Wielun 1939: eine antideutsche Legende

[Um den Angriff auf die polnische Grenzstadt Wielun am 1.September 1939 ranken sich ebenso politkorrekte wie antideutsche Legenden. War Blogger demontiert im folgenden Artikel die herrschenden Geschichtsklitterungen:]

Morgen jährt sich der offizielle Beginn des Zweiten Weltkrieges zum dreiundsiebzigsten Mal. Ich sage „offizieller Beginn“, da man genau so gut andere passende Termine wählen könnte: den 7. Dezember 1941, zum Beispiel, der einen bis dato primär im europäischen Raum ausgefochtenen Konflikt auf den Rest der Welt ausdehnte. Oder den Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke am 7. Juli 1937, der Ostasien in den Krieg stürzte. Oder den Kriegseintritt Italiens, der das Kriegsgeschehen auf den afrikanischen Kontinent ausdehnte.

Wir können uns alle die symbolischen Festakte und wiedergekäuten Phrasen, die uns die politische Klasse – und natürlich insbesondere die Mainstreammedien – vorsetzen werden, im Geiste schon ausmalen. Sie sind schon fast zur Gewohnheit geworden. Das sich alljährlich wiederholende Prozedere hat in diesem Sinne eine schon fast amüsante Regelmäßigkeit erreicht, die es dem von Schuldbekenntnissen sattsam gemästeten Medienkonsumenten schon fast erlauben könnte, den Jahrestag des offiziellen Kriegsbeginns in Europa zu ignorieren. Dies zu verhindern, die abgestandene Suppe der deutschen „Vergangenheitsbewältigung“ dem Gast immer wieder neu zu kredenzen; das ist in der Tat kein ganz so einfaches Gesellenstück, auch wenn die öffentlich-rechtlichen alle Jahre wieder mit einer mit unheilvoller Musik und finster drein blickenden Nazi-Deutschen gespickten „Dokumentationen“ aufwarten oder die Kanzlerin den Deutschen in einer Rede zum siebzigsten Jahrestag auf der 1939 von der polnischen Armee über Vertragssoll besetzten Westerplatte in Danzig Asche aufs Haupt streut.

Manfred hat in seinem Beitrag von 2009 zur ungerechtfertigten Verwendung des Begriffes des „Überfalls auf Polen“ schon vieles gesagt:

Eine Worthülse ist das deshalb, weil man unter einem Überfall einen überraschenden Angriff aus heiterem Himmel versteht, mit dem nicht gerechnet werden kann. … dem Angriff auf Polen vor genau siebzig Jahren aber gingen eine monatelange diplomatische Krise, Propagandaoffensiven beider Seiten, Dutzende von Grenzzwischenfällen und ethnischen Scharmützeln, nicht zuletzt der deutsch-sowjetische Nichtangriffs-(und Teilungs-)pakt voraus. Was am 1. September 1939 begann, war wohl ein Angriff, aber eben kein Überfall.

Wenn ein so auffallend unpassendes Wort wie das vom „Überfall auf Polen“ nicht nur irgendwann und von irgendwem versehentlich eingeflochten wird, sondern offenkundig Teil einer Sprachregelung ist, die ungeachtet ihrer Dummheit von niemandem in Frage gestellt wird, dann ist dies bezeichnend für den Geisteszustand, in dem die meinungsbildenden Eliten ihre für uns Alle bestimmten Texte verfassen: Die Angst vor der abweichenden Meinung, ja die Angst sogar vor einer – womöglich bloß versehentlich – abweichenden Formulierung, verdrängt jede andere journalistische Erwägung, sogar die Angst vor dem Verdacht der Inkompetenz und der daraus resultierenden Blamage.

In einer solch gestanzten Floskelsprache teilt man nicht die Ergebnisse von Überlegungen, sondern eingepaukte Glaubensartikel mit.

Darauf aufbauend möchte ich auf das neueste Steckenpferd von Medien und antideutscher Geschichtsumschreibung hinweisen. Den meisten hier wird der Beginn des Zweiten Weltkrieges aus Schule oder Literatur noch in Verbindung mit der Feuereröffnung des veralteten Linienschiffes Schleswig-Holstein in den Morgenstunden des ersten Septembers im Gedächtnis sein.

Die Wielun-Legende

Nun ist es aber so, dass die ersten offiziellen kriegerischen Aktionen schon vorher begannen, und zwar in dem polnischen Grenzstädtchen Wielun. Und Wielun hat sich in den letzten Jahren zu einem weiteren Eckpfeiler antideutscher Legendenbildung entwickelt: dem Terrorangriff auf das verschlafene, vollkommen unschuldige Grenznest aus dem Impetus purer Boshaftigkeit heraus. Warum dies so gut zu Manfreds obigem Zitat passt möchte ich vorab schon einmal klarstellen: weil es eine geschichtspolitisch-mediale Formulierung ist, die mit dem tatsächlichen Geschehen nichts zu tun hat. Gleichzeitig wird diese Legendenbildung wider vorhandenes Fachwissen und wasserdichtes Datenmaterial betrieben.

Möglicher Ausgangspunkt – zumindest was die deutsche Medienberichterstattung angeht, sofern man sie noch so nennen kann – scheint dieser Artikel in der Zeit aus dem Jahr 2003 zu sein (alle folgenden Zitate sind dem Zeit-Artikel entnommen). Ich sage „möglich“, da der War Blogger eine fast gleich klingende Nacherzählung der Ereignisse zu einem weitaus späteren Zeitpunkt noch in einem politikwissensschaftlichen Seminar zu hören bekam. Der Seminarleiter – Professor Dr. Klaus Ziemer – ist ein honoriger Dozent, der es während der Veranstaltung nie an Fairness oder Hilfsbereitschaft mangeln ließ, und der mit seiner Themensetzung bezüglich der unterschiedlichen Geschichtspolitik europäischer Staaten interessante Befunde zu Tage förderte. Das Seminar war also weder uninteressant, noch verbinden den Autor schlechte Erfahrungen mit dem inzwischen pensionierten Seminarleiter. Bis auf diese eine, die um so schlimmer ist, da Ziemer bereits in Wielun selbst eine Rede zur Bombardierung selbst hielt.

