Für wen schreibe ich?

Als einer der Kommentatoren von „Acht der Schwerter“ neulich grummelte, ich wollte wohl meine linksliberale Leserschaft nicht verschrecken, war ich doch einigermaßen erstaunt: Meine Themen und die Perspektive, aus der ich sie behandele, dürften unter Linksliberalen nicht besonders populär sein. Dachte ich.

Andererseits weiß ich überhaupt nichts über die politische Zusammensetzung meiner Leserschaft. Natürlich kann ich die Kommentatoren einschätzen; nur habe ich ungefähr zwanzigmal mehr Leser als Kommentatoren, und ob Letztere repräsentativ für Erstere sind, entzieht sich meiner Kenntnis, interessiert mich aber sehr – und Euch vielleicht auch. Deswegen habe ich mich entschlossen, das neue Umfrage-Spiel… pardon: Werkzeug von WordPress zu benutzen und Euch nach Eurer politischen Einstellung zu fragen. Gebt bitte an, welcher Richtung ihr am Ehesten zuneigt; kaum jemand wird sich hundertprozentig mit dieser oder jener der genannten Richtungen identifizieren, die meisten werden mit mehreren sympathisieren, aber eine bevorzugte Tendenz dürfte Jeder haben. 

Die Umfrage läuft bis einschließlich 31.Oktober. Um zu gewährleisten, dass die Voten unabhängig voneinander abgegeben werden, werde ich die Ergebnisse erst nach Schließung der Wahllokale, also am 1.November hier veröffentlichen. Selbstverständlich erfolgt die Stimmabgabe anonym, ich erfahre also nicht, wer wie gestimmt hat.

Ich bitte um rege Beteiligung.

 

[polldaddy poll=1019482]

Kleiner Hinweis

Da ich schon einige Zeit schweige, halte ich es für angebracht darauf hinzuweisen, dass ich nicht etwa im indischen Dschungel verschollen bin. Ich schreibe gerade an einer Rezension zu Wolfgang Wippermanns Buch „Autobahn zum Mutterkreuz: Historikerstreit der schweigenden Mehrheit“.

In diesem Buch setzt sich der Autor mit der Kontroverse um Eva Herman auseinander. Herausgekommen ist dabei ein solches Prachtexemplar an Political Correctness, dass ich gar nicht anders kann als es hingebungsvoll zu zerpflücken, den darin enthaltenen ideologischen Code als Machtcode zu dechiffrieren und mir nebenbei Gedanken darüber zu machen, wie ein kritisches, antitotalitäres Geschichtsbewusstsein aussieht, das nicht über die Stöckchen der Political Correctness springt.

Dementsprechend lang wird der Artikel ausfallen, und da ich ja auch noch andere Dinge zu tun habe als zu bloggen, dauert es eben seine Zeit. Ich hoffe aber, am Dienstag oder Mittwoch das Ergebnis veröffentlichen zu können. Bis dann!

Félicitations, Sarko!

Sehr geehrter Herr Präsident,

gestatten Sie mir bitte, Ihnen und Ihrer Angetrauten meine aufrichtigen Glückwünsche zu Ihrer Vermählung auszusprechen! Ich kann kaum in Worte fassen, wie ich mich für Sie beide freue, insbesondere für die bisherige Mademoiselle Bruni, für die zweifellos ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen ist – war es doch erklärtermaßen ihr innigster Wunsch, „einen Mann zu kriegen, der über die Atombombe entscheidet“.

Ich fühle auch mit Ihnen und bedaure zutiefst, dass Ihr junges Glück durch die Aufdringlichkeit einer unersättlich neugierigen Öffentlichkeit getrübt wird. Ich selbst werde Sie daher keineswegs mit indiskreten Fragen behelligen:

Ich werde Sie nicht fragen, ob die Trauung in demselben Raum des Élysée stattfand, in dem auch die jüngsten Nacktfotos Ihrer Frau geschossen wurden.

Es interessiert mich auch nicht wirklich, ob ein „Mann, der über die Atombombe entscheidet“, in Unterhosen wesentlich anders aussieht als ein Mann, der nicht über die Atombombe entscheidet. Fetischismus treibt seine eigenen Blüten, und was des Einen Peitsche, ist des Anderen… – nun ja, Atombombe.

Selbstverständlich verkneife ich mir auch, mir plastisch auszumalen, welche Rolle dem präsidialen Atomköfferchen beim präsidialen Liebesspiel zukommt. Erstens möchte ich, dass mein Blog nicht auf dem Index der jugendgefährdenden Schriften landet. Zweitens möchte ich auch weiterhin ruhig schlafen können.

Ich fühle mich aber verpflichtet, Sie darauf hinzuweisen, dass Ihr Glück bedroht ist:

Stellen wir uns vor, eines Tages würde ein – sagen wir: – arabischer Potentat „über die Atombombe entscheiden“, und zwar einer, der auch bereit wäre, sie einzusetzen. Verglichen mit einem solchen Supermann sähen Sie, Herr Präsident, in den Augen Ihrer Frau doch wie ein – pardon – langweiliger Schlappschwanz aus.

Ich bitte Sie also dringend, Ihre gegenüber Ihren arabischen Freunden allzu freigebige Atompolitik zu überdenken. Wenn schon nicht aus Sorge um die Menschheit, so doch wenigstens, damit Ihnen Ihre Frau nicht durchbrennt.

Mit freundlichen Grüßen

Manfred

[Calamitas teilt bekanntlich meine Schwäche für Sarko; mehr zu Carla und ihrer Atombombe also hier]

Ist das schon rassistisch?

