Deutschenfeindlichkeit – Teil 1: Das westliche antideutsche Narrativ

[Am 16. Juli hielt ich im Rahmen des 18. Berliner Kollegs des Instituts für Staatspolitik in Berlin einen Vortrag zum Thema „Deutschenfeindlichkeit – eine Bestandsaufnahme“. Leider gibt es von der auch im Übrigen hochinteressanten Veranstaltung keine Bild- oder Tonaufzeichnungen. Aufgrund vielfacher Nachfrage habe ich mich entschlossen, meine Rede auf der Grundlage meiner Redenotizen zu rekonstruieren und hier zu dokumentieren. Da der Vortrag für einen einzelnen Blogartikel zu lang war, veröffentliche ich ihn als Serie. Ich beginne mit dem Abschnitt über das westliche antideutsche Narrativ]

Deutschenfeindlichkeit ist ein ausgesprochen vielschichtiges Phänomen. Es gibt das traditionelle Ressentiment vieler Völker – Polen, Franzosen, Briten, Juden – aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Kriege davor. Es gibt eine intellektuelle Form der Deutschfeindlichkeit, die weniger mit der Abneigung gegen die Deutschen als Menschen zu tun hat, als mit der Abneigung gegen und die Furcht vor dem deutschen Staat, dem man jederzeit zutraut, zu mächtig zu werden. Es gibt Misstrauen gegen den deutschen Volkscharakter. Es gibt die Deutschfeindlichkeit hier lebender Migranten. Es gibt die Deutschfeindlichkeit der Deutschen selbst. Und es gibt eine Ideologie, zu deren zentralen Bestandteilen Deutschfeindlichkeit gehört. [Das Thema des Vortrages war Deutschenfeindlichkeit. Wenn ich im Folgenden meist das Wort Deutschfeindlichkeit verwende, dann um deutlich zu machen, dass es nicht einfach um Ressentiment gegen Deutsche, sondern in einem umfassenderen Sinn um verschiedene Arten von Feindseligkeit gegen das Deutsche schlechthin geht: das Volk, den Staat, die Menschen usw.]

Die verschiedenen Facetten und Ebenen des Gesamtkomplexes „Deutschfeindlichkeit“ stehen nicht unverbunden nebeneinander. Sie durchdringen und verstärken einander und wachsen sich zusammen zu einer Gefahr für das deutsche Volk aus. Die Deutschfeindlichkeit von Migranten, die Götz Kubitschek und Michael Paulwitz in ihrem Buch „Deutsche Opfer – fremde Täter“ thematisiert haben ist nur die eine Seite der Medaille, und darauf komme ich noch zu sprechen. Die andere Seite ist die Deutschfeindlichkeit im eigenen Lager, die es überhaupt erst möglich macht, dass wir durch Massenmigration Gefahr laufen, zu Minderheit im eigenen Land zu werden, und dass die Deutschfeindlichkeit von Migranten zu einem Problem der inneren Sicherheit werden konnte.

Zu diesem „eigenen Lager“, dessen Deutschfeindlichkeit zu Problem wird, gehören in diesem Zusammenhang die Deutschen selbst, speziell deren Funktionseliten; in einem größeren Zusammenhang aber auch der westliche Kulturkreis, in den Deutschland eingebunden ist, und dessen Eliten für ihre Deutschfeindlichkeit Gründe haben, die weniger mit eigentlichem Ressentiment als mit Ideologie zu tun haben.

Das westliche antideutsche Narrativ

Die allgemeinste und verbreitetste Grundlage von Deutschfeindlichkeit ist das, was ich das westliche antideutsche Narrativ nennen möchte. „Narrativ“ ist ein neudeutscher Ausdruck; man kann auch sehr gut von einer Geschichtsideologie sprechen. Einer Ideologie, die über Filme, Literatur, populäre Geschichtsdarstellungen verbreitet wird, und derzufolge Deutschland eine Gefahr für seine Nachbarn gewesen (und potenziell auch heute noch) sei und daher gefesselt, entmachtet und verdünnt werden müsse, weil der deutsche Volkscharakter antidemokratisch, obrigkeitshörig, kollektivistisch, gewalttätig, kriegslüstern, genozidal usw. sei. Zwar sind sich die heutigen Historiker meistens zu fein dazu, eine direkte Linie Luther-Friedrich-Bismarck-Hitler zu ziehen, aber die Nachwirkungen dieser Art von propagandistischer Geschichtsschreibung sind noch heute deutlich spürbar und äußern sich nicht zuletzt in der Neigung, die gesamte deutsche Geschichte als Vorgeschichte des Dritten Reiches zu behandeln.

Man begreift dieses Geschichtsbild nicht, wenn man den historischen Kontext außer Acht lässt, und dieser Kontext ist der europäische Bürgerkrieg, der seit 1789 tobt. [Noch immer lesenswert in diesem Zusammenhang ist Hanno Kestings 1959 erschienenes Werk „Geschichtsphilosophie und Weltbürgerkrieg. Deutungen der Geschichte von der Französischen Revolution bis zum Ost-West-Konflikt“. Zur Zeit ist es anscheinend nicht einmal antiquarisch verfügbar, aber gut sortierte Bibliotheken sollten es haben; die Berliner Staatsbibliothek jedenfalls hat es.] Dieser Bürgerkrieg wird von den Anhängern dreier Ideologien ausgefochten, die immer mal wieder ihre Namen, Parolen und Programme ändern, aber doch eine erkennbare Identität und Kontinuität aufweisen. Es handelt sich um zwei utopische und eine nichtutopische Weltanschauung, also um Liberalismus und Sozialismus auf der einen Seite; auf der anderen Seite um, wie auch immer man das nennen will, die konservative Weltanschauung, die Reaktion oder auch einfach die politische Rechte.

Die beiden utopischen, revolutionären Ideologien, worin auch immer sie sich sonst unterscheiden, haben benennbare Gemeinsamkeiten, durch die sie sich so fundamental von der Rechten unterscheiden, dass es zulässig ist, sie auf eine gemeinsame Metaideologie zurückzuführen. Dies betrifft vor allem den utopischen Ansatz als solchen. Der utopische Ansatz geht davon aus, dass die Möglichkeit des friedlichen und zivilisierten Zusammenlebens von Menschen nicht ein erklärungsbedürftiges Wunder, sondern eine Selbstverständlichkeit sei, weswegen man den Grundlagen der Existenz von Gesellschaft schlechthin auch keine Beachtung schenken müsse und sich gleich – durch schrittweise Reformen oder per revolutionärem Parforceritt – der Verwirklichung des Paradieses auf Erden widmen könne.

Die utopischen Ideologien implizieren eine Reihe von Annahmen:

Erstens, der Mensch sei von Natur aus gut, nur die gesellschaftlichen Verhältnisse, kurz gesagt Unfreiheit und Ungleichheit seien für das Böse verantwortlich, weswegen sie beseitigt werden müssten. Der rechte Ansatz geht dagegen davon aus, dass der Mensch unvollkommen und schwach und in die Erbsünde verstrickt und deshalb auf die Existenz einer ihn stützenden sozialen Ordnung angewiesen ist, wobei ein gewisses Maß an Unfreiheit und Ungleichheit notwendig in Kauf genommen werden muss, weil die Alternative nicht Freiheit und Gleichheit, sondern Chaos, Gewalt und Barbarei sind.

