Gelesen: Gunnar Heinsohn, Söhne und Weltmacht

Gunnar Heinsohn ist der Meistignorierte unter den bedeutenden Köpfen unseres Landes, und wahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass er gesellschaftswissenschaftliche Fragen aus allen Disziplinen (Geschichte, Soziologie, Politische Wissenschaft, Volkswirtschaft) aus einer ganz ungewohnten Perspektive – der des Demographen – analysiert und dabei obendrein zu wichtigen Erkenntnissen gelangt.

Leuten wie mir, denen eine Idee gar nicht originell genug sein kann, ist er damit sympathisch, den Wissenschaftlern, in deren Fachgebieten er wildert, eher weniger.

Vor über zwanzig Jahren etwa veröffentlichte er seine These (Heinsohn/Steiger, Die Vernichtung der Weisen Frauen, München 1985), die europäische Bevölkerungsexplosion seit Ende des 15.Jahrhunderts sei die geplante und beabsichtigte Folge der zur gleichen Zeit massiv und europaweit einsetzenden Hexenverfolgung gewesen. Mit deren Hilfe habe man das Wissen um die traditionellen Methoden der Geburtenkontrolle ausrotten wollen, um Europa nach den Bevölkerungsverlusten speziell des 14. Jahrhunderts im Sinne des Frühmerkantilismus zu „repeuplieren“.

Der besondere Charme dieser These lag darin, dass sie gleich zweibis dahin ungelöste Fragen der europäischen Geschichte beantwortete: die nach den Ursachen der Bevölkerungsexplosion und die nach den Ursachen der Hexenverfolgung. Als ich das Buch damals las, dachte ich: „Was für eine interessante These; mal sehen, was die Historiker dazu sagen“.

Nun, die Historiker sagten – nichts. Heinsohns Theorie gilt bis heute als Außenseiterhypothese, die weder aufgegriffen noch überzeugend widerlegt, sondern ignoriert wird.

Einfachheit und Originalität sind die Stärken von Heinsohns Denken. Leider sind sie nicht die Stärken des deutschen Wissenschaftsbetriebes. Und so hat auch „Söhne und Weltmacht. Terror im Aufstieg und Fall der Nationen“ (Zürich 2003) nicht die gebotenen Aufmerksamkeit erfahren. Was ein Unglück ist, weil es darin um nicht weniger geht als um die weltpolitischen Gefahren mindestens der nächsten zwnzig Jahre und darum, wie man mit ihnen fertig wird.

Wieder vertritt er eine einfache These, nämlich dass Gesellschaften umso gewalttätiger werden, je größer der Anteil junger Menschen an der Gesamtbevölkerung ist. Die Faustregel lautet, dass mit erheblichen Konflikten zu rechnen ist, sobald der Anteil der 15-24jährigen über 20 Prozent bzw. der 0-15jährigen über 30 Prozent liegt. Bei einem solchen „youth bulge“, wie er im Fachjargon heißt, wächst nämlich die Bevölkerung schneller als die Anzahl der Positionen, die mit Macht und Prestige verbunden sind. Ist aber die Anzahl junger Männer deutlich größer als die Anzahl der Väter, deren Positionen übernommen werden können, dann ist der Kampf um solche Positionen die natürliche Folge.

Dieser Kampf kann in verschiedenen Formen stattfinden, die einander keineswegs ausschließen, sondern oft gleichzeitig und in Verbindung miteinander auftreten: Auswanderung, Eroberungskrieg, Völkermord, politischer Extremismus (Terrorismus, Bürgerkrieg, Revolution), massenhafte Gewaltkriminalität.

Der Autor führt dafür zahlreiche historische Beispiele an. Am Eindrucksvollsten dabei die oben schon erwähnte europäische Bevölkerungsexplosion, in deren Folge Europa die Welt eroberte und sich zugleich unzählige Kriege, Bürgerkriege, Revolutionen und Massenmorde auf dem eigenen Kontinent leistete. Er untermauert seine These, indem er aufzeigt, dass von den aktuell (2003) siebenundsechzig Nationen, die einen „youth bulge“ aufweisen, nicht weniger als sechzig (!) von Massengewalt in wenigstens einer der genannten Formen betroffen sind. Heinsohn geht davon aus, dass dieses Problem bis etwa 2025 die Weltpolitik prägen und auch den Westen mit erheblichen Gefahren konfrontieren wird. Der Höhepunkt des Jugendanteils weltweit ist, so Heinsohn, zur Zeit erreicht. Aufgrund sinkender Geburtenraten ist ab etwa 2025 mit einer zunehmenden Entspannung zu rechnen, und spätestens ab 2050 dürften „youth-bulge“-induzierte Konflikte der Vergangenheit angehören.

Heinsohn wendet sich explizit gegen klassische Überbevölkerungstheorien, die Hunger und Not als Hauptursache von Konflikten benennen, und betont, dass in keinem anderen Punkt Friedens- und Kriegsforscher weiter auseinanderliegen: Hungernde Menschen geben schlechte Krieger ab. Um Brot wird gebettelt, gekämpft wird um Macht und Reichtum!

Die brutale Konsequenz aus dieser Diagnose – die allein schon zur Ablehnung seiner Theorie führen dürfte -, lautet, dass der Kampf gegen Hunger und Armut, wenn er denn erfolgrich sein sollte, in Ländern mit einem Jugendüberschuss nicht zu einem besseren Leben führen wird, sondern dazu, dass Hunger gegen Instabilität getauscht wird. Drastisch ausgedrückt: Dass die Menschen nicht mehr verhungern, sondern gefoltert, vergewaltigt, vertrieben und ermordet werden. (Über den jüngsten Gewaltausbruch in Kenia jedenfalls wäre man im Westen weniger überrascht, wenn Heinsohns Thesen allgemein bekannt gewesen wären und man deshalb der Tatsache Beachtung geschenkt hätte, dass Kenia einen Anteil allein von Kindern (0-15 J.) an der Gesamtbevölkerung von 42% aufweist.)

