US-Bundesrichter: Gleiches Recht für alle, auch in puncto Islam

„Das US-Militär in Camp Lejeune, North Carolina hatte einem zivilen Angestellten wegen einem Aufkleber mit der Aufschrift «Islam bedeutet Terrorismus» verboten, mit seinem Auto die Militärbasis zu befahren. Der Sohn des Mannes war bei dem Attentat auf das US-Kriegsschiff «Cole» im August 2000 ums Leben gekommen. Der Bundesrichter argumentierte, dass die pauschalisierende Gleichsetzung des Islam mit Terrorismus unabhängig ihres Wahrheitsgehalts vom Recht der Redefreiheit gedeckt sein müsse, da anderslautende Statements wie «Islam bedeutet Frieden» oder «Islam bedeutet Liebe» gleichzeitig erlaubt seien. Obgleich das Militär einen größeren Spielraum beim Verbot bestimmter möglicherweise anstößiger Inhalte habe um Ordnung und Disziplin aufrechtzuerhalten, dürfe eine solche Einschränkung keinesfalls vorgenommen werden «in einer Weise, die eine politische Äußerung erlaubt aber die Antwort darauf verbietet», so Bundesrichter Malcom Howard.“

Es gibt noch Richter in Amerika. Bei uns auch?

Mieser Charakter – und er kann es immer noch mieser!

von Heplev, zuerst veröffentlicht auf seinem Blog „Heplev – Abseits vom Mainstream“

Dass er ein Narziss ist, sollte inzwischen eigentlich jedem klar sein. Dass er schlechte Manieren hat, dürfte jedem, der etwas genauer hinsieht, ebenfalls klar sein. Aber was er sich jetzt mit dem besuchenden Premierminister Netanyahu geleistet hat, hat nichts mehr mit Manieren zu tun, sondern mit einer Überheblichkeit, die ihresgleichen sucht.

Benjamin Netanyahu kam zu Besuch ins Weiße Haus. Wenn man das überhaupt Besuch nennen kann, denn er wurde wie ein niederer Untertan vor dem herrischen König behandelt: absolut keine Fotos, kein Pressetermin, keine „gemeinsame Erklärung“ und die „Unterhaltung“ bestand aus der Vorlage von 13 Forderungen, die der Israelis gefälligst unterschreiben sollte. Diskussion unerwünscht. Und als der Meister der Überheblichkeit seinen Willen nicht bekam, spielte sich folgende Szene ab:

Obama steht auf und verkündet seinem „Gast“: „Ich gehe jetzt in den Wohnflügel, um mit Michelle und den Mädchen zu Abend zu essen.“ Und während er loszog, forderte er Netanyahu auf, über die Fehler seines Verhaltens nachzudenken. „Ich bin da. Lassen Sie mich wissen, wenn es etwas Neues gibt.“

Während er Völkermörder, Despoten, Tyrannen und Terror-Regime hofiert wie eine läufige Hündin den Rüden, werden Verbündete mit einer Arroganz und Hochmütigkeit behandelt, die der vermeintlichen Freundschaft Hohn sprechen. Und im Fall Israels geht das alles noch einen Schritt weiter: Die einzige funktionierende Demokratie des Nahen Ostens, ein Schlüsselpartner, vor allem im militärischen und geheimdienstlichen Bereich, von dem die USA mehr profitieren als von jedem anderen Verbündeten, wird als unwerter Befehlsempfänger behandelt, den man prügelt, wann immer Lust dazu besteht.

Barack Hussein Obama ist kein Präsident. Er ist eine Schande für den Staat, an dessen Spitze er steht. Diese Lachnummer eines Staatsoberhauptes ist nur noch peinlich.

Dass die israelische Delegation sich noch eine ganze Stunde im Roosevelt aufhielt, um darüber zu beraten, wie die beste Antwort auf den Hochfahrenden aussehen sollte, ist mir unverständlich. Es spricht für die Israelis, dass sie überhaupt so lange überlegten, bevor sie gingen.

Letztlich ist Obamas Verhalten keine wirkliche Überraschung, nur noch dessen Ausmaß. Noch erbärmlicher sind nur Medien, die nach dieser Szene Netanyahu für das verantwortlich machen, was da in Washington ablief (z.B. Ha’aretz). Oder solche, die die Absage eines Abendessens 1998 durch Netanyahu mit dem Geschehen im Weißen Haus gleichsetzen (The Telegraph) – damals hatte Bibi den britischen Außenminister Robin Cook ausgeladen, nachdem dieser sich in den „besetzten Gebieten“ in israelfeindlicher Weise verhalten und geäußert hatte.

Was für ein Friedensprozess, Frau Bundeskanzlerin?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

sofern es Ihre Absicht war, am Montag einen bVDfI-Tag einzugelegen (bVDfI=besondere Verantwortung Deutschlands für Israel), muss ich Ihnen leider bescheinigen, dass Sie bestenfalls die besondere Verblödung westlicher Politiker in Nahostfragen zur Schau gestellt haben.

Sie haben also Angst, durch israelische Baumaßnahmen in Jerusalem „der gesamte Friedensprozess wieder gestört wird“. Gestatten Sie mir den Hinweis, dass es so etwas wie einen „Friedensprozess“ nicht gibt. Ein Friedensprozess, sofern er mehr sein soll als nur eine Gelegenheit zur Selbstinszenierung von zweitklassigen Profilneurotikern aus Europa, setzt die Bereitschaft beider Seiten voraus, die friedliche Koexistenz eines jüdischen mit einem arabischen Staat als Ziel anzustreben – was Israel längst akzeptiert und aktiv versucht hat. Damit ist weder Terrorismus vereinbar noch die Rückkehr der sogenannten Flüchtlinge (oder vielmehr die von deren Nachkommen, deren Bevölkerungsexplosion mit UN-Mitteln systematisch finanziert wurde) nach Israel. Letzteres wäre nichts anderes als das Projekt der ethnischen Unterwanderung Israels und seiner Verwandlung in einen arabisch-muslimischen Staat.

(Mir ist natürlich klar, dass Ihnen nicht einleuchtet, wo hier das Problem liegen soll. Wer – wie Sie – nichts dagegen hat und sogar fördert, dass das eigene Volk von muslimischen Immigranten unterwandert, ruiniert und – darauf wird es am Ende hinauslaufen – im eigenen Land als Volk von Untermenschen unterdrückt werden wird, grübelt wahrscheinlich den ganzen Tag darüber nach, warum die Israelis diesem leuchtenden Vorbild nicht folgen? Nun, vielleicht hängt es damit zusammmen, dass die Juden uns gewisse Erfahrungen voraushaben, die sie nicht wiederholen möchten, die uns aber aufgrund Ihrer göttlichen Politik noch bevorstehen, und dass sie nicht mit jenem masochistischen Selbstbestrafungskomplex geschlagen sind, der unser Volk, aber auch die anderen Völker des Westens, zugrunde richten wird.)

Was nun den Friedensprozess angeht, so wird der so lange nicht stattfinden, wie die Palästinenser glauben, sie könnten Israel – durch Terror, durch Isolation oder durch Unterwanderung – zerstören. Erst, wenn ihnen klar (gemacht) wird, dass dies eine Illusion ist, und dass die Zeit gegen sie arbeitet, nicht für sie, erst dann kann ein Friedensprozess beginnen, der diesen Namen verdient.

Wenn Sie also durchaus den Ehrgeiz haben, sich im Nahen Osten als Friedenstifterin zu betätigen (wozu Sie freilich schon deshalb nicht qualifiziert sind, weil Ihr Geschichtsbild sich wesentlich aus dümmlichen Klischees zusammensetzt und vermutlich zur Hälfte aus FDJ-Schulungen stammt, und weil der Geist der Servilität gegenüber der jeweiligen Vormacht, den Sie anscheinend aus der DDR mitgenommen haben, sich heute in einer Art Merkeldoktrin niederschlägt, wonach Deutschland jede Wendung der USA mitmachen müsse), wenn Sie also zum Frieden in Nahost wirklich beitragen wollen, dann gewiss nicht dadurch, dass Sie Israel unter Druck setzen, Konzessionen allein schon dafür zu machen, dass die Gegenseite sich zu „indirekten Verhandlungen“ herbeilässt (Wie hoch wird erst der Preis sein, den sie für direkte Verhandlungen fordern werden?), sondern dann gibt es dazu nur einen Weg, nämlich sich hinter Israel zu stellen und die westlichen Verbündeten aufzufordern, es einem gleichzutun. Nur dann – wenn überhaupt – werden die Palästinenser sich ihren monströsen Traum, die Juden ins Meer zu jagen, aus dem Kopf schlagen. (Und je mehr die Israelis im Westjordanland und in Ost-Jerusalem bauen, desto schneller wird die Gegenseite lernen, dass ihr die Zeit davonläuft.)

Sie müssen das selbstverständlich nicht tun. Nur unterlassen Sie dann bitte auch Ihr peinliches sentimentales Geschwätz von der „besonderen Verantwortung“. Die Kluft zwischen Reden und Handeln schadet unserem Land nämlich viel mehr, als wenn sie einfach Ihren Mund halten würden.

Die Rolle der Gewalt im Nahen Osten

von Daniel Pipes
aus de.danielpipes.org

(http://de.danielpipes.org/7972/nahen-osten-starkes-pferd)

Die Welt Debatte
17. Februar 2010

Englischer Originaltext: In Mideast, Bet on a Strong Horse
Übersetzung: H. Eiteneier

Die Gewalt und Grausamkeit von Arabern lässt Westler oft stutzen.

Nicht nur die Führer der Hisbollah erklären: „Wir lieben den Tod.“ Das tut auch zum Beispiel ein 24-jähriger Mann, der letzten Monat schrie: „Wir lieben den Tod mehr als ihr das Leben!“ – und sein Auto in die Bronx-Whitestone-Brücke in New York City fuhr. Als zwei Eltern in St. Louis ihre Teenager-Tochter mit dreizehn Stichen mit einem Schlachtermesser ehrenmordeten, rief der palästinensische Vater: „Stirb! Stirb schnell! Stirb schnell! … Still, Kleines! Stirb, meine Tochter, stirb!“ – und die örtliche arabische Gemeinde unterstützte sie gegen die Mordanklage. Ein Prinz aus Abu Dhabi folterte vor kurzem einen Getreidehändler, dem er Betrug vorwarf; und obwohl ein Videos der Gräueltat international im Fernsehen erschien, wurde der Prinz frei gesprochen, während man die verurteilte, die ihn anklagten.

Auf größerem Maßstab findet man seit dem 9/11 15.000 Terroranschläge. Regierungen aus allen arabischsprachigen Ländern verlassen sich mehr auf Brutalität denn auf Rechtsstaatlichkeit. Der Drang Israel zu eliminieren bleibt selbst dann bestehen, wenn neue Aufstände um sich greifen; der jüngste ist im Jemen aufgeflammt.

Es gibt mehrere exzellente Versuche, die Symptomatik der arabischen Politik zu erklären; zu meinen persönlichen Lieblingen gehören die Studien von David Pryce-Jones und Philip Salzman. Diesen können wir The Strong Horse: Power, Politics, and the Clash of Arab Civilizations hinzufügen, eine unterhaltsame, doch auch tief gehende und wichtige Analyse von Lee Smith, dem Nahost-Korrespondenten des Weekly Standard.

Als Beweistext führt Smith Osama bin Ladens Kommentar aus dem Jahr 2001 an: „Wenn die Leute ein starkes Pferd und ein schwaches Pferd sehen, dann werden sei naturgemäß das starke Pferd mögen.“ Was Smith das Prinzip des starken Pferdes nennt, beinhaltet zwei banale Elemente: Ergreife die Macht und dann behalte sie. Dieses Prinzip herrscht vor, weil das arabische öffentliche Leben „keinen Mechanismus des friedlichen Übergangs von Herrschaft oder Teilung der Macht hat und daher politischen Konflikt als Kampf zwischen starken Pferden bis zum Tod betrachtet“. Gewalt, stellt Smith fest, spielt „in Politik, Gesellschaft und Kultur des arabischsprachigen Nahen Ostens eine zentrale Rolle“. Dazu gehört auch, auf einer subtileren Ebene, ein argwöhnisches Auge auf das kommende starke Pferd zu haben, sich nicht zu deutlich auf eine Seite zu schlagen und sich ständig abzusichern.

