Der Islam als Dschihadsystem – Gespräch mit Cassandra Sommer

Das Dschihadsystem. Wie der Islam funktioniert. 2010

Diesmal spreche ich mit der Unternehmerin Cassandra Sommer, die auch als Videobloggerin „Fräulein Freiheit“ bekannt ist.

Es geht um ein Thema, das leider zunehmend aktuell wird, nämlich um den Islam und die fortschreitende Islamisierung Europas. Basis ist mein Buch „Das Dschihadsystem. Wie der Islam funktioniert“, das mit zunehmendem zeitlichem Abstand zu seinem Erscheinungsjahr 2010 an Aktualität leider nicht einbüßt, sondern gewinnt, weil die darin enthaltenen Prognosen eine nach der anderen eintreffen und zum Teil von der Wirklichkeit sogar noch übertroffen werden.

Zu diesem Thema habe ich auch einen achtteiligen Vortrag für die Gegenuni produziert, den ich jetzt auch auf Youtube veröffentliche. Die ersten beiden Teile sind schon online, die restlichen folgen im Abstand von je 2 Tagen. Hier klicken!

Nun aber zum Gespräch mit Fräulein Freiheit:

 

Kritik der Kritik der Islamkritik

In Sezession Nr. 51 sind zwei Artikel zur Islamkritik erschienen, von denen einer eine Antwort verdient. Da deren notwendige Ausführlichkeit den Rahmen der Druckausgabe sprengen würde, veröffentliche ich sie deshalb hier im Blog [der Sezession]:

Karlheinz Weißmann geht es um die Frage, ob „der Islam unser Feind“ sei, und er faßt nachvollziehbarerweise unter dem Titel „Islamkritiker“ alle Kräfte zusammen, die diese Frage bejahen. Ungeachtet der von ihm durchaus gesehenen Heterogenität der islamkritischen Szene identifiziert er fünf

bestimmte Argumentationsfiguren …, mit denen man sich auseinandersetzen muß, wenn man einschätzen will, ob ihre Feindbestimmung tragfähig ist oder nicht

und unterzieht diese Argumentationsfiguren einer nuancierten Kritik, aufgrund deren er zu dem Ergebnis gelangt, die Islamkritik sei ein Konzept,

das im Grunde unpolitisch ist, weil es eine Feinderklärung abgibt, die sich gegen eine Größe richtet, die als solche gar nicht existiert: der Islam.

Um es vorwegzunehmen: Diese Kritik überzeugt mich nicht, weil sie auf einer Fehleinschätzung sowohl des Islam selbst als auch der Islamkritik beruht. Aber der Reihe nach:

Weiterlesen: Kritik der Kritik der Islamkritik.

Lorenz Jägers Selbstentblößung

Kaum jemand dürfte sich Illusionen darüber machen, dass die wenigen Konservativen (Jürgen Liminski, Michael Klonovsky, Matthias Mattussek) und eigenwilligen Rechtsliberalen (Jan Fleischauer, Henryk M. Broder) unter den deutschen Journalisten, denen gestattet wird, in den Massenmedien die herrschende Ideologie zu kritisieren, damit eine ganz bestimmte Funktion erfüllen: nämlich die Ausnahme zu sein, die die Regel bestätigt, und einen „Pluralismus“ zu fingieren, dessen tatsächliche Absenz dem Publikum sonst allzu schmerzlich auffiele. Das wissen sie, und sie hüten sich daher, ihre Rolle als die von Türöffnern misszuverstehen, die wichtigen Themen, Personen und Ideen den Weg in die vielzitierte „Mitte der Gesellschaft“ ebnen. Sie übernehmen innerhalb des Mediensystems eine Funktion, die sonst aus besagtem System auswandern würde, und üben eine Art virtueller Opposition, damit es nicht zur Entstehung einer realen kommt. Sie sind so etwas wie das moderne Äquivalent des mittelalterlichen Hofnarren, dessen Funktion und Privileg es war, dem Herrscher als Einziger die Wahrheit sagen zu dürfen.

Lorenz Jäger, der sich zehn Jahre lang als „Rechtsaußen“ der FAZ profilieren durfte und sich nun in deren Mittwochsausgabe spektakulär von der Rechten – oder dem, was er dafür hält – losgesagt hat, ist kein solcher Hofnarr.