Dabei können wir im Westen, zynisch aber realistisch gesprochen, noch von Glück reden, wenn die überschüssigen jungen Männer sich gegenseitig umbringen, statt den Westen ins Visier zu nehmen. Heinsohn weist zwar zu Recht darauf hin, dass deren Gewalttätigkeit, sofern sie sich ein spezifisch politisches Ventil sucht, von jeder beliebigen Ideologie oder Religion befeuert werden kann. Er unterliegt aber einer fatalen Fehleinschätzung, wenn er glaubt, deswegen die konkreten ideologischen Inhalte ausblenden, speziell den Faktor „Islam“ ignorieren zu können. Im Hinblick auf die Konsequenzen für uns ist es nämlich ein erheblicher Unterschied, ob Hutu über Tutsi herfallen, oder ob frustrierte junge Ägypter glauben, gegen die „Ungläubigen“ zu Felde ziehen und in westlichen Metropolen Bomben legen zu müssen. Hier gerät Heinsohns rein demographischer Ansatz, der stets Gefahr läuft, Sozialwissenschaft auf Bevölkerungsarithmetik zu reduzieren, an die Grenzen seiner Erklärungs- und Prognosekraft.

Westliche Staaten, die in Ländern mit einem Jugendüberschuss militärisch intervenieren, tun gut daran, sich über ihre Chancen keine Illusionen zu machen:

„Youth-bulge“-befeuerte Völker sind ungemein konfliktbereit und -fähig, weil sie über ein nahezu unerschöpfliches Reservoir an Kriegern verfügen, die als zweite, dritte und vierte Söhne ihrer Familien entbehrlich sind, während stagnierende oder schrumpfende Nationen (also nahezu alle westlichen) mit dem Leben ihrer Soldaten so schonend wie möglich umgehen müssen. Im direkten Konflikt drohen kriegführende westliche Staaten die Unterstützung der eigenen Bevölkerung zu verlieren, weil sie vor dem Dilemma stehen, entweder zu viele eigene Soldaten opfern oder, um dem zu entgehen, zu viele Zivilisten der Gegenseite töten zu müssen.

Die Israelis zum Beispiel haben 2006 den Libanonkrieg verloren, weil sie nicht bereit waren, gegen die in Ortschaften gut verschanzten, fanatisch entschlossenen Kämpfer der Hisbollah die einzige Strategie anzuwenden, die in solchen Fällen dem Angreifer einen Erfolg ohne untragbare Eigenverluste verspricht, nämlich diese Ortschaften mit überwältigender Feuerkraft dem Erdboden gleichzumachen und dabei den Tod von möglicherweise einigen Zehntausend Zivilisten in Kauf zu nehmen.

Aus ähnlichen Gründen kann der Westen die Taliban nicht besiegen: Auch die Paschtunenstämme beiderseits der afghanisch-pakistanischen Grenze haben einen der größten Youth-bulges der Welt. Zieht man die jungen Männer ab, die bei Polizei und Armee beider Staaten unterkommen oder sich sonst eine wirtschaftliche Existenz aufbauen können, so bleibt immer noch ein Reservoir von rund dreihunderttausend Mann jährlich(!!!), die den Taliban als potenzielle Rekruten zur Verfügung stehen, und die gegen die bloß 38.000 Mann starken westlichen Truppen ins Feld gestellt werden können. Der Westen hat keine Chance, diesen Krieg zu gewinnen, weil er nicht bereit ist, seine überlegene Technologie in die Waagschale zu werfen; denn das hieße: die Taliban aus der Luft in ihrem pakistanischen Hinterland anzugreifen. Sie und die Zivilisten, zwischen denen sie sich bewegen. Welcher westliche Staatsmann wollte wohl dafür die Verantwortung übernehmen – und würde es politisch überleben, wenn er es täte?

Eine realistische westliche Strategie besteht nach Heinsohn unter diesen Umständen darin, sich erstens auf Konflikte mit „Youth-bulge“-Nationen dann – aber nur dann! dann aber unbedingt! – einzulassen, wenn es zwingend (!) erforderlich ist; zweitens darauf zu setzen, gegebenenfalls auch dafür zu sorgen, dass die überzähligen Krieger dieser Länder sich in internen Konflikten gegenseitig töten, statt die westliche Welt zu bedrohen. Das klassische Instrument sind dabei diktatorische Regime, in deren Sicherheitskräften ein kleinerer Teil des Jugendüberschusses unterkommt, während der große Rest bei der mehr oder minder revolutionären Opposition landet, die von ersterer Fraktion unterdrückt wird, notfalls blutig.

Solche Konflikte durch Errichtung demokratischer Strukturen zu entschärfen, ist eine Möglichkeit, die Heinsohn nicht erörtert. Er verweist darauf, dass etwa in Lateinamerika die meisten Dktaturen just zu der Zeit errichtet wurden, als der dortige Youth-bulge seinen Höhepunkt erreichte, und vermutet wahrscheinlich, dass eine Demokratie unter den Bedingungen eines Jugendüberschusses Kräfte entfesselt, die nur siegreich sein oder unterdrückt werden können, in beiden Fällen aber in eine Diktatur münden. So richtig es ist, dass Demokratie ein Regelwerk für die Austragung von Konflikten bereitstellt (und daher zu deren Entschärfung beitragen kann), so zahlreich sind doch die Beispiele von Demokratien, die bloß die Bühne für die Machtkämpfe waren, nach deren Entscheidung die Bühne selbst abgebaut wurde. Demokratie in Ländern wie Saudi-Arabien oder Ägypten würde nach dem dann unvermeidlichen Wahlsieg von Islamisten wahrscheinlich flugs wieder abgeschafft. Für ein solches Demokratie-Experiment die Sicherheit der bereits bestehenden (westlichen) Demokratien aufs Spiel zu setzen, schiene mir abenteuerlich; da ist mir das Hemd doch näher als der Rock. Ich respektiere jeden, der es aus demokratischem Idealismus trotzdem befürwortet, gebe aber zu bedenken, dass es vom Idealismus zu Illusionismus oft nur ein Schritt ist. (Zumal man in diesem Zusammenhang bedenken muss, dass gerade islamistische Politik darauf abzielt, den Jugendüberschuss durch Versklavung von Frauen auf Dauer zu stellen. In diesem Fall könnte man sich nicht einmal mit Heinsohns optimistischer Prognose für die Zeit nach 2025 trösten; die stimmt dann nämlich nicht mehr.)

