Für die, die sich wundern, dass ich in letzter Zeit meine Schlagzahl hier im Blog reduziert habe: Ich habe angefangen, ein neues Buch zu schreiben, und wenn ich mit dem ersten Entwurf in einem halben Jahr fertig sein will, muss ich mich ranhalten.
Im „Dschihadsystem“ habe ich beschrieben, warum und mit welchen Mitteln der Islam sich ausdehnt, wo er die Möglichkeit dazu findet. Die andere Seite der Medaille habe ich dabei nur gestreift.
Diese andere Seite ist die Frage: Warum findet er in Europa die Möglichkeit dazu? Warum werden ihm die Türen geöffnet? Wer tut das? und nicht zuletzt: Warum funktioniert das?
So perfekt das islamische Dschihadsystem in seiner Art auch ist: Da der Islam nicht über militärische Macht verfügt, geschweige denn über die militärische Übermacht seiner frühen Periode; da er auch sonst dem Westen in jeder Hinsicht unterlegen ist, lebt der Dschihad nicht von seiner eigenen Stärke, sondern von der Schwäche der Völker Europas.
Diese Schwäche – eine Mischung aus Selbsthass, Geschichtsvergessenheit, Kulturverfall, Gleichgültigkeit, Verblendung, Verrat und ideologisch motivierter Destruktivität – ist vom Islam nicht verursacht worden; sie wird lediglich von ihm ausgenutzt.
Ich werde in meinem Buch die These vertreten, dass unsere Gesellschaft bzw. deren sogenannte Eliten von einer Ideologie beherrscht werden, deren Dominanz notwendig zum Untergang der europäischen Kultur führen muss und auch dann führen müsste, wenn es den Islam überhaupt nicht gäbe. Wie es meine Art ist, werde ich, ausgehend von einer zunächst abstrakten, dann immer konkreter werdenden Ideologiekritik darlegen, worin genau sich die Verfallserscheinungen manifestieren, warum solche Phänomene wie Genderismus, Globalismus, Kulturrelativismus, Synkretismus, Massenmigration usw. geradewegs in den Untergang führen (daher der vorläufige Arbeitstitel „Die Liquidierung der Zivilisation“), und wie sie miteinander verknüpft sind.
Ich werde zeigen, dass auf einem zusammenhängenden linkstotalitären Wahnsystem basieren, dessen Prämissen von den meisten Menschen als Selbstverständlichkeiten verinnerlicht worden und daher von ihnen nicht durchschaubar sind; dies umso weniger, je näher sie an den Quellen der gesellschaftlichen Ideologieproduktion sitzen. sind und einer radikalen Kritik bedürfen.
Die Grobanatomie dieses Wahnsystems habe ich im ersten Kapitel unter dem Titel „Das Erbe des Kalten Krieges“ analysiert, und einen Auszug aus diesem Kapitel spendiere ich Euch heute als Appetithäppchen.
Ich gehe von der Beobachtung aus, dass der jahrzehntelange Systemgegensatz zwischen Ost und West – zugleich ein ideologischer Gegensatz zwischen Liberalismus und Marxismus – dazu geführt hat, dass die Themen dieser ideologischen Auseinandersetzung gleichbedeutend mit den Themen von Politik schlechthin wurden.
Die traditionell dritte politische Großkraft – nennen wir sie der Einfachheit halber „die Rechte“ verlor auf die Dauer an politischer Eigenständigkeit. „Konservatismus“ war zuletzt nur noch eine Art inkonsequenter, träger Liberalismus, und dies ist bis heute der Stand der Dinge.
Dass Marxismus und Liberalismus sich ein gemeinsames Ideologie-Oligopol sicherten, bedeutet, dass bestimmte gesellschaftliche Realitäten nicht mehr mit Aussicht auf Resonanz beschreibbar sind: Damit meine ich diejenigen Realitäten, die weder vom Liberalismus noch vom Marxismus in jeweils theorieeigener Sprache thematisiert werden können.
Da Marxismus und Liberalismus aber trotz aller Gegensätze nicht unabhängig voneinander sind, vielmehr der eine die Kritik des anderen darstellt und sie insofern aufeinander aufbauen, liegt ihnen eine gemeinsame Metaideologie zugrunde. Um die geht es in dem folgenden Auszug:
Mit der Dominanz des Gegensatzes von Liberalismus und Sozialismus wurden alle Prämissen, über die zwischen diesen Strömungen kein Dissens bestand, zu Selbstverständlichkeiten. Geistesgeschichtlich betrachtet, sind Liberalismus und Sozialismus bzw. Marxismus keineswegs die unversöhnlichen Gegenspieler, als die sie während des Kalten Krieges aufgetreten sind. Marx hat den Liberalismus und das von diesem favorisierte kapitalistische System ja nicht etwa von einem konservativen (in seiner Terminologie: reaktionären) Standpunkt kritisiert, sondern von einem revolutionären. Er sah durchaus, dass das Bürgertum selbst eine revolutionäre Klasse, sein Liberalismus eine revolutionäre Ideologie, sein Kapitalismus ein revolutionäres System war, das die Menschen aus ihren vertrauten Bindungen riss, hergebrachte Gemeinschaften zerstörte, die Religion in die Krise stürzte, die Gesellschaft atomisierte, und dies im Weltmaßstab. Was wir heute „Globalisierung“ nennen, ist von Marx bereits vor hundertsechzig Jahren gedanklich vorweggenommen und bis zur letzten Konsequenz durchdacht worden.
(…)
Marx war … nicht einfach ein Empiriker, der gestützt auf seine Theorie eine wissenschaftliche Prognose abgab. Das ganze Marxsche Gedankengebäude bliebe unverstanden, wenn man es nicht von seinem „kategorischen Imperativ“ her interpretierte, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen sei“1. Dieser Imperativ ist Prämisse, nicht Konsequenz der Marxschen Analyse. Und diese Prämisse konnte und kann bis heute von jedem Liberalen unterschrieben werden.
Für den Liberalen allerdings ist die Emanzipation des Menschen bereits dann verwirklicht, wenn er frei von Zwang, speziell von staatlichem Zwang ist. Vom Marxismus, aber eben nicht vom Liberalismus her, ist es dagegen möglich zu denken, dass die sozialen Beziehungen, die die Menschen „freiwillig“ miteinander eingehen, sich verselbständigen und zu einer Struktur verdichten könnten, die die Menschen genauso effektiv, womöglich sogar noch gnadenloser unterjocht, als ein absolutistischer Herrscher es je könnte.
Die wirklichkeitsfremde Missachtung des sozialen Kontexts, in dem individuelle Handlungen stehen und von dem sie abhängig sind, ist eine Schwäche, die das liberale Denken mit seinem individualistischen Ansatz bis heute nicht überwunden hat2. Diese Schwäche wird uns weiter unten [im Buch] noch beschäftigen; vorerst aber genügt die Feststellung, dass liberales und marxistisches Denken sich grundsätzlich lediglich in diesem einen Punkt unterscheiden.
Marx hat nicht etwa die emanzipatorischen Wertprämissen des Liberalismus abgelehnt, sondern ihm lediglich angekreidet, dass diese Werte auf der Basis einer liberalen Ideologie und eines kapitalistischen Systems nicht zu verwirklichen seien. Er beansprucht für sich, das emanzipatorische Potenzial, das im Liberalismus ideell, im Kapitalismus materiell angelegt ist, im Kommunismus zur Entfaltung und Vollendung zu führen. Marxismus und Liberalismus sind Geistesverwandte:
Beide Ideologien kritisieren hergebrachte, nicht freiwillig eingegangene soziale Bindungen, etwa an Volk, Familie und Kirche, wegen des ihnen innewohnenden Moments von Herrschaft und Unfreiheit und betrachten sie insofern als zerstörenswert.
Beide Ideologien sind universalistisch, d.h. beanspruchen Gültigkeit für alle Menschen und Völker; wobei der Liberalismus diesen universellen und globalen Geltungsanspruch unmittelbar aus den Menschenrechten ableitet, während der Marxismus ihn als Ergebnis eines materiellen Globalisierungsprozesses antizipiert, der die gesamte Menschheit einbeziehen soll.
Beide beurteilen die jeweils gegebene Gesellschaft – mindestens implizit – vom Standpunkt der Utopie, das heißt des gedachten Idealzustandes einer völlig herrschaftsfreien Gesellschaft der Freien und Gleichen; eines Zustandes, den es noch nie und nirgendwo gegeben hat, und dessen Realisierbarkeit bestenfalls unbewiesen ist.
Diese Punkte sind durch die jahrzehntelange Dominanz liberaler und marxistischer Diskurse zu selbstverständlichen Voraussetzungen politischen Denkens schlechthin geworden, zu Voraussetzungen, die eben ihrer Selbstverständlichkeit wegen nicht hinterfragt werden. Zusammen ergeben sie eine Meta-Ideologie, d.h. sie definieren, was überhaupt ideologiefähig ist: worüber in westlichen Gesellschaften sinnvoll gestritten werden kann und worüber nicht; was als normal und vernünftig gelten kann, und was als exzentrisch oder verwerflich aus dem als seriös geltenden öffentlichen Diskurs ausgeschlossen ist; für welche Ideen man demgemäß mit Aussicht auf Erfolg werben kann und für welche nicht.
Machen wir uns nun klar, was diese Metaideologie impliziert, und welchen Vorentscheidungen daher der politische Diskurs unterliegt, quasi bevor er begonnen hat:
Erstens enthält sie eine in der Menschheitsgeschichte nie dagewesene Beweislastumkehr. Während traditionell die hergebrachten Werte, Normen, Strukturen und Glaubenssätze die Vermutung auf ihrer Seite haben, wahr, gerecht und praktisch angemessen zu sein, geraten sie unter dem Druck der neuen Metaideologie in eine permanente Defensive. Dass etwas sich bewährt hat – traditionell das stärkste Argument dafür, es auch beizubehalten -, ist plötzlich kein Argument mehr, weil das Bewährte nicht mehr, wie früher, am stets drohenden Absturz in Chaos und Barbarei, sondern am Glanz der Utopie gemessen wird.
Die Utopie selbst ist des Rechtfertigungszwangs enthoben; insbesondere muss sie sich nicht an ihrer Realisierbarkeit messen lassen, weil sie nicht als zu verwirklichendes Projekt und nicht einmal als konkret ausformuliertes Ideal daherkommt, sondern lediglich ein Normensystem darstellt, das den Referenzrahmen bildet, auf den hin die gesellschaftliche Wirklichkeit interpretiert und kritisiert wird; die Utopie ist in diesem Normensystem implizit, aber eben nicht explizit enthalten. Da dieser Referenzrahmen als solcher eine Selbstverständlichkeit darstellt und daher meist unbewusst bleibt, entzieht er sich jedem Legitimationszwang.
Der Gedanke, dass das Hergebrachte eine – jeweils kultur- und gesellschaftsspezifische – evolutionär bewährte Lösung des existenziellen Problems darstellen könnte, wie ein friedliches und geordnetes Zusammenleben von Menschen zu gewährleisten ist, kann vor dem Hintergrund einer Utopie kaum noch gedacht werden. Wer sich an einer Utopie orientiert, setzt vielmehr bereits voraus, dass dieses Problem nicht existiert; dass Zivilisation schlechthin mithin eine Selbstverständlichkeit ist und die maßgebliche Alternative daher nicht „Zivilisation oder Barbarei“ lautet, sondern „Zivilisation oder Paradies“. Daran gemessen, muss jegliche Zivilisation schlecht aussehen.
Zweitens: Der utopische Globalismus beider Ideologien entzieht allen Ordnungsvorstellungen den Boden, die bloß für bestimmte Gesellschaften und Kulturen Gültigkeit beanspruchen können. Wenn aber Zivilisation schlechthin das Unwahrscheinliche ist, das nur auf dem Boden eines jeweils historisch gewachsenen, äußerst komplexen Systems von Normen, Werten und Strukturen existieren kann, die als kulturelle Selbstverständlichkeiten verinnerlicht sind, so impliziert dies, dass man solche Systeme nicht ohne weiteres verpflanzen oder global verallgemeinern kann.
Politische Ideen, die diesen Sachverhalt berücksichtigen und auf bestimmte Völker und Kulturen zugeschnitten sind, kollidieren zwangsläufig mit der gesellschaftlich vorherrschenden Metaideologie, für die ein Ideensystem entweder universell gültig ist oder überhaupt nicht.
So gibt es zum Beispiel liberale Islamkritiker, die dem Islam wegen seiner offenkundigen Unvereinbarkeit mit liberalen Werten geradezu die Existenzberechtigung absprechen. Dass der Islam ein Dschihadsystem ist, das dem Westen den Garaus machen wird, wenn man es nicht verhindert, das habe ich selbst ausführlich begründet.3 Zu sagen, dass er unsere Ordnung untergräbt, bedeutet jedoch per se keineswegs, seine Legitimität als Grundlage der gesellschaftlichen Ordnung in seinen eigenen Stammländern zu bestreiten. Der Islam ist, wenn man so will, ein großes Unternehmen, das seit 1400 Jahren nicht pleite geht. Irgendetwas muss er wohl richtig gemacht haben.
Er ist ein Dschihadsystem, ja; aber er kann das nur sein, weil er die muslimische Gesellschaft konsolidiert, einen Konsens über Normen und Werte stiftet und die Welt aus der Sicht seiner Anhänger als ein sinnvolles Ganzes deutet. Der Versuch, islamischen Ländern liberale oder marxistische Gesellschaftsmodelle von außen und womöglich mit Gewalt zu implantieren, wird scheitern; wenn er überhaupt irgendetwas erreicht, dann die Zerstörung der Gesellschaft, wie uns die Vereinigten Staaten im Irak und zuvor die Sowjets in Afghanistan vor Augen geführt haben.
(Die meisten Muslime würden es freilich ablehnen, eine solch partikulare Legitimation des Islam zu akzeptieren. Seinem eigenen Anspruch nach ist der Islam nicht weniger universalistisch als der Westen.)
Drittens impliziert die Metaideologie ein bestimmtes Verständnis des Wesens von Politik: Politik ist demnach der Versuch, eine abstrakte Ordnung zu verwirklichen; abstrakt in dem Sinne, dass sie nicht an ein bestimmtes Volk, einen bestimmten Staat oder überhaupt an eine bestimmte politische Einheit gebunden ist.
Politische Ideen, die nicht darauf abzielen, eine schlechthin gute Ordnung zu verwirklichen, sondern die Interessen etwa eines ganz bestimmten Volkes (im Zweifel die des eigenen) zu verwirklichen, werden nicht nur deshalb als „nationalistisch“ oder „faschistisch“ diffamiert, weil Demagogie nun einmal zu den schmutzigen Mitteln von Politik gehört. Vielmehr ist es vom Standpunkt der Metaideologie einfach unbegreiflich, dass der Andersdenkende nicht in den Begriffen einer abstrakten Ordnung denken könnte. Ein partikularer Interessenstandpunkt gilt aus dieser Sicht nicht nur als – eben wegen seiner Partikularität – unmoralisch oder bestenfalls provinziell, sondern wird als getarnter Universalismus interpretiert:
Wer also von einem partikularen Interessenstandpunkt, zum Beispiel dem eines Volkes, argumentiert – so die Unterstellung –, propagiert „in Wirklichkeit“ eine Ideologie, wonach nur die Interessen von Völkern, nicht aber die des Individuums beachtenswert seien (nach dem Motto „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ – was in der Tat eine im weitesten Sinne faschistische Idee wäre).
Der Gedanke, dass es womöglich nicht darum geht, den Interessen von Völkern Vorrang vor denen des Individuums einzuräumen, sondern denen des eigenen Volkes vor denen von anderen Völkern, kann von der Metaideologie her nicht gedacht werden, weil er kein abstraktes Ordnungsideal enthält, auch kein faschistisches.