Smith argumentiert, das Prinzip des starken Pferdes – nicht westlicher Imperialismus oder Zionismus – habe „den fundamentalen Charakter des arabischsprachigen Nahen Ostens bestimmt“. Die islamische Religion selbst passt zum einen in das alte Muster der Durchsetzungsfähigkeit des starken Pferdes, zum andern verkündet sie es auch. Mohammed, der islamische Prophet, war sowohl ein Machthaber als auch eine religiöse Gestalt. Sunnitische Muslime haben über Jahrhunderte „mit Gewalt, Unterdrückung und Zwang“ geherrscht. Ibn Khalduns berühmte Theorie der Geschichte kommt einem Kreislauf der Gewalt gleich, in dem starke Pferde schwache Pferde ersetzen. Die Erniedrigung der Dhimmis erinnert Nichtmuslime täglich daran, wer das Sagen hat.

Der führende libansische Politiker Walid Jumblatt empfiehlt den Amerikanern Autobomben in Damaskus.

Der führende libansische Politiker Walid Jumblatt empfiehlt den Amerikanern Autobomben in Damaskus.

Smiths Prisma bietet Einblicke in die Geschichte des modernen Nahen Ostens. Er zeigt den panarabischen Nationalismus als Bemühung, die Mini-Pferde der Nationalstaaten in ein einziges Superpferd umzuformen und den Islamismus als Bemühung die Muslime wieder mächtig zu machen. Israel dient als „stellvertretendes starkes Pferd“ sowohl für die Vereinigten Staaten als auch den saudisch-ägyptischen Block in deren Rivalität nach Art des Kalten Krieges mit dem Block des Iran. In einer Umwelt des starken Pferdes sind Milizen attraktiver als Wahlen. Ohne ein starkes Pferd kommen arabische Liberale kaum voran. Dass die Vereinigten Staaten der mächtigste nicht arabische und nicht muslimsche Staat sind, macht den Antiamerikanismus sowohl unvermeidlich als auch endemisch.

Das bringt uns zur Politik der nicht arabischen Akteure: Wenn sie sich nicht als schlagkräftig erweisen und wahres Durchhaltevermögen zeigen, betont Smith, verlieren sie. Nett zu sein – sagen wir, durch einseitige Abzüge aus dem Südlibanon und dem Gazastreifen – führt unvermeidlich zu Misserfolg. Die Administration George W. Bushs initiierte zu Recht ein Demokratisierungsprojekt, durch das große Hoffnungen geweckt wurden, verriet dann aber die arabischen Liberalen, indem er das nicht zu Ende führte. Im Irag ignorierte die Administration den Rat, einen demokratisch gesinnten starken Mann einzusetzen.

Weiter gefasst: Wenn die US-Regierung vor etwas zurückzuckt, haben andere (z.B. die iranische Führung) eine Gelegenheit, „der Region die eigene Ordnung aufzuzwingen“. Walid Jumblatt, ein führender Libanese, hat nicht ganz im Ernst angeregt, Washington solle „Autobomben nach Damaskus schicken“, um ihre Botschaft rüberzubringen und zu signalisieren, dass sie die Art und Weise arabischen Handelns begreift.

Smiths einfaches und beinahe universales Prinzip bietet ein Instrument zum Verständnis des Todeskultes der Araber, ihrer Ehrenmorde, ihrer Terroranschläge, ihres Despotismus, ihrer Kriegsführung und vielem mehr. Er gesteht ein, dass das Prinzip des starken Pferdes Westlern als unsäglich primitiv aufstößt, aber er besteht zurecht darauf, dass es die kalte Realität ist, die Außenseiter erkennen, berücksichtigen und auf die sie sich einstellen müssen.

Springer-Blatt relativiert Massaker an Christen

Gerade erst haben wir das Thema gehabt, wie die Agitpropschreiber der deutschen Presse jedem Thema den gewünschten linken Drall geben (indem sie nämlich in Überschrift und Einleitung eine Lesart vorgeben, die von unkritischen Lesern geschluckt wird), da kommt schon das nächste Stück Desinformation. Aus Welt-online:

Religiöse Gewalt

500 Tote – Brutales Massaker erschüttert Nigeria

Von Eva Krafczyk

Die Täter kamen in der Nacht, mit Gewehren und Macheten. Mehr als 500 Menschen haben nach Behördenangaben die blutigen Unruhen am Wochenende in Nigeria nicht überlebt. Die Täter brauchen in dem afrikanischen Land keine Strafe fürchten. Mit jeder neuen Gewalttat wächst der Hass zwischen Muslimen und Christen.

Erst in der Mitte des Artikels, verschämt in einem einzigen leicht zu überlesenden Wort „muslimisch“ versteckt, gibt die Schreiberin Krafczyk – man kann diese Namen gar nicht oft genug nennen, man sollte eigens für diese Leute einen Pranger ins Netz stellen! – zu, dass es sich um ein Massaker von Moslems an Christen handelte. Einleitung wie Tenor des Artikels legen dabei nahe, dass Moslems und Christen gleichermaßen schuld an dieser „Gewalt“ seien.

Über den Desinformationsgehalt des Wortes „Gewalt“ habe ich mich schon vor einem Jahr in meinem Artikel „Phrasenschweine oder: Die Sprache des Kindergartens“ ausgelassen (es ging damals um den Gaza-Feldzug):

Was so beiläufig daherkommt, dass man es kaum noch hört, enthält in jedem Falle die Botschaft: „Ich bin eine Selbstverständlichkeit.“ Und worin besteht die?

Von Journalisten erwartet man, dass sie das treffende Wort finden. Für das Geschehen im Gazastreifen also das Wort „Krieg“ [und für das in Nigeria das Wort „Bürgerkrieg“], nicht das unspezifische „Gewalt“, das auch für eine Ohrfeige oder ein Wirtshausprügelei stehen kann. Den meisten Europäern ist aber noch erinnerlich, dass Krieg [erst recht Bürgerkrieg] irgendetwas mit Politik zu tun hat, und dass meistens zwei Parteien gegeneinander kämpfen. Das Wort „Krieg“ würde also sofort fünf Fragen provozieren:

Wer kämpft

gegen wen

aus welchem Grund

mit welchem Ziel

und mit welchem (vorläufigen) Ergebnis?

Also fünf politische Fragen, die man auch politisch beantworten müsste.

Die sich aber erübrigen, sobald nur von „Gewalt“ die Rede ist. „Gewalt“ ist das Sinnlose und obendrein Böse, und deswegen geht es bei ihr nur darum, ob irgendein „Ende in Sicht“ ist. Das ist die Ideologie „Krieg ist keine Lösung“, versteckt in einem einzigen Wort und mit diesem in die Köpfe der Hörer, Leser und Zuschauer geschmuggelt, die gar nicht erst die Chance bekommen (sollen), irgendetwas zu hinterfragen.“

Insbesondere sollen sie nicht nach dem Hintergrund fragen, der in Nigeria in der massiven Islamisierungspolitik besteht: In den nördlichen Bundesstaaten ist bereits die Scharia eingeführt worden, die Nichtmuslimen den Status von Menschen zweiter Klasse aufzwingt. Würde dies thematisiert, könnte ja irgendeiner fragen, ob solche Massaker womöglich etwas mit dem Islam zu tun haben.

Deswegen darf die „Gewalt“ auch nicht etwa islamisch oder wenigstens muslimisch sein, sie ist „religiös“. Die Religion schlechthin ist also Ursache des Konflikts,  nicht etwa der Islam und die Scharia. Was unter anderem bedeutet, dass die brutal abgeschlachteten Christen zu quasi Mittätern gestempelt werden.

Dieses Phänomen, dass Opfer zu Tätern erklärt werden, tritt typischerweise in zwei Varianten auf:

in der neonazistischen Publizistik immer dann, wenn Juden die Opfer sind,

in der Mainstream-Presse immer dann, wenn Muslime die Täter sind: Vom U-Bahn-Schläger in München bis zum Selbstmordbomber in Gaza gibt es keinen muslimischen Gewaltverbrecher, dem die deutsche Journaille nicht bescheinigen würde, von seinen Opfern, und wären es Frauen, Kinder und Greise, „provoziert“ oder in eine „Spirale der Gewalt“ verstrickt worden und daher auch irgendwie „Opfer“ zu sein.

Dr. Aaron Lerner: Was sagt uns die palästinensische Verurteilung von Terror aus Effizienzgründen?

Originalartikel „Weekly Commentary: The message in Palestinian condemnation of terror on grounds of efficacy“ erschien am 11.02.2010 bei IMRA

Übersetzung von Heplev

Bitte vergleichen Sie und finden Sie den Unterschied heraus:

„Eine verabscheuungswürdige, kriminelle Mordtat wurde heute an einem Ort verübt, der sowohl den Juden als auch den Arabern in Hebron heilig ist. Der Premierminister und der Verteidigungsminister, Ministerien der Regierung und Bürger des Staates Israel verurteilen diesen entsetzlichen Mord an unschuldigen Menschen, der während der Ramadan-Gebete stattfand.“
Erklärung des Premierministers Rabin zum Mord in Hebron am 25. Februar 1994.

„Dieser von uns verurteilte Vorfall, der nicht mit den nationalen palästinensischen Interessen vereinbar ist und der den Bemühungen der Palästinensischen Nationalen Autorität wie auch den von ihr eingegangenen Verpflichtungen vereinbar ist… Gewalt, die sich als schädigend für die höheren Interessen unseres Volkes erwiesen hat.“
Der palästinensische Premierminister Dr. Salam Fayyad, 10 Februar 2010

Die Unterschiede sind alles andere als subtil.

Wenn ein israelischer Premierminister den Angriff eines Juden auf Palästinenser verurteilt, verurteilt er ihn, weil dieser an sich eine „verabscheuungswürdige, kriminelle Tat“ ist.

Wenn ein palästinensischer Premierminister den Angriff eines Palästinensers auf einen Israeli verurteilt, verurteilt er ihn, weil er „nicht vereinbar mit den nationalen palästinensischen Interessen“ ist.

Und das ist nicht das erste Mal.

Fakt ist, dass offizielle palästinensische Verurteilungen von Terror gegen Israelis diesen ständig auf der Grundlage seiner Wirksamkeit verurteilen (er dient nicht den Interessen), statt weil er an sich falsch ist.

Werfen wir einen Blick zurück auf die Einzelheiten der Anklagen, die PA-Staatsanwälte gegen die wenigen palästinensischen Terroristen eingereicht haben, die sie verhafteten (die meisten, um sie vor der israelischen Justiz zu schützen) und – das stimmt so – sie wurden nicht für den Mord an Israelis verurteilt, sondern stattdessen dafür, dass sie „entgegen der palästinensischen Interessen“ handelten.

Das ist nicht nur eine technische Frage.

Es ist eine Frage, die an den Kern der Natur dessen geht, wie die Palästinenserführung scih Israel gegenüber verhält.

Und es sollte als wichtige Warnung für die politischen Entscheidungsträger dienen.

Wenn der Grund dafür, dass es heute falsch ist Israels zu ermorden, der ist, dass dies den palästinensischen Interessen nicht dient und nicht, dass es schlicht falsch ist Israelis zu ermorden, was geschieht dann, wenn die Umstände so sind, dass es den palästinensischen Interessen dient Israelis zu ermorden?

Und wenn man davon ausgeht, dass diese der Fall ist: Welche Einschränkungen sind für die Bewaffnung, Ausbildung usw. der palästinensischen Sicherheitskräfte nötig?

Nacktscanner

Würde ich diesen Blog heute beginnen, so hieße er wahrscheinlich „Nacktscanner“ – einfach wegen seines Anspruches, den Dingen auf den Grund zu gehen, und weil „Nacktscanner“ so plastisch ist, dass es nach einer Verwendung außerhalb des ursprünglichen Zusammenhanges geradezu schreit. Wahrscheinlich wird es auch Wort des Jahres 2010. Allerdings nur, wenn unsere Politiker nicht mit ihrer Masche durchkommen, das allzu verräterische Wort durch das harmlose „Körperscanner“ zu ersetzen.

Dabei ist es durchaus möglich, dass sie nicht nur das Wort, sondern auch die Sache so weit entschärfen, dass das Sicherheitspersonal nur noch Strichmännchen oder dergleichen zu sehen bekommen. Die Intimsphäre der Reisenden wäre damit gewahrt. Die Interessen eines Bombenlegers aber auch.

