Realsatire, unlustig

Erinnert Ihr Euch? Vor ein paar Monaten schrieb ich über eine Aktion der Homolobby:

Auch wurde kein Antrag gestellt, die Bibel wegen deren Unvereinbarkeit mit dem Antidiskriminierungsgesetz auf den Index der jugendgefährdenden Schriften zu setzen.

Ich meinte das als Witz. Es gibt allerdings heutzutage keine einschlägige Satire, die von der Realität nicht in kürzester Zeit überholt würde. Die schweizerische „Blick“ schreibt:

Wegen Pornographie und Gewalt: Walliser Lehrer will Bibelzensur

Die Duldsamkeit frommer Christen im Land steht vor harten Prüfungen. Nicht genug, dass atheistische Lehrer und Eltern Kruzifixe aus den Schulen verbannen wollen. Oder dass die Freidenker-Vereinigung Gipfelkreuze abschaffen will (BLICK berichtete).

Nun will eine Gruppe Bibel-Kritiker das Buch der Bücher zensurieren oder in der Schule erst 16-Jährigen zugänglich machen. Wegen angeblich gewalttätiger, pornografischer und inzestuöser Geschichten. Entsprechende Gesuche wurden an allen kantonalen Obergerichten deponiert.

Unter den zwölf Unterzeichnenden ist auch Valentin Abgottspon (31) – jener Lehrer, der in der Schule von Stalden VS die Kruzifixe von der Wand nahm. Ihm wurde vor zwei Wochen fristlos gekündigt. Aus fachlichen Gründen – sagt die Schulleitung. Wegen seiner Ansichten – glaubt Abgottspon.

Jetzt also der Vorstoss gegen die Bibel selbst. Die Initianten wollen bis vor Bundesgericht, sogar bis zum Europäischen Gerichtshof gehen. «Wir fangen nur bei den Kantonen an», so der Bibel-Gegner Vinodh Kumar (50), «weil uns Anwälte dazu geraten haben.» Der gebürtige Inder, seit 28 Jahren in der Schweiz, ist Hindu, nicht Atheist. Darum sei er nicht bei den konfessionslosen Freidenkern.

25 Gedanken zu „Realsatire, unlustig“

  1. wenn dieses buch heute noch gelesen werden würde, wären wohl die meisten über seine abartigkeit und irrheit erschrocken und beschämt. deshalb kann man diese forderungen geradezu als pro-christlich einstufen.
     

  2. rem, Ihnen ist aber schon klar, dass das Alte Testament in erster Linie die Geschichte des Volkes Israel ist.
    Und sicher können Sie auch erklären, was denn am Neuen Testament „abartig“ und „irr“ ist.

  3. @submarine:

    Ihnen ist aber schon klar, dass das Alte Testament in erster Linie die Geschichte des Volkes Israel ist.

    Naja, das Problem beim AT ist ja weniger, daß es die Geschichte des Volkes Israel ist, sondern daß darin durchaus haarsträubende Passagen unter dem Motto: „So spricht der HErr …“ als vorbildliche, ja von Gott himself angeordnete Vorgangsweisen dargestellt werden (zum Abgruseln empfiehlt sich u.a. die Lektüre des Buches Josua).

    Was das Neue Testament betrifft, gebe ich Ihnen insofern recht, als es dort zwar ebenfalls m.E. eher abartige und irre Teile gibt (z.B. Teile der Apokalypse — obwohl ich deren literarische Qualitäten durchaus zu schätzen weiß), aber die sind wenigstens nicht (oder  nur sehr schwer) zu negativen Handlungsanweisungen zu mißbrauchen.

  4. LePenseur,
    eigentlich wollte ich das einmal fortführen. “ Das Buch der Bücher. Griechisch bedeutet Bibel „Buch“.
    http://karlmartell732.blogspot.com/2008/07/die-bibel.html

    Mit Atheisten mag ich auch nicht über Christentum diskutieren. Ich bin nämlich kein Missionar.