Das Denken in abstrakten Ordnungen, verbunden mit dem Universalismus, lässt unterhalb der Ebene der Menschheit keine partikularen Gruppenloyalitäten zu, es sei denn, diese wären ihrerseits durch die Bezugnahme auf ein abstraktes Ordnungsideal definiert, wie etwa die „westliche Wertegemeinschaft“. Patriotismus gilt unter diesen Vorgaben nicht als Wert an sich, er ist – z.B. als „Verfassungspatriotismus“ – nur dann und nur so weit eine Tugend, wie er sich durch die Bezugnahme auf ein solches Ideal legitimiert. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Sekundärtugend, weil die Nation ihrerseits sekundär, nämlich bloß eine Teilmenge der „Wertegemeinschaft“ ist.
In dieser Hinsicht tun sich Parallelen sowohl zum Kommunismus als auch zum Islam auf: Beide Ideensysteme lassen Patriotismus zu, aber nur so weit, wie die Nation, der er gilt, Teilmenge des „sozialistischen Lagers“ bzw. der islamischen Umma ist.
Kurz gesagt, lässt die Metaideologie keine Unterscheidung von Wir und Sie zu, es sei denn nach ideologischen Kriterien.
Und wieder sind es die liberalen Islamkritiker, an deren Denken sich diese Haltung besonders gut veranschaulichen lässt, gerade weil sie in ihrem Liberalismus konsequenter sind als die Mainstreamliberalen, die auch eine gänzlich illiberale Ideologie wie den Islam fördern: Liberale Islamkritiker finden Massenmigration auch von Muslimen nach Europa durchaus akzeptabel, sofern diese Muslime sich an die Spielregeln der liberalen Gesellschaft halten, d.h. ihre Frauen nicht verprügeln, keine Bomben legen, Homosexuelle respektieren usw. Masseneinwanderung ist also nicht zu beanstanden, sofern die liberale Ordnung nicht tangiert wird. Da stört es auch nicht, wenn diese Ordnung in hundert Jahren nicht mehr die des eigenen Volkes sein wird, weil dieses Volk aufgehört haben wird zu existieren. Dein Volk ist nichts, der Liberalismus ist alles.
Viertens gilt der Universalismus nicht nur räumlich – also für den gesamten Planeten -, sondern auch sachlich, also für alle Gesellschaftsbereiche: Wenn Bindungen, die der Einzelne vorfindet, d.h. nicht in einem bewussten Willensakt selbst eingeht, das schlechthin Böse oder doch zumindest permanent zu Kritisierende sind, von dem man den Menschen „befreien“ muss, dann kennt eine Ideologie, die Solches postuliert, kein Kriterium, anhand dessen man Bereiche definieren könnte, in denen dieses Prinzip nicht gilt.
Dass es eine Offene Gesellschaft nur dort geben kann, wo verschiedene Prinzipien in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen, ist auf der Basis einer Ideologie, die lediglich ein einziges Prinzip gelten lässt – nämlich das der Freiheit von vorgefundenen Bindungen – nicht begründbar, ja kaum tolerierbar. Die binäre Logik, wonach alle sozialen Beziehungen emanzipatorischen Idealen zu genügen und anderenfalls zu verschwinden haben, wird dann auch den Kritikern dieser Ideologie unterstellt:
Der oben erwähnten umstandslosen Gleichsetzung von Patriotismus und Faschismus entspricht eine gleichartig manichäische Denkweise auf allen Gebieten: Da kann nur einen „Gottesstaat“ wollen, wer auf der theologischen Integrität des Christentums beharrt, da kann nur Frauen unterdrücken wollen, wer die traditionelle Kleinfamilie hochschätzt, da kann nur gegen die Demokratie sein, wer ihre dysfunktionalen Züge thematisiert, nur die uniformierte Gesellschaft wollen, wer den Multikulturalismus kritisiert, nur „homophob“ sein und Homosexuelle ins KZ sperren wollen, wer darauf hinweist, das Homosexualität naturgemäß keine gleichwertige Lebensform sein kann usw. In dem Maße, wie die Metaideologie ihr Monopol festigt, sind ihre Anhänger schlechterdings außerstande, sich vorzustellen, dass es politische Ideologien geben könnte, die nicht auf die Verwirklichung eines utopischen Projektes abzielen, das die gesamte Gesellschaft einem einzigen Leitgedanken unterwirft.
Auf die Dauer wird unter der Herrschaft der Metaideologie die gesamte Gesellschaft in allen ihren Lebensbereichen einem einzigen Prinzip, einem einzigen Gedanken untergeordnet. Es gibt, zumindest der Idee nach, keine ideologiefreie Zone, keine politikfreie Nische, keinen Ort, an dem die Dinge so bleiben können, wie sie immer waren, keine Insel, die von der Revolution verschont bliebe.
Es geht in diesem Kapitel noch nicht darum, dies alles zu kritisieren und die Folgen aufzuzeigen, die es für die Gesellschaft haben muss, wenn eine solche Ideologie als Selbstverständlichkeit verinnerlicht wird; noch sind wir bei einer abstrakten Bestandsaufnahme. Doch schon auf dieser abstrakten Ebene macht sich das eigentümlich totalitäre Aroma bemerkbar, das diese Metaideologie auch dann verströmt, wenn sie sich nicht in ihrer marxistischen, sondern in ihrer liberalen Spielart konkretisiert.
Fünftens impliziert die Vorherrschaft der Metaideologie eine a priori gesetzte Wahrheitsdefinition: Wenn die unhinterfragte Prämisse politischen Denkens die normative Bejahung einer Utopie ist, dann muss diese Utopie zumindest theoretisch auch realisierbar sein. Religiöse oder philosophische Positionen, die die Unvollkommenheit des Menschen betonen – etwa die christliche Erbsündenlehre –, ja sogar naturwissenschaftliche Erkenntnisse, die die Realisierbarkeit liberaler oder sozialistischer Utopien prinzipiell bestreiten, geraten nicht nur unter Rechtfertigungsdruck. Sie werden in dem Maße, wie die Metaideologie sich durchsetzt, aus dem Bereich des Diskutablen ausgegrenzt.
Man stempelt sie zu „Unwahrheiten“, nicht weil sie in einem empirischen Sinne unwahr wären, sondern weil Utopien, also Vorstellungen, wie die Welt sein soll, wenn sie zu Dogmen erhoben werden, a priori keine Tatsachenbehauptungen als wahr akzeptieren können, die sie ad absurdum führen. Ein Weltbild, das nicht empirisch, sondern normativ fundiert ist, kann höchstens zufällig und im Einzelfall mit empirischen Tatsachen korrespondieren; je dominanter dieses Weltbild gesellschaftlich wird, desto effektiver fungiert es als Filter, der unpassende Tatsachen aus der gesellschaftlich gültigen Wirklichkeitsbeschreibung ausblendet, und desto mehr gilt, dass Wahrheitansprüche nicht aus empirischer Beobachtung, sondern direkt aus der Ideologie abgeleitet werden. Die Verwechslung von Normen und Tatsachen, die ich in „Das Dschihadsystem“ als Wesensmerkmal linker Ideologie herausgearbeitet habe, ist nicht einfach ein logischer Fehlschluss. Sie ist die zwingende Konsequenz aus einem Weltbild, das die jeweils gegebene Wirklichkeit nur als Durchgangsstation zum irdischen Paradies auffassen kann.
Sechstens folgt aus dieser Wahrheitsdefinition eine Feinddefinition: Bereits das Wort „Fortschritt“, das im politischen Bereich ja nicht auf irgendwelche Veränderungen, sondern ausschließlich auf Egalisierungs-, Liberalisierungs- und Demokratisierungsprozesse angewendet wird, impliziert die Idee, dass die Geschichte eine immanente Richtung und ein Ziel kennt, d.h. es impliziert eine teleologische, wenn nicht gar deterministische Geschichtsauffassung. Wer dieser Geschichtsauffassung nicht folgt, ist, durch die Brille der Metaideologie betrachtet, ein „Reaktionär“, der „das Rad der Geschichte zurückdrehen“ will und die „Zeichen der Zeit nicht erkannt“ hat. Allein das bloße „zurück zu“ (einem früheren Zustand) steht im Verdacht des Unmoralischen, weil das Vergangene – allein schon, weil es eben vergangen ist – aus der Sicht dieser Ideologie das „historisch Widerlegte“, das durch den „Fortschritt“ (Egalisierung, Liberalisierung, Demokratisierung) überwundene Schlechte ist.
Wenn nun jemand zu diesem „Schlechten“ zurückkehren will, muss er ein schlechter Mensch sein, dem man nicht einmal gute Absichten zuzugestehen braucht; wenn er die „Wahrheit“, dass die Utopie realisierbar sei, „leugnet“, dann braucht man ihm vom Standpunkt der Metaideologie nicht einmal zuzugestehen, dass er sich einfach irren könnte; erst recht braucht man nicht der Vermutung nachzugehen, dass man womöglich selber im Irrtum sein könnte: Der Andersdenkende, der sich der gesellschaftlich akzeptierten Wahrheitsdefinition nicht beugt, ist einfach ein Lügner oder Psychopath, den man ohne Gewissensbisse unschädlich machen kann. Und dies auch – wohlgemerkt! – vom liberalen Standpunkt!
Womit auch geklärt sein dürfte, warum die meinungsbildenden Eliten sich weigern, Linksextremismus mit derselben Elle zu messen wie Rechtsextremismus, warum man konservative Patrioten schon gewohnheitsmäßig in die Nähe des Rechtsextremismus rückt, und warum der Begriff „Fundamentalismus“, womit in aller Regel ein konservatives Christentum gemeint ist, fast schon so pejorativ verwendet wird wie der des „Faschismus“: Linksextreme Positionen stehen auf dem Boden der Metaideologie, konservative nicht. Letztere sind daher aus der Sicht der Metaideologie per se „extremistisch“, selbst wenn sie ohne Weiteres verfassungskonform sind: Nicht die demokratische Verfassung ist hier der Maßstab, sondern die Bejahung des Utopismus.
Siebtens impliziert dieser Utopismus ein Menschenbild, wonach nur solche menschlichen Eigenschaften als gesund und normal zu gelten haben, die mit der jeweiligen Utopie kompatibel sind.
Dieses Menschenbild bedeutet im Umkehrschluss, dass Menschen, mit denen die Utopie nicht zu verwirklichen ist, weil sie an ihren vertrauten Bindungen, Werten und Lebenswelten festhalten und sich gegen deren politisch induzierte Veränderung wehren, nicht nur im Irrtum befangen, reaktionär und böse sind, sondern obendrein Psychopathen. Es spricht Bände, welch erstaunliche Karriere das Wort „Phobie“ gemacht hat, das in früheren Zeiten nur auf krankhafte Angstzustände angewendet wurde, heute aber auf so merkwürdige „Krankheiten“ wie Homophobie, Xenophobie und Islamophobie.
In „Das Dschihadsystem“ schrieb ich: „An sich handelt es sich [bei dem Wort „Phobie“] um einen psychiatrischen Fachbegriff, dessen Verwendung in sozialwissenschaftlichen Zusammenhängen sich schon deshalb verbietet, weil Sozialwissenschaftler gar nicht kompetent sind zu beurteilen, ob die Abneigung gegen eine Personengruppe auf einer Phobie beruht oder nicht. Wenn Soziologen4 diesen Ausdruck trotzdem benutzen können, ohne sich zumindest fachintern Kritik einzuhandeln, so ist bereits dieser Umstand ein starkes Indiz für die Wirksamkeit ideologisch motivierter Vor-Urteile bis ins wissenschaftliche Vokabular hinein.“
Im Lichte der bisherigen Überlegungen müssen wir diesen Befund noch verschärfen: Wir haben es nicht einfach mit menschlicher Unzulänglichkeit zu tun, die es auch unter Wissenschaftlern gibt, und aufgrund derer unhinterfragte ideologische Vorurteile sich verfälschend in einen Forschungsprozess einschleichen, der ansonsten durchaus integer ist. Vielmehr geht das Menschenbild der Metaideologie bereits als Prämisse in die sozialwissenschaftliche Arbeit ein. Es bedarf dann gar keiner psychiatrischen Expertise mehr, um zu entscheiden, ob eine „Phobie“ vorliegt: Die Metaideologie selbst liefert den „psychiatrischen“ Befund. Die Logik, aufgrund derer ideologisch nonkonforme Menschen zu Geisteskranken erklärt werden, die unter einer „Phobie“ leiden, ist dieselbe, aufgrund derer in der Sowjetunion Dissidenten in psychiatrische Anstalten eingewiesen wurden.
Dies impliziert auch, dass nicht die Bedürfnisse der tatsächlich lebenden Menschen Anspruch auf soziale Berücksichtigung erheben können, sondern lediglich die Bedürfnisse eines gedachten „neuen Menschen“, der sich dadurch auszeichnet, utopiekompatibel zu sein. „Humanität“ besteht unter diesen Prämissen darin, den empirischen Menschen zum utopischen umzuerziehen.
Wie aber nennt man eine Ideologie, die darauf hinausläuft, gestützt auf ein utopisches Ideal und mit dem Anspruch auf das Monopol absoluter Wahrheit alle Lebensbereiche zu durchdringen und gegebenenfalls umzuwälzen, und dies weltweit; die den Gang der Geschichte zu durchschauen beansprucht, ihre Kritiker als böse im moralischen und krank im medizinischen Sinne diffamiert und die Umerziehung der Menschheit propagiert?
Man nennt eine solche Ideologie: totalitär.
Da sie ihr Deutungsmonopol durchgesetzt hat und kaum noch angefochten wird, jedenfalls nicht im „seriösen“ Diskurs, bleibt uns der beunruhigende Befund nicht erspart, dass die meisten Menschen in unserer Gesellschaft (also wahrscheinlich auch Sie) ohne es zu wollen Anhänger einer totalitären Ideologie sind.
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1Karl Marx, Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, MEW 1, S. 385.
2Es entbehrt allerdings nicht einer gewissen Ironie, dass die Marxisten, nachdem sie an die Macht gekommen waren, sich ihrerseits als unfähig erwiesen, den totalitären Herrschaftscharakter des von ihnen selbst konstruierten sozialen Zusammenhangs zu durchschauen und angemessen zu kritisieren. Ausnahmen bestätigen lediglich die Regel.
3Manfred Kleine-Hartlage, Das Dschihadsystem. Wie der Islam funktioniert, Gräfelfing 2010
4vgl. z.B. die Verwendung der Begriffe „Islamophobie“ und „Homophobie“ bei Wilhelm Heitmeyer, Deutsche Zustände. Folge 6, Frankfurt/M. 2007
Mit der Dominanz des Gegensatzes von Liberalismus und Sozialismus wurden alle Prämissen, über die zwischen diesen Strömungen kein Dissens bestand, zu Selbstverständlichkeiten. Geistesgeschichtlich betrachtet, sind Liberalismus und Sozialismus bzw. Marxismus keineswegs die unversöhnlichen Gegenspieler, als die sie während des Kalten Krieges aufgetreten sind. Marx hat den Liberalismus und das von diesem favorisierte kapitalistische System ja nicht etwa von einem konservativen (in seiner Terminologie: reaktionären) Standpunkt kritisiert, sondern von einem revolutionären. Er sah durchaus, dass das Bürgertum selbst eine revolutionäre Klasse, sein Liberalismus eine revolutionäre Ideologie, sein Kapitalismus ein revolutionäres System war, das die Menschen aus ihren vertrauten Bindungen riss, hergebrachte Gemeinschaften zerstörte, die Religion in die Krise stürzte, die Gesellschaft atomisierte, und dies im Weltmaßstab. Was wir heute „Globalisierung“ nennen, ist von Marx bereits vor hundertsechzig Jahren gedanklich vorweggenommen und bis zur letzten Konsequenz durchdacht worden.