Am Beispiel Israels, also desjenigen westlichen Staates, der überhaupt keine Chance hat, dem Konflikt zu entgehen, lassen sich die Probleme und Dilemmata besonders deutlich aufzeigen, in die westliche Politik in solchen Konflikten zu geraten droht. (Überhaupt scheint der Nahostkonflikt wie kein zweiter dazu zu taugen, die Brauchbarkeit von Heinsohns Ansatz zu illustrieren.)

Israel steht bekanntlich einem Feind gegenüber, dessen Jugendüberschuss gewaltig ist (im Gazastreifen ist er sogar der höchste weltweit), und das von Heinsohn zitierte Wort Arafats, wonach die Gebärmütter der Frauen den Krieg entscheiden würden, ist nur eines von unzähligen Zeugnissen dafür, dass die palästinensischen Führer sich vollkommen darüber im Klaren sind, dass die Kampfbereitschaft eines Volkes von der Anzahl an überschüssigen Söhnen abhängt – und vermutlich wissen sie umgekehrt auch, dass solche überschüssigen Söhne, wenn sie einmal da sind, zu kaum etwas anderem taugen als dazu, sich zu prügeln. Die Prognose, zu der man gelangt, wenn man Heinsohns Theorie anwendet, ist umso überzeugender, als sie sich in nichts von der unterscheidet, zu der man auch aufgrund einer im engeren Sinne politischen Analyse gelangen würde (sofern diese nicht auf Illusionen aufbaut), nämlich, dass es einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern in absehbarer Zeit nicht geben wird – wohl kann es ein Abkommen geben, das wird aber dann nicht eingehalten werden -, und zwar weil der Youth-bulge fortbesteht, die bisher sein Zustandekommen letztlich verhindert hat. Es gibt grundsätzlich vier mögliche Szenarien, wie dieser Konflikt enden kann:

1. Er schleppt sich mit der gegenwärtigen geringen Intensität noch Jahrzehnte hin, bis die palästinensischen Geburtenraten – wodurch auch immer – so weit zurückgehen, dass der Jugendüberschuss verschwindet.

2. Wie 1, nur verschwindet der Jugendüberschuss durch innerpalästinensischen Bürgerkrieg, wirtschaftlichen Zusammenbruch, Hungersnot und Flucht großer Bevölkerungsteile ins Ausland.

3. Israel massakriert bzw. vertreibt eine sechs- oder siebenstellige Anzahl palästinensischer Zivilisten. (Diese Lösung entspräche in etwa Heinsohns Analyse des Konflikts zwischen Serben und Kosovaren; ihr zufolge hätten die Serben aufgrund der Befürchtung, den Kosovaren in absehbarer Zeit aufgrund von deren Jugendüberschuss nicht mehr gewachsen zu sein, gleichsam präventiv den Völkermord versucht. Es spricht offensichtlich für die Israelis, dass sie eine solche Lösung nicht einmal in Erwägung ziehen, obwohl sie stärker bedroht sind, als die Serben es jemals waren.)

4. Der Staat Israel verliert den Konflikt und hört auf zu existieren.

In meinem Beitrag „Christlicher Fundamentalismus“ hatte ich noch argumentiert, größter Hemmschuh für die militärische Konfliktfähigkeit des Westens sei die Tatsache, dass sein Gesellschaftsmodell religiös zu wenig aufgeladen sei, als dass allzu viele Menschen bereit wären, ihr Leben dafür zu riskieren. Ich halte das weiterhin für richtig, aber zwei von Heinsohn beleuchtete Aspekte dürften mindestens ebenso wichtig sein:

Erstens, dass wir schlicht zu wenig junge Männer haben, als dass wir uns verlustreiche Kriege leisten könnten.

Zweitens, dass wir diesen Mangel nicht einfach durch Technologie ausgleichen können, weil dabei zu viele Zivilisten der Gegenseite getötet würden. Anders ausgedrückt: Was dem Westen das Genick brechen könnte, ist womöglich weniger unsere mangelnde Bereitschaft zu sterben als unsere mangelnde Bereitschaft zu töten!

Militärgeschichtlich ist dies ein Novum: Noch im Zweiten Weltkrieg wäre es allen Kriegführenden, einschließlich der Westmächte, absurd erschienen, eine Niederlage bloß deshalb in Kauf zu nehmen, weil man für einen Sieg zu viele feindliche Zivilisten hätte töten müssen. Heute dagegen gehört es zum guten Ton, beispielsweise den Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki für ein Kriegsverbrechen zu halten.

Macht sich eigentlich jemand klar, dass der Westen in seiner heutigen moralischen Verfassung nicht mehr in der Lage wäre, den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen? Dass ein US-Präsident, der (wie Truman im August 1945) vor der Wahl stünde, mehrere hunderttausend eigene Soldaten zu opfern oder per Atombombe mehrere hunderttausend feindliche Zivilisten zu töten, heute weder das eine noch das andere tun, sondern nur noch den Krieg abbrechen könnte? (Was 1945 bedeutet hätte, die riesigen japanisch besetzten Gebiete Asiens unter der Peitsche Japans zu belassen.)

