„Die magische Kraft des Wünschens“: Interview mit „Zuerst!“

[Dieses Interview aus der aktuellen Ausgabe des Deutschen Nachrichtenmagazins „Zuerst!“ erscheint hier mit freundlicher Genehmigung der Chefredaktion.]

Herr Kleine-Hartlage, vorab eine wichtige Frage: Decken wir in diesem Interview gerade Ihren Decknamen „Fermand“ auf? Und wie kamen Sie auf den Namen?

Es ist kein Deck-, sondern ein Künstlername. Unter meinem bürgerlichen Namen veröffentliche ich seit über zehn Jahren politische Analysen, er ist zur Marke geworden. Mit der Benutzung eines Pseudonyms stelle ich den Leser darauf ein, dass er diesmal etwas anderes zu erwarten hat als sonst. Warum „Fermand“? Nun, das ist ein Anagramm meines Vornamens. Banal, was?

Sie sind vor allem für Ihre politischen Bücher und oftmals deftigen Kommentare in der Publizistik bekannt. Was hat Sie geritten, einen Roman zu schreiben?

Dass ich politischer Kommentator bin, heißt ja nicht, dass ich sonst keine Talente hätte oder verpflichtet wäre, sie brachliegen zu lassen. Es macht mir Freude, Geschichten zu erzählen, und ich glaube, dass sie auch den Lesern Freude machen. Ich lehne es ab, mein Leben in einem geistigen Bürgerkriegsmodus zu verbringen und mir mein Denken und Fühlen von den Herrschenden, ihren Lügen und Machenschaften vergiften zu lassen. Wer sich rund um die Uhr mit diesen Leuten befasst, riskiert mindestens ein Magengeschwür.
Übrigens kann man meinen Roman durchaus politisch lesen, wenn man will, man muss es nur nicht tun. Ich bin kein Freund von Agitpropliteratur: Als Romancier gebe meinen Lesern Stoff zum Nachdenken, auch über politische Themen, aber in erster Linie will ich sie faszinieren und unterhalten. Wenn der Leser mein Buch nicht mehr aus der Hand legen kann, bevor er die letzte Zeile gelesen hat – dann habe ich erreicht, was ich wollte!

Der Titel Ihres Buches lautet „Die magische Kraft des Wünschens“ – so etwas würde man ja mehr vom Dalai Lama erwarten. Worum geht es in Ihrem Roman?

Fermand: Die magische Kraft des Wünschens. Roman. 584 Seiten. Erschienen bei Tredition als Paperback (19,99 €), E-Book (9,99 €) und Hardcover (29,99)

Ich weiß nicht, ob der Glaube an die magische Kraft des Wünschens zu den Glaubensgrundsätzen des Buddhismus gehört, es kommt auch nicht darauf an, denn er ist tief in der menschlichen Psyche schlechthin verankert. Wir alle wünschen einander einen guten Morgen, ein frohes neues Jahr, gute Besserung und so weiter und finden es nett, wenn ein Anderer uns dergleichen wünscht. Warum? Weil wir, obwohl wir es nicht zugeben, unbewusst daran glauben, dass ein solcher Wunsch etwas bewirkt. Und jeder Fantasyroman, jede Geschichte, in der Zauberei vorkommt, beschreibt eine Welt, in der das tatsächlich so ist.

Ist es also ein klassischer Fantasyroman? Oder geht es gar um mehr?

Das Magische Reich, in dem der Roman überwiegend spielt, ist ein Reich, das von verfolgten Hexen und Zauberern im ausgehenden Mittelalter gegründet wurde und sich seitdem parallel zu unserem realen Deutschland entwickelt hat. Es war mir wichtig, dass es sich nicht um eine völlig jenseitige Phantasiewelt handelt wie bei Tolkien, aber auch nicht um eine Welt voller pittoresker Märchenelemente wie bei Rowling. Ich habe die Geschichte so realistisch erzählt, dass sie sich, obwohl Fantasy, eben nicht wie ein Märchen liest.

