Der linke Pyrrhussieg

In Thüringen und im Saarland wird die SPD die Union als führende Regierungespartei ablösen, weil die Wahlen absolute Mehrheiten für Rot-rot-grün ergeben haben.

Die SPD gerät damit in ein für sie typisches Dilemma; wir hatten es schon einmal 1994, als vor der Bundestagswahl die CDU die Regierungsmehrheit in Sachsen-Anhalt verlor, Rudolf Scharping wochenlang herumeierte – Koalition ja/nein, Tolerierung ja/nein, Koalition im Land ja, im Bund nein – und schließlich bei der Bundestagswahl das Nachsehen hatte:

Wollte sie, die SPD, nämlich nicht mit den Linken paktieren, so könnte sie das ihren Wählern im jeweiligen Bundesland kaum plausibel machen: in Thüringen nicht, weil rot-rote Koalitionen in den neuen Bundesländern nichts Ungewöhnliches sind; im Saarland nicht, weil Linkspartei und SPD dort vom selben Stamm sind, und das gilt nicht nur für den linken Spitzenkandidaten Lafontaine, sondern auch für die Parteibasis.

Der Gesamtnation aber wird sie andererseits nicht plausibel machen können, dass sie zwar in den Ländern mit den Linken zusammengeht, im Bund aber nicht. Die heiligen Eide, die Steimeier voraussichtlich schwören wird, wird man für Meineide halten, und die Siege von Erfurt und Saarbrücken werden bloß dazu gut sein, auch diejenigen Unionswähler an die Urnen zu treiben, die heute zu Hause geblieben sind, weil sie sich für die jetzt abgewählten Ministerpräsidenten nicht erwärmen konnten.

Solche Siege nennt man Pyrrhussiege.

Wer im Glashaus sitzt…

„Köln/Leipzig (RP). Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine hat indirekt Arbeiter dazu aufgefordert, ihren Zorn an Managern auszulassen. ‚Wenn die französischen Arbeiter sauer sind, dann sperren sie Manager mal ein. Ich würde mir das hier auch mal wünschen, damit die mal merken, dass da Zorn ist'“.

Natürlich gibt es verantwortungslose, treulose, pflichtvergessene, selbstsüchtige und arrogante Führungskräfte, die sich den Zorn der Arbeiter zugezogen haben, auch in Deutschland zuhauf. Allen voran Politiker, die die Stimmen von Arbeitern einsammeln, um dann fluchtartig vor der Macht davonzulaufen. (Man will ja nicht in Verdacht geraten, über „Sekundärtugenden“ zu verfügen.)

Dass aber ausgerechnet Lafontaine solche Leute eingesperrt sehen möchte, deutet darauf hin, dass er nicht nur ein narzisstischer Profilneurotiker ist, sondern auch ein Masochist.