Was soll uns also glauben gemacht werden? Laut dem Autor des Zeit-Artikels, dem freien Journalisten Joachim Trenkner, handelt es sich bei der Attacke auf Wielun um einen perfide geplanten Akt des Terrors, durchgeführt auf Wunsch desselben deutschen Offiziers [Generalmajor Wolfram von Richthofen, MKH], der bereits die „berüchtigte Legion Condor“ im Spanischen Bürgerkrieg kommandierte und das Städtchen Guernica dem Erdboden gleich machen ließ. Einmal ganz davon abgesehen, dass man sich trefflich über die Legitimität von Guernica als Angriffsziel streiten kann, war die „Legion Condor“ nicht mehr oder weniger „berüchtigt“ als alle anderen am Spanischen Bürgerkrieg teilnehmenden Kräfte auch. Seltsamerweise hört man von deutschen Journalisten aber kaum etwas zu den von den linken „Internationalen Brigaden“ begangenen Kriegsverbrechen…

Wolfram Freiherr von Richthofen befahl den Angriff auf Wielun
Generalmajor Wolfram Freiherr von Richthofen

Nun, folgt man der Richtung Trenkners dann handelt es sich beim Angriffsziel Wielun für Richthofen „um die Chance, sein Zerstörungswerk fortzusetzen“. Das war auch der Duktus Professor Ziemers: Wielun als unschuldiges Grenzstädtchen, welches mutwillig als Akt des Terrors von den Deutschen zerstört werden sollte.

Denn für einen deutschen Journalisten oder Akademiker ist die natürlichste Herangehensweise an einen Themenkomplex mit Bezug zum Zweiten Weltkrieg, es einfach als gegeben anzunehmen, dass die Akteure mit dem Prioritätssinn eines James-Bond-Bösewichtes ausgestattet sind. Vorhandene Fakten abzugleichen oder auch nur zu versuchen, rationales militärisches Denken auf die Situation anzuwenden, wäre wahrscheinlich auch zu einfach gewesen.

Anteil an der Debatte zur Formung des Geschichtsbildes hat auch die in letzter Zeit offen linkslastig und subjektiv agierende Wikipedia, da sie durch die Gewichtung bzw. Auslassung von Aussagen „Wissen“ prägen kann. Auch hier ist der Fall Wielun exemplarisch: im Deutschen existiert keine Seite zur Bombardierung mehr, und die Frage wird in der Diskussionsspalte der Wiki zur Stadt Wielun selbst abgewürgt. Da der Autor aber primär im englischsprachigen Raum agiert war es interessant zu realisieren, dass seit dem ersten Befassen mit der Wielun-Thematik auch dort eine Verschiebung der Quellengewichtung zu beobachten ist. Diese wird primär durch offenkundig polnischstämmige Benutzer vorangetrieben, eine Beobachtung, die auch auf viele andere englischsprachige Artikel bezüglich Polens und seiner (Vor-)Kriegsgeschichte zutrifft. Bezeichnend ist hier, dass selbst im englischsprachigen Wiki-Beitrag der Zeit-Artikel Joachim Trenkner’s als entscheidende Quelle verwendet wird!

Dies ist um so entscheidender, als die englischsprachige Wikipedia insgesamt als militärtechnische Quelle hervorragendes Material hervorbringt, welches die Argumentation von „Wielun als Terrorangriff“ selbst ad absurdum führt. Denn die Intention hinter der Handlung ist keinesfalls irrelevant.

Ich schreibe das hier in der vollen Gewissheit, dass man uns morgen wieder tränenreiche Märchen aus und um Wielun aufwärmen wird, deren einziger Zweck darin besteht, deutsches Selbstbewusstsein zu untergraben und unseren (als Volk) neurotischen Schuldkomplex zu füttern.

Laut späterer Einsatzmeldung starten die 29 Stukas des Geschwaders 76 unter seinem Kommando um zwei Minuten nach 5 Uhr in Richtung polnische Grenze. Tatsächlich aber kann es erst 4.02 Uhr gewesen sein; denn alle Überlebenden berichten, die ersten Flugzeuge seien zwischen 4 und 5 Uhr über Wielun aufgetaucht – also just zu jener Zeit, als auch auf der Schleswig-Holstein in Danzig die Vorbereitungen für den Angriff laufen. Warum die Einsatzmeldung den Beginn des Unternehmens um eine Stunde verschiebt, bleibt rätselhaft: War es ein Versehen? War es eine taktische Manipulation?

Oder war es vielleicht die Wahrheit? Wie sich später noch zeigt sind die Augenzeugenaussagen alles andere als überzeugend!

Der Bombenhagel bringt Tod und Zerstörung. Die ersten Bomben haben das Allerheiligen-Hospital getroffen, obwohl das Krankenhaus auf dem Dach mit einem roten Kreuz gekennzeichnet ist.

Ich denke, hier ist es an der Zeit, einmal die Quellen heranzuziehen, die nicht aus unqualifizierten Journalisten oder fachfremden Professoren bestehen. Denn diese Quellen sprechen eine ganz andere Sprache als dass, was uns seit einiger Zeit als in Stein gemeißelte Wahrheit angedreht wird.

