Von Bayern lernen

[von Le Penseur, erstveröffentlicht unter demselben Titel in seinem Blog.]

… heißt im Fußball (oder hieß wenigstens bis vor einiger Zeit) siegen lernen, in der Politik hingegen: bevormunden lernen. Bevormunden liegt im Trend — und der Nanny-Staat offenbar sogar den selbsternannten Hütern des Libertarismus im Blut. So schreibt selbst ein Andreas Unterbergermit deutlich erkennbar mitschwingendem Bedauern:

Wohin die Kompromisskultur der österreichischen Sozialpartner führt.

Der Krieg zwischen Rauchern und Nichtrauchern ist fast so erbittert wie jener zwischen Hundebesitzern und deren Gegnern. Die Bayern haben nun bei einer Volksbefragung eine glasklare Regelung zugunsten der Nichtraucher durchgesetzt. In Österreich hat man hingegen eine so verwaschene Lösung, dass die Regierung jetzt weder nach vorne noch zurück kann.
Na, schrecklich! Wie wir doch »glasklare« Verhältnisse wie in Bayern vermissen …

Bei solchen Steilvorlagen ist es überhaupt kein Wunder, daß nichtrauchende Poster sich durch Wortradikalität ihren Frust von der Seele schreiben müssen, so z.B. ein gewisser »siggi« am 6. Juli 2010 um 09:52:

Es wurde fallweise auf die Marktkräfte verwiesen, die bei tatsächlichem Bedarf an Nichtraucherlokalen entstehen würden.

Das ist (sorry) Blödsinn!

Angenommen es sind solche Lokale entstanden im freien Spiel der Marktkräfte. Dann wird sicher irgendwann einmal ein Raucher kommen und fragen: “Ich darf doch..?” Wenn die Antwort ja ist, dann ist es um das Nichtraucherlokal geschehen. Wenn nein, dann wird der Raucher solange mehr oder weniger vorwurfsvoll quengeln, bis man ihm genervt gewähren läßt. Und wieder Exitus!

Also kann sich ein Nichtraucherlokal nach freiem Spiel der Marktkräfte nicht halten und auch nicht zustandekommen. Wie kommen die Nichtraucher denn immer wieder dazu diesen permanenten Rechtfertigungsdruck und den Qualm aushalten zu müssen?

Also Rauchen ist vom Raucher nicht willentlich steuerbar. Das (schlechte) Gesetz entlastet die Nichtraucher wenigsten von diesen endlosen fruchtlosen Argumentationen.

Aha! Wenn also auch nur irgendwann ein Raucher in einem Nichtraucherlokal raucht, dann ist es um das Nichtraucherlokal ein für alle Mal »geschehen«. Entjungfert sozusagen, und quasi ohne die Möglichkeit, durch eine Hymen-Restaurierung (wie z.B. Lüften, bis die Zahl der Rauchpartikel unter die Nachweis- und Wahrnehmungsgrenze gefallen ist) wieder zu einem Nichtraucherlokal zu werden? Schon schrecklich, so ein Leben in tragischer Finalität …

Eine Frage: dürfen die Bauarbeiter, die das Nichtraucherlokal errichtet haben (bevor es ein Nichtraucherlokal wurde) eigentlich bei der Arbeit geraucht haben, oder verunmöglicht das bereits die erfolgreiche Errichtung eines Nichtraucherlokals. Und dürfen Menschen, die sich vor Errichtung des künftigen Nichtraucherlokals auf dem Bauplatz unter freiem Himmel aufhielten, geraucht haben?

Siggi, Sie haben natürlich völlig recht! Brachialgesetze wie in Bayern entlasten von »endlosen fruchtlosen Argumentationen«. Man spricht einfach ein Verbot aus. Basta! Sowas gab’s in Deutschland (und nicht nur dort) schon öfters. Gesetzgeber mit dichtgefügten ideologischen Bretterverschlägen vorm Hirn greifen regelmäßig zu schlichten Verboten, wo die Argumentation für ihren Weltverbesserungsimpetus einfach zu endlos und fruchtlos wäre. Ratzfatz wird verboten (und gelegentlich auch geboten), was das Zeug hält …

