die Politikerinnen unter den genannten Damen frage ich mich aber schon, wie es Millionen von Wählern geben kann, die Vertrauen zu Menschen haben, für die offenkundig noch ihre eigene Ehe unter einem Vorbehalt steht.

Zweitens aber haben sie – jede auf ihre Weise – eine gewisse Beziehung zum Kindesmissbrauch:

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger etwa ist ja nicht bloß Bundesjustizministerin, sondern auch Mitglied im Beirat der Humanistischen Union, einer Organisation, zu deren größeren Sorgen die gehört, es gebe „eine geradezu kreuzzugartige Kampagne gegen Pädophile“, und die sich deshalb der Entkriminalisierung von Pädophilie widmet.

Veronika Prüller-Jagenteufel hat das Kunststück fertiggebracht, sogar den Kindesmissbrauch selbst noch zu missbrauchen, und zwar zu einer schwülstigen Selbsterniedrigung der katholischen Kirche, nicht ohne tatkräftige Unterstützung durch einen masochistischen Kardinal.

Roswitha Müller-Piepenkötter, ihres Zeichens Justizministerin von Nordrhein-Westfalen, hat es zwar in fünfjähriger Amtszeit nicht vermocht, die atemberaubenden Zustände in den ihr unterstehenden Haftanstalten zu verbessern, in denen mit einer gewissen Regelmäßigkeit Menschen ermordet werden (sofern sie zu den wenigen Dummen gehören, die es nicht schaffen, aus der fragwürdigen Obhut von Frau M.-P. und ihren Macht-hoch-die-Tür-Knästen auszubrechen), dafür hat aber die ihr unterstehende Justiz den rechtshistorischen Fortschritt vollbracht, gleichsam als Gegenstück zur Entkriminalisierung der Pädophilie (siehe oben) die Kriminalisierung der christlichen Sexualmoral voranzubringen und rechtschaffene Bürger bloß dafür ins Gefängnis zu werfen, dass sie sich weigerten, ihre Kinder an einem Theaterstück teilnehmen zu lassen, in dem offenbar eine für konservative Christen inakzeptable Sexualmoral propagiert wurde.

Das muss man doch verstehen: Wer sich für eine Koalition mit der Partei von Daniel Hosenlatz

Daniel Cohn-Bendit: "Mein Flirt mit den Kinder nahm bald erotische Züge an …Manchmal kam es vor, daß die kleinen Kinder mir die Hose aufgeknöpft haben, und angefangen haben, mich zu streicheln. Wenn die Kinder darauf bestanden, hab ich sie auch gestreichelt… Das Problem mit den Liberalen war: Sie erkannten die Sexualität der Kinder nur an, während ich versuchte sie zu entwickeln!"

warmläuft, kann auf kleinkarierte Bedenken gegen die Sexualisierung von Kinderseelen selbstredend ebensowenig Rücksicht nehmen wie auf das Grundgesetz, in dem es unzweideutig heißt:

Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. (Art. 6 Abs.2 S.1)

Es sei denn sie haben andere Wertmaßstäbe als die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Beziehungsweise überhaupt welche.

Dass linke Gesellschaftsklempner, und zwar ohne das geringste Unrechtsbewusstsein, anderer Leute Kinder als Indoktrinationsobjekte missbrauchen, betrifft freilich nicht nur „Fundamentalisten“, sondern auch andere Gruppen von Menschen, deren Verbrechen ebenfalls im Wesentlichen darin besteht, die herrschende Ideologie abzulehnen, speziell Rechtsextremisten. Die Definition dessen, was rechtsextrem sei, liegt (selbstverständlich) bei der Innung der Gesellschaftsklempner, die sich dabei (ebenso selbstverständlich) hüten, das Grundgesetz zu Rate zu ziehen. Zum Beispiel bei dem unzutreffend „Netz gegen Nazis“ genannten Netz gegen Meinungsfreiheit, wo man unter Hohngelächter zum Beispiel folgenden Zustand bejubelt:

Auf tragische Weise amüsant dabei, dass die rechtsextreme Szene immer schnell mit ihrer beschnittenen “Meinungsfreiheit” argumentiert, wenn sie Menschenfeindlichkeiten nicht unkommentiert in die Welt setzen darf. Denn eines zeigen die Erfahrungen der Erzieherinnen in Mecklenburg-Vorpommern deutlich: Wenn es eine Gruppe gibt, für die Meinungsfreiheit wirklich nicht gilt, sind es Kinder rechtsextremer Eltern. Die fallen nämlich vor allem durch Sprachlosigkeit auf. Wenn am Montagmorgen in der Kita alle Kinder im Morgenkreis darauf brennen, zu berichten, was sie am Wochenende erlebt haben, schweigen die Kinder aus rechtsextremen Familien. Rutscht ihnen doch einmal ein Wort wie “Zeltlager” heraus, schlagen sie sich erschrocken auf den Mund.