Dies ist kein Plädoyer für brutalstmögliche Kriegführung. Selbstverständlich kann im Einzelfall die Option gegeben sein, den Krieg überhaupt zu vermeiden – bei den meisten politischen Konflikten ist dies gottlob so, weil sie nicht existenzieller Natur sind -; oder ihn, wenn man ihn schon nicht vermeiden kann, als Stellvetrteterkrieg zu führen, sprich eine dritte Partei gegen den Feind in Stellung zu bringen; oder, wenn auch das nicht geht, den dann unvermeidlichen Konflikt bei niedriger Hitze vor sich hin köcheln zu lassen (wie es die Israelis in ihrem Konflikt mit den Palästinensern tun und wie wie es wohl auch der westlichen Afghanistanstrategie entsprechen wird).

Wofür ich aber plädiere, ist Illusionslosigkeit: Es gibt Fälle, in denen eine Politik der Konfliktvermeidung, – ablenkung oder -begrenzung nicht möglich ist, wo aber zugleich die Akzeptanz einer Niederlage der Selbstaufgabe, ja dem Selbstmord gleichkäme. Was wäre denn, um nur dieses Beispiel zu nennen, wenn tatsächlich Terroristen in den Besitz von Atomwaffen gelangen würden? Hätte irgendein westlicher Staatsmann in einer solchen Situation das Recht zu spekulieren, es werde schon alles nicht so heiß gegessen wie gekocht? Würden wir akzeptieren, dass er in einer solchen Situation unser Leben seinen moralischen Skrupeln opfern würde? Zumal gegenüber einem Gegner, der solche Skrupel gar nicht kennt?

Eigentlich ist das eine Binsenweisheit, dass in existenziellen Konflikten im Zweifel Sieg vor Humanität geht. Eine Binsenweisheit, die aber in unserer Gesellschaft nicht mehr akzeptiert wird. Für deren Dekadenz ist vielmehr kennzeichnend, dass zwar ein kleiner Blogger wie ich dergleichen noch schreiben kann, ein Politiker aber, der es ausspräche, noch am selben Tag seinen Hut nehmen müsste.

Heinsohn ist ein Aufklärer; ein Mann, der Illusionen zerstört und sich wie Anderen jegliches Wunschdenken verbietet. Damit hat er wenig Aussicht auf Gehör in einer Gesellschaft, die zwar ironischerweise jede Form von individueller Sucht bekämpft (Nikotinsucht, Alkoholsucht, Tabletten-, Rauschgift-, Mager-, Fress-, Sex-, Spielsucht) aber kollektiv von ihrem eigenen Wunschdenken abhängig ist wie nur irgendein Heroinsüchtiger von seiner Spritze, und die dadurch an der kollektiven Selbstzerstörung kaum weniger konsequent arbeitet als der Fixer an der individuellen.

Wenn ich sage, Heinsohn sei ein Aufklärer, dann ist damit natürlich nicht gesagt, dass seine Thesen die Wahrheit schlechthin seien. Er entwickelt eine These von weitreichender Erklärungskraft auf erfrischenderweise weniger als 160 Textseiten und verschafft seinem Leser eine Fülle von Aha-Erlebnissen gerade dadurch, dass er sich konsequent auf eine einzige Erklärungsvariable – die Altersstruktur von Bevölkerungen – konzentriert.

Zu warnen ist aber vor der Verführungskraft solch monokausaler Theorien: Wer durch die Brille des Demographen blickt, erkennt zweifellos vieles, was ihm sonst entgangen wäre; er sollte sich nur nicht der Illusion hingeben, alles andere sei deswegen irrelevant. Wo alles Demographie ist – und das ist bei Heinsohn der Fall, ungefähr so, wie bei Marx alles Klassenkampf war – schrumpft Soziologie schnell zur bloßen Rechenaufgabe. Welche geistigen Stolperdrähte hier gespannt sind, merkt man spätestens dort, wo der Autor empfiehlt, der Westen solle einen Teil des Jugendüberschusses afrikanischer und arabischer (!) Länder aufnehmen, also die Einwanderung von dort noch forcieren. Das Rezept für den kulturellen Selbstmord.

Wenn man seine Theorie aber nicht monokausal als „Erlärung für Alles“ und auch nicht deterministisch-fatalistisch missversteht, als seien Gewalt und Chaos immer, überall und zwangsläufig die Folge eines Jugendüberschusses, dann kommt man an seiner Theorie nicht vorbei. Heinsohn benennt ein Risikopotenzial, das von den gängigen politikwissenschaftlichen und soziologischen Theorien vernachlässigt wird, das man aber unbedingt berücksichtigen muss, wenn man aktuelle und historische Konflikte verstehen und erklären will, und erst recht, wenn es künftige Krisen zu meistern gilt.

11 Gedanken zu „Gelesen: Gunnar Heinsohn, Söhne und Weltmacht“

  1. Das Thema „youth-bulge“ ist zumindest im Netz ausführlich gewürdigt worden, das liegt aber schon etliche Monate zurück. Auch große Tageszeitungen hatten Artikel dazu gebracht. Insofern ist es nicht wirklich total untergegangen.

    So sehr auch der Charme und die Logik des Arguments bestechen: die Krux an der These ist die Monokausalität, die darin steckt. Ein „youth bulge“ ist höchstens ein Teil des Gesamtproblems (trifft aber auch nicht immer zu!), und auch der Umkehrschluß funktioniert nicht (beileibe nicht alle kriegerischen Konflikte haben einen Jugendüberschuß im Hintergrund).

    Die These ist insgesamt sehr mau. Denn wo stehtgeschrieben, daß es überhaupt „überflüssige“ Söhne geben könnte? Das ist schon grundsätzlich eine Fehlbeurteilung Heinsohns. Die zu vergebenden Lebens- und Erwerbsmöglichkeiten enden doch nicht bei einigen Beamten- und Verwaltungsstellen. Der Tätigkeitsdrang auch von nicht erbenden Söhnen kann sich auch jeweils auf friedliche Weise Bahn brechen, sei es (früher) landwirtschaftlich (bei mangelendem Grundbesitz: auswandern) oder heute mit Dienstleistungen und vielem anderen mehr.