Der Figur des Hofnarren kommt nämlich eine gewisse Dignität zu: Wenn er sich auch hütet, der Herrschaft, die er kritisiert, wirklich gefährlich zu werden, so ist er doch persönlich aufrichtig. Wenn er auch weiß, dass er ein Privileg ausübt, indem er die Wahrheit sagt, und darüber wacht, dass dieses Privileg als solches erhalten bleibt, so versucht er doch, dieser Wahrheit wenigstens ein Nischenplätzchen in der veröffentlichten Meinung zu sichern; er weiß, wovon er redet, er schreibt gemäß seinen Überzeugungen, und vor allem hat er überhaupt welche – Überzeugungen nämlich. Alles Eigenschaften, die wir Herrn Jäger schon deshalb nicht mehr zugestehen können, weil er selbst ihr Vorhandensein mit eigener Feder dementiert hat.

Er gibt uns ja offenherzig Auskunft darüber, was ihn bewogen hat, zehn Jahre lang den „Rechtsaußen“ zu spielen:

Es war eine schöne Zeit, diese vergangenen zehn Jahre unter Rechten, ich gestehe es. Vor allem aber war sie bequem. Allein schon gegen den Stachel der „Political Correctness“ zu löcken konnte für einen Journalisten die halbe Miete bedeuten. … Aus diesem Biotop gab es ja fast an jedem Tag etwas anderes zu glossieren, ob staatliches Gender-Training auf dem Programm stand oder das offiziöse Herunterreden von Migranten-Kriminalität – lachen konnte man immer.

Fassen wir zusammen: Er hat aus Bequemlichkeit, und weil es „die halbe Miete“ war, und weil die Linken es einem so schön leicht machen, ihre Marotten durch den Kakao zu ziehen, und damit die Leser etwas zu lachen haben (d.h. zu ihrer Unterhaltung, nicht etwa Information), also aus Beweggründen, die mit journalistischem Ethos denkbar wenig zu tun haben, eine Rolle gespielt, die man – eben dieser Beweggründe wegen – nicht mit der ehrwürdigen des Hofnarren verwechseln darf. Er hat den rechten Pausenclown gemacht.

Aber nicht nur, dass solche Pointen irgendwann schal werden:

… was aus der Sicht eines professionellen Pausenclowns zweifellos eine Katastrophe ist…

Mir leuchtet die ganze Richtung nicht mehr ein:

Ich verstehe nicht, warum der Konservative, zum Beispiel, den menschengemachten Klimawandel für Panikmache von Gutmenschen und die Umweltauflagen gegenüber der Industrie für eine sozialistische Erfindung halten muss.

Das könnte zum Beispiel damit zusammenhängen, dass es Menschen gibt, die über „staatliches Gender-Training … oder das offiziöse Herunterreden von Migranten-Kriminalität“ durchaus nicht „immer lachen“ können, weil sie dergleichen eben nicht als unfreiwillige Vorlagen für gehobene Gagschreiber missverstehen, sondern sie als das durchschauen, was sie sind: als Teil einer ideologischen Agenda, die die Grundlagen der Gesellschaft zu zerstören sucht, weil sie der Verwirklichung einer Utopie im Wege stehen. Genau in diese Agenda passt auch die Legende vom „menschengemachten Klimawandel“. Herr Jäger versteht das nicht? Nun, vielleicht hätte er jemanden fragen sollen, der etwas davon versteht.

Dass eine bestimmte Behauptung, etwa die vom „menschengemachten Klimawandel“ zu einer bestimmten Agenda passt, heißt freilich noch nicht, dass sie deshalb schon falsch sein muss. Bestimmt hätte Herr Jäger, wenn er sich in die Materie vertieft hätte – was er vermutlich nicht getan hat -, eine solche These mit Argumenten stützen können, und dann eben eine Ansicht vertreten, die von den meisten Menschen rechts der Mitte abgelehnt wird. Wie auch im folgenden Punkt:

[Ich verstehe nicht,] warum das Bekenntnis zu Atomkraftwerken den rechten Rechten ausmachen soll.

Dies, Herr Jäger, muss sich schon deshalb Ihrem Verständnis entziehen, weil es nicht so ist. Ich selbst bekenne mich keineswegs zu Atomkraftwerken und verstehe mich dennoch als rechter Rechter. Man muss, um konservativ zu sein, weder den „menschengemachten Klimawandel“ anzweifeln noch für Atomkraftwerke sein; man muss nicht einmal Islamkritiker sein (dazu kommen wir gleich). Wohl aber muss man ernsthaft und aufrichtig sein und Wahrheit nicht für eine Frage der Opportunität halten. Was unter anderem bedeutet, dass man sich einen Dreck darum schert, ob Andere einen für einen „rechten Rechten“ halten. Mich hat man auch schon einen Linken und sogar einen Kommunisten genannt. Na und? Ein Konservatismus, der nicht eine Frage der Überzeugung, sondern der Pose ist, ist keiner.

