Junge Union

Als ich am Samstag als Gastredner auf einer Mitgliederversammlung des Spandauer Kreisverbandes von Pro Deutschland sprach, musste nicht nur der Bezirk vom Verwaltungsgericht zur Freigabe der Räume, d.h. zur Einhaltung geltenden Rechts gezwungen werden, es fand sich auch eine illustre Schar von Gegendemonstranten, die es unerträglich fanden, dass ich die Frechheit hatte, über die politische Linke zu sprechen und sie obendrein zu kritisieren.

Zu den Organisationen, die sich mit dieser Gegendemonstration solidarisiserten und dabei die Nähe zu Linksextremisten nicht scheuten, gehörte auch die Spandauer Junge Union: Lest hier, was sie (unter dem Titel „Gegen Fremdenfeindlichkeit – Spandau zeigt Flagge“) dazu zu sagen hatte, aber vergesst das Speibsackerl nicht. (Wie ich auf meinem Flug nach Wien gelernt habe, ist das der österreichische Ausdruck für „Kotztüte“ – ich finde ihn hinreißend!)

Ich werde meine Rede voraussichtlich noch heute nacht als Video und Text dokumentieren. Da ich darin auch einen Seitenhieb auf das Wirken der spätbourgeoisen Molluskenorganisation „Junge Union“ untergebracht habe, sei dieser – als Antwort auf die Spandauer JU – schon hier dokumentiert:

…dabei muss man ja bedenken, dass einer, der es fertigbringt, heutzutage noch die Union zu wählen, entweder überhaupt kein Konservativer ist oder aber ein konservativer Trottel.

Und weil wir gerade bei der CDU sind: Einer der nicht verächtlichen Gründe, die mich damals daran gehindert haben, ein Konservativer zu sein, war der Anblick derjenigen meiner Altersgenossen, die das zu sein behaupteten und in den achtziger Jahren zur Jungen Union gingen; also das, was ich die Generation Kohl nenne. Das waren alles Windkanaltypen. Die sahen alle aus wie Christian Wulff.

Und sie hatten dieselbe verlotterte Moral – mit sechzehn schon. Wenn die von „konservativen Werten“ redeten, dann stand ihnen auf der Stirn geschrieben, dass sie dabei ihre Karriere und ihr Bankkonto im Sinn hatten. Man sah es ihnen wirklich an der Nasenspitze an: Wenn es wirklich einmal darauf ankommen würde, dass sie zu diesen Werten stehen, und zwar auch dann, wenn es Gegenwind gibt – dann werden das die Ersten sein, die umfallen und uns erklären: „Der Islam gehört zu Deutschland.“

Gut, nicht alle waren so, aber das war der vorherrschende Typus, und dieser Typus stellt heute die Politiker der Unionsparteien. Mit diesem charakterlosen Gesindel konnte ich mich damals nicht gemein machen, und ich kann es bis heute nicht.

7 Gedanken zu „Junge Union“

  1. Die Aussagen zur JU sprechen mir aus dem Herzen. Es ist eine Mischung aus Single-Börse für Gestörte, Kaderschmiede für Rückgrat- und skrupelloses Verbrechergesindel und gestörte narzisstische Außenseiter, die sich durch die Übernahme von Ämtern mal mächtig fühlen wollen und ihre Ohnmachts-Gefühle kompensieren wollen. Als JU-Mitglied einmal kurz nachdenken, und schon bekommt man politisch das Messer in den Rücken gerammt und wird plattgemacht. Bin 2009 ausgetreten und will mit solchen Banden nichts mehr zu tun haben. Bei den „JuLis“ ist es im Übrigen natürlich 1:1 das Selbe!

