Edmund Burke schrieb 1790 in seinen „Reflections on the Revolution in France“ über einen englischen Geistlichen, der in seinen Predigten Propaganda für die Französische Revolution machte:
„Am 4ten November des vorigen Jahres hielt Doktor Price, ein ausgezeichneter non-konformistischer Geistlicher in einem Versammlungshause der Dissenters in der Old Jewry vor seinem Club oder seiner Gemeinde eine höchst merkwürdige buntscheckige Rede, worin einige gute und nicht übel ausgedrückte moralische und religiöse Gesinnungen unter einem seltsamen Gemengsel politischer Meinungen und Reflexionen, bei deren Mischung und Zubereitung die französische Revolution der Hauptbestandteil war, aufgetischt wurden. (…)
Wenige Kanzelreden … haben den Geist der Mäßigung in so hohem Maße verleugnet als diese Vorlesung in der Old Jewry. Gesetzt aber auch, dass etwas der Mäßigung Ähnliches in dieser Rede zu finden wäre, so bleibt es doch ausgemacht, dass Politik und die Kanzel wenig miteinander zu schaffen haben. In einer Kirche muss kein anderer Schall zu hören sein als die trostreiche Stimme christlicher Liebe. Bei einer solchen Vermengung aller Verhältnisse gewinnt die Sache der bürgerlichen Freiheit und der bürgerlichen Verfassungen so wenig als die Sache der Religion. Die, welche ihren eigentümlichen Platz verlassen und nach einem fremden ringen, der ihnen nicht zukommt, verstehen gewöhnlich den, welchen sie verlassen, ebensowenig zu bekleiden als den, zu welchem sie sich drängen. Unbekannt mit der Welt, in die sie sich so gern mischen wollten, und unerfahren in allen ihren Angelegenheiten, über die sie mit so rascher Zuversicht absprechen, haben sie nichts von der Politik erhascht als die Kunst, einige Leidenschaften zu erregen. Wahrlich, die Kirche ist ein Ort, wo man sich wohl auf einen einzigen Tag einen Waffenstillstand in menschlichen Streitigkeiten und Erbitterungen gefallen lassen könnte.“
(Edmund Burke, Betrachtungen über die Französische Revolution, zit. n. ders./Friedrich Gentz, Über die Französische Revolution. Betrachtungen und Abhandlungen, hrsg. v. Hermann Klenner, Akademie Verlag, Berlin 1991, S. 61ff.)
Warum kommt mir das nur so aktuell vor?