NNDB Mapper: ein hochinteressantes Werkzeug

Power Structure Research, also die Aufklärung informeller Machtstrukturen, war in diesem Blog ja schon öfter ein Thema. Ein Leser hat mich jetzt per E-Post auf den NNDB Mapper hingewiesen. Mit diesem Werkzeug lassen sich Beziehungen zwischen Personen übersichtlich darstellen und Personen- und Organisationsnetzwerke abbilden.

Ich habe mir einmal den Spaß gemacht, Strukturen amerikanischer außenpolitischer Denkfabriken und ihrer deutschen Dependancen sichtbar zu machen. Nur als Fingerübung, weit entfernt von wirklicher Forschung. Ich wollte nur ausprobieren (und Euch mitteilen), wie der Mapper funktioniert. Aber auch dies führt schon zu aufschlussreichen Teilergebnissen:

Ich picke mir also mit der Trilateralen Kommission und dem Council on Foreign Relations zwei der zentralen Organisationen heraus, in denen die außenpolitischen Strategien der USA ausgebrütet werden, und mit dem American Council on Germany sowie der American Academy in Berlin zwei einflussreiche Ableger in Deutschland.

Zunächst plaziere ich diese vier Institutionen auf einer leeren Karte. Als ersten Schritt mache ich die Verknüpfungen (Knoten) der American Academy sichtbar. Dabei werden automatisch auch die Verbindungen zu den anderen Institutionen angezeigt. Das Ergebnis findet Ihr, wenn Ihr hier klickt.

Diejenigen Personen, die nur mit der Academy verknüpft sind, habe ich ganz nach außen geschoben, diejenigen, die mit einer weiteren Institution verbunden sind, etwas weiter nach innen, und im Zentrum stehen diejenigen, die mit drei der vier Institutionen verbandelt sind. Der Gedanke dahinter ist der, dass eine Person umso einflussreicher sein dürfte, je mehr Gremien desselben Arbeitsgebiets sie beeinflusst.

Als nächstes öffne ich die Knoten des American Council on Germany und verfahre genauso. Das Ergebnis findet Ihr hier. Nun schält sich die zentrale Gruppe noch etwas deutlicher heraus. Schließlich füge ich noch den German Marshall Fund und das American Institute for Contemporary German Studies hinzu, ohne dass sich am Gesamtbild noch viel ändern würde.

Nichts ist vollkommen, auch dieses wunderbare Spiel … äh, Werkzeug ist es nicht: Man kann zwar Personen hinzufügen, aber, soweit ich das sehen kann, nur für seine eigenen Übersichten; die Informationen werden nicht etwa nach dem Wiki-Prinzip in die NNDB-Datenbank aufgenommen. Das ist schade, weil diese Datenbank stark amerikalastig ist. Selbst die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik ist nicht vertreten, die Atlantikbrücke weist nur eine einzige Verknüpfung auf. Außerdem ist man auf gut visualisierbare Daten angewiesen; eine statistische Auswertung – etwa: Wie groß sind die personellen Schnittmengen zwischen der Trilateralen Kommission und dem Council on Foreign Relations? – ist nicht möglich.

Ungeachtet dessen empfehle ich Jedem, der sich für personelle und organisatorische Verflechtungen interessiert, den Mapper auszuprobieren.

 

 

 

9 Gedanken zu „NNDB Mapper: ein hochinteressantes Werkzeug“

  1. Auch ohne „NNDP-Mapper“ sind gewisse, der Verfestigung der Herrschaft dienliche Beziehungen zwischen Menschen und Organisationen erkennbar. Meistens reicht Information, gesunder Menschenverstand und eine Portion konservativer Skeptizismus.
    Sapere aude !

    „Immer doch schreibt der Sieger die Geschichte des Besiegten. Dem Erschlagenen entstellt der Schläger die Züge. Aus der Welt geht der Schwächere und zurück bleibt die Lüge.“ – Bertolt Brecht

  2. Ein sehr interessantes Produkt!

    Läßt es sich auch lokal installieren?
    Eine solche Mappe möchte ich nicht gerne auf einem fremden Server anlegen …
    Hinweise auf ähnliche Produkte zur lokalen Installation werden dankend angenommen.

