9/11 für Islamkritiker

Osimandia schreibt in As der Schwerter unter anderem:

[…] Tatsächlich ist die offizielle Version nicht nur in einem oder ein paar wenigen Punkten geradezu grotesk unglaubhaft, sondern in sehr vielen. Die Argumente der so genannten Debunker, d.h. von Leuten, die sich gegen die Skeptiker wenden, sind lächerlich, und wenn Sie darauf achten, werden Sie auch den Unterschied im Tonfall feststellen: 9/11-Skeptiker sind überwiegend sachlich und stützen sich auf Logik und Naturwissenschaft. Debunker sind meist aggressiv und stützen sich auf emotionales Unter-Druck-Setzen, z.B. “Es ist eine Verhöhnung der Opfer, an der offiziellen Version zu zweifeln.” Wie lächerlich ist das denn? Es ist keine Verhöhnung der Opfer sondern eine Würdigung, wenn man sich dafür interessiert, wer sie ermordet hat, und Angehörige sehen das ganz genauso […]

Und es sind die Debunker, die Vertreter der offiziellen Version, die sich in aggressiven Beleidigungen und dümmlichem Gespött ergehen, sich auch nicht schämen, anlässlich eines Massenmordes alberne Witze zu reißen, um die Personen als “Verschwörungstheoretiker” zu verunglimpfen, die mit begründeten Einwänden dagegen aufwarten, aber keinerlei sachliche Beweise führen, sondern sich auf Konformitätsdruck verlassen. Das Vorgehen erinnert frappierend an das stupide “Nazi”- und “Rassisten”-Geschrei, das Islamkritiker zur Genüge kennen.

Wussten Sie übrigens, dass der Begriff “Verschwörungstheorie” noch gar nicht alt ist? Er wurde in den 1960er Jahren von der CIA in Umlauf gebracht, um Zweifel an der offiziellen Version des Kennedy-Mordes zu diskreditieren, und leistet seither gute Dienste. Wenn Sie schon meinen, Sie müssten die Aufgabe übernehmen, die eigentlich den amerikanischen Ermittlungsbehörden obliegt, und die Täterschaft von Osama und den 19 Räubern beweisen, dann tun Sie es wenigstens sachlich und nicht mit von der Obrigkeit zur Verfügung gestellten Instant-Fertigbegriffen. Es wird allerdings nicht leicht werden, das sachlich zu tun, weil es keinerlei sachlichen Beweise außer “Die Massenmedien haben es gesagt!” dafür gibt. Welche Bedeutung Sie dem beimessen, bleibt Ihnen überlassen.

Psychologen und Sozialwissenschaftler aus den USA und Großbritannien sind in einer Studie jüngst auch zu der für sie überraschenden Erkenntnis gelangt, dass …

…das negative Stereotyp des Verschwörungstheoretikers – ein feindseliger Fanatiker, der fest der Wahrheit seiner eigenen abseitigen Theorie verhaftet ist – eine akkurate Beschreibung der Leute ist, welche die offizielle 9/11-Theorie verteidigen, und nicht derer, die sie bestreiten.

Niemand muss dieser Studie unbesehen glauben, jeder kann sich mit einem Blick in Online-Foren davon überzeugen, dass “Verschwörungstheoretiker” mit Sachargumenten kommen, während Anhänger der offiziellen Theorie sich häufig wie aggressive Irre aufführen, die nur Beleidungen und dumme Witze (“Jajaja, und Hitler spielt mit Elvis in der Antarktis Karten, das kennt man doch!“) in ihrem Repertoire haben. Das alleine ist noch kein Beweis dafür, wer Recht hat – den muss man sich anderweitig besorgen, was nicht in fünf Minuten aber sehr wohl in fünf Stunden möglich ist. Das Verhalten ist jedoch ein Hinweis darauf, dass sich das Nachgehen lohnt, weil das verbreitete offensichtlich Klischee nicht stimmt. Ist es nicht das, was Sie als Islamkritiker auch von ihren Gegnern erwarten? […]

[Den vollständigen Artikel gibt es hier.]

Tausende Firmen geben Daten an Geheimdienste

Unter dem Titel Tausende Firmen geben Daten an Geheimdienste: “Die Öffentlichkeit wäre überrascht, wie viel Hilfe die Regierung sucht“ schreibt netzpolitik.org:

Das Ausmaß, wie viele amerikanische Firmen mit den Geheimdiensten zusammenarbeiten und Informationen übermitteln, wird immer deutlicher. Bloomberg berichtet jetzt von “tausenden” Firmen und bezieht sich dabei auf vier Insider. Viele dieser Informationen dienen auch dazu, offensive Hacking-Operationen vorzubereiten und durchzuführen.

