Eine Studentin syrischer Herkunft soll auf einem Parkplatz in der Nähe der Göttinger Universitätsbibliothek von vier Männern angegriffen und verprügelt worden sein. Es soll sich um Neonazis handeln. Ich behaupte nicht, dass solche Dinge nicht vorkämen.
Merkwürdig ist allerdings, dass das Opfer drei der vier Angreifer detailreich beschrieben hat und sich sogar die Augenfarbe eines der Angreifer gemerkt haben soll.
Merkwürdig ist, dass es nachmittags um drei Uhr auf dem Parkplatz einer Universitätsbibliothek keine Zeugen gegeben haben soll.
Noch merkwürdiger ist, dass der Überfall in nur zweihundert Meter Entfernung von einem Demonstrationszug von Linksautonomen stattgefunden haben soll.
Merkwürdig und ein frappierender Zufall ist, dass die Mutter des Opfers „Mitglied im Braunschweiger Ausschuss für Integrationsfragen“ ist, und dass sie, und nicht etwa ihre Tochter die Tat bei der Polizei angezeigt hat.
Merkwürdig bis grotesk ist schließlich, dass „Neonazis“ eine aus Syrien stammende deutsche Staatsangehörige auffordern, sie möge „endlich deutsch“ werden: Neonazis sind Leute, die es für naturgemäß unmöglich halten, das Ausländer „deutsch werden“.
Es fällt schwer, sich nicht an die Hakenkreuzschmierereien von Dresden erinnert zu fühlen, wo „Neonazis“ ein Gleichheitszeichen zwischen ihr Hakenkreuz und einen Davidsstern gesetzt haben und „Killers of Children“ geschrieben haben sollen – alles Dinge, die bei Neonazis völlig absurd sind, aber genau den Mustern palästinensischer Propaganda entsprechen. Und natürlich fällt mir bei solchen Gelegenheiten der denkwürdige Satz „Jetst alle sterben“ ein, mit dem „Neonazis“ unsere Sprache bereichert haben sollen.
Gar nicht merkwürdig, sondern ekelerregende Normalität ist, dass trotz dieser offenkundigen Ungereimtheiten kein einziger Journalist der Mainstreampresse das jämmerliche bisschen Mumm aufbringt, hinter die Schlagzeile „Muslimin in Göttingen wegen Kopftuch verprügelt“ wenigstens ein Fragezeichen zu setzen.
Das klingt absurd. Ich habe mehr als 20 Jahre in Göttingen gelebt, die Stadt ist fest in der Hand der Linksautonomen. Direkt in Sichtweite des alten jüdischen Friedhofs wurde 2006 eine Moschee gebaut; der Friedhof wurde in den 90er Jahren geschändet, ohne dass man irgendeinen Neonazi hätte überführen können, danach hat das Göttinger Tageblatt nichts mehr über die Friedhofsschändung geschrieben. Ansonsten hat es nie einen Übergriff speziell gegen Moslems gegeben. Die ganze Stadt wird seit 30 Jahren von linken Gewalttaten heimgesucht, daran haben sich die Göttinger aber gewöhnt, wie an schlechtes Wetter.
Die Meldung ist auch noch nicht über die Provinzpresse hinausgedrungen – ernst wird es erst, wenn die überregionale Qualitätspresse eine Kampagne fährt. Das glaube ich aber nicht, das Göttinger Tageblatt hinkt mal wieder der Entwicklung hinterher.
Ich persönlich rechne die taz ja nicht zur „Qualitätspresse“, allerdings wüsste ich auch nicht, welches deutsche Presseorgan man überhaupt so nennen dürfte. Tatsache ist aber, dass die taz überregional ist, und sie hat es gebracht:
http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/kopftuch-bedeutete-schlaege/
Nee, auf dem Parkplatz des Uni-Campus an der Weender Landstrasse wird sich kein Neonazi blicken lassen, und wenn, käme er nicht mehr ohne Blessuren aus der Stadt heraus. Der Campus liegt mitten im Stadtzentrum, es ist auch im kleinen Göttingen noch ein weiter Weg aus der Stadt heraus … das passt alles nicht. Aber das Provinzblättchen möchte wohl doch noch mal in die internationalen Schlagzeilen geraten, sei es mit negativen Schlagzeilen…..
@Manfred: ich bin erst beunruhigt, wenn SPIEGEL, WELT und BILD eine Kampagne fahren, ähnlich Sebnitz und Mügeln.
Für das Feindbild „Ostdeutsche Nazi-Kleinstadt“ taugt Göttingen aber nicht.
Die TAZ ist zwar überregional, aber dann doch zu sektiererisch für eine Bundesweite Kampagne aus allen Rohren…
Dein Wort in Allahs Ohr. 😀
Ich verstehe nicht, warum hier einige schreiben, der Bericht sei unglaubwürdig. Die Aggressionen gegen kopftuchtragende Frauen sind bekannt, ob die Täter Neonazis waren oder ’nur‘ rassistisch. Mit dem Schlagwort des ‚Islamofaschismus‘ wird seit einiger Zeit sogar eine Art Theorie zur Rechtfertigung rassistische Diskriminierung von Angehörigen muslimischer Länder geliefert. Die Wortführer dieser Ideologie verstecken ihren Haß auf Immigranten unter dem Deckmantel einer Ablehnung von Kleidungsstücken. Ist das nicht schon geisteskrank? Aber jeder, der sich in der deutschen Geschichte auskennt, der weiß, dass es in den 20er und 30er Jahren des 20.Jh. auch die Kleidung von Immigranten war, die rassistischen Zorn hervorrief: die Kleidung und Haartracht sogenannter ‚Ostjuden‘. Heutige Rassisten, die sich zwar nicht in direkte Nachfolge der Nazis stellen wollen, aber genauso denken, bastelten sich daher die Ideologie des ‚Islamfaschismus‘, projezieren deutsche Geschichte seitenverkehrt auf alles, was ihnen nicht paßt und demonstrieren gegen Moscheebauten mit Israelfahnen. Traurig.
. . . schreibt ein Kommentator zu dem taz-Artikel.
@Before_Dawn: der von dir zitierte Kommentar aus der TAZ bringt es auf den Punkt und offenbart die ganze Strategie. Die Musliminnen werden bewußt zu Zielscheiben der Aggression gemacht, die ursprünglich durch die männlichen Muslime und ihre Gewalt in der Öffentlichkeit erzeugt wird.
Ist man erstmal an dem Punkt, wo schon ein Kopftuch zu aggressiven Reaktionen der Kartoffeln führt, ist es leicht, die Beweislast umzukehren und „haltet den Dieb“ zu rufen!
Das ist ein uraltes böses Spiel: man provoziert eine Gruppe so lange, bis schon der blosse Anblick eines provokanten Symbols zu Aggressionen innerhalb der angegriffenen Gruppe führt. Meistens richten diese Reaktionen sich dann gegen eine völlig unschuldige Person, die blöderweise zur falschen Zeit am falschen Ort war – et voilà – man hat seinen rassistischen Übergriff.
Jetzt muss man nur noch mit Hilfe der Gutmenschenpresse/Göttinger Tageblatt verschleiern, was die Ursachen für Aggressionen gegen Kopftücher sind.