Nun dient die Einführung der entschärften Körperscanner selbstredend keineswegs dazu, die Sicherheit des Flugbetriebes zu erhöhen, sondern die Tatkraft der Regierenden glaubhaft vorzutäuschen, ohne zugleich eine Debatte loszutreten, ob es eigentlich angehen kann, Millionen von friedlichen Bürgern eine Prozedur zuzumuten, die selbst bei Strafgefangenen verfassungsrechtliche Probleme aufwürfe, wenn doch die Gruppe der potenziellen Täter plausiblerweise auf die Anhänger einer ganz bestimmten Religion eingegrenzt werden kann. Die würden zweifellos wie üblich ihre „Diskriminierung“ bejammern, ohne über deren Ursachen ein Wort zu verlieren.

Dass Menschenleben wichtiger sind als die paranoiden Empfindlichkeiten von Anhängern einer Gewaltreligion, sollte eine Selbstverständlichkeit sein und dazu führen, dass die westliche Welt endlich dem Beispiel Israels folgt, das schon immer ohne Scanner, aber auch ohne Political Correctness ausgekommen ist, und deswegen nicht seine eigenen friedlichen Bürger, sondern seine offenkundigen Feinde verdächtigt.

[Zum Kontrast zwischen dem lächerlichen Aktionismus der Gutmenschenstaaten – hier der USA – und den erfolgreichen israelischen Sicherheitsmaßnahmen siehe auch diesen neuen Artikel von Daniel Pipes.]

Originalton Islam

Ich wollte zwar vor dem Jahreswechsel nichts mehr schreiben, aber diesen Text, den Flash in einem islamischen Forum ausgegraben hat, wollte ich Euch dann doch nicht vorenthalten. Flash schreibt zwar:

„Mir kommt nur noch die Galle hoch, wenn ich das hier lese. Ein ehemals in Deutschland lebender Muslim vergleicht Deutschland mit Großbritannien aus muslimischer Sicht (Originalzitat aus einem Muslim-Forum):“

aber sooo schlimm finde ich ihn gar nicht (ich beschränke mich auf Auszüge, den ganzen Text gibt es hier bei Flash):

Ok das wars langsam oder etwa nicht? Naziland ist kein Ort fuer Muslime. Wer ein Staatsbuerger der EU ist kann sich bei mir Melden insha2allah. UK ist die ALLER beste Alternative in Europa und zu diesem drecksland Deutschland.
(…)
Wie gesagt, aufwachen und Realitaet akzeptieren. Die Deutschen werden nicht den selben Fehler wie die Briten machen und werden alles im Keim ersticken. Der Unterschied zwischen UK und Dland ist wie Makkah und Beirut, ohne Uebertreibung sag ich das.
(…)

Tell me more!

Nun kommen die nur für Englandhasser erfreulichen, für jedermann aber aufschlussreichen Stellen:

Sub7anallah das so eine Aktion ueberhaut DENKBAR IST! Sowas wuerden die Kuffar NIEEEMALS in UK wagen NIEEEEMALS. Wie denn auch, ganze STADTEILE sind in Hand von Niqabis und “Baertigen”. Die meisten Buss fahrer tragen Bart und Kappe. In East London sieht man manchmal den GANZEN Tag nicht einen Kafir! In Ramadan (natuerlich aus Eigennutz aber IMMERHIN) machen die Riesen Supermarkt Ketten wie Tescos und Asdas WERBUNG (!) fuer Ramadan und Bullen etc beglueckwuenschen Muslime, der ganze Staat tut das.
(…)
Appropo pi-news.net Fans und Verantwortliche, vernehmt das hier bloss nicht als Niederlage. Wir haben schon gesehen wie geschockt ihr berichtet habt, wie normal doch Thobe und Niqab in London sei (Birmingham sogar noch krasser). Ihr koennt euer Naziland behalten, alle hassen euch sowieso, sogar die Briten Kuffar hassen euch und denken immernoch das Deutschland aus Jodelmusik und Nazis besteht (manche wundern sich das es in eurem Naziland ueberhaupt Immigranten gibt..). Die Briten haben keine Wahl, die haben die falsche Karte gezogen. Ihr habt halt sekulare Voelker wie Tuerken, Albaner und ketzerische hardcore sukalaristen Perser abbekommen (solltet euch eigentlich daruber freuen).

Wer keine Busse und U-Bahnen in die Luft jagt – und bisher haben Türken und Albaner das in der Tat unterlassen, jedenfalls bei uns – ist kein guter Muslim. Dies nur zur Information an die, die den Islam immer noch für eine Religion des Friedens halten.

Die “Armen” in UK dagegen haben Somalis, Bengalis und Pakistani abbekommen, ein ganz anderes Kalibar. Deren Fussvolk sieht optisch gesehen schon wie die “boesen” Taliban aus, dementsprechend die Farbe die sie der Gesellschaft geben (mal abgesehen von den aktiven Muslimen aus diesen Laendern und was sie alles auf die Beine Stellen und ganze Stadteile und sogar Staedte uebernehmen).
Also, wenn ihr einen Herzinfarkt wollt, liebe pi news, dann kommt mal nach Brixton, East London oder warum nicht gleich nach Birmingham. Moeget ihr an eurem Hass zugrunde gehen. Die Muslime haben hier ne Geburtenrate von ueber 5.0…ihr seit am Ende, am Ende und das wisst ihr. Wir kommen Insha2allah von UK und uebernehmen euch dann, also geniesst die Ruhe vor dem Sturm, ihr dreckigen Kuffar.

Wie man sieht, können wir leider nicht so tun, als ginge uns die Islamisierung Englands nichts an, sonst würde ich sie (Motto: „Rache für Dresden!“ 😀 ) sogar noch fördern.

Uebrigens, Kuffar, die Mutter meiner Frau hat mehr als 8 Kinder Masha2allah, dass ist hier unter denen ganz normal, der weisse Nachbar hat 2 (eine davon ist Prostituierte geworden). Die Gebaermutter unserer Frauen hier werden euch schon bald erschlagen. Keine Gewalt von noeten (sprich unnoetig die Haende dreckig zu machen), Al-7amdulillah.
(…)

Dies als Hinweis an die, die bei dem Wort „Dschihad“ vor allem an Terrorismus denken und glauben: „Keine Bomben, kein Problem!“

Akhi hier gibts MASSENKONVERTIERUNGEN von Jamaicanern und Leuten aus der Karibik (soviele und manche in der 3tten Generation!), Weissen u.a. sogar POLEN! offziell 4000 Polen sind hier konvertiert (soviele Akhawaat von denen MASHA2ALLAH). Diese Jamaicaner und co. sind ein anderers Kaliber als der, naja ich behalte es mal hier….

Was die Jamaikaner wohl am Islam so attraktiv finden?

Hier wagt es KEIN Kafir eine Schwester schief anzuschauen (geschweige denn anzupoebeln). Natuerlich passiert das hier wie ueberall anders auch, aber die Chance fuer einen Kafir von einem Riesen Jamaicaner mit Thobe und riesenbart niedergeknueppelt zu werden ist so so hoch, das sowas hier sehr selten vorkommt.

Dass man als Moslem ohne schlechtes Gewissen christliche Europäer niederknüppeln darf, was denn sonst? Eine Religion, die an den inneren Schweinehund appelliert, ist wie geschaffen dazu, die Ressentiments des Mobs aufzustacheln und darf sich dann der zu ihr passenden Konvertiten rühmen.

(…)
Ein Abul Hussayn Hardcore Apologet wird in Dland als „Extremist“ gesehen lol hier laufen TAUSENDEN von seiner Sorte rum und nochmals 1000mal „heftiger“ als er und die geben locker Dars in STAATLICHEN UNIS und fuehren islamische GERICHTE (vornehmlich bezueglich Eherecht etc.). Die Masstaebe sind einfach anders, UK wuerde sich freuen wenn ihre „Extremisten“ dem Kalibar des Abul-Hussayns gleichen.

Wie auch immer, ich will nicht zuviel Werbung fuer diese Tugha machen, will nur meine Geschwister mit 3AQL aus diesem DRECKSLOCH Deutschland (welches alle auf der Welt hassen) rausholen helfen, INSHA2ALLAH!

Nachdem wir sechzig Jahre lang die netten Deutschen gegeben haben, die kein Wässerchen trüben können, spüren unsere Feinde immer noch, dass sie sich besser nicht mit uns anlegen. Ich weiß zwar nicht wirklich, woher die das wissen, aber ich kann es nicht unerfreulich finden. Jedenfalls könnte es sein, dass wir die Kurve noch kriegen. Die Frage ist nur: Was machen wir mit England?

Obamas Afghanistan-Strategie: Siegen unerwünscht!

Der wichtigste Punkt in Obamas Rede zur amerikanischen Strategie in Afghanistan ist die Ankündigung, dass der Rückzug im Juli 2011 beginnen werde.

Diese Aussage neutralisiert die Anstrengungen der vergangenen Monate und auch der kommenden Verstärkung amerikanischer Kräfte, die den Afghanen und den Aufständischen hätte signalisieren können, dass das Ziel des Westens in Afghanistan ein Sieg ist, und dass man alles dafür Erforderliche zu tun bereit ist. (…)

Alles, was die Aufständischen jetzt tun müssen, ist die Vermeidung einer sichtbaren Niederlage in den kommenden 18 Monaten. (…)

Es ist zu früh, von einer wahrscheinlichen Niederlage in Afghanistan zu sprechen, aber Obama hat in seiner Rede die Weichen entsprechend gestellt, und viel Zeit für Kurskorrekturen bleibt nicht.

Das Weblog Sicherheitspolitik, von dem diese Einschätzung stammt, und das ich wegen seiner mit militärischem Sachverstand untermauerten Analysen stets sehr gerne lese, trifft damit zwar einerseits den Nagel auf den Kopf. Mir scheint aber, dass „Sieg“ und „Niederlage“ Begriffe sind, die für die westliche – und das heißt: amerikanische – Afghanistan-Strategie keine Rolle spielen, jedenfalls nicht in ihrer herkömmlichen Bedeutung.

Afghanistan grenzt im Westen an den Iran, im Norden an ehemalige Sowjetrepubliken, die von Moskau als „nahes Ausland“ und eigene Interessensphäre gesehen werden, im Süden an Pakisten, dessen Atomwaffen in Griffweite von islamistischen Fanatikern sind, und im Osten an die aufstrebende Weltmacht China. Wer Afghanistan militärisch kontrolliert, verfügt über eine strategische Schlüsselposition, von der aus sich mindestens latenter Druck auf die vier genannten Staaten ausüben lässt.

In Afghanistan nicht präsent zu sein, hieße für die USA: in Mittelasien nicht präsent zu sein; denn ein anderer Stützpunkt steht ihnen in der Region nicht zur Verfügung, jedenfalls keiner, der nicht von einer potenziell feindlichen Macht kontrolliert wird.

Es geht nicht um die Taliban und nicht um Bin Laden; es geht nicht um den 11. September oder Terrorismus, und es geht schon überhaupt nicht um Frauenrechte oder dergleichen – solche Begründungen dienen allenfalls dazu, die Gefühle des heimischen Publikums zu manipulieren: Es geht um die Kontrolle Mittelasiens.

Diese Kontrolle müsste aber an dem Tage ihr Ende finden, an dem die Taliban besiegt, Afghanistan befriedet und die afghanische Regierung Herrin im eigenen Haus wäre, die den Abzug der amerikanischen Truppen fordern würde.

Deswegen darf das alles nicht geschehen: Der Krieg darf niemals enden!

Wenn man die Dinge unter dieser Prämisse betrachtet, versteht man,

  • warum die Bush-Regierung in den Monaten nach dem 11. September zögerte, von ihren europäischen Verbündeten Truppen in ausreichender Stärke zu fordern (die sie damals ohne Weiteres bekommen hätte);
  • warum Bin Laden aus einer bereits geschlossenen Falle entkommen konnte;
  • warum die Bush-Regierung die für einen Sieg in Afghanistan erforderlichen Truppen lieber in den Irak schickte;
  • warum die Bundeswehr von den Verbündeten für die beherzte Zerstörung der berühmten Tanklaster Klassenkeile bezog (es ging nämlich nicht darum, die „Zivilbevölkerung zu schonen“, sondern die Taliban zu schonen);
  • warum die Bundesregierung bis heute eine überzeugende Analyse der Lage in Afghanistan ebenso schuldig geblieben ist wie eine Definition der Kriegsziele: Das Mandat für die deutschen Truppen wird Mal um Mal verlängert, und keiner weiß warum;
  • und schließlich, warum Obama die oben zitierte, scheinbar so widersinnige Ankündigung trifft, ab 2011 aus Afghanistan abzuziehen.