Zum zweiten muss man, wenn überhaupt irgendetwas, von der Bewahrung der Grundlagen der Zivilisation her denken und nicht von einer Utopie her – ganz gleich, ob diese Utopie nun darin besteht, den Sozialismus zu verwirklichen, oder darin, die Welt, ohne sie zu fragen, „safe for democracy“ zu machen. Wer Letzteres anstrebt, kann ein Liberaler, gerne auch ein Rechtsliberaler sein, aber gewiss kein Konservativer oder Rechter.

Es muss ja auch keiner ein Konservativer oder Rechter sein. Wer aber darüber schreibt, und das noch dazu in der FAZ, sollte wenigstens den Unterschied kennen.

Vor allem will …

will!

… ich nicht verstehen, dass „Islamkritik“ in allen Spielarten, bis hinunter zur offenen Demagogie, fast das einzige Prunk- und Ehrenzeichen konservativer Politik geworden ist.

Dass die von ihm in diesem Zusammenhang ausdrücklich genannten Instanzen, „Die Freiheit“ und PI, liberal sind, entgeht ihm ebenso wie die Tatsache, dass es Konservative gibt, die keine Islamkritiker sind, weil sie den Islam als erfrischenden Kontrapunkt zur westlichen Dekadenz betrachten.

Natürlich verstehe ich es doch.

Natürlich versteht er es eben nicht:

Denn es scheint die einzige Chance neuer rechter, populistischer Parteien und Bewegungen in Europa zu sein, mit diesem Thema einen Wahlerfolg zu landen.

Islamkritik ist also ein taktisches Mittel? Wenn Jäger nicht versteht, warum der Islam kritisiert wird, hätte er vielleicht ein gutes Buch lesen sollen. Zum Beispiel mein „Dschihadsystem“ oder Rainer Glagows „Allahs Weltordnung“ oder Robert Spencers „Religion of Peace“. Oder die gesammelten Werke von Bernard Lewis oder Tilman Nagel. (Im Grunde reicht aber schon der Koran. Wer den liest und nicht zum Islamkritiker wird, dem ist nicht zu helfen.) Wer es freilich nicht verstehen „will“, wird sich der Mühe solcher Lektüre entziehen.

Wer sich mit dem Thema, um das es geht, nicht beschäftigen will, dem bleibt nur: zu schweigen (wenn er redlich ist), oder anderer Leute Redlichkeit anzuzweifeln, wenn er selbst unredlich ist. Lorenz Jäger hat sich für Letzteres entschieden. Wie könnte er auch anders? Einem Herrn Jäger, der sein eigenes instrumentelles Verhältnis zur Wahrheit in so dankenswerter, wenn auch unfreiwilliger Offenheit kundtut, muss es geradezu unvorstellbar sein, dass es Menschen geben könnte, die das, was sie sagen, tatsächlich glauben, weil sie auf dem betreffenden Gebiet kompetent sind.

Im Folgenden, das ich nicht mehr ausführlich zu zitieren brauche, wirft Jäger den Neokonservatismus amerikanischer Prägung (FrontPage Magazine, Fox News), dem in Deutschland die liberale Islamkritik entspricht (PI, Achse des Guten), mit dem Konservatismus und sogar der Rechten in einen Topf und unterstellt dem Konservatismus, der damit gar nichts zu tun hat, kriegstreiberisch zu sein, weil er proisraelisch sei. (Den Nachweis, dass es um seine Kompetenz beim Thema „Israel“ ungefähr so bestellt ist wie um seine Islam-, Klima-, Atom- und politischen Theoriekenntnisse, spare ich mir an dieser Stelle.)

Die Verwechslung von Liberalismus und Konservatismus gehört zu der Sorte Dummheit, die ich einem Linken, der es nicht besser weiß und deshalb die CDU für konservativ hält, ohne Weiteres nachsehe. Ich kann sie aber nicht einem Journalisten nachsehen, der die Junge Freiheit schon deshalb gelesen haben muss, weil er sich ausführlich auf ihre Inhalte bezieht (und weil einer, der die JF nicht kennt, wie besagte Linke, über Konservatismus in Deutschland nichts Sinnvolles aussagen kann), und der sie trotzdem mit dem globalistischen amerikanischen Neo-„konservatismus“ oder der Achse des Guten in einen Topf wirft, und dies unter anderem, weil sie auch René Stadtkewitz interviewt und damit das getan hat, was die etablierten Medien einschließlich der FAZ ängstlich unterlassen: darüber zu berichten, dass es politische Kräfte außerhalb des autistischen etablierten Politzirkus‘ gibt. Um zu sehen, dass dies guter Journalismus ist, müsste man allerdings einen Begriff davon haben, was guter Journalismus eigentlich ist.