1. Ich habe mich gewundert. Und Befürchtungen gehegt, daß vielleicht eine gewisse Resignation die Ursache war. Es freut mich, daß ich mich getäuscht habe.
2. Gerade „die andere Seite der Medaille“ (z. B. das Eingangskapitel über die eigene „Brille“) fand ich schon im „Dschihadsystem“ besonders wichtig. Ich persönlich habe diese Brille lange getragen, bin noch heute beschämt und erschüttert über den Unsinn, den ich früher so von mir gegeben habe, bin aber – denke ich – u.a. durch die Lektüre Deines Blogs, aber auch durch vieles andere, mindestens teilweise, schon darüber hinweg gewesen, als ich „Das Dschihadsystem“ las.
Aber andere hatten vielleicht spätere „Erweckungserlebnisse“ als ich (Mord an Theo v. Gogh) Vielleicht erst die Problembeschreibungen von K. Heisig oder T. Sarrazin. Sich diesem Thema also gesondert zu widmen, halte ich für sehr wichtig.
Denn ich teile Deine Überzeugung: Die Stärke der Muslime ist nicht v.a. die Stärke des im „Dschihadsystem“ beschriebenen Islam. Seine Stärke beruht v.a. auf unserer Schwäche.
Vielleicht kommt Dir das Beispiel zu weit her geholt vor, aber ich erinnere mich z. B. an den Angriff der DDR-Kommunisten auf die Konfirmation, also auf das eigenständige Bekenntnis der säuglingsgetauften. Damals waren sich die Kirchenoberen in der DDR auch eigentlich ganz sicher, daß „ihre Gemeindeglieder“ nicht einknicken würden. Als ich selbst im einschlägigen Alter war, lag die Karre so im Dreck, daß es schon einen erheblichen Mut forderte, nicht zur Jugendweihe zu gehen. Wenigstens auch noch Konfirmation – das war schon etwas. Und die Kirche war eingeknickt. Wir wurden dann eben – mit einer gewissen Schamfrist – ein Jahr später konfirmiert. Uns beherrschte, was Du beschreibst (auch in der „Zone“): eine Mischung aus Selbsthass, Geschichtsvergessenheit, Kulturverfall, Gleichgültigkeit, Verblendung, Verrat und ideologisch motivierter Destruktivität –weder von den Kommunisten noch vom Islam verursacht; sie wurde/wird lediglich von ihm ausgenutzt.
Deshalb empfinde ich Deinen „neuen Ansatz“ als „Befreiungsschlag“, denn der Gedanke beschäftigt mich schon länger: Was wäre denn ohne Islam? Unbestritten ist das ein schwieriges Problemfeld. Unbestritten erfordert es mehr als Wachsamkeit. Im Zweifelsfalle auch Repression. Aber die Wurzel des Problems ist damit eben überhaupt noch nicht erfaßt.
Ich möchte in einem Land leben, in dem kein Homosexueller Angst hat, auf die Straße zu gehen oder in irgendeinem Dorf zu wohnen, Ich möchte aber auch in einem Land leben, in dem eben dieser Homosexuelle nicht das Vorbild meiner Söhne sein soll, bevor sie sich zur Homosexualität bekennen müssen. Ich möchte in einem Land leben, in dem keine Mutter sich verteidigen muß, wenn sie wenigstens ein paar Monate lang sich selbst um ihr Baby kümmern will, ich möchte in einem Land leben, in dem eine Frau, der ihre Forschungskarriere wichtiger ist als eine eigene Familie, nichts zu befürchten hat.
Deshalb freue ich mich darauf, das neue Buch zu lesen.
Ich habe das Dschihadsystem gelesen und sehr gut gefunden und ich bis sehr gespannt auf das neue Buch.
Ich habe aber einige Annmerkungen zu folgenden Halbsatz; „dass Homosexualität naturgemäß keine gleichwertige Lebensform sein kann…“
Hier wird vorausgesetzt das Homosexualität immer Kinderlosigkeit bedeutet, was aber nicht sein so muss. Die klassische griechische Knabenliebe bedeutete keineswegs, dass die darin engagierten Männer keine Kinder hatten.
Heute ist es sogar so, dass die homosexuellen Männer, die sich entscheiden Kinder zu haben, meist sehr rational eine Mutter suchen, um diesen Wunsch zu verwirklichen. In den USA gibt es mittlerweile sogar so etwas wie einen Mini-Industrie für Leihmütter, in der Schwule die beliebtesten Kunden sind.
Zumindest theoretisch wäre es vorstellbar, dass eine schwule Gruppe sich so organisiert, dass Kinderkriegen zu einem ihrer Hauptanliegen würde (und sei es nur weil man „perfekte Jünglinge“ züchten will).
Wenn man so etwas zu Ende denkt, eine Gruppe von Schwulen Männern, die sich die besten Mütter sucht, die dann jeweils möglicht viele Kinder produzieren (mit in vito Fertilisation kann eine Frau theoretisch die genetische Mutter hunderte von Kindern werden) konnte solch eine Gruppe eine ganz erstaunliche Dynamik entwickeln.
Die Kinder immer der intelligentesten, gesündesten, schönste Kinder wären nach ein paar Generationen die Abkömmlinge nur noch der Besten.
„Menschenzucht“ hat man schon seit der Antike angedacht, es hat aber nie funktioniert, weil die gewöhnliche Heterosexualität und überkommenen Familienstrukturen zu stark waren. Dazu kommt das Problem, dass irgendjemand die „Schlechten“ von der Fortpflanzung ausschließen müsste.
Wie gesagt, das sind alles sehr abgehobene theoretische Überlegungen, aber wer „Deutschland schafft sich ab“ gelesen hat, der weiß, dass das Problem, dass sich die genetisch Untüchtigen in Gesellschaften, wie der unseren, stärker vermehren als die Tüchtigen, langfistig vielleicht wieder diskutierbar wird und man sogar nach Lösungen suchen könnte.
Grandiose Preview … das notwendige, und für unsere Lageerkenntnis wohl noch bedeutendere Flügelstück zum „Dschihad-System“.
Heute komme ich nicht mehr zum Antworten. Bis morgen an alle!
Flügelstück trifft ’s ganz gut oder „die zweite Seite der Medaille“. Militärisch ausgedrückt: Feindlage und Eigenlage.
@ Manfred
Meine erste Diagnose, wonach Sie Sozialismus und Liberalismus verwechseln, findet sich -leider, leider- eindrucksvoll bestätigt.
Alles, ausnahmslos alles(!!) was Sie über den Liberalismus schreiben, ist eklatant falsch.
Ausnahmslos.
Sie können Ihre Äußerungen mit Sicherheit mit keinem einzigen Zitat belegen!
Ich könnte und müßte ja fast jeden Satz da oben entsprechend kommentieren. Um hier wenigstens einen, den wohl entscheidenden Punkt herauszugreifen:
GRUNDAXIOM DES LIBERALISMUS ist die strikte Absage an Gewalt und Betrug – außer zur Abwehr derselben. Person und Eigentum eines Menschen dürfen außer im Notwehrfalle niemals gegegen den Willen des Rechtsinhabers verletzt werden.
Was bitte ist dagegen einzuwenden?? Was bitte hat das mit Totalitarimsus, Sozialismus, „Faschismus“ zu tun ???
Die prinzipiellen ideologischen Frontlinien verlaufen (schon aus rein logischen Gründen!) zwischen Liberalismus und Sozialismus, Individualismus und Kollektivismus, Freiheit und Unfreiheit.
Das kann man seit mehr als hundert Jahren, im Grunde bereits seit David Hume (1711-1776), als politologische Bisenweisheit ansehen.
Liberalismus ist das exakte Gegenteil einer totalitären Ideologie!
Die Gretchenfrage lautet stets einfach und banal:
Wie mein Freundchen stehst Du zur Gewalt, vor allem auch zur Staatsgewalt ?? Gewalt zur Durchsetzung Deiner Ideen? Welcher denn?
Liberale lehnen jede Gewalt und Staatsgewalt ab – außer zur Abwehr von Gewalt und Betrug.
Liberale unterscheiden im Unterschied zu Ihnen strikt zwischen politischer und PRIVATER Sphäre und geben JEDEM Menschen die Freiheit sich gewaltlos so zu verhalten, wie es ihm beliebt, natürlich auch „am Hergebrachten“, „an vorgefunden Bindungen“ usw. festzuhalten, sofern „das Hergebrachte“, die Tradition, Religion, Kultur keine Gewalt impliziert.
Ich wiederhole was ich im anderen Faden dazu mitsamt einiger BASIS-Literaturhinweise bereits rein vorsorglich gesagt habe:
https://korrektheiten.com/2010/10/10/der-generalverdacht/comment-page-1/#comment-6907
https://korrektheiten.com/2010/10/10/der-generalverdacht/comment-page-1/#comment-6856
Verweise ergänzend auf Ernst Topitsch, den wohl bedeutendsten Ideologiekritiker des 20. Jhdts.
Oh si tacuisses.
Aufgrund Ihrer rundum berechtigten Islamkritik kann ich nur hoffen, daß Ihre offene Kampfansage an den Liberalismus nicht höchst negative Auswirkungen auf die in Aussicht gestellte Unterstützung Ihres Blogs hat. Man wird abwägen müssen. Dürfte schwer werden.
Xratio:
Sofern dies eine Drohung sein soll, ist sie nicht nur gegenstandslos, sondern eine Frechheit! Wie können Sie es wagen, mir zu unterstellen, ich ließe mir meine politische Integrität gegen Geld abkaufen? Stecken Sie sich Ihre Unterstützung sonstwohin!
Ich habe meine Liberalismuskritik, die seit jeher zu den Hauptthemen meines Blogs gehört ganz bewusst jetzt und gerade wegen der in Aussicht gestellten Unterstützung wieder aufgenommen, weil ich nicht möchte, dass mir jemand Spenden auf der Basis von Missverständnissen hinsichtlich der Zielrichtung meines Blogs zukommen lässt. Mir wäre dies im höchsten Maße peinlich.
Ich darf Ihnen die folgenden Texte zur Lektüre empfehlen, einschließlich der dazugehörigen Kommentarstränge:
https://korrektheiten.com/2009/06/11/liberale-und-solche-die-sich-bloss-so-nennen/
https://korrektheiten.com/2010/08/25/oliver-janich-das-kapitalismus-komplott-die-geheimen-zirkel-der-macht-und-ihre-methoden/
https://korrektheiten.com/2009/02/06/tu-es-petrus/
https://korrektheiten.com/2010/05/04/wurzel-totalitarismus-das-boese/
Zum Inhalt: Die Ablehnung von Gewalt und Betrug sowie die Anerkennung des staatlichen Gewaltmonopols zur Verbannung der Gewalt aus den Alltagsbeziehungen ist kein Spezifikum des Liberalismus, sondern gehört zu den Grundlagen des Christentums, mithin unserer Zivilisation: Du sollst nicht töten, Du sollt nicht stehlen, Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten, Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Hab und Gut. Und dass das Christentum das staatliche Gewaltmonopol zur Sicherung des Friedens auch nach innen bejaht, können Sie bei Paulus im Römerbrief nachlesen.
Spezifisch liberal ist daran überhaupt nichts, und wenn Sie dies für das Kennzeichen des Liberalismus halten, dann ist auch der Papst ein Liberaler, und Kaiser Wilhelm war es ebenfalls, und selbst Kommunisten lehnen die nichtstaatliche Gewalt spätestens dann ab, wenn sie an der Macht sind, und gegen den Vorwurf des Betruges würden sie sich zwiefellos auch verwahren.
Spezifisch liberal ist die Ablehnung von allem, was die individuelle Freiheit einschränkt. Überkommene Autoritätsstrukturen, aber auch überkommene Bindungen (die ja gesellschaftliche Erwarungen an den Einzelnen beinhalten und daher seine Freiheit einschränken) geraten, wie ich es beschrieben habe (auch wenn Sie es nicht für nötig halten, sich mit meinen Argumenten auseinanderzusetzen und lieber nassforsch, dogmatisch und arrogant daherschwadronieren) unter Rechtfertigungsdruck und unterliegen, ganz wie ich es geschrieben habe, einer Beweislastumkehr. Dieser Beweislast können sie nicht standhalten. Warum? Ich zitiere aus einem bisher unveröffentlichten Teil des Kapitels, in dem ich mich (aufgrund langer Erfahrung mit der autistischen Ignoranz von Liberalen) genau mit den Einwänden auseinandersetze, die von dieser Seite zu erwarten sind:
Was nun das Argument angeht, als Liberaler wende man sich nicht gegen soziale Bindungen schlechthin, sondern nur gegen solche, die anachronistisch und überflüssig geworden seien, so setzt dieses Argument die vollständige Durchschaubarkeit sozialer Zusammenhänge voraus; nur unter dieser Prämisse lässt sich nämlich entscheiden, was anachronistisch und überflüssig ist und was nicht. Was bestimmte soziale Strukturen geleistet oder nicht geleistet haben, erfährt man zuverlässig frühestens dann, wenn sie zerstört sind, also wenn es zu spät ist. Übrigens ist eine liberale Ideologie, sofern sie als Prämisse in wissenschaftliches Denken eingeht, wegen ihres methodischen Individualismus gerade ungeeignet zur Analyse sozialer Beziehungen.
Und nun schreiben Sie:
Und genau diese Unterscheidung zwischen öffentlicher und privater Sphäre resultiert aus der a priori zum Dogma erhobenen Prämisse, individuelle Freiheit sei unantastbar. Das heißt aus einer normativen Setzung statt aus einer empirischen Analyse der Funktionsvoraussetzungen von Gesellschaft. Wenn Patriotismus Privatsache ist und keine öffentliche Tugend, wird es ihn nicht lange geben, und mit ihm nicht den Staat. Wenn jeder sich selbst aussucht, welcher Ethik er folgen will, dann kann es durchaus auch eine islamische – oder auch überhaupt keine – sein. Dann ist auch Ehrlichkeit (also die von Ihnen geforderte Ablehnung von Betrug) keine öffentliche, sondern eine private Tugend, und wird nur so weit geübt, wie kein Polizist danebensteht und wie sich keine Gesetzeslücke ausnutzen lässt. Da diese Tugend aber auf Gegenseitigkeit angewiesen ist, untergräbt jeder, der ihr nicht folgt, die Ehrlichkeit aller anderen, auch wenn die privat lieber ehrlich wären. Ehrlichkeit hört auf zu existieren, wenn der Ehrliche den Eindruck haben muss, er sei der Dumme.
Dem liberalen Kommentator Rayson habe ich in ähnlichem Zusammenhang geschrieben:
Deine Position, mein Bester, ist folgende: Du findest die Existenz von Völkern in Ordnung, sofern sie keine politische Solidarität fordern, Du findest die Existenz von Nationen in Ordnung, solange sie nicht zwischen Zugehörigen und Nichtzugehörigen differenzieren. Und Du akzeptierst die Existenz von Religion, solange sie nicht die Beachtung von ethischen und sittlichen Prinzipien einfordert. Anders gesagt: Als Folklore ist das alles für Dich tolerierbar, aber in den genau den Punkten, die ihren sozialen Wert und Gehalt ausmachen, sollen diese Strukturen aufhören zu existieren. Aber sonst bist Du nicht ihr Feind, höhö!
Ganz ehrlich, Rayson, ich habe wirklich Wichtigeres zu tun, als mich mit den dogmatischen Deklamationen von Autisten auseinanderzusetzen, die einen Gedanken jenseits ihrer eigenen Ideologie nicht nur nicht begreifen, sondern nicht einmal wahrnehmen können, dass er überhaupt geäußert worden ist.
