Krisensymptom Amoklauf

Martin Lichtmesz schreibt in sezession.de:

„Das gehäufte Auftauchen von amoklaufenden Psychotikern in bald allen europäischen Ländern ist dennoch ein ernstzunehmendes, zutiefst beunruhigendes Symptom für den inneren Zerfall unserer Zivilisation. Ich habe diesen Umstand bereits 2007 in einem Artikel für die JF skizziert.  Die Autoren der „Counterjihad“-Szene wie Fjordman gehören zu den wenigen, die es wagen, diesen Zerfall offen zu beschreiben, um Europa vor dem Marsch in den Bürgerkrieg warnen.  Wer auf sie einschlägt, sieht nur die Barometer, nicht den herankommenden Sturm. Sie sind es, die den Nährboden für den Bürgerkrieg aufdecken, den andere unseren Blicken zu entziehen suchen, eben in der wilden Hoffnung, ihn durch die Vernunft trockenlegen zu können. Es ist derselbe Nährboden, der Bestien wie den norwegischen Attentäter hervorbringt. Wer weiß, wieviele seiner Art bereits gleich scharfen Bomben darauf warten, bis ein Erdbeben sie zum Explodieren bringt. Wer weiß, an wievielen Stellen und in wievielen Menschen in den liberalsten und aufgeklärtesten und wohlständigsten und „demokratischen“ Ländern der Welt die Schicht zwischen Zivilisation und Barbarei schon morsch ist – und es sind beleibe nicht „die Rechten“, die dafür die Verantwortung tragen.“

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Europäer als Opfer des islamischen Kolonialismus

Im Jahr 2008 wurde von Frankreich verlangt, dass es Wiedergutmachung leisten müsse für seine koloniale Vergangenheit in Algerien. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet der französischen Kolonialgeschichte, aber wenn ich mich recht erinnere, waren die Franzosen auch deswegen motiviert, sich in Algerien zu engagieren, weil barbarische Piraten ihre bösartigen Aktivitäten im neunzehnten Jahrhundert immer weiter fortsetzten. Die Zeit der französischen Herrschaft ist der einzige Zeitraum der Zivilisation den Algerien erlebt hat, seit den Römern.

Fjordman: gesamter Essay bei Michael Mannheimer

Zur Dialektik des Liberalismus

In einigen meiner letzten Artikel („Die Liquidierung der Zivilisation“, „Armin Mohler: Gegen die Liberalen“, „Bei Nacht und Nebel“) habe ich die These vertreten, dass die Krise unserer Zivilisation unter anderem Ergebnis der Eigenlogik liberaler Ideologie ist. Für diese These habe ich in den dazugehörigen Kommentarsträngen heftige Gegenrede von Le Penseur geerntet. Le Penseur führte neben vielen anderen Argumenten an, die Politik einer sich liberal nenndenden Justizministerin, die soeben bei Nacht und Nebel das Meinungsstrafrecht verschärft, könne so wenig als Argument gegen den Liberalismus herhalten wie die Politik von Angela Merkel als Argument gegen das Christentum.

Heute komme ich endlich dazu, ausführlich zu antworten. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der folgenden Überlegungen stelle ich meine Replik nicht als Kommentar, sondern als Beitrag ein:

Vielleicht sollt ich einmal noch deutlicher machen, worum es mir bei meiner Liberalismuskritik geht:

Ausgangspunkt ist für mich die Frage, wie es kommt, dass für unsere Gesellschaft die Frage nach ihrer eigenen Erhaltung und ihrer eigenen Zukunft bedeutungslos ist; warum sie systematisch ihre eigenen Grundlagen zerstört; warum nicht der sich rechtfertigen muss, der an der Zerstörung der Zivilisation arbeitet, sondern der, der sie erhalten will.

Eine Teilantwort lautet, dass die Frage, was die Gesellschaft zusammenhält, das Erstaunen darüber, dass sie zusammenhält, die typische Ausgangsfrage konservativen Denkens ist. Das heißt ja nicht, dass man gegen die Freiheit ist, sondern dass man sich bewusst ist, dass Freiheit nur auf der Basis einer sie ermöglichenden Ordnung möglich ist – und damit ist keineswegs nur die Rechtsordnung gemeint. Das Recht kann nur regeln, was einer nicht tun darf. Es kann (und darf) der Gesellschaft nicht die Normen und Werte vorschreiben, die durch Sozialisation verinnerlicht – oder eben nicht verinnerlicht – werden.

Patriotismus – um dieses Beispiel zu verwenden – kann man niemandem vorschreiben, und ein Volk kann auch mit ein paar ganz unpatriotischen Einzelnen gut leben. Es kann aber nicht überleben, wenn niemand mehr Patriot ist, wenn also niemand mehr sich fragt, was er für sein Land tun kann.

Diese Frage nach den strukturellen, sozialen und kulturellen Voraussetzungen von Zivilisation (und damit nach den notwendigen Voraussetzungen von Freiheit) an den Anfang zu stellen, ist der Ausgangspunkt konservativen Denkens, und genau dadurch unterscheidet es sich von den liberalen und linken Ansätzen, die – explizit oder unausgesprochen – Rechte, Freiheiten und die Emanzipation von vorgefundenen Bindungen an den Anfang stellen und bestenfalls – wenn überhaupt – in einem zweiten Schritt fragen, wieviel Strukturzerstörung man sich praktisch leisten kann, ohne dass der Laden auseinanderfliegt.

Es geht nicht darum zu behaupten, linke oder liberale Ansätze seien a priori „falsch“ – denn keine Ideologie ist von vornherein so blöde, dass sie nicht irgendetwas Richtiges benennen könnte. Wie ich an anderer Stelle schon sagte: Jede Ideologie ist eine Brille, durch die man manches scharf fokussiert sieht, anderes überhaupt nicht.

Es geht darum, dass konservative Ansätze im oben skizzierten Sinne praktisch aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt sind, und dass deswegen das nötige Korrektiv fehlt, das lange Zeit verhindert hat, dass die gemeinsamen Grundannahmen linker und liberaler Ideologie zu Selbstverständlichkeiten werden konnten, die praktisch nicht mehr hinterfragt werden. Es ist diese Selbstverständlichkeit, die das Denken der Gesellschaft blockiert und sie in das Schema unangemessener Begriffe zur Beschreibung ihrer Wirklichkeit zwingt.

Liberale Ansätze werden praktisch nur noch vom marxistischen, marxistische Ansätze nur noch vom liberalen Standpunkt kritisiert. Was nicht kritisiert wird, obwohl es unsere Kultur zerstört, ist die kulturelle Selbstverständlichkeit, dass die Wirklichkeit auf der Basis normativer Gedankensysteme, letztlich vom Standpunkt der Utopie her, zu kritisieren und entsprechend solchen Systemen zu verändern sei.

Sie missverstehen meine Kritik, wenn Sie darauf abheben, dass unsere Gesellschaft doch gar nicht in einem strengen Sinne liberal sei, wenn man nur an die vielen Staatseingriffe, Sozialstaatlichkeit etc. denke, wie Sie das an anderer Stelle ausgeführt haben. Ich verweise nochmals auf meinen Artikel zur Liquidierung der Zivilisation: Nicht der Liberalismus allein ist die Grundlage der gesellschaftlich vorherrschenden Ideologie, sondern Marxismus und Liberalismus zusammen, mitsamt dem De-facto-Monopol der ihnen beiden zugrundeliegenden Metaideologie.

Dass den Liberalen die Welt zu marxistisch ist, ist daher kein Argument gegen meine These. Umgekehrt gilt nämlich, dass sie den Marxisten zu liberal ist (in ihrer Terminologie: zu neoliberal). Sozialismus und Liberalismus sind durchaus zwei unterschiedliche Utopien, das ja. Aber sie bilden die beiden Pole einer Skala des gesellschaftlich Akzeptablen, und sie definieren dadurch diese Skala. Chance auf Gehör hat nur, wer sich auf dieser Skala positioniert, nicht wer außerhalb von ihr steht. Die ganze Verleumdung von Konservativen als „rechtsradikal“, „fundamentalistisch“, „reaktionär“ usw. usw. würde niemandem einleuchten, wenn nicht die gesamte Begrifflichkeit, in der der öffentliche Diskurs strattfindet, durch Ideologien definiert würde, die auf emanzipatorischen bzw. utopistischen Grundannahmen basieren.

Und nun sagen Sie, lieber Le Penseur, Ihr Liberalismus sei aber der, der zwischen 1759 und 1968 als solcher gegolten habe. Das freut mich. Er spricht für Sie. Es interessiert mich bloß nicht. Ideologien sind nichts Statisches, sondern werden – entschuldigen Sie bitte mein Soziologenlatein – gesellschaftlich fortlaufend reproduziert und dabei verändert, und diese Veränderung folgt einer inneren Logik. Sie haben Frau L.-S. vorgeworfen, sie sei ja gar keine echte Liberale. Nun, diese Dame hat in den neunziger Jahren ihren Ministersessel zur Verfügung gestellt, weil sie den Großen Lauschangriff nicht mittragen wollte, also in Verfolgung eines geradezu klassisch liberalen Anliegens. Finden Sie es nicht etwas arrogant, ihr den Liberalismus abzusprechen? Wenn sie heute das Gesinnungsstrafrecht verschärft, so reagiert sie auf das Problem ethnischer Spannungen, ohne es freilich so zu nennen. Solche Spannungen können aus ihrer Sicht nur auf „Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ beruhen. Würde sie zugeben, dass sie das unvermeidliche Ergebnis einer Politik sind, die verschiedene Völker durcheinander rührt, dann müsste sie zwei liberale Grunddogmen in Frage stellen oder doch wenigstens relativieren:

Erstens müsste sie anerkennen, dass die Verfolgung individueller Freiheitsrechte (das Tragen von Kopftüchern, die Orientierung an einem islamischen Wertesystem etc.), selbst wenn sie völlig legal sind, zu gesellschaftlichen Problemen führen können, die sich nicht „von selbst“ durch individuelle Handlungen über Marktmechanismen oder zivile Aushandlungsprozesse restabilisieren und reharmonisieren.

Zweitens müsste sie anerkennen, dass die individuelle Nutzenmaximierung, die auf dem geduldigen Papier der ökonomischen Fachbücher stets zur optimalen Allokation von Ressourcen führt (zum Beispiel durch freie Arbeitsmigration), in der sozialen Wirklichkeit zu ganz und gar suboptimalen Ergebnissen führen kann. Die Crux liegt darin, dass die Modelle der Ökonomen immer nur ceteris paribus, also unter sonst gleichbleibenden Umständen funktionieren, dass ihre Übertragung auf die Wirklichkeit aber gerade diese Umstände verändert (wenn zum Beispiel aufgrund der Migration die Kriminalität steigt).

Das Problem von Frau LS ist also, dass sie es mit Problemen zu tun hat, die sie in der Sprache ihrer eigenen Ideologie kaum benennen und analysieren, geschweige denn lösen kann. Um der Konsistenz ihrer Ideologie willen muss sie zu einer inadäquaten Problembeschreibung greifen und ethnische Spannungen auf „Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ zurückführen, was in der Konsequenz darauf hinausläuft, den „Rassisten und Fremdenfeinden“ mit staatlicher Gewalt das Maul zu stopfen. So schlägt Liberalismus in Totalitarismus um – das ist die Dialektik des Liberalismus.

Halt, werden Sie jetzt sagen, Frau LS muss doch merken, dass mit diesem „Liberalismus“ etwas defekt ist, dass er sich auf diesem Wege selbst ad absurdum führt, und wenn sie eine richtige Liberale ist, so werden Sie sagen, dann wird sie doch lieber ihren gesunden Menschenverstand einschalten, statt aus bloßer Prinzipienreiterei ihren Liberalismus so weit auf die Spitze zu treiben, dass er seine eigenen Voraussetzungen untergräbt. Schließlich, so werden Sie zu Recht sagen, kann man jegliche Ideologie dadurch ad absurdum führen, dass man sie auf die Spitze treibt. Wohl wahr.

Das ist nun der Punkt, an dem es so wichtig ist, eine Ideologie nicht als theoretisches Ideensystem zu interpretieren, das als solches statisch wäre, sondern als ein in einer sozialen Bewegung objektiviertes Ideensystem.

Nehmen wir also an, Frau LS würde einem ebenso aufgeklärten und in der Wirklichkeit geerdeten Liberalismus anhängen wie Sie selbst.
Sie würde also ihren Parteifreunden mitteilen müssen: Liebe Parteifreunde, so sehr ich für ein Maximum an individueller Freiheit bin, hier müssen wir eine Ausnahmen von der Regel machen (Buuh!); es kann keine freie Arbeitsmigration geben (Buuuuuuh!); und eventuell werden wir unser ganzes Ideensystem korrigieren müssen (Buuuuuuuuuuuuuuuuu!).

Da wird die Dame schlechte Karten haben. Wer einer Ideologiegemeinschaft angehört, also zum Beispiel einer Partei, in der bestimmte Prämissen zum identitätsstiftenden Konsens gehören, wird es schwer haben, eine Position durchzusetzen, wonach die Konsequenzen aus diesen Prämissen ausnahmsweise einmal nicht gezogen werden sollen. (Ich weiß, wovon ich rede: Ich habe Anfang der achtziger Jahre ein paarmal versucht, orthodox-marxistischen Jusos die Idee nahezubringen, dass die Sowjetunion womöglich nicht nur eine Friendensmacht sei. :D)

Ihr Liberalismus, Le Penseur, von dem Sie zu Recht sagen, dass er dem Liberalismus der Vor-68er-Epoche entspricht, ist gerade deshalb nicht der Liberalismus, weil wir das Jahr 2010 schreiben und der Liberalismus sich mittlerweile mit den von ihm selbt mitverschuldeten Problemen herumschlagen muss. Er steht jetzt als politische Bewegung vor der Wahl, seinen freiheitlichen Ansatz dadurch zu retten, dass er ihn in ein konservatives Paradigma einpasst (also von der Frage nach den Existenzbedingungen von Gesellschaft ausgeht) oder seinen dialektischen Umschlag in totalitäre Ideologie in Kauf zu nehmen. Es gibt kein Drittes.

Ob es politisch klug ist, dass ich gerade den Liberalismus aufs Korn nehme, steht auf einem anderen Blatt. Es spricht politisch zweifellos einiges dafür, gestützt auf den altliberalen Liberalismusbegriff den real existierenden Liberalismus zu attackieren. Nur geht es mir um Erkenntnis der Ursachen der Krise unserer Zivilisation, und vom Standpunkt dieses Erkenntnisinteresses wären taktische Rücksichtnahmen hochgradig störend.

Mein neues Buch: "Die Liquidierung der Zivilisation"

Für die, die sich wundern, dass ich in letzter Zeit meine Schlagzahl hier im Blog reduziert habe: Ich habe angefangen, ein neues Buch zu schreiben, und wenn ich mit dem ersten Entwurf in einem halben Jahr fertig sein will, muss ich mich ranhalten.

Im „Dschihadsystem“ habe ich beschrieben, warum und mit welchen Mitteln der Islam sich ausdehnt, wo  er die Möglichkeit dazu findet. Die andere Seite der Medaille habe ich dabei nur gestreift.

Diese andere Seite ist die Frage: Warum findet er in Europa die Möglichkeit dazu? Warum werden ihm die Türen geöffnet? Wer tut das? und nicht zuletzt: Warum funktioniert das?

So perfekt das islamische Dschihadsystem in seiner Art auch ist: Da der Islam nicht über militärische Macht verfügt, geschweige denn über die militärische Übermacht seiner frühen Periode; da er auch sonst dem Westen in jeder Hinsicht unterlegen ist, lebt der Dschihad nicht von seiner eigenen Stärke, sondern von der Schwäche der Völker Europas.

Diese Schwäche – eine Mischung aus Selbsthass, Geschichtsvergessenheit, Kulturverfall, Gleichgültigkeit, Verblendung, Verrat und ideologisch motivierter Destruktivität – ist vom Islam nicht verursacht worden; sie wird lediglich von ihm ausgenutzt.

Ich werde in meinem Buch die These vertreten, dass unsere Gesellschaft bzw. deren sogenannte Eliten von einer Ideologie beherrscht werden, deren Dominanz notwendig zum Untergang der europäischen Kultur führen muss und auch dann führen müsste, wenn es den Islam überhaupt nicht gäbe. Wie es meine Art ist, werde ich, ausgehend von einer zunächst abstrakten, dann immer konkreter werdenden Ideologiekritik darlegen, worin genau sich die Verfallserscheinungen manifestieren, warum solche Phänomene wie Genderismus, Globalismus, Kulturrelativismus, Synkretismus, Massenmigration usw. geradewegs in den Untergang führen (daher der vorläufige Arbeitstitel „Die Liquidierung der Zivilisation“), und wie sie miteinander verknüpft sind.

Ich werde zeigen, dass auf einem zusammenhängenden linkstotalitären Wahnsystem basieren, dessen Prämissen von den meisten Menschen als Selbstverständlichkeiten verinnerlicht worden und daher von ihnen nicht durchschaubar sind; dies umso weniger, je näher sie an den Quellen der gesellschaftlichen Ideologieproduktion sitzen. sind und einer radikalen Kritik bedürfen.

Die Grobanatomie dieses Wahnsystems habe ich im ersten Kapitel unter dem Titel „Das Erbe des Kalten Krieges“ analysiert, und einen Auszug aus diesem Kapitel spendiere ich Euch heute als Appetithäppchen.

Ich gehe von der Beobachtung aus, dass der jahrzehntelange Systemgegensatz zwischen Ost und West – zugleich ein ideologischer Gegensatz zwischen Liberalismus und Marxismus – dazu geführt hat, dass die Themen dieser ideologischen Auseinandersetzung gleichbedeutend mit den Themen von Politik schlechthin wurden.

Die traditionell dritte politische Großkraft – nennen wir sie der Einfachheit halber „die Rechte“ verlor auf die Dauer an politischer Eigenständigkeit. „Konservatismus“ war zuletzt nur noch eine Art inkonsequenter, träger Liberalismus, und dies ist bis heute der Stand der Dinge.

Dass Marxismus und Liberalismus sich ein gemeinsames Ideologie-Oligopol sicherten, bedeutet, dass bestimmte gesellschaftliche Realitäten nicht mehr mit Aussicht auf Resonanz beschreibbar sind: Damit meine ich diejenigen Realitäten, die weder vom Liberalismus noch vom Marxismus in jeweils theorieeigener Sprache thematisiert werden können.