Die Schweizerische Volkspartei (SVP) und ihr umstrittener Vorsitzender Christoph Blocher werben mit diesem Plakat um Wählerstimmen:

SVP Plakta Schwarzes Schaf

„…die Art und Weise, wie sie mit dem Schüren von Überfremdungsangst auf Stimmenfang geht, hat dieses Jahr selbst den UN-Berichterstatter für Rassismus, Doudou Diène, auf den Plan gerufen. Er verlangte den Rückzug des SVP-Wahlplakats, auf dem ein schwarzes Schaf aus dem Land ‚befördert‘ wird.“

Sollte bei den Vereinten Nationen nicht bekannt sein, dass der Ausdruck „Schwarzes Schaf“, der hier visualisiert wird, im Deutschen mitnichten einen Menschen schwarzer oder dunkler Hautfarbe bedeutet, sondern eine Metapher für Menschen ist, die sich unlauterer oder krimineller Praktiken bedienen? Und dass dieses Plakat daher – für jeden Menschen deutscher Muttersprache offensichtlich – die Ausweisung von Kriminellen fordert?

Das könnte man meinen – Deutsch gehört bekanntlich nicht zu den Amtssprachen der Vereinten Nationen -, gäbe es nicht auch im Englischen den Ausdruck „Black Sheep“:

  1. A sheep with black fleece.
  2. A member of a family or other group who is considered undesirable or disreputable.

Also wieder keine rassistischen Implikationen. 

Es gehört zur Souveränität eines Staates, darüber entscheiden zu können, wen er auf seinem Territorium duldet und wen nicht. Unter Gesichtspunkten der Rechtsstaatlichkeit ist dagegen nichts einzuwenden, solange die Ausweisung

a) nicht willkürlich, sondern auf der Grundlage von Gesetzen erfolgt; der Gleichheitsgrundsatz steht dem nicht entgegen – er verpflichtet den Gesetzgeber nur, materiell Gleiches gleichzubehandeln, berechtigt ihn aber auch, materiell Ungleiches ungleich zu behandeln. Im Hinblick auf das Aufenthaltsrecht ist die Staatsangehörigkeit ein zulässiges Unterscheidungskriterium. Eine Pflicht zur Duldung von Straftätern gibt es nicht.

b) sich nicht gegen eigene Staatsbürger richtet; es versteht sich von selbst, dass Staatsbürger ein Aufenthaltsrecht im eigenen Land haben. (Wahrscheinlich würde Blocher am liebsten alle Kriminellen ausweisen, auch die mit Schweizer Pass, aber das geht in einem Rechtsstaat nun einmal nicht, und er fordert es auch nicht.)

Von Rassismus kann also nicht die Rede sein, wohl aber von „political correctness“ im verächtlichen Sinne des Wortes: Hier wird eine Forderung, die man richtig oder falsch finden kann, die aber weder rassistisch noch undemokratisch oder illegitim ist, nicht mit Argumenten bekämpft, sondern mit moralischer Verdammung. Es geht offensichtlich nicht darum, Minderheiten zu schützen, sondern missliebige Meinungen mundtot zu machen. Es geht darum, demokratischen Staaten die Verfolgung völlig legitimer Eigeninteressen zu verwehren.

Und es hat ä Gschmäckle, wenn eine Organisation wie die Vereinten Nationen, die überwiegend Staaten vertritt, die die Menschenrechte mit Füßen treten, ausgerechnet auf der Schweiz herumhackt, einer der ältesten und stabilsten Demokratien der Welt. Was hier stattfindet, ist der Versuch, den Westen mit seinen eigenen Waffen zu schlagen: Aus dem Katalog der westlichen Werte, auf den die UNO sich verbal immer noch beruft – Menschenrechte, Demokratie, Gleichheit, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit -, pickt man sich genau diejenigen heraus (Antirassismus), die man gegen den Westen einsetzen zu können glaubt (und wenn man die Anklagen noch so sehr an den Haaren herbeizerren muss), und lässt den Rest unter den Tisch fallen.

Dass die vereinigten Gutmenschen aller westlichen Länder gierig nach der Gelegenheit zur Selbstgeißelung greifen und sich vor den Karren einer antidemokratischen Agenda spannen lassen – nun, wen wundert das noch?

[Zum selben Thema hier noch ein paar Anmerkungen von Roger]

Ein todsicherer Tipp!

Heute versuche ich mich als Kreml-Astrologe – ein Beruf mit Zukunft!

Putin will also Präsident bleiben, ohne das Amt tatsächlich zu behalten. Was er jetzt braucht, ist ein Frühstückspräsident, der ihm bis 2012 den Sessel warmhält und bis dahin seine Kreise nicht stört. Und – Pssst! – ich weiß schon, wer es sein wird!

Überlegen wir doch. Der neue Präsident muss

erstens beinhart russische Interessen vertreten,

zweitens irgendwie staatsmännisch daherkommen, darf dabei aber

drittens Putin niemals widersprechen und

viertens dessen Macht nicht gefährden, was

fünftens bedeutet, dass er nicht in die politischen Machtstrukturen Russlands eingebunden sein darf.

Besonders das letzte Kriterium ist für russische Politiker unerfüllbar. Der Neue sollte also entweder kein Politiker sein – schwierig, wenn er Präsident werden soll. Oder kein Russe.

Na, ahnen Sie, wer diesem Anforderungsprofil entspricht und deshalb der neue russische Präsident sein wird? Richtig! Gerhard Schröder!

Ein todsicherer Tipp. Rufen Sie noch heute den Buchmacher Ihres Vertrauens an!