Hass auf wen?

Die „Süddeutsche Zeitung“ hat auf ihrem langen Weg in die Gosse eine weitere Etappe zurückgelegt. Ein gewisser Thomas Kirchner stellt einen Artikel über den Auftritt von Geert Wilders am Ground Zero unter die Überschrift „Internationale des Hasses“.

Da es am Islam bekanntlich nichts zu kritisieren gibt, können Islamgegner nur vom „Hass“ beseelt sein. Da lohnt es sich selbstredend nicht, sich mit ihren Argumenten auseinanderzusetzen; es lohnt sich nicht, sich mit dem Islam, seinen Lehren und seiner Geschichte kritisch zu befassen; es lohnt sich nicht, die Zustände in islamisch bereicherten Stadtvierteln unter die Lupe zu nehmen; erst recht lohnt es sich nicht, den Koran zu lesen. Nur ja nichts zur Kenntnis nehmen, was den eigenen Glaubensartikeln widerspräche.

Da ist es doch viel leichter, Artikel zu schreiben, denen man bereits an der Überschrift die wutverzerrte Visage ihres Verfassers ansieht – dem die Ironie vermutlich gar nicht bewusst ist, die darin liegt, dass ausgerechnet er Andersdenkenden „Hass“ unterstellt. Vermutlich braucht er die Fiktion dieses „Hasses“ um die eigene stalinistische Intoleranz vor sich selber zu legitimieren.

Nichts könnte den Niedergang der liberalen Geisteskultur, den intellektuellen Bankrott des linken Meinungsoligopols in Deutschland schlagender demonstrieren als die Tatsache, dass mit der „Süddeutschen“ die ehedem führende linksbürgerliche Tageszeitung zu einem hetzerischen Propagandablättchen degeneriert. Je mehr die Wirklichkeit den infantilen Illusionen der Linken und Liberalen ins Gesicht schlägt, und je fadenscheiniger die Argumente werden, auf die sie ihre Dogmen stützen, desto wütender verunglimpfen ihre Ideologen den, der die Wahrheit ausspricht, getreu dem Prinzip orientalischer Despoten, den Überbringer der schlechten Nachricht zu köpfen.

Jede utopistische Weltanschauung gerät über kurz oder lang an den Punkt, wo sie totalitär wird, weil sie niemandem mehr einleuchtet; an den Punkt, wo sie auf Terror zurückgreifen muss, weil ihr die Argumente ausgehen. Hetze und Verleumdung sind die Vorboten dieses Terrors.

Das totalitäre Moment solcher Ideologien entfaltet sich schrittweise, verbunden mit ihrer geistigen und moralischen Degeneration. Der Marxismus zum Beipiel war unter Marx ein Gedankengebäude von philosophischer Tiefe und geistiger Kraft; unter Lenin bereits sank er zur technischen Revolutions- und Diktaturanleitung, unter Stalin zur sterilen Polizeiwissenschaft.

In jeder Phase hat die Ideologie die zu ihrem aktuellen Stand passenden Vertreter, an denen man ihren Zustand ablesen kann: zuerst die hochherzigen Idealisten, dann die abgebrühten Zyniker – die aber wenigstens als solche noch eine Art von Respekt abnötigen -, am Ende dann die mediokren Opportunisten.

Dass die bundesdeutsche Leitideologie sich just in diesem Endstadium befindet, in dem sie auf Zensoren, Phrasendrescher und Gesinnungsschnüffler angewiesen ist, kann man unschwer an der epigonalen Drittklassigkeit ihrer Propagandisten ablesen. Es sind nur noch die kleinen, die engstirnigen, die unredlichen, die unkreativen Geister, die sich dafür hergeben, sie zu vertreten. Was sich hierzulande „öffentlicher Diskurs“ nennt, ist diesem Menschenschlag gemäß, der es nötig hat, seine geistige Impotenz durch denunziatorischen Eifer zu kompensieren.

So verachtenswert diese korrupten Kreaturen als Einzelpersonen sind, so gefährlich sind sie in ihrer Masse. Stets sind es die Lakaien, die den Sturz der Herrschaft am meisten fürchten und sie am skrupellosesten verteidigen: die Nullen und Hofschranzen, die von der Gnadensonne leben.

Fragt sich nur, wer in unserem Lande Herrscher ist und wer Höfling? Sonnen sich die Medien in der Gnade der Politik oder umgekehrt? Womöglich beruht die Zählebigkeit der Macht hierzulande darauf, dass sie auf einem Kartell der Lakaien beruht, die sich gegenseitig mit der Gnadensonne bestrahlen. Wo kein benennbarer Herrscher, auch keine Gruppe von Herrschern an der Macht ist, wohl aber ein Schranzenkartell, gibt es niemanden, der gegebenenfalls in Würde abdanken könnte, wohl aber eine Elite (=Auslese) von wahrhaft auserlesener Gemeinheit, die die Herrschaft als solche mit allen Mitteln verteidigen wird.

Wenn die Macht im Lande in den Händen von Lakaien liegt, die sich gegenseitig in den Arsch kriechen, dann liegt darin zweifellos etwas „Demokratisches“. Ich freilich ziehe es vor zu sagen, dass der Bundesrepublik gelungen ist, woran die DDR gescheitert war: nämlich die Diktatur des Proletariats zu errichten.