Die Wahrheit, dass ein Sieg nicht gewollt ist, darf niemand aussprechen, weil sonst zu Hause die öffentliche Unterstützung für den Krieg zusammenbräche. Deswegen muss man dem amerikanischen Publikum, das allmählich ungeduldig wird, von Zeit zu Zeit eine neue Strategie unterbreiten, die – diesmal aber wirklch! – den Sieg zu bringen verspricht, und zgleich dafür sorgen, dass sie eben nicht zu einem Sieg führt.

Dem deutschen Publikum kann man solche Wahrheiten erst recht nicht zumuten, weil es sonst sofort den Abzug aller deutschen Streitkräfte fordern würde – und dies zu Recht!

Ich glaube schon, dass die Präsenz Amerikas in Mittelasien für seine europäischen Verbündeten, also auch für uns, einen gewissen Kollateralnutzen abwirft. Diesen Nutzen würden wir aber auch ohne eigene Kriegsbeteiligung einsacken. Schon deshalb ist mir der Preis zu hoch:

Was die USA aus ihrer Präsenz machen, obliegt ausschließlich ihrer Entscheidung, sie werden sich da nicht hineinreden lassen: Deutschland stellt also letztlich Hilfstruppen für eine Politik, die nicht von der gewählten deutschen Regierung mitkonzipiert wird, über die sie die deutsche Öffentlichkeit sogar belügen muss, und die ausschließlich eine amerikanische Weltmachtstrategie begünstigt.

Indem sie für eine solche Politik das Leben deutscher Soldaten riskiert und opfert, rückt die Bundesrepublik, ein demokratischer Staat, sich selbst in die Nähe absolutistischer Doudezfürstentümer des achtzehnten Jahrhunderts, die ihre Untertanen als Soldaten an fremde Mächte vermieteten.

Die Narodniki. Geschichte eines Geheimbundes

von Thatcher

Druckversion (pdf) 

alexander-ii-attentat
Ermordung Zar Alexanders II.

Die Narodniki

Geschichte eines Geheimbundes

Die Narodniki („Volkstümler“, „Volksfreunde“) traten in den 1860er Jahren in Russland in Erscheinung. Ausgangspunkt dieser sozialrevolutionären Bewegung war ein marxistischer Geheimbund, der auf das Intellektuellenmilieu in den Städten einwirkte und bewirkte, dass sie sich den einfachen Arbeitern und der Landbevölkerung zuwandten, um ihre Botschaften im russischen Volk zu verbreiten. Später kam es dann über die Frage des Terrorismus zur Aufspaltung und zur völligen Dominanz der Narodniki durch den terroristischen Flügel. Die Grundsätze, die diese „Narodnaja wolja“ aufstellte, sind zum Muster für alle terroristischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts bis heute geworden (RAF, Al-Fatah, ETA, IRA, Al-Qaida).

Grundlegend für das Verständnis der frühen Form der Narodniki ist die marxistisch-revolutionäre Ausrichtung der Bewegung. Marx hatte ein ökonomistisch-deterministisches Geschichtsbild vertreten, demnach der Weg von der landwirtschaftlichen zur industriellen Wirtschaftsform zwangsläufig sei und ebenso zwangsläufig mit einer Verelendung der Arbeiterschaft einhergehe, die irgendwann, wenn diese Verelendung unerträglich geworden sei, in eine gewaltsame Revolution übergehe. Diese werde den ganzen gesellschaftlichen „Überbau“ (damit ist alles gemeint, was außer der Arbeiterschaft auch noch eine Gesellschaft, also ein Volk ausmacht: Kulturbetrieb, Behördenapparate, Militär, Herrscher, Kirche, Künstler, Universitäten u.v.m.) umstürzen und eine Diktatur des Proletariats errichten, die als quasi diesseitiges Paradies vorgestellt werden muss. Marx hat auch erstaunlich präzise vorhergesehen, dass diese sozialistische Diktatur ihrerseits extrem repressiv sein müsse:

„Frieden ist die Abwesenheit von jeder Opposition gegen den Sozialismus“,

und daher die umwertende Sichtweise postuliert, dass es einen „Dienst an der Arbeiterschaft“ darstelle, mit revolutionärem Eifer alles kleinzuschlagen, was der ohnehin feststehenden historischen Entwicklung im Wege stehe oder auch nur theoretisch in Opposition treten könne.

Die Narodniki sahen für Russland die Möglichkeit, den langen Gang von der ländlichen Wirtschaft, die das Land noch weitgehend im Griff hatte, ohne den Weg über die Industrialisierung und Massenverelendung direkt in Richtung „Sozialismus“ abzukürzen.

In Russland hatte Zar Alexander II. (herrschte 1855 – 1881) eine Modernisierung des Wirtschaftslebens durchgesetzt, indem er die Leibeigenschaft aufhob, die Industrialisierung in die Wege leitete und den Bau eines Eisenbahnnetzes in Angriff nehmen ließ. Für die einfache russische Landbevölkerung, an autoritäre Herrschaftsformen gewöhnt, waren diese Umbrüche verwirrend, und in genau diese Verunsicherung hinein traten die Volkstümler, indem sie den einfachen Bauern sagten, dass die Landgemeinde einen Sonderfall der Geschichte darstelle, der einzigartig sei, dass die Reformen des Zaren eine Verelendung mit sich bringen würden und dass es besser sei, auf der Basis der russischen Landgemeinde einen Sozialismus zu gründen.



Die Spaltung

Das war jedoch nur Propaganda, um die russische Bevölkerung in Opposition zum Zaren und zum „gesellschaftlichen Überbau“ zu bringen und unter ihnen eine sozialrevolutionäre Stimmung aufkommen zu lassen. Diese Bemühungen waren jedoch weitgehend erfolglos; das Volk weigerte sich, von den „Volkstümlern“ mit Revolution und Sozialismus beglückt und „erlöst“ zu werden. Diese Trägheit wurde manchmal damit begründet, dass die Bevölkerung noch in zu guten Verhältnissen lebe, die sich zunächst verschlechtern müssten, bevor das Volk revolutionär werden würde, manchmal aber auch damit, dass die Verhältnisse, in denen das Volk lebe, bereits zu ärmlich und verzweifelt seien, als dass es sich erheben könne. Egal was nun der Grund dafür war – einigen der Narodniki schien der Weg der „Volksbildung“ nicht erfolgversprechend genug. Eine radikale Fraktion wollte statt dessen mittels Terroranschlägen gegen die Obrigkeit die revolutionären Ziele verfolgen. Die repressive Reaktion des zaristischen Regimes kalkulierten sie dabei mit ein: diese würde dem Volk dessen unterdrückerische Natur bewußt machen. Es kam zur Spaltung der Narodniki in diejenigen, die den bisherigen Weg weitergehen wollten und diejenigen, die jetzt ausschließlich zum Terror greifen wollten. Diese nannten sich fortan „Narodnaja wolja“ (Wille des Volkes) und wurden von einem zentralen „Vollzugskomitee“ angeleitet. Jedoch war diese terroristische Fraktion der Narodniki so „erfolgreich“ mit ihrer Strategie, dass man in Russland unter dem Begriff „Narodniki“ bald nur noch „Terroristen“ verstand und sie diesen Namen bald auch offiziell wieder führten.

Sergej Netschajew
Sergej Netschajew

Die Rolle Sergej Netschajews

Sergej Netschajew war der Prototyp eines skrupellosen, lügnerischen und zynischen Machtpolitikers. Sein jugendliches Alter (er war erst 22 Jahre alt) stellte ihn vor gewisse Probleme, die er stets dadurch löste, sich als Abgesandten größerer, einflussreicherer Revolutionäre darzustellen und seine Kontaktpersonen so darüber zu täuschen, dass er seine eigenen Pläne verfolgte. Der in Russland sehr bekannte Anarchist Bakunin befand sich im Genfer Exil und drohte seinen Einfluss in der Sozialistischen Internationale völlig an Marx zu verlieren, der, statt mit ihm zu debattieren, ihm seine Worte im Mund herumdrehte und ihn moralisch diffamierte. Netschajew erweckte unter seinen studentischen Anhängern den Eindruck, er sei verhaftet und in die Peter-und-Pauls-Festung gebracht worden. Tatsächlich reiste er aber in die Schweiz zu Bakunin und stellte sich als aus dem Gefängnis befreiter Abgesandter einer großen Gruppe russischer Revolutionäre dar, die begierig auf Anweisungen des großen Bakunin warteten. Und Bakunin tappte bereitwillig in die Falle. Mit den Bakuninschen Anweisungen, die er versandte, wollte Netschajew gegenüber dem alten Anarchisten nur den Eindruck erwecken, es gebe tatsächlich ein weitgespanntes revolutionäres Netz, auf das er Einfluss nehmen könne. Schließlich gelang es Netschajew, der mittellos war, Bakunin die Hälfte seines revolutionären Geldfonds abzujagen. Mit dem Geld finanzierte er seine Rückreise und den Aufbau seines eigenen revolutionären Netzes. Nun gab Netschajew den zahlreichen verstreuten Narodniki, von denen er wusste, den Anschein, er überbringe Nachrichten von hochgeheimen und unbekannten revolutionären Denkern, die selbstlos irgendwo im Land für die Sache arbeiteten – die Phantasie der Belogenen siegte jeweils über die triste Wirklichkeit.



Die Philosophie und die Statuten des Terrors

Im Kern wurden die Narodniki jetzt bereits zu einer Kaderpartei mit unbedingter Loyalität zur „Revolution“ geschmiedet, der sie in einem Akt der Nachahmung des Christentums sogar göttliche und erlösende Funktionen zuschrieben. Das geht aus den von Netschajew in seinem Tagebuch festgehaltenen Punkten zur Philosophie des Terrors hervor, die zur Grundsatzung des Geheimbundes der Narodniki wurden, nach einem Mordanschlag jedoch von der russischen Geheimpolizei gefunden wurden und u.a. Folgendes besagen:

1. Der Revolutionär ist ein vom Schicksal Gezeichneter. Er kennt keine persönlichen Interessen, Angelegenheiten, Gefühle, Bindungen. Er hat kein Eigentum, ja nicht einmal einen Namen.

2. Er hat in der Tiefe seines Wesens, nicht nur in Worten, sondern in der Tat, alle seine Beziehungen zu der bürgerlichen Ordnung und der ganzen Kulturwelt mit all ihren Gesetzen, Bräuchen und Sitten zerrissen. Er ist für sie ein unerbittlicher Feind, und wenn er weiter in ihr lebt, so tut er es nur deshalb, um sie desto sicherer zerstören zu können.

3. Der Revolutionär […] kennt nur eine Wissenschaft – die Wissenschaft der Zerstörung. Dafür, und nur dafür, studiert er jetzt Mechanik, Physik, Chemie, vielleicht gar Medizin. Dafür studiert er Tag und Nacht die lebendige Wissenschaft von Menschen, Charakteren, Zuständen und Bedingungen der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung in allen möglichen Schichten. Das alleinige Ziel aber ist die schnellste Zerstörung dieser üblen Weltordnung.

[…]

5. Der Revolutionär […] muss sich stählen, Foltern zu ertragen.

6. Hart zu sich selber, muss er auch hart zu den anderen sein. Alle zarten, verzärtelnden Gefühle der Verwandtschaft, der Freundschaft, der Liebe, der Dankbarkeit und sogar der Ehre selbst müssen in ihm erstickt sein von der einzigen kalten Leidenschaft für die revolutionäre Sache. […] In seinem kaltblütigen und unermüdlichen Streben nach schonungsloser Zerstörung muss er bereit sein, selber umzukommen, oder mit seinen eigenen Händen alles umzubringen, was ihr im Wege steht.

[…]

8. Das Maß der Freundschaft und Ergebenheit zu einem Mitrevolutionär wird lediglich von dem Grad seiner Nützlichkeit in der revolutionären Praxis bestimmt.