  2. Nach Lektüre des JU-Textes verstehe ich beim besten Willen nicht, wer eigentlich auf dieses (doch recht hetzerische) Gewäsch eigentlich hereinfällt.
    „Städtische Einrichtungen wie der Seniorenklub stehen zwar grundsätzlich allen Parteien für Mitgliederversammlungen offen, nicht jedoch für Parteipropaganda.“
    Interessant, andere Parteien machen wahrscheinlich nur dezent auf sich aufmerksam, aber bei Pro Deutschland nennen wir es mal Propaganda und verbieten es im gleichen Atemzug. Und die schimpfen sich Demokraten…

  3. Oh nein, Ich hab‘ das Speibsackerl vergessen! Uääärrgg!

    Der JU-Text ist wirklich richtig peinlich, nichts als Versatzstücke aus dem linken Jargon: „rechts-populistisch“, „engagierte Mehrheitsgesellschaft“, „bunte Mischung Spandauer Bürger“ und am allerschlimmsten (Anführungszeichen im Original!): „linke Lügen“. Bitte was!? Reicht es diesen Affen denn nicht mehr nicht rechts, aber zumindest noch gegen links zu sein? Augenscheinlich nicht.

  4. Hmpf.
    Also zuerst: Ich bin selber in der JU.
    Und zweitens: Wir reden hier von Berlin. Das Berlin ein bißchen krank ist und das schon seit 50 Jahren ist bekannt.
    Und dann: Es stimmt schon, die JU ist CDU Nachwuchs und also nicht großartig anders. Aber: Wo geht man als junger Konservativer sonst hin? Zu saufenden Burschenschaftlern die sich in ehemaligen Villen verstecken? Da überwintere ich lieber in meinem kleinen Soziotop in dem ich wenigstens weiß, mit wem ich offen reden kann und wo man weder kiffen noch assozial sein muß um dazuzugehören. Zu klein gedacht? Zu angepaßt? Es sind doch nicht die jungen Konservativen von heute, die die Republik den Linken ausgeliefert haben!
    Viertens: Das Problem ist, daß etwa 90% der JU Mitglieder schlicht unpolitische Menschen sind, so wie der Rest unserer Generation. Mitläufer halt – Söhne zugegebenermaßen auch – die Tagesschau gucken und Spiegel Online lesen.
    Fünftens: Was soll ich tun? Austreten und mich dann überlegen fühlen? Erreiche ich nicht mehr, wenn ich hier und da mal zur Jungen Freiheit verlinke, so wenig das dann auch noch ist? Hier und dort mal auf einen Blog aufmerksam mache, der anders als SpOn berichtet? Man muß vorsichtig sein in diesem Deutschland. Wo ist denn das Netz, das den auffängt, der sich outet?

    • Es sind doch nicht die jungen Konservativen von heute, die die Republik den Linken ausgeliefert haben!

      Nein, aber die jungen „Konservativen“ von gestern waren genauso wie die von heute, und die haben es sehr wohl getan.

      Ich kann Ihnen die Entscheidung nicht abnehmen, ob Sie mitschwimmen und sich mitschuldig machen wollen, oder ob Sie mit dieser politischen Klasse brechen und die Brücken hinter sich verbrennen. Es gibt kein Drittes.

  5. @ Tam

    „Man muß vorsichtig sein in diesem Deutschland. Wo ist denn das Netz, das den auffängt, der sich outet?“

    Manfred hat es auf seine Art schon deutlich gesagt, aber ich will noch nachlegen. Wenn Sie schon als junger Mann Angst davor haben, wahrscheinlich noch kinderlos, also weitaus weniger allfälligen Repressalien ausgeliefert als andere, darüber jammern, dass es für Sie kein Auffangnetz gebe, wofern Sie sich „outeten“ („bekennten“ gefiele mir besser, aber das nur nebenbei), sollten Sie es wahrscheinlich besser gleich lassen mit dem Patriotenspielen, heimlich, denn das hilft nicht nur unserem Lande nichts, sondern beschädigt obendrein sehr wahrscheinlich auch noch Ihr Selbstwertgefühl, hiemit auch Ihre Tatkraft insgesamt.

    „Mal zur JF verlinken“: Meinen Sie, dass Sie damit, so sinnfällig dies mitunter sei, wirklich etwas tun?

    Mit Verlaub: Welches Pöstchen hätten’s denn gern?

    Und: Sie geben doch vor, bereits zu sehen, welcher halbdiktatorische Meinungszwang (bzw. Schweigezwang) hier waltet – dem beugt sich dann der Kluge?

    Immerhin werde ich, da längst nicht mehr JU-fähig, mir die Folgen solcher Klugheit bei gleicher Lebenserwartung nicht mehr so lange anschauen und ertragen müssen, wie Sie.

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