Da Marxismus und Liberalismus aber trotz aller Gegensätze nicht unabhängig voneinander sind, vielmehr der eine die Kritik des anderen darstellt und sie insofern aufeinander aufbauen, liegt ihnen eine gemeinsame Metaideologie zugrunde. Um die geht es in dem folgenden Auszug:

Mit der Dominanz des Gegensatzes von Liberalismus und Sozialismus wurden alle Prämissen, über die zwischen diesen Strömungen kein Dissens bestand, zu Selbstverständlichkeiten. Geistesgeschichtlich betrachtet, sind Liberalismus und Sozialismus bzw. Marxismus keineswegs die unversöhnlichen Gegenspieler, als die sie während des Kalten Krieges aufgetreten sind. Marx hat den Liberalismus und das von diesem favorisierte kapitalistische System ja nicht etwa von einem konservativen (in seiner Terminologie: reaktionären) Standpunkt kritisiert, sondern von einem revolutionären. Er sah durchaus, dass das Bürgertum selbst eine revolutionäre Klasse, sein Liberalismus eine revolutionäre Ideologie, sein Kapitalismus ein revolutionäres System war, das die Menschen aus ihren vertrauten Bindungen riss, hergebrachte Gemeinschaften zerstörte, die Religion in die Krise stürzte, die Gesellschaft atomisierte, und dies im Weltmaßstab. Was wir heute „Globalisierung“ nennen, ist von Marx bereits vor hundertsechzig Jahren gedanklich vorweggenommen und bis zur letzten Konsequenz durchdacht worden.

(…)

Marx war … nicht einfach ein Empiriker, der gestützt auf seine Theorie eine wissenschaftliche Prognose abgab. Das ganze Marxsche Gedankengebäude bliebe unverstanden, wenn man es nicht von seinem „kategorischen Imperativ“ her interpretierte, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen sei“1. Dieser Imperativ ist Prämisse, nicht Konsequenz der Marxschen Analyse. Und diese Prämisse konnte und kann bis heute von jedem Liberalen unterschrieben werden.

Für den Liberalen allerdings ist die Emanzipation des Menschen bereits dann verwirklicht, wenn er frei von Zwang, speziell von staatlichem Zwang ist. Vom Marxismus, aber eben nicht vom Liberalismus her, ist es dagegen möglich zu denken, dass die sozialen Beziehungen, die die Menschen „freiwillig“ miteinander eingehen, sich verselbständigen und zu einer Struktur verdichten könnten, die die Menschen genauso effektiv, womöglich sogar noch gnadenloser unterjocht, als ein absolutistischer Herrscher es je könnte.

Die wirklichkeitsfremde Missachtung des sozialen Kontexts, in dem individuelle Handlungen stehen und von dem sie abhängig sind, ist eine Schwäche, die das liberale Denken mit seinem individualistischen Ansatz bis heute nicht überwunden hat2. Diese Schwäche wird uns weiter unten [im Buch] noch beschäftigen; vorerst aber genügt die Feststellung, dass liberales und marxistisches Denken sich grundsätzlich lediglich in diesem einen Punkt unterscheiden.

Marx hat nicht etwa die emanzipatorischen Wertprämissen des Liberalismus abgelehnt, sondern ihm lediglich angekreidet, dass diese Werte auf der Basis einer liberalen Ideologie und eines kapitalistischen Systems nicht zu verwirklichen seien. Er beansprucht für sich, das emanzipatorische Potenzial, das im Liberalismus ideell, im Kapitalismus materiell angelegt ist, im Kommunismus zur Entfaltung und Vollendung zu führen. Marxismus und Liberalismus sind Geistesverwandte:

Beide Ideologien kritisieren hergebrachte, nicht freiwillig eingegangene soziale Bindungen, etwa an Volk, Familie und Kirche, wegen des ihnen innewohnenden Moments von Herrschaft und Unfreiheit und betrachten sie insofern als zerstörenswert.

Beide Ideologien sind universalistisch, d.h. beanspruchen Gültigkeit für alle Menschen und Völker; wobei der Liberalismus diesen universellen und globalen Geltungsanspruch unmittelbar aus den Menschenrechten ableitet, während der Marxismus ihn als Ergebnis eines materiellen Globalisierungsprozesses antizipiert, der die gesamte Menschheit einbeziehen soll.

Beide beurteilen die jeweils gegebene Gesellschaft – mindestens implizit – vom Standpunkt der Utopie, das heißt des gedachten Idealzustandes einer völlig herrschaftsfreien Gesellschaft der Freien und Gleichen; eines Zustandes, den es noch nie und nirgendwo gegeben hat, und dessen Realisierbarkeit bestenfalls unbewiesen ist.

Diese Punkte sind durch die jahrzehntelange Dominanz liberaler und marxistischer Diskurse zu selbstverständlichen Voraussetzungen politischen Denkens schlechthin geworden, zu Voraussetzungen, die eben ihrer Selbstverständlichkeit wegen nicht hinterfragt werden. Zusammen ergeben sie eine Meta-Ideologie, d.h. sie definieren, was überhaupt ideologiefähig ist: worüber in westlichen Gesellschaften sinnvoll gestritten werden kann und worüber nicht; was als normal und vernünftig gelten kann, und was als exzentrisch oder verwerflich aus dem als seriös geltenden öffentlichen Diskurs ausgeschlossen ist; für welche Ideen man demgemäß mit Aussicht auf Erfolg werben kann und für welche nicht.

Machen wir uns nun klar, was diese Metaideologie impliziert, und welchen Vorentscheidungen daher der politische Diskurs unterliegt, quasi bevor er begonnen hat:

Erstens enthält sie eine in der Menschheitsgeschichte nie dagewesene Beweislastumkehr. Während traditionell die hergebrachten Werte, Normen, Strukturen und Glaubenssätze die Vermutung auf ihrer Seite haben, wahr, gerecht und praktisch angemessen zu sein, geraten sie unter dem Druck der neuen Metaideologie in eine permanente Defensive. Dass etwas sich bewährt hat – traditionell das stärkste Argument dafür, es auch beizubehalten -, ist plötzlich kein Argument mehr, weil das Bewährte nicht mehr, wie früher, am stets drohenden Absturz in Chaos und Barbarei, sondern am Glanz der Utopie gemessen wird.

Die Utopie selbst ist des Rechtfertigungszwangs enthoben; insbesondere muss sie sich nicht an ihrer Realisierbarkeit messen lassen, weil sie nicht als zu verwirklichendes Projekt und nicht einmal als konkret ausformuliertes Ideal daherkommt, sondern lediglich ein Normensystem darstellt, das den Referenzrahmen bildet, auf den hin die gesellschaftliche Wirklichkeit interpretiert und kritisiert wird; die Utopie ist in diesem Normensystem implizit, aber eben nicht explizit enthalten. Da dieser Referenzrahmen als solcher eine Selbstverständlichkeit darstellt und daher meist unbewusst bleibt, entzieht er sich jedem Legitimationszwang.

Der Gedanke, dass das Hergebrachte eine – jeweils kultur- und gesellschaftsspezifische – evolutionär bewährte Lösung des existenziellen Problems darstellen könnte, wie ein friedliches und geordnetes Zusammenleben von Menschen zu gewährleisten ist, kann vor dem Hintergrund einer Utopie kaum noch gedacht werden. Wer sich an einer Utopie orientiert, setzt vielmehr bereits voraus, dass dieses Problem nicht existiert; dass Zivilisation schlechthin mithin eine Selbstverständlichkeit ist und die maßgebliche Alternative daher nicht „Zivilisation oder Barbarei“ lautet, sondern „Zivilisation oder Paradies“. Daran gemessen, muss jegliche Zivilisation schlecht aussehen.

Zweitens: Der utopische Globalismus beider Ideologien entzieht allen Ordnungsvorstellungen den Boden, die bloß für bestimmte Gesellschaften und Kulturen Gültigkeit beanspruchen können. Wenn aber Zivilisation schlechthin das Unwahrscheinliche ist, das nur auf dem Boden eines jeweils historisch gewachsenen, äußerst komplexen Systems von Normen, Werten und Strukturen existieren kann, die als kulturelle Selbstverständlichkeiten verinnerlicht sind, so impliziert dies, dass man solche Systeme nicht ohne weiteres verpflanzen oder global verallgemeinern kann.

Politische Ideen, die diesen Sachverhalt berücksichtigen und auf bestimmte Völker und Kulturen zugeschnitten sind, kollidieren zwangsläufig mit der gesellschaftlich vorherrschenden Metaideologie, für die ein Ideensystem entweder universell gültig ist oder überhaupt nicht.

So gibt es zum Beispiel liberale Islamkritiker, die dem Islam wegen seiner offenkundigen Unvereinbarkeit mit liberalen Werten geradezu die Existenzberechtigung absprechen. Dass der Islam ein Dschihadsystem ist, das dem Westen den Garaus machen wird, wenn man es nicht verhindert, das habe ich selbst ausführlich begründet.3 Zu sagen, dass er unsere Ordnung untergräbt, bedeutet jedoch per se keineswegs, seine Legitimität als Grundlage der gesellschaftlichen Ordnung in seinen eigenen Stammländern zu bestreiten. Der Islam ist, wenn man so will, ein großes Unternehmen, das seit 1400 Jahren nicht pleite geht. Irgendetwas muss er wohl richtig gemacht haben.

Er ist ein Dschihadsystem, ja; aber er kann das nur sein, weil er die muslimische Gesellschaft konsolidiert, einen Konsens über Normen und Werte stiftet und die Welt aus der Sicht seiner Anhänger als ein sinnvolles Ganzes deutet. Der Versuch, islamischen Ländern liberale oder marxistische Gesellschaftsmodelle von außen und womöglich mit Gewalt zu implantieren, wird scheitern; wenn er überhaupt irgendetwas erreicht, dann die Zerstörung der Gesellschaft, wie uns die Vereinigten Staaten im Irak und zuvor die Sowjets in Afghanistan vor Augen geführt haben.

(Die meisten Muslime würden es freilich ablehnen, eine solch partikulare Legitimation des Islam zu akzeptieren. Seinem eigenen Anspruch nach ist der Islam nicht weniger universalistisch als der Westen.)

Drittens impliziert die Metaideologie ein bestimmtes Verständnis des Wesens von Politik: Politik ist demnach der Versuch, eine abstrakte Ordnung zu verwirklichen; abstrakt in dem Sinne, dass sie nicht an ein bestimmtes Volk, einen bestimmten Staat oder überhaupt an eine bestimmte politische Einheit gebunden ist.

Politische Ideen, die nicht darauf abzielen, eine schlechthin gute Ordnung zu verwirklichen, sondern die Interessen etwa eines ganz bestimmten Volkes (im Zweifel die des eigenen) zu verwirklichen, werden nicht nur deshalb als „nationalistisch“ oder „faschistisch“ diffamiert, weil Demagogie nun einmal zu den schmutzigen Mitteln von Politik gehört. Vielmehr ist es vom Standpunkt der Metaideologie einfach unbegreiflich, dass der Andersdenkende nicht in den Begriffen einer abstrakten Ordnung denken könnte. Ein partikularer Interessenstandpunkt gilt aus dieser Sicht nicht nur als – eben wegen seiner Partikularität – unmoralisch oder bestenfalls provinziell, sondern wird als getarnter Universalismus interpretiert:

Wer also von einem partikularen Interessenstandpunkt, zum Beispiel dem eines Volkes, argumentiert – so die Unterstellung –, propagiert „in Wirklichkeit“ eine Ideologie, wonach nur die Interessen von Völkern, nicht aber die des Individuums beachtenswert seien (nach dem Motto „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ – was in der Tat eine im weitesten Sinne faschistische Idee wäre).

Der Gedanke, dass es womöglich nicht darum geht, den Interessen von Völkern Vorrang vor denen des Individuums einzuräumen, sondern denen des eigenen Volkes vor denen von anderen Völkern, kann von der Metaideologie her nicht gedacht werden, weil er kein abstraktes Ordnungsideal enthält, auch kein faschistisches.

Das Denken in abstrakten Ordnungen, verbunden mit dem Universalismus, lässt unterhalb der Ebene der Menschheit keine partikularen Gruppenloyalitäten zu, es sei denn, diese wären ihrerseits durch die Bezugnahme auf ein abstraktes Ordnungsideal definiert, wie etwa die „westliche Wertegemeinschaft“. Patriotismus gilt unter diesen Vorgaben nicht als Wert an sich, er ist – z.B. als „Verfassungspatriotismus“ – nur dann und nur so weit eine Tugend, wie er sich durch die Bezugnahme auf ein solches Ideal legitimiert. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Sekundärtugend, weil die Nation ihrerseits sekundär, nämlich bloß eine Teilmenge der „Wertegemeinschaft“ ist.

In dieser Hinsicht tun sich Parallelen sowohl zum Kommunismus als auch zum Islam auf: Beide Ideensysteme lassen Patriotismus zu, aber nur so weit, wie die Nation, der er gilt, Teilmenge des „sozialistischen Lagers“ bzw. der islamischen Umma ist.

Kurz gesagt, lässt die Metaideologie keine Unterscheidung von Wir und Sie zu, es sei denn nach ideologischen Kriterien.

Und wieder sind es die liberalen Islamkritiker, an deren Denken sich diese Haltung besonders gut veranschaulichen lässt, gerade weil sie in ihrem Liberalismus konsequenter sind als die Mainstreamliberalen, die auch eine gänzlich illiberale Ideologie wie den Islam fördern: Liberale Islamkritiker finden Massenmigration auch von Muslimen nach Europa durchaus akzeptabel, sofern diese Muslime sich an die Spielregeln der liberalen Gesellschaft halten, d.h. ihre Frauen nicht verprügeln, keine Bomben legen, Homosexuelle respektieren usw. Masseneinwanderung ist also nicht zu beanstanden, sofern die liberale Ordnung nicht tangiert wird. Da stört es auch nicht, wenn diese Ordnung in hundert Jahren nicht mehr die des eigenen Volkes sein wird, weil dieses Volk aufgehört haben wird zu existieren. Dein Volk ist nichts, der Liberalismus ist alles.

Viertens gilt der Universalismus nicht nur räumlich – also für den gesamten Planeten -, sondern auch sachlich, also für alle Gesellschaftsbereiche: Wenn Bindungen, die der Einzelne vorfindet, d.h. nicht in einem bewussten Willensakt selbst eingeht, das schlechthin Böse oder doch zumindest permanent zu Kritisierende sind, von dem man den Menschen „befreien“ muss, dann kennt eine Ideologie, die Solches postuliert, kein Kriterium, anhand dessen man Bereiche definieren könnte, in denen dieses Prinzip nicht gilt.

Dass es eine Offene Gesellschaft nur dort geben kann, wo verschiedene Prinzipien in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen, ist auf der Basis einer Ideologie, die lediglich ein einziges Prinzip gelten lässt – nämlich das der Freiheit von vorgefundenen Bindungen – nicht begründbar, ja kaum tolerierbar. Die binäre Logik, wonach alle sozialen Beziehungen emanzipatorischen Idealen zu genügen und anderenfalls zu verschwinden haben, wird dann auch den Kritikern dieser Ideologie unterstellt:

Der oben erwähnten umstandslosen Gleichsetzung von Patriotismus und Faschismus entspricht eine gleichartig manichäische Denkweise auf allen Gebieten: Da kann nur einen „Gottesstaat“ wollen, wer auf der theologischen Integrität des Christentums beharrt, da kann nur Frauen unterdrücken wollen, wer die traditionelle Kleinfamilie hochschätzt, da kann nur gegen die Demokratie sein, wer ihre dysfunktionalen Züge thematisiert, nur die uniformierte Gesellschaft wollen, wer den Multikulturalismus kritisiert, nur „homophob“ sein und Homosexuelle ins KZ sperren wollen, wer darauf hinweist, das Homosexualität naturgemäß keine gleichwertige Lebensform sein kann usw. In dem Maße, wie die Metaideologie ihr Monopol festigt, sind ihre Anhänger schlechterdings außerstande, sich vorzustellen, dass es politische Ideologien geben könnte, die nicht auf die Verwirklichung eines utopischen Projektes abzielen, das die gesamte Gesellschaft einem einzigen Leitgedanken unterwirft.

Auf die Dauer wird unter der Herrschaft der Metaideologie die gesamte Gesellschaft in allen ihren Lebensbereichen einem einzigen Prinzip, einem einzigen Gedanken untergeordnet. Es gibt, zumindest der Idee nach, keine ideologiefreie Zone, keine politikfreie Nische, keinen Ort, an dem die Dinge so bleiben können, wie sie immer waren, keine Insel, die von der Revolution verschont bliebe.

Es geht in diesem Kapitel noch nicht darum, dies alles zu kritisieren und die Folgen aufzuzeigen, die es für die Gesellschaft haben muss, wenn eine solche Ideologie als Selbstverständlichkeit verinnerlicht wird; noch sind wir bei einer abstrakten Bestandsaufnahme. Doch schon auf dieser abstrakten Ebene macht sich das eigentümlich totalitäre Aroma bemerkbar, das diese Metaideologie auch dann verströmt, wenn sie sich nicht in ihrer marxistischen, sondern in ihrer liberalen Spielart konkretisiert.

Fünftens impliziert die Vorherrschaft der Metaideologie eine a priori gesetzte Wahrheitsdefinition: Wenn die unhinterfragte Prämisse politischen Denkens die normative Bejahung einer Utopie ist, dann muss diese Utopie zumindest theoretisch auch realisierbar sein. Religiöse oder philosophische Positionen, die die Unvollkommenheit des Menschen betonen – etwa die christliche Erbsündenlehre –, ja sogar naturwissenschaftliche Erkenntnisse, die die Realisierbarkeit liberaler oder sozialistischer Utopien prinzipiell bestreiten, geraten nicht nur unter Rechtfertigungsdruck. Sie werden in dem Maße, wie die Metaideologie sich durchsetzt, aus dem Bereich des Diskutablen ausgegrenzt.

Man stempelt sie zu „Unwahrheiten“, nicht weil sie in einem empirischen Sinne unwahr wären, sondern weil Utopien, also Vorstellungen, wie die Welt sein soll, wenn sie zu Dogmen erhoben werden, a priori keine Tatsachenbehauptungen als wahr akzeptieren können, die sie ad absurdum führen. Ein Weltbild, das nicht empirisch, sondern normativ fundiert ist, kann höchstens zufällig und im Einzelfall mit empirischen Tatsachen korrespondieren; je dominanter dieses Weltbild gesellschaftlich wird, desto effektiver fungiert es als Filter, der unpassende Tatsachen aus der gesellschaftlich gültigen Wirklichkeitsbeschreibung ausblendet, und desto mehr gilt, dass Wahrheitansprüche nicht aus empirischer Beobachtung, sondern direkt aus der Ideologie abgeleitet werden. Die Verwechslung von Normen und Tatsachen, die ich in „Das Dschihadsystem“ als Wesensmerkmal linker Ideologie herausgearbeitet habe, ist nicht einfach ein logischer Fehlschluss. Sie ist die zwingende Konsequenz aus einem Weltbild, das die jeweils gegebene Wirklichkeit nur als Durchgangsstation zum irdischen Paradies auffassen kann.