[…]

10. Jeder Kamerad muss ständig einige Revolutionäre zweiten oder dritten Grades, d.h. nicht vollkommen Uneingeweihte, zur Hand haben und sie als einen Teil des allgemeinen revolutionären Kapitals betrachten, das zu seiner Verfügung gestellt worden ist. Er muss dieses ihm anvertraute Kapital sparsam verbrauchen und sich bemühen, aus ihm den größten Nutzen zu ziehen. […]

11. Wenn ein Kamerad in Not gerät und es entschieden werden soll, ob er gerettet werden soll oder nicht, darf sich der Revolutionär nicht von persönlichen Gefühlen leiten lassen, sondern nur von dem Nutzen für die revolutionäre Sache. […]

[…]

14. Für sein Ziel der schonungslosen Zerstörung darf, ja muss oft der Revolutionär in der Gesellschaft leben und sich ganz und gar nicht als der ausgeben, der er in Wirklichkeit ist. Der Revolutionär muss überallhin eindringen: in alle niederen und mittleren Schichten, in den Kaufmannsladen, in die Kirche, in das herrschaftliche Haus, in die bürokratische, die militärische Welt, in die Literatur, ja in die III. Abteilung*) und sogar in das Winterpalais.

*) Gemeint ist die III. Abteilung der zaristischen Geheimpolizei, die damals in ganz Russland gefürchtet war wegen ihrer Brutalität.

Es folgt eine Auflistung der Komponenten der „üblen Gesellschaftsordnung“ und eine Festlegung, was mit welcher Priorität zu zerstören sei und welche Personen zu diesem Zweck zu töten seien. Abschließend heißt es:

22. Überzeugt davon, dass die Befreiung und die Erreichung des Glücks für die arbeitenden Massen nur auf dem Weg der alleszerstörenden Volksrevolution möglich sind, wird die Geheimgesellschaft mit aller Kraft und mit allen Mitteln zur Verbreitung dieser Plagen und Übel beitragen, die die Geduld des Volkes endlich brechen und es zum allgemeinen Aufstand zwingen müssen.“

Durch diesen philosophischen Ansatz ist vieles vorweggenommen, was sämtliche späteren revolutionären Bewegungen bis heute praktizieren: Netschajew hatte erkannt, dass jede tatsächliche Gesellschaft auf Wertungsmustern beruht, die für sie typisch sind und die üblicherweise religiös begründet oder zumindest befestigt werden. Will man die so begründete Gesellschaft revolutionieren, so wird man dieses Wertesystem dekonstruieren müssen. Auf direkte Weise kann das nicht geschehen, wohl aber, indem man die tatsächlichen Werte als „falsche“, als „scheinbare“ Werte diffamiert, die der Verwirklichung des „wahren“ Wertes (der Revolution) im Wege stehen und daher als „unterdrückerisch“, als „böse“ dargestellt werden müssen. Es wird der Anschein erweckt, dass höhere Werte als die tatsächlich praktizierten existieren, zu deren Verwirklichung die alten Werte, die „nebenbei“ das Fundament der Gesellschaftsordnung bilden, restlos beseitigt werden müssten. Und jede ideologische Bewegung variiert seitdem diesen Ansatz: Die Feministinnen diffamierten Familie und Mutterschaft als Unterdrückungs- und Sklavensystem, aus der die (selbstverständlich sozialistisch angehauchte) „Emanzipation“ die „Befreiung“ darstelle (dass aus dieser dann sehr schnell „das Recht, durch Arbeit eigenes Geld zu verdienen“ wurde, hat, wie wir inzwischen wissen, ganz andere Gründe). Die Frankfurter Schule richtete ihre destruktiven Theorien gegen die moderne Kulturproduktion, die den darin gefangenen Menschen ein „falsches Bewußtsein“ vorgaukele, weshalb sie die Notwendigkeit einer radikalen Revolution nicht erkennen könnten. Die RAF sprach von der tatsächlichen Welt nur als dem „Schweinesystem“, dessen handelnde Personen als „Charaktermasken“ gar keine wirklich selbstbestimmt handelnden Subjekte, sondern nur Illusionen seien, deren Persönlichkeit jedenfalls keine Sentimentalitäten auslösen dürfe, die gegen ihre Ermordung hätten sprechen können – solche Sentimentalität wäre ohne Zweifel Teil des „falschen Bewußtseins“ gewesen, das die „herrschenden Cliquen“ zwecks Unterdrückung der revolutionären Massen permanent und lückenlos über die Gehirne gezogen hätten. Auch die sogenannte „Kunst nach Auschwitz“ lebt davon, die alten Werte, die die Kunstproduktion zuvor bestimmt hatten (Ästhetik, Überhöhung, Idealisierung), „überwunden“ zu haben und folglich rostiges Eisen auf jeden öffentlichen Platz zu stellen und jeden als „ewiggestrig“ zu diffamieren, der darin eine Verschandelung des öffentlichen Raumes sieht. Für das moderne Theater, das hauptsächlich vom plakativen Bruch „überkommener Vorstellungen und Tabus“ lebt, ließe sich Ähnliches sagen, und die Aufzählung von Einkleidungen des immergleichen revolutionären Gedankenguts, das wieder und wieder die Idee der Überwindung der „falschen Werte“ zugunsten (scheinbar) „höherer“ Werte variiert, ist hiermit noch lange nicht abgeschlossen.

Auf der Basis dieses Gedankensystems wurden die „Statuten des Terrors“ für die Mitglieder formuliert, die damit verpflichtet wurden,

1. „[…] alle Geistes- und Seelenkräfte für die revolutionäre Sache hinzugeben, ihretwillen alle Familienbande, Sympathien, Liebe und Freundschaft aufzugeben,

2. wenn nötig, das Leben hinzugeben ohne Rücksicht auf sich und andere,

3. nichts zu besitzen, das nicht gleichzeitig der Organisation gehörte,

4. seinem individuellen Willen zu entsagen und ihn den Mehrheitsbeschlüssen der Organisation unterzuordnen,

[…]

6. in allen Beziehungen öffentlichen und privaten Charakters, in allen offiziellen Handlungen und Erklärungen sich nie als Mitglied, sondern sich stets nur als Beauftragter des Volkskomitees zu bezeichnen.

Auch aus diesen Statuten kommt uns einiges wieder sehr bekannt vor von moderneren Implementierungen der terroristischen Philosophie, z.B. dass das Private stets politisch und das Politische privat zu sein habe, dass Freundschaften und sogar Familienbande nichts zählen, sobald es auch nur zum Verdacht „konterrevolutionärer“ Umtriebe käme, dass man sich immer als von „höherer Stelle“ legitimiert ansieht, zumindest bezeichnet, auch ohne dies wirklich zu sein.



Die Blutspur des Terrors

Mit diesen Statuten ausgestattet, konnten die Narodniki das mörderische Werk beginnen. Die Zahl der Gouverneure, Beamten und Polizeioffiziere, die ihnen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zum Opfer fielen, ist Legion. Allein siebenmal versuchten sie – jeweils ohne Erfolg – den Zaren zu ermorden, doch waren bei diesen Versuchen jedes Mal etliche Unbeteiligte getötet worden. Bei einem dieser Mordversuche hatte sich ein Mitglied der Narodniki als Tischler am Winterpalais anstellen lassen und 50 Soldaten des finnischen Wachbataillons mit einer Bombe in den Tod gerissen, doch kein Mitglied der Zarenfamilie ernsthaft verletzen können. Der achte Versuch, ausgeführt am 1. März 1881 (15. März nach gregorianischem Kalender), sollte schließlich erfolgreich sein. Er ging von einem Milchgeschäft aus, von dem aus die Narodnika Sofija Perowskaja und ihre Gruppe (es überrascht, wie viele Frauen unter den Mitgliedern der Terrororganisation waren – auch die RAF und andere Bewegungen bedienten sich des Affekts vieler westlicher Männer, in Frauen keine Gewalttäterinnen erblicken zu wollen) in langer und mühevoller Arbeit einen Tunnel unter eine Straße getrieben hatte, die der Zar gewohnheitsmäßig benutzte. In diesem Tunnel wollten sie eine Mine zur Explosion bringen. Der Plan wurde jedoch verraten, und so gerieten sie in Panik und beschlossen, den Sprengstoff als Bomben direkt auf die Zarenkutsche zu werfen. Dabei wurde einer der Attentäter selbst zerfetzt, eine unbeteiligte Person getötet und der Zar so schwer verwundet, dass er Stunden später starb.

Die Schuldigen für diese Mordtat wurden schnell gefaßt, abgeurteilt und hingerichtet. Die Reaktion des russischen Staates war hingegen so, wie sie sich die Narodniki gewünscht hatten: Weder der direkte Nachfolger, Alexander III., noch sein Enkel Nikolaus II. wollten das Schicksal Alexanders II. erleiden und wiesen die danach aufgestellte Geheimpolizei „Ochrana“ an, die politische Szene Russlands streng zu kontrollieren und mit unerbittlicher Härte jede oppositionelle Gruppe zu zerschlagen. Die Narodniki hatten einen totalen Überwachungsstaat herbeigebombt, der schließlich 1917 im Rahmen der Russischen Revolution tatsächlich auf revolutionäre Weise „überwunden“, tatsächlich jedoch nur in ein noch weit schlimmeres totalitäres System überführt wurde. Auch an diesen Vorgängen waren die Narodniki führend beteiligt – die grausame politische Philosophie und Praxis Lenins ist durch die Notizen Netschajews und die „Statuten des Terrors“ bereits weitgehend vorweggenommen.

Der bei diesem Anschlag ums Leben gekommene Attentäter hieß Grinewitzki und war Jude. Dieser Umstand führte dazu, dass den Juden, die im intellektuellen Milieu der Städte überrepräsentiert waren, eine führende Rolle innerhalb der Narodniki zugeschrieben wurde und sie im Folgenden stark sowohl unter Repressionen des zaristischen Polizeiapparates als auch unter Pogromen der einfachen Bevölkerung zu leiden hatten. Inwieweit es Juden waren, die die Gedanken der Terroristen maßgeblich geprägt hatten, und inwiefern diese Schuldzuweisung also zutreffend war, ist natürlich bis heute heftig umstritten. Unter den Bolschewiki, die später Russland revolutionieren sollten, waren sie in so starkem Maße überrepräsentiert, dass manche sogar von den Juden als einem „Tätervolk“ sprechen – was natürlich, wie jedes Abstempeln ganzer Völker für Untaten Einzelner (wie uns Deutschen schmerzhaft bewußt sein sollte), ein Irrweg ist.

Jede politische Gruppierung, die sich an Philosophie und Statuten der Narodniki – ob gewollt oder ungewollt – orientiert, kann gar nicht anders, als revolutionär zu sein, und wenn eine „gemäßigte“ Partei, wie sie z.B. die SPD lange Zeit zu sein beansprucht hat, von solchen Kräften unterwandert und umgekrempelt wird, dann wird auch sie zum nihilistischen, revolutionären Vehikel herabsinken, dem es letzten Endes auch gleich sein wird, welches Leid und welchen gesellschaftlichen Schaden die Subjekte anrichten, die man unter dem Deckmantel allgemeiner Toleranz und Wurstigkeit gewähren läßt. Einhalt gebieten kann dem, wenn überhaupt etwas, nur ein unerschütterliches Bewußtsein für diese grundlegende Achillesferse menschlicher Wertorientierung, an der die zerstörerische Philosophie des Nihilismus ansetzt.



Der Begriff des Nihilismus

Erstmals verwendete Iwan Sergejewitsch Turgenjew in seinem Roman „Väter und Söhne“ von 1862 für die von den Narodniki praktizierte politische Philosophie diesen Begriff. Damit ist jede Haltung beschrieben, die die tatsächlich fundamentalen Werte einer Gesellschaft vernichten will zugunsten eines angeblich höheren Ziels. Jede terroristische oder sozialrevolutionäre Bewegung kleidet dieses Konzept in jeweils eigene Begriffe, die jedoch alle das Ziel haben, die wertmäßige Leere ihres Denkens mit einer Maske aus schönem Schein zu umgeben, denn ohne diese wäre die Revolutionsbewegung unattraktiv für die potentiellen Anhänger.