Historiker über Wielun

In Bezug zum nächtlichen Angriff auf Wielun berichtet der deutsche Historiker Horst Boog, der international als einer der kompetentesten Fachmänner zum Thema ‚Europäischer Luftkrieg zwischen 1939 und 1945‘ gilt, dass „der Angriff einer polnischen Kavalleriebrigade sowie einer polnischen Infanteriedivision galt, welche die deutsche Luftaufklärung am Vortag in der Stadt entdeckt hatte“. Dies ist insofern bedeutend, als ein StuKa-Angriff auf eine mobile Brigade eigentlich als eine der Kernaufgaben der Waffengattung gesehen werden muss: die Zerstörung der hochmobilen Kavalleriebrigade macht plötzliche Angriffe auf die Flanken der deutschen Angriffspitzen unwahrscheinlich. Boog schließt aus den Berichten der StuKa-Geschwader 76 und 77, dass die Angriffe diesen Formationen galten und dass die Bombardierung fehlschlug, und „zwar auf Grund dichten Bodennebels“.

Eine Quelle ist nicht genug? Warum, der Zeit-Artikel reicht doch den Medien auch ganz alleine?

Nun gut, wie wäre es hiermit: Der britische Historiker Peter C. Smith beschreibt das Bombardement als „Kollateralschäden im Zuge von Luftunterstützungsangriffen für den Vormarsch der Wehrmacht, bei denen die Bomben ihre eigentlichen Ziele verfehlten.“

Ach, ich hab noch einen. Der polnische Historiker Jerzy B. Cynk, Autor von The Polish Air Force at War. The official history 1939-1943, hat sogar noch ein bisschen mehr zu sagen. „Eine Vielzahl direkter Unterstützungsangriffe wurden [von der Luftwaffe] geflogen, die stärksten Angriffe konzentrierten sich auf polnische Kavallerie- und Truppenkonzentrationen nahe Wielun. … Die Wetterbedingungen während des ganzen Tages waren ungünstig, mit Sichtweiten [in der Luft] von weniger als einem Kilometer und einer geschlossenen Schicht aus Bodennebel bis circa 50 Meter Höhe. … Auf ihrem Rückflug wurden vier Ju 87 StuKas vom in der Nähe stationierten 36. Polnischen Infanterieregiment abgeschossen.“

So, so. Renommierte Historikergrößen kommen also auf Grund des Primärquellenstudiums – also der tatsächlichen Wissenslage der Akteure zur Zeit der Bombardierung! – zum Schluss, das es sich beim Angriff auf Wielun um reguläre Bodenunterstützungsmissionen zur Bekämpfung von der Aufklärung entdeckter feindlicher Truppenkonzentrationen handelte. Der Abschuss der vier Sturzkampfbomber alleine konterkariert bereits jedwede Behauptung, dass es in und um Wielun keine polnischen Truppen gegeben habe. Der dichte Bodennebel hingegen gibt jedwedes Beharren auf der Terrorbombardement-These der Lächerlichkeit Preis. Von einem bewussten Angriff auf zivile Ziele kann keine Rede mehr sein da wegen des dichten Bodennebels die gesamte Stadt quasi unsichtbar gewesen sein muss. Ziele wie das Krankenhaus konnten weder bewusst verschont noch bewusst attackiert werden! Die weitflächigen Zerstörungen in Wielun sind indes viel einfacher zu erklären: kein StuKa-Pilot, der noch alle Tassen im Schrank hat, wäre mit voller Bombenladung zurück durch feindliches Gebiet geflogen, um wieder auf seinem Feldflugplatz zu landen. Weitaus plausibler ist es anzunehmen, dass nach einem Flug primär nach Instrumenten, nicht nach Sicht, die Bombenlast über dem ungefähren Zielgebiet ausgeklinkt wurde. Befehl ist halt Befehl. Trotz dieses saloppen Spruches können wir also festhalten: die Angriffe auf Wielun waren legitime militärische Operationen und keineswegs geplante Terrorangriffe.

Trenkners inkompetentes Fabulieren über Wielun

Alleine die Idee, dass die Wehrmacht an Tag Eins der Kampagne gegen Polen ein ganzes Drittel (!) ihrer vorhandenen Bodenunterstützungsflugzeuge für das Terrorbombardement einer vollkommen unwichtigen Grenzstadt verwenden würde, spricht Bände: über Joachim Trenkner und über alle, die ihm Glauben schenken. Es sagt außerdem aus, dass eine ganz erhebliche Menge der deutschen Bevölkerung absolut keinen Schimmer von Geschichte, Taktik und Technik aufzuweisen hat.

Aber gehen wir ein bisschen weiter im Text.

Ziel ist es, den Ort zu vernichten. Dabei soll vor allem ein gerade weiter entwickelter Flugzeugtyp getestet werden, der Sturzkampfbomber JU 87 B. Die Stukas sind von der Dessauer Flugzeugfabrik Junkers eigens für den Polenkrieg mit einem doppelt so starken Motor wie das bisherige Modell ausgerüstet worden. Mit 1150 PS Motorleistung können sich die neuen Maschinen bei über 300 Kilometer pro Stunde und einer Bombenlast von 500 Kilo pro Einsatz aus großer Höhe auf ihre Ziele stürzen.

Und das steht in einer renommierten Wochenzeitung. In diesem Absatz befindet sich nicht eine wahre Aussage. Das ist schon eine reife Leistung. Auf den ersten Satz muss ich nicht eingehen; den haben bereits drei Historiker widerlegt. Der Rest? Ach du großer Gott, was ein Schmonzes!

Dabei soll vor allem ein gerade weiter entwickelter Flugzeugtyp getestet werden, der Sturzkampfbomber JU 87 B. Die Stukas sind von der Dessauer Flugzeugfabrik Junkers eigens für den Polenkrieg mit einem doppelt so starken Motor wie das bisherige Modell ausgerüstet worden.