Sechstens folgt aus dieser Wahrheitsdefinition eine Feinddefinition: Bereits das Wort „Fortschritt“, das im politischen Bereich ja nicht auf irgendwelche Veränderungen, sondern ausschließlich auf Egalisierungs-, Liberalisierungs- und Demokratisierungsprozesse angewendet wird, impliziert die Idee, dass die Geschichte eine immanente Richtung und ein Ziel kennt, d.h. es impliziert eine teleologische, wenn nicht gar deterministische Geschichtsauffassung. Wer dieser Geschichtsauffassung nicht folgt, ist, durch die Brille der Metaideologie betrachtet, ein „Reaktionär“, der „das Rad der Geschichte zurückdrehen“ will und die „Zeichen der Zeit nicht erkannt“ hat. Allein das bloße „zurück zu“ (einem früheren Zustand) steht im Verdacht des Unmoralischen, weil das Vergangene – allein schon, weil es eben vergangen ist – aus der Sicht dieser Ideologie das „historisch Widerlegte“, das durch den „Fortschritt“ (Egalisierung, Liberalisierung, Demokratisierung) überwundene Schlechte ist.

Wenn nun jemand zu diesem „Schlechten“ zurückkehren will, muss er ein schlechter Mensch sein, dem man nicht einmal gute Absichten zuzugestehen braucht; wenn er die „Wahrheit“, dass die Utopie realisierbar sei, „leugnet“, dann braucht man ihm vom Standpunkt der Metaideologie nicht einmal zuzugestehen, dass er sich einfach irren könnte; erst recht braucht man nicht der Vermutung nachzugehen, dass man womöglich selber im Irrtum sein könnte: Der Andersdenkende, der sich der gesellschaftlich akzeptierten Wahrheitsdefinition nicht beugt, ist einfach ein Lügner oder Psychopath, den man ohne Gewissensbisse unschädlich machen kann. Und dies auch – wohlgemerkt! – vom liberalen Standpunkt!

Womit auch geklärt sein dürfte, warum die meinungsbildenden Eliten sich weigern, Linksextremismus mit derselben Elle zu messen wie Rechtsextremismus, warum man konservative Patrioten schon gewohnheitsmäßig in die Nähe des Rechtsextremismus rückt, und warum der Begriff „Fundamentalismus“, womit in aller Regel ein konservatives Christentum gemeint ist, fast schon so pejorativ verwendet wird wie der des „Faschismus“: Linksextreme Positionen stehen auf dem Boden der Metaideologie, konservative nicht. Letztere sind daher aus der Sicht der Metaideologie per se „extremistisch“, selbst wenn sie ohne Weiteres verfassungskonform sind: Nicht die demokratische Verfassung ist hier der Maßstab, sondern die Bejahung des Utopismus.

Siebtens impliziert dieser Utopismus ein Menschenbild, wonach nur solche menschlichen Eigenschaften als gesund und normal zu gelten haben, die mit der jeweiligen Utopie kompatibel sind.

Dieses Menschenbild bedeutet im Umkehrschluss, dass Menschen, mit denen die Utopie nicht zu verwirklichen ist, weil sie an ihren vertrauten Bindungen, Werten und Lebenswelten festhalten und sich gegen deren politisch induzierte Veränderung wehren, nicht nur im Irrtum befangen, reaktionär und böse sind, sondern obendrein Psychopathen. Es spricht Bände, welch erstaunliche Karriere das Wort „Phobie“ gemacht hat, das in früheren Zeiten nur auf krankhafte Angstzustände angewendet wurde, heute aber auf so merkwürdige „Krankheiten“ wie Homophobie, Xenophobie und Islamophobie.

In „Das Dschihadsystem“ schrieb ich: „An sich handelt es sich [bei dem Wort „Phobie“] um einen psychiatrischen Fachbegriff, dessen Verwendung in sozialwissenschaftlichen Zusammenhängen sich schon deshalb verbietet, weil Sozialwissenschaftler gar nicht kompetent sind zu beurteilen, ob die Abneigung gegen eine Personengruppe auf einer Phobie beruht oder nicht. Wenn Soziologen4 diesen Ausdruck trotzdem benutzen können, ohne sich zumindest fachintern Kritik einzuhandeln, so ist bereits dieser Umstand ein starkes Indiz für die Wirksamkeit ideologisch motivierter Vor-Urteile bis ins wissenschaftliche Vokabular hinein.“

Im Lichte der bisherigen Überlegungen müssen wir diesen Befund noch verschärfen: Wir haben es nicht einfach mit menschlicher Unzulänglichkeit zu tun, die es auch unter Wissenschaftlern gibt, und aufgrund derer unhinterfragte ideologische Vorurteile sich verfälschend in einen Forschungsprozess einschleichen, der ansonsten durchaus integer ist. Vielmehr geht das Menschenbild der Metaideologie bereits als Prämisse in die sozialwissenschaftliche Arbeit ein. Es bedarf dann gar keiner psychiatrischen Expertise mehr, um zu entscheiden, ob eine „Phobie“ vorliegt: Die Metaideologie selbst liefert den „psychiatrischen“ Befund. Die Logik, aufgrund derer ideologisch nonkonforme Menschen zu Geisteskranken erklärt werden, die unter einer „Phobie“ leiden, ist dieselbe, aufgrund derer in der Sowjetunion Dissidenten in psychiatrische Anstalten eingewiesen wurden.

Dies impliziert auch, dass nicht die Bedürfnisse der tatsächlich lebenden Menschen Anspruch auf soziale Berücksichtigung erheben können, sondern lediglich die Bedürfnisse eines gedachten „neuen Menschen“, der sich dadurch auszeichnet, utopiekompatibel zu sein. „Humanität“ besteht unter diesen Prämissen darin, den empirischen Menschen zum utopischen umzuerziehen.

Wie aber nennt man eine Ideologie, die darauf hinausläuft, gestützt auf ein utopisches Ideal und mit dem Anspruch auf das Monopol absoluter Wahrheit alle Lebensbereiche zu durchdringen und gegebenenfalls umzuwälzen, und dies weltweit; die den Gang der Geschichte zu durchschauen beansprucht, ihre Kritiker als böse im moralischen und krank im medizinischen Sinne diffamiert und die Umerziehung der Menschheit propagiert?

Man nennt eine solche Ideologie: totalitär.

Da sie ihr Deutungsmonopol durchgesetzt hat und kaum noch angefochten wird, jedenfalls nicht im „seriösen“ Diskurs, bleibt uns der beunruhigende Befund nicht erspart, dass die meisten Menschen in unserer Gesellschaft (also wahrscheinlich auch Sie) ohne es zu wollen Anhänger einer totalitären Ideologie sind.

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1Karl Marx, Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, MEW 1, S. 385.

2Es entbehrt allerdings nicht einer gewissen Ironie, dass die Marxisten, nachdem sie an die Macht gekommen waren, sich ihrerseits als unfähig erwiesen, den totalitären Herrschaftscharakter des von ihnen selbst konstruierten sozialen Zusammenhangs zu durchschauen und angemessen zu kritisieren. Ausnahmen bestätigen lediglich die Regel.

3Manfred Kleine-Hartlage, Das Dschihadsystem. Wie der Islam funktioniert, Gräfelfing 2010

4vgl. z.B. die Verwendung der Begriffe „Islamophobie“ und „Homophobie“ bei Wilhelm Heitmeyer, Deutsche Zustände. Folge 6, Frankfurt/M. 2007

Mit der Dominanz des Gegensatzes von Liberalismus und Sozialismus wurden alle Prämissen, über die zwischen diesen Strömungen kein Dissens bestand, zu Selbstverständlichkeiten. Geistesgeschichtlich betrachtet, sind Liberalismus und Sozialismus bzw. Marxismus keineswegs die unversöhnlichen Gegenspieler, als die sie während des Kalten Krieges aufgetreten sind. Marx hat den Liberalismus und das von diesem favorisierte kapitalistische System ja nicht etwa von einem konservativen (in seiner Terminologie: reaktionären) Standpunkt kritisiert, sondern von einem revolutionären. Er sah durchaus, dass das Bürgertum selbst eine revolutionäre Klasse, sein Liberalismus eine revolutionäre Ideologie, sein Kapitalismus ein revolutionäres System war, das die Menschen aus ihren vertrauten Bindungen riss, hergebrachte Gemeinschaften zerstörte, die Religion in die Krise stürzte, die Gesellschaft atomisierte, und dies im Weltmaßstab. Was wir heute „Globalisierung“ nennen, ist von Marx bereits vor hundertsechzig Jahren gedanklich vorweggenommen und bis zur letzten Konsequenz durchdacht worden.

Warum die Zivilisation zusammenbricht

Von Daniel Greenfield, Erstveröffentlichung unter dem Titel „What is Behind the Collapse of Civilization?“ in Canada Free Press, 11. Februar 2010

Übersetzung von Manfred

Sozialismus, Dhimmitude, niedrige Geburtenraten, Zerbrechen der Familie, Niedergang des Westens, Aufstieg des Nannystaates, Untergang der menschlichen Freiheit

Was wäre, wenn die Sympathie für Terroristen, die Drift in Richtung Sozialismus, die fallenden Geburtenraten und der kulturelle Bankrott in zivilisierten Ländern, der wirtschaftliche Verfall und der Niedergang der Familie alle eine gemeinsame Ursache hätten? Was wäre, wenn diese gemeinsame Ursache hinter der Vielzahl der Arten und Weisen stünde, in denen wir die Zivilisation um uns herum zusammenbrechen sehen? Dieser Ursache nachzugehen wird eine kurze Reise erfordern, allerdings nicht in das Reich der Geopolitik oder Weltwirtschaft, sondern in den menschlichen Geist.

Man sagt, das Kind reife zum Manne. Was aber wird aus dem Mann, wenn das Kind niemals groß wird? Mit dieser leidigen Frage ist die Zivilisation, wie wir sie kennen, konfrontiert. Diese Frage wird sie beantworten müssen, wenn sie überleben will.

Der Weg vom Kind zum Manne führt über drei Etappen: Überhöhung, Rebellion, Integration. Das Kind stellt die Eltern auf einen Sockel. Dann als Heranwachsender beginnt es gezwungenermaßen in die Erwachsenenerolle zu wechseln und reagiert darauf mit Rebellion. Die Integration findet statt, wenn es die Erwachsenenrolle annimmt.

Allgemein gesprochen findet dieser Zyklus individuell in jeder Familie statt, aber er findet auch auf der Ebene einer Generation statt, da die Rebellion einer Generation zu ihrer Integration in den größeren Zyklus einer Nation, einer Gruppe und ihrer Geschichte führt.
Und so wie die Rebellion des Heranwachsenden ihm hilft, seine Talente zu entdecken und zu seiner Integration führt, hilft die Rebellion einer Generation ihr bei der Definition ihrer Fähigkeit, sich in ihr Land einzufügen und zu seinem Gedeihen beizutragen. Wird dieser Zyklus aber im Rebellionsstadium abgebrochen, so führt dies zur Verewigung der Adoleszenz oder zu einem Fall von arretierter Entwicklung, wobei eine andauernde Rebellion sich aus dem Zwang speist, die Welt auf eine kindische Art und Weise wahrzunehmen, um die Konstanten der Kindheit aufrechtzuerhalten.

Willkommen in der Welt von heute! Aber nicht erst heute. Wir leben in einer Ersten Welt, die sich im Zustand arretierter Entwicklung befindet. Wir sind umgeben von einer Kultur, die das Produkt arretierter Entwicklung ist. Wir sind umgeben von einer Politik arretierter Entwicklung. Zeitungen lesen, den Fernseher einschalten und – Gesellschaft für Gesellschaft – auf das Niveau der Debatten blicken heißt: die Auswirkungen von Generationen zu besichtigen, die sich im Zustand verewigter Adoleszenz befinden und Kinder hervorbringen, die in eine Gesellschaft geboren werden, in der dies der Normalzustand ist.
Während es immer noch viele Erwachsene gibt, konzentrieren sich gerade Politik und Kultur um Leute, die in der Rebellionsfalle hängengeblieben sind, und ein beträchtlicher Anteil der Bevölkerung in jedem Land der Ersten Welt trägt ihre Weltsicht weiter.

Nehmen wir das Rebellionsstadium genauer unter die Lupe. Dies ist von vitaler Bedeutung, weil wir darin leben.

Das Rebellionsstadium ist die Übergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsensein. Es ist die Reaktion des Kindes darauf, dass es gezwungenermaßen entdeckt, wie die Welt der Erwachsenen wirklich aussieht, und dass es beginnt, die Pflichten eines Erwachsenen zu übernehmen. (Die Midlife-Crisis hat gewisse Ähnlichkeit damit.) Kennzeichnend für das Rebellionsstadium ist der Versuch, der Erwachsenenwelt aggressiv eine kindische Weltsicht aufzuzwingen, um die Prämissen der Kindheit auch dann noch aufrechtzuerhalten, wenn man kein Kind mehr ist.

In dieser Phase nimmt man häufig idealistische Politikentwürfe an, die kaum realistische Pläne enthalten, dafür aber idealistische Globallösungen betonen. (Man sieht die Probleme der Welt, wie auch ein Kind sie sehen würde.) In der Rebellionsphase verwirft man häufig hergebrachte erwachsene Autorität und Regeln zugunsten alternativer Systeme, die entweder anarchisch oder gutgemeint totalitär sind. (Indem es die hergebrachte Autorität ablehnt, verwirft das Kind auch die Möglichkeit, eine Erwachsenenrolle anzunehmen, und sucht stattdessen nach maximaler Freiheit von Verantwortung entweder durch völligen Mangel an Regeln, oder durch völligen Mangel an Regeln unter dem Schutz der Sicherheit des Mammistaates.)

[Anm. d. Übers.: Greenfield schreibt „Nanny State“, und selbstverständlich bin ich mir bewusst, dass eine „Nanny“ keine Mammi ist. Ich halte aber wenig vom Import von Anglizismen; andererseits wäre eine Übersetzung mit „Kindermädchen-Staat“ ausgesprochen unelegant gewesen. Was aber mit dem „Nanny State“ gemeint ist, nämlich die Kombination von Bevormundung, Erziehung und umfassender Versorgung, das lässt sich auch ganz gut als „mütterlicher Staat“ verstehen, vgl. meinen Artikel „Mutter Staat“; die phonetische Ähnlichkeit gab für mich schließlich den Ausschlag, den Neologismus „Mammistaat“ einzuführen, in der Hoffnung, dass er sich durchsetzt.]

In der Rebellionsphase zählt als kultureller Wert nicht das tatsächlich Erreichte, sondern die Kreativität als solche. (Für ein Kind ist das Malen mit Fingerfarben wegen der Freude am Schöpferischen wichtig, nicht unbedingt wegen des objektiven Werts der Ergebnisse.) Film, Theater und Roman werden rein an ihrer Schockwirkung gemessen, was bedeutet, dass der Tabubruch die höchste Form von Drama oder Komödie wird.
(Das Kind hat eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und ist gefesselt von allem, was es erschreckt und dadurch seine Aufmerksamkeit gewinnt.)

In der Rebellionsphase gibt es kein großes Ideensystem, nur kontextabhängige Werte. Moralität ist relativ, weil objektive Regeln zu einengend sind, der Empathie zu entbehren scheinen und wenig Raum für den Ausdruck individueller Impulse lassen. (Für das Kind sind Regeln emotional, nicht rational. Kontextbezogen, nicht ewig.) Die Rebellionsphase gipfelt in der romantischen Verklärung der eigenen Gefühle von Verwirrung, Beengung und Ohnmacht. Diese Gefühle werden auf den gesellschaftlichen Außenseiter projiziert, dem man sich näher fühlt als den Mitgliedern der eigenen Gruppe, eben weil auch er ein Außenseiter ist. Der Außenseiter scheint eine Verbindung darzustellen zu einer Form von natürlicher körperlicher und geistiger Vitalität, die einem selbst durch „konformistische“ Erziehung versagt blieb. (Das Kind sehnt sich nach natürlicher Ordnung und natürlichen Impulsen zur Verteidigung gegen die künstlichen und abstrakten Regeln der Welt.)

Es ist leicht, all diese Elemente um uns herum zu erkennen: in unseren Institutionen, in unserer Kultur und unserer Politik. Wer die gleichsam schockgefrorene Weltsicht der Rebellionsphase am Werk sehen möchte, betrachte die kulturellen Stereotype in den Vereinigten Staaten im Hinblick auf den Gegensatz zwischen den fünfziger und den sechziger Jahren, reduziert auf einfachste Klischees: Beengter Arbeitsplatz gegen Freiluftkonzert; schuften für den Mann gegen „sich selbst verwirklichen“; glauben, was alle glauben gegen Leidenschaft für das Schicksal der Welt; Dreiteiler gegen Freigeist. Diese Stereotype beinhalten, ins Negative gewendet, einen einfachen Kontrast, nämlich den zwischen der Zivilisation und ihren Gegnern [its Discontented].

Genau wie der Heranwachsende dagegen aufbegehrt, Erwachsenenrollen anzunehmen, indem er versucht, zur Kindheit zurückzukehren, versuchen Generationen, die die Erwachsenenrollen einer Zivilisation ablehnen, stattdessen diese Zivilisation in ein jugendliches Stadium zurückzudrängen. Bezogen auf eine Zivilisation, ist „jugendlich“ aber bloß ein anderer Ausdruck für „primitiv“ oder „wild“.

Den Wilden und den Barbaren romantisch zu verklären – sei es dadurch, dass man sich Jackson Pollocks statt Rembrandts an die Wand hängt, oder dass man der jeweils angesagten Bande von Drittweltschurken applaudiert, die uns vernichten wollen, oder dass man Monogamie und Ehe ablehnt, oder dass man Technologiebeschränkungen zum Schutz der Umwelt befürwortet – all das stammt aus derselben Feindschaft von Zivilisationskindern gegen – die Zivilisation, aus der sie stammen.

Werfen wir einen Blick auf Hollywood! Früher produzierte es Zelluloid-Phantasien, in denen die Mächte der Ordnung die Verkörperungen des Primitivismus abschlachteten. Heute produziert es Zelluloid-Phantasien, in denen die Verkörperungen des Primitivismus die Mächte der Ordnung abschlachten. Während Kritiker ersteres als chauvinistisch abstempeln und letzteres als politisch korrekt, drückt doch beides künstlerisch den Gegensatz von Zivilisation und Primitivismus aus. Die Wende markiert den Aufstieg derer, deren Sympathien sich von ganzem Herzen gegen die Zivilisation richten, und die die Rückkehr zu einem einfacheren und primitiveren Leben emotional mehr anspricht als der Schutz der Zivilisation. Diese Filme stellen den Aufstand gegen die Zivilisation dar. Getragen wird der Aufstand von denen, die die Zivilisation für vergiftet und für eine Bedrohung ihrer „natürlichen Impulse“ halten – fordert sie doch von ihnen, sich nicht länger wie Kinder aufzuführen und stattdessen erwachsen zu werden.

Das bringt uns zur Figur des Edlen Wilden. Den rebellischen Kindern der Zivilisation weist er den Weg zurück zu einem einfacheren und natürlicheren Lebensstil. Rechtfertigten frühere Generationen ihren Lebensstil damit, dass es darum gehe, „die Wilden zu zivilisieren“, so wollen ihre zornigen Kinder, die „Wilden“ sollten ihren Lebensstil durch die Aufforderung rechtfertigen, selbst wild zu sein. Selbstredend sind beide Ansätze rassistisch und ignorant, aber nur einer von beiden ist politisch korrekt.

