Hartmut Krauss (Hrsg.): „Feindbild Islamkritik“

Rezension

An Versuchen, Islamkritik in den Geruch des Rechtsextremen und Rassistischen, in jedem Fall aber des moralisch Anrüchigen zu rücken, fehlt es bekanntlich nicht, und sie werden vor allem aus dem linken Spektrum heraus unternommen.

Auf Islamkritiker, die sich selbst als links oder liberal verstehen, müssen solche Versuche besonders absurd wirken: Am Islam ist ja buchstäblich überhaupt nichts „links“ oder „liberal“: Eine Ideologie, die darauf abzielt, Frauen aus der öffentlichen Sphäre herauszuhalten, die Juden zum Abschuss freigibt, die auf einem theologischen Politikverständnis aufbaut und Gewalt als Mittel einer Politik der Selbstverbreitung verherrlicht, die das Selbstopfer im bewaffneten Kampf zur höchsten aller Tugenden erklärt, die den Menschen (speziell ihre eigenen Anhänger) zum Sklaven ihrer totalitären Machtansprüche erniedrigt, die die Menschheit in Gläubige und Ungläubige einteilt und Letzteren die Menschenrechte abspricht — eine solche Ideologie ist genau das, was die Linken normalerweise ohne zu zögern „faschistisch“ nennen würden.

Die Frage, warum gerade die Linke eine solche Ideologie militant und mit allen noch so antidemokratischen Mitteln gegen jede Kritik verteidigt (und dies auch noch im Namen der „Toleranz“) und ihre Ausbreitung mit allen Mitteln fördert, ist für einen Konservativen leicht zu beantworten: weil der Kern linker Ideologie die Zerstörung der eigenen Gesellschaft ist. Wer einer solchen Ideologie anhängt, für den ist der Pakt mit dem Islam heute so unproblematisch wie es gestern der mit Mao oder Pol Pot war. (Wenn man dann noch ein bisschen weltfremd ist, mag man sich einreden, man selber werde selbstredend nicht an jenem Galgen enden, an dem etwa Khomeini seine früheren marxistischen Bündnispartner entsorgt hat.)

Dass linke Politik nicht etwa zufällig zum Gegenteil jener Emanzipation führt, die angeblich ihr Ziel ist, sondern weil dies in der Natur dieser Politik liegt, war die Erkenntnis, die mich vor einigen Jahren dazu bewogen hat, mein gesamtes, bis dahin linkes politisches Koordinatensystem zu hinterfragen und von Grund auf neu zu ordnen.

Schwieriger ist die Deutung jenes von der Linken propagierten „Feindbildes Islamkritik“ für diejenigen Linken und Liberalen, die die antiemanzipatorische Stoßrichtung des Islam thematisieren und kritisieren, zugleich aber links bzw. liberal bleiben wollen.

Hartmut Krauss (Hrsg.): Feindbild Islamkritik: Wenn die Grenzen zur Verzerrung und Diffamierung überschritten werden, Hintergrund Verlag, September 2010, 364 S., € 15,--

In „Feindbild Islamkritik. Wenn die Grenzen zur Verzerrung und Diffamierung überschritten werden“, herausgegeben von Hartmut Krauss, haben sich in insgesamt 19 Aufsätzen eine ganze Reihe von Islamkritikern zu Wort gemeldet, die sich gegen die linke „Islamophobie“-Hetze verwahren. Das Spektrum reicht vom Spätmarxisten wie etwa Hartmut Krauss bis zu Liberalkonservativen wie Siegfried Kohlhammer und Felix Struening, wobei der Schwerpunkt der Beiträge allerdings deutlich links von der Mitte liegt.

 

Die Autoren analysieren den antiaufklärerischen und antiemanzipatorischen Charakter des Islam in seiner Eigenschaft sowohl als Ideologie wie als Gesellschaftsordnung, wobei einige Beiträge eine deutlich religionskritische Spitze haben, die sich auch gegen das Christentum richtet, und sie entlarven die demagogische Funktion des linken Diskurses, der sich gegen Islamkritiker richtet.