    Meinen Sie nicht, dass wir uns gerade mitten in der Apokalyse der Offenbarung befinden? Wenn es nicht so theatralisch klingen würde, möchte ich behaupten, wir sind im luziferianische Zeitalter, denn wir alle sind dabei, wohl jedes existierende Tabu zu brechen.  Es kann gar nichts so abartig beschrieben sein, nirgendwo, weder im Alten noch im Neuen Testament, als dass es heute nicht täglich geschehen würde. 

    Und, ich schätze viele Ihrer Postings, aberich empfinde sie sind weder kalt noch warm. Nur lau. Und von den Lauen heisst es:
    Offb 3,15 Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest!
    Offb 3,16 Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.

     

     

    😉 
     

  5. @submarine:

    Mit Atheisten mag ich auch nicht über Christentum diskutieren. Ich bin nämlich kein Missionar.

    Soll ich das jetzt auf mich beziehen? Nun, in der Form A-Theist hätten Sie sogar irgendwie recht (ich neige eher dem Deismus zu), aber das ist für gewöhnlich nicht der Inhalt, den man damit ausdrücken will.

    Meinen Sie nicht, dass wir uns gerade mitten in der Apokalyse der Offenbarung befinden?

    Eigentlich nein. Oder falls ja: wann befanden wir Menschen uns dann nicht in ihr? Fast jede Zeit glaubte die untrüglichen Anzeichen nahenden Zusammenbruches zu erkennen (jedoch oft nicht die Zeiten, in denen der Zusammenbruch dann wirklich nahe war)

    Und, ich schätze viele Ihrer Postings, aberich empfinde sie sind weder kalt noch warm.

    Ernstlich? Ich habe eher das Gefühl, daß ich mit meinen Postings für eine Menge von Leuten wie das sprichwörtliche „rote Tuch“ wirke (jedenfalls nach den Beschimpfungen und untergriffigen Antworten zu schließen, die ich oft erhalte). Aber bitte: für Sie bin ich halt zu lau … ich nehme es zur Kenntnis.

    Was Ihnen vielleicht „lau“ vorkommt, bezeichnet ein anderer als „wohltemperiert“.

    Keine Frage, daß die eiskalten Typen ebenso wie die heißblütigen irgendwie eindrucksvoller rüberkommen — im Film. Aber in der Realität …?

  6. Ach, dieselbem Leute die ohne Probleme Pornographie und Gewaltfilme ab 12 Jahren im Fernsehen wollen, beschweren sich über die Bibel..
    Ich dachte die Bibel ist langweilig und weltfremd? Eine unverschämtheit übrigens das ein Hindu sich da einmischt. Er hat kein Recht dazu.
    Was sollen diese ganzen Angriffe auf die Christen? Wird zeit das man sich wieder besinnt und sich wehrt. Das Christentum ist die beste und modernste Religion und das gehört auch wieder gesagt. Es gibt nichts besseres.
    Und Missionieren ist nicht schlecht.
    A-Theisten sind eigentlich gegen Theisten. Christen sind keine Theisten oder Deisten. Sie glauben an den dreifaltigen Gott der sich offenbart hat.
    Templarii

  7. LePenseur,
    es bestehen schon wesentliche Unterschiede zu früheren Zeiten. Die Menschheit hat sich auf 7 Milliarden hochgeschraubt.  Zu keiner Zeit war der Mensch daher so wenig wert wie heute. Humankapital. Zu keiner Zeit waren die Menschen so tabulos wie heute, gerne als Freiheit bezeichnet. Zu keiner Zeit hat die Menschheit über derart menschenfeindliche und massenvernichtende Technik verfügt. Niemals zuvor waren technische Möglichkeiten vorhanden, Menschen massenhaft zu manipulieren.
    Niemals in der Geschichte der Menschheit hatten kleine Gruppen von Menschen eine derartige Machtfülle wie heute.