Die Romantisierung des „Anderen“ als des „Edlen Wilden“ – der, dem Stereotyp zufolge, näher an der Natur ist, impulsiv, großzügig, vergnügungssüchtig, von angeborener Vitalität und Spiritualität – hat es emotional in der Pubertät verharrenden Westlern erlaubt, mannigfache Minderheiten zu „Avataren“ ihrer eigenen blockierten Entwicklung zu machen – und stets weiter Ausschau zu halten nach einem, der für sie als Huck Finns den Jim macht, für ein eigenes Abenteuer flussabwärts und in eine unaufhörliche Kindheit, fernab von den Anforderungen und Herausforderungen der Erwachsenen-Zivilisation. Er wird sie lehren, den „Wilden“ in sich selbst zu entdecken, indem er ihnen zeigt, wie man die Zivilisation hinter sich lässt und großzügiger, spiritueller und natürlicher wird.

So praktizieren sie einen Rassismus, der ebenso schädlich ist wie alles, wogegen sie zu Felde gezogen sind, aber es ist ein Rassismus, von dem sie nicht ablassen können, weil er zugleich der einzige Grund ist, warum sie überhaupt gegen Rassismus sind. Und er wird sie vernichten, weil ihre schlimmste Fehlkalkulation die war, als jüngstes Exemplar in ihre Reihe von „Edlen Wilden“ ausgerechnet die Muslime aufzunehmen. Das wachsende Ausmaß muslimischer Gewalt lässt sie nur sich noch fester an die neu gefundenen „Wilden“ klammern, die ihnen – so hoffen sie – zeigen werden, wie man mit dieser lästigen Zivilisation ein für allemal fertigwird. Was sie ja auch tun werden. Nur dass am Ende des Weges kein verlorener primitiver Garten Eden stehen wird, sondern Sklaverei, Unterdrückung und Tod.

Blicken wir nun auf die Geburtenraten. Die Geburtenraten sind in praktisch jedem zivilisierten Land drastisch eingebrochen; aber das ist nicht überraschend, weil Heranwachsende kein besonderes Interesse daran haben, Kinder zu haben. Allgemein halten die eher traditionellen Sektoren eines Landes die Geburtenrate hoch, und einströmende Immigranten. Inzwischen heiraten in den kulturellen Zentren die Paare später, bekommen ihre Kinder viel später und in geringerer Zahl, sofern sie sich damit überhaupt belasten.

Kinder zwingen ihre Eltern ja auch dazu, eine Erwachsenenrolle anzunehmen. Viele westliche Paare ziehen es vor, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Wie ein europäisches Ehepaar es in einem Artikel ausdrückte, standen sie vor der Wahl zwischen einem Auto und jährlichem Urlaub einerseits, und Kindern andererseits. So trafen sie ihre Wahl. Dasselbe taten viele Andere, ohne dass es Schlagzeilen gemacht hätte.

Arretierte Entwicklung bedeutet verzögerte Reife. Das Erziehungssystem hat sich aufgebläht, um dem gerecht zu werden, sodass jetzt größere Mengen von jungen Leuten ihre höhere Bildung erst mit Ende Zwanzig vollenden. Verringerte Sexualmoral bedeutet außerdem spätere oder gar keine Ehe. Eine „Ich-zuerst“-Kultur sichert darüberhinaus höhere Scheidungsraten. Das alles wirkt zusammen, die Geburtenraten niedrig zu halten. Der alles übertreffende Faktor ist aber die Flucht vor der Erwachsenenrolle durch Konzentration auf Selbstverwirklichung und Vergnügungssucht statt der Übernahme von Erwachsenenpflichten. Das bedeutet, dass eine Rebellionskultur zugleich eine Kultur niedriger Geburtenraten ist (ein ironischer Kontrast zu dem Edlen Wilden, dem sie nachzueifern versuchen).

Erwachsensein heißt das Selbst zu transzendieren. Im Gegensatz dazu tut verewigte Adoleszenz dies niemals. Politik, Kunst, Kultur, Institutionen und die ganze Welt sind nichts als Projektionen des Selbst. Politik reduziert sich auf die Unterstützung von Politikern, die deinen Ärger wiederspiegeln oder versprechen, sich um dich zu kümmern. Kunst reduziert sich auf Kreativität als Selbstzweck ohne wirklichen schöpferischen Erfolg. Institutionen machen entweder Regeln für alles und jeden oder arbeiten selbst regellos. Moralischer Relativismus oder anekdotische Beweisführung dominieren die öffentliche Rhetorik. Es gibt viel Reichtum, aber der ist so schnell verprasst wie gewonnen. Eine solche Kultur kann nicht sehr lange überleben, weil das, was sie aufbaut, unter ihrem Gewicht zusammenbricht.

Die Rebellion einer Generation spielt, wie die des Heranwachsenden, eine sehr wichtige Rolle für die Regeneration einer Kultur. Eine kurze Rebellionsphase nutzt die Perspektive eines Kindes, um die Kultur durchzurütteln und neue Ideen und Perspektiven einzubringen. Manche dieser neuen Ideen und Perspektiven werden dann in das existierende System integriert, um es zu bereichern und zu stärken. Dieser Zyklus kann eine Zivilisation auf neue Niveaus und zu neuen Höhen führen.

Wird dieser Zyklus aber abgebrochen, dann endet die Rebellionsphase niemals. Stattdessen stagniert sie. Neue Ideen werden alt, weil es nichts gibt, das sie ersetzen könnte, weil diese Ideen niemals in irgendetwas integriert worden sind, das größer wäre als sie selbst. Stattdessen rebelliert die nächste Generation, die gegen nichts mehr rebellieren kann außer gegen die Rebellion selber, dadurch, dass sie neue Extreme findet, zu denen sie strebt. Politik wird immer zersetzender, auch wenn sie immer inhaltsleerer wird. Hochkultur verflüchtigt sich zum Zeitgeist. Die niedere Kultur appelliert einfach schamlos an Schock und Spektakel.

Der Jugendkult dominiert die Kultur, wodurch „Carpe Diem“ zum einzigen moralischen Gesetz wird, da Jeder im täglichen Gewusel seinen selbstsüchtigen Bedürfnissen folgt, um den Fortgang der Zeit zu leugnen. Die Religion bricht zusammen, abgesehen von Kulten und Mysterienreligionen, die geheime Wege zur Unsterblichkeit versprechen. Die Geburtenrate bricht ein, und das Familienleben, Zentrum jeder Zivilisation, bricht ebenfalls zusammen. Die Industrie siecht dahin und wird durch persönliche Dienstleistungen ersetzt. Die Drecksarbeit will keiner machen, und in jedem Fall reißen die fallenden Geburtenraten Lücken an der Basis der Gesellschaft auf, sodass Migration eine neue Unterklasse hereinbringt, die eine gelangweilte Oberschicht als exotisch und aufregend ansieht. Die Anbetung des Edlen Wilden endet mit der Vernichtung der Zivilisation.
Wir sind diesen Weg schon früher gegangen, und er führt immer an denselben Punkt: Wenn eine Zivilisation es nicht schafft, den Zyklus fortzusetzen, und sich ins Erwachsensein zu integrieren, bedeutet das, wenn man es nicht verhindert, ihre Zerstörung. So wie ein Mensch, der darauf besteht, ein Kind zu bleiben, nicht selbständig überleben kann, so wird auch eine Zivilisation, die vor sich selbst davonläuft, in den Flammen untergehen, die sie selbst entfacht hat.

Die Rebellionsphase geht in die adulte Phase durch Integration über. Mit dieser Integration bestimmt und akzeptiert der Heranwachsende die Erwachsenenrolle und die Pflichten, die damit einhergehen. Durch Integration sieht der Lernende sich selbst als Lehrer, der Sohn als Vater, die Tochter als Mutter, der Arbeiter als Manager – und eine Generation geht den nächsten Schritt in der Geschichte ihres Volkes. Die Kreativität und die neuen Ideen, die sie mitbringt, werden auf konstruktive Weise integriert und formen das nächste Kapitel in der großen Erzählung ihrer Zivilisation.

Erwachsene Rollenmodelle sind naturgemäß der Schlüssel zu dieser Integration. Der Niedergang der Familie, im öffentlichen wie im privaten Leben, macht Integration viel schwieriger; speziell wenn eine Kultur darauf besteht, erwachsene Rollenmodelle abzuwerten und stattdessen negative Modelle anzubieten. Die Mythen und Erzählungen einer Kultur leiten den Heranwachsenden auf dem Weg ins Erwachsenendasein. Dasselbe gilt für die Pflichten, die er zu erfüllen hat. Wenn sich die Erzählungen einer Kultur an der Rebellionsphase orientieren und die Pflicht beinhalten, an an nicht endenden Erziehungsprogrammen teilzunehmen, dann macht auch dies den Übergang zur Erwachsenenrolle viel schwieriger. Wenn man das Ganze nun mit einem Mammistaat unterlegt, der bereits per se ein Symptom für eine Rebellionskultur ist, die versucht, Ersatzeltern zu schaffen, die auf einen aufpassen – dann wird es noch schwerer für die nächste Generation, erwachsen zu werden.

Erwachsensein bedeutet, die aufsässige Kreativität der Rebellionsphase in die konstruktive Kreativität des Erwachsenenalters zu überführen. Aufsässige Kreativität ist eine, die in Zurückweisung jeder Art von Einschränkung existiert. War aufsässige Kreativität einst ein Zeichen jugendlicher Rebellion, so ist sie heute in der Ersten Welt allgegenwärtig.
Im Gegensatz dazu ist es schwer geworden, konstruktive Kreativität zu entdecken, also eine, die der Welt etwas gibt und darauf abzielt, ein Endprodukt hervorzubringen, womit Menschen etwas anfangen können, statt einfach nur den eigenen Widerstand gegen Regeln kundzutun. Im Ergebnis leidet Amerika an einem Niedergang der angewandten [non-theoretical] Wissenschaften wie auch seiner Kultur. Und wir sind belastet mit Politikern, die höchst kreativ alle möglichen Arten großer Ideen formulieren, aber nicht konstruktiv im Sinne der Fähigkeit, sie zu durchdringen und zu Ende zu denken .

Sozialismus. Dhimmitude. Niedrige Geburtenraten. Zerbrechen der Familie. Niedergang des Westens. Aufstieg des Mammistaates. Untergang der menschlichen Freiheit. Die Bewunderung von Jedem, der bereit ist, der Zivilisation den Garaus zu machen – alles hat einen gemeinsamen Nenner: diesen.

Der Heranwachsende rebelliert gegen das Erwachsensein, indem er versucht, wie ein Kind zu leben, ohne Furcht vor Konsequenzen, mit Idealismus statt Ideen, mit Selbstverwirklichung statt Verantwortung. Eine Kultur, die gegen die Zivilisation rebelliert, versucht so zu funktionieren, wie sie es von den primitiven glaubt, also ein Kinderdasein zu führen. Die Ergebnisse sind um uns herum zu besichtigen.

Sie haben den Staat in eine Mammi verwandelt, die für sie sorgt. Sie haben Mörder für ihre Impulsivität bewundert. Sie haben Familie und Kinder als Hindernisse auf ihrem Weg beiseitegeräumt. Sie haben Industrie und Technik den Krieg erklärt, weil sie ihrer Anbetung des Primitiven entgegenstehen. Sie haben ihre Kultur auf diejenigen Dinge gebaut, die sie am meisten schockieren und ihre Politik auf das, was sie inspirierend finden. Sie haben der Zivilisation den Rücken gekehrt und versucht, den Erwachsenenpflichten zu entkommen, deren Erfüllung man von ihnen erwartet. Aber die Vergangenheit bietet kein Entkommen vor der Zukunft, und der Mensch kann nicht zurück in die Kindheit – er kann höchstens die verschrobene Parodie eines Kindes darbieten.

Die Rebellionsphase kann nicht unaufhörlich andauern. Sie ist schon vor langer Zeit öde geworden. Doch durch ihre Unfähigkeit vorwärtszuschreiten hat sie Generation für Generation in die Falle ihres abgebrochenen Zyklus gesperrt. Und der einzige Ausweg für die Erste Welt ist, kindisches Zeug beiseitezufegen und sich für das Erwachsenwerden zu entscheiden. Wenn wir dies im Angesicht des Dschihad nicht schaffen – dann schaffen wir es nie!


Nach dem 11. September gab es einen kurzen Moment, wo eine Kultur, die man gelehrt hatte, das Erwachsensein zu vergessen, auf einmal erfuhr, wie es ist, erwachsen zu sein. Manche kehrten um. Viele andere nicht. Jedes Jahr nähert sich das Messer ein wenig mehr unserer Kehle. Technik allein wird es nicht abhalten. Nur ein erwachsener Geist, erwachsene Entschlossenheit, erwachsener Wille, uns um jeden Preis zu verteidigen, wird es schaffen. Und wenn sie endlich die lang verworfene Erwachsenenrolle annehmen, werden die endlos pubertierenden Kulturen der Ersten Welt endlich erwachsen werden.

Baron Bodissey: Den Counterdschihad vernetzen; Eine Grenze ziehen; Höllische Retter

 von Baron Bodissey

Übersetzer: BeforeDawn

Die Originalartikel erschienen: im Mai 2008 unter dem Titel „Distributed Emergence – Networking the Counterjihad“ in Mission Europa, am 6. Juli 2009 unter dem Titel „Drawing a Line“ in Gates of Vienna, am 29. Juli 2009 unter dem Titel „Hellish Saviours“ in Gates of Vienna.

Vorbemerkung: Baron Bodissey hat sein Blog Gates of Vienna zu einer der wichtigsten Anlaufstellen für die Gesamtheit der im Internet aktiven europäischen Islamkritiker gemacht, zugleich aber als Amerikaner eine Verbindung für den diesbezüglichen transatlantischen Informationsaustausch geknüpft. Durch das Einstellen von Artikeln aus diversen europäischen Ländern, vor allem aber aus den skandinavischen (z. B. denen von Fjordman), durch Diskussionen von Kommentatoren mit unterschiedlichem nationalen Hintergrund, durch einen umfassenden News-Apparat und durch eine immer weiter ausgebaute Vernetzung zwischen GoV und den europäischen Bloggern, mit ihm selbst als Hauptknotenpunkt, hat B. B. mit seinem Blog eine wichtige übergreifende Struktur für die einzelnen nationalen Counterdschihad-Szenen geschaffen.

Seine Arbeit als Netzwerker hat er auf der Counterjihad Conference in Wien im Mai 2008 beschrieben:

Den Counterdschihad vernetzen

Das Ziel des Counterdschihad ist, Widerstandsaktionen gegen die Ausbreitung der Scharia zu organisieren und die Islamisierung in den westlichen Nationen zurückzuweisen.

Dieser Zweck kann durch eine Reihe von Strategien erreicht werden, die zusammen oder getrennt, nacheinander oder gleichzeitig durchgeführt werden. Dazu können einige oder alle der folgenden Strategien gehören:

    ● Gesetzgeberische Initiativen, entweder auf lokaler oder   auf nationaler Ebene

    ● Verfassungsklagen gegen die Ausbreitung des Scharia-Rechts oder gegen Mandate der EU und der UNO

    ● Fonds zur Unterstützung von Personen, die wegen „Missbrauchs“ der Meinungsfreiheit angeklagt sind

    ● Die Bildung politischer Parteien

    ● Druck auf die etablierten politischen Parteien ausüben, um sie dazu zu bringen, in ihre Programme Punkte, die gegen die Scharia  gerichtet sind, einzubringen

    ● Öffentliche Demonstrationen

    ● „Straßentheater“: z. B. das Verschleiern von Statuen

    ● Zugang zu den Medien suchen.

Wie können solche Aktionen in der wirkungsvollsten Weise durchgeführt werden?

Kleinere Demonstrationen oder andere Aktionsformen können eine breitere Wirkung haben, wenn über sie in den Medien berichtet wird oder wenn sie Verbreitung im Internet finden. Die Demonstration der SIOE am 11. Sept. 2007 in Brüssel war ein Beispiel einer solchen kleineren Aktion mit unverhältnismäßig großer Wirkung.

Mein Ziel ist es, für solche Bemühungen im kleinen Rahmen durch Techniken wirkungsvoller Organisation eine größere Wirksamkeit zu erreichen.

 Wie sieht ein Antidschihad-Netzwerk aus?

Das wichtigste Erfordernis eines effektiven gegen die Islamisierung gerichteten Netzwerks ist seine Internationalität. Die gegnerischen Netzwerke sind hochgradig international, und der radikale Islam koordiniert sich mühelos über die nationalen Grenzen hinweg. Dasselbe muss für uns gelten.

Glücklicherweise macht jetzt das Internet dieses relativ leicht. Wenn die Aktionsgruppe „Verschleiert die Statuen!“ eine weitere Initiative plant, können Menschen in der gesamten Welt im Moment der Durchführung davon erfahren.

Oder sogar vor dem Zeitpunkt der Aktion – und auf diese Weise kann der transnationale Counterdschihad am wirkungsvollsten sein.

Stellt euch vor, die örtliche Antischaria-Gruppe bereitet eine Straßentheater-Aktion in Oslo vor und klebt Tausende von Exemplaren einer Mohammed-Karikatur an Laternenpfähle in der ganzen Stadt.

Nun stellt euch vor, um wie viel wirkungsvoller eure Aktion wäre, wenn das Gleiche auch zeitgleich in Kopenhagen, Stockholm, Helsinki, Warschau, Prag, Wien, Belgrad, Rom, Zürich, Paris, Brüssel, Antwerpen, Amsterdam, Madrid und London stattfände. Jede „Mo“-Karikatur trüge dieselbe Schlagzeile – sagen wir: „Sie mögen das Bild nicht? Gehen Sie doch woandershin!“ – in der jeweiligen Landessprache.

Könnt ihr euch vorstellen, welche Wirkung dies haben würde? Eine Aktion mit geringen Kosten, nur für das Papier und den Druck, deren Bekanntwerden über den ganzen Kontinent auf der Verbreitung per E-mail und Instant Messaging beruht. Wahrscheinlich würden die Medien darüber berichten, und auch ohne sie würde die Nachricht sich verbreiten und die Bedeutung der Aktion würde in ganz Europa bekannt werden.

Menschen, die sich bisher isoliert, vereinzelt und erstickt durch die Kultur der Political Correctness der EU gefühlt haben, würden so erkennen, dass sie nicht allein sind.

Ein transnationales Netzwerk vertrauensvoller Kontakte ist aber nötig, um solche Wirkungen zu erzielen.

Ein dezentrales Netzwerk

Das effektivste Netzwerk für solche Aktionen ist dezentral und hat keine Hierarchie.

Ein hierarchisches Netzwerk kann eine wichtige und effektive Struktur darstellen, aber seine von oben nach unten gerichtete Organisations- und Kommunikationsstruktur wird nicht so schnell und wirkungsvoll zu Resultaten führen wie ein dezentrales.