Zweitens, dass Gesellschaft rational geplant werden könne und ihre Gestaltung eine Frage der Vernunft sei. Die Rechte dagegen geht davon aus, dass die Gesellschaft auf die Geltung des Vorgefundenen und Nichthinterfragten angewiesen ist, das durch Kritik zwar zerstört, aber nicht auf rationalem Wege durch etwas Besseres ersetzt werden kann: etwa auf Familie, Glaube, Tradition, Vaterland.

Drittens, das „Gute“, also Freiheit und Gleichheit sei rational ableitbar, müsse mithin auch kulturunabhängig und universell gültig sein, weswegen man die gesamte Menschheit zum Heil führen könne, wenn man die aus den Prinzipien der Aufklärung folgenden Utopien global verwirkliche. Für Konservative dagegen ist jede Kultur eine einzigartige, nicht planbare und unwiederholbare Antwort auf die elementare Frage, wie Gesellschaft möglich ist. Sie betonen daher das Recht des Partikularen gegenüber den Geltungsansprüchen universalistischer Ideologie.

Viertens, dass man Gesellschaft von der Utopie her deuten und analysieren müsse, dass heißt von Normen statt von Fakten, vom Sollen statt vom Sein, von den Rechten statt von den Pflichten her.

Von diesem utopischen Gesellschaftsverständnis her, das sich selbst schon deshalb mit „der Vernunft“ verwechselt, weil es auf wirklichkeitslosen Kopfgeburten statt auf krummer Wirklichkeit aufbaut, und das sich selbst mit dem „Guten“ verwechselt, weil es von dem Axiom ausgeht, dass der Mensch schlechthin gut sei, weswegen das „Böse“ in den gesellschaftlichen Strukturen (einschließlich Traditionen, Glaubenswahrheiten etc.) stecken müsse, deren Verteidiger folgerichtig ebenfalls „böse“ sein müssen – von einem solchen Gesellschaftsverständnis her ist Toleranz nicht begründbar (und sie wird demgemäß auch umso weniger geübt, je weniger seine Anhänger es nötig haben). Aus dem utopischen Gesellschaftsverständnis resultiert folgerichtig ein apokalyptisches Politikverständnis, wonach Politik ein Kampf zwischen den Mächten des Lichts und denen der Finsternis sei. Krieg etwa ist kein tragisches, letztlich unentrinnbares Verhängnis. Er ist gerechtfertigt, wenn er für revolutionäre Ziele geführt wird (und dann ist auch jedes Verbechen erlaubt), und von vornherein verbrecherisch, wenn er für konterrevolutionäre Ziele geführt wird (und dann kommt es auf die Mittel, mit denen er geführt wird, nicht mehr an).

Was hat all dies mit Deutschfeindlichkeit zu tun?

Nun, wenn wir die Kriege des 20. Jahrhunderts als Teile des ideologischen Weltbürgerkrieges auffassen, dann verkörperte Deutschland offensichtlich die rechte Partei. Die Vorstellung, dass Kriege zur globalen Verwirklichung einer schlechthin guten Ordnung geführt werden müssten, wie sie dem utopischen Politikverständnis entsprach und als liberale Weltordnung von den westlichen Mächten, als kommunistische Weltordnung später von der Sowjetunion angestrebt wurde, musste Deutschland fremd sein. Der schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts erhobene Vorwurf, Deutschland strebe nach der Weltherrschaft, wäre auch dann absurd gewesen, wenn er nicht ausgerechnet von den angelsächsischen Mächte erhoben worden wäre, die zu jedem Zeitpunkt im 19., 20. und 21. Jahrhundert der Weltherrschaft näher waren und sind, als Deutschland es jemals gewesen ist.

Ein Denken, das auf die Verwirklichung einer Weltordnung – welcher auch immer – abzielte, lag Nationen nahe, die im Schutz ihrer Insellage kühnen Idealen nachhängen konnten und durch denselben Umstand in der Lage waren, globale Politik zu machen. Die liberale Neue Weltordnung, die sich als Idee schon vor dem Ersten Weltkrieg deutlich abzeichnete, war ebenso die passende Ideologie für einen globalen Imperialismus, wie imperialistische Machtpolitik so etwas wie der bewaffnete Arm der Utopie war. Es ist nicht etwa so, dass das eine nur eine Funktion des anderen gewesen wäre. Beide Aspekte angelsächsischer, besonders amerikanischer Politik waren Aspekte ein und desselben Politikverständnisses.

Deutschland dagegen war geradezu die institutionalisierte Konterrevolution. Ein Denken in globalen Utopien musste seinen Eliten bereits deshalb fremd sein, weil sie in dem Bewusstsein lebten, ein von innen und außen stets hochgradig gefährdetes Staatswesen zu regieren, und ihr politischer Horizont war strikt kontinental und auf die Konsolidierung des Bestehenden gerichtet. Das Kaiserreich übernahm durchaus liberale, demokratische und sogar sozialistische Ideen, man denke nur an die Bismarcksche Sozialgesetzgebung, aber nur unter der Voraussetzung, dass sie die bestehende Ordnung konsolidieren, auch fortentwickeln, aber keinesfalls sprengen sollten. Dieses Politikverständnis, also die Absage an revolutionäre, utopische Entwürfe, prägte in Deutschland nicht nur die Politik der Konservativen, sondern auch die der Liberalen und auf die Dauer auch die der Sozialdemokraten. Das ganze Denken in abstrakten Idealen war Deutschland einfach fremd.

Deutschland war also einerseits zu schwach und gefährdet, um selbst Weltordnungs- oder gar Weltherrschaftsgelüsten zu folgen oder auch nur in solchen Kategorien zu denken. Es war aber – zumindest potenziell – stark genug, Europa in seinen Machtbereich zu ziehen und damit die Verwirklichung einer Weltordnung zu verhindern, zu der ja, wenn sie ihren Namen verdienen sollte, Europa in jedem Fall gehören musste. In dem Krieg gegen Deutschland, der nach Winston Churchills zutreffenden Worten von 1914 bis 1945 dauerte, der also keineswegs wegen irgendwelcher Verbrechen der Nationalsozialisten geführt wurde, ging es nicht darum, Europa vor dem deutschen Joch zu schützen, sondern darum, dieses Europa in die liberale Weltordnung und damit zugleich in den angelsächsischen Machtbereich zu zwingen.