    Das Anwachsen einer Population schafft doch zwangsläufig auch die Betätigungsmöglichkeiten für deren Mitglieder. Für jeden der Söhne gäbe es auch eine Tochter, die er heiraten und mit der er sich zivil einbringen kann. Daß u.U. der älteste Sohn mit besseren Startbedingungen anfängt, bedeutet ja noch lange nicht, daß die jüngeren Söhne gleich ausrasten, aggressiv werden oder sich in Krieg stürzen müßten. Da wären einige Anfragen an kulturelle Grundlagen der Population zu stellen.

    Weder aus China noch aus Indien mit doch sehr hohem Bevölkerungswachstum sind expansiv-kriegerische Eruptionen bekannt (die Kulturrevolution war ja wohl eindeutig ideologisch und nicht demographisch bedingt).

    Also, kurz gesagt: was ein „youth bulge“ wirklich bewirkt, das hat ganz konkrete lokal und kulturell bedingte Ursachen, die genau zu differenzieren sind, da läuft nicht alles auf Krieg hinaus!

    Daß ein Krieg wie der WW II heute nicht mehr zu führen wäre, ist schlicht und einfach durch eben diesen Krieg bedingt! Die Abschreckung durch das Ausmaß der inhumanen Verrohung und Vernichtung reicht allen Beteiligten offensichtlich bis heute als Abschreckung, dazu kommt die völlig revolutionierte Kreigsführung durch technologische Mittel, die es früher nicht gab. Des weiteren dürfte der rein physische Kampf sowieso an Bedeutung verlieren, ideologisch ist es wichtig, gegenzuhalten.

    Andererseits ist der Mensch der gleiche geblieben, und das heißt konkret: bei Wegfall der Wohlstandssicherheit und Eintreten tödlicher Bedrohungen würde der Überlebenswille sehr schnell den benötigten kriegerischen Geist wieder entfachen – siehe das Beispiel Englands vor dem WW II: der grenzenlose Pazifismus war ganz schnell passe, als es dann ernst wurde. Es genügten die dt. Kriegserklärung und die „Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede“ von Churchill, und England war wie umgewandelt.

    Allerdings erschwert es der asymmetrische Krieg heute, zu erkennen, wo überhaupt der Feind steht. Und, was Westeuropa betrifft: der Wohlstand degeneriert (in einem darwinistischen Sinne) die Bevölkerung schon irgendwie zu Tode…und dennoch frage ich mich: warum kann denn das wohlstandsübersättigte Amerika noch kämpfen??? Am „youth bulge“ liegt es doch wohl nicht!

    Heinsohns These ist eigentlich kaum mehr als eine Fingerübung am Kaffetisch. Und dafür hat sie schon ganz gut Aufmerksamkeit bekommen! Trotzdem: interessante Lektüre allemal, ein echtes Qualitätsblog. Nur ja nicht die Posting-Frequenz erhöhen! 😉

  2. Übrigens, das Aufkommen und das kampagnenmäßige salonfähig-Machen der Ideen von Geburtenkontrolle, „Familienplanung“, Abtreibung einschließlich der „Überbevölkerung“ (als quais Gegenentwurf zu den diversen „youth-bulges“) wären einen eigenen ausführlichen Artikel wert. Hier hat ein äußerst subtiler und gleichzeitig äußerst verhängnisvoller Bewußtseinswandel stattgefunden, der ideologiegetrieben ist und einer ganzen Zivilisation das Messer an die Kehle legt.

    So wie man immer wieder verwundert fragt, wieso Rom untergegangen ist, könnte man sich irgendwann fragen, warum Europa überrannt wurde…

    Und noch ein letzter, hypothetischer und ketzerischer Gedanke: der palästinensische youth-bulge könnte ein gigantisches Wohlstandsszenario produzieren, mit folgenden Voraussetzungen: die Palis brauchten sich einfach nur mit den Juden vertragen. Die Israels haben einen derartigen Output an Erfindergeist, Unternehmertum und Geschäftsgeist, daß sie bei entsprechend freier Hand mit Sicherheit allen Palästinensern Arbeit und Brot schaffen würden. So schnell könnte man gar nicht gucken, wie da Wüsten kultiviert, Agrarprodukte exportiert und Tourismus betrieben würden, ganz abgesehen von Bautätigkeit, Industrialisierung und und und.

    Oder anders formuliert: würden die Palis ebensolchen Pioniergeist, Fleiß und Opfermut aufbringen wie die Israelis, um ihr Land aufzubauen, brauchte es kein Terrorventil für irgendwelche youth-bulges geben. Am Ende zählt einfach Kultur und Ideologie, das macht den Unterschied. (off topic: Gruß nach Beer-Sheva!)

  3. Was für ein spannendes Thema. Und richtig, Lehren des späten Mittelalters beziehungsweise der frühen Neuzeit auf die Gegenwart zu beziehen – oder Zusammenhänge des Religionspolitischen, Machtpolitischen oder des Demographisch-Sozialen (und, damit zusammenhängend Ökologischen: 1789 soll AUCH die Folge einer Missernte und der daraus folgenden Nahrungsknappheit) überhaupt erst einmal zu erforschen.

    So gesehen sind es wirklich ur-alte, ur-menschliche Themen, die wir gegenwärtig als Bevölkerungs-Explosionen bezeichnen.

    Heinsohn studierte Geschichte, Theologie, Psychologie und …
    http://de.wikipedia.org/wiki/Gunnar_Heinsohn
    … er scheint eine ganz bemerkenswerte Persönlichkeit zu sein,
    vielen Dank, lieber Manfred, für den Hinweis und für die
    Rezension von „Söhne und Weltmacht“. Europa hat Süd- und
    Nordamerika besiedelt, heute gibt es keine leeren Kontinente
    mehr (aus indianischer Sicht waren beide Amerikas natürlich
    alles andere als leer).

