Ärgerlich

Leider ist aufgrund eines technischen Problems in Verbindung mit menschlichem Versagen (Ich selbst war es allerdings nicht) die Datenbank dieses Blogs auf den Stand von irgendwann vor dem 15.12.2011 zurückgesetzt worden. (Die vielen Sezessions- und DK-Artikel mit dem Datum vom16.1.2012, über die Ihr Euch vielleicht schon gewundert habt, sind nach diesem Absturz automatisch importiert worden.)

Selbstverständlich hatte ich eine Sicherungskopie gemacht, aus alter Gewohnheit hatte ich dazu aber die WordPress-Exportfunktion benutzt. Wie sich nun herausgestellt hat, wurden die Daten nicht vollständig exportiert, da der Blog offenbar zu groß ist, und gerade die Artikel des letzten halben Jahres fehlen. Ohne dass die WordPress-Software mir aber eine entsprechende Fehlermeldung ausgespuckt hätte.

Die gute Nachricht ist, dass der brave Google-Reader alle Artikel aufbewahrt hat, sodass ich sie in den nächsten Tagen mit dem Originaldatum wieder einstellen werde. (Ich lobe Google ja nicht gerne, aber diesmal muss ich.)

Die schlechte Nachricht lautet, dass die dazugehörigen Kommentare leider für immer im Nirvana verschwunden sind. Das tut mir sehr leid für die fleißigen Kommentatoren, und dafür bitte ich um Entschuldigung.

Das bedeutet leider auch, dass Eure Registrierungen futsch sind. Momentan könnt Ihr wie früher kommentieren, aber falls ich das Registrierungs-Plugin wieder aktiviere, müsst Ihr Euch leider noch einmal registrieren. (Ich überlege allerdings, ob ich statt der Registrierung ein Captcha zur Abwehr von Spambots einsetze. Mal sehen.)

Was sonst noch außer Betrieb ist und wieder eingerichtet werden muss, werde ich in den kommenden Tagen genauer unter die Lupe nehmen.

Ein Kommentar, der fällig war

Wer genießen möchte, wie einer der verlogensten und impertinentesten Volksverblöder, Hexenjäger und Demagogen des Landes als das vorgeführt wird, was er ist, der lese auf eigentümlich frei Frank W. Haubolds Artikel über Hans-Ulrich Jörges vom Stern:
Der „Stern“ zur Integrationsdebatte: Dümmer geht’s immer

Zur Dialektik des Liberalismus

In einigen meiner letzten Artikel („Die Liquidierung der Zivilisation“, „Armin Mohler: Gegen die Liberalen“, „Bei Nacht und Nebel“) habe ich die These vertreten, dass die Krise unserer Zivilisation unter anderem Ergebnis der Eigenlogik liberaler Ideologie ist. Für diese These habe ich in den dazugehörigen Kommentarsträngen heftige Gegenrede von Le Penseur geerntet. Le Penseur führte neben vielen anderen Argumenten an, die Politik einer sich liberal nenndenden Justizministerin, die soeben bei Nacht und Nebel das Meinungsstrafrecht verschärft, könne so wenig als Argument gegen den Liberalismus herhalten wie die Politik von Angela Merkel als Argument gegen das Christentum.

Heute komme ich endlich dazu, ausführlich zu antworten. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der folgenden Überlegungen stelle ich meine Replik nicht als Kommentar, sondern als Beitrag ein:

Vielleicht sollt ich einmal noch deutlicher machen, worum es mir bei meiner Liberalismuskritik geht:

Ausgangspunkt ist für mich die Frage, wie es kommt, dass für unsere Gesellschaft die Frage nach ihrer eigenen Erhaltung und ihrer eigenen Zukunft bedeutungslos ist; warum sie systematisch ihre eigenen Grundlagen zerstört; warum nicht der sich rechtfertigen muss, der an der Zerstörung der Zivilisation arbeitet, sondern der, der sie erhalten will.

Eine Teilantwort lautet, dass die Frage, was die Gesellschaft zusammenhält, das Erstaunen darüber, dass sie zusammenhält, die typische Ausgangsfrage konservativen Denkens ist. Das heißt ja nicht, dass man gegen die Freiheit ist, sondern dass man sich bewusst ist, dass Freiheit nur auf der Basis einer sie ermöglichenden Ordnung möglich ist – und damit ist keineswegs nur die Rechtsordnung gemeint. Das Recht kann nur regeln, was einer nicht tun darf. Es kann (und darf) der Gesellschaft nicht die Normen und Werte vorschreiben, die durch Sozialisation verinnerlicht – oder eben nicht verinnerlicht – werden.

