Zu den Anschlägen von Oslo – einige Fragezeichen

Wenn man über Ereignisse schreibt, bei denen die Meldungen sich überschlagen, läuft man Gefahr, dass das, was man schreibt, innerhalb von Stunden Makulatur ist. Trotzdem möchte ich einige Bedenken äußern, bevor wir, also die islamkritischen Blogger, uns auf die Islamisten einschießen.

Gewiss tragen die Anschläge einige typische Merkmale von Attentaten der Qaida und ähnlicher Gruppen: Getroffen wurde ein Land, das an Militäreinsätzen gegen islamische Länder beteiligt ist; die Anschläge fanden kurz nacheinander statt; Gaddafi hat mit solchen Anschlägen gedroht; und es soll sich eine islamistische Gruppe dazu bekannt haben (wobei man freilich nicht weiß, ob es sich um Trittbrettfahrer handelt, die sich wichtig machen wollen); auch dass der festgenommene Verdächtige ein ethnischer Norweger sein soll, will noch nicht viel heißen, schließlich sind Konvertiten oft die radikalsten Islamisten.

Was mich irritiert, ist die Zielgenauigkeit der Anschläge: Während es den Tätern in Madrid und London offenbar darum ging, wahllos so viele Zivilisten wie möglich umzubringen, waren diesmal Regierungsgebäude und der Regierungschef sowie ein sozialistisches Jugendlager das Ziel – der Attentäter scheint die sozialistische Partei ins Visier genommen zu haben; auch Zeitungsredaktionen sind getroffen worden. Sicherlich könnten die Islamisten dazugelernt haben, aber das Gesamtbild ähnelt doch mehr dem des europäischen Terrorismus. Vor allem aber ist seltsam, dass der Schütze, der auf Teilnehmer des Jugendlagers geschossen hat, kein Selbstmordattentäter war; d.h. er hat die einmalige Gelegenheit versäumt, geradewegs zu Allah ins Paradies einzugehen – ziemlich untypisch für islamische Terroristen.

Wir werden abwarten müssen, ob hier die Islamisten vom europäischen Terrorismus gelernt haben – oder umgekehrt.

3 Gedanken zu „Zu den Anschlägen von Oslo – einige Fragezeichen“

  1. Während ich Dir unbeschränkt zustimmen möchte – der M.O. sieht in der Tat wenig nach dem von Muslimen bisher verwendeten aus, auch wenn es durchaus kleinere „Anschläge“ gab, bei denen der eigene Tod nicht explizit gesucht wurde – so hat doch insbesondere die Berichterstattung von Sendern wie Phönix oder der BBC schon ein besonderes Geschmäckle. In der frohen Hoffnung, die dort bei dem Gedanken durchschimmert, dass die Tat irgend ein hühnenhafter, blonder, arischer Übermensch durchgeführt haben könnte, sind die Redaktionen dort kurz vor der Masturbation angelangt. Man hat zumindest das Gefühl: viel fehlt nicht mehr.

    Es ist gerade dieses Verhalten, dass in mir Abscheu auslöst. Nicht nur wegen der mangelnden Pietät der Opfer ggü., deren Schicksal keine zwei Stunden später schon instrumentalisiert wird, sondern auch weil ich inzwischen bei so etwas ganz feine Fühler habe, die mir sagen, dass hier hintergründig manipuliert wird.

    Das bedeutet nun nicht, dass es nicht durchaus eine nicht-islamische Attacke gewesen sein kann! Wir wissen es noch nicht. Aber der Drall, die Spekulationen in eine bestimmte Richtung zu lenken spricht m.M.n, Bände.

  2. Fürs erste können wir immerhin die Methoden der „Berichterstattung“ der Medien beobachten.

    Bei den Terroranschlägen der letzten Jahre fiel dem aufmerksamen Beobachter vor allem auf, daß tagelang die gleichen Bilder von durcheinanderlaufenden Menschen gesendet werden, aber kaum eine verwertbare Information zu den Hintergründen des jeweiligen Anschlags zu finden war.

    Klingt vielleicht zynisch, aber nach solchen Anschlägen ist das Nachrichtenprogramm unglaublich vorhersehbar und langweilig.
    Interessant wird es erst in einigen Tagen, wenn die ersten verifizierbaren Fakten durchsickern.

  3. CNN:
    Wikinger gesucht:

    (Update: 4:12 p.m. ET, 10:12 p.m. Oslo) At least 9 people were killed in a shooting Friday at Norway’s ruling party youth camp on Utoya Island, police in Norway said.

    The two attacks are definitely linked, a police spokesman said. The person detained in Utoya was allegedly seen around the government building at time of explosion. The man, who is still being questioned, is tall with blonde hair, “Nordic appearance,” police said.

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