Eurofilz

Günter Verheugen, derselbe Günter Verheugen, dem wir die profunde Einsicht verdanken

Wir brauchen die Türkei mehr als die Türkei uns braucht.

hat nach seinem Ausscheiden als EU-Kommissar einige neue Jobs übernommen, die merkwürdig nah an seinem ehemaligen Tätigkeitsgebiet liegen, darunter einen als „Berater“ – der Vereinigung der türkischen Handelskammern.

Diese und weitere unappetitliche Personalien aus Brüssel finden sich auf der Netzseite von LobbyControl.

Widerspruch!

Ist  man eigentlich verpflichtet, alles gut zu finden, was Eva Herman sagt und schreibt, nur weil es eben von Eva Herman gesagt und geschrieben wird, und diese Dame als Säulenheilige der politischen Unkorrektheit sozusagen schon aus Prinzip nichts Falsches, Dummes oder Geschmackloses sagen kann?

Ich wundere mich schon, wie weit der Konsens unter meinen Bloggerkollegen geht, dass Eva Herman Recht habe mit dem Tenor ihres Artikels „Sex- und Drogenorgie Loveparade: Zahlreiche Tote bei Sodom und Gomorrha in Duisburg“: dass nämlich die Opfer selber schuld seien, ja dass die Katastrophe vom vergangenen Samstag ein Strafgericht Gottes gewesen sei. (So jedenfalls muss man es wohl verstehen, wenn sie schreibt: „Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen.“)

Die Kritik an Veranstaltungen wie der Love Parade trifft durchaus ins Schwarze, und mehr als legitim ist es auch, dem dümmlichen Mainstreamgeschwätz von den „fröhlich feiernden jungen Menschen“ einen bissigen Kontrapunkt entgegenzusetzen. Zu jedem denkbaren Zeitpunkt wäre diese Kritik auch angemessen gewesen. Sie aber einundzwanzig Toten als Nachruf hinterherzuwerfen, ist pietätlos, geschmacklos und roh.

Die Mentalität, die darin zum Ausdruck kommt, ist genau dieselbe doktrinäre Gefühlstaubheit, die wir schon an Eugen Drewermann beobachten mussten – mit dem Herman sonst weiß Gott nichts gemein hat -, der am Abend des 11.September 2001 kaltschnäuzig schwadronierte, die Amerikaner seien ja selbst schuld. Von einem Linken wie Drewermann, der sozusagen schon von Hause aus nicht weiß, was sich gehört, und dessen Dekonstruktionswut schon aus ideologischem Prinzip vor nichts haltmacht, war nichts Anderes zu erwarten. Von Eva Herman schon.

Die kaum verhohlene Schadenfreude gegenüber den Teilnehmern einer Veranstaltung, die man nicht ausstehen kann, gehört moralisch in dieselbe Schublade wie die nämliche Schadenfreude linker Deutschenhasser, die die Korken knallen lassen, wenn deutsche Soldaten sterben.

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der dekadenten Schamlosigkeit der Love Parade und dem Tod dieser Menschen. Das Ausmaß an Verantwortungslosigkeit und Inkompetenz auf Seiten der organisatorisch Verantwortlichen hätte zu demselben Ergebnis geführt, wenn es nicht um die Love Parade, sondern um eine Papstmesse gegangen wäre.

Wenn einen schon Glaubens- und Pietätsgründe nicht davon abhalten, den lieben Gott hier verantwortlich zu machen – was schlimm genug ist -, so sollte es wenigstens die Erkenntnis sein, dass solche Katastrophen dort unvermeidlich sind, wo unfähiges und korruptes Gesindel regiert, und dass Jeder von uns der Nächste sein kann, dem die verlogenen Trauerbekundungen irgendwelcher Oberbürgermeister gelten, die schluchzen, aber nicht zurücktreten.

Der Unparteiische

Der brasilianische Schiedsrichter Carlos Simon, genannt „der Sheriff“, weil er die Karten schneller zieht als John Wayne seinen Revolver, soll morgen das Spiel Deutschlands gegen Ghana leiten. Man muss wissen, dass dieser Mann schon einmal wegen Manipulationsverdachts gesperrt war.

Ob die Brasilianer sich wohl gefreut hätten, wenn der DFB Robert Hoyzer geschickt hätte, damit er ihre Spiele pfeift?