Es ist doch im Wesentlichen immer so: Jede „richtige“, auf spezifischen Werten und deren Ordnung beruhende Gesellschaft pflanzt sich aus eigenem Antrieb fort, indem Männer und Frauen harmonisch zusammenleben und -wirken, indem sie grundsätzlich zu den fundamentalen Werten und der von diesen begründeten Ordnung Ja sagen, indem eine Offenheit für Kinder besteht, indem ausreichend Kinder geboren werden, die in das bestehende Wertemuster hineinerzogen werden, es annehmen und verteidigen und weitergeben und weitertragen. Jede umstürzlerische Bewegung, die die dafür notwendigen Wertmuster („Familienwerte“) aufgibt, hat schon mal das grundsätzliche Problem, dass kein Nachwuchs auf natürliche Weise zustandekommt – die Frage der Rekrutierung kommt auf, und sie wird durch Parasitierung an den Menschen, die in der umzustürzenden Ordnung leben, gelöst. Diese werden manipuliert, beeinflusst und der Ordnung, der sie entstammen, überdrüssig gemacht, so dass sie sich der revolutionären Bewegung, die mit ihren „besseren“, „edleren“, „höheren“, „vom Establishment unterdrückten“ Scheinwerten natürlich kräftig hausieren geht, anschließen. Im Falle der deutschen ’68er gelang dies beim maßgeblichen, wenn nicht gar beim größeren Teil einer ganzen Generation; der Feminismus, der sich an den Frauen schadlos hält, war gleichfalls so erfolgreich, dass er bis heute den jungen Frauen die – seiner Ansicht nach korrekten – Gewichtungen von Familie und Beruf diktieren kann.

Doch diese Propaganda ist nur Tünche über einer wertmäßigen Leere, die von den einfacheren Geistern niemals, von den intelligenteren meist zu spät erkannt wird, und ehe man sich versieht, ist ein großer Batzen wertvoller, nicht gelebter Lebenszeit verloren an ein zukunftloses, nicht nachhaltiges Gedankenkonstrukt. Zum Glück scheint es so zu sein, dass die Töchter von Feministinnen die Nase gestrichen voll vom Feminismus haben und die Kinder von ’68ern nichts mehr mit dieser zerstörerischen pseudointellektuellen Philosophie am Hut haben wollen. Sie haben den Nihilismus, der ihnen implizit gepredigt wurde, überwunden – aber nicht, wie Nietzsche es wollte, durch Schaffung tatsächlich neuer Werte, sondern dadurch, dass sie zu der Einsicht gelangt sind, dass nur auf der Basis der alten Werte Familie, Vaterland, Gemeinwohl, Solidarität, Transzendenz (Gott) ein nachhaltiges Leben möglich ist, das sich selbst auch durch eine neue, selbst gezeugte und geborene Generation als tragfähig erweist. Und wenn diese Überwinder des Nihilismus gegen die letzten Vertreter der leeren Scheinbarkeit die Stimme erheben, dann schallen ihnen zwar zunächst heftigste Ablehnungen, moralische Diffamierungen und Einschüchterungen entgegen. Diese sind aber letzten Endes nur Bestätigungen dafür, dass die um ihre Lebenszeit Betrogenen genau das doch noch erkennen; sie stemmen sich nur noch gegen die Erkenntnis, dass sie Betrogene sind.



Bedeutung für heutige Sozialisten, Sozialdemokraten und Revolutionsbewegungen

Daher kann auch keine „revolutionäre“ Bewegung, die sich zu radikal gegen die notwendigen Bedingungen menschlichen Lebens wendet, länger als eine Generation bestehen bleiben. Der Nihilismus tritt zwar immer wieder in Erscheinung, doch die nihilistischen Bewegungen sterben – im wahrsten Sinne des Wortes – bald aus. Eine nachhaltigere Bewegung kann durchaus ihre revolutionären Absichten haben, doch muss sie ein Minimum an Kompromissen mit der menschlichen Natur eingehen, um sich halten zu können. Stalin etwa war als Sozialist immer noch einer der menschenverachtendsten Schlächter der Weltgeschichte, doch kam er dem russischen Volk insofern entgegen, als dass er die orthodoxe Religion etwas mehr gewähren ließ – insbesondere in der Zeit des II. Weltkrieges – und den Reproduktionsbedingungen in den Familien nicht auch noch Hindernisse zumutete. In der Öffentlichkeit riskierte zwar sein Leben, wer auch nur den Verdacht erregte, gegen Väterchen Stalin zu sein, doch das Private war in seinem Reich nicht politisch. Und auch wenn er ganze Volksgemeinschaften innerhalb der Sowjetunion zwangsumsiedeln ließ, so tat er dies doch unter Wahrung ihrer Eigenschaft als Völker – nur dass diese dann eben woanders als Völker lebten. Dass Stalin versucht hätte, durch Vermischung der einzelnen Nationen den Sowjetmenschen herbeizuzüchten, ist mir nicht bekannt.

Von dem Russen Lenin weiß man, dass er die nichtrussischen Sowjetrepubliken durch die Ansiedlung russischer Familien zu russifizieren versuchte, doch strebte er nicht ein Aufgehen des russischen Volkes in einem „Sowjetvolk“ an. Stalin vergrößerte als Georgier den Einfluss Georgiens innerhalb der Sowjetunion, indem er Abchasien und Südossetien der georgischen (grusinischen) SSR angliederte. Beide Sowjetführer waren als Angehörige ihres jeweiligen Volkes viel nationalistischer, als sie vermutlich selber ahnten.

Im Gegensatz dazu kennt die sozialrevolutionäre Betätigung, die heute sämtliche politischen Parteien und gesellschaftlichen Strömungen unterwandert und durchdringt und die wir heute allerorten in den westlichen Ländern verspüren, derartige nationalen Restbestände nicht. Hier wird auch das Private noch restlos politisch gemacht: Die Schwulenbewegung arbeitet sich in Parteien, Kirchen und Medien zu immer einflussreicheren Positionen hoch und verbreitet eine Propaganda, die bereits Grundschulkinder vom Weg der gesunden Entwicklung des Geschlechtstriebes abbringen soll. Alle Dinge, die die (z.T. ungewollte, aber dennoch zur Selbsterhaltung benötigte) Fortpflanzung der weißen, westlichen Völker – wie auch aller anderen Völker, die in den Einflussbereich dieser Ideologie geraten – unterdrücken, werden nach Kräften mit Unmengen öffentlichen Geldes gefördert: Frühaufklärung, Verhütungspillen, Kondome, Nidationshemmer, Abtreibungspillen, Saugglocken, Ausschabungen, Absaugungen, Spätabtreibungen und dergleichen mehr. Was von den Völkern übrig bleibt, wird gezielt mit Angehörigen fremder Kulturkreise angereichert und demnächst anscheinend noch gezwungen, sich mit diesen auch geschlechtlich zu vermischen, so dass der Neue Mensch – wie von Graf Coudenhove-Kalergi „vorausgesehen“ – nicht nur durch mediale Dauermanipulation, sondern auch genetisch, durch Vermischung der Erbsubstanz, zustandekommt. Als Belege genügen hier die uns bekannte Rede von Nicolas Sarkozy vom Dezember 2008 sowie die bekannte Äußerung von Herrn Geißler, in der multikulturellen Zukunft müsse es „Hans nicht mehr länger mit der Grete treiben“.



Warum man wertkonservativ sein muss

Um diesen Artikel zu verfassen, musste ich mich eingehender mit der russischen Geschichte beschäftigen, was für mich ein völlig neues Gebiet ist. Dennoch stellen die Narodniki ein brauchbares Beispiel dafür dar, dass eine konkrete Gesellschaftsform stets auf tatsächlichen Wertsetzungen beruht. Wenn man diese tatsächlichen, lebbaren Werte zu Scheinwerten, zu Illusionen erklärt, wie dies sämtliche linken Bewegungen bis in unsere Tage hinein tun, und behauptet, die „wahren Werte“ müssten erst noch zu Tage treten, oder müssten, nachdem sie verdrängt worden wären, wieder „freigelegt“ werden, oder eine Reihe von – unlebbaren – Werten müsse an ihre Stelle gesetzt werden, dann wird mit einem bombastischen Anspruch, der sich um seine klaffende Diskrepanz zur Wirklichkeit nicht mehr zu kümmern braucht, die auf den tatsächlichen Werten beruhende Gesellschaftsform zerstört und vernichtet, und eine willkürliche Schreckensherrschaft tritt statt dessen ihr Regiment an.

Daher möchte ich diesen Artikel abschließen mit einem deutlichen Plädoyer gegen alle Scheinwerte, die nur zwecks Abspenstigmachung der Menschen von wahren, gesellschaftsstabilisierenden oder Gesellschaft überhaupt erst ermöglichenden Werten postuliert werden. Auch wenn man nicht sein ganzes Leben lang auf sie hereinfällt, so stehlen sie dem Individuum doch wertvolle Lebenszeit und wesentliches Lebensglück. Und eine nicht unerhebliche Zahl an reflexionsunfähigen Menschen bleibt in diesen nihilistischen Scheinwerten ihr Leben lang gefangen und sorgt dafür, dass die jeweilige nihilistisch-revolutionäre Bewegung auch dann, wenn ihr Ende gekommen ist, noch weitermachen und vielleicht Rache an den unwilligen, revolutionsträgen Menschen nehmen kann.

Es soll auch ein Plädoyer an die jungen Menschen sein, die in Schulen und Universitäten, in Ausbildung und im Beruf mit Situationen konfrontiert werden, in denen sie zum Schweigen gebracht werden sollen, wenn sie einen nihilistischen Scheinwert als solchen erkannt haben. Macht den Mund auf, bringt Euresgleichen zum Nachdenken und schweigt nicht! Wenn man Euch davon abbringen möchte, auf eigenen Beinen zu stehen, selbst zu denken und natürlicherweise eine Familie zu gründen – macht es bitte. Gebt Euren Kindern eine Reihe grundlegender, sinnstiftender und Gesellschaft ermöglichender Werte mit auf den Weg, warnt sie aber vor all jenen, die von vermeintlich höheren Werten reden: Jeder höhere Wert als das menschliche Leben an sich ist kein Wert, sondern ein nihilistischer Fallstrick und Irrweg!



Quellen

[1] Klaus-Rüdiger Mai, Geheimbünde – Mythos, Macht und Wirklichkeit. Bastei-Lübbe Verlag Bergisch Gladbach, 2006

Trauma

von Lila

(Erstveröffentlichung in Lilas Blog „Letters from Rungholt“ am 25.09.09, Übernahme mit freundlicher Genehmigung der Autorin)

[Zum besseren Verständnis für die, die Lila nicht kennen: Die Autorin ist Deutsche und lebt mit ihrer Familie in einem Kibbuz im Norden Israels. Ihr ältester Sohn leistet zur Zeit Wehrdienst in der israelischen Armee.

Sie legt ausdrücklich keinen Wert darauf, den Kommentarstrang zu diesem Artikel in ihrem Blog noch zu verlängern. Wenn Ihr also kommentieren möchtet, dann bitte hier.]

Bei meinen Gesprächen in Deutschland habe ich nicht sehr tief gegraben, und kleine persönliche Eindrücke zählen ja eigentlich nicht. Trotzdem – ich hatte bei meinem letzten Besuch in Deutschland nicht das Gefühl, daß es eine Art von selbstverständlicher Solidarität mit deutschen Soldaten gibt, die in Afghanistan kämpfen. Das sind andere Deutsche, das sind Leute, die man nicht kennt, die sind weit weg, die haben die falsche Wahl getroffen, die hätten verweigern sollen, die müssen schon damit fertigwerden, was Soldatsein bedeutet.

Ich habe es ein paarmal vorsichtig angesprochen, daß nun auch deutsche Soldaten Todesangst haben müssen, schnelle Entscheidungen fällen müssen, die fatal falsch sein können, daß nun auch Deutsche Kriegssituationen erleben. Aber ich verstand schnell, daß sich vielleicht jemand sich mit ihnen identifiziert – aber nicht unter den Leuten, die ich kenne. Diese Probleme gehen wohl niemand anders an als die, die sich mit ihnen rumschlagen müssen.

Wenn ich von meinem Primus erzählte, meinten mehrere Gesprächspartner, „na ja, kein Wunder, bei euch werden die Kinder ja auch indoktriniert“. Darauf habe ich versucht, zu erklären, daß für Kinder, die hier aufwachsen, keine Indoktrination nötig ist, um zu verstehen, daß das Land bedroht ist. Und daß sie selbst bedroht sind.