    „Eigentlich“ bedeutet weder ja noch nein und „wohltemperiert“ würde ich maximal für den Zustand eines guten Rotweines anwenden.

  8. Templarii, wenn sich jeder  nur dazu äussern würde, wozu er berechtigt IST sich zu äussern, wäre es einfacher. Zweifelsohne würde das Christentum in seiner Grundaussage die fortschrittlichste Art des menschlichen Zusammenlebens ermöglichen. Nur, die wenigsten SIND Christen. Wenn dieser Mann aus Galiläa heute den Pomp, speziell wie ihn die katholische Kirche zelebriert, erleben müsste, er würde sie, diese Pharisäer, aus dem Tempel werfen. Und wenn wir den Kniefall des gesamtes Clerus vor dem Islam anschauen, graust es jeden Christen. Aber die hier erwähnte Offenbarung beschreibt  diese Situation erkennbar. Man muss sie nur lesen und nicht, wie manche, in Unkenntnis nachlabern, was Leute von sich geben, die die Bibel niemals gelesen haben.

  9. Ich finde es erschreckend, wie heute ein Wert nach dem anderen in die Tonne wandert.
    Ich selber bin in einer Großstadt geboren und aufgewachsen und lebe heute in einem kleinen Dorf, in dem christliche Werte ganz selbstverständlich gelebt werden. Ich kann also ermessen, wie groß der Unterschied der Lebensführung inzwischen ist. Wie wohltuend ein solches Zusammenleben in einem Dorf mit christlicher Lebensweise ist, kann kein Großstadtmensch ermessen.
    Für mich fühlt es sich hier ein bisschen an, als lebe ich heute im Paradies.
    Diese Werte immer mehr preis zu geben wird sich bitter rächen, wie heute schon immer deutlicher wird.

  10. @submarine:

    Wenn dieser Mann aus Galiläa heute den Pomp, speziell wie ihn die katholische Kirche zelebriert, erleben müsste, er würde sie, diese Pharisäer, aus dem Tempel werfen.

    … und wenn er die unsinnigen Fehldeutungen über seine Person und seine Lehre, die „bibeltreue Christen“ und alle möglichen sonstigen Protestanten vertreten, geahnt hätte, wäe er wohl in Depressionen verfallen.

    @Templarii:

    Das Christentum ist die beste und modernste Religion und das gehört auch wieder gesagt. Es gibt nichts besseres.

    Sie gestatten, daß ich das paraphrasiere:

    Der Islam ist die beste und modernste Religion und das gehört auch wieder gesagt. Es gibt nichts besseres.

    Sie gestatten, daß ich letzteren Satz markig als „bullshit“ bezeichne. Und jetzt erklären Sie mir, worin der Unterschied zum ersteren Satz besteht (außer in Ihrer Vorliebe fürs Christentum).

    A-Theisten sind eigentlich gegen Theisten. Christen sind keine Theisten oder Deisten. Sie glauben an den dreifaltigen Gott der sich offenbart hat.

    aha. Wieder was dazugelernt: „Christen sind keine Theisten“ … ach bitte, können Sie mir das näher erklären?

    Und Arius, Apollinaris, Origenes und Tertullian waren demnach keine Christen — interessant …

  11. Guten Tag,
    @submarine:
    >Wenn dieser Mann aus Galiläa heute den Pomp, speziell wie ihn die katholische Kirche zelebriert, erleben müsste, er würde sie, diese Pharisäer, aus dem Tempel werfen.
    Ach tatsächlich? Wieso? Weil IHNEN das nicht passt das die Katholische Kirche die Kirchen schön ausgestattet hat? Nennt man förderung von Kunst übrigens.. Warum ist das schlecht? Ich finde es schön. Das sind Kulturgüter. Ich habe auch nichts gegen Barock und co. Es ist ein Teil unserer Welt.
    @LePenseur:
    >… und wenn er die unsinnigen Fehldeutungen über seine Person und seine Lehre, die “bibeltreue Christen” und alle möglichen sonstigen Protestanten vertreten, geahnt hätte, wäe er wohl in Depressionen verfallen.
    Was wurde denn alles gedeutet? Was war denn falsch und was ist richtig?
     
