Toleranz

Die Philosophieprofessorin Edith Düsing sollte gestern eine Vorlesung in Köln halten.  Was dann geschah, schildert Kurt J. Heinz im Christlichen Informationsforum:

Daß sie aber erst 45 Minuten später als geplant beginnen konnte, hatte sie nicht erwartet. Grund waren Störaktionen aus dem Kreis von Lesben und Schwulen, deren Interessen vom „Autonomen Lesben- und Schwulenreferat Köln LuSK“ beim AStA vertreten werden. (…)

Düsing sollte attackiert werden, weil sie die Erklärung „Für Freiheit und Selbstbestimmung“ zum Marburger Kongreß im Mai dieses Jahres unterzeichnet hatte. Aus der Sicht des „Autonomen Lesben- und Schwulenreferates Köln LuSK“ war dies eine diskriminierende und homophobe Handlung. Nachdem sich Düsing nicht bereit fand, sich von der Erklärung zu distanzieren und sich deswegen auch nicht an einen „Runden Tisch“ in der Universität zitieren ließ, war die Protestaktion beschlossene Sache. Damit war für reichlich Turbulenz gesorgt.

Die vielfachen Versuche, mit der Vorlesung zu beginnen, erstickten im lärmenden Getöse. (…)

Bedauert hatte Edith Düsing, daß dem Protestgeschehen kaum Einhalt geboten wurde. Der Prodekan der Philosophischen Fakultät, Professor Walter Pape, war zwar anwesend, aber nach dem Eindruck mehrerer Teilnehmer  schien er sich eher mit der Protesttruppe solidarisieren zu wollen, als für einen störungsfreien Vorlesungsbetrieb zu sorgen. „Ich stehe auf der Seite der Lesben und Schwulen und ich dulde keine diskriminierenden Äußerungen“, hatte er erklärt. Einige Zuhörer verstanden die Bekundungen des Prodekans als Solidaritätsadresse an die Störer einerseits und als Warnung an Edith Düsing andrerseits.(…)

Es wird keine Polizei geben, hatte der Rektor der Universität offenbar bereits zuvor versichert. Das Hausverbot könne nicht Frau Düsing, sondern nur der Rektor erteilen. Dies stand auf einer Regieanweisung Auszug, die an die zusammengetrommelten Lesben und Schwulen verteilt worden war. „Transparente, Fahnen, Küss-Flashmobs sitzend oder stehend, Aufstehen und den Rücken zu ihr stehen“ … , Klatschen, Klopfen, Rufen, „möglichst alle Plätze im Hörsaal belegen“ – dies alles gehörte zur vorbedachten Protestaktion. (…)

Bleibt nachzutragen, dass das Thema der Vorlesung – Schillers Konzept des „Höheren Selbst“ – mit Homosexualität nicht das Geringste zu tun hatte. Es ging  den Linken nicht nur darum, die Äußerung einer bestimmten, völlig legitimen, Meinung zu verhindern, was schlimm genug gewesen wäre. Frau Düsing sollte nicht nur daran gehindert werden, bestimmte Dinge zu sagen, sondern daran, überhaupt irgend etwas zu sagen. Es ging dem roten Mob darum, Andersdenkenden demonstrativ ihre Bürgerrechte abzusprechen. Es ging ihm darum zu demonstrieren, dass er seine Gegner nicht als Menschen ansieht und deshalb weder ihre Würde noch ihre Rechte achtet. Was sich in Köln abspielte, enthielt unausgesprochen, aber unzweideutig, die Drohung mit Lynchjustiz.

Wie man die Freiheit langsam erdrosselt

Heute habe ich an einer Tankstelle im Stadtteil Oberschweineöde – pardon: Oberschöneweide – dieses Plakat gesehen,

Propaganda-Plakat des Berliner Senats wirbt um "Respekt" für lesbische Liebe. Die Slogans in türkischer und arabischer Sprache zeigen, dass speziell muslimische Migranten die Adressaten sind.

das es auch in einer Version mit Männern gibt:

Propaganda-Plakat des Berliner Senats wirbt um "Respekt" für schwule Paare. Die Slogans in türkischer und arabischer Sprache zeigen, dass speziell muslimische Migranten die Adressaten sind.

Die türkische und arabische Übersetzung, vor allem aber das Signalwort „Respekt“ verraten uns, dass die Kampagne sich an muslimische Schwulenhasser wendet, vor allem an die Gewalttäter unter ihnen.

Wahrscheinlich können nur Bürgermeister Pobereit und seine Gutmenschentruppe auf die Idee verfallen, „Respekt“ für Schwule ausgerechnet von Leuten zu erflehen, die nicht nur die Schwulen, sondern uns Alle unter anderem deshalb verachten, weil wir solche Plakate an Tankstellen (und nicht etwa Schwule an Baukränen) aufhängen.

Nun könnte man sagen: Wenn diese Kampagne schon nichts nützt, schadet sie wenigstens nichts, oder?

Doch. Sie schadet. Wir werden keinen Türken oder Araber dazu kriegen, vor Schwulen „Respekt“ zu haben. Indem wir sie aber zum „Respekt“ auffordern, machen wir ihnen ein Zugeständnis, das uns am Ende unsere Freiheit kosten wird. Wir geben dadurch nämlich ihnen das Recht, ihrerseits „Respekt“ zu fordern. Wir bestätigen – und zwar regierungsamtlich – die gesellschaftliche Verbindlichkeit von Normen, die in einer archaischen Ehr- und Schamkultur wurzeln, in der es vor allem darauf ankommt, sich „Respekt“ zu verschaffen, und das größte Verbrechen darin besteht, den „Respekt“ zu verweigern, und die in einer zivilisierten Gesellschaft schon deshalb nichts zu suchen hat, weil die Kehrseite dieses Respekts die Gewalttätigkeit ist, mit der man ihn sich gegebenenfalls verschafft. Das Problem ist nicht, dass Türken sich über Schwule lustig machen. Dass sie ihnen mit brutaler Gewalt ihre Wertvorstellungen aufzwingen wollen, das ist das Problem!

Eine freie Gesellschaft beruht aber nicht auf Respekt, sondern auf Respektlosigkeit und Frechheit. Frei ist, wer sich lustig macht, worüber er will, und gerade nicht, wer sich selbst zensieren muss, um nicht der „Respektlosigkeit“ bezichtigt zu werden.

Wer „Respekt“ sagt, hat die Freiheit schon verkauft.