Und das gilt vollumfänglich auch für Sie: Sie begreifen schlicht nicht, welchen fundamentalen Unterschied es ausmacht, ob eine Ideologie empirisch oder normativ fundiert ist; und dies, obwohl ich es weiß Gott in aller denkbaren Ausführlichkeit begründet habe. Wenn Sie nicht begreifen, was Sie lesen, dann tut es mir leid für Sie; es berechtigt Sie aber keineswegs zu dem arroganten Tonfall, den Sie sich mir gegenüber herausnehmen, und der dazu führen wird, dass Kommentare von Ihnen in diesem Blog nicht mehr erscheinen werden.
Eine grundlegende Verwandtschaft zwischen Marxismus und Liberalismus habe ich zu erwähnen vergessen: Sie besteht darin, dass Anhänger beider Ideologien unfähig sind, die Prämissen ihrer eigenen Ideologie zu durchschauen, erst recht dazu, sie zu hinterfragen. Ich habe sowohl mit Marxisten als auch mit Liberalen Erfahrungen gesammelt, und mein Eindruck ist, dass die Liberalen die Marxisten an doktrinärer Borniertheit bei Weitem übertreffen – und das will fürwahr etwas heißen!
„Geistesgeschichtlich betrachtet, sind Liberalismus und Sozialismus bzw. Marxismus keineswegs die unversöhnlichen Gegenspieler, als die sie während des Kalten Krieges aufgetreten sind.“
In Wirklichkeit gehören sie zur gleichen Art des Denkens . Sie haben die gleichen Beschränkungen. Für Marxisten und Neoliberale treibt der technischer Fortschritt die ökonomische Entwicklung voran, und die wiederum formt die Gesellschaften. Politik und Kultur sind zweitrangig.
„Was wir heute „Globalisierung“ nennen, ist von Marx bereits vor hundertsechzig Jahren gedanklich vorweggenommen und bis zur letzten Konsequenz durchdacht worden.“
Wie heisst es im Manifest der kommunistischen Partei von Karl Marx: „An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen voneinander. Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischsten Nationen, in die Zivilisation. Mit einem Wort, sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde.“
Aut bibat, aut abeat! 😉
@Manfred:
Wenn Sie dieses Buch und seine Thematik „derpacken“ (was ich sehr hoffe und Ihnen wünsche!), dann wird es ein Meilenstein in der gedanklichen Klärung, wie ein echter Konservativismus in unserer Zeit aussehen könnte.
@xRatio:
<i>Alles, ausnahmslos alles(!!) was Sie über den Liberalismus schreiben, ist eklatant falsch.</i>
Na, das muß aber wehgetan haben, als Ihnen Manfred mit einigen seiner Thesen vermutlich kräftig auf die Zehen gelatscht ist, wenn Sie so aufschreien …
Macht nichts! Zuweilen bedarf es einiger getretener Hühneraugen, um die Augen aufzumachen. Sehen Sie’s als Lerneffekt — so als Tipp von einem Libertär-Konservativen an einen (vermute ich mal) „150%igen“ Libertären reinsten Wassers …
Naja, viel Erfolg.
Der erste wirst du damit aber nicht sein, der den Konservatismus auf diese Weise definiert.
Auch stellt sich natürlich heute die Frage, was konserviert werden sollte, wo doch das Bestehende aus mehreren Brüchen mit dem Bewährten hervorgegangen ist.
Nachdem nun erneut eine Belle Époque zu Ende geht, gilt auch wieder ein Satz von Yeats: After us the savage God…
@ LePenseur: 16. Oktober 2010 um 19:56
Hmmm…
Könnten Sie vielleicht mal was ZUR SACHE sagen?
Danke. 🙂
Na dann, xRatio, zur Sache.
Da Sie aus der Ratio argumentieren, wähle ich einen logischen Argumentationsstil. Ich hoffe es ist Ihnen Recht.
Würden Sie sagen, daß die Staaten im klassischen Sinne weit liberaler sind als Europa?
Und daß was Sie als Grundaxiom des klassischen Liberalismus ansehen dort also weit mehr respektiert wird als in Europa?
Und insbesondere, daß die verwerflichsten Brüche dieses Axioms, Mord und Vergewaltigung, also in den Staaten auch viel seltener sind als in Europa?
Und falls die Beantwortung dieser einfachen Fragen lange Reden nach sich zöge, das vielleicht ein Beispiel dafür sein könnte, was Manfred eingangs anführte, also daß der Dogmatiker, wenn er auf Widersprüche zu der von ihm als selbstverständlich erkannten Richtigkeit seiner Zielsetzung stößt, diese zu ignorieren pflegt?
@ Ein Fremder aus Elea: 17. Oktober 2010 um 07:27
Nichts gegen Logik, im Gegenteil! Aber was haben Ihre Fragen mit Logik zu tun?
Und was meinen Sie mit „Staaten im klassischen Sinne“ ? – Beispiel ? Bevor ich nicht weiß, was Sie damit genau meinen, kann ich dazu naturgemäß nichts sagen. Die Staaten der Antike meinen Sie wohl nicht, da Sie im Präsens sprechen.
Und bevor wir abschweifen:
Meine theoretisch doch sehr leicht falsifizierbare 🙂 Kernthese lautet, daß alles, ausnahmslos alles(!!) was oben über den Liberalismus geschrieben ist, eklatant falsch und mit keinem einzigen Zitat zu belegen ist.
Stimmen Sie dem zu?
Das geht genau in die gleiche Richtung wie meine Überlegungen der letzten Zeit, nur dass Du es treffender ausdrückst als ich das bisher konnte.
Wie die Reaktionen auf den Beitrag schon zeigen ist die Kritik an der vorherrschenden Ideologie und nicht die Islamkritik das eigentlich heiße Eisen, weil auch viele derjenigen Anhänger dieser Ideologie sind, die sich ansonsten für „politisch inkorrekt“ halten und sich über Gutmenschen lustig machen.
Auch, was Du über den Utopismus sagst kann ich nur unterschreiben. Seit Platon gibt es den Versuch eine „perfekte“ Gesellschaft am Reissbrett zu entwerfen und schon damals war die Idee absoluter Humbug. Es fällt uns nur schwer einzusehen, dass wir ebenfalls Anhänger eines (liberalen) Utopismus sind. Ich hätte das vor einigen Monaten auch noch heftig abgelehnt. Aber mittlerweile sehe auch ich den Utopismus als Metaideologie von sozialistischen und liberalen Ansichten.
Utopismus hat zwangsläufig die Folge, dass irgendwann der Zweck die Mittel heiligt. Auch darauf gehst Du ja ein.
Insofern ist Popper auch nicht als „Liberaler“ anzusehen, weil er ein scharfer Kritiker des Utopismus war. Allerdings setzt seine Bewertung der „geschlossenen Gesellschaft“ und seine „Sozialtechnik der kleinen Schritte“ auch eine implizite Ablehnung des Gegebenen voraus – insofern ist er ein Liberaler.
Meiner Meinung nach steht und fällt alles mit der Affirmation oder Negation des Universalismus.
Diejenigen, die Deine Thesen angreifen haben schlicht Angst um die (bequeme) universalistische Weltsicht.
Auch Dein zweites Buch erwarte ich mit Spannung und werde es mit Interesse lesen.
@ Manfred, xRatio
Mein Gefühl sagt mir, daß z.B. die österreichische Schule durchaus den Wert „hergebrachter Strukturen“ erkannte, sie zumindest funktionalistisch betrachtete, und diese nie grundsätzlich zerstören wollte, allerdings fehlen mir da Literaturkenntnisse und wäre daher für eine Fortführung der Diskussion dankbar.
José Barroso sagt z.B.: “ Lissabon ist der Vertrag , der ein erweitertes Europa für eine globalpolitische Ordnung stärkt.“
Und er sagt : “ Dies ist auch ein Beispiel der Fähigkeit Europas, die Globalisierung als ein Modell zur Inspiration für den Rest der Welt zu gestalten.“
Und weiter: “Europa muss die Führungsrolle in der auftauchenden neuen Weltordnung übernehmen. Wenn Europa führt… folgt die Welt nach.“
Gorbatschow hat die Erd-Charta herausgegeben, die er „die 10 Gebote unserer Zeit“ nennt!
http://www.shalom-ssnd.de/shalom-erdcharta.htm
Das ist ein leninistisch-religiöses Umweltprojekt, mit dem Kultstatus einer „atmenden, lebendigen Mutter Erde“, (als Ersatz für das Christentum) in Zusammenarbeit mit Steven Rockefeller und dem zweifelhaften Maurice Strong. Es wird vom Rockefeller Brothers´ Fund unterstützt.
Da heisst es:
Um eine nachhaltige globale Gemeinschaft aufzubauen, müssen die Nationen der Welt ihre Bindung an die UNO erneuern, ihre Verpflichtungen aufgrund bestehender internationaler Übereinkommen erfüllen, und die Umsetzung der Erd-Charta-Grundsätze zu einem internationalen, rechtlich verbindlichen Instrument für Umwelt und Entwicklung annehmen.
Man ist dabei, eine NEUE Welt zu schaffen. http://www.earthcharterinaction.org/content/
Utopismus?
Der MENSCH SCHAFFT eine NEUE WELT, gottgleich.
Ich sage einfach mal wieder Danke!
Heute im Presseclub, „Wir SIND Multikulti! Was ist das Gegenteil? MONOKULTUR, und wer will das schon.“
Damit das klar ist, Deutschland ohne die „Potenziale“ ist also Monokultur. Man sollte denen ins Gesicht schlagen (wenigstens verbal).
@ Ferdinand:
Die österreichische Schule beruht auf einer empirischen ökonomischen Analyse; zum Liberalismus wird sie erst dort, wo sie diesen Bezugsrahemn verlässt und nicht nur die Ökonomie reformieren, sondern die gesamte Gesellschaft ökonomisieren will. Das muss aber nicht die Konsequenz sein. Ich werde in einigen Tagen eine Rezension von Gregor Hochreiters „Krankes Geld – kranke Welt“ veröffentlichen. Hochreiter versteht es durchaus, die Thesen der österreichischen Ökonomie in ein konservatives Paradigma zu integrieren.
Die Liquidation der Zivilisation ist für mich ein Folge unseres Verhaltens. Ich glaube, dass unsere sexuelle Freizügigkeit, unsere Habgier, unsere Weigerung Kinder streng zu erziehen, unsere Weigerung Bosheit zu strafen etc. zur Liquidation unserer Zivilisation führen muss. Verkürzt: Wir sind gottlos geworden, darum werden wir die Privilegien unserer Kultur velieren. Für mich ist also keine Frage, dass nur das kommt, was kommen muss. In der kausalen Kette müsste man nun fragen: Warum macht Gott, dass wir so gottlos sind? Mit solch einer Frage habe ich die Grenze überschritten, das weiß ich. Die Bibel macht klar, dass der Wille nicht frei ist. Gott ist dennoch gerecht. Das alles ist nicht zu begreifen.
Im Grunde möchte ich auf Folgendes hinweisen. Die Bibel sagt üble Dinge für die „letzte Zeit“ voraus: Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, Katastrophen, Reich des Antichristen, Israel in eigenen Land und in Bedrängnis usw. Diese Dinge müssen passieren. Sie passieren auch vor unseren Augen. Eine Analyse der Parameter des Niedergangs unserer Zivilisation ohne den Blick für die Mächte der unsichtbaren Welt bleibt unvollkommen. Ich wünschte, ich würde die biblische Prophetie besser verstehen. Leider tue ich das sehr mangelhaft, nur: Dass sie sich vor unseren Augen entfaltet, das erkenne ich wohl. Da liegt aber der Grund für die anderen Gründe.
@Johannes. Bzgl. Daniels prophetischer Kraft habe ich so meine Zweifel, aber es ist in der Tat leich gespenstisch, daß sich gerade die scheinbar verrücktesten Prophezeiungen der Offenbarung des Johannes heute bereits zum Alltag gehören.
Ich glaube allerdings, daß die Offenbarung in erster Linie eine Warnung darstellt, es mit der Unterdrückung genauso wenig zu übertreiben, wie mit der Geißelung der bestehenden Unterdrückung.
Das sind freilich Dinge, welche kaum ein Mensch versteht.
Ich bin mir nicht sicher, ob die Menschen heute gottloser sind, allerdings ziemlich sicher, daß sie unfreier sind, und der heilige Geist ist ein Geist, welcher die Freiheit der Menschen ausgestaltet, nicht ihre Unfreiheit.
Wo kein Boden ist, da kann die Saat nicht aufgehen.
Und diese Entwicklung hin zur Unfreiheit ist in der Welt angelegt, zu mühsam wär’s, das einzeln durchzugehen, aber daß eine Kultur im Laufe der Zeit immer unfreier wird ist allgemein absehbar, und in dieser letzten Zeit der Unfreiheit, ändert sich das Wirken Gottes, was durch den heiligen Geist nicht mehr bewirkt wird, das geschieht durch einen Vorgang, welcher in der Bibel „die Verkürzung der Tage“ genannt wird.
Nur ist dieser Vorgang eine sehr zweischneidige Angelegenheit und niemand sollte dafür beten, wenn er nicht doch noch die Möglichkeit besitzt, seine verbliebene Freiheit in sinnvoller Weise dem heiligen Geist zur Verfügung zu stellen.
Barbara „..und Befürchtungen gehegt, daß vielleicht eine gewisse Resignation die Ursache war…..“ Keine Sekunde hab ich derartiges geglaubt, niemals ! Erst recht nicht, seit wir wissen, daß in den Adern unseres Manfred westfälisches Bauernblut fließt !!
Sorry, Manfred, ein kleiner Nadelstich aus dem Rheinland. Viel Erfolg mit dem neuen Buch !
Manfred, besser hätte Deine Liberalismusthese gar nicht bewiesen werden können, als durch eine solche kackfreche, aus Selbstüberhöhung gespeister, fast schon wieder putziger Dreistigkeit, wie von Kollege „edler Spendenvermittler“.
Ich habe zwei Anmerkungen:
1. zu Privater und öffentlicher Sphäre
Der Konservative unterscheidet auch notwendigerweise zwischen privater und öffentlicher Sphäre, aber in einer völlig anderen Weise als Liberale.
Für den Linken sind beide Ebenen prinzipiell eins, das Private ist politisch. Die „Zivilgesellschaft“ regelt alles. Es gibt keinen Vertikaldruck, zwangsgläufig nur noch Horizontaldruck, wo der Linke eigentlich Emanzipation erwartet..
Der Liberale gibt ganz recht immer vor das Private und die persönlichen Bindungen des Individuums zu schützen, vor Eingriffen des Staates. Die Grenze zum Privaten ist quasi da, wo der Einzelne Abwehransprüche gegen den Staat geltend machen kann. Immerwährende Prosperität bedingt das Denken von Liberalen genauso wie permanenter Fortschritt.
Konservative sehen auch die Trennlinie zwischen Öffentlichem und Privatem, was sich aber insbesondere in einer jeweils anderen Moral für beide Breiche ausdrückt. Bsp.: Aus öffentlicher Perspektive muss ich für Land und Volk einstehen. Aus privater Perspektive hingegen nur für mich, meine Freunde, Familie und Bekannten. Anders gesagt, nur weil der Staat im Ernstfall Sogar mein Leben fordern darf, darf er sich aber dafür in anderen Bereichen eigentlich überhaupt nicht einmischen. Mein Haus und Hof nicht inspizieren, in meine Kindererziehung nicht reinpfuschen usw.
Und dann erkennt der Konservative eigentlich ja noch die intermediären Institutionen an, wie bspw. die Familie, die auch ein Oberhaupt hat, oder berufsständische Verbindungen, die auch in die persönliche Sphäre der ihnen angehörigen eingreifen dürfen, weil das Mitglied Rechte und Pflichten hat.