    @Templarii:
    >Sie gestatten, daß ich das paraphrasiere:

    >Der Islam ist die beste und modernste Religion und das gehört auch wieder gesagt. Es gibt nichts besseres.
    Ui, das ist ja ein ganz toller Kniff. Sie haben meinen Satz genommen und eine Religionsbezeichnung durch eine andere ausgetauscht. Offensichtlich sind sie ein oberflächlicher Materialist. Ich schreibe da nicht einfach was hin, ich MEINE es auch so. Und ich habe mich mit der Materie auch beschäftigt. Und nein, nicht im Sinne von „buchstaben in der Bibel lesen und dann sagen man hat es“ sondern ich habe mich mit der Philosophie und dem ganzen beschäftigt. Und mich auch darauf eingelassen. Und ja, das Christentum ist die modernste und komplexeste Religion der Weltgeschichte. Es gibt nichts besseres.

    > Sie gestatten, daß ich letzteren Satz markig als “bullshit” bezeichne. Und jetzt erklären Sie mir, worin der Unterschied zum ersteren Satz besteht (außer in Ihrer Vorliebe fürs Christentum).
    Das sie den Islam, der eine primitive Welteroberungsideologie ist, als gleichbedeutend für das das Christentum nehmen. Sie blenden völlig aus dass unser Christentum die Grundlage des Wissenschaftlichen Denkens ist, dass das Christentum eine weitaus weisere und klügere Philosophie und Religion ist, als alle anderen. Nicht mal der Buddhismus kann damit mithalten.

    > aha. Wieder was dazugelernt: “Christen sind keine Theisten” … ach bitte, können Sie mir das näher erklären?
    Theisten glauben an einen Gott. Mit Sandalen, Bart und Tunika. Sie glauben Gott ist eine Person. Sie machen sich ein Bild von Gott. Grenzen ihn ein in ihre Vorstellung.

    > Und Arius, Apollinaris, Origenes und Tertullian waren demnach keine Christen — interessant …
    Wenn sie an einen Gott mit Tunika geglaubt haben waren es keine.
    Templarii

  12. LePenseur,

    wenn Ihnen der Unterschied zwischen Christentum, das heisst zwischen dem, was Christentum und Islam lehren, nicht klar ist, so ist jede weitere Diskussion darüber Zeitverschwendung. Nur soviel, die Lehren von Jesus Christus sind einfach, klar und für jedermann verständlich. An dem was er sagte gibt es keine unsinnigen Fehldeutungen.
    Matt.5/37 Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel

    Da aber das Leben ein einziger Kompromiss ist, bedeutet ein klares“Ja“ nicht , dass ich die Wahrheit gepachtet habe. Es ist nur MEINE Wahrheit. Die biblische Vorstellung von der Würde des Menschen ist aber, dass man nach bestem Wissen und Gewissen „Ja“ oder „Nein“ sagt, auch wenn man damit manchmal nicht richtig liegt.

  13. Templer,
    die Erbauer der Kirchen haben diese zu Ehren Gottes gebaut, und nur darum.
    Man hat in diesen Kirchen gebetet.
    Schauen Sie sich die Malerei früherer Jahrhunderte an, Gemälde zu Ehren Gottes.

    Dass einige (und es werden immer weniger) Menschen sich heute an diesen Kunstwerken erfreuen und auch ehrfürchtig betrachten hat absolut nichts damit zu tun, dass die Mächtigen der Kirche -und ich unterscheide Christentum von der  Institution Kirche hiermit ausdrücklich- machtbesessene und auch unchristliche Verschwender sind.

