Wenn ich ein Lehrbuch über wissenschaftlich verbrämte Desinformation und deren propagandistische Aufarbeitung in den Medien schreiben wollte, so hätte dieser Artikel in der „Welt“, verfasst von einem gewissen Matthias Kamann, gute Aussichten, darin berücksichtigt zu werden:
Die Geburtenrate von Einwanderinnen der zweiten Generation hat sich in Deutschland der von Einheimischen weitgehend angepasst. Zwar sind Einwanderinnen, die hier geboren wurden, bei der Heirat im Durchschnitt zwei Jahre jünger als Deutsche und werden entsprechend früher Mutter. Doch finden sich dann bei der Kinderzahl kaum noch Unterschiede zu Frauen ohne Migrationshintergrund. Zu diesem Ergebnis kommt die Demografin und Soziologin Nadja Milewski in ihrer Dissertation „Fertility of Immigrants. A Two-Generational Approach in Germany“, die an der Universität Rostock gerade veröffentlicht wurde.
Eine Dissertation, veröffentlicht an einer deutschen Universität über ein Thema der deutschen Gesellschaftspolitik in englischer Sprache – an sich schon Grund genug, dieses Machwerk zu ignorieren. Da wir aber davon ausgehen müssen, dass die linke Desinformationsmaschinerie sich gerade dieser Untersuchung besonders annehmen wird, bleibt mir nichts anderes übrig, als es ebenfalls zu tun:
Entkräftet werden damit zwei Thesen, die in der Einwanderungsdebatte immer wieder vorgebracht werden. Zum einen, dass Einwanderer wegen einer höheren Geburtenrate den Bevölkerungsrückgang längerfristig aufhalten könnten. Zum anderen, dass sie die Deutschen auf lange Sicht zur Minderheit machen würden.
Und selbstredend fällt dem Schreiberling nicht auf, dass die zweite Schlussfolgerung selbst dann nicht aus der Studie folgen könnte, wenn die erste richtig wäre: Angenommen, die Geburtenrate der Migrantinnen würde tatsächlich auf das Niveau der Einheimischen fallen, wie würde unsere Politik dann reagieren? Indem sie die Schleusen für Immigration noch weiter öffnet und uns erst recht in die Minderheit drängt, wie denn sonst?
Dass beide Thesen unhaltbar sind, zeigt Milewski bei der Auswertung von umfangreichem Datenmaterial aus dem Soziodemografischen Panel, für das zwischen 1984 und 2004 gut 5000 westdeutsche Frauen sowie Einwanderinnen der ersten und zweiten Generation aus der Türkei sowie Süd- und Südosteuropa befragt wurden. Wenn diese Frauen das 35. Lebensjahr vollendet hatten, so stellte Milewski fest, gab es drei und mehr Kinder bei 18,5 Prozent der deutschen Frauen, aber nur bei 15 Prozent der Griechinnen in der zweiten Einwanderergeneration und bei 15,4 Prozent der in Deutschland geborenen Frauen aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens.
Einen höheren Anteil von kinderreichen Frauen als bei Deutschen gab es in der zweiten Generation nur bei Italienerinnen (33,3 Prozent) und Türkinnen (34,2), wobei aber auch hier die Zahlen von der ersten zur zweiten Generation deutlich zurückgegangen waren. Türkische Migrantinnen der ersten Generation hatten im Alter von 35 Jahren noch zu 58,8 Prozent drei und mehr Kinder, bei den Italienerinnen betrug dieser Anteil bei den ersten Einwanderinnen noch 43,6 Prozent.
Nachdem oben, d.h. in Überschrift und Einleitung noch von „Migrantinnen“ schlechthin die Rede war, erfahren wir nun, dass der Fall bei Türkinnen ganz anders liegt. Entsprechend dem vertrauten Muster, das ich schon einmal in meinem Artikel „Kloakenschreiber“ analysiert habe:
„Solche Einleitungen setzen einen Kontext und suggerieren ein bestimmtes Vorverständnis. So setzt man dem Medienkonsumenten eine ganz bestimmte Brille auf die Nase und kann sich darauf verlassen, dass neunzig Prozent aller Leser, nämlich die, die immer noch Vertrauen zu den Medien haben, die nun folgenden Informationen genau entlang dieser Vorgabe interpretieren werden.
Der Schreiber kann es sich jetzt sogar leisten, gegenläufige Fakten zu nennen: Der Leser wird es nicht merken! Er wird jeden Widerspruch zwischen dem vorgegebenen Tenor und den anschließend referierten Fakten zugunsten der Vorgabe auflösen. Sogar Informationen, die die vorgegebene Interpretation eindeutig widerlegen, werden so aufgefasst, als hätten sie sie bestätigt.“
Aber schauen wir uns ruhig noch einmal die Zahlen selbst an: Untersucht werden ausschließlich Türkinnen und Südeuropäerinnen, die zusammengenommen die „Migrantinnen“ ausmachen. Dass allein ein Drittel der hier lebenden Muslime nicht aus der Türkei stammen, und dass Frauen aus dem Nahen Osten und Afrika deutlich höhere Kinderzahlen aufweisen als selbst die Türkinnen, fällt unter den Tisch. (Alle Zahlen und Grafiken stammen aus meinem Artikel „Demographischer Djihad und der Selbstmord des deutschen Volkes“).