In einem dezentralen Netzwerk gibt es keinen Chef. Ich kann nicht mit einem Griff zum Telefon gleichzeitige Demonstrationen in Lissabon, Bratislava, Ljubljana und Dublin anordnen.

Ich kann jedoch sicherstellen, dass meine Kontaktleute an jenen Orten unmittelbar von bevorstehenden wichtigen Ereignissen informiert werden, sobald ich selbst davon erfahre.

Ich verbringe jeden Morgen mehrere Stunden damit, meine E-mails zu lesen und, darauf basierend, „Netzwerkbeschleunigung“ zu bewirken. Meine Kontaktleute und Tippgeber senden mir Nachrichten und Informationen aus der ganzen Welt, vor allem aus Europa. Was ich für wichtig halte, schicke ich an jene, von denen ich glaube, dass sie es brauchen, und versuche, die Neuigkeiten so weit und so effektiv wie möglich zu streuen.

Diese Aktivitäten zahlen sich nicht sofort aus. Mein Name kommt dadurch auch nicht in die Zeitung. Niemand wird jemals dadurch berühmt oder reich werden. Aber im Zusammenwirken, wenn Tausende von Leuten dieselbe zielstrebige „Netzwerkbeschleunigung“ betreiben, dann entsteht, neben den Mainstream-Medien, ein zweiter Weg der Informationsverbreitung, und Zeitungen und Fernsehen werden allmählich bedeutungslos.

Dezentrale Netzwerke haben keinen Glamor. Es gibt keine Stars, keine glänzenden Events, sie bringen keinen materiellen Gewinn, sie sind eben nur effektiv.

Bereits bestehende Organisationen vernetzen

Ein wirkungsvolles dezentrales Netzwerk startet selbst keine Aktionen.

Es wäre sinnlos, wenn ich noch einmal das Rad erfände, denn ein voll ausgewuchtetes,  laserstabilisiertes Rad mit Speichen aus Titanium gibt es schon da draußen und wartet darauf, gebraucht zu werden. Meine Aufgabe ist es, Menschen dazu zu verhelfen, das Rad zu finden.

Wenn ich versuchte, eine Demonstration in Århus zu organisieren, würde ich meine Zeit nicht effektiv nutzen. Was ich auch immer praktisch umsetzen möchte, wird vielleicht schon von einer bereits bestehenden Organisation geleistet.

Die Funktion eines dezentralen Netzwerks besteht darin, solche Gruppen miteinander zu verbinden, sie gegenseitig von ihrer Existenz zu informieren, als Nervensystem zu fungieren, das die Signale in beide Richtungen überträgt. Wenn ich z. B. herausfinde, dass heute etwas Wichtiges in Schweden passiert, verbreite ich diese Information. Das Bloggen ist dabei nur ein Teil der Arbeit, das Kommunikationsmedium kann alles Mögliche sein – Telefon, Instant Messenger, E-mail, Skype, Brieftaube – Hauptsache, die Nachricht geht so schnell wie möglich durch das Netzwerk.

Wenn also jemand einen Text aus dem Dänischen übersetzt haben möchte, dann mache ich das nicht selbst – das wäre ja  dumm! -, dann reiche ich den Text weiter an das dezentrale Netzwerk. Und wenn es gut funktioniert, dann ist die Übersetzung in erstaunlich kurzer Zeit wieder bei mir.

Ein weiterer Vorteil dezentralen Vorgehens ist, dass unsere Netzwerke, wenn sie erst einmal einen Zusammenhang vertrauensvoller Kontakte bilden, eine Hilfe sein können, koordinierte Aktionen im Voraus zu planen.  Zum Beispiel, wenn Sverigedemokraterna [die schwedische nationalkonservative Partei; d. Ü.] vorhaben, eine Klage gegen den schwedischen Premierminister wegen Verrats einzureichen, kann die gleiche Initiative zur gleichen Zeit in Dänemark, Großbritannien, Spanien, Frankreich, Österreich, Deutschland und allen anderen Ländern, deren Verfassungen es verbieten, die Souveränität an die EU zu übertragen, vorbereitet werden.

Die Bemühungen in einem einzelnen Land könnten so durch ihre Vervielfältigung im ganzen Rest der EU in ihrer Wirkung gesteigert werden. Sie müssen lediglich durch eine effiziente Kommunikation koordiniert werden.

Unternetzwerke

Ein dezentrales Netzwerk ist nicht hierarchisch, das heißt aber nicht, dass es keine komplexe Organisation ist. Um am effektivsten zu funktionieren, ist es in Knoten mit Unternetzwerken aufgeteilt. Jeden mit jedem zu vernetzen, ist  sicherlich nicht der beste Weg, eine Aufgabe wie diese durchzuführen.

Unternetzwerke müssen nicht voneinander abgegrenzt sein; ja, ein gewisses Mass an Überschneidung ist sogar wünschenswert. Ich bin vielleicht der Hauptknoten in einem Netzwerk, das Übersetzungen aus europäischen Sprachen organisiert, und zugleich bin ich ein Knoten auf der dritten Ebene, der sich für gesetzgeberische Initiativen einsetzt. Die effektivste Organisationsstruktur für die spezifische Menge an Aufgaben im Netzwerk wird sich mit der Zeit herausbilden.

Aber eine Komplexität von mehr als drei Ebenen wird dazu tendieren, die Reaktionsgeschwindigkeit des Netzwerks herabzusetzen. Es wird dann dazu neigen, den Organisationsweg von oben nach unten ineffektiv werden zu lassen, und es wird die Gefahr wachsen, dass es  durch „Enthauptung“, also durch die Ausschaltung eines Knotens, lahmgelegt wird.

In anderen Worten, je tiefer die Hierarchie ist, desto mehr verhält sich das Netzwerk wie eine Regierung.

 

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Vorbemerkung: In einigen Städten Dänemarks finden seit dem Herbst 2008 gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen muslimischen, meist arabischen, Jugendlichen und den Hells Angels statt. Letztere, die ebenfalls nicht immer auf dem Boden der Gesetze agieren, versuchen nun, auf ihre Weise, den Übergriffen der muslimischen Jugendlichen in den Straßen der betroffenen Innenstadtviertel entgegenzutreten, da niemand anders es tut. In einem Manifest haben sie ihrer Verachtung für diese Jugendlichen Ausdruck verliehen.

In den beiden folgenden Texten setzt sich B. B. mit der Frage auseinander, was es für die über mehr als tausend Jahre gewachsene rechtsstaatliche Ordnung der europäischen Länder jetzt und zukünftig bedeutet, dass statt der staatlichen Ordnungskräfte nun die selbst nicht der Gewalt abgeneigten Hells Angels begonnen haben, der Gewalt der Banden muslimischer Einwanderer entgegenzutreten. – Man muss nicht unbedingt B. B.s pessimistischen Blick in die Zukunft teilen, man kann aber wohl nicht umhin, zuzustimmen, dass der Fortbestand der Rechtsordnung, wie wir sie bislang hatten, in Frage steht. 

 

Eine Grenze ziehen

 

Vor einigen Tagen hat Robert Spencer folgendes geschrieben, in Bezug auf die Brezeln, zu denen sich die Swift Beef Co. verbogen hat, um den Forderungen ihrer moslemischen Mitarbeiter in ihrem Werk in Greeley, Co entgegenzukommen:

Niemand weiß, wann dieses Entgegenkommen ein Ende haben wird, weil niemand jemals daran gedacht hat, oder gewagt hat, den muslimischen Gruppen in den USA die Frage zu stellen, wieviel Scharia eingeführt werden muss, damit sie  zufrieden gestellt sind, und wo der Punkt ist, an dem sie beginnen werden, sich an die amerikanische Gesellschaft anzupassen. Und natürlich, wenn irgendjemand wirklich eine solche Frage stellen sollte und die Muslime in Übereinstimmung mit dem traditionellen Kanon des islamischen Rechts antworten würden, wäre die Antwort, dass sie nicht eher aufhören werden, die Anpassung an die Scharia zu verlangen, bis die Gesamtheit des islamischen Gesetzes in den USA eingeführt, die Verfassung umgestürzt und Amerika unter eine Scharia-Regierung gebracht ist.

Bis dahin ist es so, dass es  immer noch ein weiteres Stück der Scharia einzuführen gibt, und jetzt liegt für das ganze Land der  Präzedenzfall  vor, dass amerikanische Gesellschaften und Institutionen ihre Praktiken zu ändern haben, um den Forderungen der Scharia zu genügen, und niemanden stört es. Irgendjemand wird  irgendwo, irgendwann eine Grenze ziehen müssen, bevor es zu spät ist, oder?  Wir sind alle eine große, glückliche multikulturelle Familie, nicht wahr? Oder etwa nicht?

Irgendjemand wird irgendwo, irgendwann, eine Grenze ziehen müssen, bevor es zu spät ist, oder? 

Ich möchte mich in einer indirekten Weise  mit dieser Frage beschäftigen – beantworten kann ich sie nicht, denn es gibt keine Antwort.

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Mehr als tausend Jahre lang ist die Erbmonarchie die normale Regierungsform in Europa gewesen. Die moderne europäische Demokratie ist aus ehrwürdigen monarchischen Strukturen erwachsen, die erst nach dem Ersten Weltkrieg zerstört bzw. auf eine symbolische Funktion reduziert wurden.The Emperor’s New Clothes

Aber woraus hat sich die Erbmonarchie entwickelt? Sie ist nicht plötzlich in voller Entfaltung dem Haupte des Zeus entsprungen. Sie war auch nicht die übliche Regierungsform in der Antike.

Die Erbmonarchie, oder generell formuliert, die Primogenitur des männlichen Erstgeborenen des Monarchen – gewöhnlich mit einem Siegel göttlicher Gnade versehen – entstand im frühen Mittelalter, als die Institution des Königtums sich etablierte und sich als Spitze der feudalen Ordnung  festigte.

Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs wurden große Teile Europas von germanischen Stämmen überrannt. In diesen Gruppen war das Königtum völlig verschieden vom Modell des römischen Kaisertums, aber auch verschieden von dem, was einige Jahrhunderte später in Nordeuropa entstand. Es wurde nicht vererbt,  obwohl die Tatsache, dass jemand der Sohn des bisherigen Königs war, von Vorteil sein konnte, in etwa der Weise, in der es wahrscheinlich ist, dass der Sohn oder die Tochter  eines Hollywoodstars im Film eher erfolgreich sein wird als andere aus der Altersgruppe.

Das Wort „König“ leitet sich von der gemeingermanischen Wurzel *kuningaz ab, aus der sich zunächst regionale Varianten entwickelten, kuning, cyning, koning, und schließlich die Worte für „König“, die in den heutigen germanischen Sprachen anzutreffen sind. Dieses Wort bestand aus zwei Partikeln, nämlich kin und ing.

„Kin“  hat die Bedeutung „blutsverwandt“, und das Suffix „-ing“ bedeutet „zugehörig“ oder „von ähnlicher Art“. Diese Teile wurden zusammengefügt, und somit bezeichnet das Wort „König“ ursprünglich jemanden, der seinen Stamm und dessen Art am besten repräsentierte.
Das Königsamt existierte also im wesentlichen auf der Ebene der Stämme. Der König kam für seine Position durch eine Kombination hochgeschätzter Eigenschaften in Frage: Geschick in der Schlacht, physische Stärke und Mut, Organisationstalent, und all die anderen Merkmale, die einem Mann bei seinen Genossen Respekt verschaffen. Um ins Amt zu gelangen, war nicht immer ein persönlicher Kampf nötig, kein König jedoch konnte seine Position halten ohne die Fähigkeiten eines Kriegers. Die größten Könige – und die Gründer späterer Dynastien – waren diejenigen, die  in der Schlacht sich Ruhm erworben und in der Politik ihr Urteilsvermögen unter Beweis gestellt hatten, bei denen sich also körperliche Fähigkeiten mit denen des Verstandes verbanden.

Auf der Basis dieser Talente und Fertigkeiten  wurde der König von seiner lokalen Gruppe oder seinem Stamm per Akklamation  gewählt. Im frühen Mittelalter stellte Nordeuropa einen Flickenteppich von Herrschaftsgebieten lokaler Könige dar, in heutigen Begriffen würde man eher von Stammeshäuptlingen oder militärischen Anführern sprechen.

Nach den Maßstäben, die fünf oder sechs Jahrhunderte später galten, waren sie ungehobelte Barbaren. Sie waren gewalttätig und rücksichtslos jedem gegenüber, der nicht zu ihrem Herrschaftsbereich gehörte. Gegenüber ihrem eigenen Stamm (kin) verhielten sie sich loyal und fürsorglich. Die Rechtsprechung ging vom König aus, und wenn sie nicht, entsprechend den Maßstäben des Stammes, gerecht und fair war,  blieb er gewöhnlich nicht allzu lange König, den es gab immer Rivalen, die begierig waren, seine Stelle einzunehmen.

Hinweis: Erinnern uns diese frühen Könige, raue Barbaren, die sich um ihre eigenen Leute kümmerten,  an irgendetwas, das wir hier erst kürzlich diskutiert haben?

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Während des  Mittelalters, als sich allmählich die europäische Zivilisation herausbildete, führten lokale Könige gegeneinander Krieg über Ressourcen und Territorien. Königreiche verschmolzen oder koalierten, sei es durch Eroberung, sei es durch Übereinkunft. Wenn ein Königreich sich seine Nachbarn einverleibte, gewann das von einem König regierte Gebiet an Größe, und was vorher aneinandergrenzende Königreiche gewesen waren, wurden zu Herzogtümern, Grafschaften, Jarltümern und anderen kleineren politischen Einheiten innerhalb eines größeren Königreichs. Diese Teilgebiete konnten durch Verträge getauscht oder durch Kriege erobert werden, so dass die Landkarte Europas einem verrückten Patchwork wechselnder politischer Zugehörigkeiten glich.

Das Feudalsystem war der Kitt, der dies neue System zusammenhielt. Wenn ein Herzog oder Graf Lehnsmann eines Königs wurde, war er ihm Tribut schuldig. Der Vasall schuldete seinem Lehnherrn einen Tribut – in der Form einer materiellen Leistung oder als Dienst. Nur innerhalb des Feudalsystems konnte eine politische Einheit von der Größe der Normandie einer vergleichbaren politischen Gruppierung auf der anderen Seite des Englischen Kanals den Krieg erklären.

Vom Standpunkt eines lokalen Lehnsherrn war Krieg zwischen zwei Staaten schon schlimm genug, aber Gesetzlosigkeit und Räuberei innerhalb eines Königreiches waren noch schlimmer. Gesetzlosigkeit zog die Effektivität und die Legitimation des Souveräns in Frage, so dass es im Interesse des Königs war, das Gewaltmonopol innerhalb seines Reiches aufrecht zu erhalten, um die politische Stabilität seiner Herrschaft zu sichern.

So entstand der Königsfrieden, der Vorläufer der modernen Zivilgesellschaft und des Rechtsstaats. Indem jedem das Recht, Gewalt anzuwenden, verweigert wurde, außer denen, die im Auftrag der Krone dazu ermächtigt waren, garantierte der König einen Frieden, unter dem das Gemeinwohl blühen konnte. Vorausgesetzt, er handelte gerecht und ohne erkennbare Bestechlichkeit, behielt ein König, der den Frieden wahrte, in den Augen seiner Untertanen seine Legitimität.

Die Erblichkeit des Königsamtes war Teil des politischen Stabilisierungsprozesses.

Ein Königreich, in dem Rivalen den Thron des verstorbenen Königs zu usurpieren trachteten, war in aller Wahrscheinlichkeit schwächer und anfälliger für ein Auseinanderbrechen als konkurrierende Königreiche. Die Institution der Erbmonarchie war eine natürliche Darwinsche Reaktion – die Königreiche, die auf diese Weise die Thronfolge regelten, überlebten, expandierten und annektierten konkurrierende Reiche mit größerer Wahrscheinlichkeit als diejenigen, die es nicht taten.

Fügt man zu diesem Verfahren noch die Inzucht hinzu und weitere Jahrhunderte bis  zum 18. und 19. Jahrhundert, dann finden wir statt der streitsüchtigen barbarischen Kraftmeier der germanischen Frühzeit verweichlichte Adlige mit ihrem ererbten Reichtum und ihren Privilegien.

Man verabschiede sich von Gorm dem Alten und begrüße die Lippe der Habsburger.

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Faustus: Bleib, Mephistopheles, und sage mir, wie meine Seele deinem Herrn nützen kann.
Mephistopheles: Sein Königreich erweitern.

 

 

 aus: Christopher Marlowe: Dr. Faustus, 5. Szene

Ein Verfall der Qualität der königlichen Herrschaft beeinträchtigt nicht die allgemeine Wohlfahrt, vorausgesetzt der Monarch kann die Herrschaft des Rechts aufrechterhalten, die die Vorbedingung für Ordnung und Wohlstand ist. Solange der Gerechtigkeit Genüge getan wurde, war es nicht wesentlich, ob die Kriegerkönige zu Verschwendern und eitlen Narren degeneriert waren.

Mit dem Übergang vom Mittelalter zur Renaissance gingen die Aufgaben der Durchsetzung des Rechts und der Steuereintreibung von den bewaffneten Kräften des Königs zu den Dienern einer expandierenden Staatsbürokratie über, die mit dem Einbruch der industriellen Revolution dann überdimensional wuchs.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte eine massive Staatsbürokratie sich verselbständigt und ihre eigene Logik entwickelt und wurde nur noch unwesentlich von der Person des Monarchen beeinflusst  – oder von den Entscheidungen der parlamentarischen Körperschaften. Könige, Königinnen, Regierungen, Minister, Parteien und Parteiungen kamen und gingen, aber das Staatsungetüm wuchs und wuchs beharrlich weiter.

Es ist wichtig zu beachten, dass kein politischer oder gesellschaftlicher Umsturz – nicht einmal die Bolschewistische Revolution – das Funktionieren der Staatsbürokratien unterbrochen hat. Aus den Behörden des Zars wurden die Behörden Lenins, und die Agenten der Ochrana [die zaristische Geheimpolizei; d. Ü.] setzten ihre Arbeit als Agenten des  NKWD [´Volkskommissariat für innere Angelegenheiten´, die Geheimpolizei der Sowjetunion; d. Ü.] fort.

Die unerbittliche Logik des durchbürokratisierten Staates hat uns an den Rand des Abgrunds geführt, auf dem wir heute schwankend stehen.

Die innere Dynamik eines bürokratischen Organismus erzwingt sein unablässiges Wachsen. Um zu wachsen, muss er seine Kontrolle über die ihm Unterworfenen ausdehnen. Daher der Wohlfahrtsstaat, der die Fühler des bürokratischen Regimes in jede Ecke und jede Ritze ausstreckt, in der die Menschen ihr Leben führen. Daher die rasche Vermehrung von Gesetzen, Bestimmungen und Regelungen.