Man wird mir gewiss nicht nachsagen, den etablierten Medien unkritisch gegenüberzustehen. Trotzdem kann ich mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen Artikel von solch peinlicher Dummheit gelesen habe. Vielleicht hätte irgendein Freund dem Verfasser den Tipp geben sollen, dass der Selbstentblößung tunlichst ein kritischer Blick in den Spiegel vorausgehen sollte.

Das Dschihad system (Zusammenfassung)

[Manfred Kleine-Hartlage: Das Dschihadsystem. Wie der Islam funktioniert. Resch Verlag Gräfelfing 2010 296 Seiten Paperback € 19,90 Zur Bestellseite: hier oder auf das Bild klicken]

Meinen regelmäßigen Lesern werde ich mit dieser Zusammenfassung nichts Neues sagen. Der Artikel richtet sich an die, die das Buch noch nicht kennen:

Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist der Widerspruch, dass der Islam bzw. Muslime einerseits unsere westlichen Gesellschaften mit einer ganzen Reihe von Problemen konfrontiert – Integrationsdefizite, Kriminalität, Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Extremismus, Terrorismus –, und dies mit hoher Regelmäßigkeit, dass aber andererseits die meisten Muslime weder Kriminelle noch Terroristen noch Ehrenmörder oder dergleichen sind, sondern durchaus friedfertig. Man hat diesen Widerspruch in der prägnanten Formel zusammengefasst, dass zwar die wenigsten Muslime Terroristen, aber die meisten Terroristen Muslime seien.

Das naheliegende Deutungsmuster, wonach man zwischen Islam und Islamismus zu unterscheiden habe und keineswegs die Masse der friedfertigen Muslime mit der Minderheit der Dschihad-Krieger in einen Topf werfen dürfe, vermag nicht die Regelmäßigkeit zu erklären, mit der dieselben Probleme weltweit stets dort auftreten, wo muslimische auf nicht-muslimische Gesellschaften treffen.

Dass wir diesen Widerspruch nicht lösen können und die Debatte über den Islam – und den Dschihad – sich seit Jahren im Kreise dreht, hat damit zu tun, dass wir in einem Begriffssystem befangen sind, das zwar zur Beschreibung unserer eigenen Gesellschaft und Kultur taugt, aber nicht zu der eines fremden Kulturkreises, der auf einer ganz anderen Religion aufbaut als unserer. Dies ist der Grund, warum zum Beispiel ebenso ausdauernd wie ergebnislos darüber gestritten wird, ob Dschihad so etwas wie „frommes Bemühen“ oder Heiliger Krieg bedeutet. Für uns sind das Gegensätze, weil Frömmigkeit und Gewalt nach unserer Auffassung miteinander unvereinbar sind, d.h. weil wir durch die Brille der christlichen Ethik blicken. Der Begriff Dschihad kann vor diesem Hintergrund nicht verstanden werden.

Im ersten Kapitel des Buches analysiere ich daher zunächst unser eigenes Weltbild, also das des Durchschnittseuropäers, das uns einen unbefangenen Blick auf den Islam erschwert.

Das zweite Kapitel Kulturelle Selbstverständlichkeiten und was sie mit Religion zu tun haben lenkt den Blick auf die unbewussten Vorannahmen zum Beispiel über Recht, Moral, Gerechtigkeit und Wahrheit, die jeder Mensch im Prozess der Sozialisation lernt und sein Weltbild prägen. Ich zeige, dass diese Selbstverständlichkeiten ihre tiefsten Wurzeln in der Religion haben, und dass deren Normen als kulturelle weitergegeben werden; sie sind als solche sogar weitaus langlebiger als die Religionen, denen sie ihre Entstehung verdanken (was der Grund dafür ist, dass hier in Europa selbst Atheisten ganz selbstverständlich und ohne es zu merken in der Begriffen der christlichen Ethik denken und argumentieren). Nicht, dass die Religion das System der kulturellen Selbstverständlichkeiten prägt, unterscheidet islamische von westlichen Gesellschaften, sondern wie sie es tut:

Im dritten Kapitel analysiere ich den Koran im Hinblick auf die in ihm implizit enthaltenen Wertungen und Denkmuster. Hierbei gehe ich quantifizierend vor, d.h. ich frage, welche Themen im Koran ein besonderes Gewicht haben; ich analysiere den Tenor. Die Schwerpunkte sind im Koran sehr eindeutig gesetzt: Der rote Faden, um es kurz zu sagen, ist der Gegensatz zwischen Gläubigen und Ungläubigen, und dass Letztere zu verschwinden haben. Dschihad heißt also sehr wohl „frommes Bemühen“, aber die Frömmigkeit, der Dschihad, besteht gemäß der Schwerpunktsetzung des Koran eben darin, dass man für die Ausbreitung des Islam kämpft, und dies mit allen Mitteln.