Diese Parallelwelt ist mit unserer in mehrfacher Hinsicht eng verwoben, und unsere reale Welt interveniert sehr handgreiflich in diesem Magischen Reich, und zwar in Gestalt der Stasi. Die muss zwar erst einmal die Erkenntnis verdauen, dass es Zauberei gibt – was für Marxisten eine Zumutung ist. Aber die wären ja nicht sie selbst, wenn sie nicht sogleich eine Chance darin sehen würden, „den Feind zu bekämpfen“. Also sucht die Staatssicherheit im Magischen Reich nach einem Zauber, der die Menschen massenhaft so manipuliert, dass sie als Untertanen des kommunistischen Utopia taugen. Ihre Spitzenagentin Allegra Rheinfeldt hat es im Jahr 2000, in dem die Haupthandlung spielt, zur Großkanzlerin des Reiches gebracht, und ist ungeachtet des Untergangs des Realsozialismus nach wie vor fest entschlossen, die Menschheit durch magische Manipulation doch noch zum Kommunismus zu führen …

Dann ist es also doch ein politischer Roman mit deutlichen Parallelen zur heutigen Lebensrealität?

Ich sage ja, man kann ihn so lesen, aber die politische Thematik ist nur eine unter mehreren, für mich persönlich nicht die wichtigste.

Allegra – ist das aber nicht schon sehr nahe an Angela?

Das Thema einer aus ideologischer Verblendung illoyalen Regierungschefin kommt uns irgendwie vertraut vor, nicht wahr?
Trotzdem habe ich die Namensähnlichkeit nicht bewusst gewählt, es ging mir um einen ausgefallenen Vornamen, auf den nur gebildete Eltern kommen, um auf Allegras familiäre Herkunft aus den Kultureliten der DDR hinzuweisen. Übrigens ist Allegra schön – was von Angela Merkel selbst deren glühendste Fans nicht behaupten.

Allegra hat nun aber als Agentin das Problem, dass die magischen Geheimnisse, die sie braucht, verschollen sind, denn der letzte legitime Großkanzler Nero, der 1987 gestürzt wurde, und zwar unter kräftiger Mithilfe der Stasi, hat sie mit ins Grab genommen.
Das ist der Stand der Dinge, als mein Protagonist Roger, ein dreizehnjähriger Berliner Junge, im Magischen Reich landet, womit die Geschichte beginnt. Er ahnt nichts von diesen Geheimnissen und weiß erst recht nicht, dass und warum niemand anderes als es selbst die Schlüssel dazu in der Hand hält. Auch der Leser erfährt es nicht, wundert sich nur, dass die 35jährige Allegra sich offensichtlich um die Freundschaft eines pubertierenden Jungen bemüht, der sie bewundert und für sie schwärmt.

Durch seine Zugehörigkeit zu Neros Magierorden gerät Roger in politische Wirren, in denen er und Allegra nominell auf feindlichen Seiten stehen, trotzdem bleibt ihre freundschaftliche Beziehung intakt. Es wird immer deutlicher, dass Allegra für Roger die erste große Liebe seines Lebens ist.

Die Frage lautet nun: Was ist er für sie? Diese Frage treibt auch Allegras nominelle Sekretärin Ramona um, die in Wirklichkeit ihr Führungsoffizier ist, seit zwanzig Jahren das Leben und das Bett mit ihr teilt und beunruhigt feststellt, dass Allegra keine ernsthaften Anstalten macht, Roger die entscheidenden Informationen zu entlocken.

Als zwei Morde an Mitgliedern des Ordens das Magische Reich erschüttern und Allegras Agententätigkeit im Zuge der Ermittlungen aufzufliegen droht, zwingt Ramona Allegra, Farbe zu bekennen und entweder Roger und dem Magischen Reich oder dem Kommunismus gegenüber loyal zu sein. So, mehr verrate ich aber jetzt nicht!

Warum haben Sie diese Geschichte als Fantasy erzählt? Hätten Sie einen solchen Polit- oder Agententhriller nicht besser in der realen Welt angesiedelt?

Der Roman ist eben nicht einfach ein Polit- oder Agententhriller, obwohl er – und nicht zu knapp – Elemente auch dieser Genres enthält. Was mir aber an Fantasy gefällt, ist, dass es eine Reise ins Unbewusste ist, eine Möglichkeit, zu Wahrheiten vorzustoßen, die sich nicht in platter Wirklichkeit erschöpfen. Oder um es mit Heinz Rühmann und dessen Schlusssatz in der „Feuerzangenbowle“ zu sagen: „Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen, die Träume, die wir spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben.“

Trotz Ihres Erstlingsromans – Sie bleiben den Lesern von ZUERST! aber als Kolumnist erhalten?