Patriotismus – um dieses Beispiel zu verwenden – kann man niemandem vorschreiben, und ein Volk kann auch mit ein paar ganz unpatriotischen Einzelnen gut leben. Es kann aber nicht überleben, wenn niemand mehr Patriot ist, wenn also niemand mehr sich fragt, was er für sein Land tun kann.

Diese Frage nach den strukturellen, sozialen und kulturellen Voraussetzungen von Zivilisation (und damit nach den notwendigen Voraussetzungen von Freiheit) an den Anfang zu stellen, ist der Ausgangspunkt konservativen Denkens, und genau dadurch unterscheidet es sich von den liberalen und linken Ansätzen, die – explizit oder unausgesprochen – Rechte, Freiheiten und die Emanzipation von vorgefundenen Bindungen an den Anfang stellen und bestenfalls – wenn überhaupt – in einem zweiten Schritt fragen, wieviel Strukturzerstörung man sich praktisch leisten kann, ohne dass der Laden auseinanderfliegt.

Es geht nicht darum zu behaupten, linke oder liberale Ansätze seien a priori „falsch“ – denn keine Ideologie ist von vornherein so blöde, dass sie nicht irgendetwas Richtiges benennen könnte. Wie ich an anderer Stelle schon sagte: Jede Ideologie ist eine Brille, durch die man manches scharf fokussiert sieht, anderes überhaupt nicht.

Es geht darum, dass konservative Ansätze im oben skizzierten Sinne praktisch aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt sind, und dass deswegen das nötige Korrektiv fehlt, das lange Zeit verhindert hat, dass die gemeinsamen Grundannahmen linker und liberaler Ideologie zu Selbstverständlichkeiten werden konnten, die praktisch nicht mehr hinterfragt werden. Es ist diese Selbstverständlichkeit, die das Denken der Gesellschaft blockiert und sie in das Schema unangemessener Begriffe zur Beschreibung ihrer Wirklichkeit zwingt.

Liberale Ansätze werden praktisch nur noch vom marxistischen, marxistische Ansätze nur noch vom liberalen Standpunkt kritisiert. Was nicht kritisiert wird, obwohl es unsere Kultur zerstört, ist die kulturelle Selbstverständlichkeit, dass die Wirklichkeit auf der Basis normativer Gedankensysteme, letztlich vom Standpunkt der Utopie her, zu kritisieren und entsprechend solchen Systemen zu verändern sei.

Sie missverstehen meine Kritik, wenn Sie darauf abheben, dass unsere Gesellschaft doch gar nicht in einem strengen Sinne liberal sei, wenn man nur an die vielen Staatseingriffe, Sozialstaatlichkeit etc. denke, wie Sie das an anderer Stelle ausgeführt haben. Ich verweise nochmals auf meinen Artikel zur Liquidierung der Zivilisation: Nicht der Liberalismus allein ist die Grundlage der gesellschaftlich vorherrschenden Ideologie, sondern Marxismus und Liberalismus zusammen, mitsamt dem De-facto-Monopol der ihnen beiden zugrundeliegenden Metaideologie.

Dass den Liberalen die Welt zu marxistisch ist, ist daher kein Argument gegen meine These. Umgekehrt gilt nämlich, dass sie den Marxisten zu liberal ist (in ihrer Terminologie: zu neoliberal). Sozialismus und Liberalismus sind durchaus zwei unterschiedliche Utopien, das ja. Aber sie bilden die beiden Pole einer Skala des gesellschaftlich Akzeptablen, und sie definieren dadurch diese Skala. Chance auf Gehör hat nur, wer sich auf dieser Skala positioniert, nicht wer außerhalb von ihr steht. Die ganze Verleumdung von Konservativen als „rechtsradikal“, „fundamentalistisch“, „reaktionär“ usw. usw. würde niemandem einleuchten, wenn nicht die gesamte Begrifflichkeit, in der der öffentliche Diskurs strattfindet, durch Ideologien definiert würde, die auf emanzipatorischen bzw. utopistischen Grundannahmen basieren.