Deutschland verkörperte also kein universell zu verwirklichendes Prinzip, sondern eine konkret verortete Nation, die ihre Ordnung und ihre Ziele nicht aus utopischen Entwürfen, sondern aus praktischen Notwendigkeiten ableitete. Es kannte keine abstrakte Loyalität gegenüber liberalen und demokratischen Idealen; das trug den Deutschen den Vorwurf der „Obrigkeitshörigkeit“ ein. Es strebte nicht nach Menschheitsbeglückung und musste die Interessen eines nicht ideologisch, sondern ethnisch bzw. staatlich definierten „Wir“ gegen die Außenwelt verteidigen, was als „Nationalismus“ gedeutet wurde. Es musste auf der Geltung von Gemeinschaftswerten beharren statt auf individualistischen Rechtsansprüchen (nicht zufällig war die Gegenüberstellung von „Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“ ein Thema gerade der deutschen Soziologie); dies machte den „Kollektivismus“ aus, der den Deutschen unterstellt wurde. Solche Gemeinschaftsideale funktionieren nur, wenn sie gefühlsmäßig verankert sind; daher das Klischee vom „Romantizismus“ und „Irrationalismus“ der Deutschen.

Kurz und gut, die Tatsache, dass die Deutschen anders waren und anders dachten als die Angelsachsen, dass sie insbesondere keinen Sinn für die Utopie hatten, dass sie aber zugleich eine Gefahr für die globale Verwirklichung dieser Utopien waren, machte sie zum Gegen- und Feindbild des westlichen revolutionär-utopischen Denkens. Die Klischees über den deutschen Nationalcharakter stellen die demagogisch verzerrte Beschreibung von Dispositionen dar, die in diesem Nationalcharakter tatsächlich vorhanden waren (und sind), und die auch vorhanden sein mussten (und müssen), weil ein Land wie Deustchland sich den liberalen Globalismus und Utopismus nicht leisten konnte, und wie wir heute sehen, nicht kann. (Ob die Angelsachsen, und damit meine ich die Völker, selber ihn sich leisten können, sei fürs erste dahingestellt.)

[In Teil II wird es um die Übernahmen des westlichen antideutschen Narrativs durch die Deutschen selbst und die Konsequenzen daraus gehen. Dieser zweite Teil erscheint Mittwoch oder Donnerstag.]

29 Gedanken zu „Deutschenfeindlichkeit – Teil 1: Das westliche antideutsche Narrativ“

  1. Irgendwie passen da ein paar Sachen nicht so ganz zusammen:
    Die Amerikaner und Briten haben sich immer über eine Germanisierung ihrer Universitäten mit Beginn der in etwa 1870er geärgert, also im Grunde ein zunehmender Einfluss Hegels.
    Es waren doch eher die Kontinentaleuropäer, die den Sozialismus ausformulierten?
    Die französische Revolution war die Antithese der amerikanischen, wie uns Burke und Madison mitzuteilen versuchen.
    Kant (Schrift zum ewigen Frieden!) war Deutscher, ebenso Marx.

    „Das ganze Denken in abstrakten Idealen war Deutschland einfach fremd.“
    Man kann mit Dialektik (schon wieder so eine deutsche Sache) viel machen, aber den Satz richtig zu drehen fällt mir außerordentlich schwierig
    Ihre Ausführungen zur Machtpolitik Englands selber sind natürlich richtig, aber ich habe das Gefühl, dass Sie hier die Ideologie überbewerten, bis 1907 war es doch noch gar nicht klar, wie die Angelsachsen sich positionieren würden. Darf ich behaupten, dass es hier auch ein Narrativ zu den Engländern gibt, das behauptet, sie hätten die Deutschen immer gehasst? 🙂
    Darf ich ferner behaupten, die Pathologie Europas ist der beständige Niedergang Frankreichs, das sich mit Zähnen und Krallen dagegen gewehrt hat?

  2. Sie dürfen behaupten, was sie wollen, nur wird es dadurch nicht richtig. Es geht nicht darum, ob dieser oder jener Denker Deutscher war (wobei es bezeichnend ist, dass Marx in England lebte), und zweifellos gibt es auch in England und Amerika genuine Konservative im von mir beschriebenen Sinn, sie waren in Amerika bis zum Zweiten Weltkrieg sogar einflussreich. Mir geht es um die leitenden Ideen, an denen sich die Politik dieser Mächte ausrichtete, und da lässt sich für die Angelsachsen der bestimmende Einfluss globalistischer Ordnungsvorstellungen bereits in der Zeit vor dem Ersten WK nachweisen, erst recht für Deutschland der selbstverständliche Nicht-Utopismus. Näheres in meinem Artikel „NWO – eine Verschwörungstheorie?“: http://korrektheiten.com/2010/01/31/nwo-verschwoerungstheorie-globalisierung/

  3. Lieber Manfred, erstmal ein herzliches Dankeschön für diese und andere Ihrer ausgezeichneten Hintergrundanalysen, welche ein wenig Licht in das Gewölk der schulischen und medialen Gehirnwäsche bringen.

    Es [Deutschland] strebte nicht nach Menschheitsbeglückung und musste die Interessen eines nicht ideologisch, sondern ethnisch bzw. staatlich definierten “Wir” gegen die Außenwelt verteidigen, …

    Hier fiel mir als Widerspruch sogleich der Spruch „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen!“ ein, welchen wohl nicht nur ich (irrtümlich?) Kaiser Wilhelm II. zugeordnet hätte, und der mir aus meiner Schulzeit als sprachlicher Beweis für den typisch deutschen Größen- und Überlegenheitswahn von der Wilhelminisch-Preußischen Großmannssucht bis zum Größenwahn Hitlers in Erinnerung war.

    Nach ein wenig gugeln fand ich nun heraus, dass dieses auch heute noch gerne gegen deutschen Sendungswahn verwendete Zitat ursprünglich aus einem Gedicht Emanuel Geibels („Deutschlands Beruf“) von 1861 stammt, in dem es allerdings genau gemäß Ihrer Argumentation eben nicht als deutsche Weltbeglückung niederer Völker verstanden wurde, sondern als Traum von der Wiederherstellung des Deutschen Kaiserreiches als selbstbestimmende und endlich Frieden bringende Ordnungsmacht „im Herzen Europas“, um nicht länger der Spielball anderer Mächte zu sein:

    Soll’s denn ewig von Gewittern
    Am umwölkten Himmel braun?
    Soll denn stets der Boden zittern,
    Drauf wir unsre Hütten baun?
    Oder wollt ihr mit den Waffen
    Endlich Rast und Frieden schaffen?

    Dass die Welt nicht mehr, in Sorgen
    Um ihr leicht erschüttert Glück,
    Täglich bebe vor dem Morgen,
    Gebt ihr ihren Kern zurück!
    Macht Europas Herz gesunden,
    Und das Heil ist euch gefunden.

    Einen Hort geht aufzurichten,
    Einen Hort im deutschen Land!
    Sucht zum Lenken und zum Schlichten
    Eine schwerterprobte Hand,
    Die den güldnen Apfel halte
    Und des Reichs in Treuen walte.

    Sein gefürstet Banner trage
    Jeder Stamm, wie er’s erkor,
    Aber über alles rage
    Stolz entfaltet eins empor;
    Hoch, im Schmuck der Eichenreiser,
    Wall‘ es vor dem deutschen Kaiser!

    Wenn die heil’ge Krone wieder
    Einen hohen Scheitel schmückt,
    Aus dem Haupt durch alle Glieder
    Stark ein ein’ger Wille zückt:
    Wird im Völkerrat vor allen
    Deutscher Spruch aufs neu erschallen.