Primus lag als Baby im Plastikzelt gegen Saddams Raketen (woran ihn nur Bilder erinnern), die Kinder erinnern sich noch gut an die Terrorwelle und mehrere Male, als wir Bus, Einkaufszentrum, deutsche Botschaft und Flughafenhalle schnell räumen mußten, und sie hören Nasrallah und Ahmedinijad in den Nachrichten. Sie haben mitgekriegt, wie viele Soldaten im Laufe der Jahre gefallen sind, traumatisiert nach Hause gekommen sind, sie kennen zwei Männer, die wegen Fehlentscheidungen ins Gefängnis mußten.

Sie wissen, daß sie ruhig schlafen konnten, weil unter anderem die Armee uns beschützt hat. Sie haben alle Männer und Frauen ihrer Verwandtschaft und Bekanntschaft in Uniform gesehen. Da kann man als fairer Mensch schlecht sagen: okay, das war nett von euch, euer Leben für uns in die Schanze zu schlagen, aber ich gehe lieber meinem eigenen Vergnügen nach und gehe in die USA studieren – sucht nicht nach mir, ich bin nicht dabei, paßt schön selbst auf euch auf.

Denn es ist auch eine Art der Indoktrination, Kindern beizubringen, daß außer dem eigenen persönlichen Erfolg, Fortkommen und Vergnügen nichts den Einsatz wert ist. Die Gemeinschaft, die Heimat, eine Art Solidarität mit anderen Deutschen? Man traut sich ja kaum, Volk zu sagen, weil die unsympathischsten, un-empathischsten Egoisten das Wort mit Beschlag gelegt haben. Aber ob man es will oder nicht, man gehört zu einer größeren Einheit, einem Stamm oder Volk oder Staat, bei jedem fächert sich das Gefühl der Zugehörigkeit anders auf. Aber es ist keine Schande, stolz auf sein Land zu sein und bei Fußballspielen die Hymne mitzusingen und die Fahne hochzuhalten und sich zu freuen, wenn die eigene Nationalmannschaft Erfolg hat. Man muß ja deswegen nicht gleich den zweiten Weltkrieg im Stadion noch einmal austragen.

Wenn also große Teile der jungen Deutschen es vorziehen, statt Wehr- oder Zivildienst gar nichts zu tun außer dem eigenen Fortkommen oder Vergnügen oder am besten beiden zu leben, dann ist auch das das Ergebnis einer Art Indoktrination, einer Beeinflussung. Man lebt den Kindern bestimmte Werte vor, und bis zu einem gewissen Grade verhalten sie sich dementsprechend.

Die Kehrseite dieser Werte bekommen nun die Soldaten zu spüren, die traumatisiert und eventuell auch stigmatisiert aus Afghanistan wiederkommen. Keiner weiß, was für tiefe Spuren der Krieg hinterläßt, der ihn nicht selbst erlebt hat. Ich habe ihn nicht erlebt, aber ich lebe seit 20 Jahren mit einem Mann mit Kriegstrauma. So tief er es auch in sich vergräbt, es ist doch da und hat ihn verändert, und manchmal kommt es zum Vorschein. Er hat Glück, es hindert ihn nicht am normalen Leben und er kann ohne Hilfe damit umgehen. Aber ich kann ein bißchen ermessen, wie schwer das Leben mit solchen Erinnerungen ist, die immer wieder hochkommen.

Nicht umsonst sind die drei erfolgreichsten israelischen Filme der letzten drei Jahre, Beaufort, Waltz with Bashir und Lebanon, dem Libanonkrieg von ´82 gewidmet, unter dessen Nachwirkungen mein Mann wie seine ganze Generation leidet.

In Israel gibt es heute mehr Verständnis und Hilfe für Menschen mit posttraumatischen Störungen, ob Terroropfer oder Soldaten oder Zivilisten unter Raketenbeschuß (im Norden und Süden). Es ist keine Schande mehr, halum krav zu sein, shell shocked, und es gibt ein ganzes Netzwerk der Hilfe, damit die Betroffenen in eine Art Normalität zurückkehren können. Israelische Psychologen und Psychiater gelten mit guten Grund als Speerspitze der Traumaforschung. Die Studienteilnehmer gehen ihnen nicht aus. Ja, sie können auch die Auswirkungen von Trauma auf Kinder- und Enkelgenerationen schwerst Traumatisierter erforschen.

In Deutschland sind die Traumatisierungen des Zweiten Weltkriegs noch nicht aufgearbeitet – meine Mutter, die zu Kriegsende ein Kleinkind war, bekommt Panikanfälle beim Heulen der Sirenen, und mein Vater, der den Krieg als kleiner Junge erlebt hat, hat entsetzliche Erlebnisse gehabt, ohne die er ein anderer Mensch geworden wäre, da bin ich sicher.

Ich habe in den letzten Jahren mit den Freunden und Freundinnen meiner Eltern, alle inzwischen so um die Sechzig, Siebzig, sehr interessante Gespräche geführt, bei denen ich ihre Kindheitsschicksale erfahren habe – erstaunliche Geschichten von Menschen, die ich seit meiner Kindheit kenne, und deren Albträume, Verlusterlebnisse, Ängste und Erinnerungen an Hunger, Flucht und Gefahr ich nicht kannte, und meine Mutter auch nicht. Es ist alles noch da – aber keiner hat es wahrgenommen, keiner hat geholfen.

In den 50er und 60er Jahren ging es um wirtschaftlichen Aufbau und Vergessen, um Errichten einer gewissen Normalität, danach um Aufarbeitung von politischer Schuld und gesellschaftlichem Versagen. Alles ehrenwert und wichtig und menschlich verständlich. Doch der persönliche Preis, den damals schuldlose Kinder bis heute in Form von Albträumen zahlen, ist kein Thema und kann es wohl auch nicht mehr werden. Doch ich bin mir sicher, daß jeder meiner deutschen Leser nur ein bißchen zu graben brauchte bei denen, die im Zweiten Weltkrieg Kinder waren, um auf ähnliche Traumata zu stoßen. Verschwiegen, verdrängt oder zu drolligen Anekdoten umfrisiert – „wie der Vater damals aus der Gefangenschaft wiederkam und die Kinder ihn nicht erkannt haben“ – aber die Traumata sind noch da.

Ich möchte mir wünschen, daß das Vergessen und Verdrängen nicht ein zweites Mal geschieht. Ich habe großes Mitgefühl mit den Afghanistan-Veteranen. Ich würde das Entstehen einer marginalisierten, ins Kriminelle abdriftenden Randgruppe von Veteranen in Deutschland nur mit Grausen sehen können. Und das ist eine Aufgabe für alle – egal was man politisch von diesem Einsatz hält, den Menschen darf man die Solidarität nicht verweigern. Die Soldaten zahlen einen Preis für die Entscheidungen von Politikern, auch die, die diese Politiker nicht gewählt haben. Wie schön wäre es, wenn sie in eine Atmosphäre der Solidarität, des Verständnisses und der Hilfe zurückkehren könnten.

Bei meinen Überlegungen zur Solidarität und moralischen Verpflichtung dem Nächsten gegenüber fiel mir ein Kollege ein. Er ist etwas älter als ich, ein besonders netter Mensch, und seine Kinder sind etwas älter als meine. Sein Sohn ist Offizier bei der Marine, und der Vater ist sehr stolz auf ihn. Ich habe nie mit ihm über Politik gesprochen.

Neulich sprachen wir am Telefon, wir wollten uns treffen. Er meinte, er kann bei mir vorbeikommen. „Aber du wohnst doch in Tel Aviv, was machst du denn in den Semesterferien im Norden?“, fragte ich. „Da bin ich einmal die Woche. Ich fahre jeden Dienstag an den Checkpost XY, hole von dort palästinensische chronisch Kranke aus der Gegend um Jenin ab, fahre sie nach Haifa ins Krankenhaus und abends wieder zurück. Wir haben so einen Fahrdienst organisiert, ich und noch ein paar andere Leute“, meinte er.

Auch das ist Solidarität, die sich nicht nur auf die eigenen Leute erstreckt – oder gerade doch. Ihm tun die Palästinenser leid, die wegen israelischer Checkpoints ihre lebenswichtigen Therapien versäumen – auch wenn diese Checkpoints als Reaktion auf terroristische Angriffe entstanden sind und es im Moment noch keine Alternative zu ihnen gibt. Und er möchte auch nicht, daß wir als Israelis das menschliche Antlitz verlieren, das in unserer Situation nur so schwer zu bewahren ist – wie die deutschen Soldaten in Afghanistan als vermutlich einzige Deutsche wirklich nachvollziehen können.

Es gibt immer wieder Menschen, die sich mit tätiger Hilfe dagegen wehren, dieses menschliche Antlitz zu verlieren. Der Sohn dient in seiner Uniform mit Abzeichen und verteidigt das Heimatland, und der Vater leistet Hilfe für Hilfsbedürftige, die unter dieser Verteidigung schuldlos leiden. Beide Verhaltensweisen gehören zur selben Art der „Indoktrination“, für die ich in Deutschland so wenig Verständnis erwarten kann.

Ja, sind wir denn unseres Bruders Hüter? Wir sind es. Und wir sollten „Bruder“ nicht so eng definieren, daß nur noch das Gesicht übrigbleibt, das uns im Spiegel anguckt.

25. September 2009. Nachrichten eines Tages.

//

Jugendstrafrecht: Tottreter

(…)
Als der zweite Verhandlungstag gegen die U-Bahn-Schläger in Berlin-Moabit zu Ende geht, leeren sich auch auf anderen Gerichtsfluren die Säle. Man sieht es den muskelbepackten Männern an, wie ihre Prozesse ausgegangen ist. Zwei Hünen mit hoch ausrasierten Nacken, denen gerade ihr Urteil verkündet worden war, klatschen zufrieden die Hände aneinander. Wieder mal ein knappes Jahr auf Bewährung. Und so schnell, wie das gegangen ist! Eine junge Frau, sie war Zeugin, schreit empört: „Was sind denn das für Gesetze?“, ihr Freund meint nur, er habe es ihr gleich gesagt, so was regelt man selbst. Sie aber ist das große Risiko eingegangen, die in ihrem Viertel und der Justiz gut bekannten Schläger zu identifizieren. Am Ende des Ganges verschwindet eine schmale Gestalt, krumme Schultern, Kopf gesenkt. Das ist das Opfer. Der Junge ist gerade siebzehn geworden; seit er die Fußtritte der Hünen dank der Kunst der Ärzte überlebt hat, verursacht ihm die Metallplatte in seinem Kopf unerträgliche Schmerzen. Sein Selbstwertgefühl, sagt die Zeugin, sei sowieso am Boden, und jetzt erst recht.

FAZ

El Kaida will Deutsche als Terroristen anwerben

Kurz vor der Bundestagswahl hat der mutmaßliche El-Kaida-Terrorist Bekkay Harrach ein neues Video im Internet veröffentlicht. Darin will er deutschsprachige Muslime als Terroristen anwerben.

Focus

Werden Sie Fachdemonstrant gegen Rechts

Haben Sie keine Lust mehr auf Ihren Ingenieursjob, ist die Facharbeiterausbildung zu schwierig oder haben Sie den zukunftslosen Beruf der Kernkraftwerkers erlernt? Dann benötigen Sie eine Weiterbildung, die Ihnen neue, zukunftsträchtige Berufschancen eröffnet. Der DGB hilft Ihnen dabei mit einer einjährigen Ausbildung zur “Fachkraft Rechtsextremismus”.

PI

Hamburger Teenager töten Mann wegen 20 Cent

(…) Nach dem gewaltsamen Tod eines 44-Jährigen in Harburg hat die Mordkommission zwei 16 und 17 Jahre alte Jugendliche verhaften lassen. Nach Erkenntnissen der Ermittler hatten die beiden Jugendlichen ihr Opfer wegen 20 Cent tot getreten. Onur K. und sein jüngerer Komplize Berhan I. sind ins Untersuchungsgefängnis gebracht worden.

Die Welt

Türkische Stimmen können die Wahl in Deutschland entscheiden

Es hat sich ein Muster in mehreren europäischen Ländern entwickelt: die muslimischen Wähler geben den Ausschlag nach links. Auch in Deutschland spielen türkische Einwanderer wahrscheinlich die entscheidende Rolle bei den Bundestagswahlen am kommenden Sonntag. Alle Beteiligten hoffen deren Stimmen zu gewinnen.