Sturzkampfbomber Stuka Ju-87, eingesetzt in Wielun
Sturzkampfbomber Ju-87

Nein, sind sie nicht. Der „Polenkrieg“ wurde am 11. April 1939 von Hitler insofern beschlossen, als dass er die Ausarbeitung eines Angriffsplans durch die Wehrmacht befahl. Die Junkers Ju 87 B absolvierte bereits Testflüge im Frühsommer 1937. Zu einer Zeit also, zu der Hitler die Polen noch im Antikomintern-Pakt haben wollte und ein Waffengang an der Seite der Polen wahrscheinlicher war als gegen sie. Die erste Serienvariante (ab Juli 1937) nahm übrigens im gleichen Jahr am Spanischen Bürgerkrieg teil. Von einem „gerade weiter entwickelten Flugzeugtyp“ kann also gar nicht die Rede sein! Eigens für den Polenkrieg wurde hier gar nichts gemacht. Die B-Variante ist nichts weiter als die logische technische Weiterentwicklung des Junkers-Sturzkampfbombers. Sowohl Design als auch Einsatzeinführung widerlegen klar Trenkners Aussage. Man mag das als Spitzfindigkeiten abtun, aber es sind eben diese vielen Kleinigkeiten, die das Salz in der Suppe ausmachen.

Und der Rest? Die Motorleistung des Jumo 211D der Ju 87 B war 1200 PS, nicht 1150 PS. Die Bombenlast der Ju 87 B waren 450 Kilogramm, nicht 500 (1x 250kg + 4x 50kg). Hat Trenkner eigentlich irgend eine Ahnung von dem, was er da schreibt? Ach ja, er behauptet auch, dass die StuKa-Piloten wussten, dass es in Wielun keine polnischen Truppen gab. Warum? Weil ein Bomberkommandant nach seiner Landung vermerkt habe: „Keine besondere Feindbeobachtung.“

Nachts um kurz nach 4 Uhr, im September. Bei Bodennebel und Sturzkampfgeschwindigkeit, ohne Nachtsichtgeräte (gab es damals noch nicht). Und das soll man glauben? Da lachen doch die Hühner. „Feindbeobachtung“ hier würde Flakfeuer bedeuten. Das Nichtvorhandensein von Flakfeuer bedeutet für den Flugzeugführer nicht automatisch das nicht Vorhandensein feindlicher Truppen! Und da sind ja schließlich noch die vier abgeschossenen StuKas…

Ich bitte alle Leser, sich den Umstand noch einmal zu verdeutlichen: Was ich hier zerpflücke, ist die von deutschen Medien kolportierte „offizielle“ Darstellung der Ereignisse! Und die beruht unter anderem auf Augenzeugenberichten wie dem folgenden:

Der Mechaniker Józef Musia ist acht Jahre alt, als die Bomben fallen. Mit seiner Schwester hat er das Bombardement vom Stadtrand aus beobachtet: „Es waren große graue Flugzeuge mit schwarzen Kreuzen…“

Ich soll also glauben, dass ein achtjähriger Knirps nachts um halb fünf aus gut einem Kilometer Entfernung oder mehr die Markierungen dunkel grau-grüner Maschinen kaum größer als Jagdflugzeuge erkannt hat, während diese sich mit Geschwindigkeiten von gut 300 Km/h und mehr aus mehreren Tausend Fuß aufs Ziel stürzten. Und niemand hakt bei so einer Aussage nach?!?

Diese Art von Aussagen erschaffen – durch ihre pure Anwesenheit in einem „angesehen“ Wochenblatt – Geschichtsbilder. Kaum einer der Leser der Zeit wird Trenkners Artikel widersprochen haben. Keiner der Studenten in Professor Ziemers Seminar tat es (mir war Wielun dumpf im Hinterkopf ein Begriff durch einen früheren Blogeintrag). Vierzig junge Menschen verließen an dem Tag das Seminar mit dem festen Glauben (denn um Glauben handelt es sich hier, nicht Wissen), dass Deutschland den WK 2 mit einem als Terrorakt intendierten Angriff auf Wielun begann.

Auf diese Art und Weise formt man das geschichtliche Selbstverständnis ganzer Generationen.

Nur um das ein letztes Mal zu verdeutlichen: sowohl der Professor (der Politikwissenschaften) aus meinem Beispiel als auch der Artikel der Zeit vertreten felsenfest eine These, die in etwa den Logikgehalt eines Planes von Austin Powers Dr. Evil hat. Wir sollen also allen Ernstes glauben, dass – entgegen der Darstellungen dreier Historiker vom Fach und entgegengesetzt zu vorliegenden Aufklärungsberichten der Wehrmacht und Operationsbefehlen der Luftwaffe – das Oberkommando der Wehrmacht ein Drittel aller an der polnischen Front vorhandenen Sturzkampfbomber, deren explizite Aufgabe nur taktischer Natur ist und die Ausschaltung von mobilen Einheiten und Punktzielen umfasst, für einen strategischen Bombenangriff auf ein Ziel ohne strategische Bedeutung oder Verwertbarkeit für Propagandazwecke abkommandiert?!

Und der Autor verwettet seine nicht mehr vorhandene Haarpracht darauf, dass – wenn morgen wieder das alte Lied von Wielun durch die Medien tönt – in keiner großen Tageszeitung und keinem Nachrichtenmagazin eine faktenbasierte Auseinandersetzung mit dem Thema geben wird. Und das, lieber Leser, ist antideutsche Legendenbildung.