Selbstverständlich. Und angesichts des immer dramatischeren Amoklaufs der Regierenden wird mein nächstes Buch wohl wieder ein Sachbuch sein. Müssen.

Das Todesurteil

Seit Monaten versuchen die Politiker und ihre Sprachrohre in den etablierten Medien, die Bevölkerung in eine kollektive Corona-Angstpsychose zu stürzen. Keine Phrase ist ihnen zu platt, kein Statistikmätzchen zu billig, kein Täuschungsmanöver zu durchsichtig, kein demagogisches Schlagwort zu dreckig und keine Repression zu schamlos, solange es diesen Leuten und ihren mutmaßlichen Auftraggebern einen Schritt voranhilft auf ihrem Weg in den totalitären Nannystaat mit ach so gut gemeinter Rundumgängelung als Regelfall und – bei Bedarf – knallharter Unterdrückung derer, die sich nicht gängeln lassen wollen.

Selbst wenn durch die kollektive Unterwerfung unter die finstere Göttin Corona nebst Theokratie ihrer Hohenpriester tatsächlich Menschenleben gerettet würden, so müßte ich es für mich selbst ablehnen, mein Leben um den Preis retten zu lassen, es in einem Laufställchen verbringen zu müssen.

Es werden aber keine Leben gerettet, jedenfalls nicht unterm Strich. Wir zahlen einen astronomischen Preis für nichts – und sogar für weniger als nichts! Wenn man allein die Folgen lockdownbedingt verschleppter Vorsorgeuntersuchungen und Operationen, der Schwächung des Immunsystems alter Menschen, zunehmender Fallzahlen bei Selbstmorden, Alkohol-, Drogen- und Medikamentenmißbrauch, häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder gegen die (zudem systematisch übertriebene) Anzahl der Coronatoten stellt, dann legt bereits der gesunde Menschenverstand die Vermutung nahe, daß hier mehr Menschen an der vermeintlichen Therapie als an jener Krankheit sterben, gegen die diese Therapie helfen soll.

Dabei entzieht sich der unglaubliche menschliche Schaden, der jetzt schon angerichtet worden ist, jeder statistischen Erfassung: Ich nenne nur die Fälle, in denen alte Menschen einsam sterben mußten, weil ihren Angehörigen verboten wurde, sie zu besuchen. Oder die Verzweiflung kleiner Unternehmer, die den Ruin nicht nur ihrer eigenen Familien, sondern auch derer ihrer Mitarbeiter nicht verhindern können, ganz zu schweigen von der Verzweiflung dieser Mitarbeiter selbst.

Welche Folgen es haben wird, wenn mit dem Mittelstand die tragende Säule jeder gesunden Wirtschaft getroffen wird, oder was es bedeutet, wenn eine ganze Generation von Kindern des systematischen Lernens und des unbefangenen Umgangs mit Lehrern und Gleichaltrigen entwöhnt wird, kann niemand jetzt schon beziffern. Nur, daß die Folgen enorm und auf Jahrzehnte hinaus spürbar sein werden, das steht jetzt schon fest.

Und all dies ist Folge einer Politik, die alles andere als „alternativlos“, sondern entweder ungewöhnlich dumm (gemessen an normalen und offiziellen Staatszielen) – oder aber besonders durchtrieben ist: dann nämlich, wenn man unterstellt, ihr eigentliches Ziel sei ein Kalter Staatsstreich gegen sämtliche Demokratien der westlichen Welt.

Künftige Historiker werden sich schwertun, den dann jungen Generationen zu erklären, wie ganze Völker sich widerstandslos in einen solchen Abgrund locken lassen konnten, noch dazu von einer politisch-medialen Klasse, deren Angehörigen mehrheitlich auf der Stirn geschrieben stand, daß sie gewohnheits- und berufsmäßige Lügner waren.

Wobei ich optimistischerweise immer noch voraussetze, daß es so etwas wie „Historiker“, die diese Bezeichnung verdienen, in ein oder zwei Generationen noch (oder wieder) geben wird. Die andere Möglichkeit, daß „Wahrheit“ etwas sein wird, was von einer Art „Wahrheitsministerium“ per Erlaß verordnet wird, ist alles andere als ausgeschlossen – zumal in einem Staat, der schon seit geraumer Zeit unter allerlei Vorwänden und in allerlei Gestalt das Recht usurpiert, „Wahrheit“ par ordre du moufti zu dekretieren.