Die Abtrennung der Privatheit ist also im Kernbereich absolut, da darf es auch keinen „zivilgesellschaftlichen“ Horizontaldruck geben. Der individulle Charakterkopf lebt nämlich gerade von seinen absoluten Privatüberzeugungen. Erzwungenes Toleranzgeschwafel ist der Tod der Person. Ansonsten gibt es kein Recht ohne Pflicht.
2. Wichtig für Dein Buch könnte auch noch die kulturrevolutionäre Umwälzung in Deutschland sein, die gerade im Gender Mainstreaming ihren Abschluss findet. Günter Rohrmosers „Kulturrevolution in Deutschland“ ist sehr empfehlenswert, vor allem weil es die groteske diskursive Rückständigkeit der meisten Konservativen beweist. man ist ja schon froh, wenn Konservative endlich begreifen, dass die Liberalen der eigentliche Todfeind sind, gerade weil sie so „wertkompatibel“ daherkommen und von Freiheit sabbeln.
Adorno und Horkheimer haben ja schon sehr früh recht schlaue Sachen geschrieben, die aber von den 68ern nur selektiv rezipiert worden waren, insofern sie leninistisch verwertbar waren. Aus konservativer Sicht lauern da noch Schätze. Insbesondere was die nicht zu leugnende Problematik der Naturzerstörung angeht, deretwegen regelmäßig wissenschaftsgläubige Wertkonservative und Liberale Heilserwartungen in den technischen Fortschritt setzen. Durch dieses Denken, dass also die technische Weiterentwicklung den Planeten retten werde, wird nämlich die Auflösung des Tradierten noch in der Abwägung Planet gegen Befindlichkeiten des Einzelnen zugunsten des Planeten weiter forciert.
Damit ist die positive Wissenschaft zu unserem Unheil aber zur Religion geworden. Ich zitiere aus Rohrmoser „Kulturrevolution in Deutschland“, der Horkheimers Einwand gegen die positive Wissenschaft zusammenfasst:
Während also viele Konservative nach wie vor wissenschaftsgläubig sind und meinen, damit die Welt zu retten, haben kulturrevolutionäre Positionen mittlerweile weithin übergegriffen, das Denken verändert, teilweise korrumpiert und müssen immer noch aufgearbeitet werden, weil sie ein selbstzerstörerisches Eigenleben entwickelt haben, uns aber die Wissenschaft auch nicht hilft, weil wir dann immer noch im Niemandsland des Nochnicht gefangen sind.
Ich habe das Dschihadsystem gelesen und bin immer noch angetan von der logischen Herleitung von „links“ und „rechts“ bzw. der entsprechenden Ideologien.
Ein solches Aha-Erlebnis habe ich aber nach dem Lesen des neuen Textes nicht. Die Herleitungen erscheinen mir langwierig und die Schlüsse nicht zwingend, nicht einmal sonderlich plausibel.
@ RüSchü:
Tja, wenn Du mir nicht sagst, an welchen Punkten Du meine Argumentation nicht nachvollziehen kannst, kann ich mit Deinem Einwand leider wenig anfangen.
@ Druide:
Danke für Deine wichtigen weiterführenden Gedanken. Ich hatte mich in meiner Antwort an xRatio relativ kurzgefasst, weil ich nicht allzuviel Text an jemanden verschwenden wollte, über den ich mich geärgert hatte.
Was das Buch von Rohrmoser angeht, so steht es schon lange auf meiner Liste der zu rezensierenden Werke, aber ich kann jetzt schon sagen, dass ich mich Deiner Auffassung anschließe: Dieses Werk ist wichtig und grundlegend.
@ Lisje:
Trotz meines westfälischen Namens fließt in meinen Adern nicht westfälisches, sondern altbairisches Bauernblut. Was die Dickköpfigkeit allerdings eher noch fördert. 😀
Druide zitiert Rohmoser so:
Das ist in meinen Augen ziemlicher Blödsinn. Natürlich muss auch die Wissenschaft von irgendetwas Unbewiesenem ausgehen, weil sonst der infinite Beweisregreß droht. Aber dieses Unbewiesene ist eben die Empirie. Die Beobachtung der Natur ist aber keine „Offenbarung“ im theologischen Sinne. Zudem fußt die Wissenschaft auf logisch- diskursiven Mustern (ein Argument muss schlüssig sein, darf sich nicht selbst widersprechen, eine Theorie muss in sich konsistent sein, etc.), die wir auch im Alltag anwenden. Wenn einer morgens A und abends Nicht- A sagt, dann nehmen wir ihn als Dummschwätzer wahr.
Im Übrigen ist diese Trennung von „Wissenschaft“ und „Offenbarung“ etwas recht Neues. Früher war es noch einhellige Meinung (unter Christen), dass die Glaubenswahrheit mit der Vernunft erfasst werden können müsse. Risse an dieser Auffassung erzeugte erst die Aufklärung, welche ja nicht zu kleinen Teilen in dem Versuch bestand die Religion so umzugestalten, dass sie mit dem aufkommenden wissenschaftlichen Weltbild vereinbar war (z.B. Feuerbach „Wesen des Christentums“ und andere Versuche eine „natürliche Religion“ zu schaffen).
Die Auffassung, die Religion habe nur da etwas zu sagen, wo die Wissenschaft nicht hinkommt, ist eine sehr neue, (post)moderne. Eine Religion, die sich diesen Exotenstatus bieten lässt verliert ihre Autorität in Bezug auf die Weltdeutung und moralische Leitung.
Horkheimers „These“ ist also als doppelter Angriff zu verstehen:
1. Das wissenschaftliche Weltbild, das mit dem kapitalistischen Westen identifiziert wird, soll delegitimiert werden.
2. Die Religion wird als „reine Offenbarung“, also als Aberglaube, gedeutet.
Was dann allerdings Horkheimers marxistisches Geschreibsel zur Wissenschaft erhebt erschließt sich mir nicht. Im Gegenteil: Diese Art von Relativismus ist wie jeder Relativismus ein performativer Widerspruch.
@ Kairos
Es geht um die Heilserwartung, die in Technik und Naturwissenschaft mittlerweile gelegt wird, die ist ungesund, nicht die Präsens derselben überhaupt. Sie (die Heilserwartung) ist Teil des Turmbaus zu Babel. Niemand bestreitet, dass naturwissenschaftliche Erkenntnis Erkenntnis ist, sondern dass sie die EINZIG legitime, weil einzig vernünftige, Art der Erkenntnis sei, habe ich sagen wollen. Das folgt aus dem Rohrmoserzitat. Szientisten bestreiten das aber, und wollen wegen dem Geistesterror der Gegenwart den Geistes-/Humanwissenschaften überhaupt die Erkenntniskraft absprechen (alles Laberwissenschaften, etc.). Szientismus ist bei Liberalen und Konservativen stark verbreitet und wird als modern und fortschrittlich gepriesen.
Um den Vergleich mit der Theologie aufzunehmen: Der Theologe hat eine geoffenbarte Axiomatik, von der ausgehend, hat er mit seiner Vernunft zu forschen. (Nicht Erforschen der Wahrheit, sondern Forschen in der Wahrheit.) Der Naturwissenschaftler hat auch seine eigene Axiomatik, tut aber so
1. als hätte er die Wahrheit gepachtet.
und
2. als ließen sich mit dem wissenschaftlichen Fortschritt das Elend des Menschen sukzessive aus der Welt verbannen.
Diese Erwartung (2.) hat sich nicht erfüllt. Wenn Horkheimer sagt, dass die technische Zivilisation, den Menschen zunehmend in neue Abhängigkeiten führt, dann hat er recht, unabhängig davon, was er damit erreichen wollte. Horkheimer und Adorno haben im Anschluss an diese These formuliert, dass eben nur eine Kulturrevolution die Zustände ändern könnten, weil die Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt ausgefallen sei (was auch 1933 bewiesen worden sei.). heute sehen wir, dass man sehr vorsichtig sein muss, was man sich wünscht, denn es könnte eintreffen! Daher kommt auch diese ganze Deutungshoheitscheiße, der wir Konservativen uns stellen müssen. Auch theoretisch. Es geht ja nicht darum Horkheimers Fehler zu übernehmen, sondern die lichten Momente aufzugreifen, bei gleichzeitiger Widerlegung seiner Fehler. Man kann die kritische Theorie nicht einfach als marxistische Verschwörungstheorie abtun, wenn man Linke überzeugen will.
Zweifelsohne plädiere ich selbstredend für eine Konservative Kulturrevolution.
PS: Witzig ist nebenbei auch, dass Adorno und Horkheimer in der DDR wegen Revisionismus des Marxismus-Leninismus nicht publiziert werden durften.
Ich bin nicht so technologieskeptisch wie Sie und sehe im wissenschaftlichen und technischen Fortschritt in der Tat eine Art „Heil“, allerdings nicht unbedingt im religiösen Sinne, sondern eben als eine Erleichterung unseres Lebens. Die körperliche und geistige Faulheit, die uns zu schaffen macht, ist ja keine Folge der Technik selbst, sondern eine Folge der Verantwortungslosigkeit im Umgang mit sich, anderen und den technischen Möglichkeiten. Viele, die Entbehrung nicht kennen, wissen den Überfluss nicht zu schätzen.
Wissenschaftshörigkeit würde ich (als Philosoph) auch eher den Geisteswissenschaften vorwerfen. Zwar gibt es in den Naturwissenschaften auch bedenkliche Entwicklungen, aber die Geisteswissenschaften haben, was Autoritätshörigkeit in Bezug auf bestimmte Personen und Methoden angeht, deutlich die Nase vorn.
Wenn Außenstehende naturwissenschaftliche Erkenntnis als einzig mögliche bewerten, dann liegt das oft in mangelndem Verständnis der Grenzen dieser Wissenschaften begründet.
Ich weiß auch nicht genau, wie Sie die „Deutungshoheitsscheiße“ mit einer „konservativen Kulturrevolution“ bekämpfen wollen. Wie stellen Sie sich das vor?
Der Kampf um die Deutungshoheit ist ja so eine Art kalter Bürgerkrieg, den die bürgerlichen zwar nicht begonnen oder gewollt haben, der aber sehr erfolgreich gegen sie geführt wird. Das muss man entlarven und anprangern. Dadurch kann man dem Treiben der Kulturmarxisten eher das Wasser abgraben, als wenn man dieses ignoriert, auf die innere Unwahrheit (wir haben doch recht) vertraut, und sich von den neuen Begriffsbildungen einfangen lässt, so wie das das konservative Establishment seit Jahrzehnten macht. Es gibt ja einen Grund dafür, dass mittlerweile alle Parteien sozialdemokratisiert sind und die materialistische Geschichtsauffassung verinnerlicht haben oder überall soziale Probleme sehen, wo es doch um eine Sinnkrise geht.
Kulturkampf funktioniert in unserer Lebenswelt über Begriffsbildungen. Sie sehen das an der Euphemismustretmühle bezüglich der Umvolkung (Ausländer-Einwanderer-Zuwanderer-Immigrant-Migrant-Migrationshintergrund) und Transformation des Staatsvolkes der BRD (Gastarbeiter-Assimilisation-Integration-Teilhabe, usw.) oder bspw. an den Begriffen Familie und Ehe. Ist eine Homoehe wirklich eine „Ehe“, die im Sinne des Grundgesetzes Schutz verdient? Oder schauen Sie, was heute alles als Familie gelten soll. So graben die Wühlmäuse.
Oder politisch: Kampf gegen rechts (nicht Rechtsxtremismus). Konservative haben Angst davor rechts zu sein, so weit sind wir.
Schuldkult, PC oder Gutmensch sind recht erfolgreiche Gegenangriffe von rechter Seite, haben aber das Problem, dass es kein positives Ziel gibt, das jenseits von Islamkritik massentauglich wäre.
Dauerhaft erfolgreich können diese Ansätze nur sein, wenn man einen Mythos erzeugen kann, wie die Linken mit dem Mythos von der Erzeugung des revolutionären Subjekts durch die Kulturrevolution.
Dazu muss man aber bestimmte Lageanalysen der politischen Linken aufnehmen und neuformulieren. Man kann die mit der Technikausübung verbundene Naturzerstörung nicht ignorieren und sich einreden das werde von selbst aufhören. Das kann man als Konservativer erstens selbst für die eigene Heimat nicht ernstlich wollen. Und zweitens glauben die meisten Wähler da auch nicht mehr dran. genau wie der schnulli von Wachstum, Wachstum, Wachstum. Wo Freiberufler heute schon völlig überarbeitet sind, insbes. hochgebildete Frauen besonders häufig zur Flasche greifen, Burnout und andere Psychosen um sich greifen. Von den 25% Grünwählern, wählt doch die Hälfte diese Partei auch nur, weil die diese Ängste aufnehmen und nicht weil die Deuschland abschaffen wollen. Haben sie die großen Braunkohletagebaue mal gesehen? Das ist gruselig. Man kann nicht einfach sagen, dass die Ängste um den Planeten unbegründet wären.
Die Irrationalität, die in sich rationale ökonomische Entscheidungen heute aus Sicht des Bürgers haben, kann nur eingefangen werden, indem Volk, Vaterland, Familie, Mann, Frau und die Ehe, sowie der Wert der Natur als Selbstzweck der technischen Nutzbarmachung entzogen werden, und ihr Sinn wieder verständlich wird. Es ist was wahres dran, wenn man sagt, dass der Mensch wieder mit den Zielen der Natur in Einlang leben muss, um nicht seine eigene Existenz zu gefährden. Nur muss man deutlich machen, dass Linke dafür keinen Maßstab haben, sondern stets in utopische Dummheiten verfallen, insbesondere weil sie in einer naturalistischen Reduktion denken, die das Wesen der Dinge in ihrem physischen Gehalt verortet, anstatt einen telelogischen Naturbegriff zu rehablitieren, wie er seit der Antike Europas Denken geprägt hat. Das Emanzipationsdenken macht die bindungslosen Individuuen ja gerade wehrlos gegen die vielfältige Beeinflussung durch Moden, Konsum, etc.
Dass unsere Gesellschaft (das deutsche Volk) sich nicht reproduziert, ist ein überdeutliches Signum dafür, dass wir den Sinn unseres Daseins nicht begreifen und getrieben werden, anstatt die Prämissen deutlich setzen. Gerade um den Kapitalismus zu retten braucht es Lebensbereiche, die nicht durch ökonomisches Denken zersetzt werden.
Ich bin insofern zuversichtlich, weil unsere Lageberichte die Realität besser widergeben als ewiger Optimismus oder utopische Traumwelten. Aber Begriffsprägungen bleiben das A und O.
Meine Vermutung in Bezug auf die genuin innerdeutsche Bürgerkriegssituation besteht darin, dass diese sich schlagartig auflösen wird, wenn es einen ernsten Gegner gibt und der Wohlstand rapide abbaut. Es wird vermutlich aber erst mit dem Ende der absolutistischen liberalen Demokratie zusammenfallen.
Und es geht weiter…
http://www.welt.de/politik/deutschland/article10383247/SPD-Politiker-gegen-Gottesbezug-im-Grundgesetz.html
Druide:
Ich stimme zu 100% zu, was Ihre Analyse der Schwierigkeiten des Konservatismus und die Orientierungslosigkeit unseres Volkes und die daraus resultierende Stagnation angeht.
ich denke allerdings, dass Sie sich, was das umweltthema angeht, verrennen. Wir haben feststellen müssen, dass dumme Technikfeindlichkeit, handfester Menschenhass und Geilheit auf apokalyptische Szenarien alles sind, was hinter dem grünen Ökofaschismus steckt. Der Wald ist nicht gestorben, die AKWs sind uns nicht um die Ohren geflogen und der Klimawandel lässt auch auf sich warten.