    Jacques Auvergne
    http://jacquesauvergne.wordpress.com/

  4. Flash,

    wir sind völlig einer Meinung, dass Heinsohns Theorie nicht monokausal interpretiert werden darf, und es ist auch richtig, dass ein youth bulge nicht zwangsläufig zu gewaltsamen Eruptionen führen MUSS. Heinsohn ist erst einmal nach dem Prinzip verfahren: Man nehme eine Hypothese und sehe, was man damit erklären kann; die relativierende Kritik wird sich ganz von alleine einstellen.

    Trotzdem hat er ein Risikopotenzial benannt, dass von anderen Theorien normalerweise unberücksichtigt bleibt, und das auch im öffentlichen Diskurs wenig vorkommt. Auch wenn die Blogosphäre seine Theorie diskutiert hat: Bis in die Medien ist sie jedenfalls nicht vorgedrungen. Ich kann mich nicht erinnern, dass der palästinensische Jugendüberhang als PRINZIPIELLES Friedenshindernis thematisiert worden wäre. Stattdessen ist nach wie vor jedesmal dann von der „Hoffnung auf Frieden“ die Rede, wenn der israelische Ministerpräsident dem Präsidenten der PA die Hand schüttelt. Und bei den jüngsten Unruhen in Kenia war vom Jugendüberschuss auch nicht die Rede.

    Theoretisch ist es zweifellos richtig, dass die Wirtschaft und damit die Zahl der zu besetzenden Positionen ebenso schnell wachsen könnte wie die Bevölkerung. Jedenfalls in einer Industriegesellschaft: In einer Agrargesellschaft kann das Ackerland und damit die Anzahl der Höfe nicht mitwachsen, höchstens die Produktivität (und die hängt nicht zuletzt von industriellen Ressourcen ab).

    Unglücklicherweise sind aber gerade die am schnellsten wachsenden Nationen KEINE Industrienationen; und wenn deren Wirtschaft – genauer: der Kapitalstock – mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten soll, dann setzt das eine entsprechend hohe Investitionsquote voraus. Sprich: Konsumverzicht. Nur – wieviel Konsumverzicht sollen denn Völker noch üben, die zur Hälfte aus Kindern bestehen, die von den Erwerbstätigen durchzufüttern sind?

    Hinzu kommt, dass politische Unruhe und Instabilität in sich bereits ein Investitionshindernis ist: Theoretisch ist es eine gute Idee, die Palästinenser mit Geld zuzuwerfen, damit sie es investieren, ihre Wirtschaft wächst und die jungen Leute eine Perspektive haben. Praktisch wandert die Hilfe in private Taschen, wird verschleudert oder für Waffenkäufe eingesetzt. Was übrig bleibt, wird aufgegessen. Und private Investitionen? Wer ist schon so verrückt, im Gazastreifen zu investieren?

    Der Versuch, einen „Youth bulge“ durch Wirtschaftswachstum zu entschärfen, wird also nicht selten dem Versuch gleichen, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Das ist nicht unbedingt ein Argument dagegen, eine entsprechende Lösung zu versuchen. Eine Lösung setzt aber voraus, dass das Problem benannt ist. Und genau das hat Heinsohn getan.

    „Übrigens, das Aufkommen und das kampagnenmäßige salonfähig-Machen der Ideen von Geburtenkontrolle, “Familienplanung”, Abtreibung einschließlich der “Überbevölkerung” (als quais Gegenentwurf zu den diversen “youth-bulges”) wären einen eigenen ausführlichen Artikel wert. Hier hat ein äußerst subtiler und gleichzeitig äußerst verhängnisvoller Bewußtseinswandel stattgefunden, der ideologiegetrieben ist und einer ganzen Zivilisation das Messer an die Kehle legt.“

    Ich bin mir gar nicht so sicher, ob er wirklich ideologiegetrieben ist, oder ob sich nicht einfach der sich ausbreitende Hedonismus die passende Ideologie gesucht hat. Es kann allerdings durchaus sein, dass das Nachlassen religiöser Bindungen der Gesellschaft in diesem Sinne ein handfestes Problem beschert hat. (Heinsohn übrigens erklärt die schwindende Bindekraft traditioneller Sexual- und Familienmoral mit dem Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft: In dem Moment, wo es kein Vermögen, speziell keinen Hof mehr zu vererben gebe, komme es auf die Jungfräulichkeit nicht mehr an, da diese ja dazu gedient habe, sicherzustellen, dass der Nachwuchs wirklich vom Ehemann stammt. Da Frauen somit für ihre voreheliche Enthaltsamkeit kein Versorgungsversprechen mehr hätten einhandeln können, seien sie sexuell freier geworden, gleichzeitig aber auch gezwungen, selbst erwerbstätig zu werden. Ich finde das ganz interessant, aber es kann schwerlich die ganze Antwort sein.)

  5. Pingback: Gunnar Heinsohn: Söhne und Weltmacht « Manfreds politische Literatur
  6. So verführerisch Heinsohns Ansatz auf den ersten Blick erscheinen mag – so weit führt er an Analyse und Lösung von Problemen vorbei. Der größte Makel dieses Artikels ist der vorauseilende Gehorsam gegenüber dem Krieg als mögliches Mittel zur Beilegung von Konflikten. Die widerwärtige Spekulation damit, dass hierbei der Tod „überzähliger“ junger Männer den Konflikt sozusagen austrockne, verkennt sämtliche historische Erfahrung über Kriege.

    Kriege brechen nicht zwischen Völkern aus – Kriege werden von ihren Mächtigen herbeigeführt – und das mit durchaus konkreten Vorstellungen hinsichtlich ihrer Machtausweitung. Da spielen die „Jungen“ keine Rolle… bestenfalls sind sie Mittel zum Zweck und auf jeden Fall Opfer…

    Auch die Analyse einer Überlegenheit des Islam anhand seiner höhere Geburtenrate halte ich für abwegig. Der Islam hat in der Neuzeit seit Jahrzehnten keinen Krieg mehr „gewinnen“ können.
    Ebensowenig wie irgendein anderer Staat mit „Jugendblase“. Die meisten Kriege der Neuzeit gingen ohnehin von Mächten aus, die man heute als westlich bezeichnen würde – und hiervon die Mehrheit wiederum als christlich.