    Dann nicht mehr zum Weltgesetze
    Wird die Laun‘ am Seinestrom,
    Dann vergeblich seine Netze
    Wirft der Fischer aus in Rom,
    Länger nicht mit seinen Horden
    Schreckt uns der Koloss im Norden.

    Macht und Freiheit, Recht und Sitte,
    Klarer Geist und scharfer Hieb
    Zügeln dann aus starker Mitte
    Jeder Selbstsucht wilden Trieb,
    Und es mag am deutschen Wesen
    Einmal noch die Welt genesen.

    Da es jedoch fest im heutigen deutschen Geschichtsbewusstsein verankert zu sein scheint, dass dieser Ausspruch (entgegen seiner ursprünglich Bedeutung) im Zweiten und Dritten Reich als Ausdruck deutschen Größenwahns Verwendung fand, wäre ich dankbar, wenn Sie, Manfred, noch ein paar Worte dazu schreiben könnten, um dies in Ihre Gesamtargumentation einzuordnen.

  4. „Liberte“, „egalite“ und „fraternite“ sind zwar kontinentaleuropäisch, kontinentaleuropäisch heißt ja aber nicht unbedingt „deutsch“. Daß Deutschland offenbar seinen eigenen Weg gesucht und womöglich auch gefunden hat(te), wird ja auch am Beispiel Spenglers „Preußischem Sozialismus“ im Gegensatz zum „Marxistischem Sozialismus“ deutlich. Entsprechend grenzte Spengler das Deutschtum natürlich gegen beides (Liberalismus und Marxismus) deutlich ab (Deutscher Weg).
    Spengler:
    „Von innerm Range kann in Deutschland nur der Sozialismus in irgendeiner Fassung sein. Der Liberalismus ist eine Sache für Tröpfe. Er beschwatzt, was er nicht besitzt. Wir sind einmal so; wir können nicht Engländer, nur Karikaturen von Engländern sein – und das sind wir hinreichend oft gewesen. Jeder für sich: das ist englisch; alle für alle: das ist preußisch. Liberalismus aber heißt: Der Staat für sich, jeder für sich. Das ist eine Formel, nach der sich nicht leben läßt, sofern man nicht in liberaler Weise das eine sagt und das andre zwar nicht will und tut, aber schließlich geschehen läßt.“
    Aber:
    „Und damit ist die Aufgabe gestellt: es gilt, den deutschen Sozialismus von Marx zu befreien. Den deutschen, denn es gibt keinen andern. Auch das gehört zu den Einsichten, die nicht länger verborgen bleiben. Wir Deutsche sind Sozialisten, auch wenn niemals davon geredet worden wäre. Die andern können es gar nicht sein.“
    Zudem.
    „Marx denkt also rein englisch. Sein Zweiklassensystem ist aus der Lage eines Händlervolkes gezogen, das seine Landwirtschaft eben dem Handel aufopferte und das nie eine staatliche Beamtenschaft mit ausgeprägtem – preußischen – Standesbewußtsein besessen hatte.“

  5. Nur eine kurze Anmerkung: der Kestingband ist nach wie vor erhältlich – Carl Winter in Heidelberg ist einer der Verlage, die seltenst verramschen oder gar makulieren …

    Kesting, Hanno
    Geschichtsphilosophie und Weltbürgerkrieg
    Deutungen der Geschichte von der Französischen Revolution bis zum Ost-West-Konflikt
    (Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg) ISBN: 978-3-8253-3836-7
    kartoniert
    XXIV, 328 S. 16,00 Euro (ganz normal über http://www.buchhandel.de zu finden)

    Herzlichst
    V.!

  6. Dazu paßt, was ich vor einiger Zeit in einem Kommentar beim ‚Honigmann‘ las. Demnach hieß es in einer Zeile irgendeines bekannten Liedes der Nationalsozialisten (Horst-Wessel-Lied? Kenne mich mit deren Liedgut nicht aus.): … denn heute gehört uns Deutschland, und morgen die ganze Welt…. Deutlicher kann man Selbstüberhebung und Größenwahn ja wohl kaum formulieren, oder. Nun, der Kommentator in diesem Kommentar schrieb jedenfalls, die betreffende Zeile laute in Wahrheit: … denn heute da hört uns Deutschland … – was schon ganz anders klingt. So machen kleine Worte große Unterschiede…

  7. Leider gibt es von der auch im Übrigen hochinteressanten Veranstaltung keine Bild- oder Tonaufzeichnungen.

    Das ist, wie ich finde, ein echter strategischer Fehler! Von einer solchen Veranstaltung keine Aufzeichnung zu machen … – kaum zu glauben. Wieso machen sich die Leute vom IfS dann überhaupt die Wahnsinnsarbeit eine solche Veranstaltung zu organisieren? Um vielleicht 100 Leute zu erreichen, wo sie vielleicht zehntausende erreichen könnten, wenn eine Aufzeichnung davon im Netz stünde. Das verstehe ich wirklich nicht.

  8. Hans Baumann: Es zittern die morschen Knochen (1931)

    1. Es zittern die morschen Knochen
    Der Welt vor dem roten Krieg,
    Wir haben den Schrecken gebrochen,
    Für uns war’s ein großer Sieg.

    Refrain:
    Wir werden weiter marschieren
    Wenn alles in Scherben fällt,
    Denn heute da hört uns Deutschland
    Und morgen die ganze Welt.

    2. Und liegt vom Kampfe in Trümmern
    Die ganze Welt zuhauf,
    Das soll uns den Teufel kümmern,
    Wir bauen sie wieder auf.
    Refrain:

    3. Und mögen die Alten auch schelten,
    So laßt sie nur toben und schrei’n,
    Und stemmen sich gegen uns Welten,
    Wir werden doch Sieger sein.
    Refrain:

    4. Sie wollen das Lied nicht begreifen,
    Sie denken an Knechtschaft und Krieg
    Derweil unsre Äcker reifen,
    Du Fahne der Freiheit, flieg!

    Wir werden weiter marschieren,
    Wenn alles in Scherben fällt;
    Die Freiheit stand auf in Deutschland
    Und morgen gehört ihr die Welt.

  9. Viktor Klemperer beschreibt in „LTI“, dass er nach dem Krieg genau diese Frage mit einem ehemaligen Hitlerjungen diskutiert habe, der in seinem Liederbuch von 1944 den oben zitierten Text stehen hatte. Klemperer selbst verwies aber auf eine Ausgabe aus den dreißiger Jahren, und in der stand die vierte Strophe nicht, wohl aber die Zeile „Heute gehört uns Deutschland …“ Wahrscheinlich ist diese letzte Fassung erst gegen Kriegsende entstanden.