Nichts gegen einen vernünftigen Umgang mit Ressourcen, aber das Naturschutzgeseiere und die Predigt des ausbleibenden Wachstums führen nur dazu, dass uns andere (z.B. China) längst überholt haben. Und die haben solche Gewissensbisse nicht. Da Sie die DDR (in anderem Zusammenhang) erwähnen – da kannte man keinen Umweltschutz.
Wenn heute auch in religiösem Zusammenhang von der „Bewahrung der Schöpfung“ gesprochen wird, dann bin ich ebenfalls misstrauisch. Man könnte ja mit „macht euch die Erde untertan“ antworten.
Der Umweltdebatte täte eine sachliche Analyse der echten Probleme und Gefahren ohne Alarmismus gut. Ich könnte noch seitenlang weitermachen (der Genmais hat nicht alle anderen Maisarten ausgerottet, das Ölleck vor Amerikas Küste hat nicht den Weltuntergang eingeläutet).
Daher bin ich in Bezug auf Umweltthemen sehr skeptisch. Was mir allerdings gefällt ist Ihr Heimatbezug. Wenn Menschen ihre Heimat erhalten wollen, auch gegen Modernisierung, dann ist das etwas anderes, als wenn Ökospinner „zurück zur Natur“ wollen.
@ Kairos
Da sind wir uns doch einig. Sie können ja bspw. einem Allergiker nicht ernstlich klar machen, wieso es human sein sollte, dass gerade er auf die Pharmaindustrie verzichten soll, um im Baumhaus auf den Tod zu warten. Was soll das mit Freiheit zu tun haben?
Das „zurück zur Natur“ ist eben durch die philosophische Verstümmelung des Naturbegriffs zur Farce geworden. Das kann ich hier aber nicht umfänglich ausbreiten. Prof. Dr. Seubert hatte mal gesagt, er werde ein Buch zur Naturphilosophie veröffentlichen, in welchem er mit dem gängigen Naturalismus aufräumt. Ich hoffe das kommt irgendwann noch. „Macht euch die Erde untertan“ setzt gerade ein Einblick in den telos von Mensch und Umwelt voraus. Und nur in diesem Sinne ist dann auch die Herrschaft des Menschen gerechtfertigt. Der Untertan ist ja kein Sklave, sondern der Herr ist diesem gegenüber schutzpflichtig. Es liegt nicht in der Natur des Menschen alles zu zerstören, würde ich behaupten. Ich habe da eher so eine Kräutergartenvorstellung. Viele unserer historischen Landschaften sind mit dem Menschen entstandene Kulturlandschaften. Ohne uns wäre es ja Urwald, es ist Unsinn das zu wollen.
Was die DDR angeht: Ich kenne die Geschichten von blau-grünem Schnee, die verseuchten Flüsse, usw. Das ist nicht wünschenswert, selbst wenn man dabei säckeweise Geld stehen gehabt hätte. Da bin ich froh, dass die Wasserqualität wieder Badeniveau erreicht hat.
Dieses Teilgebiet war ja übrigens auch nur ein Beispiel dafür, wie man Themen konservativ besetzen könnte, die fatalerweise als linke Heilsthemen gelten.
Zum globalen Wettbewerb: Nichtsdestotrotz kann der Wettbewerb mit China nicht dazu führen, dass wir unsere Löhne oder Sicherheitsstandards voll nach unten anpassen. Die Logik der ökonomischen Entartung würde aber genau das fordern. Das kann man eben als Heimatfreund genauso wenig wollen, wie dass sozialistische Rezepte mal wieder die Lösung dagegen bringen sollen.
Wenn wir wieder zu einer national ausgerichteten Willensbildung fähig wären, dann könnte man auch die Bildung und Forschung in Deutschland in deutscher Sprache wieder massiv fördern. Man braucht für die Spitzenforschung keine Riesenanzahl an Menschen, die Kaiserzeit hat das bewiesen. Das meiste hat mit Wollen zu tun.
Druide:
Ja, da sind wir uns dann doch einig.
Zudem geht es auch mir nicht darum, die Konkurrenz mit China als Rechtfertigung für Lohndumping (oder Zuwanderung, etc.) zu nehmen. Diese Art von globalistischem Liberalismus ist ja genau das, was hier zu Recht von Manfred kritisiert wird.
Wenn Sie das Thema noch weiter „ausbreiten“ wollen, diskutiere ich auch gerne per Mail weiter mit Ihnen (kairostheos@aol.com).
Nur noch zum Abschluss unseres (Kairos und meines) Stranges für die Leser hier:
Da schließt sich der Kreis zum Anfang: Die Kritische Theorie hat diese Art Liberalismus als „in sich faschistisch“, seltsam verschwurbelt für „unfrei machend“, interpretiert. Das ist eben als Lageanalyse nicht grundfalsch, weshalb die bloße Verteidigung der Märkte, die Kritische Theorie nicht widerlegen kann. Eingehende Befassung mit deren Naturbegriff oder dem Vernunftbegriff (instrumentelle vs. substantielle Vernunft) hingegen könnte das schon.
Die Dummheit der Konservativen bestand in der Vergangenheit darin zu meinen, mit Zuwarten die Dinge aussitzen zu können.
„Der Umweltdebatte täte eine sachliche Analyse der echten Probleme und Gefahren ohne Alarmismus gut.“
Hierzu ist es ganz gut, DAS zu lesen:
http://www.konservativ.de:80/iamg/romahn3.htm
„1989 wurde die Grüne Partei der DDR gegründet. Einen Tag nach der Bundestagswahl 1990 fusionierten Die Grünen und die Landesverbände der Grünen Partei der DDR, bis auf den Landesverband Sachsen. Nach den 100 Millionen Mark„Spenden“, die die GRÜNEN aus der DDR erhalten haben, ein „normaler „ Vorgang nach dem Fall der Mauer.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCne_Partei_der_DDR
Es geht um Big Business und um Ideologie.
@Manfred:
Ich verstehe schon, daß bei manchen Kommentatoren Ihre Nerven blankliegen — aber so radikal brauchen Sie ihn m.E. auch nicht aus dem Blog zu schmeißen. Keine Frage: es ist Ihr Blog und Sie haben das Hausrecht … aber trotzdem: Zeichen von Stärke ist es nicht gerade …
Doch zum Thema noch ein paar (ins Unreine gesprochene) Gedanken meinerseits:
Konservativismus – Liberalismus – Sozialismus stehen immer in einem stabil-labilen Dreiecksverhältnis zueinander. Das führt dazu, daß (jeweils von einer der drei Positionen betrachtet) die beiden „anderen“ als letztlich bloß unterschiedliche Ausformungen „desselben Fehlers“ erscheinen:
Für den Konservativen (der letztlich ein „A-Ideologe“ und „A-Individualist“ ist, da ihm nicht Ideologie sondern faktisch bestehendes soziales Herkommen entscheidend ist) verbindet Liberalismus und Sozialismus die „Ideologie“. So unterschiedlich die auch sein mag: beide sind – wenigstens prinzipiell – Verteter einer Ideologie.
Für den Liberalen (der letztlich ein „A-Sozialer“ und „A-Traditionalist“ ist, da für ihn nur das Individuum und dessen selbstgewählt eingegangenen [sic!] Beziehungen im Mittelpunkt stehen) sind Konservative und Sozialisten letztlich „ein Bund Hadern“ (wie der Wiener sagen würde), da er ihnen beiden Hang zu Kollektivismus vorwerfen kann.
Für den Sozialisten (der letztlich ein „A-Traditionalist“ und „A-Individualist“ ist, da für ihn die von einem Kollektiv zu bewirkende Konstuktion neuer, „gerechterer“ Sozialbeziehungen im Vordergrund steht) sind hinwieder Liberale und Konservative durch ihre Ablehnung der Schaffung „gerechterer“ Konstuktionen der gemeinsame Feind.
Vielleicht können Sie mit diesem keineswegs neuem — aber ich bin schließlich essentiell ein Konservativer 😀 — Gedanken was anfangen … falls nicht, denke ich halt selbst daran weiter …
Lieber LePenseur, ich weiß schon, dass Ihnen meine bisweilen ruppige Art nicht liegt, aber das ist eben der Unterschied zwischen einem Wiener und einem Berliner 😀 .
Ich gebe gerne zu, dass der Wiener Stil der graziösere ist, aber der Berliner dürfte dafür der effektivere sein. Ich habe einfach keine Lust, mit Leuten zu diskutieren, die unfähig sind, die Prämissen Ihrer Argumentation zu hinterfragen; da ich dieses zweifelhafte Vergnügen oft genug hatte, kürze ich das Verfahren ab und führe gleich das Ergebnis herbei, das am Ende ohnehin stehen würde.
Was Sie über die Wahrnehmung von Konservativen, Liberalen und Sozialisten geschrieben haben, finde ich völlig richtig (und es stimmt auch, dass man – oder zumindest ich – als Konservativer mit dem Marxismus mehr anfangen kann als mit dem Liberalismus, einfach, weil der Marxismus die Sozialität des Menschen nicht ausblendet). Meine Kritik an den gemeinsamen ideologischen Grundlagen von Marxismus und Liberalismus, also an dem , was ich die Metaideologie genannt habe, wäre mehr akademischer Natur, wenn diese Metaideologie eben nicht das De-facto-Monopol auf Wahrheit beanspruchen würde, sondern sich noch der Kritik stellen müsste. Da ihre Vertreter aber in einer Position sind, wo sie diese Kritik abwürgen können, beginnt sich das totalitäre Potenzial zu entfalten. Daher handelt es sich bei meiner Kritik eben nicht um eine bloß theoretische Analyse; solche Kritik ist vielmehr die Voraussetzung dafür, dass unsere Zivilisation überhaupt noch eine Zukunft hat.
@Manfred:
Sie kennen sicher die alte Weisheit, daß einer, der vor seinem 30. Geburtstag nie Sozialist war, keine Mensch sei, einer der danach einer ist, hingegen ein Trottel (und, wie ein ganz reizender alter Klient mir einmal fortsetzte: und wer’s mit 60 noch immer einer ist — ein Verbrecher. Der Klient war, nominell, Sozialist. Er durfte es daher sagen).
Nun, mein Ausflug in den Sozialismus liegt Jahrzehnte zurück und endete, da ich ein frühreifes Kerlchen war, ca. mit 14 oder 15 (als ich den „Fehler“ beging, die Mao-Bibel zu lesen — das hat mich dann für immer immunisiert). Insoferne verstehe ich irgendwie, daß es bei Ihnen nach wesentlich längerer Verwurzelung mit diesem Denksystem leichter fällt, mit Marxisten als mit Liberalen umzugehen — und irgendwie eben auch nicht!
Ich glaube, daß sie aufgrund Ihrer Berliner Heimat vom „Liberalen“ eine etwas verzerrte Vorstellung haben. Vergessen Sie die Pseudo-Liberalität dieser von Frau Mronz geleiteten Kleinpartei — denken Sie lieber an die großen echten Liberalen, wie es sie im 18. und 19. Jahrhundert gab — an die freiheitsdurstigen Aufklärer der Sorte eines Jefferson — nicht die französische Spezies, die zwar gern über Absolutismus kläffte, aber in der Revolution mit den größten Halunken gemeinsame Sache machte oder kläglich unterging.
Gerade weil der Brgiff „liberal“ mittlerweile so verbraucht, ja unbrauchbar ist, bevorzuge ich den Begriff „libertär“ (obwohl sich auch dort genug kopfkranke Profilierungsneurotiker rumtreiben!). Und hier zeigt sich auch die tiefe Gemeinsamkeit dieser Art von „Liberalismus: es ist die Staats-Skepsis, die ja in nuce eine Skepsis gegenüber dem künstlich „gemachten“ gegenüber dem natürlich „gewordenen“ darstellt. Der Antagonismus zwischen dem chaotisch Gewachsenen und dem planmäßig Konstruierten verbindet sie. Und damit verbindet sie viel mehr, als die bloße Tatsache, daß der Liberal-Libertäre natürlich im Verhältnis zum Konservativen dennoch ein „Ideologe“ ist, und daher auch eine gmeinsame Schnittmenge mit dem Ideologie-Charakter des Sozialisten hat.
Es ist m.E. die Pervertierung des Liberalen zum „Links-Liberalen“ (die zwar immer als Gefahr latent vorhanden ist, aber die ja nicht akut werden muß) erst die Grundlage für Ihre Liberalismus-Sozialismus-Kritik. Dennoch: daß die Gefahr besteht, und sie oft genug (und auch heute aktuell) sich verwikrlicht, steht außer Zweifel. Nur teile ich dennoch nicht das Apodiktische Ihres Urteils — denn, sehen sie nur den prachtvollen, ebenso wahrhaft konservativen wie wahrhaft libertären Ron Paul an, es geht eben auch anders! Und genau diese Richtung wäre es die es m.E. einzuschlagen gilt, wenn wir aus der derzeitigen Schlammastik rauskommen wollen!
Libertäre mit ihrem Misstrauen gegen politische Heilslehren, die mithilfe des Staates umzusetzen wären, schätze ich durchaus. Nur heißen solche Leute in Amerika nicht zu Unrecht „conservatives“. Die verlassen sich aber auch auf das, was man hierzulande naserümpfend das „gesunde Volksempfinden“ nennt; naserümpfend, weil es genau dies, nämlich das gesunde Empfinden des Volkes ist, das keine Stimme haben soll. Was „libertär“ ist, können Sie in der Tat an Ron Paul ablesen, was „liberal“ ist, an Guido Westerwelle.
Was ich in meinem Essay beschrieben habe, sind die logischen Konsequenzen aus den Prämissen des Liberalismus. Diese Konsequenzen werden tatsächlich gezogen, nach dem Motto „Wer A sagt, muss auch B sagen“. Damit sage ich aber nicht, dass jeder Einzelne diese Konsequenzen auch zieht. Es liegt eine gewisse innere Logik darin, dass die Libertären sich immer mehr vom Mainstream-Liberalismus abspalten, und zwar in dem Maße, wie dieser zu Konsequenzen treibt, die seine Prämissen ad absurdum führen. Wenn dies inkonsequent ist, so ist es jedenfalls eine gesunde Inkonsequenz.
In Russland, meiner Heimat, ist zurzeit der Liberalismus die führende Ideologie der Opposition, gut oder schlecht es sein kann. Es gibt viele Gründe dafür, wer weiß – es könnte auch so sein, – auch die Rudimenten der kommunistischen Ideologie.
Ich bin mit Ihnen einverstanden – es gibt gemeinsames in diesen Theorien, muss aber Ihnen widersprechen – gibt es auch große Unterschiede, z.B. der schon erwähnte grundsätzliche Gegensatz in der Einschätzung des Individualismus und des Kollektivismus.
Ich denke aber, dass das wichtigste Gemeinsames, was diese zwei Ideologien haben, ist die a priori Abweisung der genetisch bedingte Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Verhaltens. Beide Theorien verfolgen einfache und verführerische Idee des Indeterminismus von menschlichen psychischen Eigenschaften, wobei der „neue“ Mensch entweder durch die Vernichtung der Ausbeutung (und parallel der Ausbeuter) oder durch die Befreiung von „störenden“ Unfreiheiten von selbst entstehen kann.
Es ist relativ einfach zu verstehen, warum die Vorstellungen über die biologisch bedingten natürlichen Reaktionen des Menschen, wie z.B. der nationale (gesellschaftliche) Instinkt, Instinkt der Fortpflanzung und damit verbundene Eigenschaften, die die familiären menschlichen Beziehungen unterstützen, aber auch der Individualismus und Kollektivismus, in den Marxismus nicht eingeführt wurden – es gab damals so was nicht. Ist aber unvorstellbar, warum die heutige Liberale entschieden haben, die gleichen Prämissen für ihre weitgehenden Behauptungen so unvorsichtig und leichtsinnig zu benutzen.
