Die Protokolle der Weisen von Greenwich

Ende 2008 hat Hannes Stein in Welt online einen Artikel über die Ideen von Walter Russell Mead geschrieben und ihn zusammen mit einem Interview veröffentlicht, das mir leider erst jetzt aufgefallen ist. Man kann an diesem Text erkennen, dass es keinerlei Verschwörungstheorien bedarf, um den Zusammenhang von angloamerikanischer Weltherrschaft, liberalem Globalismus und dem Untergang traditioneller Werte zu behaupten. Die Globalisten erzählen ganz offen, wie sie vorgehen, und wie ihr System funktioniert. Dass der Interviewer Stein nicht im Traum auf einen kritischen Einwand kommt, macht den Text noch bezeichnender:

Walter Russell Mead ist Mitglied des einflussreichen „Council on Foreign Relations“ in New York, einer Privatorganisation, die sich mit amerikanischer Außenpolitik beschäftigt. Sie gibt die renommierte Zeitschrift „Foreign Affairs“ heraus. In seinem Buch „God and Gold“ (2007) untersucht Mead, warum ausgerechnet Großbritannien und die USA – zwei englischsprachige Länder – hintereinander zu global agierenden Mächten aufstiegen und alle ihre Feinde besiegten. Seine Antwort: Briten wie Amerikaner haben ein Erfolgsprogramm, das Mead „Die Protokolle der Weisen von Greenwich“ nennt (eine sarkastische Anspielung auf die antisemitische Fälschung „Die Protokolle der Weisen von Zion“). (…)

WELT ONLINE: Kennt Obama die Protokolle der Weisen von Greenwich?

Mead: Ich glaube schon. Er versteht ganz instinktiv, welchen Platz Amerika in der Welt einnehmen muss.

WELT ONLINE: Vielleicht sollten Sie kurz erklären, was es mit den Protokollen der Weisen von Greenwich auf sich hat.

Mead: Die Protokolle der Weisen von Greenwich, so könnte man sagen, sind der geheime anglophone Plan zur Weltherrschaft, der garantiert hat, dass zunächst Großbritannien und dann die USA zur dominierenden Macht aufstiegen. (…)

WELT ONLINE: Was steht denn in den Protokollen der Weisen von Greenwich?

Mead: Es handelt sich um einen Fünf-Punkte-Plan, eigentlich ist es aber weniger ein Plan als eine Identität. Erster Punkt: Du sollst zuhause eine offene Gesellschaft im Sinne Karl Poppers haben. Diesen Punkt haben die Briten von den Holländern geklaut, die das System im 17. Jahrhundert erfanden. Als der Rest Europas sich in Religionskriegen zerfleischte, hieß es in den Niederlanden: Ihr könnt jede Konfession haben, solange ihr euch halbwegs ordentlich benehmt.

(…)

Stein verweist daraufhin eilfertig auf Baruch Spinoza, der in Amsterdam schreiben konnte.  „Offen“ in diesem Sinne ist die amerikanische Gesellschaft in der Tat: Einen Geistesriesen nimmt man dort mit Kusshand. „Offen“ für die Zuwanderung des Pöbels sollen gefälligst Andere sein.

Zweiter Punkt: Man lässt sich mit der Welt ein, man schickt seine Handelsschiffe rund um den Globus … und wird auf diese Weise unverschämt reich.

(…)

Der dritte Punkt der Protokolle von Greenwich: Man steckt seinen Reichtum in eine geopolitische Strategie. Das war die berühmte englische Politik der Balance der Mächte auf dem europäischen Kontinent …

WELT ONLINE: … die heute von den Amerikanern rund um die ganze Welt angewandt wird: Man unterstützt Koalitionen von schwächeren gegen die stärkeren Nationen.

(…)

Der schreibende Lakai scheint nicht zu bemerken, dass eine solche Strategie die Schürung von Kriegen impliziert, bei denen man – sofern das dann noch nötig ist – als Letzter auf dem Schlachtfeld erscheint, um das entscheidende Gewicht in die Waagschale zu werfen, wenn die Parteien ausgeblutet sind.

WELT ONLINE: Vierter Punkt?