  10. Auf die ursprüngliche Bedeutung dieses Satze haben Sie ja schon hingewiesen. Ich weiß nicht, welche Bedeutung dieses Schlagwort im Ersten Weltkrieg tatsächlich hatte, aber es widerspricht jedenfalls nicht meiner Analyse. Wenn das „deutsche Wesen“ darin besteht, nicht abstrakten Idealen und Utopien anzuhängen, sondern sich an der tatsächlichen Lage der eigenen Nation zu orientieren, so könnte ein Westen, dessen Völker sich als Konsequenz ihres eigenen Universalismus und Globalismus noch schneller auflösen als Deutschland selbst, an solchen Prinzipien sehr wohl „genesen“. Dass die Briten von ihren Siegen in den beiden Weltkriegen viel gehabt hätten, wird man jedenfalls schwerlich behaupten können, und selbst die Amerikaner – und damit meine ich das Volk, nicht die herrschenden Eliten – werden unter dem Strich auch nicht profitieren und sich in fünfzig Jahren fragen, wozu sie diese Kriege eigentlich geführt haben.

  11. http://www.archive.org/details/zeitschriftfrp08kluoft

    Zeitschrift für Politik, Achter Band, 1915
    Seite 3:

    „Sowohl England wie Rußland sind heute die Nationen, die zu ihrem Lebensprinzip eine universalistische, internationale Staatsgründung unter ihrer unverantwortlichen und bevorzugten Leitung erhoben haben. Sie wollen eine zur Ausbeutung beliebiger anderer Völker privilegierte Herrennation sein; ihre Führer haben hierin bewußt ihr Ideal gefunden. Sie stehen also beide als Feinde nicht nur Deutschland, sondern dem anderen System der Staatenbildung gegenüber, das während des ganzen Verlaufes des 19.Jahrhunderts seine bis dahin festeste Ausbildung in der Kulturwelt erreicht hat, der Vielheit gleichberechtigter und im wirtschaftlichen und geistigen Leben miteinander wetteifernder, aber auch aufeinander Rücksicht nehmender National- und Territorialstaaten, die nichts anderes wollen als die einheitlichen oder zusammengesetzten Bevölkerungen bestimmter großer, in sich geschlossener Gebiete nach ihrer Eigenart organisieren und sichern. Deutschland und Österreich-Ungarn führen also den ungleichen Kampf nicht nur für sich, sondern als die leistungsfähigsten und wehrkräftigsten Vertreter und Verteidiger des europäischen Staatensystems, an dem die skandinavischen Staaten, die Schweiz, Spanien, Italien, die neuen Balkanstaaten, die Türkei genau so lebhaft wie sie selbst interessiert sind, an dem auch Frankreich interessiert sein sollte…“
    ————
    S.43 ff
    S.Waltershausen:
    Die Entwicklung der deutschen und englischen Volkswirtschaft im 19.Jahrhundert

  12. „Jahrbuch des deutschen Heeres“ 1937, Seite 110:

    …denn heute gehört uns Deutschland…
    http://books.google.com/books?id=PQQBAAAAMAAJ&q=Denn+heute++geh%C3%B6rt++uns+Deutschland&dq=Denn+heute++geh%C3%B6rt++uns+Deutschland&hl=de&ei=ZZI5TrXwD8OLswbQ4aTpDw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=2&ved=0CDAQ6AEwAQ

    „Berichte deutscher Soldaten von der Befreiung der Ostmark und des Sudetenlandes“ 1939:

    Vergessen sind die Blasen und die Müdigkeit! wir singen aus voller Brust: „wir werden weitermarschieren, wenn alles in Scherben fällt; denn heute da hört uns Deutschland und morgen die ganze welt.“
    http://books.google.com/books?ei=Qp45Tsz0Cc7fsga8tYDvDw&ct=result&sqi=2&hl=de&id=Pvt-AAAAIAAJ&dq=Denn+heute++da+h%C3%B6rt++uns+Deutschland&q=+da+h%C3%B6rt++uns+Deutschland#search_anchor

    Auf Youtube:

    „…denn heute gehört uns Deutschland…“
    http://www.youtube.com/watch?v=qxq5KbQ5LrQ

    „…denn heute da hört uns Deutschland…“
    http://www.youtube.com/watch?v=qRB9OtdLjZI&feature=related

  13. Neid gebiert Haß. Daher: Viel Feind, viel Ehr‘. Deutsche haben i.d.R. die höchst begrenzte Wahl, verachtet oder gehasst zu werden. Dies ist auch der Kern von Churchills bekannter Charakterisierung, daß man die Deutschen entweder zu Füßen oder an der Gurgel habe = Weil wir die Deutschen nicht zu Füßen haben, verdecken wir unsere Wut darüber und unseren – neiderfüllten – Haß gegen sie mit einer perfiden Lüge über sie, geschickt verpackt in ein ach so witzigweises „Bonmot“ a la Churchill.

    Haß oder Verachtung? Ich bevorzuge den Haß.
    Und wer verdient schon mehr Verachtung als derjenige, der sich – und andere – beständig unterwürfig fragt, ob er „bei den anderen/ihnen“ denn auch beliebt sei und wie ihr Bild von ihm denn sei usw. usf.? Eklig.

    Übrigens findet sich der pathologische Haß der vermeintlichen (i.B.) deutschen „Intelligenzia“ gegen (i.B.) die Deutschen und gegen „das“ Deutsche eben bezeichnenderweise in solcher Reinform allein bei eben diesem Personenkreis – bei diesem Haufen „Ungelernter“. Handwerker, irgend ausgebildete Arbeiter und Arbeitende, Techniker, Ingenieure, Wissenschaftler etc. ist dieser Wahn mehr oder weniger fremd, denn sie wissen, daß sie etwas KÖNNEN. Dagegen kann die besagte Gruppe nichts, außer destruktiv schwätzen, pardon: das – finale – Gute wollen (Gegenpol zum durch und durch bösen Phantom „die Gesellschaft“). Jedoch fühlen sie immerhin dunkel, daß sie eben nichts können, daß sie Nichts können, das ihnen jenes natürliche Selbstvertrauen geben könnte, daß sie lediglich Versager sind. Jedoch wenden sie ihre Wut und ihren Selbsthaß angesichts dieses dumpfen Gefühls nach außen, und am meisten gegen jene anderen, die nicht Versager sind wie sie selbst. Diese ganze sog. 68’er-Truppe (bin zum Glück selber nur Jahrgang 68) und ihre sorgsam gleich(dumm)geschalteten Nachgeburten, dieser Haufen von komplexezerfressenen, nichtsnutzigen Sozial-xyz-Nichtskönnern, die alles „helfend, unterstützend, rettend“ herunterziehen, ist – eben – keine Ansammlung von Handwerkern usw., von Menschen, die etwas können. Und wen hassen diese Leute umgekehrt denn mehr als eben jene, die etwas können, die etwas (er)schaffen? Anders ausgedrückt: Für diesen Verein ist doch in Wirklichkeit der produktiv arbeitende Mensch der „Nazi“.

    Ein Volk von Arbeitern, Handwerkern, Technikern, ein Volk, das etwas kann, ist zurecht ein „stolzes“ Volk. Und, weit vor allen anderen sonstigen Dingen, aus genau diesem Grund waren die Deutschen früher ein „stolzes“ Volk – und waren und sind sie zumindest in weit begrenzterem Maße immer noch ein von vielen gehasstes Volk.

    Leider gibt es immer weniger Grund, die Deutschen zu hassen.