Wir mußten uns ja schon daran gewöhnen, daß die Völker Europas und Nordamerikas sich Eliten gefallen lassen, die ihre Kollektivinteressen als Völker mit Füßen treten. Dafür mag es psychologische Erklärungen geben, insbesondere wenn man berücksichtigt, daß die Unterminierung der Lebensgrundlagen eines Volkes meist langfristig wirkt und für den Einzelnen nicht unbedingt – und nicht unbedingt rechtzeitig – spürbar ist. Der Corona-Irrsinn aber trifft jeden Einzelnen:

Daß einfachste Vergnügungen unmöglich gemacht werden, sollte allein schon für jeden, der nicht gerade masochistische Freude an der Unterwerfung hat, Grund genug sein, gegen die Regierenden aufzubegehren. Wenn aber millionenfach Familien zerstört, wenn Lebenspläne zunichte gemacht und Existenzen zugrunde gerichtet werden, wenn zudem praktisch niemand davor gefeit ist, daß ihm selbst dergleichen widerfährt, dann stellen Völker, die die dafür verantwortlichen Regierungen wieder und wieder wählen, sich selbst ein vernichtendes Zeugnis aus:

Sie bescheinigen sich selbst, Völker von willen- und rückgratlosen Mollusken zu sein. Und dies wäre in der heutigen Situation mehr als nur ein Armutszeugnis: Es wäre ein selbstunterschriebenes Todesurteil.

[Diese Kolumne wurde zuerst in der aktuellen Ausgabe (Okt. 2020) des Nachrichtenmagazins Zuerst! abgedruckt. Die Veröffentlichung in diesem Blog erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Chefredaktion]

Der Befreiungsschlag der AfD…

…ist Thema meiner Kolumne in der soeben erschienenen neuen Ausgabe der „Zuerst!“:

zuerst-8-9-2015Die Ablösung Bernd Luckes war für seine Partei ein Befreiungsschlag, für ihn selbst und für seinen publizistischen Doppelgänger Dieter Stein jedoch eine Blamage. Der Chefredakteur der Jungen Freiheit (JF) hatte Luckes Illusionen geteilt und ihm sein Blatt unter flagranter Mißachtung journalistischer Schamgrenzen als Kampfblatt für seinen Grabenkrieg gegen die Mehrheit der eigenen Parteimitglieder zur Verfügung gestellt…

Zum Weiterlesen bei zuerst.de hier klicken.

 

Weitere Themen: Die Invasion der Afrikaner, ein Interview zum selben Thema mit Michael Klonovsky, eine sehr aufschlussreiche Reportage über den Verlauf des AfD-Parteitags… Ich werde jetzt hier kein Inhaltsverzeichnis präsentieren, kauft sie euch einfach, es lohnt sich allemal!

Antifaschist_Innen sprechen Denglisch

Bratwurst PointWie das Magazin “Zuerst!” in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, hat das sogenannte “Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes” (DÖW) eine Kampagne gegen den in Wien beheimateten “Verein Muttersprache” losgetreten; dieser Verein widmet sich insbesondere dem Kampf gegen die Flut überflüssiger, unverständlicher und dümmlicher Anglizismen.

“Zuerst!” schreibt:

Wer sich jedoch um die Pflege und Bewahrung der eigenen Kultur bemüht, gerät schnell ins Visier linker Denunzianten und Gesinnungsschnüffler – auch in Österreich. So dauerte es nur wenige Tage, bis der linksliberale Standard unter dem Titel “Sprach-Kampf von rechts außen” den Verein Muttersprache ins Zwielicht rückte. Dieser firmiere nämlich unter derselben Wiener Anschrift wie etwa die Pennale Burschenschaft Ghibellinia zu Wien oder die Österreichische Landsmannschaft (..)

Aber es kommt noch dicker: “Eine Person, die im Vorstand der Landsmannschaft ist, ist auch im Vorstand des Vereins Muttersprache zu finden. Und andere personelle Verbindungen gibt es nachweislich auch”, zitiert der Standard einen namenlosen Mitarbeiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW). Und weil das DÖW die Landsmannschaft als “rechtsextrem” einstuft und einige andere ebenfalls als rechtsextrem titulierte Organisationen den Verein Muttersprache als Kontakt angeben, befindet sich dieser folglich in der “Nähe zum Rechtsxtremismus”, wie auch der Kurier plötzlich betonte.