Und nun sagen Sie, lieber Le Penseur, Ihr Liberalismus sei aber der, der zwischen 1759 und 1968 als solcher gegolten habe. Das freut mich. Er spricht für Sie. Es interessiert mich bloß nicht. Ideologien sind nichts Statisches, sondern werden – entschuldigen Sie bitte mein Soziologenlatein – gesellschaftlich fortlaufend reproduziert und dabei verändert, und diese Veränderung folgt einer inneren Logik. Sie haben Frau L.-S. vorgeworfen, sie sei ja gar keine echte Liberale. Nun, diese Dame hat in den neunziger Jahren ihren Ministersessel zur Verfügung gestellt, weil sie den Großen Lauschangriff nicht mittragen wollte, also in Verfolgung eines geradezu klassisch liberalen Anliegens. Finden Sie es nicht etwas arrogant, ihr den Liberalismus abzusprechen? Wenn sie heute das Gesinnungsstrafrecht verschärft, so reagiert sie auf das Problem ethnischer Spannungen, ohne es freilich so zu nennen. Solche Spannungen können aus ihrer Sicht nur auf „Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ beruhen. Würde sie zugeben, dass sie das unvermeidliche Ergebnis einer Politik sind, die verschiedene Völker durcheinander rührt, dann müsste sie zwei liberale Grunddogmen in Frage stellen oder doch wenigstens relativieren:

Erstens müsste sie anerkennen, dass die Verfolgung individueller Freiheitsrechte (das Tragen von Kopftüchern, die Orientierung an einem islamischen Wertesystem etc.), selbst wenn sie völlig legal sind, zu gesellschaftlichen Problemen führen können, die sich nicht „von selbst“ durch individuelle Handlungen über Marktmechanismen oder zivile Aushandlungsprozesse restabilisieren und reharmonisieren.

Zweitens müsste sie anerkennen, dass die individuelle Nutzenmaximierung, die auf dem geduldigen Papier der ökonomischen Fachbücher stets zur optimalen Allokation von Ressourcen führt (zum Beispiel durch freie Arbeitsmigration), in der sozialen Wirklichkeit zu ganz und gar suboptimalen Ergebnissen führen kann. Die Crux liegt darin, dass die Modelle der Ökonomen immer nur ceteris paribus, also unter sonst gleichbleibenden Umständen funktionieren, dass ihre Übertragung auf die Wirklichkeit aber gerade diese Umstände verändert (wenn zum Beispiel aufgrund der Migration die Kriminalität steigt).

Das Problem von Frau LS ist also, dass sie es mit Problemen zu tun hat, die sie in der Sprache ihrer eigenen Ideologie kaum benennen und analysieren, geschweige denn lösen kann. Um der Konsistenz ihrer Ideologie willen muss sie zu einer inadäquaten Problembeschreibung greifen und ethnische Spannungen auf „Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ zurückführen, was in der Konsequenz darauf hinausläuft, den „Rassisten und Fremdenfeinden“ mit staatlicher Gewalt das Maul zu stopfen. So schlägt Liberalismus in Totalitarismus um – das ist die Dialektik des Liberalismus.

Halt, werden Sie jetzt sagen, Frau LS muss doch merken, dass mit diesem „Liberalismus“ etwas defekt ist, dass er sich auf diesem Wege selbst ad absurdum führt, und wenn sie eine richtige Liberale ist, so werden Sie sagen, dann wird sie doch lieber ihren gesunden Menschenverstand einschalten, statt aus bloßer Prinzipienreiterei ihren Liberalismus so weit auf die Spitze zu treiben, dass er seine eigenen Voraussetzungen untergräbt. Schließlich, so werden Sie zu Recht sagen, kann man jegliche Ideologie dadurch ad absurdum führen, dass man sie auf die Spitze treibt. Wohl wahr.

Das ist nun der Punkt, an dem es so wichtig ist, eine Ideologie nicht als theoretisches Ideensystem zu interpretieren, das als solches statisch wäre, sondern als ein in einer sozialen Bewegung objektiviertes Ideensystem.

Nehmen wir also an, Frau LS würde einem ebenso aufgeklärten und in der Wirklichkeit geerdeten Liberalismus anhängen wie Sie selbst.
Sie würde also ihren Parteifreunden mitteilen müssen: Liebe Parteifreunde, so sehr ich für ein Maximum an individueller Freiheit bin, hier müssen wir eine Ausnahmen von der Regel machen (Buuh!); es kann keine freie Arbeitsmigration geben (Buuuuuuh!); und eventuell werden wir unser ganzes Ideensystem korrigieren müssen (Buuuuuuuuuuuuuuuuu!).