[und danke an GeistesWelt, durch dessen Artikel ich darauf aufmerksam geworden bin]

„Gegen Nazis“ sein heißt also einen Zustand gutheißen, in dem Kinder lernen müssen, dass sie in der Öffentlichkeit anders reden müssen als zu Hause; so war es im Dritten Reich, so war es in der DDR, so ist es heute. Ein zuverlässigeres Anzeichen, dass in unserem Lande die öffentliche Sphäre vom Totalitarismus durchseucht ist, ist schwerlich denkbar. Der nächste logische Schritt ist der, dass man Kinder auffordern wird, ihre Eltern zu denunzieren. So also stellt man sich in diesen Kreisen die Erziehung zur Demokratie vor. (Und es setzt noch das Tüpfelchen des Zynismus auf das i der Dummheit, dass man den Eltern die Schuld gibt, dass ihre Kinder sich nicht trauen können, von zu Hause zu erzählen.)

Mit dem ihm eigenen perversen Tschekistenstolz konstatiert das Netz der linkstotalitären Verfassungsfeinde denn auch unter dem sprechenden Titel „Demokratie-Erziehung gegen Rechtsextremismus schon im Kindergarten: ‚Eine besonders lohnende Arbeit’“:

Bei rechtsextremen oder rassistischen Eltern ist das auch durchaus gefürchtet, wie sich in zahlreichen Kommentarspalten im Internet nachverfolgen lässt. So schreibt etwa „Osimandias“ in einem einschlägigen Forum: „Wer Kinder hat, sollte sie wenigstens auf jeden Fall von Kindergärten fernhalten. Die Grundschule ist noch früh genug, aber da sind die Kinder wenigstens schon ein bisschen älter. Dann sollte man aufpassen, was man zu Hause in Gegenwart der Kinder redet. Wenn sie klein sind, plappern sie unschuldig und gedankenlos so manches aus.“

Das „einschlägige“, d.h. „rechtsextreme“ Forum ist übrigens PI, und nichts illustriert die Maßlosigkeit des linken McCarthyismus drastischer als die Tatsache, dass ein Blog (kein Forum, ihr Anfänger!) wie PI, der den Islam seiner Demokratiefeindlichkeit und Gewaltverherrlichung, seiner Intoleranz, seiner Frauenverachtung, seines Antisemitismus und seines Schwulenhasses wegen, also von einem unzweideutig liberalen Wertestandpunkt aus kritisiert, bereits als „rechtsextrem“ gilt. Wie sehr sie ihr eigenes Verständnis von „Demokratie“ decouvrieren, wenn sie so argumentieren, scheint diesen Leuten nicht aufzufallen.

Womit wir bei besagter Dame Pingel-Schliemann wären, die in demselben Text zitiert wird:

„Viele Pädagoginnen und Pädagogen wünschten sich Hilfestellung in diesen Fragen“, sagt Sandra Pingel-Schliemann, Projektleiterin des „Multiplikatorentrainings“ von „Lola für Lulu“, „deshalb haben wir ein Workshop-Programm entwickelt, das sensibilisiert, aufklärt und Handlungsoptionen zeigt.“ Zunächst hat „Lola für Lulu“ mit HeimerzieherInnen , HorterzieherInnen und GrundschulpädagogInnen gearbeitet, im Januar sind Workshops für KitaerzieherInnen an der Reihe.

(…)

„Wir sprechen von Kindern, die noch kein gefestigtes rechtsextremes Weltbild haben, die also noch von pädagogischen Maßnahmen erreicht werden können“, sagt Pingel-Schliemann, „das macht die Arbeit besonders lohnend.“

Dies bedeutet nicht mehr und nicht weniger als ein staatliches Programm, das darauf abzielt, die Vertrauensbeziehung zwischen Kindern und ihren Eltern zu untergraben und die Eltern in den Augen ihrer eigenen Kinder zu diskreditieren. Was man dem Kind damit antut, spielt keine Rolle. (Das Kindeswohl ist Gehirnwäschern dieses Schlages ungefähr so wichtig wie den Fabrikanten jenes „Missbrauchsskandals“, die uns seit einer gefühlten Ewigkeit mit einem Tsunami aus christenfeindlicher Jauche überschwemmen.)

Das ist linke Pädagogik: Kleine Menschen brechen und ihre Persönlichkeit entkernen, um sie mit der eigenen Ideologie abzufüllen,

Wenn das nicht Kindesmissbrauch ist, was dann?

Dawkins und der Kindersex

Sollte selbst jetzt noch irgendjemand daran zweifeln, dass es den Anstiftern des sogenannten Missbrauchsskandals zuallerletzt um den Skandal gaht, dass Kinder missbraucht wurden, sondern vielmehr darum, eine Kampagne zur Diskreditierung, letztlich Zerstörung des Christentums zu inszenieren, dann darf er sich jetzt vom Chefideologen des Atheismus, Richard Dawkins, eines anderen belehren lassen. Dawkins bereitet allen Ernstes einen Prozess gegen den Papst auf der Basis des Völkerstrafrechts wegen „Verbrechens gegen die Menschlichkeit“ vor. Der Papst soll dafür verantwortlich gemacht werden, dass es im Bereich der katholischen Kirche – dort allerdings weniger als in allen anderen vergleichbaren Gesellschaftsbereichen – zu sexuellen Übergriffen gegen Kinder gekommen ist.

Indem hier auf eine Rechtsfigur zurückgegriffen wird, deren Präzedenzfall die Nürnberger Prozesse sind, soll die Kirche – nach dem Motto „Aliquid semper haeret“ – in die Nähe von Völkermördern gerückt werden – so als sei ihr Daseinszweck der Missbrauch von Kindern.