  14. „Verzeihen Sie, Le Penseur, aber ich habe aus Ihrer Feder selten etwas so Dummes gelesen wie die implizite Gleichsetzung von Islam und Christentum, die Sie oben vornehmen.“
     
    christentum und islam sind in verschiedenen entwicklungszuständen. das christentum ist – in europa – abgestorben, der islam ist lebendig. ansonsten bräuchte man den beiden dingen nichtmal verschiedene namen geben, so gleich sind sie.
     

  15. @Templer:

    Was wurde denn alles gedeutet? Was war denn falsch und was ist richtig?

    Aus einer soliden ethischen Lehre Jesu (die von ihm in plastischen Gleichnissen eindrucksvoll poetisch vorgetragen wurde) fabrizierte die Theologie der ersten Jahrhunderte ein mythologisches Gebräu von Jungferngeburten, Gottessohnschaften, Erlösungslehren, Totenerweckungen und -auferstehungen etc., dessen Sinnhaftigkeit jedem, der sich damit näher beschäftigt, immer rätselhafter wird und zu komplizierten Hilfskonstruktionen verleitet, um das ganze wackelige Gebäude irgendwie zu stützen. Mir ging es damit exakt so, wie dem geschätzten Blogautor, der über seine „linke Vergangenheit“ einmal so witzig schrieb:

    Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Linkssein klug macht: Wenn man jahrzehntelang hochkomplizierte Theorien entwickeln muss, deren einziger Zweck darin besteht, völlig blödinnige Thesen zu untermauern und offensichtliche Tatsachen in Abrede zu stellen: Das ist wahres Gehirnjogging! Irgendwann, auch das weiß ich aus Erfahrung, ist man dann so klug, dass man aufhören muss, links zu sein. Man nennt so etwas auch einen dialektischen Prozess.

    Ersetzen Sie darin „links“ durch „(traditionell) christlich“, und Sie haben damit meine Entwicklung recht gut beschrieben (mit dem Unterschied, daß ich vor meiner „christlichen“ Phase bereits ein skeptischer, wenngleich durchaus „Religions-affiner“ Freidenker (man könnte daher auch sagen: „Freireligiöser“).

    @Manfred:

    Ich setze nicht Islam und Christentum gleich, ich setze nur die Behauptung, die jeweils eigene Religion*) sei die beste, gleich.

    @rem:

    das christentum ist – in europa – abgestorben, der islam ist lebendig. ansonsten bräuchte man den beiden dingen nichtmal verschiedene namen geben, so gleich sind sie.

    Sorry, aber das ist ziemlicher Unsinn …

    ——

    *) ich gehe aus dem Zusammenhang eigentlich davon aus, daß das Christentum die Religion des geschätzten Kollegen ist.

  16. @ rem
    christentum und islam sind in verschiedenen entwicklungszuständen. das christentum ist – in europa – abgestorben, der islam ist lebendig. ansonsten bräuchte man den beiden dingen nichtmal verschiedene namen geben, so gleich sind sie.
     
    Ich hoffe sie sind nicht berufstätig. So wie sie über ein Thema schreiben von dem sie offensichtlich keine Ahnung haben, sollten Sie lieber nichts tun. Das wäre besser für die gesamte Menschheit. Kurz: Nein christentum und islam sind nicht in verschiedenen entwicklungszuständen. Der Islam ist eine kastrierte Version einer vermischung von Christentum und Judentum ausgerichtet auf Wüstenstämme. Das Christentum ist nicht in Europa abgestorben, sondern weiterhin sehr aktiv. Verwechseln sie MTV und „öffentliches Fernsehen“ nicht mit der Wirklichkeit. Und da sie meinen das Islam und das Christentum das gleiche sind, muss ich sagen das sie Tomaten auf den Augen haben. Nur weil manche Menschen „Gott“ sagen, heisst es nicht das sie das meinen was man unter „Gott“ zu verstehen hat.
     
    Sie haben so ziemlich alles falsch gesagt was man falsch sagen kann zu dem Thema. Entweder sie sind doof oder sie haben schlicht absolut keine Ahnung. Ich nehme das letztere an.
     