Argumente sind eben gelegentlich frucht- und endlos (vorallem schlechte Argumente haben das an sich): und statt argumentativ darzulegen, warum z.B. »Arier« nicht mit »Semiten« verheiratet sein sollen — was, man versteht’s ja irgendwie, nicht eben leicht zu argumentieren ist! — hat man früher einfach die Nürnberger Gesetze eingeführt. Statt Frauen dem lästigen Streß auszusetzen, durch erfolgreiche Geschäftsabschlüsse in die Vorstandsetagen vorzudringen, gebietet man einfach eine Frauenquote. Statt sich argumentativ der Kritik zu stellen, warum man Horden unqualifizierter Ausländer in unsere Sozialsysteme importiert, verbietet man diese Kritik durch Schaffung von Meinungsdelikten, die einen auf Jahre ins Gefängnis bringen können …

Und, Siggi: Ihr Ansatz bezüglich der für Nichtraucherlokale schädlichen Marktkräfte ist ja hochinteressant! Da gibt es — ich habe sie mit eigenen Augen gesehen! — chinesische, italienische, sogar indische, vegetarische, und-was-auch-immer Lokale — in all denen vermutlich schon irgendwann irgendein Gast gemeint hat, ob er nicht vielleicht doch ein Wiener Schnitzel haben dürfte. Und — welche Tragödie! — kaum wurde ihm irgendwo gewillfahrtet, war es um die Spezies der indischen, chinesischen, italienischen etc. Lokale geschehen! Jetzt erklären Sie uns nur ganz kurz: wie kommt es, daß dennoch unzählige indische, chinesische, italienische etc. Restaurants realrexistierend unser Stadtbild beleben? Werden die etwa konstant neu gegründet — und falls das der Fall sein sollte: warum sollten unverbesserliche Nichtraucher nicht ebenso hurtig-munter an ständige Neugründungen von Nichtraucherlokalen gehen?

Letzte Frage: wie kommen die Raucher eigentlich dazu, ständig das mieselsüchtige Gequengel von Nichtrauchern, die offenbar zu unfähig sind, sich ihre rauchfreien Restaurant-Schrebergärten ganz unter sich zu organisieren, aushalten zu müssen …?

Man muss doch kein Fußballfan sein … « himmel und erde

„Jemand hat bemäkelt … dass Enkes Tod mehr Aufmerksamkeit in den Nachrichten bekommen habe, als die Kanzlerin mit ihrer Regierungserklärung…! Ist das denn ein Wunder?

Spielt uns doch „die Politik“ auf allen Ebenen ein Schmierentheater vor, wie es dümmlicher nicht sein könnte. Wilde und vollkommen haltlose Versprechungen im Wahlkampf, ambitionierte Pläne für nahezu alle gesellschaftlich relevante Bereiche und dann die wirklich sagenhaft wichtige Ansage am Schluss der Koalitionsverhandlungen zwischen den „Wunschpartnern“, dass Guido und Horst nun Guido und Horst zueinander sagen.  (…)

Verstehen, im Sinne von nachvollziehen und erkennen, können das doch nur noch die wenigsten der Staatsbürger.

Aber einen wie Enke verstehen die Leute. Sie sehen, wie er rackert und arbeitet, sich in den Dreck wirft und seine Vorderleute antreibt, wie er sich müht, im Training wie im Spiel … . Einer wie Enke ist ein Mensch, ein Mensch wie ich, wie du. Das unterscheidet ihn von den Guidos und Horsts, von machtgeilen Parteibonzen und Ränke schmiedenden Politstars.

Deshalb weinen die Menschen über seinen Tod und begreifen sogar manche der ansonsten nur an Quoten interessierten Journalisten, dass es etwas gibt, was uns in unseren tiefsten Empfindungen berührt und was wir mehr brauchen als die geifernde Information über Prominente oder hektische Berichterstattungen über vermeintlich oder tatsächlich wesentliche Ereignisse.“


Rika

Das Mirakel der SPD-Frauen

Das Mirakel der SPD-Frauen

Wenn man die eigentümliche Mentalitäts- und Charakterähnlichkeit von Heidemarie Wieczorek-Zeul (66), Andrea Y. (52), Andrea Nahles (39) und Franziska Drohsel (29) betrachtet, könnte man fast glauben, den SPD-Frauen sei der Durchbruch zu einer besonders gruseligen Art der Seelenwanderung gelungen.

Warum auch nicht? Die Sozialdemokraten haben schließlich schon manches erfunden, und die prämortale Reinkarnation wäre allemal ein geringeres Wunder als der demokratische Sozialismus.