Dabei hat gerade Dawkins doch ein sehr, nun ja, entspanntes Verhältnis zur Kinderschänderei. Calamitas hat unter dem treffenden Titel „Kindersex als gemeinschaftsstiftende Handlung“ dankenswerterweise auf einen Artikel in Dawkins‘ Blog aufmerksam gemacht, in dem er unter anderem dieses hier geschrieben hat:

… Vom Lateinlehrer auf dem Squashplatz befummelt zu werden, war ein unangenehmes Gefühl für einen Neunjährigen, eine Mischung von Peinlichkeit und Gänsehaut-erzeugendem Ekel, aber es war sicher nicht in derselben Liga, wie weisgemacht zu bekommen, dass ich oder jemand, den ich kenne, zum Höllenfeuer verdammt sei. Sobald ich mich von seinen Knien herunterschlängeln konnte, rannte ich zu meinen Freunden, um es ihnen zu erzählen und wir hatten viel Spaß dabei [a good laugh], und unsere Kameradschaft wurde durch die geteilte Erfahrung mit demselben traurigen Pädophilen vertieft. Ich glaube nicht, dass ich oder sie einen dauerhaften oder auch nur temporären Schaden durch diesen unliebsamen physischen Missbrauch von Macht davongetragen haben.

Alles klar? Gar nicht so schlimm mit dem Kindersex – so ein Lehrer will doch auch seinen Spaß haben, nicht wahr, und was ist für einen Neunjährigen schon dabei, einen „traurigen Pädophilen“ ein wenig zu trösten? Wie aber verträgt sich diese, äh, liberale Haltung mit dem Versuch, den Papst für vergleichbare Taten von Priestern vor Gericht zu zerren? Ist das nicht ein Widerspruch?

Durchaus nicht. Das ist völlig konsequent das Verhalten  von Leuten, die sich nicht mehr und nicht weniger als die Zerstörung von moralischen Maßstäben überhaupt, und das heißt: der Zivilisation schlechthin zum Ziel gesetzt haben.

Die Gluckenrepublik

Ich glaube nicht, dass ich es mir einbilde: Bei weitem am empfänglichsten für die Botschaften der Presse im Zusammenhang mit deren Dschihad gegen die katholische Kirche – im Pressedeutsch: Missbrauchsskandal – waren Frauen. Jedenfalls haben nach meiner Beobachtung überwiegend Frauen im von den Meinungsmachern gewünschten Sinn reagiert, aufgrund dieses Skandals die Kirche schlechthin in Frage zu stellen – und nicht etwa die Machenschaften der Medien.

Da spielte es keine Rolle, dass nach kriminologischen Erkenntnissen Priester von allen Männern am allerwenigsten zu solchen Verbrechen neigen (nämlich 36mal weniger als der Durchschnitt!), und woran das wohl liegen könnte. Auch spielte keine Rolle, dass die Medien Missbrauchs- und Misshandlungsfälle in einen Topf geworfen haben, dass sie versuchten, mit an den Haaren herbeigezerrten Verdächtigungen den Papst in den Dreck zu ziehen, und dass diese Hetze ganz offenkundig auf das Christentum als Religion zielte. Erst recht haben all die besorgten Damen die Frage nicht aufgeworfen, ob Kinder nach erfolgter Zerstörung des Christentums wohl besser vor Missbrauch geschützt sein werden?

Was lernen wir daraus? Wir lernen daraus, dass man niemanden leichter vor den Karren noch der durchsichtigsten Kampagne spannen kann als Frauen. Wer die Republik auf einen Schlag in einen Hühnerstall aus gackernden Glucken verwandeln will, die blind auf Jeden einhacken, den man ihnen als Buhmann präsentiert, muss nichts weiter tun als ihnen etwas von misshandelten Kindern zu erzählen – zur Not tun es wahrscheinlich auch Dackelwelpen oder Robbenbabies.

Liebe Frauen, tut uns allen einen Gefallen und tobt Eure Gluckeninstinkte an Euren eigenen Kindern aus. Dafür sind diese Instinkte nämlich da. Zur politischen Urteilsbildung tragen sie erfahrungsgemäß nicht bei.

Verwirrungen

Während des Oster-Hochamtes hat ein 44-Jähriger im Dom von Münster mit einem Stock wild um sich geschlagen und Bischof Felix Genn attackiert.

schreibt Spiegel-online, und zwar unter der Überschrift:

Verwirrter Mann attackiert Bischof mit Besenstiel

und weiter:

Der Angreifer ist möglicherweise psychisch krank.

Selbstverständlich muss der Täter psychisch krank gewesen sein. Sonst könnten die Leser womöglich darüber nachdenken, dass zur „Verwirrung“ nicht nur der Verwirrte gehört, sondern auch der ihn Verwirrende.

Und dies wäre für „Spiegel“-Leser doch eine höchst verwirrende Erkenntnis.