Damit ist nicht etwa gesagt, dass das Bemühen um religiöse Vervollkommnung und persönliche Frömmigkeit nicht auch als Dschihad gewertet würden. Dschihad ist jede Anstrengung, die ein Muslim in Erfüllung seiner religiösen Pflichten unternimmt, aber der Kampf gegen die „Ungläubigen“ ist eben eine religiöse Pflicht, im Sinne des Korans und seiner Prioritäten ist der Dschihad gerade in diesem Sinne sogar eine primäre Pflicht.

In diesem Kontext wird der Dschihad im Sinne von Gewalt gegen die „Ungläubigen“ nicht nur unzweideutig gebilligt, sondern gefordert, und auch die auf den ersten Blick unpolitischen Normen, wie etwa das „Fraternisierungsverbot“, das Apostasieverbot und die Unterdrückung der Frauen entpuppen sich als Dschihad-Normen, denn sie bekommen ihren Sinn und ihre innere Logik durch die Bezugnahme auf den Dschihad im Sinne der Verdrängung nicht-muslimischer Gesellschaften. Nicht die einzelne Norm, sondern ihr innerer Zusammenhang macht den Islam zu einem Dschihad-System.

Dieser Dschihad zieht sich durch die gesamte islamische Geschichte, und wiederum ist es für Europäer schwer nachvollziehbar, dass er nicht etwa in Gestalt von Mission erfolgte. Das Grundmuster des Dschihad ist die Eroberung der politischen Macht (klassischerweise durch militärische Eroberung), woraufhin die sozialen Spielregeln so gesetzt werden, dass die nicht-muslimischen Gemeinschaften durch Ausplünderung, Demütigung, Diskriminierung, Frauenraub, Versklavung, Erpressung und Korrumpierung der Eliten so unter Druck gesetzt wurden, dass sie nach und nach verschwanden.

Dies funktioniert, weil das gesamte Normen- und Wertesystem des Islam darauf ausgerichtet ist, eine Kollektivmentalität zu erzeugen, die selbst dann dem Dschihad – im Sinne der Verdrängung der „Ungläubigen“ – dient, wenn dies den einzelnen Muslimen nicht bewusst ist.

Dies funktioniert auch heute: Die Strategie der islamistischen Dschihad-Strategen basiert schon längst nicht mehr primär auf Terrorismus; dieser dient vor allem dazu, westliche Militärinterventionen in der islamischen Welt zu unterbinden, gehört also verwirrenderweise zum defensiven Dschihad. Ich zeige am Beispiel zweier moderner Dschihad-Strategen – Amr Khaled und Tariq Ramadan –, dass deren Konzepte nicht auf die gewaltsame Zerschlagung, sondern auf die scheinbar friedliche Unterwanderung westlicher Gesellschaften abzielen. Diese Form von Dschihad funktioniert deswegen, weil sie in Gestalt der muslimischen Parallelgesellschaften im Westen über einen mächtigen Resonanzboden verfügt.

Dass deren Kollektiv-Mentalität nicht etwa ein theoretisches Problem ist, sondern direkt zur Zerstörung der einheimischen Gesellschaften und ihrer Kultur beiträgt und deren Islamisierung Vorschub leistet, zeige ich an einer Reihe von Beispielen – z.B. Jugendgewalt, sexuelle Gewalt, ubiquitäre Gewaltandrohungen, Rassismus gegen Einheimische, Moscheebaupolitik, Lobbyismus, Geschichtsfälschung –, die auf den ersten Blick gar keinen Bezug zum Konzept des Dschihad zu haben scheinen, tatsächlich aber einer inneren Logik, eben der Logik des islamischen Dschihad-Systems folgen. Zugleich zeige ich auf, dass und in welcher Weise die einheimischen Eliten diesem Dschihad auf Kosten ihrer eigenen Völker entgegenkommen.

Zum Schluss zeige ich, dass der Dschihad wesentlich von seiner demographischen Komponente lebt. Die Kombination hoher Einwanderungsziffern mit hohen Geburtenraten unter Muslimen und geringen Geburtenraten unter Einheimischen verleiht dem Dschihad erst seine Durchschlagskraft.

[Siehe auch: Das Dschihadsystem – eine Vorschau]

Ihr könnt das Buch unter „Das Dschihadsystem: Leserdiskussion“ kommentieren. Die ursprünglich hier eingestellten Kommentare habe  ich dorthin verschoben.