Nach meinen Vorstellungen, könnte die Verwendung in Ihrem neuen Buch der neuesten Ergebnisse der Anthropologie, der sozialen Psychologie und auch der sehr interessanten Resultate der Abteilung Evolutionsgenetik des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in den Diskussionen mit Ihren Opponenten sehr hilfreich sein.
@ LePenseur
Vielleicht ein Mahner, aber wer nimmt ihn ernst?
Ron Paul anfang dieses Jahres vor dem US Senat.
http://www.youtube.com/watch?v=6R1P33Zf_6g&feature=player_embedded
@lePenseur: Danke, das ist eine wirkliche Lanze für freiheitliches Denken!
Ich gebe Manfred absolut Recht, wenn er das, was heutzutage als Liberalismus daherkommt, als inhaltsloses und rückgratloses Gewäsch von verantwortungslosen Hedonisten kenntlich macht.
Dieser Liberalismus ist wirklich eine Krankheit unserer Gesellschaft.
Nun stellt sich aber die Frage, ob diese kranke Entwicklung wirklich „Der Liberalismus“ ist. Ich weiß nicht, wie man es am besten bezeichnen sollte.
Leider bin ich kein Akademiker und muss mich mit dem begnügen, was ich gelernt habe: eine solide kaufmännische Ausbildung und 20 Jahre Berufserfahrung von der Werkhalle der Schweißer und Schlosser bis zur Lohnbuchhaltung.
Was ich dort gelernt habe, ist sicherlich ein Blick für wesenliche Dinge abseits vom akademischen Geschwätz. Gerade daher kann ich mich nicht so einfach mit Utopien anfreunden, ob die nun von links, rechts oder sonstwoher kommen.
Das ist der Punkt. Denn auch bei Konservativen sehe ich einen Hang zur Utopie. Die schöne alte ständische Gesellschaft, wo jeder seine Wurzeln und seine Pflichten kannte – ach war das schön…..
Klingt das nicht ähnlich, wie die Utopien von der klassenlosen Gesellschaft oder dem ewigen Fortschritt?
Ich möchte einfach nur darauf hinweisen, daß es neben den großen intellektuellen Meta-Diskussionen auch viele ganz unscheinbare Faktoren gegeben hat, die unsere Gegenwart prägen!
Ein Beispiel:Habt Ihr Euch schonmal darüber Gedanken gemacht, wie stark die Erfindung der Doppelten Buchführung im 12. Jahrhundert in der Lombardei unsere Wirtschaft und damit unsere Kultur beeinflusst hat? Über solche „Krämerseelen“ hebt sich auch der konservative Meisterdenker ja gerne mal ab, aber der Wohlstand unserer Zeit kommt hauptsächlich daher, nicht aus der alten Feudalgesellschaft.
Zum Schluß hier noch ein sehr guter Artikel aus der aktuellen FAZ:
http://www.faz.net/s/RubB8DFB31915A443D98590B0D538FC0BEC/Doc~EC72B1D0E4EB84F5EB5C762B260B9F670~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Ich glaube nicht, dass man mich verdächtigen kann, ein Freund rückwärtsgewandter Utopien zu sein. Mir liegt nichts an Nostalgie, ich sehe nur, dass der „Fortschritt“ unserer Gesellschaft auf einen Abgrund zuführt. Deswegen und insofern bin ich reaktionär, und das ist auch gut so! 😀
Nun kann man sicher trefflich diskutieren, ob das, was ich beschreibe, „der“ Liberalismus ist (so wie man auch durchaus die These vertreten kann, die Ideologie der heutigen Linken sei nicht „der Marxismus“). Mir geht es darum, den empirischen Sachverhalt zu erklären, dass unsere Gesellschaft selbstzerstörerische ideologische Denkfiguren als Selbstverständlichkeiten verinnerlicht hat, und ja, alle diese Denkfiguren haben ihre Wurzel in einer utopistischen Metaideologie, deren klassische Ausprägungen der Liberalismus und der Marxismus sind.
nun, weltanschauungen neigen bekanntlich zum manichäismus: der eigene standpunkt ist der richtige und der rest der welt irrt leider auf dem falschen dampfer durch den nebel.
so gibt es für den moslem auf der einen seite die an allah glaubenden und auf der anderen die ungläubigen.
so für den liberalen auf der einen seite die freiheit des menschen und auf der anderen die kollektivisten von der spd bis zu nsdap.
so für den kommunisten…
wir leben heute in einer welt der großen wanderbewegungen. die menschen werden durcheinandergewürfelt. somit stellt sich die frage nach der bedeutung der gene oder, wie man früher sagte: des blutes. hat es eine bedeutung oder nicht? dies ist die scheidelinie.
die nationalen – oder vielleicht sagt man besser: die völkischen – sagen: ein volk ist eine abstammungs(- und kultur)gemeinschaft mit eigenem charakter und lebensrecht.
sieht man dies so, so gibt es tatsächlich nur die völkischen und als gegenstück die liberalen, linken, universalisten oder wie man sie nennen will, also von den marxisten bis zu den konservativen (nicht den nationalkonservativen).
national oder völkisch sind heute nur noch das grundgesetz in seinem geist (siehe das blutsrecht in artikel 116gg) und die npd.
nicht aus zufall hat die den jauchetsunami der apo-kulturrevolutionäre repräsentiernde regierung schröder als eine ihrer ersten großen maßnahmen gegen diesen artikel des gg geputscht.
die frage, die sich jeder stellen muß, ist also, ob er zu diesem jauchetsunami gehört oder nicht.
Und wer sie mit „nein“ beantwortet, tut gut daran, zu einer lesbaren Orthographie zurückzukehren. 😉
@Joachim:
Off topic: haben wir nicht bisweilen (und soweit erinnerlich: nicht bösartig) unsere Klingen auf „Antibürokratieteam“ gekreuzt?
Zu Ihrem Kommentar:
Wer wie ich in der Wirtschaftsberatung ständig mit Buchhaltung zu tun hat, weiß seh wohl, welch geniale Erfindung fdie doppelte Buchhaltung darstellte! Eine der unterschätztesten Meisterleistungen des menschlichen Intellekts, würde ich sagen! sofern Sie also mit dem „konservativen Meisterdenker“ zufällig mich gemeint haben sollten — sorry, da lieben Sie völlig daneben! 😀
Ihrem Befund:
Denn auch bei Konservativen sehe ich einen Hang zur Utopie. Die schöne alte ständische Gesellschaft, wo jeder seine Wurzeln und seine Pflichten kannte – ach war das schön…..
Klingt das nicht ähnlich, wie die Utopien von der klassenlosen Gesellschaft oder dem ewigen Fortschritt?
…kann ich ebenfalls zustimmen. auch hier bin ich auf Seite der echten klassischen Liberalen, also der Libertären, die seit je in einem Minimalstaat mit möglichst ausgeprägten „checks & balances“ ihr Ideal erblicken — ein Ideal allzu gut begründbarer Skepsis, kein nostalgisches Wolkenkuckucksheim!
Wie meist im Leben stelle ich fest, daß ich im Begriff bin, mich zwischen sämtliche Stühle zu setzen: gegen Manfred muß ich gegen seine Fehlinterpretation den Liberalismus verteidigen, für die Linken bin ich eh sicher nichts anderes als ein Nazi, und die Thron&Altar-Reaktionäre verübeln mir mein Staatsskepsis inkl. hämischer Bemerkungen über gekrönte Hohlköpfe und bornierte Möchtegern-Aristos …
Kein bequemer Sitzplatz, aber ein ehrenvoller, würde ich sagen …
@Joachim
Kommunismus und Liberalismus vereinigt noch ein Umstand – beide Lehren werden energisch von nationalen Minderheiten unterstützt, da beide Theorien berufen sind, die „steife“ Weltordnung zu zerbrechen, die „gestaltet und führend von Titel-Nationen“ sind, und wo den nationalen Minderheiten nicht so viel Platz bleibt. Hier liegt, wahrscheinlich, auch die Ursache des extremen Internationalismus der beiden Theorien.
LePenseur,
dann sind Sie vielleicht der klassische Centrist. 😉
http://www.theadvocates.org/quiz
Na, eben bin ich auch als Centrist rausgekommen.
Aber was sagt das schon?
@submarine:
dann sind Sie vielleicht der klassische Centrist.
Nö. Ich bin ganz eindeutig als „Libertarian“ rausgekommen (und zwar 100% bei „Personal Issues“, 80% bei „Economic Issues“).
P.S.: lustiger, durchaus instruktiver Schnelltest, der aber noch ein bisserl verfeinert werden müßte — fünf, sechs weitere Fragen vielleicht. Aber von der prinzipiellen Anlge sehr gut gelungen!
So: jetzt habe ich den Test nochmals mit Antworten gemacht, mit denen ich auch irgendwie leben könnte — und da komme ich gerade noch als Zentrist, aber ganz an der Grenze zum Libertären raus. Naja … die Richtung stimmt wenigstens 😉
In den USA wird ja inzwischen von den „echten“ Konservativen der Begriff „faux conservative“ für jene gebraucht, die sich als „konservativ“ bezeichnen, es aber nicht sind, weil sie ebenfalls die globalistische Metaideologie übernommen haben; bei uns wäre die CDU in ihrem größten und tonangebenden Teil darunterzurechnen, ebenso die anderen traditionellen konservativen Parteien der EU-Länder.
Die Schlüsselkriterien sind die, die Manfred ja auch anführt: nämlich wie „Familie“, „Nation“ und „Geschlecht“ gesehen werden. Der Slogan „Familie ist, wo Kinder sind“ befreit den Familienbegriff von seiner Eigenschaft, eine biologische Abstammungsgemeinschaft zu sein, macht ihn offen und beliebig erweiterungsfähig, eben utopiefähig. Die biologische Familie ist demnach – man kennt es seit den 68er Zeiten – eine Zwangsgemeinschaft, die kein vernünftiger Mensch mehr wollen kann, der erstmal auf die Idee gekommen ist, dass es auch ohne Biologie geht. Ist erstmal die Einsicht in diese Befreiung da, ist der Begriff beliebig wandelbar und manipulierbar. Jeder Rekurs auf Biologisches erscheint von da an als mittelalterlich, ja als peinlich (wie in Huxleys Roman). Statt Biologie also Ideologie und Utopie, und Ideologien kennen bekanntlich keine Grenzen und Utopien sind definitionsgemäß im Nirgendwo angesiedelt. Was die „falschen Konservativen“ von den Linken und Liberalen also unterscheidet, ist, dass sie nicht direkt von der Abschaffung
oder Auflösung der Familie reden, sondern den Begriff beibehalten und ihn nur anders definieren; was aber letztlich aufs Gleiche hinausläuft, also der reine Etikettenschwindel zusammen mit einer gewissen Reduzierung des Tempos.
Bezeichnend ist, dass bei allen drei Begriffen dieser selbe Mechanismus in Gang gesetzt wird. „Gender“ als sozial konstruiertes Geschlecht, „Verfasssungspatriotismus“ als Bekenntnis einer zufällig im gleichen Verwaltungsbezirk wohnenden Gemeinschaft mit der gleichen Formulierung der Grundwerte sind genauso für alles und jeden offen und „der Zukunft zugewandt“, wie immer diese dann später von den Ideologieproduzenten konzipiert wird. Auch hier der gleiche Unterschied zwischen Linken und Liberalen einerseits und den „falschen Konservativen“ andererseits: die einen fordern die Auflösung, die anderen betreiben unter Beibehaltung der alten Begriffe eine Politik, die am Ende zum gleichen Ergebnis führt.
Der weitere Verlauf dieser Prozesse ist vorauszusehen: Funktioniert eine so umkonstruierte Gesellschaft dann nicht, wird, mit gewissen Veränderungen, ein neuer Versuch gemacht: Utopie als wesensmäßig niemals abgeschlossener, immer erneut zu versuchender Prozess, aus dessen Irrtümern sich aber auch keine Anhaltspunkte gewinnen lassen, wie es „richtiger“ zu machen sei, denn die Orientierung an anthropologischen Konstanten ist ein für allemal als reaktionär, als falsch, als fortschrittsfeindlich diffamiert, da sie der Gleichheit, die sich aus ihrer Abwesenheit ergibt, im Wege stehen. Alles, was sich dieser Gleichheit entgegenstellt, ist faschistisch, weil es auf Ausgrenzung aus ist. Damit werden Offenheit und Freiheit zum totalitären Zwang, der wiederum alle ausgrenzt, die sich widersetzen.
Die momentane Migrationsdiskussion im Gefolge des Sarrazinbuchs zeigt es deutlich: Es wird zwar gesagt, dass „Multikulti tot sei“, was nur das Zugeständnis ist, dass in der Art und Weise, wie Migration und Integration bislang erfolgt sind, etwas falsch gelaufen ist, gleichzeitig werden wir aber mit einer nie dagewesenen Flut von Forderungen überzogen, dass die Migration weitergehen muss und nötiger sei denn je. Also ein erneuter, leicht veränderter Versuch: Weiter so, nur etwas anders, aber diesmal bestimmt besser! Wer etwas ganz anderes fordert, sei es nun Seehofer (aus welchen Gründen auch immer) oder Sarrazin, sei es also, dass bestimmte Kulturen als anders und daher schwierig bezeichnet werden (also gegen das Gleichheitspostulat verstoßen wird) und Einwanderung aus diesen aufhören müsse, sei es, dass auf die Gene, also verbotenerweise auf was Biologisches, Bezug genommen wird, wird in die braune Ecke gestellt. Die bekannten ideologischen Glaubenssätze werden unaufhörlich wiederholt: Künast: „Alle Religionen sind gleich gewalttätig.“; „Alle (Menschen) sind integrierbar.“ Irgendwelches Umdenken ist in den letzten Wochen nicht erfolgt: Alles ist gleich, und wehe dem, der …! Wenn alles auf nichts beruht und nur ideologisch oder gesellschaftlich definiert ist, dann ist wirklich alles im Grunde und seinem Wesen nach gleich oder zumindest gleichheitsfähig. Daran glauben unsere „Eliten“ nach wie vor.
Weil alles, was außerhalb der Metaideologie steht, wirksam diffamiert und eingeschüchtert wird und es daher bislang verzichtbar erschien, die Demokratie de jure einzuschränken, muss man zumindest sagen, dass wir uns schon in einem totalitären System befinden, da es apodiktisch feststellt, was gut („Migration ist eine Bereicherung, punktum“) und was schlecht („S.s Thesen sind Blut und Boden“) ist, Diskussionen über Alternativen praktisch nicht zulässt, und es sich so der Rechtfertigung oder Legitimierung entzieht. Dies aber, weil es ihm bislang zugestanden wird.
Der Rechtfertigungsdruck muss also verstärkt werden, oder richtiger, ein solcher
muss überhaupt erstmal eingeführt werden. Menschen, die sich dieser Metaideologie, sei es nun ihrer kulturmarxistischen oder ihrer liberalen Ausprägung, entzogen haben oder sich zunehmend entziehen, gibt es ja wohl bereits in ziemlicher Anzahl; es werden mehr werden, die dieses System durchschauen (Manfreds neues Buch wird einiges zu diesem Durchblick beitragen, da bin ich mir sicher!), noch fehlt es aber an Mut und an faktischem Einfluss. – Wenn es möglich ist, dass Stuttgart 21 von gewissen Gruppen an den Rand des Scheiterns gebracht wird, dann ist es vielleicht auch möglich, anderen Projekten Einhalt zu gebieten.
@BeforeDawn:
Wenn es möglich ist, dass Stuttgart 21 von gewissen Gruppen an den Rand des Scheiterns gebracht wird, dann ist es vielleicht auch möglich, anderen Projekten Einhalt zu gebieten.