Der Aschenstreuer

von Le Penseur, zuerst veröffentlicht heute auf seinem Blog „Le Penseur – libertär -konservativ – nonkonformistisch“

Der Aschenstreuer

… scheint heutzutage eine beliebte Rolle in katholischen Klerikerkreisen zu sein. Man schlüpft ins gutmenschliche Kostüm dessen, der sich für die Verfehlungen anderer (wir wollen es bis zum Beweis des Gegenteils wenigstens unterstellen) Asche aufs Haupt streut. »Cui bono?«, fragt man sich …

Was haben die Opfer davon, wenn ein Kardinal Schönborn mit einer Theologin, welche auf den putzigen Namen Prüller-Jagenteufel hört, in verteilten Rollen verquaste Sätze liest, von denen man nicht immer weiß, ob man dabei ernstbleiben soll bzw. kann. Ein paar Kostproben:

Christoph Kardinal Schönborn: Dreieiniger Gott, Du hast unsere Mütter und Väter aus der Knechtschaft in die Freiheit geführt und sie die 10 Gebote eines guten Lebens gelehrt. Du bist in Jesus Christus Mensch geworden und hast uns gezeigt, dass die Liebe in allem die Grundregel ist. Du bist bei uns als Heiliger Geist, um uns zu führen.

Veronika Prüller-Jagenteufel: Dennoch werden wir schuldig, vor Dir und aneinander. Ungeheure Schuld ist in diesen Wochen offenbar geworden. Es ist Schuld Einzelner; es ist Schuld geronnen in Strukturen, Verhaltens- und Denkmustern; es ist Schuld aus unterlassener Hilfe und nicht gewagtem Widerspruch.

Beide: Die Verantwortung dafür trifft uns als Glieder der Kirche sehr unterschiedlich. Dennoch sind wir gemeinsam Dein Volk und stehen wir in einer gemeinsamen Verantwortung. So bekennen wir Dir und einander unsere Schuld:

Prüller-Jagenteufel: Wir bekennen, dass wir nicht Gott alleine gefolgt sind, sondern den Götzen unserer Bedürfnisse nach Herrschaft und Überlegenheit.

Kardinal: Einige von uns haben genau dazu andere und sogar Kinder missbraucht.

[…]

Prüller-Jagenteufel: Wir bekennen, dass wir über andere verfügen und sie besitzen wollten.

Kardinal: Einige von uns haben sich deshalb der Körper der Schwächsten bemächtigt.

Prüller-Jagenteufel: Wir bekennen, begehrt zu haben nach Sicherheit, Ruhe, Macht und Ansehen.

Kardinal: Einigen von uns war der Anschein der Makellosigkeit der Kirche wichtiger als alles andere.

Beide: Wir, Gottes Volk, seine Kirche, tragen miteinander an dieser Schuld.

Wir bekennen diese Schuld den vielen, an denen wir als Kirche und einige von uns ganz konkret schuldig geworden sind.

Wir bekennen diese Schuld einander, denn die Kirche ist schuldig geworden an ihren Gliedern.

Wir bekennen Dir, Gott, unsere Schuld.

Wir sind bereit, unsere Verantwortung für Geschichte und Gegenwart anzunehmen, einzeln und gemeinsam; wir sind bereit, unsere Denk- und Handlungsmuster aus dem Geist Jesu zu erneuern und an der Heilung der Wunden mitzuwirken. Wir stellen uns als Kirche in das Gericht Christi.

Kardinal: Du, Christus, sagst, dass Du unsere Schuld auf Dich genommen hast. Doch heute bitten wir Dich: Lass sie uns noch ein wenig. Hilf uns, ihr nicht zu schnell auszuweichen, mach uns bereit, sie anzunehmen: jeder die eigene Schuld und wir gemeinsam die gemeinsame. Und dann gib uns Hoffnung im Gericht: Hoffnung auf die neue Freiheit aus der Wahrheit und auf die Vergebung, auf die wir kein Anrecht haben. Amen.

Betroffenheitslyrik, wie sie schlimmer kaum geht! Und sie kommen sich gut vor dabei, wenn sie solche Aschenstreuungen zelebrieren. »Seht her! Ich spreche es aus, ich wage mich heraus mit meinem Bekenntnis der Schuld … anderer.«

Ach, lassen Sie’s lieber bleiben, Eminenz! Bekennen Sie Ihre eigenen Verfehlungen bei Ihrem Beichtvater, und wenn sie besonders zerknirscht sein wollen, als öffentliche Selbstbezichtigung (falls da was zu bezichtigen ist). Aber feingebügelten Sprachkunstwerke à la »Schuld geronnen in Strukturen, Verhaltens- und Denkmustern«, »bereit, unsere Denk- und Handlungsmuster aus dem Geist Jesu zu erneuern « oder »Hoffnung auf die neue Freiheit aus der Wahrheit und auf die Vergebung, auf die wir kein Anrecht haben« sind völlig entbehrlich. Sie verraten sicherlich eine gepflegte theologische Rhetorik — nicht jeder kann damit so bedeutungsvoll … nichts sagen. Aber an einem Mangel an Rhetorik hat die Kirche, haben alle Kirchen und Religionen noch nie gelitten.