     
    @LePenseur
    Aus einer soliden ethischen Lehre Jesu (die von ihm in plastischen Gleichnissen eindrucksvoll poetisch vorgetragen wurde) fabrizierte die Theologie der ersten Jahrhunderte ein mythologisches Gebräu von Jungferngeburten, Gottessohnschaften, Erlösungslehren, Totenerweckungen und -auferstehungen etc., dessen Sinnhaftigkeit jedem, der sich damit näher beschäftigt, immer rätselhafter wird und zu komplizierten Hilfskonstruktionen verleitet, um das ganze wackelige Gebäude irgendwie zu stützen. Mir ging es damit exakt so, wie dem geschätzten Blogautor, der über seine “linke Vergangenheit” einmal so witzig schrieb:
     
    Was haben Theologen wie bitte gebaut? Erlösungslehre, Gottessohnschaft und Totenerweckungen? Sagen Sie mal, haben Sie jemals in der Bibel gelesen bevor sie so etwas überhaupt behaupten? Die Gottessohnschaft ist DIE zentrale Aussage über Jesus, das ist ganz klar und eindeutig von Anfang an so vermittelt. Offensichtlich haben Sie sich mit dem Christentum nicht auseinandergesetzt, es ist ausserdem ziemlich absurd von einem „wackeligem Gebäude“ zu reden, bei der Katholischen Kirche, welche die älteste ununterbrochen existierende Institution der Weltgeschichte ist. So absurd kann man gar nicht argumentieren. Die Kirche gibt es schon seit 1950 Jahren würde ich mal sagen.
     
    Ersetzen Sie darin “links” durch “(traditionell) christlich”, und Sie haben damit meine Entwicklung recht gut beschrieben (mit dem Unterschied, daß ich vor meiner “christlichen” Phase bereits ein skeptischer, wenngleich durchaus “Religions-affiner” Freidenker (man könnte daher auch sagen: “Freireligiöser”).
     
    Was soll ich dazu sagen: Sie werden es auch noch lernen. Spätestens wenn sie sich wirklich bewusst werden was es bedeutet zu sterben.
     
    Templarii

  17. @Templarii:

    Sehen Sie — ich will mich da mit Ihnen nicht rumstreiten wegen irgendwelcher religiöser Fragen. Das bringt erfahrungsgemäß nichts, außer Zeitverlust. Glauben Sie, was Sie wollen — aber eines können Sie mir glauben (oder auch nicht — ist mir aber eher egal): sofern Sie nicht zufällig promovierter Fachtheologe sind, dürfte ich mir einiger Wahrscheinlichkeit mehr über christliche Dogmatik und über Kirchengeschichte wissen, als Sie. Wissen, wohlgemerkt — nicht glauben. Ich habe mich sehr eingehend Jahrzehnte meines Lebens damit beschäftigt, und bin infolge dieser Beschäftigung immer mehr dazu gekommen, die theologischen Konstrukte als das zu erkennen, was sie sind: als Konstrukte. Und irgendwann beschloß ich einfach, meine weltanschauung nicht nach irgendwelchen Konstrukten auszurichten, sondern meinen eigenen Verstand dazu zu benutzen, mir mein eigenes Bild davon zu machen.

    Was soll ich dazu sagen: Sie werden es auch noch lernen. Spätestens wenn sie sich wirklich bewusst werden was es bedeutet zu sterben.