Naja. Bevor Sie sich an der Stuttgart-21-Verhinderung allzu begeistern, lesen Sie vielleicht hier weite:
http://lepenseur-lepenseur.blogspot.com/2010/10/machen-wir-ein-gedankenexperiment.html
So wirklich undenkbar und vreschwörungstheoretisch finde ich die hier gezeigte Perspektive leider nicht …
Was Ihren Hinweis auf die “faux conservative” betrifft: ja, stimmt z.T. durchaus — aber Amerika kennt im „richtigen“ Sinne überhaupt keine Konservativen! Was in Amerika als „konservativ“ umläuft, ist in Wahrheit „libertär“ (also das, was in Europa früher als „altliberal“ bezeichnet wurde). Echter Konservativismus ist in den USA spätestens mit dem Ende der Südstaaten untergegangen.
Noch ein Wort im allgemeinen:
Führen wir hier nicht eine Scheindiskussion? Sind durch die gesellschaftlichen und technischen Umwälzungen nicht längst obsolet ist? Dazu soeben ein m.E. treffender Artikel auf eigentümlich frei:
http://ef-magazin.de/2010/10/19/2620-vom-hamburger-buergerentscheid-zu-stuttgart-21-die-neuen-wege-des-zoon-politikon
Der Mensch mit entzogener Religion, d.h. mit entzogenem ethischem System, ist nicht imstande alleine für sich ein annähernd ähnliches System zu entwickeln und um so mehr diesem System zu folgen. Nachgewiesen wurde es in allen ehemaligen kommunistischen Länder, besonders in Russland. Seit Mitte 60. Jahren verschwand in Russland inmitten der Bevölkerung jegliche nennenswerte Ideologie. Auch die kommunistische.
Das fehlende eigene, um so mehr gemeinsame, moralische System brachte und bringt erhebliche Schwierigkeiten sowohl in der Kommunikation der Menschen miteinander als auch in der Kommunikation des Bürgertums mit dem Staat. Fehlende gemeinsame Prinzipien wirken zerstörend auf die Familie.
Aber es ist auch kaum vorstellbar, dass die unterschiedlichen und voneinander unabhängigen ethischen Philosophien, wären sie aus irgendwelchem Wunder bei Individuen entstanden, hätten diese Situation irgendwie anders geprägt, wie die vollständig fehlende.
Die westliche Gesellschaft von heute hat ähnliche Probleme und leidet ähnlich darunter.
Es könnte man behaupten, dass der Kommunismus durch die Revolution und Millionen Opfer ca. 3 Generationen früher den selben Stand, aber auf einen Schlag, erreicht hat, zu dem die durch den Liberalismus geprägte westliche Gesellschaft die letzte 3 Generationen freiwillig evolutioniert wurde.
Ich darf auch hier auf meinen neuen Aufsatz aufmerksam machen, der zum einen die „NWO Verschwörungstheorie“ zum Thema hat, sich indes aber auch mit den von Manfred angesprochenen Schwächen des Liberalismus befasst.
http://kairostheos.blogspot.com/2010/10/news-dialog-veroffentlicht.html
@LePenseur: Nein, beim Antibürokratieteam habe ich noch nie kommentiert, fühle mich geehrt 🙂
Na dann, ich bin gespannt auf das neue Buch. Vielleicht liegt auch eine leichte Begriffsverwirrung meinerseits vor. Mein „Liberalismus“ kommt nunmal aus der Erfahrung, daß solides Wirtschaften und die Marktgesetze Grundlagen der menschlichen Zivilisation sind. Keine Zivilisation ohne solide wirtschaftliche Grundlage – bröckelt diese, gehts auch mit der Zivilisation bergab.
Manfred sieht den Liberalismus wohl eher aus der Sicht des ideologiekritischen Politikwissenschaftlers, wir reden daher wohl teilweise aneinander vorbei! Ich gelobe Besserung und bemühe mich künftig um eine klarere Ausdrucksweise.
@Joachim:
Vielleicht war’s auch auf paxx.tv (R.I.P.), oder auf eigentümlich frei? Aber irgendwie … „Joachim“ is ringing a bell …
@Johannes
Warum macht Gott, dass wir so gottlos sind? Mit solch einer Frage habe ich die Grenze überschritten, das weiß ich. Die Bibel macht klar, dass der Wille nicht frei ist. Gott ist dennoch gerecht. Das alles ist nicht zu begreifen.
Hä? Da haben Sie aber was anderes gelesen. Wir SIND Frei. Wir haben einen freien Willen. Wir können uns entscheiden wenn wir wollen. Und es ist auch logisch, nur eine freie Entscheidung aus dem Herzen heraus ist echt. Eine gezwungene Entscheidung ist keine freie Entscheidung. Und das liebende Universum will freie Geister und Herzen die sich mit ihm vereinigen. Ist doch nicht so schwer?
Templarii
Ay, there’s the rub: nach Schopenhauer, ich kann zwar tun, was ich will, ich kann aber nicht wollen, was ich will.
@Templarii
Wir sind nie frei. Im Moment unseres Wollen beeinflusst es unsere Erfahrung davor. Die Erziehung – die Philosophie unserer Eltern die Ideologie unserer Gesellschaft, usere Freunde. Der Gott weiß genau, was noch.
http://www.theadvocates.org/quiz_result?e=90&i=20_90.gif&p=20
Your PERSONAL issues Score is 20%
Your ECONOMIC issues Score is 90%
According to your answers, the political group that agrees with you most is…
CONSERVATIVE.
Nun, wer hätte das gedacht …
Sehr geehrter Herr Kleine-Hartlage,
da mich die Auszüge aus ihrem neuen Buch sehr beeindruckt haben, habe ich entschieden, Sie in russisch zu übersetzen und in meiner Webseite http://erosen.livejournal.com/ auszulegen.
Selbstverständlich werden Sie als Autor des Werkes genannt und ausdrücklich vorgestellt. Die Adresse Ihrer Webseite wird ebenfalls angegeben.
Ich hoffe, dass meine Entscheidung keine negative Eindrücke erwecken werden, wenn aber Sie der Meinung sind, dass ich mit meiner Entscheidung ungewollt die mir nicht bekannte zulässige Grenzen überschritten habe, bitte ich Sie, mich darüber per bei Ihnen vorhandene e-mail Adresse informieren.
Hochachtungsvoll E.Rosen.
E. Rosen:
Ich danke Ihnen und genehmige die Veröffentlichung. Allerdings wird es noch einige Monate dauern, bis das Buch tatsächlich erscheinen kann; ich komme bei weitem nicht so schnell vorwärts wie ich dachte.
Herr Kleine-Hartlage.
Vielen Dank! Die Übersetzung des Auszugs ist schon fertig und wird spätestens morgen veröffentlicht.
Das Thema, das der Gegenstand Ihres Buches ist, interessiert mich schon seit Jahren und ich habe in meinen Überlegungen sehr nahe an Ihre Thesen gekommen. Selbstverständlich ohne Ihre Vollkommenheit.
Einige meine Überlegungen versuchte ich, in meinen kurzen Kommentaren in Ihrem Blog zu erörtern.
Andererseits, dass vielleicht Sie staunen wird, ist das Thema „Liberalismus“ sehr populär in bestimmten Kreisen russischer, besonders konservativer, Intellektuellen. Auch aufgrund der intuitiven Auffasung der Zusammenhang des gescheiterten Kommunismus und immer mehr angreifenden Liberalismus in Russland.
Aus dieser Sicht wäre es vielleich sehr interessant, ihr künftiges Buch vollständig ins Russisch zu übersetzten. Aber das ist nur eine grobe (aber große!) Überlegung. Die Veröffentlichung des Auszugs wird auch eine Probe.
Hallo Manfred!
Das liest sich sehr gut; aber das kennt man ja schon von Dir!
Ich fŕeue mich auf das Buch und wünsche Dir noch viel Schaffenskraft!
Hallo Manfred,
deine Analyse ist hervorragend. Mit klaren Worten ein nicht einfaches Thema verständlich rüberzubringen – wie in deinem Buch „Das Dschihad-System – super.
Ich möchte auf die Eingangssätze zu dem vorgestellten Buchauszug zurückkommen. Hier beschreibst du kurz den „Sündenfall“ der westlichen Kultur, den Beginn der Verfallserscheinungen. Den Konstrukteuren der Metaideologie war es, gerade durch dessen inhärente Dialektik, gelungen, mit Hilfe des Pseudogegensatzes von Liberalismus und Sozialismus (folgend „L & S“ genannt) einen Denk-Raum zu erschaffen, in dem fortan jegliches intellektuelle Denken der Ideologieproduzenten wie in einem Käfig gefangen war und ist.
Du beschreibst dies, indem du die, für den Normalbürger auf den ersten Blick befremdende These, ausführlich darlegst, daß „Liberalismus und Sozialismus bzw. Marxismus keineswegs die unversöhnlichen Gegensätze“ seien, als die sie gewöhnlich erscheinen. So weit, so klar. Dann jedoch führst du die Ursache der Dominanz der Metaideologie und ihrer Unterabteilungen L & S auf eine materielle zurück. Auf den kalten Krieg und den damit in Zusammenhang stehenden Systemgegensatz als ideologischen Gegensatz zwischen Liberalismus und Marxismus.
Ich möchte zuerst beschreiben, dass dies aus historischen und logischen Gründen nicht überzeugt. Mein Einwand läuft aber darauf hinaus, dass ich die materialistische Sichtweise deiner These für nicht ausreichend halte. Denn dadurch werden automatisch entscheidende Aspekte des tatsächlichen Geschehens von vorne herein ausgeblendet.
Mein erstes Gegenargument ist, daß die von dir beschriebene Einheit hinter den vermeintlichen Gegensätzen von L & S bereits weit vor dem kalten Krieg und seinem ideologischen Systemgegensatz wahrgenommen und als Gefahr beschrieben wurde. Dies bedeutet, dass nicht der kalte Krieg diesen Systemgegensatz hervorgebracht, ja nicht einmal verstärkt hat. Sondern umgekehrt, der weit vor diesen historischen Ereignissen erschaffene Systemgegensatz, die zwei dialektisch auf einander bezogenen Ideologien, waren letztlich die Ursache für den kalten Krieg.
Alle Versuche der Zwischenkriegszeit zur Etablierung eines sog. ideologischen „dritten Weges“ jenseits von Liberalismus und Kommunismus, können, in der Rückschau, nur als hilflose Versuche gedeutet werden, dem „schwarzen Loch“ der alles in sich hineinsaugenden Metaideologie, zu entkommen. Einer Metaideologie, mittels der, gleich einem Orwell`schen Menscheitsgefängnis „diejenigen Realitäten, die weder vom Liberalismus noch vom Marxismus in jeweils theorieeigener Sprache thematisiert werden können“ inexistent werden.
Hilflos waren die Versuche deshalb, so meine These, weil es bis heute nicht gelungen ist, eine nicht-materialistische Analyse dessen, was da eigentlich geschehen ist, zu liefern.
Mein zweites Gegenargument geht von folgender Überlegung aus: Nimmst du an, daß wenn es den kalten Krieg und damit den „jahrzehntelangen Systemgegensatz zwischen Ost und West“ nicht gegeben hätte, wäre heute die Metaideologie dann nicht die herrschende? Ich denke, man muß mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass wir, von bestimmten Dingen abgesehen, heute trotzdem in der gleichen beschissenen Situation wären.
Dies kann auch gar nicht anders sein, weil die Metaideologie, aufgrund ihrer dialektischen Aufbaus den Diskurs beherrscht und damit Wirklichkeit produziert. Menschen handeln gemäß ihren Überzeugungen. Wem es gelingt diese Überzeugungen mit Hilfe herrschender Ideologien zu manipulieren, hat damit Einfluß auf den Ablauf historischer Ereignisse. Ohne Liberalismus, vereinfacht gesagt, keine USA, ohne Marxismus keine UdSSR – nicht anders herum!
Auch die Schärfe der ideologischen Auseinandersetzung, und damit die alles beherrschende Stellung, der daraus resultierende Denk-Raum und daraus folgend die Schwäche eines eigenständigen Konservatismus, wäre unter veränderten historischen Bedingungen nicht geringer verlaufen. (Wahrscheinlicher ist eher das Gegenteil, da der reale Sozialismus die Utopie-Ernüchterung eher beschleunigt hat)
Die Dominanz des Pseudo-Gegensatzes von L & S, der Metaideologie, hat keine historische, wirtschaftliche, soziale, o.ä., also materielle Ursache, sondern liegt allein in der Konstruktion dieser Ideologie selbst verborgen und eingeschlossen. Solange dieser innere Motor nicht zerstört ist, entfaltet sich die Metaideologie qua eigener Kraft, eigenen Antriebs, von alleine immer weiter, ohne dass es dazu noch irgendeines materiellen, äußeren Antriebs bedarf. Überspitzt gesagt, entfaltet sich die Metaideologie auch ohne weiteres Zutun von Menschen. Dies erklärt auch die gesellschaftliche Dominanz der LinksGrünen.
Erst eine tiefer gehende Analyse, die die verborge, ideelle innere Konstruktion, den Motor der Metaideologie, ans Licht bringt, würde die Werkzeuge liefern, die dieses Gebäude zum Einsturz bringen könnte. So wie ich das einschätze, kann diese Analyse nur von einem Team, einer Gruppe, geleistet werden, die dabei sehr diszipliniert und zugleich kreativ vorgeht.
@ Don Pelayo:
Dein Kommentar verdient eine ausführlichere Antwort, als ich heute zuwege bringen werde. Bitte um etwas Geduld.
Ein Team, das diese Arbeit weitgehend geleistet hat, ist seit Jahrzehnten bei der JF versammelt.
In Frankreich konnte Éric Zemmour für viele sehr scharfsinnige Beobachtungen in diesem Bereich ein noch größeres Publikum ansprechen.
Es gibt bleibt aber, ähnlich wie bei Sarrazins Werk, noch immer genug Arbeit des Integrierens, Synthetisierens etc, um ein erfolgreiches neues Werk darauf zu bauen.
Sehr geehrter Herr Kleine-Hartlage!
Wie Sie schon von mir informiert wurden, habe ich den Text des ersten Kapitels Ihres neuen Buch in Russisch übersetzt uns auf meine LJ-Seite veröffentlicht. Es wurden etliche Diskussionen bezüglich des Themas durchgeführt und meiste meine Leser haben, wie ich das registriert habe, mit Respekt Ihre Thesen aufgenommen.
Mein Vorschlag, Ihr neues Buch ins Russisch zu übersetzen, nach wie vor steht. Diese Übersetzung wird für Sie kostenfrei. D.h. die Frage der Entlohnung dieser Arbeit wird nur im Fall der Veröffentlichung des Buches in Russland aktuell sein.
Informieren Sie mich, bitte, darüber, ob Sie meinen Vorschlag entgegennehmen möchten.
E.Rosen.
Vielen Dank, ich werde Sie noch heute per Mail anschreiben.
Manfred hat eine sehr scharfsinnige, hervorragend formulierte Darstellung der herrschenden Ideologie geschrieben. Aber in einem Beitrag schreibt er. „…dass unsere Gesellschaft selbstzerstörerische ideologische Denkfiguren als Selbstverständlichkeiten verinnerlicht hat,..“
Das ist, finde ich, der Knackpunkt. Wie kann unsere Gesellschaft aus diesen Denkfiguren wieder herausfinden bevor es zu spät ist, immer unterstellt der „Point of no return“ ist nicht schon überschritten?
Bücher wie die von Manfred sind bestimmt hilfreich. Aber sie erreichen wohl in den meisten Fällen nur einen bestimmten Personenkreis, den man eh nicht mehr überzeugen muss. Sie bestätigen, was man schon irgendwie geahnt hat, machen Zusammenhänge klarer und führen auch zu manchen neuen Erkenntnisgewinnen. Aber ich glaube nicht, dass sie als Lehrmaterial in staatlichen Schulen benutzt werden.