Zu den neuen Vorwürfen gegen Bischof Mixa

Nun soll sich Walter Mixa also auch noch sexuell an einem Minderjährigen vergangen haben. Wer traut ihm das zu? Ich nicht.

Dass er Kinder geschlagen haben soll, ist eine Sache, und zwar eine, die durchaus zu einem altmodischen Verständnis von „Erziehung“ passt. Sexueller Missbrauch ist etwas vollkommen anderes, und es lohnt sich, die bekannten Fakten genauer unter die Lupe zu nehmen:

Die Vorwürfe stammen, nach allem, was man bisher weiß, nicht von dem mutmaßlichen Opfer selbst, sondern sind von dessen „Umfeld“ – was immer das heißen mag – dem Missbrauchsbeauftragten des Bistums Augsburg gemeldet worden. Das Bistum hat daraufhin die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, ganz so, wie die Kirche das auch für künftige Verdachtsfälle versprochen hat.

Die verkürzte Medienversion lautet freilich „Bistum zeigt Bischof an“ und verleiht der Anschuldigung damit eine Glaubwürdigkeit und ein Gewicht, die sie per se nicht hat. Die Staatsanwaltschaft führt pflichtgemäß Vorermittlungen – das Rechtsstaatsprinzip lässt ihr da gar keinen Spielraum. Was konkret auf dem Tisch liegt, ist also die Behauptung einer unbekannten Person, ein Dritter habe gesagt, Mixa habe ihn missbraucht. Allein dies ist schon Grund genug, an die Unschuldsvermutung zu erinnern.

Weiter: Dieser Missbrauch soll zwischen 1996 und 2005 stattgefunden haben, als Mixa bereits Bischof war. Das ist doch merkwürdig: Aus seiner Zeit als Stadtpfarrer liegen Anschuldigungen ehemaliger Heimzöglinge vor, Mixa habe sie geschlagen, und obwohl die Presse offenkundig gezielt nach Material gegen den Bischof gesucht hat, war von sexuellem Missbrauch im Hinblick auf diese Zeit niemals die Rede – was nur bedeuten kann, dass dergleichen damals nicht stattgefunden hat.

Wenn wir nun hypothetisch annehmen, Mixa sei pädophil – ist es dann vorstellbar, dass er diese Neigung bei den Heimzöglingen unterdrückt hat, als er ihr relativ unauffällig hätte frönen können, später als Bischof aber nicht, als er damit einen Skandal riskiert hätte? Das passt doch nicht. Der Umkehrschluss lautet, dass die hypothetische Prämisse falsch und Mixa eben nicht pädophil ist.

Nun rächt sich freilich, dass Mixa nicht sofort die Wahrheit gesagt hat, als es „nur“ um den Vorwurf der Prügelpädagogik ging. Wäre er von Anfang an aufrichtig gewesen, dann könnte er die jetzt erhobenen Vorwürfe mit einem einfachen Dementi locker vom Tisch fegen. Indem er seine eigene Glaubwürdigkeit erschüttert hat, hat er sich angreifbar gemacht, und hat jetzt seine liebe Not, auch solche Vorwürfe abzuwehren, die an sich in hohem Maße unglaubwürdig und wahrscheinlich auf bloße Trittbrettfahrerei zurückzuführen sind. Der Fluch der bösen Tat.

7 Gedanken zu „Zu den neuen Vorwürfen gegen Bischof Mixa“

  1. Interessant ist vor allem der Zeitpunkt, zu dem diese Anschuldigungen mit maximalem Medien-Ballyhoo lanciert wurden: für heute war die päpstliche Entscheidung zu Mixas Rücktrittsgesuch angekündigt – und ist wie erwartet ausgefallen. Das wird in der Öffentlichkeit natürlich wie eine Verurteilung Mixas durch den hl. Stuhl – auch die neuesten Vorürfe betreffend – wahrgenommen werden.

    Die Aktion ist dabei so durchsichtig, dass ich hoffe, die Drahtzieher könnten sich hier vielleicht etwas zu weit vorgewagt haben.

    Auch wenn ich Mixa persönlich eher unsympathisch finde würde es mich sehr überraschen, wenn sich von den jüngsten Vorwürfen irgendwas bewahrheiten würde. Aber wen interessiert das dann noch?

    Die Hintergründe des Mixa-Skandals aufzuklären ist mit Sicherheit eine lohnende Aufgabe für einen investigativen Journalisten!