Mead: Wenn man das globale Handelsimperium aufgebaut hat und die Seewege kontrolliert, setzt man sie als Element seiner nationalen Strategie ein. Dabei schließt man die anderen nicht aus seiner Einflusssphäre aus, wie es noch die Spanier und Portugiesen taten. Das Zauberwort der Briten hieß: Freihandel. Heute versuchen die Amerikaner, den aufsteigenden Mächten Indien und China einen Platz im internationalen System zu sichern. Sobald ein Land sich gegen das internationale System wendet, stellt es dann zu seinem Entsetzen fest, dass es längst ein Teil dieses Systems geworden ist.

Man schafft Abhängigkeiten.

WELT ONLINE: Fünftens?

Mead: Der fünfte Punkt ist der hinterhältig-teuflischste von allen: Man fördert rund um den Erdball liberale Institutionen. Von allen bösen Dingen, die wir anrichten, ist dies – fürchte ich – das Schlimmste. Wir fördern liberale Institutionen aus zwei Gründen: Weil das unserer Ideologie und weil es unseren Interessen entspricht. Wenn man eine globale Handelsmacht ist, dann braucht man Länder mit einem stabilen Eigentumsrecht und einem transparenten Rechtssystem – sonst können die Händler keine Verträge schließen. Wir exportieren die liberale Demokratie also aus purem Eigennutz, nicht aus sentimentalen Gründen. (…)

Man beachte die Akzentsetzung: Das Wort „Demokratie“ fällt ganz zum Schluss und ohne erkennbaren Bezug zum vorher Gesagten. Es geht darum „liberale Institutionen“ zu exportieren, damit der Handel floriert. Mit einer solchen Konzeption wäre es unvereinbar, Demokratie per se zu exportieren. Demokratie, also Selbstbestimmung – sofern man das dann noch so nennen will -, ist nur jenen Völkern zugedacht, die die liberale Ideologie verinnerlicht haben (oder aber in so enge Abhängigkeiten verstrickt sind, dass sie gar nicht anders können, als sich dem globalen System zu unterwerfen), und daher das Geschäft nicht stören werden.

Es ist durchaus kein Widerspruch, sondern liegt in der Logik dieser Strategie und Ideologie, dass zu den „liberalen Institutionen“, die man unterstützt, auch ein persisches Schah-Regime, eine saudische Kleptokratie oder ein chilenisches Militärregime gehören. Die Wünsche und Interessen der Völker sind unbeachtlich, sofern sie mit denen Amerikas kollidieren. Ein Saddam musste nicht weg, weil er ein Verbrecher, sondern weil er schlecht fürs Geschäft war.

Am besten funktioniert das System mit Menschen, die sich unter „Freiheit“ von vornherein nichts Anderes vorstellen können als die Freiheit des Marktes. Völker, Ideen und Kulturen, die damit nicht vereinbar sind, müssen weg.

24 Gedanken zu „Die Protokolle der Weisen von Greenwich“

  1. Es ist ein wenig schönrednerisch, was da gesagt wird, allerdings sehe ich nicht, daß eine Politik der Balance der Mächte Kriege schürt. Ehrlich gesagt halte ich eine solche Politik für die einzig intelligente. Andernfalls werden sich stärkere Länder schwächere nach und nach einverleiben und noch stärker werden, und das kann nicht im eigenen Interesse liegen. Das mag einen ja nicht immer freuen, aber man sollte von niemandem fordern, daß er dumm handelt.
     
    Was den ersten Punkt betrifft, so ist das in gewisser Weise eine Selbstverständlichkeit, denn eine Gesellschaft ist ihrem Wesen nach nie ideologisch (im Gegensatz zu Orden). Allerdings sind sich die Briten in diesem Punkt ihrer Lage selbst nicht ganz klar und versuchen Ideologie durch Gesellschaften (Freimaurer etc.) zu befördern, was ungefähr genauso erfolgversprechend ist, wie Wasser mit dem Besen einen Berg hoch zu fegen. Wenn es dabei nur um die Verbreitung des eigenen Systems ginge, so bestünde darin freilich kein Problem, denn dieses System ist nicht ideologisch, sondern technisch begründet. Den Briten ist aber nicht so recht bewußt, wo da die Grenzlinie verläuft, und danach entwickeln sich ihre Reiche auch.
     