Dass sie dabei strikt im Rahmen der herrschenden Metaideologie verbleiben, macht die Stärke wie die Schwäche des Buches aus:

Es ermöglicht insbesondere linken Lesern die Auseinandersetzung mit islamkritischen Positionen, ohne ihnen gleich die Revision ihres gesamten Weltbildes zuzumuten. Eben deswegen aber dringt es nicht zu der Frage vor, warum der Islam es so leicht hat, Europa zu erobern, und warum gerade die Linke die Rolle des Steigbügelhalters spielt. Nun ja, man kann nicht alles zugleich haben.

Es ist hier nicht der Ort, auf alle neunzehn Aufsätze einzeln einzugehen. Bedauerlich ist, dass der Herausgeber ausgerechnet Ralph Giordanos Essay „Nicht die Migration, der Islam ist das Problem“ an den Anfang gestellt hat. Man möchte persiflierend antworten, nicht der Islam sei das Problem, sondern Islamkritiker wie Giordano, der nicht nur im Titel mit einer höchst fragwürdigen These einsteigt, sondern gleich noch einen draufsetzt, indem er Pro Köln als „braune Truppe“ und „zeitgenössische Variante des Nationalsozialismus“ , „die, wenn sie könnte, wie sie wollte, mich in eine Gaskammer stecken würde“, verunglimpft, nicht zum erstenmal übrigens.

Das ist, zugegeben, starker Tobak … Aber hier verläuft die Schmerzgrenze …

Sie sagen es, Herr Giordano, genau hier verläuft sie, die Schmerzgrenze. Wer so polemisiert, zeigt erstens, dass er nie aufgehört hat, Stalinist zu sein (was, zugegebn, starker Tobak ist, aber hier verläuft eben die Schmerzgrenze), und dokumentiert zweitens eine Bösartigkeit und Niedertracht, die der seiner linken Kritiker in nichts nachsteht. Dass gerade dieser Aufsatz, der auch sonst nicht durch Tiefgründigkeit auffällt, an den Anfang des Buches gerückt wurde, hat wohl mehr mit der Prominenz seines Verfassers als mit irgendeinem anderen Gesichtspunkt zu tun. Bedauerlich ist diese Plazierung (und dass der Text überhaupt aufgenommen wurde) deshalb, weil dadurch jeder Leser, der es leid ist, dass bestimmte Themen hierzulande mit Verdächtigungen statt mit Argumenten diskutiert werden, von vornherein gegen das Buch eingenommen wird.

Vor allem aber sind die meisten Beiträge des Buches weitaus besser, als Giordanos Einstieg vermuten lässt. Allein Hartmut Krauss‘ „Kritische Islamanalyse zwischen öffentlicher Diskursverwirrung und apologetischer Diffamierungsoffensive“ gehört in seiner Art, aus dieser ideologischen Ecke und in dieser Prägnanz zum besten, was in deutscher Sprache über den Islam und seine Verteidiger geschrieben worden ist. Überhaupt ist das Buch jedem zu empfehlen, der sich speziell für die linke, liberale und marxistische Islamkritik interessiert, und wer in seinem Bekanntenkreis Leute hat, die noch im Netz linker Ideologie zappeln und sich in absehbarer Zeit nicht daraus befreien werden, sollte ihnen dieses Buch zugänglich machen.

 