  2. Das Kesseltreiben der Medien hat in Mixa ein Opfer gefunden. Er war wohl wegen seines Nichtzugebens von Ohrfeigen sozusagen „sturmreif“, und das hat man nun geschafft. Gestern nachmittag im ZDF wurde die Nachricht zelebriert, mit einem Umschalten zur externen Reporterin, die Vorverurteilung war verbal klar („Wie lange, glauben Sie, kann sich Mixa noch halten?“).

    Ich beobachte oft (zu meinem Entsetzen, ich bin kein Katholik), mit welchem Haß viele Leute gegen die Kirche sprechen. Jetzt fühlen diese Leute sich bestätigt („ich habe das schon immer gewußt“). Es ist letztlich das Johlen des Mobs. Es schaudert mich, wenn ich das sehe.

    Nach Mixa wird man andere finden. Nicht Gegenstand der Attacken der Medien ist selbstverständlich die alltägliche Gewalt gegen Kinder und Frauen im Islam. Da schaut man lieber weg. Welch unglaubliche Heuchelei!

  3. In diesen Tagen ist der ehemalige Augsburger Bischof Mixa der wohl einsamste Priester Deutschlands.

    Als Kind Gottes jedoch ist er in der sicheren Hand des Herrn. Dies ist der Trost, der ihn stärken mag.

    Laudetur Jesus Christus.

  4. Unschuldsvermutung brauchen wir keine mehr. Das Beispiel Mixa zeigt, dass die überholten bürgerlichen Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit früher oder später durch fortschrittlichere, an heidnische Traditionen anknüpfende Rechtsinstitute wie den Übersiebnungseid ersetzt werden.

    Aber jetzt, wo Mixa weg ist, suchen wir das ultimative Missbrauchsopfer, das vom Papst persönlich betatscht worden sein will.

    Alles zum Casting hier:

    http://bluthilde.wordpress.com/2010/05/08/exklusiv-bei-bluthilde-offizielles-papstopfer-casting/

  5. Aus dem ‚Donaukurier‘ vom 09.05.2010

    „Was wird hier bloß gespielt“


    Eichstätt (DK) Die „Causa Mixa“ nimmt immer groteskere Züge an. Seit Samstag sieht sich der 26-jährige Eichstätter Marco Schneider dem Vorwurf ausgesetzt, der Betroffene des neuesten Missbrauchsvorwurfs gegen den jetzt emeritierten Bischof zu sein. Nur: Schneider weist dies entschieden zurück.

    Die Nachricht erhielt er am Samstag kurz vor zwölf Uhr mitten im Ehevorbereitungsseminar. Er sei, so teilte ihm eine Freundin mit, auf der Internetseite von kreuz.net als derjenige veröffentlicht, der von Bischof Walter Mixa missbraucht worden sei. Zwar habe nicht er die Vorwürfe erhoben, sondern sie seien aus seinem Umfeld verbreitet worden. Ob dies allerdings mit ihm abgesprochen sei, sei offen, heiße es dort.

    Marco Schneider (26) war wie vom Schlag gerührt. „Da ist nichts, aber auch überhaupt nichts dran“, sagt er gegenüber dem DONAUKURIER, nachdem sich der Schock etwas gelegt hat. Und über seinen Rechtsanwalt Thomas Obermeier lässt er dann unter Nennung seines vollen Namens und in die Offensive gehend am Nachmittag – Papst Benedikt XVI. hatte inzwischen das Rücktrittsgesuch des Augsburger Bischofs Walter Mixa angenommen – erklären: „Unser Mandant weist die auf der betreffenden Internetseite aufgestellte Behauptung, er sei vom inzwischen emeritierten Bischof von Augsburg, Dr. Walter Mixa, missbraucht worden, entschieden zurück.“ Auch die Behauptungen, „dass unser Mandant Priesteramtskandidat war und ehrenamtlich in den Büros des Eichstätter Ordinariats gearbeitet habe“, seien falsch.

    Kontakt mit der Ingolstädter Staatsanwaltschaft, die bekanntlich Vorermittlungen wegen des Verdachts des Missbrauchs gegen Walter Mixa aufgenommen hat, hatte Schneider keinen. „Auf mich ist kein Ermittler zugekommen“, sagt er.
    Dass die Staatsanwaltschaft Ingolstadt bislang nicht auf den 26-Jährigen zugegangen ist, hat einen einfachen Grund. „Wir haben keine Namen“, so der leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walter. Bekannt sei der Staatsanwaltschaft lediglich ein Ansprechpartner bei der Diözese. Diese habe angeblich einen Namen. Ob es sich dabei um den Eichstätter handelt oder nicht, wird sich im Lauf der kommenden Woche herausstellen, wenn die Staatsanwaltschaft im Zuge der Vorermittlungen mit der Diözese detaillierte Gespräche führen wird.