    In meinem Alter denkt man öfter, als es einem lieb ist, ans Sterben. Aber danke für den Hinweis — ich werde am Totenbett an Ihren überaus wertvollen Rat denken …

  18. Heinrich B

    öll: Eine Welt ohne Christus

    „In dieser Welt habt ihr Angst“, hat Christus gesagt, seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
    Ich spüre, sehe und höre, merke so wenig davon, dass die Christen die Welt überwunden, von der Angst befreit hätten, von der Angst im Wirtschaftsdschungel, wo die Bestien lauern, von der Angst der Juden, der Angst der Neger, der Angst der Kinder, der Kranken.
    Eine christliche Welt müsste eine Welt ohne Angst sein, und unsere Welt ist nicht christlich, solange die Angst nicht geringer wird, sondern wächst, nicht die Angst vor dem Tode, sondern die Angst vor dem Leben und den Menschen, vor den Mächten und Umständen, Angst vor dem Hunger und der Folter, Angst vor dem Krieg

    Die Christen haben die Welt nicht überwunden, sie lassen sich auf Sie ein und werden von ihr überwunden. Man ist nicht Christ, sondern gehört zum „christlichen Lager“, man glaubt nicht an Christus, sondern „macht in Christentum“.
    Doch die andere Vorstellung ist noch weit gespenstischer: wie diese Welt aussähe, hätte sich die nackte Walze einer Geschichte ohne Christus über Sie hinweggeschoben.
    Ich überlasse es jedem einzelnen sich den Alptraum einer heidnischen Welt vorzustellen oder eine Welt, in der Gottlosigkeit konsequent praktiziert würde: den Menschen in die Hände des Menschen fallen zu lassen.
    Nirgendwo im Evangelium finde ich eine Rechtfertigung für Unterdrückung, Mord, Gewalt.
    Ein Christ, der sich ihrer schuldig macht, ist schuldig.
    Unter Christen ist Barmherzigkeit wenigstens möglich, hin und wieder gibt es sie: Christen, und wo einer auftritt, gerät die Welt in Staunen. 800 Millionen Menschen auf dieser Welt haben die Möglichkeit, die Welt in Erstaunen zu setzen. Vielleicht machen einige von dieser Möglichkeit Gebrauch.
    Selbst die allerschlechteste christliche Welt würde ich der besten heidnischen vorziehen, weil es in einer christlichen Welt Raum gibt für die, denen keine heidnische Welt je Raum gab: für Krüppel und Kranke, Alte und Schwache, und mehr noch als Raum gab es für sie: Liebe für die die der heidnischen wie der gottlosen Welt nutzlos erschienen und erscheinen.
    Ich glaube an Christus, und ich glaube, dass 800 Millionen Christen auf dieser Erde das Antlitz dieser Erde verändern können. Und ich empfehle es der Nachdenklichkeit und Vorstellungskraft der Zeitgenossen, sich eine Welt vorzustellen, auf der es Christus nicht gegeben hätte. Ich glaube, dass eine Welt ohne Christus selbst die Atheisten zu Adventisten machen würde.
    H. Böll, Eine Welt ohne Christus, in: K. Deschner (Hrsg.) Was halten Sie vom Christentum? ,München; List 1957, 22f.

  19. @LePenseur:Sehen Sie — ich will mich da mit Ihnen nicht rumstreiten wegen irgendwelcher religiöser Fragen. Das bringt erfahrungsgemäß nichts, außer Zeitverlust.
    Das sehe ich anders. Die Zeit der passiven-pazifistischen Christen ist vorbei. Das konnte man sich gegen den Kommunismus leisten, das war ein guter Weg um ein gigantisches Gemetzel zu vermeiden. Hat so halbert funktioniert. Aber jetzt ist genug. Ich habe lange genug gebraucht um zu kapieren wie viel Kultur man mir gestolen hat und ich sehe es anderen an wie sie es vermissen und nicht mal formulieren können was es ist.
    >Glauben Sie, was Sie wollen — aber eines können Sie mir glauben (oder auch nicht — ist mir aber eher egal): sofern Sie nicht zufällig promovierter Fachtheologe sind, dürfte ich mir einiger Wahrscheinlichkeit mehr über christliche Dogmatik und über Kirchengeschichte wissen, als Sie. Wissen, wohlgemerkt — nicht glauben.
    Wenn Sie nicht glauben, wissen sie genau gar nichts. Das ist genauso wenn Sie mir sagen das sie Wissen wie gut sich ein Lied anhört. Es aber nie angehört haben und nur die Notenblätter gelesen haben. Die Christliche Dogmatik und die Kirchengeschichte ist nur mit dem Glauben vollständig erfassbar. Die Trinität kapiert man ohne Glauben sowieso nicht. Im Grunde wissen Sie nur wie viele Buchstaben in der Bibel sind. Wenn sie nicht mal zwischen Christentum und Islam unterscheiden können.
    Die meisten schimpfen über das Christentum und glauben es ist so etwas wie das, was der Islam ist. Lustig..
    > Ich habe mich sehr eingehend Jahrzehnte meines Lebens damit beschäftigt, und bin infolge dieser Beschäftigung immer mehr dazu gekommen, die theologischen Konstrukte als das zu erkennen, was sie sind: als Konstrukte. Und irgendwann beschloß ich einfach, meine weltanschauung nicht nach irgendwelchen Konstrukten auszurichten, sondern meinen eigenen Verstand dazu zu benutzen, mir mein eigenes Bild davon zu machen.