Der technologische Fortschritt steigert die Produktivität, und der jeweils entstehende Wohlstand wird unmittelbar vom hungrigen Magen der modernen Staatsbürokratie verschlungen. Der Produktivitätszuwachs ist verwendet worden zur Errichtung der Infrastruktur und zum Aufbau des Öffentlichen Dienstes, dessen Aufgabe es ist, die Menschen, die den Wohlstand produziert haben, zu kontrollieren,  – der „freien Sklaven“ der modernen postindustriellen Gesellschaft.

Der Staat macht alles und ist überall: er sorgt für deine Sicherheit, er sagt dir, was du essen und trinken sollst, und er regelt, was du sagen darfst, und zu wem. Der Staat hütet deine Kinder, sorgt für deinen Transport, zahlt die Kosten für deine medizinische Versorgung, bringt dich im Pflegeheim unter und schließlich euthanasiert er dich, wenn du unnütz geworden bist.

Und vor allem: der Staat sorgt dafür, dass du das Richtige denkst.

Eine der Hauptaufgaben der modernen Bürokratie ist es, für dein richtiges Denken zu sorgen, so dass dein Handeln im Einklang mit den Zielen des Staates ist, so dass bewaffnete Garden und beständige Überwachung sich erübrigen. Bei fast völliger ideologischer Übereinstimmung zwischen dem Regierungsapparat, den Medien, den Universitäten und dem öffentlichen Schulwesen ist staatlicher Zwang nicht mehr nötig. Der Gulag ist im Kopf des Bürgers.

Dieser historische Prozess hat sich unaufhaltsam entwickelt, um nun die Schlussphase zu erreichen, mit der wir uns jetzt konfrontiert sehen. Von der Aufklärung durch den Marxismus und die linke Kulturrevolution bis hin zur postindustriellen sozialstaatlichen Demokratie hat sich der Trend hin zu einer unaufhörlich expandierenden Bürokratie fortgesetzt, die wiederum notwendigerweise immer mehr Sozialismus erfordert, unabhängig davon, wie die herrschende Ideologie gerade heißt.

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts hat der bürokratische Leviathan sich an seiner letzten Begrenzung gerieben: dem Nationalstaat. Nur durch die Auflösung der Grenzen und der unterschiedlichen nationalen Identitäten konnte die Macht der Bürokraten noch weiter gesteigert werden. Auch hier hat eine unaufhaltsame Logik die ideologische Entwicklung durch das Jahrhundert hindurch vorangetrieben: das allgemeine Wahlrecht, die allgemeinen Menschenrechte, die Erhebung von „Diskriminierung“ in den Rang einer Todsünde, das  Tabu der Ausgrenzung, die Propagierung von Verschiedenheit, der Multikulturalismus, die EU, die Nordamerikanische Union (NAU), und die UNO.

Um den globalen Plan zu verwirklichen, müssen die Nationen durch den Import von Menschen aus fremden Kulturen zerstört werden, indem die verschiedenen nationalen Identitäten verwässert werden und die letzte Barriere für die weltweite Vorherrschaft des sozialistischen Superstaats beseitigt wird. Die ideologische Indoktrination in den Schulen und durch die Medien hat in die Köpfe der Menschen die Vorstellung gepflanzt, dass Widerstand gegen den Import von Ausländern rassistisch, fremdenfeindlich und zutiefst sündig ist. Das Ergebnis ist, dass die meisten Leute heutzutage Schwierigkeiten damit haben, nationale Ideale von ganzem Herzen zu unterstützen. Jeder betrachtet jetzt die Verteidigung seiner eigenen Kultur mit dem Gefühl der moralischen Unbehaglichkeit.

Der internationale islamische Dschihad hat in diesen Haarriss des Selbstzweifels eine Klinge geschoben und ihn zu einem klaffenden Spalt geweitet. Die Risse gehen jetzt in alle Richtungen und drohen das ganze Gebäude der westlichen Zivilisation zum Einsturz  zu bringen.

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Der strategische Verfall, den die Mandarine der internationalen sozialistischen Bürokratie in das System eingeführt haben, infiziert die Teilnehmer auf allen Ebenen, so dass die Verwaltungselite genau so wie die hoi pollói [altgr. „die Vielen“, die Masse; d. Ü.] die gleiche Allergie gegen nationale und kulturelle Selbstverteidigung bekommen haben.

Solange das multikulturelle Regime sich nur mit seinen eigenen westlichen Klienten befassen musste, hatte dieses Symptom keine ernsten Konsequenzen. Ist die PC-Ideologie noch nicht genügend ins Bewusstsein integriert, reichen gewöhnlich Diffamierung, Ausgrenzung und der angedrohte Verlust von Sozialleistungen aus, um die Schafe bei der Herde zu halten.

Jetzt enthält das System jedoch alle Voraussetzungen für sein Scheitern. Die importierten Ausländer kommen bereits indoktriniert mit einer Ideologie zu uns – nämlich dem Islam -, die gegen die selbstmörderischen Glaubenssätze der modernen politischen Korrektheit resistent ist. Und nicht nur das: Rücksichtslosigkeit, Brutalität, Diebstahl, Mord, Vergewaltigung, Verlogenheit und jede andere Form üblen Verhaltens werden von dieser Ideologie gebilligt, wodurch der Islam sich selbst schützt und sich in die Lage versetzt, in die Kultur des neuen Gastgebers einzudringen.

Unglücklicherweise sind nun die, die ehedem die Wächter unserer Gesellschaft waren, angesichts dieser Invasoren völlig hilflos. Die einzigen Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, Toleranz, Verständnis, Erziehung, Überredung, Dialog, Kompromiss, sozialer Druck und kurze Gefängnisaufenthalte, sind gegen diese Parasiten, die sie so gedankenlos importiert haben, völlig wirkungslos. Die Neuankömmlinge sind nicht nur resistent, sondern richten die Grundsätze der Kultur ihrer Gastgeber gegen diese selbst. Die Wächter des großen Projektes der westlichen Zivilisation können nur zusehen und die Hände ringen, während die fremde Kultur all die verbotenen gewaltsamen Techniken anwendet, um das morsche sozialistische Experiment, das sie jetzt bewohnen, zu unterdrücken und zu untergraben.

Keins der ehemaligen Bollwerke des Westens – das Militär, die Polizei, die Justiz, die Kirchen, die Schulen, die Regierung – hat gegenüber der entschlossenen und todernsten Feindschaft  der Neuankömmlinge irgendeine Wirkung. Die eingeborene Bevölkerung ist ohne Schutz vor der Zerstörungskraft ihrer muslimischen Gäste.

Wir haben das Krummschwert an unseren Kehlen, und das einzige, was uns rettet, ist, sich zu unterwerfen, all unseren Wohlstand und unsere Frauen auszuhändigen und dann die Befehle unserer neuen Emire zu erwarten.

Wenn es denn einen Widerstand geben sollte, dann müsste er  aus der einheimischen Bevölkerung von atavistischen Elementen ausgehen, von jenen, bei denen, aus welchem Grund auch immer, die Vorschriften der neuen metrosexuellen, multikulturellen Indoktrinierung  keine Wirkung gezeigt haben. Wenn es Hoffnung gibt, dann liegt sie bei den Prolls: den Hinterwäldlern, den Bauern, den Eigensinnigen, den Ungehobelten, den Ungezogenen und Grobianen.

Die Unverfälschten von früher sind nicht ganz verschwunden; sie haben sich nur aus den Salons und Soireés der höflichen Gesellschaft zurückgezogen. Hengist und Horsa sind nicht verschwunden, sondern es ist nur selten geworden, dass sie noch in den Wohnzimmern der Bien Pensants erscheinen. Wenn es denn noch welche gibt, die das Herz unserer Kultur gegen den Vormarsch der Mohammedaner verteidigen bzw. zurückerobern, dann werden sie es sein.

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Und so kehren wir zur dänischen Abteilung der  Hells Angels zurück.

Wenn unsere Polizeischulen und Militärakademien mehr daran interessiert sind, dass ihre Absolventen möglichst verschiedenen ethnischen Minderheiten angehören, als  sie für den Kampf und für unsere Verteidigung vorzubereiten, wem sollen wir uns dann um Hilfe zuwenden? Welche harten Männer gibt es dann, die bereit sind, zu unserer Verteidigung zur Gewalt zu greifen?

Man gebe sich keiner Illusion hin: solche harten Männer werden aufstehen, um gegen das Eindringen einer fremden gewalttätigen Kultur Widerstand zu leisten. Vielleicht wird es nicht genügend von ihnen geben, um die Konfrontation zu gewinnen, aber sie werden dennoch sich erheben, um gegen den Feind anzutreten. Gewalttätigen Widerstand in der einen oder anderen Form wird es geben. Es ist unvermeidlich.

Während ich dies schreibe, gibt es noch kein Anzeichen, dass die traditionellen Beschützer der Staatsbürger bereit wären, diese Aufgabe zu übernehmen. Die Polizei und das Militär tun mutig ihr Bestes, aber sie sind durch die verrückten Regeln der Politischen Korrektheit gefesselt und operieren unter der Kontrolle von Vorgesetzten, die selbst im Banne der multikulturellen Ideologie stehen.

Milizen, Motorradgangs, organisierte Kriminelle und andere Randgruppen fühlen sich nicht an solche zivilisierten Empfindsamkeiten gebunden. Sie sind bereit, auszuschwärmen und in den Kampf zu ziehen, wenn ihre Interessen und ihre Angehörigen bedroht sind.

So stelle dir vor, du wärst ein Familienvater aus der Arbeiterklasse, der so gerade sein Auskommen hat. Du gehst zur Arbeit, ernährst deine Familie und bemühst dich, ein anständiges Leben zu führen. Vor dreißig Jahren noch war deine Nachbarschaft ein bescheidenes, aber geordnetes innerstädtisches Wohnviertel mit Menschen wie du und deine Familie.

Aber die „kulturelle Bereicherung“ hat das alles geändert, und deine zwölfjähige Tochter ist gerade von  einer Bande krimineller Migranten vergewaltigt worden. Die Polizei verspricht, alles zu tun, was möglich ist, aber nicht sonderlich viel scheint möglich zu sein. Statistisch gesehen, besteht nur eine zehnprozentige Wahrscheinlichkeit, dass die, die diese Abscheulichkeit gegen dich und deine Familie begangen haben, jemals gefasst, angeklagt, der Tat überführt und verurteilt werden. Und selbst im Falle, dass die Räder der Justiz sich zu deinen Gunsten bewegen, werden in aller Wahrscheinlichkeit nach einem Jahr oder zweien die jungen Täter wieder frei durch die Straßen ziehen und ihre abscheulichen Verbrechen wiederholen.

Nun stell dir vor, dass die örtliche Gruppe der Hells Angels sich gerade etwas weiter deine Straße herunter etabliert hat. Du stellst fest, dass Straßenraub und gewalttätige Übergriffe in deiner Nachbarschaft dramatisch seltener werden. Du empfindest ein Gefühl der Sicherheit, wenn du hörst, wie eine Harley vor deiner Haustür vorbeidonnert.

Und mehr als alles andere fällt dir auf, was mit den umherziehenden Banden jugendlicher Krimineller, die hinter kleinen weißen Mädchen her sind, geschieht. Nach den jüngsten Vorfällen sind diese Übeltäter – die im Viertel durchaus als solche bekannt sind, obwohl die Polizei nie genug Beweise hat, um sie zu überführen – in eine kleine Auseinandersetzung mit den Rockern geraten. Sie haben sich mit erheblichen Verletzungen in ihre Nebenstraßen zurückgezogen, und es ist auch schon vorgekommen, dass man einen von ihnen mit einer Kugel im Kopf auf dem Müllhaufen gefunden hat.

Und du merkst: es stört dich nicht so besonders.

Dir ist klar, das, was da passiert ist, ist gegen das Gesetz, und es müsste dich eigentlich beunruhigen. Früher hätte es deinen Sinn für Recht und Unrecht verletzt.

Aber du spürst auch instinktiv, dass dein Viertel – seit Jahrzehnten von der Politikern und der Justiz vernachlässigt – jetzt sicherer ist als vorher und dass du und deine Kinder endlich nicht mehr mit der Angst leben müssen, die euch so lange begleitet hat.

Und das alles, weil eine gewalttätige Motorradgang schließlich die Dinge für dich und deine Nachbarn in die Hand genommen hat. Im Gegensatz zu den staatlichen Autoritäten kümmern sie sich um ihre Leute – dich eingeschlossen. Kein Wunder, dass du den Drang verspürst, ihnen ab und zu einen Schein zukommen zu lassen, damit sie ihre Rösser am Laufen halten können.

Die Medien nennen all das einen „Bandenkrieg“, reden von einer „Eskalation auf beiden Seiten“, aber du weißt es besser. Du weißt, was wirklich vor sich geht, ist, dass die einzigen, die bereit sind, aufzustehen und zu kämpfen, einen lokalen Kampf gegen eine tödliche Invasion auf die Beine stellen. Du weißt, die Medien und die Politiker lügen dich an, und alle deine Nachbarn wissen es auch. Dieses subversive Wissen verbreitet sich schnell von Mund zu Mund durch deinen ganzen Bezirk.

So wie dieser Prozess hier beschrieben ist,  so beginnen gewöhnlich grundlegende Veränderungen, von denen die Mächtigen dann total überrascht werden.

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„Aber, Baron“, sagst du, „willst du mir etwa sagen, dass du dafür plädierst, dass die Hells Angels die Anführer einer neuen politischen Ordnung werden?“

Nein, das ist überhaupt nicht das, was ich sagen will.

Meine Analysen – wie ich leider immer wieder betonen muss – sind deskriptiv, nicht normativ. Ich beschreibe nur, was augenscheinlich und wahrscheinlich ist, ich stelle Vermutungen über das an, was weniger augenscheinlich und wahrscheinlich ist, und versuche herauszufinden, was die Möglichkeiten sind, zwischen denen wir entscheiden können.

Nehmen wir an, es bleibt uns nur die unangenehme Entscheidung, entweder den Hells Angels den Treueid zu schwören, oder uns den Heeren Mohammeds zu ergeben.

Die Hells Angels sind nicht die Art von Leuten, die man ins Wohnzimmer zum Tee einladen möchte. Sie sind letzten Endes Kriminelle, die nicht davor zurückschrecken, zur Verteidigung ihres Reviers Gewalt anzuwenden.

Das gleiche trifft auf die Moslems zu. Und unter ihrer grässlichen Herrschaft zu leben, wäre viel schlimmer als irgendetwas, das die Hells Angels  uns je antun würden. Um mal ein Beispiel zu nennen, die Hells Angels würden nie Frauen wie Vieh behandeln. Und sie würden auch nicht die Neigung zeigen, ihre kleinen Brüder sexuell zu missbrauchen.

Neulich habe ich Dymphna gefragt: „Wenn du nur die Wahl hättest zwischen der örtlichen Abteilung der Hells Angels und den Moslems, für wen würdest du dich entscheiden?“

Ihre Antwort war: „Die Hells Angels, keine Frage.“

Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass dieses unsere einzige Wahl sein wird. Aber ich wette weiterhin darauf, dass es eine dritte Möglichkeit gibt, aber ich weiß, dass die Chance, diese Wette zu gewinnen, sehr gering ist.

Dieser weitere Weg, wenn er denn möglich ist, wird  innerhalb der bestehenden gesetzlichen Verfahren unserer Gesellschaft gegangen werden müssen. Das heißt,  es ist der Weg der Wahlentscheidungen, und um diese zu verändern, werden wir gegen die reißende Flut der Medienpropaganda angehen müssen, die uns alle in die falsche Richtung hinwegtragen will.

Dies bedeutet, dass ein Wandel nur an den Rändern, Stück für Stück, bewirkt werden kann: ein Stadtrat hier, eine Parlamentssitz dort, ein Herausgeber einer Zeitung, den wir auf unsere Seite bringen können.

Eigentlich glaube ich nicht, dass die Zeit noch reicht, mit solchen Strategien zum Erfolg zu kommen, aber ich muss es versuchen. Ich will glauben, dass wir das, was wir jetzt haben, wenigstens in seinem Kern bewahren können, aber die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass wir gezwungen sein werden, unser Los den Bikern, den Bürgerwehren, den Unangepassten und all den anderen, die nicht zum Mainstream gehören, anzuvertrauen – eben weil sie unsere einzige Hoffnung sind.

Aber versuchen will ich es auf jeden Fall. Wenn wir die Zivilgesellschaft erstmal verloren haben, werden wir lange brauchen, bis wir sie wiederhergestellt haben. In der Zwischenzeit werden wir manches entbehren müssen, was uns lieb und teuer ist.

So bin ich also entschlossen, mich der Mühe zu unterziehen, diesen Dritten Weg zu finden.

( . . . )

holgerdanske[1]Jedoch, es scheint, wir treten in eine düstere Periode des Chaos ein, aber nach einiger Zeit wird sich im Umkreis  der Starken und der Klugen eine neue Ordnung formieren. Männer, die zur Härte und auch zur tödlichen Gewalt entschlossen sind, werden dann erscheinen, um die restlichen Kräfte der alten Ordnung gegen die anzuführen, die sie vollständig zerstören wollen. Ein Mann von dieser Art wird der kuningaz, der cyning werden, der rauhe Champion, der sich und die Seinen gegen den Einfall der Zerstörer schützen kann.

Später, viel  später, wird ein neuer König Alfred kommen, um die Heerführer zu vereinigen und die Zivilisation neu zu beginnen.

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Kehren wir also zu Robert Spencers anfänglicher Frage zurück: Irgendjemand wird  irgendwo, irgendwann, eine Grenze ziehen müssen, bevor es zu spät ist, oder?

( . . . )

Unglücklicherweise erodiert dieses Feld, auf dem die Grenze gezogen werden müsste, ziemlich schnell und geht unter. Bald wird es keinen Raum, durch den man diese Grenze ziehen könnte, bzw. keine abgegrenzten Gebiete, zwischen denen man es tun könnte, mehr geben.

Im Moment  sind wir noch zivilisiert. Noch schrecken wir – so wie es sich gehört – vor der Vorstellung  von Barbarentum und Kriminalität zurück. Noch verehren wir die geordnete und verfeinerte Zivilisation, die wir mit so viel Mühe über so viele Jahrhunderte errichtet haben.
 
Aber es könnte sein, dass es uns nicht gegeben ist, sie zu erhalten. Die westliche Zivilisation trägt in sich den Samen ihrer eigenen Zerstörung, und wenn es nicht genügend gebildete und nachdenkliche Menschen aufwachen und diese Tatsache verstehen, dann könnte es sein, dass es ihr bestimmt ist, auf  der Müllhalde der Geschichte zu enden, wie so viele vor ihr.

Unsere bestehende Ordnung hängt von dem ab, was wir gewöhnlich den Gesellschaftsvertrag nennen, der dem Staat das Gewaltmonopol gibt und als Ausgleich dafür vorsieht, dass der Staat seine Bürger beschützt. Der Vertrag ist aber gebrochen worden. Das Recht wird nicht mehr durchgesetzt.