14 Gedanken zu „Hartmut Krauss (Hrsg.): „Feindbild Islamkritik““

  1. Es ist bisher am schlechtesten über Gut und Böse nachgedacht worden: es war dies immer eine zu gefährliche Sache. Das Gewissen, der gute Ruf, die Hölle, unter Umständen selbst die Polizei erlaubten und erlauben keine Unbefangenheit; in Gegenwart der Moral soll eben, wie angesichts jeder Autorität, nicht gedacht, noch weniger geredet werden: hier wird – gehorcht! So lang die Welt steht, war noch keine Autorität willens, sich zum Gegenstand der Kritik nehmen zu lassen; und gar die Moral kritisieren, die Moral als Problem, als problematisch nehmen: wie? war das nicht – ist das nicht – unmoralisch? – Aber die Moral gebietet nicht nur über jede Art von Schreckmitteln, um sich kritische Hände und Folterwerkzeuge vom Leibe zu halten: ihre Sicherheit liegt noch mehr in einer gewissen Kunst der Bezauberung, auf die sie sich versteht, – sie weiß zu »begeistern«. Es gelingt ihr, oft mit einem einzigen Blicke, den kritischen Willen zu lähmen, sogar zu sich hinüberzulocken, ja es gibt Fälle, wo sie ihn gegen sich selbst zu kehren weiß: so daß er sich dann, gleich dem Skorpione, den Stachel in den eignen Leib sticht. Die Moral versteht sich eben von alters her auf jede Teufelei von Überredungskunst: es gibt keinen Redner, auch heute noch, der sie nicht um ihre Hilfe anginge (man höre zum Beispiel selbst unsere Anarchisten reden: wie moralisch reden sie, um zu überreden! Zuletzt heißen sie sich selbst noch gar »die Guten und Gerechten«.) Die Moral hat sich eben von jeher, so lange auf Erden geredet und überredet worden ist, als die größte Meisterin der Verführung bewiesen – und, was uns Philosophen angeht, als die eigentliche Circe der Philosophen. Woran liegt es doch, daß von Plato ab alle philosophischen Baumeister in Europa umsonst gebaut haben? Daß alles einzufallen droht oder schon in Schutt liegt, was sie selber ehrlich und ernsthaft für aere perennius hielten? Oh wie falsch ist die Antwort, welche man jetzt noch auf diese Frage bereit hält, »weil von ihnen allen die Voraussetzung versäumt war, die Prüfung des Fundamentes, eine Kritik der gesamten Vernunft« – jene verhängnisvolle Antwort Kants, der damit uns moderne Philosophen wahrhaftig nicht auf einen festeren und weniger trüglichen Boden gelockt hat! (– und nachträglich gefragt, war es nicht etwas sonderbar, zu verlangen, daß ein Werkzeug seine eigne Trefflichkeit und Tauglichkeit kritisieren solle? daß der Intellekt selbst seinen Wert, seine Kraft, seine Grenzen »erkennen« solle? war es nicht sogar ein wenig widersinnig? –) Die richtige Antwort wäre vielmehr gewesen, daß alle Philosophen unter der Verführung der Moral gebaut haben, auch Kant –, daß ihre Absicht scheinbar auf Gewißheit, auf »Wahrheit«, eigentlich aber auf »majestätische sittliche Gebäude« ausging: um uns noch einmal der unschuldigen Sprache Kants zu bedienen, der es als seine eigne »nicht so glänzende, aber doch auch nicht verdienstlose« Aufgabe und Arbeit bezeichnet, »den Boden zu jenen majestätischen sittlichen Gebäuden eben und baufest zu machen« (Kritik der reinen Vernunft II, S. 257). Ach, es ist ihm damit nicht gelungen, im Gegenteil! – wie man heute sagen muß. Kant war mit einer solchen schwärmerischen Absicht eben der rechte Sohn seines Jahrhunderts, das mehr als jedes andre das Jahrhundert der Schwärmerei genannt werden darf: wie er es, glücklicherweise, auch in bezug auf dessen wertvollere Seiten geblieben ist (zum Beispiel mit jenem guten Stück Sensualismus, den er in seine Erkenntnistheorie hinübernahm). Auch ihn hatte die Moral-Tarantel Rousseau gebissen, auch ihm lag der Gedanke des moralischen Fanatismus auf dem Grunde der Seele, als dessen Vollstrecker sich ein andrer Jünger Rousseaus fühlte und bekannte, nämlich Robespierre, »de fonder sur la terre l’empire de la sagesse, de la justice et de la vertu« (Rede vom 7. Juni 1794). Andrerseits konnte man es, mit einem solchen Franzosen-Fanatismus im Herzen, nicht unfranzösischer, nicht tiefer, gründlicher, deutscher treiben – wenn das Wort »deutsch« in diesem Sinne heute noch erlaubt ist –, als es Kant getrieben hat: um Raum für sein »moralisches Reich« zu schaffen, sah er sich genötigt, eine unbeweisbare Welt anzusetzen, ein logisches »Jenseits«, – dazu eben hatte er seine Kritik der reinen Vernunft nötig! Anders ausgedrückt: er hätte sie nicht nötig gehabt, wenn ihm nicht eins wichtiger als alles gewesen wäre, das »moralische Reich« unangreifbar, lieber noch ungreifbar für die Vernunft zu machen, – er empfand eben die Angreifbarkeit einer moralischen Ordnung der Dinge von seiten der Vernunft zu stark! Denn angesichts von Natur und Geschichte, angesichts der gründlichen Unmoralität von Natur und Geschichte war Kant, wie jeder gute Deutsche von alters her, Pessimist; er glaubte an die Moral, nicht weil sie durch Natur und Geschichte bewiesen wird, sondern trotzdem daß ihr durch Natur und Geschichte beständig widersprochen wird. Man darf sich vielleicht, um dies »trotzdem daß« zu verstehen, an etwas Verwandtes bei Luther erinnern, bei jenem andern großen Pessimisten, der es einmal mit der ganzen lutherischen Verwegenheit seinen Freunden zu Gemüte führte: »wenn man durch Vernunft es fassen könnte, wie der Gott gnädig und gerecht sein könne, der so viel Zorn und Bosheit zeigt, wozu brauchte man dann den Glauben?« Nichts nämlich hat von jeher einen tieferen Eindruck auf die deutsche Seele gemacht, nichts hat sie mehr »versucht«, als diese gefährlichste aller Schlußfolgerungen, welche jedem rechten Romanen eine Sünde wider den Geist ist: credo quia absurdum est: – mit ihr tritt die deutsche Logik zuerst in der Geschichte des christlichen Dogmas auf: aber auch heute noch, ein Jahrtausend später, wittern wir Deutschen von heute, späte Deutsche in jedem Betrachte – etwas von Wahrheit, von Möglichkeit der Wahrheit hinter dem berühmten realdialektischen Grund-Satze, mit welchem Hegel seiner Zeit dem deutschen Geiste zum Sieg über Europa verhalf – »Der Widerspruch bewegt die Welt, alle Dinge sind sich selbst widersprechend« –: wir sind eben, sogar bis in die Logik hinein, Pessimisten.