  14. P.S.: Die tiefe, innige Sympathie dieser Leute für sämtliche, zumal aggressiven, faulen, nichtsnutzigen Losermusels dieses Planeten und ihr gleichzeitiger, ebenso tiefer, inniger Haß auf die zahlenmäßig wenigen, aber sehr erfolgreichen Juden (hochkomprimiert im Thema „Israel“) erklärt sich von selbst. Dasselbe gilt wiederum für ihre jeweils exakt den jeweiligen Gefühlen der von ihnen gehassten, produktiv arbeitenden „Nazis“ entgegengesetzten Sym- oder Antipathieen: Wen diese nicht mögen/hassen, mögen/lieben jene, und umgekehrt. Daher steckt auch KEIN Widerspruch darin, daß ihnen verfolgte und auch ermordete Christen, Buddhisten usw. mindestens gleichgültig, allenfalls peinlich/lästig sind – so lange diese eben von ihrer favorisierten Klientel verfolgt und ermordet werden.

  15. Anscheinend gab es und geht wohl … beides. Interessant finde ich in der Version des ‚Jahrbuchs des deutschen Heeres‘ die letzten beiden Zeilen der zweiten Strophe:

    … die Freiheit stand auf in Deutschland,
    und morgen gehört ihr die Welt.

    die ja wohl irgendwie nicht so richtig zu den, Besitzanspruch suggerierenden, beiden letzten Zeilen der ersten Strophe passen:

    … denn heute gehört uns Deutschland,
    und morgen die ganze Welt.

    Auch die erste Zeile der ersten Strophe hatte ich von meinem Vater her anders gehört; der hatte erzählt, man hätte gesungen „Es zittern die morschen Knochen / der Welt vor dem großen Krieg…“. In der obigen Version ist es aber „… der rote Krieg…“, was ja wohl nur zum Ausdruck bringen kann, daß der Kommunismus in der ganzen damaligen Welt als furchteinflößende Bedrohung empfunden wurde.

    In meiner Jugend und den größten Teil meines Erwachsenenlebens war es eine Konstante der ‚richtigen‘ Weltwahrnehmung, Furcht vor dem Kommunismus als ‚altbacken, lächerlich und irgendwie zurückgeblieben‘ anzusehen – etwas für ‚kalte Krieger‘ eben, die irgendwie aus der Zeit gefallen waren und den Anschluß an die moderne Welt verpaßt hatten.

    Die Deformation des die Geschichte rezipierenden ‚öffentlichen Bewußtseins‘ durch diese Strategien nicht der offenen Lüge, sondern der vielen kleinen Fälschungen (dazu gehört auch etwa diese Information von Manfred über ein bestimmtes Bild, das so einen übereinandergeworfenen Leichenberg in einem KZ zeigt (Dachau? weiß nicht mehr…) und auch bei mir immer die Assoziation ‚Juden‘ bzw. ’so gingen die Nazis mit den Juden um‘ auslöste, in Wirklichkeit Tote gezeigt haben soll, die an Fleckfieber starben) ist jedenfalls atemberaubend.

    Mir fällt dazu automatisch dieses ‚Schmetterlingsbeispiel der Chaostheorie‘ ein. Und genauso atemberaubend ist die Delegitimation des offiziellen Geschichtsbildes, die ich seit Jahr und Tag in mir erfahre … die schlußendlich auch zu der Skepsis gegenüber Auschwitz geführt hat. In meiner Kindheit hörte ich von meinen Großeltern den Spruch Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht – auch wenn er gleich die Wahrheit spricht; mein Resümee nach über 5 Jahrzehnten gelebten Lebens müßte demgegenüber lauten: Wer ständig lügt – dem glaubt man alles!

    Darüberhinaus: Danke für die weiterführenden Informationen zu der Liedzeile an alle Kommentatoren, die diesbezügliche Informationen eingestellt haben.

  16. Hallo Manfred,

    ein hervorragender, aufklärender Vortrag. Jede Anmerkung, gar Kritik, kann wie immer nur unter dem Vorbehalt der Würdigung deiner immensen Leistung erfolgen, die du für uns alle erbringst – so sehe ich das jedenfalls. Ende der Vorrede.

    Auch ich sehe ein paar Widersprüche in den von dir vorgestellten Thesen. In dem Absatz: „Ein Denken, das auf die Verwirklichung einer Weltordnung … abzielte, lag Nationen nahe, die im Schutz ihrer Insellage kühnen Idealen nachhängen konnten …“ und eigentlich dem gesamten Vortrag, wird der Schluss nahegelegt, dass das utopische Denken zum Einen seinen Ausgangspunkt im angelsächsischen Denken hat und dieses Weltbild relativ neu, etwa seit der Franz. Revolution, ist.

    Ich halte diese deine These erstens für falsch und – noch wesentlich entscheidender – ich halte eine Klärung dieser Frage für wichtig für die Praxis der anti-utopischen Aufklärung! Dies ist damit also keine akademische Frage, sondern eine, deren Beantwortung natürlich Auswirkungen auf unsere Gegenstrategie haben muß und wird.

    Drei der vier modernen Paradigmen, die du als eine Basis der Metaideologie ausmachst: „Erstens, der Mensch sei von Natur aus gut, … Zweitens, dass Gesellschaft rational geplant werden könne, … Drittens, das “Gute”, also Freiheit und Gleichheit sei rational ableitbar, … „ sehe ich als eine mittelbare Folge der bürgerlichen Revolution. Entstanden im sich wandelnden Bewußtsein einer industriell produzierenden neuen Schicht. Die Vorstellung, dass auch eine Gesellschaft insgesamt rational geplant werden könne, liegt für Menschen, die in der beginnenden industriellen Revolution Produktion und Warenströme lenken und planen, ja nicht so fern. Auch die Vorstellung, dass der Mensch von Natur aus gut sei, wechselte im Laufe der Geschichte immer wieder ab mit der gegenteiligen Vorstellung, dass der Mensch gefährdet und sündig sei. Ihre negative Dynamik bekommen diese Vorstellungen m.E. erst durch deren Synchronisation durch eine entfesselte und säkularisierte, auf das Diesseits übertragene Erlösungshoffnung, in Form einer utopischen Welterneuerungsvorstellung.

    Dieses säkularisierte utopische Denken, so meine These, ist dem ursprünglichen „indogermanischen“ Denken fremd. Es findet sich, jedenfalls meines Wissens nach, weder in der indischen Bhagavadgita noch in der Ilias Homers oder der germanischen Edda. Wie fand das „utopische Denken“ dann Eingang in unser heutiges Weltbild? Mir fällt auf, dass du diesen Punkt, bewusst oder unbewusst immer elegant umschiffst, nicht wahr haben oder thematisieren willst. Vielleicht täusche ich mich aber auch.