    Zum zweiten Punkt ist ja nichts weiter zu sagen.
     
    Der vierte Punkt ist arg verlogen formuliert. Handel haben andere auch schon vorher betrieben. Sie werden nicht dadurch zum Teil des Systems. Es geht schlicht darum, das eigene Militär zur Kontrolle des Welthandels einzusetzen und auf diese Weise wirtschaftlichen Druck ausüben zu können. Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, daß diese militärische Vormacht in den nächsten Dekaden herausgefordert werden wird. Es ist in gewisser Weise Selbstberuhigung hier davon zu sprechen, daß jemand in seinen eigenen Interessen gefangen wird, das wird auf das China der Zukunft eher nicht zutreffen, zumal schon jetzt aufgrund der Verschiebung der industriellen Produktion zunehmend die Staaten in ihren eigenen Interessen gefangen sind. Blasiertes Geschwafel das. Auch ohne solche Druckmittel militärischer oder industrieller Art (letztlich die klassische Situation eines Sklavenaufstandes) könnten sich genügend große Blöcke jederzeit vom Welthandel ausklingen, ohne allzu gravierende Einbußen in der Lebensqualität hinnehmen zu müssen, zumal sie ja auch unter einander Verträge schließen können.
     
    Fünftens ist auch sehr verlogen formuliert. Es geht da eher um die Übertragung von Souveränität, insbesondere des Geldwesens, als Grundvoraussetzung der Aufnahme in den Club der geduldeten Partner, also jene, gegen welche man die eigene militärische Macht nicht richtet. Das ist der Tribut, welchen die Briten fordern. Es haben aber schon andere Reiche höheren Tribut gefordert, und das eigentliche Problem ist nicht dieser Tribut, sondern die allgemeine Unwissenheit über die Strukturen der Macht. Die Menschen werden in Träumen gewogen, welche sich nicht erfüllen können, wenn die Dinge so laufen wie si laufen. Dort besteht ein vollständiger Disconnect, welcher aber irgendwann offenbar wird, da sich auch beim besten Willen nicht mehr glauben läßt, daß der Zug noch zum verheißenen Ziel fährt.
     
    Es kommt dabei natürlich schon ein bißchen darauf an, wann einem das auffällt. Allerdings, global gesehen, gibt es ja auch heute schon genügend viele Länder, in welchen die Leute nicht solchen Vorstellungen anhängen. Es ist eher ein europäisches Problem, welches durch den dort vorhandenen Reichtum geschürt wird, denn wenn es auch erkennbar bergab geht, gibt es ja doch noch sehr viel zu verlieren und alleine aus der vorhandenen Substanz ließe sich noch vieles machen, jedenfalls theoretisch, was ansprechend beruhigend wirkt.

  2. Hm, ich gebe zu, dass mein Tonfall etwas erregt war, das rührt aber eher daher, dass ich diesen Blog überwiegend gern gelesen habe und jetzt etwas enttäuscht bin über die neue Richtung, die er in den letzten Tagen genommen hat.
    Trotzdem schade, dass Sie es nicht für nötig erachten, auch nur auf ein Argument einzugehen, stattdessen löschen.

  3. @ML. Vielen Dank für den Hnweis.
     
    Das liest sich ganz schön, aber wenn man etwas mehr drüber nachdenkt, irritiert einen die Nebelhaftigkeit.
     
    Braucht ein Staat Homogenität und wenn ja, welche?
     
    Ein Staat braucht im Grunde genommen nur diese eine Homogenität, daß seine Bewohner die von ihm festgelegte Ordnung unterstützen. Und dies mag bereits daraus folgen, daß alle Menschen vernunftbegabt sind, abhängig davon, wie gut die Ordnung ist.
     
    Wertlos würde ich diese Gleichheit (Wir sind alle vernunftbegabt.) nicht nennen. Schmitt unterstellt wohl, daß eine solche Ordnung allerdings kaum irgendeinen Lebensbereich regeln würde, was auch stimmt. Auch scheint er mir davon auszugehen, daß die Menschen im Zweifelsfall immer lieber zum Schwert greifen würden, als die Rechte Schwächerer zu akzeptieren. Wenngleich dies auch so sein mag, ist es aber doch gerade eine Frage des Rechtes dafür zu sorgen, daß niemand den Wölfen zum Fraß vorgeworfen wird.
     
