Das BKA und die Zwickauer Zelle: Merkwürdigkeiten

Aus handelsblatt.com

BKA-CHEF ZIERCKE: Amtszeit wegen Neonazi-Ermittlungen verlängert

Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) plant eine Verlängerung der Amtszeit des Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke. Grund sind die Ermittlungen im Zusammenhang mit der Zwickauer Neonazi-Zelle.

Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, soll wegen der umfangreichen Ermittlungen im Zusammenhang mit der Zwickauer Neonazi-Zelle länger im Amt bleiben. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will die Amtszeit des Behördenchefs nach Angaben eines Sprechers vom Freitag bis zum Jahresende verlängern.
Ursprünglich sollte der BKA-Präsident schon im August in den Ruhestand gehen. Sein Vizepräsident Jürgen Maurer, einer von zwei Stellvertretern, soll nach den Plänen sogar bis April 2013 im BKA bleiben. Mit diesen Entscheidungen soll sichergestellt werden, dass die Ermittlungen nicht durch einen Führungswechsel beeinträchtigt werden.

Ein höchst ungewöhnlicher Vorgang: Ein BKA-Präsident wird nicht dafür bezahlt, selbst zu ermitteln, sondern eine Ermittlungsbehörde zu leiten. Dass er sich angesichts der politischen Brisanz des Falles über die Ermittlungen im Falle der Zwickauer Zelle fortlaufend unterrichten lässt, wird man unterstellen dürfen; nicht aber, dass ein Wechsel in der Führung der Behörde die laufenden Ermittlungen beeinträchtigt, da die eigentlichen Ermittlungsbeamten ja nicht ausgetauscht werden sollen.

Schon vor einigen Tagen ist das BKA durch Aktivitäten aufgefallen (zum Bericht des Focus hier klicken), die so ungewöhnlich waren, dass der Innenminister alarmiert wurde, sein Staatssekretär eine „umfassende Erklärung“ vom Bundeskriminalamt verlangte und der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses von einem „gravierenden Vorgang“ sprach, der „unverzüglich aufgeklärt werden“ müsse, da nicht einmal der Verdacht entstehen dürfe, „dass etwas verheimlicht werden sollte“.

Nun, genau dieser Verdacht ist nicht nur entstanden, er erhärtet sich zusehends. Wenn das Innenministerium den routinemäßigen Wechsel an der Spitze des BKA für zu riskant hält, weil dadurch „Ermittlungen beeinträchtigt“ werden könnten, dann ist diese Erklärung so fadenscheinig, dass der Verdacht sich aufdrängt, etwas ganz Anderes könne „beeinträchtigt“ werden, wenn ein Nichteingeweihter die Leitung des BKA übernimmt.

Die Frage lautet schon nicht mehr, ob etwas vertuscht werden soll, sondern was.

6 Gedanken zu „Das BKA und die Zwickauer Zelle: Merkwürdigkeiten“

  1. Diese ganze Geschichte von den unglaublichen Bosheits-Nazis aus Zwickau, deren unbemerkte Terrorherrschaft noch heute kaum einen Bürger Deutschlands oder eines der Nachbarländer auch nur in milden Schrecken versetzen würde, sagt vor allem dies aus, dass die Medien in Deutschland und angrenzend keinerlei Fähigkeit (oder Erlaubnis) dazu haben, kritische Gedanken oder Fragen zu denken und dann auch noch zu veröffentlichen.

    Am Anfang des ganzen Travestietheaters hat die Bild mal noch so eine aus den Fingern gesogene Schilderung des mutmasslichen Tathergangs im Wohnmobil der Uwes gebracht und dabei ungefähr geschrieben, dass diese Uwes mit einer Maschinenpistole auf die anrückenden Polizisten geschossen hätten, aber die Waffe hätte irgendwie nicht richtig funktioniert und die Kugeln wären nur rausgeplopt (eine ganz irre Angelegenheit. Nach jahrelangem Schiessen hat noch keine meiner Waffen geploppt). Danach beschlossen sie dann, sich mit ihren Pistolen wegzuballern.
    Jetzt sind aber in den letzten Tagen Bilder von der Waffensammlung aufgetaucht, die von den Uwes in dem Wohnmobil angeblich gehortet worden war. Und da fragt man sich als ebenfalls leicht waffenaffiner Mann schon ein wenig verwundert, wieso diese verblödeten Uwes denn, wenn ihre MP nicht funktionierte, nicht einfach mit der Schrotflinte auf den Funkwagen ballerten? Waren das verkappte Philanthropen, diese Uwes? Oder hatten sie Angst vor lauten Geräuschen? Waren sie sich etwa nur an Plop-Pistolen gewöhnt?
    Fragen über Fragen, für die weder die Polizei noch unsere goldige Journaille bis jetzt auch nur eine ansatzweise interessante Erklärung aufbieten würde.

  2. Gehen wir mal davon aus, dieser ominöse Fall der beiden tödlichen Uwes mit ihrer „Nazibraut?“ Zschäbe, würde als Kriminalroman veröffentlicht.

    Dieses Buch würde jeder normal, logisch denkender Mensch nach spätestens einem Viertel des Buches entnervt und kopfschüttelnd weglegen, da bei allem was bei diesem Fall ermittelt wird, jedwede Logik, fehlt.

    Weil dieser Fall aber live aufgeführt wird, lässt das als logische Konsequenz, nur einen Schluss zu, hier wird was ganz anderes gespielt, wahrscheinlich ein ganz perverses und schmieriges Polittheaterstück.

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