 

25 Gedanken zu „Wielun 1939: eine antideutsche Legende“

    • Dem kann ich nur teilweise zustimmen. Theoretisch wird die Geschichtsfälschung durch das Ableben der letzten Zeitzeugen einfacher. In der Praxis bedeutet der wachsende Abstand vom Ereignis aber insbesondere in Bezug auf Deutschland, die Deutschen und den WK2, dass einem wachsenden Berg nachvollziehbarer und durchaus kritischer Natur aus dem In- und Ausland – siehe hierzu auch Manfred’s Rezension von „Der Krieg, der viele Väter hatte“ – eine immer panischere und gehaltlosere Meinungsmache entgegenschlägt. Zum Beispiel eben Wielun.

      Und viele Menschen – leider immer noch zu wenige, aber doch eben viele – merken das inzwischen schon fast instinktiv. Im Grunde genommen ist es auch nicht sonderlich schwer. Man muss sich nur die Feuilletonreaktionen auf die Publikationen eines Stefan Scheil betrachten. Die sind zwar durch die Bank negativ – was Herrn Scheil’s Verkaufszahlen nicht zu schaden scheint – zeichnen sich aber in erster Linie dadurch aus, dass sie argumentativ an seinen Thesen nicht rütteln können.

      Ein wachsender zeitlicher Abstand macht außerdem die Kritik an den heiligen Kühen auch salonfähig. Winston Churchill ist ja für viele Antideutsche, aber auch für amerikanische Neocons und solche, die nicht wissen, dass sie welche sind, einer der großen demokratischen Säulenheiligen des 20. Jahrhunderts. Wie sehr es sich bei seiner Verehrung um ein Schattenspiel handelt, bei dem kleinere Elemente seines Handelns zu Heldenakten stilisiert werden, wurde erst in den letzten Jahren u.A. durch Nigel Knight oder auch den „paläokonservativen“ Patrick Buchanan einer breiteren Öffentlichkeit vor Augen geführt.

      Der Ausblick in die Zukunft ist also nicht ganz so trostlos, wie man vielleicht befürchten mag.

  1. Irgendwann kommt es zu einem Überdruss, dass man von der ganzen Materie nichts mehr hören will. So ist es mir ergangen. In meiner Jugend habe ich mich sehr für Geschichte interessiert, alle Bücher verschlungen, die damit zu tun hatten, auch über das Dritte Reich.
    Auch noch heute hat mein Interesse nicht sehr nachgelassen. Nur wenn ich lese, dass es um Deutschland zwischen 1933 und 1945 geht, dann geht bei mir die Klappe herunter. Ich habe von diesem Thema die Schnauze voll.

    Hier ein Witz von Fakten und Fiktionen zu diesem Thema:

    „Die Kinder eines Kindergarten gehen im Stadtpark spazieren. Plötzlich kommt ein Eichhörnchen zu den Kindern und bettelt. Da hebt die Erzieherin an: “Ei, Kinder! Was haben wir denn da? Was ist denn das? Kann mir jemand von euch sagen, was da vor uns sitzt? Keiner? Aber Kinder! Jetzt bin ich wirklich enttäuscht! Worüber haben wir denn die ganze Woche gesprochen?”

    Fragt ein Kind: “Soll das etwa dieser Hitler sein?” „

    • MikeF, glaub mir: nach dem Abitur war ich dem ganzen Themenkomplex sowas von überdrüssig, das kann man sich kaum vorstellen. Projekttage und Klassenfahrten nicht mitgerechnet hatten wir den Nationalsozialismus (und um was anderes geht’s ja nicht; kann mir keiner erzählen, dass er über die Welt zwischen 33-45 viel gelernt hätte^^) gut und gerne acht Mal während meiner Schulzeit (in den 90ern). Mein Interesse hat meinen Abscheu erst wieder überwunden, nachdem ich mit dem englischsprachigen Teil des Internets zu tun bekam: bei denen Stand nämlich die Geschichte im Vordergrund und nicht das allgegenwärtige Moralisieren.

      Das ist übrigens auch einer der zentralen Unterschiede zwischen englischsprachigen Dokumentationen zur Zeit des WK2 und solchen, die aus deutscher Feder stammen. Frag Dich mal eine Sache; wenn du irgendeine ZDF-Dokumentation siehst, sagen wir mal zum Thema „Hitler’s Krieg im Westen“: was wird Dir gezeigt?

      Ich sags Dir: bedeutungsschwangere Musik, ein moralisierender Off-Erzähler, Hitler auf dem Berghof, Hitler in Paris, die ganz böse Verletzung von Belgiens Neutralität, wie schlimm das alles für die Zivilisten war, eine Viertelstunde über die Judenverfolgung und ein bisschen sticheln gegen Vichy als Nazi-Kollaborateure. Wohlgemerkt, der Titel der Doku (die gibts wahrscheinlich sogar wirklich) ist „Hitler’s Krieg im Westen„.

      Ich ermuntere jeden dazu, bei diesen Dokus Knoppscher Machart mal gut aufzupassen. Die nennen sich zwar immer ganz reißerisch „Krieg hier und da“; aber zum Krieg selbst erfährt man in neun von zehn Fällen nur Platitüden.

      Ganz anders angelsächsische Dokus. Nehmen wir „Battlefield: The Battle for France“. Gleiches Thema. Behandelt mit neutraler Musik und neutralem Off-Erzähler bei gleicher Laufzeit: Kurzportraits der politischen Führungen der Kriegsparteien, Vorstellung der militärischen Führer, Vorstellung der Strategien der kriegführenden Parteien, Vergleich des vorrangigen Kriegsgeräts, Bericht über wichtige Operationen und ein Schritt-für-Schritt Bereicht über den Kriegsverlauf.