Und die zumindest suggerierte Schlussfolgerung, in der zweiten Generation gleiche sich das Gebärverhalten von Migrantinnen dem von deutschen Frauen an, ist erst recht nicht haltbar, wie sich Jeder ausrechnen kann, der bedenkt, dass allein die Türkinnen so zahlreich sind wie alle Südeuropäerinnen zusammen, dass die Italienerinnen laut den Zahlen so gebärfreudig sind wie die Türkinnen (nämlich knapp doppelt so sehr wie die Deutschen), und dass die Behauptung von der „Angleichung“ (im Durchschnitt aller betrachteten Migrantinnen) daher selbst dann nicht stimmen könnte, wenn alle anderen Südeuorpäerinnen überhaupt keine Kinder bekommen würde.
Wenn man sich nun die Grafik anschaut, ahnt man auch, warum Familien mit „drei und mehr Kindern“ betrachtet wurden, nicht aber solche mit vier und mehr Kindern. Beträgt nämlich das Verhältnis knapp 2 zu 1 zugunsten der Türkinnen bei Familien ab drei Kindern, so schnellt es auf über 4 zu 1 bei Familien ab vier Kindern (und dieser Effekt kann nicht allein darauf zurückgeführt werden, dass in der neuen Studie nur die Familien von Migrantinnen der zweiten Generation betrachtet werden). Anders gesagt: Türkische Familien mit mehr als drei Kindern sind im Durchschnitt deutlich kopfstärker als deutsche.
Frauen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, neigen folglich durchweg dazu, weniger Kinder zu bekommen als ihre „Mütter“ und nähern sich somit der niedrigen Fertilität deutscher Frauen an. „Frauen der zweiten Migrantengeneration haben sich dem Geburtenverhalten von deutschen Frauen nahezu angepasst“, sagt Milewski, die für ihre Forschungen kürzlich den Joachim-Jungius-Förderpreis der Universität Rostock erhielt.
Man fasst es nicht!
Und Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien waren in der zweiten Generation sogar schon weiter: Sie waren im Alter von 35 Jahren häufiger kinderlos, nämlich zu 23,1 Prozent, als deutsche (17,9).
Da darf man dann schon einmal unter den Tisch fallen lassen, dass nach der von der „Welt“ selbst veröffentlichten Grafik die Entwicklung bei den Türkinnen genau umgekehrt verläuft: Dass nämlich kinderlose Frauen in der zweiten Generation noch seltener sind als in der ersten: Den 17,9 Prozent kinderlosen Deutschen stehen inzwischen nur noch gerade einmal acht Prozent kinderlose Türkinnen gegenüber:
Mit anderen Worten: Selbst wenn extrem große Familien in der zweiten Generation seltener werden, werden völlig kinderlose Frauen es auch, zumindest bei den Türkinnen. Und dreimal dürfen wir raten, warum die Studie bzw. der sie referierende Schreiber nicht einfach die durchschnittlichen Kinderzahlen von Frauen der zweiten Generation nennt.
Entsprechend nähern sich Migrantinnen bei der Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu bekommen, den deutschen Frauen an. War bei Einwanderinnen der ersten Generation, die kinderlos nach Deutschland gekommen waren, jene Wahrscheinlichkeit noch zweieinhalb Mal höher als bei Deutschen, so liegt sie bei den Töchtern der Migrantinnen nur noch 1,2 Mal über dem Wert der Deutschen.
Dass 38 Prozent aller hier lebenden Türken Partner aus der Türkei heiraten, braucht man auch nicht zu erwähnen. Sonst könnte ja auffallen, dass die kinderreichere erste Generation ständig neu aufgefüllt wird. Aber der Hammer kommt erst jetzt:
Rechnet man dann noch, wie Milewski es getan hat, sozioökonomische Faktoren heraus, berücksichtigt man also, dass Migrantinnen im Durchschnitt ärmer und weniger gebildet sind und dass auch Deutsche aus unteren Schichten mehr Kinder haben und früher gebären, so muss man feststellen, dass in der zweiten Generation die Herkunft als solche so gut wie bedeutungslos für das Gebärverhalten ist. „Migrantinnen“, so folgert Milewski, „weisen nicht, wie oft angenommen, höhere Geburtenzahlen auf als deutsche Frauen.
Wenn ich siebzig Prozent aller Türkinnen (oder meinetwegen auch Migrantinnen) herausrechne – nämlich die ärmeren, und den Migrantinnen ein Qualifikations-, Berufs- und Einkommensprofil andichte, das sie gar nicht haben, dann komme ich zu dem Ergebnis, dass sie „nicht, wie oft angenommen, höhere Geburtenzahlen auf als deutsche Frauen“ aufweisen. Und „widerlege“ auf der Basis dieser völlig fiktiven Annahmen, „dass sie die Deutschen auf lange Sicht zur Minderheit machen würden“.