Nun sind wir es ja schon gewöhnt, dass linke Hexenjagd-Organisationen am liebsten Jeden, der ihnen nicht passt, komplett aus der Gesellschaft auschließen würden, möglichst noch aus dem letzten Kaninchenzüchterverein, und dass sie alles daransetzen, angebliche oder wirkliche Rechtsextremisten auch noch um ihren Arbeitsplatz und ihr Bankkonto zu bringen. Man wundert sich geradezu, dass sie noch nicht gefordert haben, ihnen die Benutzung von Parkbänken, Straßenbahnen und Badeanstalten verbieten zu lassen. Hier geht aber um noch etwas Anderes, nämlich darum, den ganzen Verein und vor allem dessen Anliegen der Sprachpflege als “rechtsextrem” zu verschwefeln. Was um alles in der Welt aber stört diese Leute eigentlich am Kampf gegen die Anglizismenschwemme? […]

[Weiterlesen bei PI]

Interview mit „Zuerst!“: die Lebenslügen des Konservatismus

Das Nachrichtenmagazin Zuerst! ist ein rechtsalternatives Medium, vor dessen Lektüre unsere selbsternannten Volkspädagogen im Dienste des Establishments immer besonders händeringend warnen, weil es – na, was wohl? – „rechtsextrem“ sei. Solche Warnungen muss man aus zwei Gründen als Empfehlungen lesen:

Erstens kommen sie von politischen Kräften, nach deren Meinung der „Rechtsextremismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, mithin jeder zweite Deutsche rechtsextrem sei – womit sie den Sachverhalt auf den Kopf stellen, dass sie selbst sich immer weiter nach links und damit weg vom gesunden Menschenverstand bewegt haben, wodurch sie nun genötigt sind, Jeden als „rechtsextrem“ zu verteufeln, der sich diesen gesunden Menschenverstand bewahrt hat. Folgerichtig gebrauchen sie die Rechtsextremismuskeule derart inflationär, dass man geradezu an sich selbst zweifeln muss, wenn man in ihren Augen nicht „rechtsextrem“ ist.

Zweitens geben sie mit ihrer Verteufelung der Zuerst! zu, dass es sich um ein gutes, informatives und interessantes Blatt handelt – denn ein schlechtes, langeweiliges und uninteressantes würde naturgemäß ohnehin niemand lesen wollen; es zu verteufeln wäre daher Zeitverschwendung und sogar ein Fehler.

In der Tat löst Zuerst! mit der Brisanz der darin enthaltenen Informationen und der zupackenden Art ihrer Präsentation den Anspruch ein, den der Spiegel zu Unrecht erhebt, nämlich dass seine Leser „mehr wissen“: Es werden Hintergründe politischer Entwicklungen und Entscheidungen beleuchtet, die sonst allenfalls im Internet thematisiert werden, dort aber nicht unbedingt in der Informationsdichte und Präzision, die das Magazin vorzuweisen hat.

Dieser Zuerst! also habe ich vor kurzem ein Interview gegeben, in dem es um die Perspektiven konservativer Politik, die Rolle der CDU und die Lebenslügen des deutschen Konservatismus geht. Ich dokumentiere hier Auszüge; das vollständige Interview ist in der aktuellen Ausgabe Nr. 1/2013 nachzulesen.

Von außen bekommt man den Eindruck, als existierten innerhalb der CDU tatsächlich zwei Flügel – ein linksliberaler, postmoderner und ein konservativer, mache sprechen gar von einem „rechten Flügel“. Ist das auch Ihre Beobachtung – oder eher ein großes Mißverständnis?

Kleine-Hartlage: Von einem konservativen oder gar rechten Flügel kann schon deshalb keine Rede sein, weil die wenigen Konservativen in der CDU viel zu schwach sind, als daß man sie einen „Flügel“ nennen könnte. Aber selbst wenn sie stark genug wären, funktioniert die CDU ja trotzdem seit Jahrzehnten nach derselben Masche. Sie versucht, Wählerstimmen zu maximieren, und weil Wähler unterschiedlich denken, macht die Partei unterschiedliche Angebote. Man muß also in exponierten Positionen Leute haben, die verschiedenste Positionen vertreten oder vielmehr Phraseologien verkörpern: Einer gibt sich liberal, einer konservativ, einer angegrünt, einer christlich, einer macht den Law-and-Order-Mann, einer ist für Multikulti, ein anderer dagegen und so weiter.