    Friedrich Nietzsche
    „Morgenröte“
    Vorrede

  2. Dies Barbarentum ist das, was ich starke Rasse nenne, das Ewig-Kriegerische im Typus des Raubtieres Mensch. Es scheint oft nicht mehr da zu sein, aber es liegt sprungbereit in der Seele. Eine starke Herausforderung, und es hat den Feind unter sich. Es ist nur dort erstorben, wo der Pazifismus der späten Städte seinen Schlamm über die Generationen wälzt, den müden Wunsch nach Ruhe um jeden Preis, ausgenommen den des eigenen Lebens. Das ist die seelische Selbstentwaffnung nach der leiblichen durch Unfruchtbarkeit.

    Oswald Spengler,
    Jahre der Entscheidung

  3. „Der Islam, der eine so furchtbar kurze Religion ist, ist mit dieser seiner Trockenheit und trostlosen Einfachheit der Kultur wohl vorwiegend schädlich als nützlich gewesen, und wäre es auch nur, weil er die betreffenden Völker gänzlich unfähig macht, zu einer anderen Kultur überzugehen. Die Einfachheit erleichtert sehr seine Verbreitung, war aber mit derjenigen höchsten Einseitigkeit verbunden, welche der starre Monotheismus bedingt, und aller politischen und Rechtsentwicklung stand und steht der elende Koran entgegen; das Recht bleibt halbgeistlich.“

    Jacob Burckhardt
    1818 – 1897
    „Weltgeschichtliche Betrachtungen“

  4. Sehr geehrter Herr Kleine-Hartlage,

    sie schaffen es immer wieder erst eine treffgenauer Analyse linker Denkweise und Ideologie zu geben, uns dann, sobald sie daraus Schlussfolgerungen ziehen ein „/liberal“ oder „bzw. liberal“ anzuhängen.