Da wird die Dame schlechte Karten haben. Wer einer Ideologiegemeinschaft angehört, also zum Beispiel einer Partei, in der bestimmte Prämissen zum identitätsstiftenden Konsens gehören, wird es schwer haben, eine Position durchzusetzen, wonach die Konsequenzen aus diesen Prämissen ausnahmsweise einmal nicht gezogen werden sollen. (Ich weiß, wovon ich rede: Ich habe Anfang der achtziger Jahre ein paarmal versucht, orthodox-marxistischen Jusos die Idee nahezubringen, dass die Sowjetunion womöglich nicht nur eine Friendensmacht sei. :D)

Ihr Liberalismus, Le Penseur, von dem Sie zu Recht sagen, dass er dem Liberalismus der Vor-68er-Epoche entspricht, ist gerade deshalb nicht der Liberalismus, weil wir das Jahr 2010 schreiben und der Liberalismus sich mittlerweile mit den von ihm selbt mitverschuldeten Problemen herumschlagen muss. Er steht jetzt als politische Bewegung vor der Wahl, seinen freiheitlichen Ansatz dadurch zu retten, dass er ihn in ein konservatives Paradigma einpasst (also von der Frage nach den Existenzbedingungen von Gesellschaft ausgeht) oder seinen dialektischen Umschlag in totalitäre Ideologie in Kauf zu nehmen. Es gibt kein Drittes.

Ob es politisch klug ist, dass ich gerade den Liberalismus aufs Korn nehme, steht auf einem anderen Blatt. Es spricht politisch zweifellos einiges dafür, gestützt auf den altliberalen Liberalismusbegriff den real existierenden Liberalismus zu attackieren. Nur geht es mir um Erkenntnis der Ursachen der Krise unserer Zivilisation, und vom Standpunkt dieses Erkenntnisinteresses wären taktische Rücksichtnahmen hochgradig störend.

Eine von der DNA angetriebene Welt « Counterjihad

Craig Venters Visionen: „Es ist jetzt möglich, sehr große DNA-Moleküle erst im Computer zu entwerfen und sie dann im Labor chemisch herzustellen. (…) Anstelle einer Evolution, die nur aufgrund von zufälligen, den Selektionsdruck überlebenden Mutationen vonstatten geht, können wir sehen, wie durch die Hinzufügung oder den Austausch von Chromosomen Tausende von Veränderungen in einem Moment sich ereignen können. Jetzt können sie nicht nur durch Zufall zustande kommen, sondern durch bewusste menschliche Planung und Auswahl. Menschliches Denken und Planen und spezifische Auswahl ersetzen jetzt die Darwinsche Evolution.“

übersetzt von BeforeDawn, der in seinem Kommentar auch die Implikationen dieses Projekts kritisch offenlegt:

hier klicken: Eine von der DNA angetriebene Welt « Counterjihad.

Zur nordrhein-westfälischen Landtagswahl

Da die 18-Uhr-Prognose ziemlich klar ist, kann man jetzt schon kommentieren:

Das Konzept der CDU, speziell des „Arbeiterführers“ Rüttgers und seines Imams Laschet, alle anderen Parteien links zu überholen, ist gescheitert. Das ist die gute Nachricht. Alle anderen sind schlecht:

Die Grünen sind Königsmacher: Sofern CDU und SPD sich nicht auf eine Große Koalition verständigen, ist eine Koalition ohne die Grünen nicht möglich. Für die Landespolitik und ihren Einfluss auf den Bund verheißt das nichts Gutes. Selbst die gute Nachricht, dass der Linkskurs der CDU sich nicht ausgezahlt hat, relativiert sich, wenn man davon ausgeht, dass die CDU das nicht einsehen und eine Schwampelkoalition eingehen will.

Pro NRW ist bei 1 Prozent gelandet, ungeachtet der Tatsache, dass eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung islamkritisch ist und ungefähr ein Viertel den Islam sowohl als gewalttätig einstuft, als auch die Zerstörung der eigenen Lebenswelt befürchtet; ungeachtet der Tatsache, dass Moscheebauten, deren Bekämpfung für ProNRW so zentral ist, in vielen Städten des Landes ein Aufregerthema sind; und ungeachtet der Tatsache, dass der Trend gegen die CDU läuft und es für viele Wähler eine Versuchung gewesen sein sollte, der ungeliebten Union durch Wahl einer rechtsalternativen Partei eins auszuwischen. (Die NPD übrigens, für diejenigen, die das interessiert, hat der Prognose zufolge mit ca. 0,4 Prozent noch schlechter abgeschnitten.)

Ich bin mir nicht sicher, ob man dieses Debakel allein dem Sperrfeuer der Medien und den kriminellen Praktiken zuschreiben sollte, mit denen der Gegner unter kollusiver Mithilfe der CDU-gesteuerten Polizei den Wahlkampf von ProNRW behindert hat. Es ist keineswegs auszuschließen, dass – nach dem Grundsatz, dass schlechte Publicity besser ist als gar keine – ohne diese Praktiken das Ergebnis noch schlechter ausgefallen wäre.