Michael Riley berichtet bei Bloomberg:

Tausende von Technologie-, Finanz- und Fertigungsunternehmen arbeiten eng mit den Sicherheitsbehörden der USA zusammen. Sie stellen sensible Informationen zur Verfügung und erhalten im Gegenzug Vorteile, zu denen auch geheimdienstliche Informationen gehören. Das haben vier Personen gesagt, die mit den Vorgängen vertraut sind.

Diese Programme übersteigen PRISM noch. Neben privaten Daten von Nutzer/innen fallen dabei vor allem Spezifikationen von Geräten an. Der Zweck:

Hersteller von Hard- und Software, Banken, Internet Security-Anbietern, Satelliten-Telekommunikations-Unternehmen und viele andere Unternehmen nehmen auch an staatlichen Programmen teil. In einigen Fällen werden die gesammelten Informationen nicht nur verwendet, um das Land zu verteidigen, sondern um dabei zu helfen, Computer von Gegnern zu infiltrieren.

Alle großen Behörden sammeln diese Daten: NSA, CIA, FBI und die Militärs wie Army, Navy und Air Force.

Microsoft gibt diesen Institutionen Informationen über Bugs in seiner Software, noch eh diese Lücken geschlossen worden. […]

[Weiteresen bei netzpolitik.org]

US-Präsidentenwahl: Matrix Reloaded – Axel B.C. Krauss

Axel B.C. Krauss nimmt sich bei eigentümlich freider Medienhysterie um die amerikanischen Wahlen an und beleuchtet Hintergründe, die zu thematisieren unseren „unabhängigen“, „kritischen“, „investigativen“, „Qualitäts“- und „Intelligenz“-Medien niemals einfiele. Er schreibt unter anderem:

(…) Der „Spiegel“ bescheinigte ihm [Obama] gar – jegliche Ähnlichkeit mit Dieter Hallervordens „Nonstop Nonsens“ ist rein unfreiwillig –, ein „Messias“ zu sein. Ob ein Defibrilator da noch was ausrichten kann? Dabei hätte doch schon ein kleines Quantum investigativer Arbeit genügt, um zumindest eine leise Ahnung davon zu bekommen, wie weit es mit dem versprochenen „Change“ wirklich her sein kann: Sowohl das Kabinett George W. Bushs als auch dasjenige seines alles, nun aber wirklich auch alles ganz anders machenden Nachfolgers Droneama setzte sich größtenteils aus Mitgliedern der Bilderberger, des Council on Foreign Relations (CFR) sowie der Trilateralen Kommission (gegründet von Zbigniew Brzeziński und David Rockefeller) zusammen. Um nur einige Namen zu nennen (aus dem Kabinett Obamas):

Erstens: Timothy Geitner – Bilderberger, CFR, Trilaterale Kommission, ehemals CEO („Chief Executive Officer“) der Federal Reserve, Mitglied der Hochfinanz-Lobbyorganisation G30, war außerdem bei Kissinger & Associates beschäftigt sowie einer der Hauptarchitekten der Banken-Bailouts im Jahre 2008.

Zweitens: Paul Volcker – Bilderberger, CFR, Trilaterale Kommission, Chairman der Federal Reserve während der Carter- und Reagan-Regierung, Mitglied der G30, spielte eine wesentliche Rolle bei der Aufhebung des Goldstandards durch Richard Nixon.

Drittens: Lawrence Summers – Bilderberger, CFR, Trilaterale Kommission, war Chefökonom der Weltbank, Protégé David Rockefellers.

Viertens: Hillary Clinton – Bilderbergerin, CFR, Trilaterale Kommission.

Fünftens: Joseph Biden – Bilderberger, CFR, Mitglied des U.S Senate Committee on Foreign Relations.

Sechstens: Bill Richardson – Bilderberger, CFR, Mitarbeiter bei Kissinger & Associates.

Siebtens: Robert Gates – Bilderberger, CFR, ehemaliger Direktor der CIA, Ex-Verteidigungsminister, verwickelt in die Iran-Contra-Affäre.