    Was hier fehlt ist die Bereitschaft, wenigstens mal kurz die Perspektive des Anderen einzunehmen. Wie sollen diese Menschen Vertrauen zu „westlichen“ Idealen überhaupt erst finden können, wenn ihre gesammelte Erfahrung und die ihrer Nationen eine völlig entgegengesetzte ist? Gerade was der Westen im Falle Iran seit dem zweiten Weltkrieg militärisch und wirtschaftlich mit diesem Land so angestellt hat, muss jedem Iraner Misstrauen gegenüber den von unseren Staaten so hochgehaltenen Idealen vermitteln. Dies erklärt den heute dort so verbreiteten Hass um ein vielfaches besser, als Heinssohns abstruse Thesen.

    In diesen Tagen jedoch ist der Westen dabei, die Aggressivität und die Destruktivität seines Wirtschaftens – das ich ausdrücklich nicht als Marktwirtschaft anerkennen möchte – am eigenen Leibe zu erfahren. Auch die hiesigen Gesellschaften erleben bereits, wie dieser Moloch die angeblich hier verwirklichten Ideale von Humanität und Demokratie längst auf höchst zynische Weise in ihr Gegenteil verkehrt hat.

    Heinsohns Erklärungsansätze sind – nicht unähnlich dem Marxismus – zu eindimensional und bringen kaum Erkenntnisgewinn außer dem uralten Hut, dass „zornige junge Männer“ in einer Phase ihres Lebens gerne gegen bestehende Regeln rebellieren. Dies taten seinerzeit auch die Jungmänner Schröder und Fischer – und man schaue sich an, was sie später erst anrichteten.

    Es gibt bis heute kaum eine brilliantere Analyse des Kapitalismus als jene von Marx. Und dennoch war sein Gesellschaftsentwurf zum Scheitern verurteilt. Für Heinsohn und Marx gilt gleichermaßen: Beide blendeten das Konstrukt „Macht“ in ihren Analysen und Folgerungen aus.

    Doch – wer reale „Macht“, ihre Inhaber und deren Umgang damit ausblendet, der wird weder in der Lage sein, historische Ursachen und Zusammenhänge zu verstehen, noch wird es ihm möglich sein, auf die Herausforderungen, vor denen die heutigen Gesellschaften stehen, angemessene und zukunftsfeste Antworten zu finden.

    Heinsohns Thesen finde ich sogar gefährlich – nicht weil ich ihm böse Absicht unterstelle – aber weil sie einmal mehr die Menschen von der Erkenntnis der wahren Problemursachen fernhalten.

  7. @ Josch:

    Welches andere Mittel als „Krieg“ zur Beilegung des kulturellen Konflikts zwischen der Zivilisation des Westens und der barbarischen Räuber“kultur“ des Islam fällt Ihnen denn ein?

    Ignorieren?

    Leugnen?

    Noch mehr Geld zahlen und abwarten, was geschieht?

    Diejenigen, die die bisher samt und sonders erfolglosen Konzepte kritisieren, (mund-)tot machen?

    Kapitulieren?

    Erwarten, dass alle einsehen, dass es zu Ende geht mit unseren Nationen, und ergeben mit untergehen?

    Außerdem scheinen Sie eine ziemlich positivistische Auffassung davon zu haben, was „Krieg“ ist. Kein islamischer Staat hat seit geraumer Zeit mehr einen zwischenstaatlichen, mit regulären Soldaten geführten Krieg gewonnen. Das heißt aber mitnichten, dass sie nicht mehr die Fähigkeit hätten, die Welt in Konflikte zu stürzen. Es besteht westrlicherseits eine fundamentale Angst, etwas als „Krieg“ zu bezeichnen, da man selber entweder nicht den Willen oder nicht die Mittel und Männer hat, seine eigenen Interessen zu verteidigen. Daher kommt m.E. auch das Gerende vom „asymmetrischen Konflikt“: Was wäre wohl geschehen, wenn sich Winston Churchill 1940 zurückgelehnt hätte und seinen Engländern gesagt hätte: „Wir haben gar keinen Krieg mit Deutschland, denn es gab keine Kriegserklärung seitens Deutschland. Die Deutschen bombardieren zwar gelegentlich unsere Städte, aber das sind alles Einzelfälle. Die Genfer Konvention verbietet es uns, nun ebenfalls ihre Städte zu bombardieren. Da wir international nicht am Pranger stehen wollen, bleibt uns nichts übrig, als stillzuhalten. Also immer schön Ruhe bewahren – don’t mention the war!“

    Heinsohns Postulat des Zusammenhangs zwischen Geburtenrate und Kriegserfolg klingt für meine Ohren höchst plausibel. Werte wie wirtschaftlicher Wohlstand, kulturelles Leben und Geltung gleichen Rechts gelten nicht schon deshalb, weil sie auf einem Stück Papier stehen, sondern was geschaffen wurde, erregt stets den Neid derer, die nicht geschaffen haben, aber trotzdem konsumieren wollen. Wenn diejenigen, die ihren Bestand nicht widerstandslos den Neidern überlassen wollen, so müssen sie ihn verteidigen – und zwar mit Gewalt, denn alle Diplomatie ist für die meist viel konfliktfähigeren Neider bloßes Gerede und Zeichen von Schwäche. Also empfiehlt sich erstens, eine Armee zur Verteidigung aufzustellen, und zweitens, dafür zu sorgen, dass sie auch stark genug ist, um wirksam verteidigen zu können.