      Deutsche WK2-Dokus funktionieren beim erwachsenen Mensch, der über den Tellerrand geschaut hat, nicht mehr, weil sie den Zuschauer wie entmündigte Kinder belehren wollen. Die Mehrzahl der englischsprachigen Dokus informieren den Zuschauer (mehr oder minder gut), überlassen es ihm dann aber für sich selbst etwaige moralische Schlüsse aus dem gesehenen zu ziehen. Ich glaube, ich muss nicht betonen, welche Variante ich besser finde.

      • Da ich des öfteren deine Seite aufsuche, geehrter War Blogger, ist mir bekannt, daß du ein Fachmann bist.
        Ich habe ebenfalls geringe Kenntnisse, stimme dir in allen Punkten zu. Die von dir angesprochene „Battlefield“ Reihe ist ein schönes Beispiel für eher gelungene militärhistorische/-technische Dokumentationen, die in dieser Form in Deutschland nicht produziert werden (anders sieht es dagegen im Bereich Literatur aus, hier gibt es durchaus lesenwertes auch von deutschen Autoren).
        Auch die Doku-Reihe „German War Files“ gehört in diese Kategorie, hier ein Beispiel:

        http://www.youtube.com/watch?v=0-I239livXc&feature=relmfu

        Das Krieg, umgangssprachlich ausgedrückt, Scheisse ist, wissen wir alle, ändert jedoch nichts daran, daß es nach wie vor Kriege gibt.
        Die nachvollziehbare Neigung in Deutschland, Krieg abzulehnen, kann meiner Meinung nach jedoch kein Grund dafür sein, hier im Land militärhistorische/-technische Dokumentationen überhaupt nicht zu produzieren. Denn insbesondere gut kommentiertes Filmmaterial vermittelt dem an der Materie Interessierten doch erst einen realistischen Einblick in den Krieg.

        Auch die folgende, hochinteressante Dokumentation kommt aus England, ist jedoch für den deutschen Sprachraum bearbeitet worden (deutscher Off-Sprecher):
        Stalingrad – Der Hölle entkommen: Überlebende berichten

        http://www.youtube.com/watch?v=JeHNbSTrsgw

  2. # War Blogger

    Haben Sie vielleicht Überblick über die … na ja, Tendenz der Wahrnehmung und Bewertung von Ereignissen, die in der hiesigen Presse zu den von ihnen ja erwähnten Reaktionen führen, in den Medien der Westalliierten? Ich meine, gibt es dort eine nach wie vor ungebrochene Tradition, die Hitler – wie bei uns – den Willen zum Krieg seit ‚Mein Kampf‘ zuschreibt … und das aus der Letztbegründung des ‚reinen Bösen‘ … oder ist, über die von ihnen erwähnten beiden Autoren (Nigel Knight kenne ich leider nicht) hinaus eine ‚breitere Graustufen-Optik‘ bezüglich des Gesamtgeschehens wahrzunehmen? Ich frage das nur, weil Sie selber ja erwähnten, daß Sie sich hauptsächlich im englischsprachigen Bereich der Blogosphäre aufhalten … wenn ich das richtig verstanden habe.

    • Schwer dazu eine generalisierende Aussage zu treffen, Leser, u.A. weil die schiere Menge der zum Themenkomplex veröffentlichten Literatur einen quasi erschlägt. Die von Ihnen erwähnte Tradition, die Hitler – wie bei uns – den Willen zum Krieg seit ‘Mein Kampf’ zuschreibt … und das aus der Letztbegründung des ‘reinen Bösen’ gibt es natürlich auch im anglo-amerikanischen Raum. Daniel Goldhagen’s „Hitler’s willige Vollstrecker“ ist da wohl ein adäquates Beispiel. Überraschenderweise hat diese Denkrichting zu Beginn des neuen Jahrtausends (also nach der Goldhagen-Kontroverse) im Zuge des Aufkommen des Neo-Konservatismus einen Popularitätsschub erhalten: weniger wegen Hitler selbst als dem absolut Bösen, sondern wegen der schon fanatischen Bewunderung der Neocons für Winston Churchill, „den Mann, der von Anfang an vor Hitler gewarnt hat, den Rufer in der Wildniss“. Deren Churchill-Bild ist so unbefleckt rein wie ihr Hitler-Bild schwarz ist. Sofern man das Geschichtswissenschaft nennen mag ist es ganz klar politisch gekaufte/motivierte Geschichtswissenschaft.

      Als Gegenpol zu diesem Trend der 90er und frühen 2000er gibt es eine sehr prominente Denkrichtung, die sich sehr differenziert mit Hitler und dem WK2 im Allgemeinen auseinandersetzt und dafür auch eine öffentliche Plattform erhält. Jemand wie Pat Buchanan erhält stundenlange Sendezeit auf C-SPAN, hält Vorträge am Hoover-Institut, kann seine Thesen in polit. Talkshows darlegen und wird als gleichwertiger Gesprächspartner wahrgenommen. Nun ist Buchanan als früherer Präsidentschaftskandidat natürlich besonders exponiert; das bedeutet allerdings nicht, das andere ebenso differenziert und kritisch schreibende Autoren nicht ebenfalls eine breite Öffentlichkeit erreichen. Vergleichen Sie das mit Herrn Schultze-Ronhoff in Deutschland, dessen Buch immerhin seit 2003 ein Bestseller ist: selbst von Manfred findet sich mehr Bild- und Tonmaterial!