Achtens: General James L. Jones – Bilderberger, Trilaterale Kommission, war „European Supreme Allied Commander“, Berater der Bush-Regierung für Fragen der Sicherheit im Mittleren Osten, Mitglied des „Brent Snowcrofts Institute for International Affairs“ zusammen mit Zbigniew Brzeziński, dessen immenser Einfluss auf die US-Politik sicher nicht mehr erläutert werden muss. Brzeziński ist neben Henry Kissinger (Zitat: „Wenn man die Kontrolle über das Geld hat, kontrolliert man die Welt“) der wichtigste Kopf hinter der heutigen US-Außenpolitik im Mittleren Osten sowie ein Vordenker und Stichwortgeber der modernen Hightech-Schnüffelgesellschaft. Wer wissen möchte, warum die US-Politik sich heute immer schneller um Kriege, mehr Überwachung, mehr globale Kontrolle dreht, lese sein Buch „The Grand Chessboard“.

Bilderberger, CFR, Trilaterale Kommission, G30, Federal Reserve – die schiere Zahl der Mitglieder dieser Organisationen in einem Kabinett, ihre auffällige Dominanz, ist mehr als nur ein Indiz für die große Einflussnahme der dahinterstehenden Elitenzirkel auf die US-Innen- sowie Außenpolitik. Wenn eine Regierung fast durchweg aus solchen Lichtgestalten besteht, aus Stimmbändern von Institutionen, die man als Schaltzentralen der Hochfinanz sowie PR-Büros der „New World Order“ bezeichnen darf, sollte man nicht mehr überrascht sein, wenn selbst ein „Messias“ nicht sonderlich viel zu ändern vermag.

Ganzen Artikel lesen:

US-Präsidentenwahl: Matrix Reloaded – Axel B.C. Krauss – eigentümlich frei.

Gelesen: Naomi Klein, Die Schock-Strategie

 

„Eine Offenbarung! Naomi Klein hat das wichtigste Buch ihrer Generation geschrieben!“ 

So zumindest lautet eine der Werbebotschaften auf der Umschlagrückseite, und der solchermaßen eingestimmte Leser schlägt das Buch „Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus“ (Frankfurt/M. 2007) in der Erwartung auf, in Naomi Klein wenn schon nicht dem Karl Marx, so doch wenigstens der Rosa Luxemburg der globalisierungskritischen Linken zu begegnen.

Schock-Strategie!!! Katastrophen-Kapitalismus!!! Wer solche Keulen schwingt, geht aufs Ganze: Entweder prägt er Begriffe, die dem Denken einer ganzen Generation die Richtung weisen – so wie „Kalter Krieg“ oder „Clash of Civilizations“ – oder er reiht sich ein in das Heer zweitklassiger Autoren, die mit knalligen Schlagwörtern die Auflage von Büchern hochtreiben, die kurzfristig die Bestsellerlisten verunzieren, um dann dem verdienten Vergessen anheimzufallen.

Um es vorweg zu sagen: Naomi Klein, seit ihrem Buch „No Logo“ einer der Stars der globalisierungskritischen Linken, gehört zur letzteren Kategorie. Man soll eben nichts auf Umschlagtexte geben.

Klein sieht in der „Schock-Strategie“ ein grundlegendes strategisches Muster, dessen Wirkungsweise sie im ersten Kapitel anhand von Foltermethoden der CIA veranschaulicht:

Dabei geht es darum, die Persönlichkeit eines Gefangenen dadurch zu brechen, dass man künstlich einen Zustand der Verwirrung und Desorientierung herbeiführt; die so zerbrochene Persönlichkeit wird dann zur formbaren Masse in der Hand des Folterers.

Nach demselben Muster, so die Autorin, verfahren neoliberale Ökonomen bei der Verwirklichung ihrer Utopie einer freien, d.h. von staatlichen Eingriffen, letztlich vom Staat überhaupt, befreiten Marktwirtschaft.

Ausgehend von Milton Friedmans wirtschaftswissenschaftlicher Fakultät an der Universität Chicago mauserte sich diese Theorie in den sechziger bis achtziger Jahren zur unangefochtenen Hauptströmung der Wirtschaftswissenschaften – unter tatkräftiger Mithilfe rechtslastiger amerikanischer Denkfabriken. Die Weltbank, der Internationale Währungsfonds (IWF) und eine Reihe aufeinanderfolgender amerikanischer Regierungen zwangen jahrzehntelang praktisch jedem krisengeschüttelten Drittweltland, ab 1989 auch Osteuropa, eine entsprechende neoliberale Politik – Deregulierung, Marktöffnung, Privatisierung, Abbau von Sozialleistungen – auf, die USA und Großbritannien praktizierten sie darüberhinaus auch im eigenen Land.