Winkelried.info

Gestatten: Nader Khalil, CDU

(…) Dennoch scheinen sich gerade bei der CDU die Dinge zu bewegen. Anfang September lud die einstige „Kinder statt Inder“-Partei rund 120 ihrer Mandatsträger mit ausländischen Wurzeln ins Konrad-Adenauer-Haus, auch Khalil war dabei. Auf der ersten CDU-Konferenz dieser Art war Hessens Innenminister Volker Bouffier zugegen, ebenso die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer. Generalsekretär Roland Pofalla freute sich über seine bunte Truppe, betonte, eine Volkspartei müsse ein Abbild der Gesellschaft sein. Er räumte allerdings ein: „Im Umgang mit Migranten haben wir noch Nachholbedarf.“

stern

Dänemark: Palästinenser schießen 50 mal auf Polizisten

(…) Seit Mitte August 2009 haben in unserem Nachbarland Palästinenser immer wieder auf Polizisten geschossen, mit scharfen Waffen. In einem Falle feuerten sie gleich 50 Mal auf Rettungssanitäter und auf Polizisten. Für deutsche Medien ist das nicht berichtenswert. Es sind ja „nur“ Polizisten, auf die eine nicht-integrationsbereite Bevölkerungsgruppe vor lauter Hass scharf schießt. Der umgekehrte Rassismus der zugewanderten Mitbürger wird von unseren „Qualitätsjournalisten“ wie selbstverständlich hingenommen.

Zölibat

Deutschland muss Zuwanderung als Chance sehen

Deutschland braucht eine neue Mentalität, die jedem Bürger gesellschaftlichen Aufstieg ermöglicht. Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, muss Zuwanderung als Chance verstanden werden. Der NRW-Integrationsminister Armin Laschet erklärt in seinem Buch, wie die „dritte deutsche Einheit“ gelingen soll.

Die Welt

Chef haftet auch für Klosprüche

Vier Türken fühlten sich beleidigt, weil ein Unbekannter Türen und Wände einer Toilette mit ausländerfeindlichen Parolen … sowie einem Hakenkreuz beschmiert hatte. Daraufhin verklagten sie den Chef auf Zahlung von jeweils 10.000,- Euro. Das Bundesarbeitsgericht gab ihnen dem Grunde nach jetzt recht.

PI

Bayern gegen Rechtsextremismus

Zum Schulbeginn startet die Bayerische Staatsregierung das neue Internetportal gegen Rechtsextremismus. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann: “Die Bekämpfung des Rechtsextremismus zählt seit vielen Jahren zu den Schwerpunkten der bayerischen Politik. Ein wichtiger Baustein dazu ist nun www.bayern-gegen-rechtsextremismus.de“.

Migazin

Bundeswehr: “Einsatznah ausbilden” gesperrt?

Ein Leser meldet, dass die Ausbildungsliteratur “Einsatznah ausbilden” sowie “Üben und schiessen” von der Bundeswehr für die dienstliche Nutzung nun tatsächlich gesperrt worden sei. (…)
Die offensichtlich mit dem Thema fachlich überforderten Journalisten Alexander Kobylinski und Caroline Walter hatten die Literatur zuvor im ARD-Magazin “Kontraste” skandalisiert . (…) Durch die Verwendung von Reizwörtern wie “Landserjargon” oder “äußerst Rechts” hatten die Journalisten versucht, eine politische Kampagne gegen die Bundeswehr zu initiieren. Eine sachliche Grundlage dafür bestand nicht. Zunächst sah es so aus, als sei die Kampagne gescheitert, aber offenbar verfügt die Bundesregierung doch nicht mehr über die politische Kraft, um solchen Kampagnen entgegenzutreten. Was kommt als nächstes?

Weblog Sicherheitspolitik

Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen ZDF

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Mainz gegen das ZDF wegen des Verdachts auf Volksverhetzung gehen weiter. (…) Die Staatsanwaltschaft werte zurzeit den umstrittenen Beitrag „Sterben für Jesus – Missionieren als Abenteuer“ des ZDF-Magazins „Frontal 21“ … aus. In dem Beitrag hatten die Verfasser Arndt Ginzel, Martin Kraushaar und Ulrich Stoll Evangelikale in die Nähe islamistischer Selbstmordattentäter gerückt. (…) Anlass für die umstrittene Berichterstattung war die Entführung von neun Christen im Jemen. Drei von ihnen – eine Koreanerin und zwei junge Frauen aus Deutschland – waren am 15. Juni ermordet aufgefunden worden; von den anderen Entführten fehlt bislang jede Spur.“

idea

Schülerstreit in Dülmen: Busfahrer ging dazwischen und wurde entlassen

Dülmen – Es war eine Auseinandersetzung unter Schülern, die der Busfahrer von seinem Fahrersitz aus beobachtet hatte. Ein 13-Jähriger traktierte am vorletzten Mittwoch gegen 7.45 Uhr im Beisein eines weiteren Schülers einen Siebenjährigen auf einem Dülmener Schulhof.

Der Busfahrer sah die Situation – und griff ein. (…) Das Einschreiten rief unterschiedliche Reaktionen hervor, die dazu führten, dass der Busfahrer noch am gleichen Tag entlassen wurde.

Dülmener Zeitung

Nachrichten eines einzigen Tages.

Gasbombe am 1. Mai – Gewerkschaft wirft Polizei-Spitze Verschleierung vor – Berlin – Berliner Morgenpost

Berliner Morgenpost: Gasbombe am 1. Mai – Gewerkschaft wirft Polizei-Spitze Verschleierung vor.

Mittlerweile ist bekannt, welche Substanz bei den Maikrawallen gegen die Polizei eingestzt wurde:

„Nun teilte die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) mit, die Gasbombe stamme aus britischen Militärbeständen und sei zur Abwehr von Aufständen und zur Terrorbekämpfung in Nordirland entwickelt worden. „Das haben Ermittlungen von Staatsschützern eines anderen Bundeslandes ergeben“, so der DPolG-Landesvorsitzende Bodo Pfalzgraf.
Der Gewerkschafter kritisierte die Berliner Polizeiführung scharf, da sie weder die betroffenen Beamten, noch die Anwohner informiert hätten. „Solche Erkenntnisse darf man nicht unter der Decke halten. Der Polizeipräsident hat versäumt, in diesem Fall die notwendige Transparenz herzustellen“, sagte Pfalzgraf. Er sehe mit diesem Vorgang die Schwelle zum Terrorismus erreicht. „Kiezterroristen“ müssten mit allen rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden…“

Das Großmaul

File1Die „Terrordrohung“, die momentan den deutschen Blätterwald beunruhigt, brauchen wir wohl nicht allzu ernst zu nehmen: Wenn die Islamisten tatsächlich einen größeren Anschlag fertig vorbereitet hätten, würden sie ihn in der Hoffnung auf einen Erfolg wie bei den Anschlägen in Spanien 2003 einfach ausführen und nicht erst damit drohen. Oder aber sie würden – wenn sie schon damit drohen – einen Anschlag vor der Bundestagswahl ankündigen.

Dass der angebliche Anschlag erst nach der Bundestagswahl stattfinden soll, bedeutet: Die Jungs haben in Wirklichkeit nichts in der Pipeline, wollen aber trotzdem die Wahl beeinflussen, und zwar zugunsten von Grünen und Linken.

Natürlich müssen die Sicherheitsbehörden ihre Arbeit tun, aber ich glaube, wir Normalbürger können uns getrost entspannen.

Josef Haslinger: „Opernball“ – Rezension

41DE5BCTFPL._SL210_Als ich neulich Uwe Tellkamps Roman „Der Eisvogel“ rezensierte, fiel mir ein, dass das Thema „Terrorismus von rechts“ schon in den neunziger Jahren in einem Bestseller bearbeitet worden war. Josef Haslingers Thriller „Opernball“, erschienen 1995, war 1998 in einem spektakulären, hochkarätig besetzten und preisgekrönten Zweiteiler auf den Bildschirm gekommen. Ich hatte ihn damals gesehen und habe jetzt die Romanvorlage gelesen, die, wie so oft, weitaus besser, vor allem tiefschürfender ist als die Verfilmung.

Kurz zur Handlung: Auf den Wiener Opernball wird ein Giftgasanschlag verübt, bei dem praktisch die gesamte politische Elite Österreichs (nebst viel sonstiger Prominenz) ausgelöscht wird. Der Journalist Kurt Fraser, der bei diesem Anschlag seinen Sohn verliert, macht sich auf die Suche nach den Hintergründen und interviewt verschiedene Zeugen und Beteiligte. Aus deren Aussagen nebst Frasers eigener Schilderung setzt der Roman sich zusammen; formal hat er damit durchaus Ähnlichkeit mit „Der Eisvogel“, ist aber in seiner Gesellschaftsdiagnose klarer und schärfer und – als Thriller – deutlich unterhaltsamer als „Der Eisvogel“.

Der Journalist kommt auf die Spur einer Art Terrorsekte, die es unter einem messianischen Führer, der sich „der Geringste“ nennt, darauf abgesehen hat, durch einen gigantischen Terroranschlag den Selbstbehauptungswillen der abendländischen Zivilisation zu wecken. Es handelt sich nicht etwa um Neonazis – man erkennt es daran, dass der einzige wirkliche Nazi der Gruppe (namens Feilböck) zum Verräter wird – obwohl der „Geringste“ bei Bedarf bedenkenlos auf nazistisches Gedankengut zurückgreift. Der „Geringste“ ist vielmehr Christ – freilich ein Christ der ganz speziellen Art – und tief fasziniert von der Gestalt des Judas:

Der Leser wird schon ganz zu Beginn mit der überraschenden und für den Roman wegweisenden Idee konfrontiert, dass eigentlich Judas Iskarioth der Begründer des Christentums war, das ohne seinen Verrat nicht hätte entstehen können. Dieser Verrat bedeutete für Judas selbst die ewige Verdammnis durch Gott und die Menschen, aber nur durch Judas wurde Jesus gezwungen, sich für die Menschheit zu opfern: kein Selbstopfer Jesu ohne das des Judas. Dieses Motiv des notwendigen Verrats (Judas‘ an Jesus, Feilböcks an der Gruppe, der Gruppe an der Gesellschaft, deren Selbstheilungskräfte sie stärken will) zieht sich durch den ganzen Roman, in dessen Verlauf immer deutlicher wird, dass die Terroristen Mitwisser und stille Unterstützer in hohen Polizeirängen haben – Verräter aus Not auch sie.

Deren Verhalten wird plausibel durch die Perspektive des von Fraser interviewten Polizisten, der am Abend des Opernballanschlages Dienst hatte, und dessen Erzählungen einen zentralen Beitrag zu Haslingers Panorama einer sich im Verfall befindlichen Gesellschaft beitragen. Die Schilderung eines zerstörungswütigen linken Mobs aus der Sicht des Polizisten gehört für mich zu den beeindruckendsten und gelungensten Teilen des Romans, weil er so zukunftsweisend ist. Das Buch, wie gesagt, erschien 1995, aber ich habe unwillkürlich mehr als einmal nachgesehen, ob ich mich da nicht verguckt habe, so sehr ähnelt das Verhalten dieses Mobs (mitsamt seinen Verbindungen zur Islamistenszene und zur Muslimbruderschaft) dem, was wir heute beobachten.

Es ist dieses seismographische Gespür für die Brüchigkeit des Gesellschaftsgefüges, für seine schleichende Zersetzung, für die Risse im Fundament, mit dem der Autor das Verhalten der Terroristen so plausibel macht. Der Autor erklärt das Verhalten seiner Figuren nicht primär aus ihrem Charakter, sondern deutet es als Reaktion auf den Verfall der sie umgebenden Gesellschaft. Dadurch kann er es sich sparen, sie zu dämonisieren oder zu verurteilen oder verächtlich zu machen. Die religiöse Inbrunst, mit der sie glauben, etwas Unausweichliches zu tun, wirkt vor diesem Hintergrund nicht wie künstlich vom Autor erzeugter Fanatismus – nein, das passt alles.

„Opernball“ ist weit mehr als ein Unterhaltungsschmöker aus der Bahnhofsbuchhandlung. Als reiner Thriller hätte der Roman vielleicht sogar noch unterhaltsamer sein können (er ist aber auch so noch spannend genug); die Präzision, mit der der gesellschaftliche Hintergrund ausgeleuchtet wird, macht ihn zu einem bedeutenden Stück Literatur. Es könnte durchaus sein, dass dieses Werk von künftigen Kulturhistorikern als der Schlüsselroman der Jahrtausendwende eingestuft werden wird.