      Alles, was zwischen diesen beiden Gruppen liegt verwendet in der Tat eine ‘breitere Graustufen-Optik’. Den anklagenden Tonfall, den viele deutschsprachige Publikationen – gerade die kommerziell erfolgreichen – vorweisen werden Sie im vergleichbaren englischsprachigen Material nicht oder nur sehr subtil vorfinden. Ein, sagen wir, Richard Overy, ist nicht an der Dämonisierung einer Seite interessiert sondern an der Aufarbeitung und Analyse der Ereignisse. Ein Stephen Bungay („The Most Dangerous Enemy“, das Standardwerk zur Luftschlacht um England) will dem Leser Zusammenhänge erläutern und nicht Stimmung machen. Natürlich gibt es überall solche und solche. Aber von meinem ganz persönlichen Medien- und Buchkonsum ausgehend kann ich feststellen, dass man im angelsächsichen Raum ernsthafte Geschichtsschreibung weitaus ‚fairer‘ betreibt als hier.

  3. Liebe Leute, dass in den BRD-Medien und Schulen ein bestimmtes einseitiges Geschichtsbild propagiert wird – bis zum Erbrechen -, ist ja nun oft genug beklagt worden. Die Frage ist doch: Warum und Wozu! Dabei ist immer davon auszugehen (was auch Schultze-Rhonhof macht): Medien und Schulen „dürfen“ gar nicht anders! Das Geschichtsbild, nicht nur die Urteile (!), der „Nürnberger Prozesse“ ist durch den sog. Überleitungsvertrags von 1954, Art. 7, als verpflichtend für unseren Staat festgelegt worden und diese Festlegung wurde 1990 von unseren Schlafmützen nochmals ohne Widerspruch als bindend anerkannt, indem sie in die „Vereinbarung vom 27./28.9.1990 zum Deutschlandvertrag“ aufgenommen wurde. Die ganze „Wiedervereinigung“ ist damit wertlos, wenn sie um den Preis grotesker Lügen erkauft wurde, die nun bis in alle Ewigkeit weiterverbreitet werden sollen und durch die ständige Verschärfung des „Volksverhetzungsparagraphen“ 130 auch strafrechtlich immer weiter „abgesichert“ werden sollen. Es liegt an den Deutschen selbst, dem ein Ende zu bereiten! Dazu finden sich heute beim honigmann 2 wesentliche Überlegungen:

    1) „Der Überleitungsvertrag Art. 7 ist eine unbedingte Voraussetzung für die NWO.“ Ohne den Sieg über die „teuflischen Deutschen“ als Gegenbild gibt es keine lichtvolle NWO-Zukunft, – ein Sieg, der daher auch „moralisch“ immer wieder neu erinnert und feierlich „begangen“ werden muss, bis hin zur Hollywood-Filmindustrie. – Die Kritik der NWO ist somit wesentliche Grundlage auch unserer eigenen Befreiung.

    2) Ein „Überlebender“ des alliierten „Bombenholocausts“ und russischer Kriegsgräuel schreibt dazu: „Für mich sind GB und USA die Heimat des Bösen. Sie haben nichts aus ihren Schandtaten bereut oder gelernt und führen die Menschheit in einen dritten Weltkrieg. Wieder geht es um die Durchsetzung der Interessen der ,Märkte’… Die Vernichtung Lybiens, des Iraks, Afghanistans, Syriens, des Irans wird abgearbeitet, mit dem Ziel, den letzten Widerstand gegen die NWO – China und Rußland – auszuschalten. Ich hoffe am Ende meines Lebens die totale Vernichtung dieser elenden Kreaturen zu erleben. Dann sind die Ungerechtigkeiten und Verbrechen dieser Banditen und Menschheitsverderber nicht ungesühnt.“

    • Kann ich mich mangels Tiefenwissens in der Materia nicht zu äußern. Ein kurzes googlen ergibt aber auch kein schlüssiges Bild. Wikipedia behauptet das eine, der Honigmann und andere eben das andere. Beide bleiben Belege – also z.B. Arbeitsanweisungen aus den Kultusministerien etc. – schuldig. Auf der wackeligen „Fakten“-Basis mache ich keine Aussagen.

    • Stimmt, das ist mir auch aufgefallen. Nun ja, Guido Knopp tritt ab (ich meine: endlich), die Welt lobhudelt:
      http://www.welt.de/fernsehen/article108450167/ZDF-Chefhistoriker-Guido-Knopp-geht-in-Rente.html

      Guido Knopp ist mit Sicherheit einer der federführenden „Gehirnwäscher“ hier im Land, seine Geschichtsklitterungen, seine zumeist einseitigen Darstellungen gelten hier im Land als seriöse Wissenschaft, was wiederum beweist, wie heruntergekommen die Geschichtswissenschaften in Deutschland sind, zumindest die, welche sich mit der Zeitgeschichte befassen. So etwas kommt eben dabei heraus, wenn die Ideologie die Wissenschaft lenkt, es eine wirklich freie, d.h. ergebnisoffene Wissenschaft kaum noch gibt.

      Demnächst kommt eine neue Reihe über den 1. Weltkrieg, in deren Produktion er noch seine Finger drin hatte.

    • Das ist ein sehr interessanter Vorgang, zeigt er doch wenigstens zweierlei: Zum einen ist das was uns seit Jahrzehnten zu diesem Tag ‚zelebriert‘ worden ist, nichts was irgendwie ‚im Volke verankert‘ oder ‚aus einem tieferen Bedürfnis des Volkes kommend‘ wäre, sondern einfach nur eine reine Medieninszenierung – die aber, so scheint es mir wenigstens, keine wirkliche Tiefenwirkung hat(te), denn mir ist nicht aufgefallen, daß Leute von sich aus gestern auf Straßen und Plätzen zusammengekommen wären, um des Beginns des Zweiten Weltkriegs zu gedenken. Die haben einfach das schöne Wetter genossen und – beispielsweise – gegrillt.