    Das ist doch naiv, Sie sollten doch wissen das ihr Verstand von den Gefühlen gefärbt ist. Sie Denken nur das was sie Denken wollen, der Verstand ist die Leine der den wilden Hund „Gefühl“ einigermassen im Zaum hält. Theologische Konstrukte halten nicht 2000 Jahre. Sie halten auch nicht sie halten auch nicht über Jahrhunderte Menschen zusammen. Der letzte Konstrukt den die Menschen aufbauten ist der des Kommunismus. Das hat 100 Millionen Menschen das Leben gekostet und ausgelaugte sowie vernichtete Länder hinterlassen.
    Die Konstrukte sind nur dann Konstrukte wenn man „das Radio nicht einschaltet“. Fühlen sollen Sie, es geht um das Fühlen. Die Dreifaltigkeit ist ein Symbol für das Gefühl zwischen den drei Bereichen der Dreifaltigkeit.

    > In meinem Alter denkt man öfter, als es einem lieb ist, ans Sterben. Aber danke für den Hinweis — ich werde am Totenbett an Ihren überaus wertvollen Rat denken …
    Das Geheimnis ist die Schönheit:
    „Frage die Schönheit der Erde, frage die Schönheit des Meeres, frage die Schönheit der weiten und durchdringenden Luft. Frage die Schönheit des Himmels, frage die Ordnung der Sterne, frage die Sonne, die mit ihrem Glanz den Tag erhellt; frage den Mond, der mit seinem Schein die Finsternis der Nacht mäßigt. Frage die wilden Tiere, die sich im Wasser bewegen, auf Erden wandeln, in der Luft fliegen: Seelen, die sich verbergen, Leiber, die sich zeigen; Sichtbares, das sich leiten lässt, Unsichtbares, das leitet. Frage sie! Alle werden dir antworten: Wir sind schön! Ihre Schönheit lässt sie erkennen. Diese vergängliche Schönheit, wer hat sie erschaffen, wenn nicht die unvergängliche Schönheit?“ (Reden, 241-2-3)
    Templarii – recognoscere.wordpress.com

  20. @Templarii:

    Belassen wir’s einfach bei einem „we agree to disagree“. Da Sie schreiben:

    Wenn sie nicht mal zwischen Christentum und Islam unterscheiden können.

    (ein Vorwurf, der mir irrtümlich auch von Manfred gemacht wurde und dem ich weiter oben bereits entgegnete), hält sich mein Interesse, mit Ihnen über religiöse Ansichten zu diskutieren, ohnehin in Grenzen. Und wenn Sie meinen:

    Die Trinität kapiert man ohne Glauben sowieso nicht

    dann will ich Ihnen nicht widersprechen. Mein Interesse, sie kapieren zu wollen, endenwollend — ich kann ganz gut ohne diese Doktrin auskommen.

    Adieu!

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