Der Dschihad der Muslimbruderschaft

„Macht euch bereit für die Muslimbruderschaft!“ schreibt Ayaan Hirsi Ali und umreißt das Erfolgsgeheimnis der Muslimbruderschaft, und dies auf der Basis eigener Erfahrungen:

Als ich 15 war und mich selbst als Mitglied der Bewegung der Muslimbruderschaft betrachtete, gab es säkulare politische Gruppen in den Diasporas der Pakistanis, Jemeniten und Somalis, die in Nairobi, wie meine Familie im Exil lebten. Diese locker organisierten Gruppen hatten diffuse Pläne ihre Länder zu friedlichen, blühenden Nationen umzugestalten. Es waren Träume, die sie niemals umsetzten.

Die Muslimbruderschaft tat mehr als nur zu träumen. Mit Hilfe des Geldes aus Saudi-Arabien und anderen reichen Ölländern, bildeten sie Zellen in meiner Schule und in funktionieren Institutionen in meiner Nachbarschaft. (…) Wir wurden ermutigt uns freiwillig zu melden, um den Armen zu helfen und um Allahs Botschaft zu verkünden. Sie bauten Wohlfahrtsverbände auf, denen wir unseren Zehnten spenden konnten, welches dann dazu verwendet wurde, den Gesundheitszentren und den Schulen zu geben.

Die Bruderschaft sorgte auch für das einzige funktionierende Bankennetzwerk, welches auf Vertrauen basierte. Sie retteten Teenager, die drogensüchtig waren und interessierten sie für eine zweckgerichtete Zukunft für die Gerechtigkeit. Von jedem von uns wurde erwartet, dass er mehr Menschen anwarb. Am wichtigsten war, dass ihre Botschaft Volkszugehörigkeit, soziale Schicht und gleiche Bildungsstandards überschritt.

(Alle Zitate aus: Ayaan Hirsi Ali, Macht Euch bereit für die Muslimbruderschaft!, in europenews)

Man macht sich bei uns völlig falsche Vorstellungen, wenn man die Begriffe Islamismus, islamischer Extremismus und islamischer Terrorismus einfach als Synonyme behandelt. Man neigt dann dazu, den Umkehrschluss zu ziehen, wer nicht gewalttätig sei, könne auch kein Extremist und durchaus für die Demokratie sein.

Aus der Sicht der Muslimbruderschaft geht es aber um den Dschihad, das heißt um die Durchsetzung des Islam, letztlich der Scharia, als Grundlage der Gesellschaft (nicht etwa nur in Ägypten, sondern weltweit). In welchen staatsrechtlichen Formen die Scharia durchgesetzt wird, ist zweitrangig, solange sie nur faktisch das Leben der Gesellschaft regelt. Wenn niemand mehr wagen kann, öffentlich am Koran zu zweifeln oder auch nur ein Glas Wein zu trinken, gilt die Scharia, egal wie der staatliche Überbau aussieht. Die Demokratie kann ein Werkzeug des Dschihad der Muslimbrüder sein wie die Diktatur; Sozialarbeit wie Terrorismus.

Dabei ist sogar das Bild von Sozialarbeit als eines „Werkzeugs“ des Dschihad der Muslimbruderschaft noch irreführend, sofern man darunter ein bloßes Mittel versteht, politische Unterstützung zu kaufen: Der Islam ist eine praxisorientierte Religion, und die innermuslimische Solidarität als höchste Sozialnorm fordert ihre praktische Verwirklichung. Bloße Gebetsfrömmigkeit würde Muslime nicht überzeugen; bloße Sozialarbeit ebensowenig. Die Muslimbruderschaft versucht, die Utopie einer islamischen Gesellschaft sichtbar und erlebbar zu machen. Der Islam postuliert die Einheit von Religion und Politik wie die von Mittel und Zweck: Mit ihrer Praxis appeliert die Muslimbruderschaft an tief im kollektiven Unbewussten verankerte Vorstellungen von einer islamischen Idealgesellschaft. Es ist dieser Zugang zur Ebene des Unausgesprochenen, der die Muslimbruderschaft politisch so stark macht, und die „diffusen Pläne“ und Träume säkularer Gruppen so seltsam wirklichkeitslos erscheinen lässt.

Warum sind die säkularen demokratischen Kräfte in Ägypten so viel schwächer als die Muslimbruderschaft?

Einer der Gründe ist, dass sie wie ein Gemisch vieler verschiedener Elemente sind: Sie sind Stammesführer, Liberale des freien Marktes, Sozialisten, stramme Marxisten und Menschenrechtsaktivisten. Mit anderen Worten, ihnen fehlt der Klebstoff der gemeinsamen Ideologie der vergleichbar wäre mit dem der Bruderschaft. Und es gibt eine tief verankerte Furcht, dass eine Opposition zur Muslimbruderschaft, deren Ziel es ist die Scharia einzuführen sobald sie an der Macht sind, von den Massen als Zurückweisung des Islams angesehen wird.