    Auch wenn die Vorstellung eines utopischen „Nicht-Ortes“ scheinbar seinen Ausgangspunkt in dem Engländer Thomas Morus zu haben scheint, liegt dessen Ursprung doch eher in der durch das Christentum vermittelten messianischen Heilserwartung: „Radikales Denken in der Moderne mit seinen eschatologischen Aspirationen einer freieren und menschlicheren Zukunft … Trotz ihrer säkularen Ausrichtung diente ihnen die Spiritualität im Judentum, vor allem der Messianismus, als ein Impuls, … um für die revolutionäre Erlösung der Menschheit einzutreten. … Vor allem für einen der bedeutendsten deutschsprachigen Libertären, Gustav Landauer, der seinen kommunitären Anarchismus nicht zuletzt aus dem Judentum schöpfte, bestanden zwischen freiheitlichem Sozialismus und Judentum unvergängliche Affinitäten. … So interpretierte Gustav Landauer Geschichte nicht als kontinuierlichen Fortschritt der Menschheit, sondern als Pendelbewegung zwischen ›Topie‹ und ›Utopie … Revolution erfolgt als Eingriff in die Welt … Die Erschaffung einer völlig anderen Welt, im Judentum mit dem Erscheinen des Messias verbunden, ist „allgemein, universell und radikal.“ (Werner Portmann, Siegbert Wolf: „Ja, ich kämpfte“. Von Revolutions-träumen, ‚Luftmenschen‘ und Kindern des Schtetls. Biographien radikaler Jüdinnen und Juden.)
    In dem Werk „Erlösung und Utopie. Jüdischer Messianismus und libertäres Denken. Eine
    Wahlverwandtschaft“, über das Wirken deutschsprachiger jüdischer Intellektuelle in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschreibt Michael Löwy ebenfalls die enge Verbindung „zwischen jüdischem Messianismus und gesellschaftlicher Utopie“. Was viele jüdische Intellektuelle begeisterte, war das utopische Moment einer „völlig neuen Zukunft“. In der hebräischen Bibel heißt es dazu im Buch Jeschajahu 65,17 f.: „Denn, wohlan, ich schaffe den Himmel neu, die Erde neu, nicht gedacht wird mehr des Frühern, nicht steigts im Herzen mehr auf, sondern entzückt euch, jubelt fort und fort.“ (Übersetzung von Martin Buber u. Franz Rosenzweig)
    Wenn wir heute also feststellen müssen, dass, zumindest das säkularisierte, utopische Denken sich zu einer mens horribilis unserer Gesellschaften entwickelt hat, so müssen wir auf der Suche nach Heilung andererseits auch zurückgehen bis zu den Ursprüngen dieser Fehlentwicklung und dürfen nicht auf diesem Weg stehenbleiben im England des 17. Jhdts.
    Ausdrücklich betonen möchte ich zum Abschluss noch, dass ich mit meinen Ausführungen keiner weiteren Entchristlichung das Wort reden will. Mit einer derartigen Interpretation wäre meine Darlegung falsch verstanden. Ich vermute, ich gehe damit konform mit deinen Überlegungen.

  17. Genau DA liegt der Hase im Pfeffer!
    Die Schwäche der anderen als Chance. So war es schon immer.

  18. Mir ist aus dem Wiki-Eintrag nicht ersichtlich was Baruch zur Aufklärung ‚tatsächlicher‘ Kriegsgründe der USA und Großbritanniens gegen Deutschland beitragen sollte … könnten Sie sich dazu vielleicht noch etwas erklären?

  19. Mir fällt auf, dass du diesen Punkt, bewusst oder unbewusst immer elegant umschiffst, nicht wahr haben oder thematisieren willst. Vielleicht täusche ich mich aber auch.

    Du täuschst Dich. Ich „umschiffe“ diesen Punkt nicht, ich setze vielmehr als Selbstverständlichkeit voraus, dass die Aufklärung, gerade in ihren utopischen Aspekten, säkularisiertes Christentum und Judentum ist, die in diesem Punkt gerade nicht zuwiderlaufen. Das apokalyptische Politikverständnis, das dem Utopismus zugrundeliegt, ist in der Tat biblischen, und zwar sowohl alttestamentlichen wie neutestamentlichen Ursprungs. Das Buch Daniel (AT) und die Offenbarung des Johannes (NT) weisen außerordentliche Parallelen auf.

    Das Neue, das durch die Aufklärung gebracht worden ist, und das die Basis ihres immanenten Utopismus ist, ist eben die Säkularisierung dieser Vorstellung. Solange Gott die Letztverantwortung trägt, ist ein Utopie der Selbsterlösung des Menschen nicht denkbar, sie ist ebenso unchristlich wie unjüdisch. Erst wenn dieser transzendente Zusammenhang gelöst wird, entfaltet sich das zerstörerische und totalitäre Potenzial der Aufklärung, wird der Kampf gegen jede unhinterfragte Autorität (einschließlich der Autorität Gottes und der Kirche) zum Kampf gegen die Grundlagen von Gesellschaft überhaupt – mit der zwangsläufigen Folge, dass das zersetzte Gesellschaftsgefüge nur auf totalitärem Wege notdürftig davor bewahrt werden kann, in die Anarchie abzugleiten.

    Was Du über die Bedeutung der modernen Industriegesellschaft geschrieben hast, ist natürlich richtig, aber dadurch werden meine Thesen ja nicht falsch. Mir ging es nicht darum, eine vollständige Geschichte der Aufklärung und der revolutionären Utopien unter allen denkbaren Aspekten zu schreiben, sondern einen ideologischen Zusammenhang herauszuarbeiten.

  20. Vielleicht könnte Herr Scheil das? Ich denke mal es gibt archivierte Unterredungen zwischen Baruch, Roosevelt, Churchill…

    Diese zwei Sätze im Wiki-Eintrag finde ich bemerkenswert:
    „Baruch war unter anderem der Schöpfer des Lend-and-Lease-Systems, das es ermöglichte, die (noch) neutralen Vereinigten Staaten in die britischen Kriegsanstrengungen miteinzubeziehen. Roosevelts Angebot ihn zum Finanzminister zu ernennen schlug Baruch jedoch aus, um stattdessen weiterhin als inoffizieller Berater zu fungieren.“

    Man berät im Hintergrund mit, steht aber nicht vordergründig in der Verantwortung. So macht man das wenn man seine Schäfchen im Trockenen behalten möchte.

  21. Ich zitiere einmal aus dem Buch „Scheitert Deutschland“ von Arnulf Baring (1997) S. 133.: „Anfang der neunziger Jahre hatte ich eine bezeichnende Unterhaltung mit dem damaligen französischen Botschafter. Er begann das Gespräch mit der Frage, was ich denn für die „Mission Deutschlands“ hielte. Ich war so verblüfft,daß ich zurückfragte, ob er mir das für Frankreich beantworten könne. Da sah er mich etwas strafend an, als ob er sagen wollte: Das sollten Sie eigentlich selbst wissen! Doch dann machte er geduldig klar, wofür Frankreich, wie unvollkommen auch immer, einstehe. Seit 1789 habe es mit den Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ein Ideal in die Welt gebracht, das über die ganze Erde hin Anklang und Gefolgschaft finde.Frankreich folge einer historischen Mission, die weit über die eigenen Grenzen hinaus seinen Rang ausmache.“

  22. Es gibt tatsächlich zwei deutsche Ideen:
    1. Die Idee von sich selbst. Deutschland als Selbstverwirklichung des Deutschen Volkes.