Da eine solche Politik ausschließlich im Interesse der reichsten Gesellschaftsschichten und multinationaler Konzerne liegt, den Interessen der breiten Massen aber zuwiderläuft, lässt sie sich mit den Mitteln normaler demokratischer Politik und als Ergebnis eines gründlichen gesellschaftlichen Diskussionsprozesses nicht durchsetzen.

Vielmehr schafft erst die Schocksituation – vergleichbar der eines gefolterten Gefangenen – einer existenziellen Krise die Voraussetzungen, unter denen eine vorübergehend desorientierte Gesellschaft eine schlagartig vollzogene neoliberale Rosskur über sich ergehen lässt, und selbst dann ist dieses Konzept oft nur mit autoritären, meist diktatorischen Mitteln durchsetzbar. Klein führt hierfür eine Vielzahl von Beispielen an, von Chile mit seinem Militärputsch 1973 bis hin zu Sri Lanka nach dem Tsunami 2004. In allen aufgeführten Fällen ging der autoritär durchgesetzte plötzliche Rückzug des Staates aus der Wirtschaft mit der Verarmung breiter Bevölkerungsschichten einher und vergrößerte sich drastisch die Kluft zwischen Arm und Reich.

Der neueste Trend ist laut Klein die Verselbständigung des „Katastrophen-Kapitalismus“: Die Katastrophen sind nicht mehr nur Gelegenheit bzw. Mittel zum Zwecke der Durchsetzung einer radikalen Marktwirtschaft, sondern haben einen eigenen mächtigen Wirtschaftszweig hervorgebracht, der Sicherheitsdienstleistungen anbietet, mithin an Katastrophen interessiert ist und obendrein die Kernfunktionen des Staates nach und nach an sich reißt. Sollte dieses Modell sich durchsetzen, so Klein, wird die Gesellschaft der Zukunft zerfallen in „Grüne Zonen“ der Sicherheit für die, die sich das leisten können, und „Rote Zonen“ von Anarchie und Chaos für alle Anderen.

Naomi Klein hat zweifellos fleißig recherchiert und Material in beeindruckender Fülle zusammengetragen; darin liegt eine Stärke ihres Buches, und zwar die einzige. Im Übrigen handelt es sich um nicht mehr als eine flott formulierte Streitschrift für Gleichgesinnte, also für Menschen, die in denselben linken Schablonen denken wie die Autorin selbst. Zu einem wirklich herausragenden Werk – und als solches wird es angepriesen – fehlt es ihm an analytischer Tiefe, begrifflicher Präzision, theoretischer Durchdringung, auch an Fairness und Gelassenheit des Urteils, kurz und gut: am geistigen Format.

In einem Siebenhundert-Seiten-Werk über Wirtschaftspolitik kein einziges wirtschaftswissenschaftlich fundiertes Argument, keine einzige ökonomische Analyse unterzubringen ist mehr als nur eine kleine Unterlassungssünde. Eine ideologiekritische Auseinandersetzung mit der neoliberalen Ökonomie findet nicht statt, eine Analyse des Verhältnisses von Markt und Staat erst recht nicht. Kleins eigener wirtschaftspolitischer Standort lässt sich nur aus Randbemerkungen erschließen, und die werfen kein gutes Licht auf ihre Kompetenz. Wenn sie etwa den ANC dafür kritisiert, dass er nicht die Politik verfolgt, Löhne zu oktroyieren, Preise einzufrieren und Geld zu drucken, so muss man sich fragen, ob Klein wirklich nur mit dem Neoliberalismus in Fehde liegt oder mit der ökonomischen Rationalität schlechthin. Wenn sie die Fortdauer des Nahostkonflikts auf die Interessen der israelischen Sicherheitsindustrie zurückführt, dann wird eine solche vulgärmarxistische Position der Komplexität des Themas wohl kaum gerecht.

Naomi Klein verfolgt in ihrer Argumentation exakt jene „Schock-Strategie“, die sie dem Neoliberalismus zum Vorwurf macht: Zuerst bringt sie den Leser mit morbider Lust am grausamen Detail durch Folterbeschreibungen in antiamerikanische Stimmung, dann bombardiert sie ihn über hunderte von Seiten mit Details, liefert deren Interpretation gleich mit und lässt zumindest dem nicht vorgebildeten Leser keine Chance, sie kritisch zu hinterfragen. Wer so schreibt, will nicht überzeugen, sondern indoktrinieren.