Der Fehler der säkularen Gruppen ist, dass sie nicht mit der Botschaft rüberkommen, die das Gegensätzliche betont, die sagt „ja“ zum Islam, und „nein“ zur Scharia – mit anderen Worten, eine Kampagne, die die Trennung von Religion und Politik betont.

Ob das ein „Fehler“ ist, oder ob es nicht einfach denklogisch und erst recht psychologisch unmöglich ist, Ja zum Islam, aber Nein zur Scharia zu sagen?

Für Ägypten und die anderen arabischen Nationen muss es, neben der Flucht aus der Tragödie entweder Tyrannei oder Scharia, einen dritten Weg geben, der Religion und Politik voneinander trennt, während gleichzeitig eine repräsentative Regierung entsteht, Rechtsstaatlichkeit, und Lebensbedingungen, die Handel, Investitionen und Beschäftigung begünstigen.

Ayaan Hirsi Alis eigene Zweifel sind in das Wort „muss“ gefahren („muss es einen Weg geben“).

Die Tapferkeit der säkularen Gruppen die sich nun zusammengefunden haben hinter Mohammed El Baradei kann nicht bezweifelt werden. (…)

Die nächste Herausforderung der säkularen Demokraten ist die Bruderschaft. (…) El Baradei und seine Anhänger müssen klarstellen, dass ein auf der Scharia basierendes Regime im Inneren unterdrückend und nach außen hin aggressiv ist.

Ob El Baradei der Mann ist, der Muslimbruderschaft in einem Gegen-Dschihad die Stirn zu bieten? Ob er es überhaupt will? Er ist im Land selber wenig bekannt, gilt als Günstling der USA und steht mit der Muslimbruderschaft einer Organisation gegenüber, die der autoritäre ägyptische Staat in achtzig Jahren zähen Ringens nicht zerstören konnte. Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass die Muslimbrüder El Baradei als liberales Aushängeschild benutzen, das die nächste Etappe der islamischen Revolution gegen Einmischungen von außen, speziell gegen militärische Intervention des Westens abschirmt, die immerhin denkbar wäre, wenn die Muslimbruderschaft allein regieren würde? Und ist nicht zumindest vorstellbar, dass die Muslimbruderschaft denselben erfolgreichen Dschihad-Weg wie die türkische AKP einschlägt, die von der Liberalisierung und Demokratisierung profitiert, indem beides ihr hilft, die Islamisierung voranzutreiben und obendrein die Hilfe des Westens in Gestalt von Wirtschaftshilfe und Aufnahme überschüssiger Muslime in Anspruch zu nehmen?

Die Muslimbruderschaft wird darauf bestehen, dass eine Stimme für sie eine Stimme für Allahs Gesetz ist.

Und bereits die schiere Behauptung wird alle ihre Gegner dazu zwingen, fortwährend zu betonen, dass sie doch auch islamisch seien. Die allgegenwärtige Verdächtigung wird sie zwingen, ihr eigenes Programm nur noch unter wortreichen Entschuldigungen vorzutragen. Für die Muslimbruderschaft werden sie genausowenig ernstzunehmende Gegner sein, wie es deutsche Konservative, die stets betonen müssen, dass sie selbstverständlich nicht rechtsradikal seien, für die Linke sind.

Die Obama-Administration kann dabei mithelfen die säkularen Gruppen mit Ressourcen und den Fähigkeiten zu versorgen um zu organisieren, Wahlkampf zu führen und eine wettbewerbsfähige Ökonomie und bürgerliche Institutionen aufzubauen, so dass sie die Muslimbruderschaft an der Wahlurne besiegen können.

Es ist bezeichnend, dass diese Art von Hilfe, die im postsowjetischen Raum meist die erwünschten Ergebnisse gezeitigt hat, bereits im Falle Irans versagt hat. Es spricht wenig dafür, dass es im Falle Ägyptens anders sein könnte.

[Zum Thema „Muslimbruderschaft“ siehe auch den ausführlichen Artikel bei Zölibat & Mehr]

Zurück aus Frankfurt

Eigentlich wollte ich mich erst morgen melden, aber da die Neugier offenbar allgemein ist, gebe ich hier einen kurzen Bericht:

Es war – kurz gesagt – eine großartige Veranstaltung. Ungefähr hundert Zuhörer hatten sich eingefunden, und Alle waren vom ersten bis zum letzten Moment gefesselt. Ich hatte auch das Gefühl, dass ich ihnen eine Reihe von Aha-Erlebnissen (von der Sorte, die auch das „Dschihadsystem“ vermittelt) verschafft habe. Selbst diejenigen, die das Buch schon gelesen hatten, haben mir bescheinigt, dass einige Aspekte durch den Vortrag noch klarer geworden sind. Am Ende standen sie Schlange, umsich  mein Buch signieren zu lassen.