    Tatsächlich war Marco Schneider nie Priesteramtskandidat oder, wie es tags darauf in „Bild am Sonntag“ heißt, angehender Priester. Er war während Mixas Eichstätter Zeit als Bischof (1996 bis 2005) Ministrant im Dom, gehörte dem von Mixa gegründeten „Interessentenkreis für Glaubens- und Lebensfragen“ an und zählte zum engeren Umfeld des Bischofs. Während dieser Zeit war er auch häufiger mit Mixa bei Jugendfahrten oder Ausflügen unterwegs. Eine kurze Zeit lang vertrat er hin und wieder den Chauffeur des Bischofs.
    Doch den Weg zum Priester schlug er nicht ein. Nach dem Abitur studierte er an der Fakultät für Religionspädagogik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, bevor er das Studium abbrach und ein Volontariat bei einer Wochenzeitung begann.
    „Natürlich stand ich dem Bischof nahe“, sagt er unumwunden. Aber er sei von Mixa weder sexuell noch sonst wie missbraucht worden, noch habe er diese Vorwürfe verbreitet oder verbreiten lassen. Er sei während Mixas Eichstätter und auch während dessen Augsburger Zeit immer loyal zum Bischof gestanden.

    Die Vorwürfe gegen Mixa hätten ihn schockiert, und er halte sie nach wie vor für völlig abwegig, erklärt er am Samstagnachmittag im Jugendhaus Schloss Pfünz, in das er sich mit seiner Verlobten und dem Jugendpfarrer der Diözese Eichstätt, Martin Geistbeck, sowie Rechtsanwalt Thomas Obermeier zur Beratung zurückgezogen hat. Auch Geistbeck, der bei Jugendfahrten mit Mixa und Schneider dabei war, ist konsterniert. „Was wird hier bloß gespielt“, fragt er.

    Für Schneider ist das kein Spiel mehr. Er scheint zum zum Opfer eines intrigenreichen Machtkampfes geworden zu sein, an dessen Ende der Rauswurf Mixas steht, und in dem er ihm nun den letzten Stoß versetzt haben soll.
    Denn kaum war durchgesickert, der Papst wolle das Rücktrittsgesuch Mixas vorerst nicht annehmen, wenn nicht noch etwas passiere, schon wurde mit den Vorwürfen wegen Missbrauchs eines Minderjährigen nachgelegt. Und das als erzkonservativ geltende kreuz.net wird mit der am Samstag um 11.27 Uhr ins Netz gestellten Behauptung, den – angeblichen – Betroffenen zu präsentieren, konkreter. Eine gute halbe Stunde später gibt der Vatikan bekannt, dass das Rücktrittsgesuch angenommen sei.

    „Ein abstoßender Intrigantenstadel, bei dem keine Rücksicht mehr selbst auf die Treuseten der Treuen genommen wird“, heißt es hinter vorgehaltener Hand in Eichstätter Kirchenkreisen, aus denen die Vorwürfe gegen Mixa und Schneider zu kommen scheinen. Auch die Verlobte Schneiders, mit der er in ein paar Monaten vor den Traualtar tritt, ist entsetzt: „Da soll jemand fertig gemacht werden“, sagt sie. Und mit welcher Unverfrorenheit hier persönliche Daten und Fotos ohne Rücksprache ins Netz gestellt würden, sei entsetzlich. Dabei hatte kreuz.net noch getitelt: „Man frage den Betroffenen am besten gleich selber“.

    Die Diözese Eichstätt werde die Angelegenheit mit Bischof Gregor Maria Hanke besprechen und eventuell Kontakt mit dem Augsburger Generalvikariat aufnehmen, erklärt Generalvikar Johann Limbacher auf Anfrage. Rechtsanwalt Thomas Obermeier sieht wenig Chancen auf Erfolg für den Fall dass er rechtliche Schritte einleiten würde . Gegen kreuz.net vorzugehen sei so gut wie aussichtslos, sagt er.

    Von Hermann Redl

  6. Es muss einen schon wundern, wenn einerseits Gewalttäter wie z. B. Joschka Fischer, der mit Steinen, Holzlatten und möglicherweise sogar Brandsätzen (Molotow-Cocktails) auf Polizisten losgegangen ist, unbehelligt bleiben, während andererseits Bischof Mixa, der möglicherweise früher mal Ohrfeigen gegeben hat (was zur damaligen Zeit nicht unüblich war) durch die Medienlandschaft geschleift werden.

    Hier liegt zumindest eine verzerrte Wahrnehmung vor, wenn nicht sogar böse Absicht.

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