Das ist bedauerlich, weil eine fundierte Auseinandersetzung mit der neoliberalen Ökonomie, also mit der Doktrin der vollständig freien Marktwirtschaft und ihren Gefahren allemal wichtig und lohnend wäre. Der Satz, dass Konkurrenz das Geschäft belebt, gilt auch und gerade auf dem Markt der Ideen, und ein linkes Konzept muss nicht schon deshalb schlecht sein, weil es links ist. Nur muss es eben überhaupt ein Konzept, also fundiert und in sich schlüssig sein. Das ist bei Klein nicht erkennbar. Nicht die Fragen, die sie stellt, sondern die doktrinären Antworten, die sie gibt, machen die „Schock-Strategie“ zu einem ärgerlichen, einem schlechten Buch.

Viel Lärm um nichts?

So, nun haben wir es also quasi amtlich von den amerikanischen Geheimdiensten, denselben, die noch 2005 sicher waren, der Iran arbeite an Atomwaffen: Heute sind sie ebenso sicher, dass er das nicht tut – und zwar schon seit 2003.

Ich glaube nicht, dass es unfair ist, die Entwarnungen von Geheimdiensten anzuzweifeln, die heute dies behaupten und morgen das Gegenteil. Die den 11. September nicht vorhergesehen, geschweige denn verhindert haben. Die 1979 von der iranischen Revolution überrascht wurden. Ganz abgesehen von all den Böcken, die sie im Laufe ihrer Geschichte sonst noch geschossen haben.

Als einfacher Bürger steht man ja oft genug vor der Frage, was man glauben soll und was nicht, zumal dann, wenn es um Geheimdienstberichte geht, in deren Natur es liegt, dass sie nicht überprüfbar sind – aber nicht nur dann. Auch sonst werden zu viele Fehlinformationen gestreut, deren Herkunft zweifelhaft ist, und die man pragmatisch akzeptieren muss, wenn man nicht sein Leben mit der Nachprüfung von Details verbringen will.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man ziemlich weit kommt, wenn man nicht die einzelne Information inhaltlich überprüft (was oft genug unmöglich ist), sondern danach fragt, ob sie zusammen mit den bereits bekannten Tatsachen ein stimmiges, widerspruchsfreies Gesamtbild ergeben. Die Frage lautet: Passt das? 

Damit bekommt man zwar keine harten Beweise für oder gegen eine These (aber die bekommt man sowieso nicht), doch immerhin kann man auf diesem Wege ihre Plausibilität einschätzen und so das Irrtumsrisiko verringern.

Bekannt und vom Iran nicht etwa bestritten, sondern zur Schau gestellt ist zum Beispiel, dass er ein ehrgeiziges Programm zur Entwicklung von Raketen mit mehreren tausend Kilometern Reichweite verfolgt. Von Trägerwaffen also, deren einzig sinnvolle Nutzlast Atomsprengköpfe sind. Warum tut er das, wenn er doch keine Sprengköpfe bauen will?

Das Atomwaffenprogramm soll 2003 eingestellt worden sein. Zweitausenddrei!!! Zu genau dem Zeitpunkt also, wo die Regierung Bush den Beweis antrat, dass selbst die Nichtexistenz von Massenvernichtungswaffen (und die Kooperation mit UNO-Inspekteuren) ein Land nicht vor der Invasion bewahrt, wenn es zur „Achse des Bösen“ gehört – während ein noch so kleines Atomwaffenarsenal (Nordkorea) zur Abschreckung ausreicht.

Begründet wird dies damit, dass der Iran eben doch für internationalen Druck empfänglich sei und sich Sorgen um sein Ansehen im Ausland mache. Der Iran??? Bei seiner regelmäßig praktizierten Politik, westliche Ausländer als Staatsgeiseln zu nehmen, scheint die Sorge um das internationale Ansehen nicht so schmerzhaft gebrannt zu haben. Vor allem aber: Ein solches Nachgeben wäre doch nur dann sinnvoll gewesen, wenn die Welt davon erfahren hätte. Stattdessen taten die Perser alles, um die Welt in dem Glauben zu lassen, sie arbeiteten tatsächlich an Atomwaffen. Wozu sonst das Versteckspiel mit der IAEA? Wenn die Einschätzung der amerikanischen Geheimdienste richtig wäre, müsste man dem Iran unterstellen, einerseits auf die effektivste Abschreckungswaffe zu verzichten, andererseits durch Geheimhaltung dieses Verzichts eine Invasion provozieren zu wollen. Die Strategie eines Selbstmörders.

