Heute habe ich an einer Tankstelle im Stadtteil Oberschweineöde – pardon: Oberschöneweide – dieses Plakat gesehen,
das es auch in einer Version mit Männern gibt:
Die türkische und arabische Übersetzung, vor allem aber das Signalwort „Respekt“ verraten uns, dass die Kampagne sich an muslimische Schwulenhasser wendet, vor allem an die Gewalttäter unter ihnen.
Wahrscheinlich können nur Bürgermeister Pobereit und seine Gutmenschentruppe auf die Idee verfallen, „Respekt“ für Schwule ausgerechnet von Leuten zu erflehen, die nicht nur die Schwulen, sondern uns Alle unter anderem deshalb verachten, weil wir solche Plakate an Tankstellen (und nicht etwa Schwule an Baukränen) aufhängen.
Nun könnte man sagen: Wenn diese Kampagne schon nichts nützt, schadet sie wenigstens nichts, oder?
Doch. Sie schadet. Wir werden keinen Türken oder Araber dazu kriegen, vor Schwulen „Respekt“ zu haben. Indem wir sie aber zum „Respekt“ auffordern, machen wir ihnen ein Zugeständnis, das uns am Ende unsere Freiheit kosten wird. Wir geben dadurch nämlich ihnen das Recht, ihrerseits „Respekt“ zu fordern. Wir bestätigen – und zwar regierungsamtlich – die gesellschaftliche Verbindlichkeit von Normen, die in einer archaischen Ehr- und Schamkultur wurzeln, in der es vor allem darauf ankommt, sich „Respekt“ zu verschaffen, und das größte Verbrechen darin besteht, den „Respekt“ zu verweigern, und die in einer zivilisierten Gesellschaft schon deshalb nichts zu suchen hat, weil die Kehrseite dieses Respekts die Gewalttätigkeit ist, mit der man ihn sich gegebenenfalls verschafft. Das Problem ist nicht, dass Türken sich über Schwule lustig machen. Dass sie ihnen mit brutaler Gewalt ihre Wertvorstellungen aufzwingen wollen, das ist das Problem!
Eine freie Gesellschaft beruht aber nicht auf Respekt, sondern auf Respektlosigkeit und Frechheit. Frei ist, wer sich lustig macht, worüber er will, und gerade nicht, wer sich selbst zensieren muss, um nicht der „Respektlosigkeit“ bezichtigt zu werden.
Wer „Respekt“ sagt, hat die Freiheit schon verkauft.