Hätten Eminenz statt dessen den Mut gehabt, Roß und Reiter zu benennen — wir würden Ihnen applaudieren! Hätten Sie z.B. konkrete Ermittlungsschritte genannt, die Sie vorhaben, eine ungeschminkte Statistik vorgelegt, zu welchen Zeiten und an welchen Orten die Mißbrauchsfälle massiert aufgetreten sind, und wer davon besonders betroffen war. Aber das wäre bei den Medien wohl nicht so gut angekommen … denn dann wäre wohl klargeworden, daß es v.a. die Jahre des großen konziliaren und nachkonziliaren »Aufbruchs« waren, in denen die Fälle zunahmen. Dann wäre herausgekommen, daß es nicht die konservativen, oder gar pöhsen, traditionalistischen Gemeinschaften waren, sondern eher die zeitgeistbewegten, denen die Ministrantenbuberln am Herz lagen, und nicht nur dort. Wogegen die pöhsen Tradis eher Watschen gaben (wenn Sie mich fragen, Eminenz: ich krieg lieber ein paar Ohrfeigen, als ein Schleckerbusserl vom Herrn Kaplan). Weshalb in der laufenden Diskussion auch »Mißhandlung« und (sexueller) »Mißbrauch« so gern durcheinandergemengselt werden, bis man nicht mehr weiß, ob Pater X jemandem den Hintern versohlt oder gestopft hat …

Und es wäre beim Zeitgeist und seinen Medien auch nicht gut angekommen, wenn da heraus-gesickert wäre, daß die meisten Mißbrauchsopfer Buben waren, die von schwulen Geistlichen benutzt, und dann noch ein paar Mädchen, die von Klosterschwestern vernascht wurden. Aber fast keine Fälle von heterosexuellen (wie das heute so schön benannt wird) Sexualakten.

Eminenz hätten z.B. sagen können: »Es war ein Fehler, das Entstehen homosexueller Netzwerke in userer Kirche nicht wahrhaben zu wollen, bis es so weit war, daß diese Netzwerke sich in leitenden Positionen faktisch unangreifbar machen konnten.« Sie hätten auch darauf verweisen können, daß die Statistik, keine gefälschte Gefälligkeitsstatistik mit nebulosen Dunkelziffern je nach Gusto, sondern einfach die nüchternen Zahlen der Kriminalstatistik, eindeutig zeigen, daß andere Gesellschaftskreise weitaus betroffener von diesem Problem sind — und daß es unredlich ist, jetzt in verschiedenen Bereichen Änderungen zu verlangen, wenn das, was hier nach dem Willen von Kirchenkritikern geändert werden soll, mit größter Wahrscheinlichkeit am Problem selbst nichts ändert. Weil es das Problem auch nicht verursacht hat. Aber das, ich weiß, wäre im ORF, im Kurier, im Standard, im Falter etc. nicht so toll aufgenommen worden — doch hätte es der Wahrheit entsprochen.

Eminenz: Sie haben mit diesem Bußgottesdienst den Beifall der Medien gehabt. Schön für Sie! Nur: die Illusion, damit etwas Sinnvolles zur Problemlösung geleistet zu haben — die muß ich Ihnen leider rauben. Unterberger hat völlig recht, wenn er schreibt:

Schönborns Schuldeinbekenntnis ist umso seltsamer, als ja der allergrößte Teil der physischen und sexuellen Misshandlungen von Kindern außerhalb der Kirche stattfindet. Aber irgendwie liebt offenbar auch Schönborn den schmerzhaften Bußgürtel, den angeblich der harte Kern der Opus-Dei-Mitglieder unter dem Gewand trägt.

Er spricht aber trotzdem nicht für “die Kirche”, sowenig wie die Päderasten im Talar für diese gehandelt haben.

Und er wird auch von den voller Jagdlust galoppierenden Kirchenjägern in vielen Redaktionen, der des ORF an der Spitze, niemals die von der wahren Kirche immer angebotene Absolution erhalten. Haben diese Jäger doch schon seine Sonderbeauftragte Klasnic in Grund und Boden verdammt, bevor diese auch nur einmal den Mund aufmachen konnte. Ebensowenig werden ihm Mini-Vereine wie “Wir sind Kirche” weiterhelfen, die außer ihren medialen Lautsprechern niemanden hinter sich haben. Schönborn wird auch nicht durch irgendwelche Bußzahlungen zu Lasten Dritter (der schuldlosen Kirchenbeitragsbezieher oder der schuldlosen Nutznießer kirchlicher Sozialeinrichtungen) die Attacken beenden können. Solche Zahlungen werden im Gegenteil noch mehr als Schuldeingeständnis der gesamten Kirche gewertet werden.

Schönborn und den anderen Bischöfen wird nur die Wahrheit helfen. Nicht weniger, aber auch ganz sicher nicht mehr als diese.

Ich fürchte nur: Schönborn wird sich lieber auf Kosten der Kirche bei den Medien beliebt machen wollen, als der unangenehmen Wahrheit ins Auge zu sehen, daß die Kirche sich — je eher, desto besser — aus dem Faulbett des von Kirchensteuern alimentierten Gremialkatholizismus erheben muß. Wer reich und schwach ist, der zieht die Erpresser ebenso an wie die Schmarotzer. Und wenn Schönborn schon Christus zitiert, dann kann er die Option für eine »arme« Kirche wählen. Das heißt nicht, daß die Diözese den Stephansdom verkaufen muß, oder die Monstranzen im Dommuseum — das wäre bloßer Vandalismus. Aber es heißt, daß der üppige »Apparat Kirche« aufs Minimum beschnitten gehört!