    Aber auch eine davon abstrakte:
    2. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Das ist inhaltlich mit der ersten Idee in Einklang zu bringen und historisch tatsächlich deutschen Ursprungs.

  23. Staaten sind Gruppen von Menschen, die in bedrohlicher Umwelt mittels einer zentralen Instanz, welche gegenüber den einzelnen Mitgliedern das Recht über Leben und Tod besitzt, zur unbedingten Verteidigung ihrer Existenz entschlossen sind, stellt Ernst Nolte in seinem Buch „Historische Existenz“ fest.
    Die historische Ursünde, der Erste Weltkrieg begann im August 1914 als ein europäischer Staatenkrieg alter Art. Die kriegführenden Mächte betrachteten sich gegenseitig als gleichberechtigte, souveräne Staaten. Angriff war noch kein juristischer Begriff des damaligen Völkerrechts, wie Carl Schmitt (vgl.: „Der Nomos der Erde“, 1950) festhält. Am Beginn des Krieges stand noch die förmliche Kriegserklärung, die im 3. Haager Abkommen von 1907 als eine eindeutige Ankündigung des Krieges geregelt war. Die Kriegserklärung war also kein Angriffsakt in einem belastenden Sinne, sondern beruhte im Gegenteil auf dem Bedürfnis nach juristischer Form und auf dem Gedanken, daß es gegenüber Krieg oder Frieden kein Drittes gibt. Im Verlauf des Krieges und erst recht nach dessen Ende, zeigte sich ein gravierender Sinneswandel zu Lasten Deutschlands. Im Versailler Vertrag von 1919 finden sich nun die wichtigsten Ansätze zu einem neuen, vom bisherigen europäischen Völkerrecht, das 1914 als annerkannt galt, abweichenden Kriegsbegriff: In Art. 227, der den früheren deutschen Kaiser Wilhelm II unter Anklage stellt, und in Art. 231, dem sog. Kriegsschuld-Artikel. Beide beziehen sich in ihrer positiven vertraglichen Regelung nur auf den Ersten Weltkrieg, müssen aber als Zeichen eines gravierenden Wandels der völkerrechtlichen Auffassung des Krieges, wenn nicht gar als Präzedenzfall betrachtet werden. Davor konnte ein Krieg zwischen souveränen, gegenseitig sich anerkennenden und ihr jus belli ausübenden Staaten kein Verbrechen sein, am wenigstens ein Verbrechen im kriminellen Sinne. In diesem Stadium kann das Wort „Kriegsverbrechen“ nicht den Sinn haben, den Krieg selbst als Verbrechen zu kennzeichnen. Es ist demnach nicht das durch den Sinnwandel eingeführte Verbrechen des Krieges, sondern etwas wesentlich anderes gemeint. Nach klassischem europäischen Völkerrecht versteht man unter Kriegsverbrechen bestimmte, während des Krieges begangene Handlungen von Kombattanten. Es sind Verstöße gegen das sog. Recht im Kriege, des jus in bello. Wenn vor 1914 von „war crimes“ gesprochen wurde, waren Handlungen während des Krieges gegen das jus in bello, wie z.B. Verletzungen der Haager Landkriegsordnung und anderer anerkannter Normen europäischer Kriegsführung gemeint. Diese Normen setzten den Krieg als erlaubt und auf beiden Seiten gleich gerecht voraus. Sie müssen sich wesentlich ändern, wenn der Krieg selbst verboten oder gar ein Verbrechen wird. Die Art. 228 – 230 des Versailer Vertrages betreffen diese Art von Kriegsverbrechen im Sinne der Verletzungen des jus in bello.
    „Die Regelung jener Friedensverträge enthält aber in einer wichtigen Hinsicht eine Neuerung gegenüber dem anerkannten Völkerrecht, wie es vor 1914 galt, insofern nämlich, als der besiegte Staat sich verpflichten mußte, eigene Staatsangehörige, die Kriegsverbrecher waren, dem feindlichen Staate auszuliefern. Darin liegt eine schwerwiegende, grundsätzliche Änderung, die ein Ur-Institut des Rechts, die Amnestie, betrifft. Bis dahin, 1918, galt eine Amnestie dem Friedensvertrag normalerweise immanent, sei es in ausdrücklichen Vereinbarungen, sei es als stillschweigend angenommene Folgerung aus dem Wesen des Friedens zwischen gegenseitig sich anerkennenden Partnern. Damit wurde jetzt durch Diskriminierung des Besiegten gebrochen. Der Sinneswandel ist unverkennbar.“
    Die Alliierten und sämtliche assoziierten Mächte wollten zu Gericht sitzen über den deutschen Kaiser, der stellvertretend für das ganze deutsche Volk als Kriegsverbrecher angeklagt wurde. Die mutige niederländische Königin Wilhelmine verhinderte die Auslieferung des in ihrem Land exilierten Hohenzollern, sonst wären – entgegen dem Grundsatz: nullum crimen sine lege – schon vor Nürnberg deutsche Köpfe gerollt.
    Der Wandel der Machtverhältnisse und damit von Völkerrechtsauffassungen seit 1918, wesentlich inauguriert und zugunsten des neuen Rom am Potomac, wird pikant durch die Tatsache, daß die USA den Versailler Vertrag nicht ratifiziert haben, sondern mit Deutschland am 25. August 1921 einen besonderen Friedensvertrag schlossen.

  24. Gemeinsames Gebet amerikanischen Parlaments am 10. Januar 1918 zur Eröffnung der Sitzungsperiode (Congressional Record of the Second Session of the Sixty-Fifth Congress of the United States of America, Volume LVI, S.761):
    „Almighty God, our Heavenly Father…Thou knowest, O Lord, that we are in a live-and-death struggle with one of the most infamous, vile, greedy, avaricious, bloodthirsty, sensual and vicious nations that has ever disgraced the pages of history. Thou knowest that Germany has drawn from the eyes of mankind enough tears to make another sea; that she has drawn blood enough to redden every wave upon that sea; that she has drawn enough groans and shrieks from the hearts of men, women and children to make another mountain.“
    Dieser Beschreibung der Rolle der Deutschen in der Geschichte folgten die Bitten: „We pray Thee that Thou shalt make bare Thy mighty arm and beat back that great pack of hungry, wolfish Huns, whose fangs drip with blood and gore. We pray Thee that the stars in their courses and the winds and waves may fight against them.“
    Das Gebet schließt mit dem üblichen Dank frommer Menschen: „When it is all over we will uncover our heads and lift our faces to the heavens…And the praise shall be to Thee forever, through Jesus Christ. Amen.“
    Diese Äußerung der Frömmigkeit braucht wohl keinen Kommentar außer einem: Wenn das amerikanische Parlament so dachte und betete, war ein Verständigungsfriede, den die kriegswütigen deutschen Militärs verhindert haben sollen, wohl schwieriger zu erreichen, als heute meist dargestellt wird.

    Vgl.: Franz Uhle-Wettler, Alfred von Tirpitz in seiner Zeit
    Ares, Graz
    2. Auflage 2008 S. 527

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