Die schlimmste Lüge, deren sich ein Herr Kirchner schuldig machen konnte, ist nicht die Behauptung, wir würden den Islam hassen, sondern die, wir würden den Islam hassen. Die islamkritische Szene hat die Phase längst hinter sich, wo ihr Zorn sich gegen den Islam und die Muslime richtete. Die Erkenntnis hat sich herumgesprochen, dass der Islam nun einmal ist, wie er ist: ein soziales System mit konstanten Eigenschaften, deren hervorstechendste die ist, sich überall dort auszubreiten, wo man ihm die Möglichkeit dazu gibt. Ihm daraus einen Vorwurf zu machen ist so absurd, als würde man denselben Vorwurf an einen Ölteppich richten.

Nein, der Zorn, meinetwegen auch der Hass, richtet sich gegen diejenigen, die ihm den Weg freimachen. Vielleicht ahnen das die Propagandaschreiber und vertuschen es, denn in eigener Sache plädiert es sich wenig überzeugend: Nicht der Islam ist der Feind, sondern das ihn fördernde Schranzenkartell.

13 Gedanken zu „Hass auf wen?“

  1. Die “Süddeutsche Zeitung” hat auf ihrem langen Weg in die Gosse eine weitere Etappe zurückgelegt.

    Ja, da heißt es jetzt „Daumen drücken – daß so kurz vor dem Ziel nicht noch die Kräfte schwinden“.       😆

    Ach, übrigens … hat die Südländische eigentlich schon vom Verlag ein Rezensionsexemplar des Buches des Bloggers erhalten?     😆

  2. … wohl aber ein Schranzenkartell, gibt es niemanden, der gegebenenfalls in Würde abdanken könnte, wohl aber eine Elite (=Auslese) von wahrhaft auserlesener Gemeinheit, die die Herrschaft als solche mit allen Mitteln verteidigen wird.

    Und das ist endlich einmal ein Gebiet auf dem die BRD Weltspitze ist – und auch nicht zu befürchten steht, daß sie sich, wie sonst üblich, in Demutsbekundungen und beständiger Versicherung ergeht, dies habe selbstredend nichts mit Nationalem zu tun, sei eigentlich eher zufällig passiert und mitnichten etwa angestrebt worden (Ausnahme ist natürlich ‚die Wirtschaft‘).

    Ich freilich ziehe es vor zu sagen, dass der Bundesrepublik gelungen ist, woran die DDR gescheitert war: nämlich die Diktatur des Proletariats zu errichten.

    Ich habe eher den Eindruck, es handelt sich um das Prekariat – und zwar weniger im materiellen denn im psycho-mentalen Sinne.

  3. Fragt sich nur, wer in unserem Lande Herrscher ist und wer Höfling? Sonnen sich die Medien in der Gnade der Politik oder umgekehrt? Womöglich beruht die Zählebigkeit der Macht hierzulande darauf, dass sie auf einem Kartell der Lakaien beruht, die sich gegenseitig mit der Gnadensonne bestrahlen. Wo kein benennbarer Herrscher, auch keine Gruppe von Herrschern an der Macht ist, wohl aber ein Schranzenkartell, gibt es niemanden, der gegebenenfalls in Würde abdanken könnte, wohl aber eine Elite (=Auslese) von wahrhaft auserlesener Gemeinheit, die die Herrschaft als solche mit allen Mitteln verteidigen wird.

    Manfred, damit bist du sehr viel näher an der Wahrheit, als man vielleicht meinen möchte. Ich habe im ausgeklungenen Semester ein Seminar „Politik und Medien“ besucht, in dem sowohl rot-grüne Politiker als auch Medienvertreter zu Wort kamen, die genau das – natürlich in salbungsreicheren und positiv konnotierten Worten – dargelegt haben. Politische Klasse und Medienvertreter bilden eine symbiotische „Schicksalsgemeinschaft“, in der keiner von beiden alleine im bestehenden System überlebensfähig ist.

  4. Richtig, sehe ich auch so, der Islam ist nicht das Problem, sondern das rechtsstaatszerstörende Medien-Schranzenkartell, das Fürsprecher der Freiheit und des Rechtsstaats systematisch verleumdet (Heisig, Sarrazin, Broder, Kelek, usw……). Die meisten Blogger schnallen das noch nicht. Man muß momentan gar nicht so sehr über die schreiben, die Gewalttaten verüben, sondern über die, die über sie (im Schranzenkartell) nicht wahrhaftig berichten oder sie verschweigen. Ihnen muß die volle Schärfe der Kritik gelten.
    Das mit dem Ölteppich ist übrigens ein treffendes Bild.

  5. Präzise Medienkritik ist viel zielgerichteter. Und man hat dabei auch nicht die üblichen Beleidigten gegen sich, weil sie a) keinen Grund haben, sich angegriffen zu fühlen (von ihnen ist dann allenfalls sekundär die Rede) und b) weil sie Medienkritik evtl. gar nicht wahrnehmen (es geht ja auch nicht um sie).

  6. AMEN!
     
    Auch die Positivbespiele (Focus feuert seit 5 Wochen aus allen Rohren, was Konservatismus, Sarrazin, Islamkritik und neue Rechtspartei angeht, auf RTL redet Spiegel TV vom „linken Mob“, der versucht Sarrazins Lesung zu stören und stellt die Salafisten als das dar, was sie sind) können in diesem Zusammenhang nicht wirklich Aufbruchstimmung erzeugen. Die Angst ist zu groß, dass wir ein paar Wochen erregt debattieren und dann zur Tagesordnung übergehen.
     
     

  7. Ja … da nehme ich doch mal stark an, daß der Blogger wohl eher nicht zu ‚runden Geburtstagen‘ und weiteren Festlichketen in der Prantl-Etage eingeladen werden wird. Sehen wir den Dingen ins Auge: Eíne innige, tiefe Freundschaft zwischen euch … wirds in diesem Leben wohl eher nicht mehr geben…      😆 

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