      Zum anderen scheinen auch solche jahrzehntelangen Propagandakampagnen so eine Art ‚eingebautes Verfallsdatum‘ zu haben (wobei das nicht von den Produzenten eingebaut wurde!), das dafür sorgt, daß ab einem bestimmten Zeitpunkt, das, was vorher jahrzehntelang die Welt zu beherrschen schien, urplötzlich nicht einen Hund mehr hinter dem Ofen vorlockt. Ich meine, die können sich doch nicht alle abgesprochen haben nichts von dem zu bringen, was sie ansonsten jedes Jahr gebracht haben. Die regionale und überregionale Presse, das Fernsehen, die ‚Künstler‘, die Kirchen, die Gewerkschaften, die Sportverbände und Kleintierzüchtervereine … nicht ein Pieps. Und den Leuten ist es, so scheints, so egal wie es ihnen vorher anscheinend auch schon gewesen ist. Nicht unbedingt ein schlagender Beweis für nachhaltigen Erfolg von Staatspropaganda.

  4. Mir geht wieder einmal beim lesen deines Artikels das Herz auf, Manne.
    Endlich Klartext, endlich Wahrheit! Jedesmal wenn die verlogenen Knoopdokus des Staatsfernsehen der DDR BRD und der Privatpropagandasender alà Phönix und/oder NTV/N24 (Nach spätestens 3 Sekunden schalte ich ab!) ertragen soll, schnürt sich mir beim Sefton Delmer Lügengebräu die Kehle zu. Unerträglich.

    Napoleon hatte schon recht:

    Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Zwiespalt brauchte ich unter ihnen nie zu säen. Ich brauchte nur meine Netze auszuspannen, dann liefen sie wie ein scheues Wild hinein. Untereinander haben sie sich gewürgt, und sie meinten ihre Pflicht zu tun. Törichter ist kein anderes Volk auf Erden. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden: die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgten sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.

  5. Servus,

    als ich den Link zum Artikel öffnete war ich sehr gespannt, denn mir ist noch eine Doku über Wielun mit der üblichen, übertriebenen antideutschen Greuelpropaganda sehr gut in Erinnerung. Der Artikel war auch echt lesenswert bis zu dem Abschnitt über die Ju-87 B. Denn selbstverständlich konnte die Ju-87 B, wie von Trenkner behauptet, eine 500kg Bombe unter dem Rumpf tragen.

    http://www.ww2aircraft.net/forum/weapons-systems-tech/ju-87-bomb-layout-10221.html

    http://www.a2asimulations.com/forum/viewtopic.php?f=10&t=18297&view=next

    Wenn sich so ein Flüchtigkeitsfehler, allein bei so simpel zu recherchierenden technischen Daten, einschleicht, hemmt das etwas meinen Lesegenuß. „Wir“ müssen uns schließlich an Fakten halten, da wir keinen millionenschweren Propaganapaarat hinter uns haben.

    Gruß

    F.K

  6. @ Warblogger
    Nicht „belehren“. Bekehren! Es handelt sich um religiöse und transzendente Glaubenssätze: „Gemeinde, sprecht mir nach …“.
    Übrigens: Guter Artikel. Sachlich. neutral, kenntnisreich. Ich habe tatsächlich etwas gelernt.

    Dazu gibt es für mich schon seit längerer Zeit ein einfaches Mittel, um den tatsächlichen historischen Begebenheiten näher zu kommen. Ich gehe bei allen öffentlichen Verlautbarungen von dem negatorischen (bzw. kontradiktorischen) Gegenteil als gesichert und von dem gegenüberliegenden (konträren) Gegenteil als Arbeitshypothese aus. Damit dürfte man von Finanzkrise, NSU bis zur Geschichtspolitik in allen Fällen um den Faktor neun bis zehn besser liegen, als wenn man sich an die öffentlichen Aussagen selbst hält.

    Die Lüge ist der Dauerzustand. Wir leben in dieser, sie ist der Normalzustand. Davon bleibt man nur verschont, wenn man – wie ich – sich konsequent von allen Propagandamedien trennt. Statt Autoradio, gibt es Beethoven oder Brahms. Statt FAZ die JF, Sezession, ef und die bekannt guten Blogs, statt Fernsehen wieder Bücher, die älter als 100 Jahre sind.

    „Die“ lügen sogar so dermaßen primitiv und frech, nämlich leicht überprüfbar, daß es schon lächerlich ist. Erst seit mir klar geworden ist, wie leicht man – auch ich selbst – mit der Lüge zu dirigieren ist, weiß ich, daß unsere Form der Demokratie völlig ungeeignet ist, gutmeinende Regierungen hervorzubringen. Das Lügen ist so einfach und so schnell und so weitgehend erfolgreich. Die Menschen vertrauen noch genauso, als würden sie von Wilhelm seelig regiert. Es sind Schafe. Sie machen 9/10 der Menschen aus, bestenfalls 1/10 ist selbständig denkfähig. Aber nur 1/100 der Menschen ist darüber hinaus auch selbständig entscheidungs- und handlungsfähig.

  7. „Statt Autoradio, gibt es Beethoven oder Brahms. Statt FAZ die JF, Sezession, ef und die bekannt guten Blogs, statt Fernsehen wieder Bücher, die älter als 100 Jahre sind. “
    Nicht, daß ich hier noch als impotenter Konventions-Attitüden-Konservativer erscheine: Bei mir gibt es natürlich auch Go, Satan, go!, Dirty Deeds, Ace of Spades und Creeping Death. Logisch. Muß man eigentlich nicht erwähnen. Ist selbstverständlich. Ist ja auch „Klassik“ und Beethoven und Bruckner ist Metal.
    Und Konserven-Mucke nur, wenn mir die PS-Symphonie Nr. 6 auf die Nerven geht. Und das ist nur im Stau der Fall, wenn forte fortissimo abgesagt und pianissimo angesagt ist. – Nur so zur Klarstellung. Unkommentiert ist das obige Statement definitiv zu spießig.

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