Ist niemandem aufgefallen, daß die ehedem stinkreichen US-Diözesen durch Milliardenklagen zwar fast ruiniert wurden, wohingegen irgendwelche dubiose »Black Zion Halleluja Churches« trotz vorgefallener Mißbrauchsfälle in der Regel einfach liqudiert und mit neuer Leitung wieder aufgemacht wurden, jedoch finanziell fast ungeschoren davonkamen? Weil sie eben keine Milliardenzahlungen vermuten ließen, der Gerechtigkeitssinn von Anwälten und Opferverbänden sich aber wenigstens proportional zum in Aussicht stehenden Honorar verhält!

Die Katholische Kirche soll sich nichts vormachen: sie hat seit geraumer Zeit nur begrenzte Sympathien in der Bevölkerung, und in den Medien hat sie fast nur Feinde zu erwarten (auch wenn einige ihre Feindschaft geschickt zu verhehlen wissen). Also sollte sie das Wort von der Klugheit der Schlangen beherzigen. Statt Asche aufs Haupt zu streuen.

Der ideale Papst

Der ideale Papst

Wenn ich mir überlege, wie ein Papst oder Bischof sein müsste, um bei den Medien gut anzu kommen, dann denke ich unwillkürlich an die Renaissancepäpste, an die Borgia und Medici:

Die  waren charmant und eloquent, hätten auf jeder Pressekonferenz eine gute Figur gemacht, und bestimmt haben sie mit ihren Dutzenden von Konkubinen und unehelichen Kindern ihre Zuhörer niemals mit moralischen Ermahnungen genervt – wahrscheinlich hätten sie nicht einmal etwas gegen Abtreibung gehabt.

Außerdem verstanden sie von Theologie ebenso wenig wie die Redakteure deutscher Zeitungen und Fernsehsender; jene Redakteure, in deren Händen das journalistische Ethos bekanntlich ähnlich gut aufgehoben ist wie die christliche Moral in denen der Renaissancepäpste.

Solche Kirchenfürsten hätten bestimmt eine gute Presse.

Die Süddeutsche sudelt weiter


Es gibt in Deutschland 27 Bischöfe, darunter ganze zwei profilierte Konservative, und ausgerechnet einer von diesen beiden wird der Misshandlung beschuldigt. Seit Wochen dreht die deutsche Journaille jeden Stein um, und dabei geht es erkennbar darum, die katholische Kirche zu diskreditieren. Und nun tauchen fünf ehemalige Heimzöglinge aus Schrobenhausen auf, die behaupten, von dem damaligen Stadtpfarrer und heutigen Bischof Mixa geschlagen worden zu sein.

Waren das nun Fünf, die sich rein zufällig und unabhängig voneinander bei der „Süddeutschen“ gemeldet haben? Oder war es die „Süddeutsche“, die speziell in der Vergangenheit von Bischof Mixa gewühlt hat?

Und wenn sie gewühlt hat: Warum? Hatte sie womöglich ein Interesse daran, etwas zu finden, womit man sowohl eine Ideologie verbreiten als auch die Auflage steigern kann?

Und wenn sie dieses Interesse hatte: Mit wieviel Geld hat die „Süddeutsche“ dem Erinnerungsvermögen ihrer Zeugen nachgeholfen? (Und wer da glaubt, das seien doch seriöse Journalisten, die machen doch so etwas nicht, den erinnere ich an die Rent-a-Nazi-Methoden des kaum minder „seriösen“ ORF.)

Die Süddeutsche schreibt am Ende ihres Artikels über die behaupteten Misshandlungen:

Handelt es sich bei den Vorwürfen um eine Kampagne von Trittbrettfahrern, die den umstrittenen Bischof in Misskredit bringen wollen? Oder sind die Heimkinder tatsächlich geschlagen worden?

Dieselbe Zeitung, die sich fünf Eidesstattliche Versicherungen hat geben lassen, traut ihren eigenen Zeugen nicht. Warum?

Aufklärung

Kommandeure von Bomberflotten pflegen nach Flächenbombardements Aufklärer loszuschicken, um sich von der Wirkung zu überzeugen. Genau diese Art „Aufklärung“ betreibt jetzt der „Stern“, nachdem er und seine geistigen Mitbrandstifter wochenlang jene andere Sorte Aufklärung betrieben haben; nämlich die, die früher als „Propaganda und Volksaufklärung“ figurierte. Dass Kindesmissbrauch in katholischen Einrichtungen weitaus seltener vorkommt als in vergleichbaren protestantischen oder staatlichen Einrichtungen – egal. Dass das Risiko bei katholischen Priestern rund 36mal (in Worten: sechsunddreißigmal) geringer ist als bei nicht zölibatär lebenden Männern – egal. Und dass der Papst nicht dazu da ist, vor einer hysterischen Journaille zu katzbuckeln, auch wenn sie zufällig aus demselben Land stammt wie er selber, ist ein Gedanke, den größenwahnsinnige Propagandisten und Volksaufklärer wohl als Majestätsbeleidigung auffassen.

Dafür, dass die Kirche nicht – oder nicht genug – vor ihm zu Kreuze kroch, dafür ließ der kulturlose Medienmob sie büßen – mit einem wochenlangen Dauerbombardement.