    Deshalb ist die unterschwellige Annahme, Gemeinschaften mit hinreichender Gleichheit, ihr alltägliches Leben zu gestalten, müßten stark genug sein, sich aus eigener Kraft zu verteidigen, meines Erachtens falsch. Viele kleine, schwächliche Gemeinschaften dieser Art können sich doch alle verbindlich auf einen Umgang mit einander einigen, welcher nichts weiter als Vernunftbegabtheit voraussetzt, und im Falle einer Verletzung dieser Regeln zusammen gegen den Aggressor einstehen.
     
    Da Deep Roots gerade jenen Artikel über die zweite Belagerung Wiens veröffentlicht hat, möchte ich doch darauf hinweisen, daß damals genau das passiert ist, denn alleine hätte kein Fürst oder König die Türken schlagen können. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war gerade so ein Bund, und 1000 Jahre lang ging’s auch ganz gut auf diese Weise.
     
    Freilich lag dem HRRDN mehr als nur Vernunftbegabtheit zu Grunde, aber das ist nicht so wesentlich, jedenfalls nicht für das, was ich bisher gesagt habe. Wesentlich wäre es allerdings für die konkret auszuarbeitenden Regeln, denn diese hätten absolut nichts Idealistisches an sich, sondern wären gefühllos gezogene Konsequenzen aus gewissen Axiomen betreffend den Rechten von Gemeinschaften, nicht Menschen, welche einzig darauf abzielten Kriegsgründe zu vermeiden und Respekt unter den verschiedenen Gemeinschaften herzustellen. Die UNO ist mit den Menschenrechten dbzgl. auf dem Holzweg und macht sich de facto nur zum Handlanger der Aggression einer Gemeinschaft gegen die anderen.
     
    Die Menschenrechte zu schätzen ist eine größere Gleichheit, als sie sich aus der Vernunftbegabung ergibt. In der Form, in welcher die Menschenrechte heutzutage eingefordert werden, würde ich sogar schon fast von einer disjunkten Gleichheit zur Vernunftbegabung sprechen. M.a.W., schare sich um die Menschenrechte wer will, ich halte sie für wenig sinnvoll.
     
    Aber das liegt natürlich in der Freiheit einer jeden Gemeinschaft zu bestimmen, was sie hochhält, bzw. das ist die Aufgabe eines jeden zu finden, was in ihm liegt und zu wem ihn das gleich macht.
     
    Grob gesprochen denke ich, daß es zwei Bereiche der Gleichheit gibt. Einerseits den ideologischen und andererseits den des Temperaments. Letzteres ist erblich, bei ersterem bezweifle ich die Erblichkeit, jedenfalls eine auf einfach nachvollziehbare Weise scheint nicht gegeben zu sein. Aufgrund der Erblichkeit der Gleichheit des Temperaments ergeben sich regionale und rassische Grenzen, allerdings weiträumiger als es den heutigen Nationen entspricht. Auch müssen Temperamente ja nicht unbedingt gleich sein, Verträglichkeit reicht schon aus. Und natürlich ist es so, daß jede Region von einer Mischung verträglicher Temperamente bevölkert wird. Zum Teil, bei den krassesten rassischen Unterschieden, ist auch von einer ideologischen Ungleichheit auszugehen, aber da sollte man lieber vorsichtig mit sein.
     
    Diese Vorgaben bedeuten einerseits, daß Gemeinschaften nicht völlig losgelöst von traditionellen nationalen Zusammenschlüssen gedacht werden können, wenn sie über eine ausreichende politische Homogenität verfügen sollen, andererseits aber auch, daß sie, in sofern sie ideologisch sind, in einem steten Austausch mit anderern Gemeinschaften stehen müssen, um der eben nicht erblichen ideologischen Neigung Rechnung zu tragen. Wenn dies nicht geschieht, so wird eine ideologische Neigung die anderen in einer Gemeinschaft unterdrücken, ganz einfach, weil derartige Menschen in diese Gemeinschaft hineingeboren werden. Man muß ihnen also erlauben, sich umzuorientieren und einer anderen Gemeinschaft anzuschließen (wobei dbzgl. Eigentumsfragen bilateral zu klären wären). Nun ja, so ähnlich wie es bei Mitgiften ist.
     