    Das ist rhetorisch freilich sehr geschickt, wenn Sie ein Problem mit dem Liberalismus haben oder ihn genau so problematisch sehen, wie linke Ideologie. Doch überzeugend ist es bei genauerem Hinsehen nicht, schließlich haben sie ihre Position ja nur für die linke Ideologie Beispielhaft belegt, um ihre Schlussfolgerungen dann danach auch auf den Liberalismus auszuweiten (ohne dafür Belege (!) zu liefern und damit meine ich keine FDP-Politiker; die FDP ist zwar liberaler als die CDU konservativ ist, und die FDP ist die Partei mit dem wohl „größten liberalen Flügel aller Parteien“, wie man so schön sagt, aber im allgemeinen könnte man dann auch den Konservativismus mit Verweis auf Unionspolitiker diskreditieren).

    Dieses Muster ist mir beim durchsehen ihrer Blogbeiträge sehr häufig aufgefallen.

    • Mich wundert es schon ein bisschen, dass Dir dann „beim durchsehen […] der Blogbeiträge“ nicht Manfred’s ellenlange Liberalismuskritik ins Auge gesprungen ist. Die wurde nämlich in mehr als einem Blogbeitrag äußerst ausführlich behandelt.^^

      • Die wurde nämlich in mehr als einem Blogbeitrag äußerst ausführlich behandelt.

        Ja, seine theoretischen Vorstellungen, aber wenn es um Belege, Indizien oder gar Beweise aus der Realität geht, um Beispiele und ähnliches, dann ist es so wie ich sage:

        Behauptungen nach dem Motte „an der FDP erkennt man“.

        Nun, was man dann an der CDU so alles dem Konservatismus andichten könnte…

      • Dies ist ja mein Kritikpunkt gewesen. Überzeugende Belege kommen für die Linke, hieraus werden dann Schlussfolgerungen für Linke und Liberale gezogen. In diesem Artikel fiel es mir nur mal wieder besonders deutlich aus: Zuerst wird die Linke zerflückt und dann, im nächsten Moment, ohne große Anlündigung oder Begründung, wird der Liberalismus miterwähnt. Als möchte man die Assoziation zum Liberalismus eher unterschwellig mit einbauen, auf das sie nicht im Fokus stehe, aber unbemerkt ins Unterbewusstsein einsickern kann.

        Herr Kleine-Hartlage beweist sich damit wieder mal als hervorragender Rhetoriker. Aber ein Argument oder Beleg für seine Position ist das ja nicht.

  5. Der Liberale zerstört (durchaus ungewollt, mancmal gewollt, immer zwingend) die bestehende Wir-Gemeinschaft zugunsten einer Ausweitung des Handlungsspielraumes des Individuums, deswegen zuerst die Glaubensgemeinschaft und damit folgend die Wehrhaftigkeit. – Das IST links. Es ist nur nicht die einzige linke Erscheinungsform. Heterogenität der Wir-Gemeinschaft ist überlebensnotwendig.
    Deswegen trifft es zu, daß Manfred die Begriffe hier gleichsetzt, weil es genau darauf ankommt.

    Sie können natürlich eine Definition des Liberalismus als Denkrichtung oder soziologisches Phänomen nach Gutdünken vornehmen. Nicht nur dann haben Sie darzulegen, warum Manfred irrt. Das tun Sie gar nicht: Sie behaupten bloß.

    Sie sind in der Pflicht, wenn Ihre Kritik seriös bleiben soll.

    • @Meyer:

      Das tun Sie gar nicht: Sie behaupten bloß.

      Sie sind in der Pflicht, wenn Ihre Kritik seriös bleiben soll.

      Mir fällt erst jetzt auf, dass Sie wohl auf meinen Beitrag geantwortet haben. Ich verstehe nämlich nicht worauf sie sich beziehen. Ich habe nämlich ersteinmal gar keine Behauptung zum Liberalismus aufgestellt, sondern Herrn Kleine-Hartlages gleichsetzung in Frage gestellt.

      Das IST links. Es ist nur nicht die einzige linke Erscheinungsform. Heterogenität der Wir-Gemeinschaft ist überlebensnotwendig.

      Mal davon abgesehen, dass ich die davor vorgenommene Einschätzung nicht Teile: Ich frage mich jetzt, wo Sie überhaupt ihr Problem mit dem Liberalismus haben, wenn Sie schon annehmen, dass eine gewisse Heterogenität überlebensnotwendig sei.