    Krieg zur Verteidigung ist eine sinnvolle Sache, die ein Gemeinwesen unbedingt materiell und ideell („Dulce et decorum est pro patria mori“) fördern sollte, wenn es weiterhin bestehen will. Das haben die deutschen und europäischen Staaten bis 1945 auch so gehalten, doch seitdem gilt der Militärdienst als unehrenhaft, ja sogar verbrecherisch. Das durch Pazifisten und 1968er geförderte weltanschauliche System, das Krieg und Konflikt generell für moralisch verwerflich und schlecht hält, auch wenn er nur der Verteidigung gegen Einbruch von außen dient, und zwecks dessen Verhinderung (Nie wieder Krieg, um jeden Preis) sogar das Kinderkriegen verweigert (Alice Schwarzer: „Wir brauchen heute keine Kinder mehr für den Führer gebären“), ist daher nihilistisch zu nennen, da es den eigenen Untergang durch militärische oder demographische Unterwerfung impliziert.

    Und die Konsequenzen dieser nihilistischen Kriegsverachtung ist die Islamische Invasion. Sie sollten nicht der Propaganda glauben, diese erfolge aufgrund wirtschaftlicher Notlagen und wir hätten die moralische Pflicht, jeden „Bootsflüchtling“, „Asylanten“ oder „Familiennachzügler“ aufzunehmen. Die Moslems selber wissen sehr genau, dass eine Invasion Europas im Gange ist; sie sagen es den Europäern bloß „offiziell“ nicht und lachen sich in den Bart, dass die Europäer ihren Plan nicht durchschauen.

    Der Islam ist ein Feind, der durch unsere Abrüstung nur noch entschlossener wird, uns zu übernehmen.

    Zur Problematik der „Macht“: Sicher bedarf eine militärische Operation der Steuerung durch Machthaber, doch der von Ihnen angedeutete Antagonismus zwischen „Volk“ und „Mächtigen“ ist gar nicht zwingend. Die Mächtigen sind es gar nicht immer, die das Volk so manipulieren, dass es freiwillig in Kriege geht; oft ist es das Volk selbst, in dem sich die Kriegsstimmung breit macht, und dann kann der Herrschende gar nicht anders, als dem Genüge zu tun, will er nicht selbst gewaltsam abgesetzt werden. Als außerislamisches Beispiel sei hier nur die Befreiung Deutschlands von der Herrschaft Napoleons genannt. Eine Machtclique wie die EU dagegen, die das Volk medial ruhig stellen läßt, obwohl es längst hohe Zeit wäre, eine sich anbahnende Fremdherrschaft abzuschütteln, solange es noch ohne allzugroße Blutverluste geht, verhält sich verbrecherisch. Es sind Kollaborateure, gegen die sich Volkes Stimmung letzten Endes durchsetzen wird.

  8. Nun Tatcher…

    ich habe nur eine Auffassung von Krieg. Er ist dumm und unvernünftig – kaum mehr als ein großes Geschäft für die Leute, die ihn immer wieder betreiben. Das große Kino der Mächtigen für das arme Volk, dass dem Krieg die eigenen Kinder spendieren darf – oft alles verliert dabei – und nachher alles wieder aufbauen darf.

    Ich kenne derzeit nur eine wirkliche Räuberkultur auf der Welt. Und die ist leider sehr mächtig. Das sind jene Leute, die hinter J.P.Morgan, Goldman & Sachs, CFR, Seeheimer Kreis, u.v.m stehen.

    Ob 911 wirklich aufs Konto von Islamisten geht, ist nach allem was ich weiß, mehr als fraglich. Als Militärfachman macht mich hier eine Aussage eines US-offiziellen Radar-Experten höchst stutzig: Man habe die Maschinen auf dem Radar nicht verfolgen können, weil sie der Transponder ausgeschaltet worden sei.
    Erstens kann man den Transponder nicht so ohne weiteres ausschalten und selbst wenn.
    Die Maschinen waren vor schon von der normalen Flugroute abgewichen – was bedeutet sie werden bereits verfolgt.
    Schalten sie ihren Transponder wirklich aus – so werden sie erst recht zu potentiellen Zielen (usual practice).
    Sie gehen der Radarüberwachung nicht nur nicht verloren, sondern sie werden sogar besonders angezeigt und getrackt.
    Soweit die Fakten in diesem einen Punkt, und es gibt jede Menge mehr.

    Ich sehe und empfinde keine Bedrohung durch den Islam. Was Israel droht, hat dieser Staat zum nicht unerheblichen Teil selbst zu verantworten. Ich hasse Rassismus in jeder Form – auch den israelitischen gegen die Araber.

    Ansonsten ist die allgemeine Erfahrung eher anders herum – siehe illegitimer Krieg gegen Irak. Siehe Abmetzeln von Zivilisten in Afghanistan durch Truppen des Westens.

    So macht man keine Politik – man zerstört sie. Die Menschheit hat nur eine Zukunftchance: diese schwachsinnige Hintermänner-Kultur abzuschaffen. Das geht friedlich, ohne Guillotine, ohne Tote. Man kann diese Truppe einfach ignorieren, und ihre unvernünftigen Vorschläge ebenso. Das reicht völlig…

    PS: ein Beispiel wo ein Volk jemals einen Krieg wollte, ohne vorher durch Kampagnen in Massenmedien dazu aufgehetzt worden zu sein, hätte ich dann schon mal gern… *gespannt ist*

  9. Gegenüber seiner Hexengeschichte bin ich mittlerweile bedenklich geworden, halte sie aber nach wie vor für überlegenswert.

    Die Bevölkerungsxplosion in der Neuzeit könnte darauf zurückzuführen sein, dass sich Menschheit unter günstigen Bedingungen eben exponentiell vermehrt und die europäische Bevölkerung vor der Hexenverfolgung aus mathematischen Gründen nur flach anstieg.

    Als Ursache für die Hexenverfolgung, die mit einer Verfolgung allen möglichen abweichenden Verhaltens einherging, werden mittlerweile ökonomisch-ökologische Krisen angeführt. Auch in der jüngsten deutschen Geschichte — sie wissen schon.

    Nicht zu bestreiten ist auch, dass sich Heinsohn damals mit seiner Buchveröffentlichung geschickt an den Feminismus angehängt hat.

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