    Ich gebe zu, daß sich das etwas kompliziert anhört, aber der Grad der Verschiedenheit der einzelnen Gemeinschaften ist ja frei justierbar und mehrere Gemeinschaften mögen recht enge und freundschaftliche Beziehungen zu einander haben, so daß es eher ein Miteinander als ein Nebeneinander ist.
     
    In dem Maße, in dem die christliche Kultur verfällt, wird es, denke ich, selbst den blödesten Bürokraten dämmern, daß der individualistische Ansatz in den Menschenrechten ein Schuß in den Ofen war, bzw. anderen Interessen dient (Teile und herrsche.)

  4. Das liest sich ganz schön, aber wenn man etwas mehr drüber nachdenkt, irritiert einen die Nebelhaftigkeit.

    Der Text ist, wie alles von Schmitt, glasklar. Denk nochmal drüber nach, dann lichtet sich der Nebel schon … 😉
    Es empfiehlt sich natürlich, die gesamte Schrift zu lesen.

  5. Mead wrote a famous quotation in a 1992 article, „But what if it can’t? What if the global economy stagnates — or even shrinks? In that case, we will face a new period of international conflict: South against North, rich against poor. Russia, China, India — these countries with their billions of people and their nuclear weapons will pose a much greater danger to the world than Germany and Japan did in the 30’s“ (New Perspectives Quarterly, Summer 1992).
    http://en.wikipedia.org/wiki/Walter_Russell_Mead

  6. Hallo Manfred!

    Hier kommt etwas völlig ohne bezug zum Thema! Vielleicht interessiert es Dich oder die Leser. Ich habe dies gerade auch bei Kewils „fact-fiction“ gepostet. ich berichte diese Beobachtung, die in den Medien NIRGENDWO gemeldet wurde:

    Gestern befand sich vermutlich Condoleezza Rice im Hyatt-Hotel in Köln. Sie wurde gegen 19 Uhr mit einer Fahrzeugkolonne des Bundesministeriums der Verteidigung mit Feldjägerbegleitkommando abgeholt. Dabei war auch ein deutsches hochrangiges Regierungsmitglied. Wer es dies war, wurde nicht erkannt.

    Eine Nachfrage bei dem Personenschutzkommando der Feldjäger ergab, daß der hochrangige Gast möglichst unerkannt bleiben wollte. Dennoch gab es einen größeren und offen erkennbaren Bahnhof mit Botschaftsangehörigen, sowie deutschen und amerikanischen Offizieren. Die offizielle Kolonne fuhr ohne Beflaggung. Das ist völlig unüblich. Dennoch gab es ein Feldjäger-Begleitkommando (nicht Polizei!). Dies ist sehr widersprüchlich.
    Hätte dieses Treffen tatsächlich völlig geheim bleiben sollen, warum dann das uniformierte Begleitkommando mit Feldfägerfahrzeugen und -motorrädern? Warum aber auf geheim spielen und ohne Beflaggung fahren und sich gleichzeitig verleugnen lassen?
    Warum in der Öffentlichkeit in das Fahrzeug steigen und nicht im Tunnel unter dem Hyatt, der sich zum unerkannt bleiben angeboten hätte?

    Warum erscheint heute und gestern nichts in der Presse, obwohl ein Übertragungswagen vor Ort war?

    Hier kann dieses Blog die Rolle der „Presse“ übernehmen und das Beobachtete berichten. Warum verschweigen das die Medien?

  7. Zweiter Punkt: Man lässt sich mit der Welt ein, man schickt seine Handelsschiffe rund um den Globus … und wird auf diese Weise unverschämt reich.
     

    Ich musste gleich an unseren EX-Bundes-Köhler denken, der auch ohne Hintergedanken einige Sätze einstreute, dass Handelswege auch durch Militär gesichert werden müssen
     

    Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ, bei uns durch Handel Arbeitsplätze und Einkommen zu sichern.
     

    Klingt doch vertraut oder…. ?
     