Welch ein Hohn!
Mit einem solchen Machwerk kann man heute also promovieren. Wir sollten den Herren Professoren, die dafür einen Doktortitel herausgerückt haben, freilich auf keinen Fall unterstellen, sie hätten desinformieren wollen.
Wahrscheinlich wollten sie einfach nicht zugeben, dass sie kein Englisch können.
Und was steht unter dem Artikel in der „Welt“?
Na sowas!
Mal wieder sehr gut aufgedröselt! Klasse!
Lieber Manfred, kannst du noch ganz kurz was zur ersten Grafik sagen? Sind die Zahlen die Anzahl der Geburten? Sind Einheimische Deutsche? Ist Afrika Afrika oder Afrikaner in Deutschland?
Die Grafik erschließt sich mir noch nicht….
Gruß WSD
Ich versteh das nicht? Sorry Manfred! Liegt das an mir?
@ WSD: Ich weiß nicht, wie Du die Texte erstellst, aber irgendetwas machst Du wohl verkehrt, wenn immer die Steuerbefehle mitkommen. Am besten, Du gibst die Kommentare entweder direkt ins Eingabefenster ein, oder Du schreibst sie mit einer Textverarbeitung als unformatierten Text. Mit Word geht es; um ganz sicherzugehen, kannst Du aber auch z.B. WordPad verwenden.
So, da haben wir’s. Wieder.
Angesichts dieser Wühlarbeit und sozusagen zwanghaften Verleugnung der Islamisierung und Umvolkung frage ich mich, ob wir wirklich irgendwas bewirken können.
Zu diesem einen Beispiel gibt es ja nun tausende weitere, die alle die Realitätsverleugnung und -verweigerung dokumentieren. So gut dein Buch ist, Manfred, so wenig dringen die Argumente dorthin durch, wo sie vonnöten wären.
Es ist immer wieder das gleiche
– die sind doch alle friedlich
– die bekommen auch nicht mehr Kinder als wir
– was willst du denn machen, wir können die ja kaum alle wieder zurückschicken
– wenn die USA erst mal aus Nahost raus ist (und – nicht mitgesagt, nur mitgedacht – Israel vernichtet ist), dann beruhigen die sich schon
– In zwanzig Jahren sind wir halt eine moslemische Republik. Was willst du machen?
Geradezu gebetsmühlenartig werden diese immergleichen „Argumente“ in verschiedensten Versionen wiederholt.
Dass man mit noch bekloppteren Themen promovieren kann (Methode in etwa: Man werfe einen Dartpfeil und male dann das Dartbrett drumherum) ist leider eine Tatsache.
Kewil hatte sich jüngst über eine immer wieder in der Welt erschienene Grafik aufgeregt, in der die Türken nicht vorkommen. Ein Leser hat dann die Türken in das Diagramm mit reingetan – und die Grafik war auf einmal sechs mal größer.
Es gibt keinen demographischen Dschihad, die Erde ist eine Scheibe und niemand hat vor eine Mauer zu bauen.
Danke, jetzt versteh ich auch die Tabelle! 🙂
Bzgl. Steuerbefehle, dann liegt es an der Formatierung in Word.
P.S. Bald ist das Buch da, dann brauch ich nicht mehr soviel zu fragen…
@ WSD: In der Grafik wird nach ethnischer Herkunft bzw. Migrationshintergrund gegliedert. Die Prozentanteile ist der Anteil der Familien ab vier Kindern, gemessen an der Anzahl von Familien in der jeweiligen Herkunftsgruppe insgesamt. Ich habe gerade gemerkt, dass ich die Bildunterschrift vergessne habe, und habe das jetzt nachgeholt. Näheres in meinem Artikel „Demographischer Dschihad…“:
https://korrektheiten.com/2010/08/11/2009/05/01/demographischer-djihad-und-der-selbstmord-des-deutschen-volkes/
Komisch, es gibt anscheinend zwei Artikel dazu. Im gestrigen war nämlich folgende Unglaublichkeit zu lesen:
Während Migrantinnen, die heute nach Deutschland kommen, oft eine hohe Qualifikation haben, war dies vor einigen Jahren noch anders. Da kamen Frauen vor allem im Zuge der Familienzuführung nach Deutschland und arbeiteten in der Regel nicht, weil sie zu Beginn des Aufenthaltes keine Arbeitserlaubnis erhielten. Das begünstigte eine frühe Familiengründung und eine höhere Kinderzahl.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article8924001/Migranten-bekommen-nicht-mehr-Kinder-als-Deutsche.html
Ja, das ist mir auch schon aufgefallen, diese Massen an hochqualifizierten Türkinnen seit neuestem…
Das war kein zweiter Artikel, das gehörte zum Rest des Artikels, auf den ich nicht mehr gesondert eingegangen bin.