  3. Eigentlich sind von Anbeginn letztlich alle erfolgreichen Organisationen so strukturiert. Seien es die Fugger, religiöse Minderheiten, politische Denkfabriken, Konzernverfilzung und linke Netzwerke in denen die Brzezinskis und Soros dieser Welt ihre Finger drin haben. Ja ich weiß es ist nur ein (gutes) Beispiel und dient der Einschätzung der Frontlinien.
    Eine Vernetzung im bürgerlichen Bereich (Mittelstand) ist dagegen wohl von jeher zum Scheitern verurteilt,oder ? wenn ich Thorsten Hinz zitiere:

    „Was Deutschland endlich braucht,
    ist eine eigene außen- und sicherheitspolitische Denkschule sowie
    eine entsprechende Elite, die diese Bezeichnung auch verdient! Sonst
    steigt der Preis, den es für die Herrschaft provinzieller Parteipolitiker,
    fremdgesteuerter Bellizisten und gefühliger Pazifisten entrichtet, mit
    jedem Tag höher.“JF 13/11 .Nun gut das ist schon wieder Tagespolitik.

    @Georg,- ich kann nicht sagen ob Brecht Plagiator und zeitgleich Eremit war. Fakt ist das schon F.Schiller zu Wallenstein schrieb:
    „Ein Unglück für den Lebenden,
    daß er eine siegende Partei sich zum Feinde gemacht hatte;
    ein Unglück für den Toten,
    daß ihn dieser Feind überlebte und seine Geschichte schrieb.“

  4. Ich fürchte, das geht nicht. Du kannst allenfalls einen Screenshot erstellen und Deine Übersicht als Bild herunterladen. Andererseits halte ich es für sinnvoll, dass solche Informationen im Netz stehen; was nützt schon eine private Wahrheit, wenn sonst keiner sie kennt? Man bekommt für jede Übersicht eine eigene URL, auf die man selber verlinken kann, und auf die Andere verlinken können.

  5. Eine weitere interessante Seite mit ähnlichem Ansatz ist

    http://www.muckety.com

    Auch hier ist man allerdings auf die Datenbank des Betreibers angewiesen und kann keine neuen Informationen hinzufügen. Andererseits kann man hier Beziehungen , die nicht mehr aktuell sind, herausfiltern. Überhaupt unterscheiden sich die Angaben dort in manchen Details von denen bei NNDB. Wer ernsthaft Netzwerkanalyse betreiben will, wird ohnehin mehrere Quellen vergleichen müssen. Die ideale Software gibt es anscheinend noch nicht; aber ich werde weitersuchen, das Thema interessiert mich.

  6. @ Plebiszit :
    „Die Deutschen konnten bisher im allgemeinen nur ich und Nicht-ich, nicht aber Freund und Feind unterscheiden, was zur Folge hatte, daß sie jedes Nicht-ich mit dem Feind verwechselten und dann, als sie den Unsinn erkannten, glaubten, ihn mit einem „Kuß der ganzen Welt“ wieder in Ordnung gebracht zu haben.“
    Carl Schmitt

    Daß die Sieger die Geschichtsbücher schreiben und die Starken Begriffe definieren, ist seit altersher so und bedarf keines Beweises.
    B. Brecht war sicher (auch) ein Plagiator, ob er „zeitgleich Eremit“ war (warum eigentlich?) kann sicher verneint werden.

  7. Danke für den Hinweis!

    Das Werkzeug im WWW mag nützlich sein, um die Relationen der Feinde zu darzustellen.
    Doch auch dann möchte ich diese Relationssammlung abspeichern und autark reproduzieren können, sonst ist die Arbeit mit Verschwinden des Anbieters für die Katz gewesen.

    Relationen meiner Freunde sind „Betriebsgeheimnisse“ und gehen Externe nichts an.
    Daher ist, sie im Internet zu Pflegen wenig sinnvoll.

  8. Ich weiß nicht … irgendwie leuchtet mir der Gedanke nicht recht ein, daß die Mächtigen sich von den Ohnmächtigen mit frei verfügbaren Werkzeugen ‚in die Karten schauen lassen sollten‘. Von Windows hieß es doch immer, daß da US-Geheimdienste durch eingebaute Hintertüren in den Systemen von Nutzern mit spazieren gehen könnten. Und jetzt soll das plötzlich alles ganz anders sein …?

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