     


  8. PS: Carl Schmitt ist der Fluch des deutschen Konservatismus. Statt Leute wie Hayek und Friedman hervorzubringen halten wir uns an einen schwer verständlichen Pedanten, der die Diktatur für ein kleineres Übel als die Demokratie hält. Mit seinen Wurzeln bei Rousseau, und als Kritiker der liberalen Demokratie trennt er die deutschen Konservativen von der angloamerikanischen Fraktion. Was schade ist.

  9. In dieses spezielle Thema habe ich mich nicht eingearbeitet. Aus dem Stand meine ich jedoch einen Zusammenhang zu sehen mit dem „Geburtsfehler“ des deutschen Buergertums. Waehrend in England (und in der Schweiz) das Buergertum gerade auch durch seine oekonomische Erfolge an Einfluss gewann, war das Buergertum in den deutschen Fuerstentuemer mehr oder weniger oekonomisch kastriert. Ausnahmen gab es natuerlich in den Freien Hansestaedten. (Lest mal wieder Fontane „Frau Jenny Treibel“: Hamburg und veraechtlich gemachtes Geldbuergertum versus Berlin und idealisiertes Bildungsbuergertum.) Statt oekonomischer Freiheit und Erfolg, war Bildung das Ideal und eine Beamtenkarriere die passende Laufbahn.
    Welche Freiheit ist eigentlich ohne oekonomische Freiheit denkbar, Manfred?
     

  10. Welche Freiheit ist eigentlich ohne oekonomische Freiheit denkbar, Manfred?

    Gegenfrage: Welche Freiheit ist eigentlich ohne nationale Unabhängigkeit denkbar? Ich habe nicht gegen ökonomische Freiheit gewettert, sondern gegen die Idee, dass man ein und dasselbe Gesellschaftsmodell allen Nationen überstülpen kann. Was man damit provoziert, ist oft genug nur deren Zusammenbruch.

    @ Schwarzmaler: Wenn Du Carl Schmitt schwer verständlich findest, soltest Du Dich eines Urteils enthalten.

  11. Ruth und Manfred: im westlichen Kulturkreis sind nationale Unabhängigkeit plus freie Marktwirtschaft ein unschlagbares Team.
    Ob afrikanische Stämme oder asiatische Despotien mit anderen Geschäftsmodellen besser fahren mag sein, würde uns in der besten aller Welten aber nur bedingt jucken.
    Deutschland braucht auf alle Fälle eine ordentliche Dosis mehr Marktfreiheit, nebenbei würde auch die sozialstaatliche geförderte Islamisierung einen spürbaren Dämpfer erhalten.

  12. Manfred,
    wie das Interview und Du selber festhaelst, brauchen Staaten,die auf Handel setzen, vor allem Rechtssicherheit und die Verfuergunsgewalt ueber Eigentum. Deswegen ist auch Saudiarabien oder Chile unter Pinochet ein akzeptables Gesellschaftsmodell. Auch mit dem Iran kann man gute Geschaefte machen, wie europaeische Unternehmen vorfuehren.
    Inwiefern wird hier „ein und dasselbe Gesellschaftsmodell allen Nationen“ uebergestuelpt?
    Waere ein vom internationalen Handel isoliertes, also autarkes und armes Deutschland (das seine Buerger dann wohl mit Gewalt am Abwandern hindern muesste) wirklich Dein Ideal, Manfred?
     

  13. Darum geht es doch nicht. Es geht darum, dass mit der Durchsetzung eines bestimmten Wirtschaftsmodells im Interesse der USA gesellschaftliche Verwerfungen verbunden sind, und dass Staaten, die versuchten, mit diesen Verwerfungen auf anderen Wegen fertigzuwerden als mit US-Interessen vereinbar war (aber auf demokratisch legitimierte Weise) Opfer einer amerikanischen Politik wurden, die lieber demokratisch legitimierte Regierungen und Verfassungen abräumte als auf die „liberalen Institutionen“ zu verzichten. Dies geschah 1952 im Iran und 1973 in Chile. Die Fälle, wo es in anderen, speziell in lateinamerikanischen Staaten geschah, habe ich nicht gezählt.

    Übrigens wäre ein stärker rohstoffautarkes Deutschland nicht gleichbedeutend mit einem, das „vom internationalen Handel abgeschnitten“ ist.

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