Nun überfliegen also die Aufklärer in Gestalt von Interviewern des Forsa-Instituts das Zielgebiet, und der „Stern“ meldet hohnlachend Vollzug:

Das Vertrauen der Deutschen in die katholische Kirche und den Papst ist aufgrund der sexuellen Missbrauchsfälle extrem eingebrochen. Nach Angaben des „Stern“ vertrauen lediglich 17 Prozent der Deutschen der katholischen Kirche, 24 Prozent vertrauen dem Papst. Noch vor sechs Wochen hatten 29 Prozent der Kirche und 38 Prozent dem Papst vertraut. Selbst unter den Katholiken fiel das Ergebnis nicht besser aus. Bei ihnen sank das Vertrauen in den Papst seit Ende Januar von 62 auf 39 Prozent. Die Kirche mit Sitz in Rom verzeichnet eine Vertrauenseinbuße von 54 auf 32 Prozent.

(Quelle: pro-medienmagazin)

Herzlichen Glückwunsch, „Stern“ und Konsorten! Wieder ein Stück geschafft auf dem Weg in die freie Gesellschaft: frei von Moral, frei von Wahrheit, frei von Anstand, frei von Kultur. Wieder habt ihr unser Land ein Stück näher an den Abgrund geschoben!

Zur Predigt von Bischof Müller

Wenn das Richtige und Notwendige schon gesagt ist, dann brauche ich das Rad nicht neu zu erfinden. Zur Predigt des Bischofs von Regensburg, über die insbesondere die dort kritisierte Journaille gejault hat, hat Felizitas Küble, die Vorsitzende des Christoferuswerks in Münster, die richtigen Worte gefunden:

Sie sorgte für Wirbel und einen Sturm der Entrüstung: die Predigt des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller am 20. März 2010 beim 100-jährigen Jubiläum des KDF (Kath. Dt. Frauenbundes). Die „Süddeutsche Zeitung“ titelte empört: „Regensburger Bischof hetzt gegen die Medien.“

SPD und linkskirchliche Kreise protestierten scharf – und die Grünen forderten nicht weniger als den „Rücktritt“ des unbequemen Bischofs, als ob es sich um einen Politiker handelt – und nicht um einen vom Papst eingesetzten Oberhirten eines kath. Bistums. Der Münchner SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann bezeichnete die umstrittene Predigt als „wehleidiges Ablenkungsmanöver“ und sprach von „verpesteten Nebelkerzen“ des Kirchenmanns.

Wer freilich die derart angefeindete Predigt tatsächlich liest, fragt sich bald nach dem inhaltlichen Sinn des hysterisch anmutenden Theaterdonners. Trifft deutliche Kritik an der Sensationslust und Kirchenfeindlichkeit vieler Medien auf ein Tabu, auf ein Denkverbot in Deutschland? Steht die „Journaille“ unter Denkmalschutz? Können gewisse berufsmäßigen Kritiker selber keine Kritik ertragen?

Der Regensburger Bischof hat in Wirklichkeit vor allem sehr anschaulich und handfest die gegenwärtige Situation geschildert:
„Die Leute, die vorm Fernsehen sitzen, die Zeitung aufschlagen, denen wird dann suggeriert, und sie werden manipuliert durch zurechtgestutzte und verkürzte Berichte, durch ständige Wiederholungen von Vorgängen aus alter Zeit, wo dann der Eindruck erweckt wird, die Kirche: Das ist ein Nest, wo die Leute völlig verdorben sind und wo alles drunter und drüber geht. Und dann sagt unser Zeitgenosse: Da melde ich mich jetzt ab, da mache ich nicht mehr mit.“

Was spricht dagegen, daß ein katholischer Amtsträger sich gegen unfaire Zerrbilder in Presse und Fernsehen zur Wehr setzt? – Man hält ihm vor, er wolle durch diese Medienschelte von kirchlichen Mißständen „ablenken“ und gewissermaßen den Fokus auf die „böse Welt da draußen“ lenken. Wollte er das wirklich?
Warum findet sich denn in seiner Predigt die Warnung vor einem allzu „idealistischen“ Kirchenbild? Warum beschreibt er sehr eindringlich, daß auch die Gemeinschaft der Kirche aus Sündern besteht, ja daß Getaufte auch für „Verbrechen“ anfällig sind? Konnte er noch selbstkritischer sprechen?

„Wir wissen es, dass auch wir Sünder sind und dass auch wir nicht die Kirche der Heiligen alleine sind, sondern auch der Sünder. Das gehört auch zur Reife unseres Glaubens. Dass wir nicht ein völlig idealisiertes und menschenfernes, weltfernes Bild haben von der Kirche, sodass wir unsere Lehre von der Erbsünde und der Anfälligkeit auch der Getauften für die Sünde, ja für die Verbrechen vergessen würden und deshalb von einer idealistischen Höhe in eine resignierte und zynische Distanz zur Kirche umschwenken würden.“

Wenn der Bischof an die Kirchenfeindlichkeit der Nationalsozialisten erinnert, betreibt er keine Gleichsetzung von damals und heute, sondern erwähnt die antikirchliche Allergie als gemeinsames Merkmal einer antichristlichen Zeitströmung, wobei er die Katholiken trotz aller Mißstände und Angriffe zur Treue gegenüber der Kirche auffordert:

„So wie damals die Katholikinnen und Katholiken der Kirche Jesu Christi treu gewesen sind, der sie angehören und (…) treu sind zu ihren Hirten, den Bischöfen und Priestern, die – obgleich sie auch fehlbare und sündige Menschen sind – aber doch in ihrer großen Mehrheit sich ganz dahingeben, ihr Leben selbstlos einsetzen für uns, so wollen wir auch heute in dieser bedrängten Situation als Kirche zusammenstehen und auf Jesus Christus hinblicken“, wobei der Bischof erneut darauf zu sprechen kommt, daß die Sünden der Christen ein Ärgernis sind für die Glaubwürdigkeit der Kirche:

„Wir sind Kirche der Heiligen, der Heiligkeit, die von Gott her kommt, aber durch unsere Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten verdunkeln wir oft das Bild der Kirche und geben wir Anlass dazu, dass andere ihre Kirchenfeindschaft nun bestätigt sehen“ – und er fügt hinzu, daß Kirchenfeinde nun „ihre Brandsätze hineinwerfen wollen in das Haus Gottes und es vom Erdboden vertilgen wollen.“

Es war zweifellos keine Schönwetterpredigt, keine blumige „Sonntagsrede“, die der Regensburger Oberhirte den katholischen Frauen zu ihrer Jubelfeier vorsetzte. Aber ist dies verwerflich? Ist es nicht vielmehr erfreulich, wenn ein Kirchenmann den Finger auf die Wunden legt, wenn er „Tacheles“ redet – auch in der Kirche? Ist dieser Klartext nicht gerade das Gegenteil von „Vertuschen“ und „Verdrängen“, von „Schönreden“ und „Ablenken“?

Offenbar hat man nicht nur in rot-grünen Parteizentralen und linkskatholischen Kreisen die Predigt des wortgewaltigen Bischofs nicht oder jedenfalls nicht vollständig gelesen, sondern sich mit „Häppchen-Infos“ und Zerrbildern gewisser Medien begnügt.
Auch im „ewigen Rom“ – genauer: im Vatikan – scheint es nicht mehr überall nötig zu sein, sich erst schlau zu machen, bevor man öffentlich losdonnert. Gelten mittlerweile auch in der römischen Kurie schon die schnell-lebigen Reaktionsmuster einer sensationsgierigen Medienwelt?

Walter Kasper, seines Zeichens Kurienkardinal, belehrte Bischof Müller per Rundfunk wenig „mitbrüderlich“ darüber, daß dieser nicht mit dem Finger auf andere zeigen dürfe: “Wir sollten unser eigenes Haus in Ordnung bringen – und dann können es andere auch tun.”

War die kirchliche Selbstkritik des Bischofs in seiner Predigt denn immer noch nicht ausreichend? Hätte er sich noch mehr Asche aufs Haupt streuen sollen? Etwa einen ständigen „Aschermittwoch“ zelebrieren? Warum soll ein Bischof nicht an die Verantwortung der Medien erinnern dürfen? Weshalb sollte er nicht auch an „andere“ appellieren, ihr Haus in Ordnung zu bringen? – Welches Kirchenverständnis vertritt eigentlich Kurienkardinal Walter Kasper?

Marokko schließt christliches Waisenhaus

Ich kann ja nicht ständig nur vom Islam reden – sonst denken meine Leser womöglich noch, ich sei „islamophob“. Erzählen wir also einfach eine Geschichte aus jenem Kulturkreis, dessen Angehörige unser armes Land bereichern. Eine Geschichte aus einem Land, das ob seiner Liberalität gelobt wird; eine Geschichte, die selbstredend nichts mit dem Islam zu tun hat:

Das Waisenhaus „Village of Hope“ im Atlasgebirge am ersten Märzwochenende: Als es an der Tür klopft, ahnt keiner, dass es eine Razzia werden wird. Polizisten treten ein und befragen die Kinder, wollen wissen, wie sie beten. Dann durchkämmen sie das Haus nach Bibeln. Sie werden fündig – und die 16 Angestellten müssen gehen.
(…)
Als die Leiter des Waisenhauses gehen müssen, spielen sich dramatische Szenen ab. Auf der Videoplattform Youtube ist zu sehen, wie Kinder sich an ihre Zieheltern klammern, wie sie weinen und nicht loslassen wollen. Nicht nur in dem Waisenhaus schlagen die Beamten zu. Ein ägyptischer Katholik wird ebenso ausgewiesen wie ein koreanisch-stämmiger Pastor aus Marrakesch.
(…)
Die marokkanische Verfassung erlaubt zwar Glaubensfreiheit, in dem Land stehen Kirchen und Synagogen. Wer aber etwa versucht, Muslime zum christlichen Glauben zu bekehren, muss mit bis zu drei Jahren Gefängnis rechnen. Kindern Bibeln in die Hand zu drücken ist nach Auffassung der Regierung eindeutig ein Bekehrungsversuch.

Quelle: Marokko schließt christliches Waisenhaus | tagesschau.de.

Ein marokkanischer Regierungssprecher brachte das Prinzip bereits im April 2009 wie folgt auf den Punkt:

«Religionsfreiheit bedeutet nicht die Freiheit, seinen Glauben frei wählen zu können.»

Ähnlichkeiten zwischen dieser Auffassung des marokkanischen Regierungssprechers und den Geboten des Propheten Mohammed sind selbstverständlich rein zufälliger Natur.