Auf diesen Zustand der Dinge erfolgt die Reaktion der Bevölkerung mit Verzögerung; noch ist sie nicht erfolgt. Es dauert, bis die Menschen aufwachen. Trotzdem: die Reaktion wird unweigerlich kommen.

Es ist an der Zeit, dass wir die wirklichen Alternativen, die uns konfrontieren, untersuchen. Nicht die Alternativen, von denen wir wünschen, dass es sie gäbe, sondern die wahrscheinlichen und vorhersagbaren, angesichts der Verhältnisse, in denen wir jetzt leben.

Es könnte sein, dass die wirkliche Frage diese ist: Wenn es auf eine Wahl zwischen zwei Formen der Barbarei hinausläuft, welche werden wir wählen: ihre oder unsere?

 

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  Höllische Retter

      Vercingetorix   

Ich habe in der letzten Zeit eine ganze Menge Posts über die „Bandenkriege“ in Dänemark und über die Aktionen, die von der dänischen Abteilung der Hells Angels gegen die Banden muslimischen Einwanderer  durchgeführt worden sind,  geschrieben.

Dies ist kein Thema, das leicht abzuhandeln ist. Sich vorzustellen, dass gewalttätige, kriminelle Randgruppen die Vorhut des Widerstandes gegen die Islamisierung sein könnten –  das geht einem nicht so leicht ein. Wenn unsere Diskussion nicht eine überzeugende und ernstgemeinte Missbilligung einschließt, riskieren wir, nicht nur als „Rassisten“ und „Neonazis“, sondern auch noch als „Kriminelle“ bezeichnet zu werden.

Aber wichtig ist, über die Welt zu reden, wie sie ist, und nicht, wie wir sie gerne hätten.

Wir hätten gern, dass unsere politischen Führer aufhören, Millionen von muslimischen Immigranten zu importieren. Wir hätten gern, dass sie angesichts der islamischen Einschüchterung mehr Rückgrat zeigen. Wir hätten gern, dass unsere wahlberechtigten Mitbürger sich informieren, so dass ihnen bewusst wird, was vor sich geht, und eine ganze Riege neuer Führer wählen, die sich für ihre eigenen Leute einsetzen.

Aber in der realen Welt gibt es kein Anzeichen dafür, dass dies geschehen wird. Das gegenwärtig existierende Paradigma – das System des demokratischen Rechtsstaats – hat uns im Stich gelassen.

Wenn der Verfassung und der Gesetze gemäß gewählte politische Führer nicht handeln, was geschieht dann? Werden die indigenen Europäer in Demut ihrem Untergang entgegengehen?

Oder werden diejenigen, die sich eh schon nicht an die Gesetze halten, anstelle der Politiker handeln?

In den Kommentaren zu meinen kürzlich eingestellten Posts über die dänischen Hells Angels, hat ein Kommentator seiner Missbilligung Ausdruck verliehen:

Lasst uns mal genau ansehen, wer die denn eigentlich sind, die diesen „Schakalen“ [Bezeichnung für die moslemischen Jugendlichen in dem Manifest der Hells Angels; d. Ü.] Widerstand leisten.

Seht ihr die Totenschädel, und überhaupt die Anspielungen auf Hölle und Tod? Glaubt denn jemand, dass dies die Leute sind, die kommen werden, um die westliche Zivilisation in ihrer höchsten Form zu retten?

„Und überhaupt: Es ist viel zu gefährlich, mit einem Hells-Angels-Logo auf dem Rücken auf einer Harley durch die Stadt zu brausen.“ Was sagt euch diese einfache Feststellung über die generelle Wirksamkeit der dänischen Hells Angels gegen die Schakale?

„Es liegt nicht in unserer Verantwortung, die Probleme der Gesellschaft zu lösen. Es ist nur unsere Reaktion auf das, was unseren Freunden und Familien angetan worden ist“, sagt H. [Mitglied der H. A.; d. Ü.] . Passt gut auf! All dies bedeutet nicht, dass die „Kreuzfahrer auf ihren eisernen Pferden“ zu unserer Rettung angeritten kommen werden, egal ob es sich um die Schakale handelt oder sonstwen.

So sehr ich auch Jønkes [Verfasser des Manifests; d. Ü.] offene Anklage der Schakale als derjenigen, die das Leben anständiger Dänen beeinträchtigen, bewundere, so wenig sehe ich die Hells Angels als eine Art von Rettern. Sie beschützen ihre eigenen Leute und lassen andere im Regen stehen, genau wie die Schakale.

Nun sagt mir, welchen Vorteil soll  uns das bringen?

Dies ist eine einfache Frage, jedoch erfordert sie eine komplizierte Antwort.

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Lasst uns zur realen Welt zurückkehren.

In den acht Jahren seit 9/11 hat es kein Anzeichen gegeben, dass irgendeiner der bedeutenderen langjährigen Mitspieler in der gegenwärtigen politischen Ordnung „es kapiert hat“. George W. Bush hat „den Terrorismus“ bekämpft, und er war der Beste, den wir uns erhoffen konnten. Die meisten europäischen Politiker – ob links oder „rechts“ – unterstützen den Multikulturalismus und verhalten sich gegenüber der andauernden Massenimmigration völlig passiv. Keiner der Mächtigen lässt auch nur im geringsten erkennen, dass er sich mit der kommenden sozialen und finanziellen Katastrophe, die der liberale Wohlfahrtsstaat über uns gebracht hat, zu befassen gedenkt.

In der Welt, wie sie ist, kann man entweder die Hells Angels haben, oder man kann aufhören, Bier zu trinken, und stattdessen “La illaha ila Allah, wa Muhammadun rasul Allah!” sagen.

Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis dies die einzige Wahlmöglichkeit für Schweden, Briten oder Niederländer sein wird.

Vor ein paar Wochen habe ich beschrieben, was wahrscheinlich passieren wird, wenn sich die Krise verschärft. Der traditionelle Gesellschaftsvertrag verpflichtet die staatlichen Autoritäten – als Gegenleistung dafür, dass sie das Gewaltmonopol innehaben -, uns vor  Gesetzlosigkeit und krimineller Gewalt zu beschützen. Sie haben aber aufgehört, dieser Verpflichtung nachzukommen, und Tausende von gewöhnlichen Bürgern sind täglich die Opfer. Eine durch die Zwillingsideologien der Politischen Korrektheit und des Mulikulturalismus verursachte Lähmung hat das Muskelsystem der westlichen Demokratien außer Funktion gesetzt und jede Reaktion auf existentielle Bedrohungen, von innen wie von außen, blockiert.

Oder, um ein anderes Bild zu gebrauchen, man muss den Kulturmarxismus als die Aids-Erkrankung des Westens betrachten. Der Islam ist das Pneumonie-Virus, das die Gelegenheit ergreift, den immungeschwächten Körper zu überfallen, und so den vollen Ausbruch der Aids-Symptomatik in unserer Kultur ermöglicht.

Wir sind in einer von uns selbst aufgestellten Falle gefangen, und es gibt keine Möglichkeit des Entrinnens, ohne die tiefsten Wahrheiten und die am höchsten gehaltenen Ideale aufzugeben, die seit Jahrhunderten in Europa und in der Diaspora der Europäer grundlegend gewesen sind.

Aber nicht jeder steckt in dieser Falle. Es gibt Millionen von normalen Menschen, die sich diese PC/MC -Weltanschauung [B. B. benutzt hier das deutsche Wort; d. Ü.] nicht aufschwatzen lassen. Ihre Ansichten sind nicht so verschieden von denen ihrer Großeltern und Urgroßeltern. Sie stimmen dem nicht zu, was ihre politische Führung in ihrem Namen tut, sie wollen einfach nur ihr normales, ruhiges Leben führen, ihre Arbeitsstelle behalten und es vermeiden, dass ihnen ihre Kinder von der Fürsorge weggenommen werden.

Der gewöhnliche Bürger mag über den sanften Totalitarismus, unter dem er zu leben gezwungen ist, zornig sein und ihn aufs Tiefste ablehnen, aber man kann von ihm nicht erwarten, dass er ein Held ist. Er hat schließlich alles zu verlieren.

Jedoch, all das ändert sich jetzt. Je mehr die Arbeiterviertel von „kulturell bereichertem“ Verbrechen überrannt werden, je mehr die Arbeitslosigkeit wächst, je mehr die törichte Fiskalpolitik des Staates das bisschen Geld, das die Leute verdienen, entwertet, desto weniger haben sie zu verlieren. Wenn diese staatliche Lähmung andauert, dann werden sie schließlich ihre jahrzehntelang geübte Zurückhaltung aufgeben und ihr Widerstand wird dann nicht gewaltlos sein. Irgendwann wird den Leuten der Geduldsfaden reißen.

Und diejenigen, die vorangehen, werden die sein, die sich sowieso schon nicht mehr an die Gesetze halten und zur Gewalttätigkeit neigen. Menschen eben, die sowieso wenig zu verlieren haben. Raue Gesellen, Unangepasste, Außenseiter der verschiedensten Art.

In Dänemark sind das die Hells Angels.

Hells Angels

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Lasst uns jetzt zur Frage des Kommentators zurückkehren: Nun sagt mir, welchen Vorteil soll uns das bringen?

Nun, zunächst einmal, die Hells Angels in Dänemark tun genau das, was Du empfiehlst: sich die islamischen Anführer vornehmen. In diesem Fall sind die Anführer die jungen Gewalttäter, die die moslemischen Banden anführen, und sie sind in dem kriminellen Ökosystem der dänischen Unterwelt der Immigranten die wichtigen Figuren.

Im letzten Mai, als ich mich in Dänemark aufhielt, hat die AK81, die Gruppe, die die Hells Angels unterstützt, einen Bandenführer der Immigranten erschossen. Ich hatte eine Diskussion mit einem Dänen über diese Situation, und er sagte: „Wissen Sie, es ist immer klar, es ist ein Däne, der geschossen hat, weil der nur einen Schuss braucht. BÄNG! (er zeigte mit dem Finger auf die Mitte der Stirn)  – und der Bursche ist tot. Aber wenn die Moslems jemanden erschießen, dann jagen sie ihre Kugeln in alle Richtungen und treffen noch nicht einmal ihr eigentliches Ziel, sondern nur Unschuldige, die zufällig herumstehen.“

Obwohl also beide Gruppen kriminell sind, muss man eine Unterscheidung treffen.

Und der durchschnittliche Däne versteht diesen Unterschied. Sogar obwohl er die Hells Angels abstoßend findet, findet er die Vorstellung, dass sein Land von migrantischen Gewalttätern überrannt werden könnte, noch abstoßender.

Dies erklärt die Popularität des Schakal-Manifests, und es erklärt, warum die Rekrutierungszahlen für die Hells Angels explodieren. Die staatlichen Behörden haben in ihren Verantwortlichkeiten versagt und eine lokale Alternative bietet sich an. Jeder würde es vorziehen, wenn die Polizei und die Gerichte ihrer Aufgabe nachkämen und wenn die mörderischen Gewalttäter vors Gericht geschleppt würden, ihnen der Prozess gemacht und sie aufgehängt würden, bis sie tot sind.

Aber dies wird nicht geschehen. Es gibt eine Lücke in der offiziellen öffentlichen Ordnung, und die Natur scheut nun einmal ein Vakuum. Etwas steht bereit, dies Vakuum zu füllen.

Diese Entwicklung wird nicht in allen Ländern gleich sein. Der lokale Widerstand wird jeweils verschiedene Formen annehmen, je nach der Politik und der Kultur des jeweiligen Landes.

Ich erwarte, dass es in Großbritannien eine Allianz zwischen verschiedenen Gruppen aus der Arbeiterklasse sein wird, mit den „Fußballhooligans“ in einer führenden Rolle. Die Anfänge einer solchen Entwicklung kann man bereits entdecken, vor allem in den am meisten „bereicherten“ Vororten von London.

Niemand will die Fussballhooligans als seine Champions und Beschützer. Aber sie wissen, wohin man den Stiefel setzen muss, und die politisch überkorrekte britische Polizei weiß es nicht. Die wissen nur, wie man kulturell inklusiv und nicht-homophob ist. Die wissen nur, wie man den Leuten hohe Bussgelder verpasst, wenn sie Zigarettenstummel auf das Pflaster werfen oder es versäumen, ihren Müll zu trennen.

Sie sind jedoch unfähig, die normalen Bürger vor den Übergriffen – meistens moslemischer – Krimineller zu bewahren.

Was ist nun also die Alternative?

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Regelmäßige Leser (meines Blogs) sind mit den vorgestellten Lösungen des Kommentators vertraut, und ich stimme ihnen großenteils zu:

Wir müssen die obersten, weltweit etwa  2.000, radikalen islamischen Führer fassen und sie zum Sammeln ihrer 72 Weintrauben schicken.

Wir müssen die linken Verräter, die unsere Länder in diese Katastrophe führen wollen, in der einen oder anderen Weise zur Verantwortung ziehen.

Und so weiter.

( . . . )

Aber wer ist „wir“? Wer ist es, der dieses tun wird?

Es gibt kein Anzeichen dafür, nicht das geringste, dass irgendein westlicher Politiker – nicht einmal Geert Wilders, Gott segne ihn – dieses tun wird.

Es gibt kein Anzeichen dafür, dass 9/11 irgendjemanden für das, was getan werden muss, aufgeweckt hat. Und nichts deutet darauf hin, dass ein Dutzend weitere Terrorangriffe wie 9/11 das gegenwärtige Verhaltensmuster ändern werden.

Wenn  schließlich der wohl unvermeidliche nukleare oder chemische Angriff in einer westlichen Großstadt passiert, dann wird eine solche Massnahme nichts mehr bewirken. Denn dann wird die Situation bereits so schlimm geworden sein, dass ein solcher größerer Terrorangriff nur noch den Abstieg ins politische Chaos beschleunigen wird.

Der Westen ist weichgekocht. Man kann mit der Gabel hineinstechen.

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Aber dies ist kein Grund zur Verzweiflung. Das Ende des Westens ist nicht das Ende der Welt. Es wird ein Interregnum von unbekannter Dauer geben, und dann wird sich etwas Neues herausbilden, etwas, das aus den übriggebliebenen Teilen dessen, was vorher war, gebaut wird, in der Weise, wie Paris, Oxford und Wien aus den Resten des Römischen Reichs errichtet wurden.

Eine lange sich über die letzten Tage hinziehende Diskussion dieser Ideen hat sich in dem Thread zu meinem Post „Reversion Is Possible“ ergeben.

( … )

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Wenn man nun all dies weiß, müsste es dann nicht möglich sein zu handeln? Ist eine kollektive Anstrengung, die westliche Zivilisation zu retten, überhaupt vorstellbar?

Das gegenwärtige Paradigma ist eine psychische Struktur, die unsere ehemals christliche Kultur davon abhält, die Massnahmen zu ergreifen, die es ihr erlauben würden, sich selbst zu retten. Im Moment ist dieses Paradigma in einem Prozess langsamer Selbstzerstörung; das Tempo könnte sich aber bald steigern, so dass das alte Rahmenwerk ziemlich schnell, in den nächsten fünf Jahren etwa, sich auflösen könnte. Der Zusammenbruch des Sozialstaats wird dann der Faktor sein, der dem Bestand des liberalen Paradigmas die absolute Grenze setzt.

Dieser Zusammenbruch, egal ob er allmählich kommt oder als plötzliche Katastrophe, ist unvermeidlich. Und in nur einigen wenigen kurzen Jahren werden wir entweder ein anderes Paradigma entdecken, oder uns in der Mitte eines paradigmalosen Chaos befinden.

Das existierende System hat eine interne Logik, die eine Selbstkorrektur verhindert. Kein Politiker wird wiedergewählt, wenn er die notwendigen Schritte unternimmt und anfängt, den Sozialstaat zurückzubauen. Kein Staatsdiener kann harte Maßnahmen ergreifen, um unseren langfristigen Wohlstand zu erhalten, denn das stünde dem vernunftwidrigen Altruismus des vorherrschenden Denkmusters entgegen.

Es ist eben die Struktur dieses Systems, die verhindert, dass es sich selbst korrigiert. Dies ist die Achillesferse des liberalen Sozialstaats.

Wir können noch nicht einmal in irgendeinem größeren öffentlichen Forum frei  über diese Themen reden. Dies kleine Blog ist eine Zuflucht für Außenseiter und Spinner wie uns, aber es gibt keine Möglichkeit, unsere Stimmen je einer bedeutenderen Anzahl von Menschen zu Gehör zu bringen – vor allem nicht denen, die ihre Hände an den Hebeln der politischen Macht haben.

Das auf Sand gebaute Fundament in Frage zu stellen, auf dem dieses immense und vielfältig ausgeschmückte Schloss (unserer Zivilisation) errichtet ist, das findet einfach nicht statt. Deshalb sind alle von uns hier Einsame und Unangepasste der einen oder anderen Art und stehen auch nicht auf den Gehaltslisten der Regierung oder der Universitäten – zumindest nicht unter den Namen, mit denen wir unsere Posts oder Kommentare zeichnen.
 
Um zu versuchen, das Schlimmste zu verhüten, fühle ich mich gezwungen, von den „Grassroots“ her  ein Netzwerk aufzubauen und zu betreiben. Ich habe eine Familie und Menschen, die mir nahe stehen, deshalb bin ich gezwungen zu glauben, dass es noch eine Alternative gibt – Ich bin nicht bereit, einen Krieg aller gegen alle zu akzeptieren.

( . . . )

Und wir haben nicht viel Zeit. In den letzten drei Jahren hat die Polarisierung nur zugenommen. Die PC/MC-Leute beschleunigen den Bus in seiner Fahrt auf den Abgrund zu. Barack Hussein Obama sitzt am Lenkrad und die Konservativen verstecken sich unter den Sitzen aus Angst, als „Nazis“ bezeichnet zu werden. Was es an Debatte unter ihnen gibt, beschäftigt sich meist mit Fragen der ideologischen Reinheit und nicht mit der Frage, wie sich ein Kompromiss und eine Koalition zusammenhämmern lässt, die vielleicht eine gewisse Chance haben könnten, eine Veränderung zu bewirken. Die internen Streitereien unter den Konservativen werden wahrscheinlich weitergehen bis zum Aufschlag am Fuße des Abhangs.

In einem Punkt hat der Kommentator wirklich recht: die Hells Angels werden die westliche Zivilisation nicht retten.

Aber es gibt auch nichts anderes, das sie retten wird. Es gibt keine Alternative: das Paradigma muss zusammenbrechen.

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Was also wird kommen?

Das gegenwärtige Paradigma gründet sich auf einer Abneigung gegenüber dem, was vorher war. Wir sind modern, wir sind klüger und besser, als die, die vor uns waren, und alles, was vor 1967 war, kann man getrost außer Acht lassen.

Ein Teil der modernen liberalen Ideologie ist die törichte Vorstellung, man könne Millionen von Jahren der menschlichen Evolution, Tausende von Jahren der kulturellen Entwicklung und Jahrhunderte alte Traditionen durch einen Willensakt einfach abschaffen. Einfach so! Wir wünschen das alles einfach hinweg! –  Wir werden sehr bald zu unserem Kummer herausfinden, welchen Fehler wir gemacht haben.