Und warum betreibt der Iran seit dem Amtsantritt Ahmadinedjads eine Politik der psychologischen Kriegsvorbereitung durch brutale Hetze gegen Israel, verbunden mit der Propaganda, die Wiederkehr des Verborgenen Imam (die schiitische Variante der Apokalypse) stehe unmittelbar bevor? Warum, wenn der Krieg doch angeblich gar nicht stattfinden kann?

Vielleicht blufft der Iran, um den Preis in die Höhe zu treiben, den der Westen für einen Verzicht auf die Urananreicherung zu zahlen hätte? Das wäre eine gerissene Strategie – die der Iran aber offensichtlich nicht verfolgt! Bisher haben ihn die Europäer mit Engelszungen und großzügigen Angeboten nicht dazu verleiten können, seinerseits einen Preis zu nennen – es blieb beim catonischen Beharren auf der Anreicherung. Warum? (Ich begreife schon, dass es für Entwicklungländer eine Frage des Stolzes ist, technologische Kompetenz zu demonstrieren, hier also durch die Anreicherung. Aber dafür braucht man keine 3000 Zentrifugen!) Zumal der Iran doch damit rechnen musste, dass der Bluff, wenn er denn einer ist, als solcher auffliegt. Der Druck auf Teheran mag durch die „Enthüllungen“ der amerikanischen Dienste jetzt abnehmen, der Preis, den er verlangen kann, aber auch.

Die Dienste berufen sich unter anderem auf abgehörte Telefonate iranischer Offiziere; einer von ihnen habe sich über die Einstellung des Atomwaffenprogramms geärgert. Sollen wir wirklich glauben, dass iranische Militärs so naiv sind, solche Dinge am Telefon zu verhandeln? In Europa weiß jedes Kind, dass die NSA praktisch jedes Telefonat auf diesem Planeten abhören kann. Sollte das in der iranischen Armee unbekannt sein? (Wenn es aber nicht unbekannt ist – könnte es nicht sein, dass solche Telefonate genau zu Zweck geführt werden, den Amerikanern Fehlinformationen zuzuspielen?)

Das Ganze fügt sich zu keinem Bild. Das passt nicht. Das stinkt.

Völlig undurchsichtig ist auch, was in Washington gespielt wird. Sind die Dienste wirklich ihrem Präsidenten in den Rücken gefallen, um nicht wieder als Sündenbock für einen verfehlten Krieg herhalten zu müssen? Sind sie ihm überhaupt in den Rücken gefallen? Bush wusste seit mindestens drei Monaten von diesem Bericht; es hat ihn nicht gehindert, vom möglicherweise bevorstehenden Dritten Weltkrieg zu sprechen. Warum hat er nicht wenigstens seine Sprache gemäßigt? Könnte es sein, dass Bush schon längst vorhat, seine Iranpolitik zu ändern, dies aber nicht zugeben will, deshalb öffentlich den strammen Max gibt, der scheinbar nur unter dem Druck von öffentlich gemachten Geheimdienstberichten seine Politik ändert? Schärfere Sanktionen gegen den Iran kann man sich jetzt jedenfalls aus dem Kopf schlagen – Israel aber ist in diesen dubiosen Annapolis-Prozess verstrickt worden.

Spekulationen sind natürlich immer misslich – ich hasse es, spekulieren zu müssen! Aber die amerikanische Politik ist so undurchsichtig, inkonsequent und doppelbödig, dass sie einen zum Spekulieren zwingt. Irgendeiner in Washington spielt ein doppeltes Spiel – man weiß nur nicht, wer und warum. Vielleicht ist das alles ganz harmlos zu erklären, durch Schlamperei und Unprofessionalität zum Beispiel.

Vielleicht aber, vielleicht, geht es darum, einen Frontwechsel einzuleiten – der Iran hat schließlich Einiges zu bieten, von der Stabilität im Irak und Afghanistan bis zur sicheren und preisgünstigen Ölversorgung. Umgekehrt hat auch der Westen dem Iran Einiges zu bieten: Technologie, Integration in die Weltwirtschaft, Anerkennung einer regionalen Großmachtstellung. „Natürliche“ Verbündete eigentlich. Nur Einer stört.

Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber in meinem Kopf kreist die Broder-Frage:

Ab welchem Ölpreis steht das Existenzrecht Israels zur Disposition?