Die Grünen auf dem Strich

Außerhalb des Saarlandes (das ja immer ein wenig der Krähwinkel der Republik ist) ist nur wenig beachtet worden, was sich Kontext der dortigen Regierungsbildung zugetragen hat, aber es wirft ein Schlaglicht auf die Sitten, die in unserem Land offenbar einreißen.

Da hat also ein bekannter Unternehmer, rein zufällig auch Kreisvorsitzender der FDP, ausgerechnet im Vorfeld der Landtagswahl 2009 47.000 Euro an die Grünen gespendet. Nach der Wahl entscheiden sich die Grünen – und zwar auf Betreiben ihres Landesvorsitzenden Hubert Ulrich, der angeblich als Einziger von der Spende wusste – zur großen Überraschung der Öffentlichkeit für eine Koalition mit FDP und CDU statt mit SPD und Linken.

Wir haben uns ja schon an einiges gewöhnen müssen, unter anderem an eine Bundesregierung, die nicht einmal den Anschein glaubwürdig zu vermeiden versuchte, man könne mit Parteispenden, speziell an die FDP, politische Entscheidungen kaufen. Nun ja, konnte man da vielleicht noch sagen, die FDP hat in puncto Korruption schon immer einen strengen Geruch verströmt.

Im Falle der saarländischen Grünen geht es aber schon nicht mehr um Korruption. Sie haben schließlich, allem Anschein nach, nicht Entscheidungen verkauft, sondern sich selbst, und damit sogar die Grenze von der Korruption zur Prostitution überschritten. Und dabei ist selbst dieser Vergleich noch zu schwach und sogar eine Beleidigung der Prostituierten.

Verglichen mit einer Partei, die sich an ihren politischen Gegner verkauft, ist nämlich jeder Bahnhofsstrichjunge ein ehrbarer Geschäftsmann.

Korruption in Griechenland

Korruption in Griechenland

Wer einen griechischen Beamten dazu kriegen will, einen Finger zu rühren, muss ihn mit im Durchschnitt 1355 Euro schmieren, sagt Transparency International.

Eine Zahl, die nicht im alltäglichen Nachrichtenrauschen untergehen sollte. Eine Zahl, die deutsche Politiker parat haben sollten, wenn dieses Volk von Tricksern, Täuschern und Faulenzern wieder einmal – egal unter welchem Vorwand – deutsche Kassen anzapfen will.


Prostituierte Politik

Wenn man Lieschen Müller Glauben schenken darf, dann findet Politik ungefähr so statt: Man gründet eine Partei, wirft sich mitsamt der Partei einer oder mehreren Lobbys an den Hals, die die Spendenmillionen rüberwachsen lassen. Im Gegenzug spendiert die Partei ihren Gönnern Milliarden aus der Staatskasse. Das Nachsehen hat der Steuerzahler. Oder umgekehrt: Wer Milliarden einsacken will, kaufe sich für ein paar Millionen eine kleine Partei.

Es gibt so Tage (und der heutige gehört dazu), da frage ich mich, wozu ich eigentlich jahrelang Politische Wissenschaft studiert habe. Offenbar nur, um festzustellen, dass Lieschen Müller ganz einfach Recht hat, und dass jeder Versuch, die deutsche Politik nicht als ein System der organisierten Korruption zu beschreiben, nur Denjenigen der Lächerlichkeit preisgibt, der ihn unternimmt.

Ich hatte mich ja schon gewundert, warum der knappe Spielraum für Steuererleichterungen ausgerechnet dazu benutzt wird, Hotelübernachtungen billiger zu machen. Wirtschaftspolitisch hatte das überhaupt keinen Sinn, nicht einmal einen, den man vielleicht irgendwie an den Haaren hätte herbeizerren können.

Der Spiegel, der bei dieser Gelegenheit gezeigt hat, dass er wenigstens ab und zu zu etwas nütze ist, hat jetzt aufgedeckt, warum gerade die Hotelbranche politisch bedient werden musste.

Zum brechreizerregenden Ruch des Landesverrats, der diese Regierung von Anbeginn begleitet hat, kommt jetzt also noch der unabweisbare Verdacht der Käuflichkeit. Diese Regierung erregt nicht einmal die Gegnerschaft, die bei politischen Meinungsverschiedenheiten normal ist. Sie erregt nur Ekel.