Es ist ja nicht so, dass die Bürger nicht spüren würden, dass es mit unserem Land bergab geht; und Vertrauen zu einer politischen Kaste, die gerade erst wieder eine zweistellige Milliardensumme für Griechenland veruntreut hat, kann man, wenn man sich umhört, kaum einem unterstellen, der bis drei zählen kann. Die niedrige Wahlbeteiligung spricht für sich.

Wer allerdings aus solchen Gründen nicht zur Wahl geht, bekundet nicht Empörung, sondern Desinteresse. Desinteresse am Schicksal des eigenen Landes und an der Zukunft der eigenen Kinder, sofern er welche hat. Die Lähmung, die unser Volk befallen hat, wirft die Frage auf, ob es so etwas wie ein deutsches Volk überhaupt gibt, oder ob nicht vielmehr jetzt schon, lange, bevor es die numerische Mehrheit im eigenen Land verloren hat, dieses „Volk“ in Wirklichkeit eine bloße Ansammlung von Menschen ist, die bloß zufällig im selben Land wohnen und bloß zufällig denselben Pass haben.

So betrachtet, könnte die düstere Diagnose, die Judith vor einiger Zeit in ähnlichem Zusammenhang gestellt hat, womöglich sogar noch übertrieben optimistisch sein:

Die [letzte] Mehrheit der Deutschen weiß mittlerweile recht genau, wie es um unser Land steht. Und sie weiß auch, was das für die Zukunft , heißt: für die junge Generation Deutscher, bedeutet. Die Mehrheit der Deutschen wird trotzdem nicht laut protestieren, ja sie wird nicht einmal gravierend anders wählen. Weil der Mehrheit der Deutschen diese Probleme nicht wichtig genug sind um dafür auf die Straße zu gehen und als “Rassist” betitelt zu werden. Die Konservativen werden mehrheitlich weiter die CDU/CSU als “das kleinere Übel” wählen, ein großer Teil der Deutschen noch linkere Positionen mit Kreuzchen goutieren und ansonsten bleibt es bei Schimpfereien im privaten Kreis und den kleinen persönlichen Fluchten [Umzug auf’s Land, in ein anderes Bundesland oder Auswanderung]. Mehr wird nicht passieren. Nicht mit dieser Generation.

Erst wenn wir Rechten das akzeptiert haben, werden wir über niedrige Wahlergebnisse nicht mehr schockiert sein, oder verzweifeln. Bleiben wir am Ball. Nicht wegen 2009, oder 2015, oder 2020. Aber wegen später. Dann, wenn wir Deutschen komplett in der Minderheit und kleine Fluchten nicht mehr möglich sind.

(aus: Deutschland kontrovers/Vaterland: Lebenslügen)

Kommentar: Nicht mal ein Feigenblatt

Kommentar von Heike Göbel in faz.net zur Griechenlandkrise:

„Der versprochene Beitrag der Banken zur Hilfe für Griechenland beleidigt den ökonomischen Sachverstand der Bürger. Wie wäre es zur Abwechslung mit Ehrlichkeit? Wen wollen Union und FDP mit der fortgesetzten Behauptung überzeugen, zur staatlichen Hilfe für Griechenland gebe es keine Alternative?“

weiterlesen: Kommentar zur Schuldenkrise: Nicht mal ein Feigenblatt – Griechenland – Wirtschaft – FAZ.NET.

Management by Torero

Ich habe einmal für eine Firma gearbeitet, zu deren Führungsprinzipien das Management by Torero gehörte: Wenn die Verantwortung auf sie zustürmte, trat die Geschäftsleitung elegant beiseite und ließ sie auf den Mitarbeiter los.

So ungefähr verhalten sich jetzt die zuständigen Behörden bei der Lockerung des Flugverbots: Sichtflug wird genehmigt, obwohl man angeblich nicht so genau weiß, ob solche Flüge angesichts der ominösen Aschewolke sicher sind oder nicht. Die Verantwortung für den Flug liegt beim Piloten.

Wie praktisch: Wenn es schiefgeht, ist der Verantwortliche tot.

(Nebenbei: Den schönsten Kommentar zum Thema hat heute Jürgen Liminski unter Anspielung auf den isländischen Bankenskandal im Deutschlandfunk zitiert:

„Wir verbrennen unsere Kohle auf Island und bekommen die Asche zurück.“)