      • @ „prochoice“

        1. Klar erkannt, ich hätte das Gespräch nicht eröffnen sollen.

        2. Der erste Fehler ist von mir. Tatsächlich meinte ich „Homogentität“ statt „Heterogenität“. Erstere ist uberlebensnotwendig, die zweitere bloß hilfreich.

        3. Ich ahnte es, daß Sie die Definition von Liberalismus schuldig bleiben würden. Sie wollen nicht diskutieren, sie wollen „bezwecken“. Das kann man einfach erkennen, daß sie Ihren Vorhalt an Manfred, links mit liberal zu vertauschen, in eine Frage umdeuten wollen, um nicht darlegen zu müssen, was daran falsch sei. Das IST unredlich. Was wollen Sie bezwecken? Sie entgegnen ja inhaltlich gar nichts auf Manfed, außer, daß Sie mit seinen Begriffssetzungen nicht einverstanden sind. Seit dem Ausgang des Mittelalters sollten wir uns aber daran gewöhnt haben, daß Wortsetzungen sich nur an der Zweckmäßigkeit orientieren müssen. Mindestens folgt diese Begrifflichkeit der amerikanischen Diktion. Weitergehend wohl auch der Armin Mohlers. Was soll also Ihre nichtssagende „Kritik“?

        4. Weiter kann ich nur auf eine vergangene Diskussion zwischen Manfred und LePenseur über Konservativismus und Libertarismus verweisen.

        5. Daß der Liberalismus als soziologische Tendenz selbstzerstörerisch ist, kann kaum ein Diskussionsgegenstand sein, da offenkundig. Es bleibt nur die Frage, ob man dem Kind einen anderen Namen geben möchte, weil die Herren Virchow und Co. sich unter Liberalismus etwas anderes vorstellten, als Hinz und Kunz heute. Sinnlose Wortklauberei.
        Die Frage ist, ob die Kernideen des Herrn Virchow im heutigen Liberalismus nicht einfach fortgeschrieben werden.

        6. Ganz unabhängig davon ist die Frage, ob der politische Libertarismus, selbst konservativer Prägung, nicht zwingend einen absoluten Staat unwillentlich erzeugen muß, weil durch die Auflösung verbindlicher, althergekommener Regeln, und die Setzung des Austauschprozesses als einzige neue verbindliche Regel, die auch die Gewalt unterwerfen will (lächerlich!). Somit wird sich der effektivst organsisierte Menschenverband durchsetzen (eine Armee – die faschistischste und totalitaristischste Organsiation, die es nur geben kann) und dem Rest (den mehr oder weniger fleißigen Bienchen) seine Bestimmungen aufoktruieren. Das ist das zwingende Ergebnis des theoretischen Libertarismus a la Hoppe und Co. Der Libertarismus in Reinform ist nichts anderes, als die linksliberale Utopie seitenverkehrt, mit demselben inhärenten Ziel. Unterschied: Sie sind realistischer im Menschenbild, was den inneren Egoismus angeht. Und sie sind weniger realistisch, wie stark der innere Zwang des Menschen zur Gemeinschaft ist und die Bereitschaft, Unterordnung und die Einschränkung des Handlungspielraumes zu akzeptieren, um Sicherheit (innere, äußere, wirtschaftliche) und Wohlstand zu produzieren, also was den natürlichen Hang zur Gemeinschaft angeht. Der Libertarismus wie der Linksliberalismus ist eine Erfindung aus wohlständiger Sattheit heraus. Die erstere erkennt, wie man „schöner“ Leben kann, die zweite, wie man reicher Leben kann. Zwei Seiten einer Medaille. Nur beide greifen viel zu kurz. Sie zerstören damit ihre Existenzgrundlage auf Wehrhaftigkeit und Gemeinschaft aufbauend. Nach der Zerstörung wird sich ein totales System mittels Gewalt durchsetzen. Ein Popper mag philosophisch gebildet gewesen sein. Von geschichtlichen Ablaufen hatte er offensichtlich keine Ahnung.

        7. Eine weitere Diskussion erscheint mir unsinnig, wenn Sie nicht bereit sind, neue Aspekte einzuführen, anstatt herumzukritteln.

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