( . . . )

Gelesen: Bryan Ward-Perkins, Der Untergang des Römischen Reiches und das Ende der Zivilisation

…und was das mit uns zu tun hat

Jahrhundertelang haben im Westen nur Wenige bezweifelt, dass das Ende des (west-)römischen Reiches die größte Katastrophe war, die jemals das Abendland heimgesucht hat -und dies auch im Vergleich zu den Katastrophen des zwanzigsten Jahrhunderts.

„In Europa gehen die Lichter aus“, sagte der britische Außenminister Sir Edward Grey bei Kriegsausbruch 1914, „und wir werden es nicht mehr erleben, dass sie angezündet werden“. Das stimmte für ihn und seine Generation, aber einige Jahrzehnte später – im Westen nach 1945, im Osten nach 1989 – war Europa so weit, die Lichter wieder anzuknipsen, und musste dafür tatsächlich nicht viel mehr tun, als einen Schalter umzulegen.

Der Untergang Roms dagegen bedeutete, dass es fast tausend Jahre dunkel blieb.

So zumindest lautet seit Renaissance und Aufklärung das vorherrschende Geschichtsbild gebildeter Europäer. Völlig unangefochten war es nie: Christliche, speziell katholische, Historiker hatten schon immer nach Kräften versucht, das „finstere Mittelalter“ zu rehabilitieren – war es doch zugleich die Zeit unangefochtener Herrschaft der Kirche gewesen. Deutschnationale Historiker wiederum schwelgten geradezu in der Kaiserherrlichkeit des Mittelalters, sahen in der Zerstörung der römischen Zivilisation ein Zeichen der Überlegenheit des Germanentums und verklärten als „germanische Lebenskraft“, was vordem zu Recht als Barbarei gegolten hatte.

Ob aus christlicher oder nationalistischer Sicht: Die Verachtung des spätkaiserlichen Rom und die Verklärung des Mittelalters war immer das Geschichtsbild der Reaktion und der Gegenaufklärung gewesen.

Ich selbst bin kein Geschichtswissenschaftler und deshalb über die Debatten unter Althistorikern nicht auf dem Laufenden; daher bin ich erst durch das Buch des Archäologen und Historikers Bryan Ward-Perkins darauf aufmerksam geworden, dass es in den letzten Jahrzehnten Mode geworden zu sein scheint, den Untergang der römischen Zivilisation zu einem freundlichen „Übergang“ zu stilisieren und das enorme Zivilisationsgefälle zwischen Antike und Mittelalter kleinzureden.

Nach diesem – von Ward-Perkins heftig kritisierten – Geschichtsbild waren die Germanen nicht etwa als brutale Eroberer und Plünderer ins Römische Reich eingefallen, sondern friedlich „eingewandert“ und hätten sich „integriert“. Die Verträge, mit denen die Römer die gewaltsame Landnahme bisweilen legalisierten (und die von den Germanen regelmäßig gebrochen wurden), seien nicht etwa die Ausnahme, sondern die Regel gewesen; und Rom habe sie auch keineswegs unter dem Druck militärischer Niederlagen geschlossen (um sich gegenüber den brandschatzenden Horden wenigstens Atempausen zu verschaffen), sondern im Zuge einer wohlüberlegten und vorausschauenden Integrationspolitik (die gleichsam nur versehentlich zum Ende des Reiches geführt habe). Der dramatische Verfall der Baukunst im frühen Mittelalter deute lediglich auf veränderten architektonischen Geschmack hin, das Ende der Geldwirtschaft sei bloß eine gewisse Umstrukturierung gewesen, das antike Geistesleben, Kunst und Philosophie, sei nur christianisiert worden usw.

Ward-Perkins überprüft diese Thesen, indem er eine Reihe von Indikatoren untersucht, die der historischen und archäologischen Forschung zugänglich sind: Von der Verbreitung des Schriftgebrauchs über die Nutzung hochwertiger Güter (insbesondere Keramik), die Größe und Qualität von Bauten, die Nutzung von Münzen bis hin zur Schulterhöhe von Rindern.

Er interpretiert seine Befunde durchaus zurückhaltend, gibt auch zu, wo die Daten eine alternative Interpretation zulassen. Überhaupt bestechen die Fairness der Darstellung ebenso wie ihre Anschaulichkeit und der leichtfüßige Stil – die klassischen Tugenden der angelsächsischen Geschichtsschreibung machen Ward-Perkins‘ Buch zu einer nicht nur informativen, sondern auch ausgesprochen angenehmen Lektüre.

Bei aller Abgewogenheit ist das Ergebnis doch eindeutig: Während des 5. und 6. Jahrhunderts verschwanden auf dem Gebiet des weströmischen Reiches alle Güter, deren Produktion von einem komplexen System gesellschaftlicher Arbeitsteilung abhängt – von hochwertigem Essgeschirr bis zur Philosophie, vom Ziegeldach bis zur Kanalisation, von der Kupfermünze bis zur öffentlichen Sicherheit. Die Wirtschaft zerfiel in kleinräumige Einheiten bis hin zur Subsistenz- und Tauschwirtschaft. Der Lebensstandard gerade armer Menschen fiel auf vorantikes Niveau.

Was da verschwand, war schlicht und einfach: die Zivilisation.

Den Prozess, der zu diesem Ergebnis führte, beschreibt Ward-Perkins als eine Abwärtsspirale nach Art eines Teufelskreises: Das Römische Reich besaß eine Berufsarmee, seine Sicherheit war mithin von Steuereinnahmen abhängig. Steuern konnten nur von Provinzen aufgebracht werden, die nicht verwüstet waren. Diese gegenseitige Abhängigkeit – der Sicherheit von den Einnahmen, der Einnahmen von der Sicherheit – war die Achillesferse des Reiches. Kleinere Einbrüche konnte das System verkraften, nicht aber die immer schnellere Abfolge germanischer Plünderungsfeldzüge, die ab 401 nacheinander mehrmals Italien (gipfelnd in der Plünderung Roms 410), Gallien, Britannien, Spanien und schließlich Afrika heimsuchten:

„Historiker debattieren darüber, wann genau die militärische Stärke der römischen Armee abnahm. Meiner Meinung nach wird das Chaos im ersten Jahrzehnt des 5. Jahrhunderts einen plötzlichen und dramatischen Abfall der Leistungsfähigkeit verursacht haben. Einige der verlorenen Gebiete erlangte man im zweiten Jahrzehnt des Jahrhunderts zeitweise zurück; aber viele (ganz Britannien und ein großer Teil Galliens und Spaniens) wurden niemals mehr wiedergewonnen, und selbst zurückeroberte Provinzen brauchten viele Jahre, um steuerlich wieder vollständig zu gesunden – wie wir gesehen haben, musste die Steuererleichterung [von achtzig Prozent! d.Verf.], die den Provinzen Italiens 413 bewilligt worden war, 418 verlängert werden, obwohl Italien in den Jahren dazwischen von weiteren Angriffen verschont geblieben war. Darüber hinaus war die Erholung des Imperiums nur kurzlebig; im Jahr 429 wurde ihr durch die erfolgreiche Überfahrt der Vandalen nach Afrika und die Verwüstung der letzten verbliebenen sicheren Steuerbasis des Westreiches ein endgültiges Ende gesetzt. Bis 444, als Valentinian III. eine neue Umsatzsteuer einführte, hatte die Situation gewiss ein prekäres Stadium erreicht. In der Präambel zu diesem Gesetz erkannte der Kaiser die dringende Notwendigkeit an, die Stärke der Armee durch Extragelder zu erhöhen, beklagte aber die augenblickliche Lage, in der ‚weder für die neu rekrutierten Truppen noch für die alte Armee genug Mittel von den ausgelaugten Steuerzahlern erhoben werden können, um sie mit Nahrung und Kleidung zu versorgen.'“ (S.52f.)

Wenn der Befund, dass das Ende des Römischen Reiches den Zusammenbruch nicht nur einer Zivilisation, sondern – für Europa – der Zivilisation schlechthin bedeutete, wie kommt es dann, dass in den letzten Jahrzehnten ein Paradigma Raum gewinnen konnte, vielleicht sogar vorherrschend geworden ist, das etwas ganz Anderes nahelegt?

Ward-Perkins führt mehrere Gründe an, die alle etwas mit den politisch-ideologischen Trends der Nachkriegszeit zu tun haben:

Erstens hat das Image der alten Germanen etwas mit der Einstellung zu Deutschland zu tun. Je weiter der Zweite Weltkrieg zurückliegt, desto beliebter wird Deutschland, und je beliebter Deutschland ist, desto besser sehen die Goten aus. Das ist zwar sachlich absurd, aber psychologisch irgendwie nachvollziehbar.

Zweitens benötigt das sich einende Europa so etwas wie einen historischen Mythos, und den liefert eher das nachrömische christliche Abendland (speziell das Frankenreich) als das Imperium Romanum, zu dem weite Teile des heutigen EU-Gebietes gar nicht gehörten, wohl aber Nordafrika und der Nahe Osten.

Drittens ist mit dem Niedergang des Marxismus auch das Interesse an Wirtschaftsgeschichte zurückgegangen, und überhaupt sind für eine „postmoderne“, „postmaterialistische“ Gesellschaft religions- und kulturgeschichtliche Fragen offenbar interessanter als die „harte“ Politik-, Wirtschafts- oder gar Militärgeschichte.

Viertens aber – und hier wird es brisant und hochaktuell – haben wir es hier mit den Auswirkungen einer kulturrelativistischen Political Correctness zu tun (Ward-Perkins selbst benutzt diesen Ausdruck allerdings nicht), die prinzipiell von der Gleichwertigkeit aller Kulturen ausgeht, das Wort „Zivilisation“ auf keinen Fall im wertenden Sinne verwenden will – also wenn überhaupt, dann nur im Plural und auf keinen Fall als Gegensatz zur Barbarei. Barbarei gibt es nicht, es gibt höchstens „andere Kulturen“. Und gar Imperien! Na, die sind doch von vornherein bäbäh.

„Ich denke auch, es liegt eine wirkliche Gefahr für die Gegenwart in einer Vorstellung der Vergangenheit, die sich explizit vornimmt, jede Krise und jeden Niedergang auszuradieren. Das Ende des römischen Westens erlebte Schrecken und Verwerfungen einer Art, von der ich ehrlich hoffe, sie nie durchleben zu müssen; und es zerstörte eine komplexe Zivilisation, wobei die Bewohner des Westens auf einen Lebensstandard, der typisch für prähistorische Zeit war, zurückgeworfen wurden. Die Römer waren vor dem Untergang genauso wie wir heute sicher, dass ihre Welt für immer im Wesentlichen unverändert bleiben würde. Sie lagen falsch. Wir wären gut beraten, nicht so selbstgefällig zu sein.“ (S.190)

Ward-Perkins beschließt sein Buch mit diesen vorsichtigen Andeutungen, ohne sie weiter auszuführen. Das ist sein gutes Recht, schließlich schreibt er als Historiker, nicht als politischer Essayist, erst recht nicht als Agitator.

Es ist ja auch so eine Sache mit den „Lehren aus der Geschichte“ – oft genug lernt man genau das Falsche (wie Ludwig XVI. von Frankreich zu seinem Leidwesen erfahren musste, der auf keinen Fall wie Karl I. von England auf dem Schafott enden wollte, und gerade deshalb eine wankelmütige Politik trieb, die ihn schließlich auf eben dieses Schafott brachte). Das heißt aber nicht, dass es überhaupt nichts aus der Geschichte zu lernen gäbe. Wenn ich auch keinem Historiker unterstelle, die Geschichte direkt fälschen zu wollen, so ist es doch verblüffend, wie passgenau das neue „postmoderne“ Paradigma eines sanften Übergangs von der Antike zum Mittelalter auf die Bedürfnisse einer ganz bestimmten politischen Agenda zugeschnitten zu sein scheint:

Was dem Reich in der letzten Phase seiner Existenz fehlte, war militärische Stärke. Das ist offensichtlich und wird von niemandem bestritten. Bestritten wird, dass es diese Stärke überhaupt benötigte. Die römisch-germanischen Ansiedlungsverträge, z.B. mit den Goten 382 und 419, seien kluges Konfliktmanagement gewesen und hätten militärische Gewalt überflüssig gemacht.

Was es tatsächlich mit diesen Verträgen auf sich hatte, habe ich oben schon beschrieben: Sie waren das Ergebnis militärischer Niederlagen, wurden von den Germanen zuerst mit Gewaltandrohung erzwungen und dann nach Belieben verletzt. Natürlich fehlte es schon damals nicht an Schönrednern, die das militärische Versagen der Kaiser zu humanitären Großtaten umlogen; wenn aber anderthalb Jahrtausende später Historiker derlei groteske Propaganda ernstnehmen, so ist die Vermutung naheliegend, dass hier die Auswirkungen eines ideologisch verinnerlichten Pazifismus zu besichtigen sind, der niemals und unter keinen Umständen konzedieren kann, dass militärische Stärke und die Bereitschaft, von ihr Gebrauch zu machen, jemals etwas Gutes sein könnten.

Wer so denkt, braucht auch keinen Gedanken daran zu verschwenden, dass es problematisch sein könnte, wenn eine komplexe Gesellschaft so vollständig entmilitarisiert wird wie die römische – und unsere heutige. Das, was wir heute die „postheroische“ Mentalität nennen, existierte unter römischen Zivilisten auch damals schon. Zur Aufstellung größerer Truppenverbände fehlte den Römern nicht nur das Geld – es fehlten Soldaten! Wohl wollte der römische Bürger beschützt werden – aber selber in der Armee dienen? Um Gottes willen! An eine Wehrpflicht, wie sie bis zum Ende des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts existiert hatte, war nicht zu denken, und so mussten die Kaiser teils auf ausländische (wiederum: Germanen!), teils auf minderwertige Truppen zurückgreifen, auf Sklaven zum Beispiel.

Jahrhundertelang hatten die Legionen nur die Grenze zu schützen gehabt, und so lange hatte ihre qualitative Überlegenheit die geringe Mannschaftsstärke kompensiert. Tödlich wurde diese Schwäche erst, als es im späten 4. und im 5. Jahrhundert darum ging, die Fläche zu verteidigen und die staatliche Ordnung als solche aufrechtzuerhalten.

Der moderne Westen ist mit solchen Problemen nur – aber immerhin schon! – insofern konfrontiert, als sie es ihm erschweren, fremdes Territorium zu kontrollieren (Irak, Afghanistan). Die innere Sicherheit können wir noch getrost der Polizei überlassen. Sollte sich dies eines Tages ändern, könnte sich die postheroische Mentalität nicht nur, wie bisher schon, als problematisch, sondern als fatal entpuppen.

Überhaupt bestand das Problem der Römer nicht so sehr darin, dass die Barbaren ihnen die eine oder andere Provinz abgeknöpft hätten, um sie selbst zu beherrschen: Britannien etwa den Angelsachsen zu überlassen hätte schwerlich den Bestand des Reiches gefährdet. Das Problem war vielmehr, dass die Germanen innerhalb des Reiches eine Provinz nach der anderen verwüsteten. Die Germanen waren in erster Linie am Kampf an sich, in zweiter an Beute und erst dann an Herrschaft über ein abgrenzbares Territorium interessiert. Das Reich ähnelte daher in seiner Endphase eher einem heutigen „failed state“ vom Schlage Somalias als einer kriegführenden Macht. Wieder so eine Parallele, die dem postmodernen Gutmenschen übel aufstoßen muss.

Man ist im Westen – durchaus zu Recht – stolz darauf, dass die moderne Demokratie vielfältige Mechanismen entwickelt hat, gesellschaftliche Konflikte und Probleme friedlich und ohne direkte staatliche Gewaltanwendung zu lösen. Vergessen wird oft, dass diese Mechanismen nur deswegen und nur so lange funktionieren, wie der Staat notfalls Gewalt anwenden kann.

Auch dies gehört nämlich zu den Lehren aus der römischen Geschichte, die gewisse Menschen nicht zur Kenntnis nehmen möchten, weil sie jeglichem pazifistischen Illusionismus den Garaus machen würden: Die Ansiedlungsverträge mit den Germanen hätten als freundliches Entgegenkommen durchaus eine Befriedungswirkung haben können – wenn Rom in der Lage gewesen wäre, ihre Einhaltung zu erzwingen; so aber waren sie wertlos.

Nun ist die Auflösung der Staatsgewalt ein Prozess, der durchaus nicht nur Länder wie Somalia betrifft. Speziell die Großstädte – nicht nur der Dritten, sondern auch der Ersten Welt – weisen wachsende weiße Flecken auf, in denen die Staatsgewalt faktisch nicht mehr vertreten ist, und die in vielen Ländern bereits existierenden Reichen-Gettos, wo sich die Wohlhabenden gleichsam auf Inseln der Ordnung im Meer des Chaos verschanzen, haben eine frappierende Ähnlichkeit mit römischen Garnisonsstädten, die von ihren Besatzungen oft jahrelang gehalten wurden, während in dem sie umgebenden Land die Barbaren tobten. Man sollte sich also keineswegs darauf verlassen, dass solche Zustände „bei uns nicht möglich wären“.

Wenn die brutalen Raubzüge der Germanen als „Integration“ und „Immigration“ verniedlicht werden, so erkennt man schon an der Wortwahl, woher der Wind weht. Einer der entscheidenden Fehler der römischen Reichspolitik – der aus ebenso naheliegenden wie höchst aktuellen Gründen nicht als solcher benannt werden darf – war, dass man die Germanen überhaupt in großen Massen auf das eigene Territorium gelassen hat; kleine Gruppen hatte man schon früher aufgenommen und dezentral angesiedelt – was schnell dazu führte, dass sie sich an die vorherrschende „Romanitas“ anpassten und loyale Bürger wurden. Beim Gotenvertrag von 382 ging es aber darum, ein Großkollektiv aufzunehmen – mit eigenen politischen Führern und umfassender – sogar militärischer – Autonomie.

Eine Anpassung an die Romanitas fand unter diesen Umständen nicht statt und konnte auch nicht stattfinden. Vielmehr wurde die Mentalität des germanischen Kriegers konserviert, der Kriegführen und Beutemachen als eine Frage der „Ehre“ ansah und für die unheroische Lebensweise der Römer nur Verachtung übrig hatte. Konserviert wurde sie dadurch, dass es den Germanen erlaubt war, als kompakte Einheit, als Staat im Staate, als Gesellschaft in der Gesellschaft zu existieren. Es gab für sie keinen Grund, sich anzupassen. Im Gegenteil: Als „heroische“, an Begriffen der „Ehre“ orientierte Gesellschaft, in der Gewaltanwendung als Tugend, zumindest aber nicht als Makel galt, konnten sie mit der postheroischen römischen Gesellschaft machen, was sie wollten; und das wussten sie auch.

Kommt uns das irgendwie bekannt vor?

[Siehe zu diesem Thema auch das Interview des Deutschlandfunks mit dem Archäologen Michael Schmauder]