Widerspricht sich das nicht?

Kleine-Hartlage: Klar widersprechen sie einander, das macht aber nichts. Es führt dazu, daß Wähler aus entgegengesetzten Gründen dieselbe Partei wählen. Und nur darauf kommt es an.

Konservative Politiker gehören also zum „System CDU“?

Kleine-Hartlage: Sie erfüllen in diesem System eine Funktion – die Bindung konservativer Wähler. Mit der Politik, die danach mit diesen Stimmen betrieben wird, hat das nichts zu tun.

(…)

Herr Kleine-Hartlage, sehen Sie es eigentlich als einen Vorteil, daß Sie sozusagen von links kommen?

Kleine-Hartlage: Ich sehe es als einen Vorteil, daß ich die Sprache der Linken verstehe und auch spreche.

Verstehen diese Sprache auch Konservative?

Kleine-Hartlage: Einige habe erhebliche Verständnisprobleme. Vor allem ist es ihnen tief zuwider, von einem herrschaftskritischen Standpunkt zu denken.

„Herrschaftskritischer Standpunkt“! Das klingt jetzt aber wirklich links!

Kleine-Hartlage: (lacht) Nicht wahr? Ein bürgerlicher Konservativer sieht sich als Stütze von Staat und Gesellschaft. Das ist sein tief verinnerlichtes Selbstverständnis. In einem Land wie unserem, das von Verfassungsfeinden regiert wird mit dem Ziel der Zerstörung der Grundlagen der staatlichen Ordnung, ist ein Konservativer objektiv ein Staatsfeind. Selbst Konservative, die das rational verstanden haben, können das aber nicht verinnerlichen, weil es quer zu ihrem ganzen Selbstverständnis steht. Sie neigen zu einer vornehmen Attitüde, die zwar für eine herrschende Klasse guter Stil wäre, aber nicht von der realen Lage ausgeht, daß Konservative für die wirklich herrschende Klasse Feinde sind und als solche behandelt werden. Sie denken nicht strategisch, weil sie dazu dieser ihrer tatsächlichen Lage ins Gesicht sehen müßten.

Zurück zu CDU: Die Initiative „Linkstrend stoppen!“ will die CDU quasi „retten“. Die konservative Wochenzeitung Junge Freiheit betätigt sich sozusagen als publizistisches Flaggschiff dieser Initiative. Kann man wirklich eine Kehrtwende erwarten, oder werden damit lediglich rechte Wählerstimmen in linke Politik verwandelt?

Kleine-Hartlage: Auch wenn ich mich wiederhole: Die Träger dieser Richtungen werden notfalls ins System CDU integriert und korrumpiert, bekommen ihre Posten, dürfen in symbolischen Fragen auch mal einen konservativen Akzent setzen und leiten damit Wählerstimmen zur CDU, die damit das Gegenteil der Politik treibt, die Konservative erhoffen. Das ist die Lage. Dieser Lage Rechnung zu tragen hieße, kompromisslos gegen das herrschende Kartell zu opponieren – also genau das, was Konservativen zutiefst widerstrebt. Da setzt man lieber Hoffnungen auf scheinkonservative Totgeburten. Gerade die Junge Freiheit verkörpert geradezu exemplarisch die Lebenslügen des deutschen Konservatismus: Am liebsten möchte sie sich im deutschen Medienbetrieb als konservatives Gegenstück zur „Zeit“ etablieren, und sie ähnelt ihr ja wirklich: sehr bürgerlich, sehr betulich, ein bißchen tantenhaft. Einige Ausnahmeautoren bestätigen nur diese Regel. Selbstredend wird sie sich niemals etablieren, weil sie Dinge verteidigt, die das Regime zu zerstören gedenkt. Sie möchte staatstragend sein. Daß aber der Staat, den sie tragen wollen, längst tot ist, ist eine Erkenntnis, die deutsche Konservative in eine existenzielle Orientierungskrise stürzen würde. Also vermeiden sie diese Erkenntnis, distanzieren sich von allem, was womöglich nicht hinreichend staatstragend ist, spielen das Spiel ihrer Gegner mit und schießen elegante Eigentore.