Auch die Diskussion im Anschluss an den Vortrag war hochinteressant. (Am meisten hat mich und sicher auch die Zuhörer ein älterer Herr beeindruckt, ein koptischer Christ aus Ägypten, der davor gewarnt hat, dass unser Volk dabei ist, das Schicksal seines eigenen zu erleiden.) 

Ich nehme aus der Diskussion mit, dass ich in Zukunft mehr auf den Aspekt „Was tun?“ eingehen werde. Bezeichnenderweise war der Satz, für den ich am meisten Applaus bekam, dieser hier:

„Wer noch eine der im Bundestag vertretenen Parteien wählt, ist Masochist.“

Und sonst? Bleibt mir nur, mich bei den Freien Wählern Frankfurt und speziell deren Vorsitzendem Wolfgang Hübner zu bedanken.

Hilfe!

Nachdem der Sarrazin-Hype deutlich abgeklungen ist, in dessen Windschatten mein „Dschihadsystem“ sich zwischenzeitlich in den Bestsellerlisten deutlich nach vorne gearbeitet hatte, versinkt es allmählich im Nirwana des „Ferner liefen“.

Da die Mainstreammedien eisern – um nicht zu sagen: eisig – weiterschweigen, bitte ich alle Leser, die das Buch mit Gewinn gelesen haben (also alle, denn ich habe bis jetzt nur Lob gehört und gelesen), das Buch weiterzuempfehlen, und dies nicht nur im privaten Kreis, sondern auch in denKommentarbereichen der MSM-Netzausgaben. (Ich weiß, Einige tun das bereits, und ich danke ihnen von Herzen.)

Es hilft nichts: Dieses Buch wird von den MSM weiterhin totgeschwiegen werden. Wenn seine Leser es nicht propagieren, wird niemand sonst es tun.

Mein neues Buch: "Die Liquidierung der Zivilisation"

Für die, die sich wundern, dass ich in letzter Zeit meine Schlagzahl hier im Blog reduziert habe: Ich habe angefangen, ein neues Buch zu schreiben, und wenn ich mit dem ersten Entwurf in einem halben Jahr fertig sein will, muss ich mich ranhalten.

Im „Dschihadsystem“ habe ich beschrieben, warum und mit welchen Mitteln der Islam sich ausdehnt, wo  er die Möglichkeit dazu findet. Die andere Seite der Medaille habe ich dabei nur gestreift.

Diese andere Seite ist die Frage: Warum findet er in Europa die Möglichkeit dazu? Warum werden ihm die Türen geöffnet? Wer tut das? und nicht zuletzt: Warum funktioniert das?

So perfekt das islamische Dschihadsystem in seiner Art auch ist: Da der Islam nicht über militärische Macht verfügt, geschweige denn über die militärische Übermacht seiner frühen Periode; da er auch sonst dem Westen in jeder Hinsicht unterlegen ist, lebt der Dschihad nicht von seiner eigenen Stärke, sondern von der Schwäche der Völker Europas.

Diese Schwäche – eine Mischung aus Selbsthass, Geschichtsvergessenheit, Kulturverfall, Gleichgültigkeit, Verblendung, Verrat und ideologisch motivierter Destruktivität – ist vom Islam nicht verursacht worden; sie wird lediglich von ihm ausgenutzt.

Ich werde in meinem Buch die These vertreten, dass unsere Gesellschaft bzw. deren sogenannte Eliten von einer Ideologie beherrscht werden, deren Dominanz notwendig zum Untergang der europäischen Kultur führen muss und auch dann führen müsste, wenn es den Islam überhaupt nicht gäbe. Wie es meine Art ist, werde ich, ausgehend von einer zunächst abstrakten, dann immer konkreter werdenden Ideologiekritik darlegen, worin genau sich die Verfallserscheinungen manifestieren, warum solche Phänomene wie Genderismus, Globalismus, Kulturrelativismus, Synkretismus, Massenmigration usw. geradewegs in den Untergang führen (daher der vorläufige Arbeitstitel „Die Liquidierung der Zivilisation“), und wie sie miteinander verknüpft sind.

Ich werde zeigen, dass auf einem zusammenhängenden linkstotalitären Wahnsystem basieren, dessen Prämissen von den meisten Menschen als Selbstverständlichkeiten verinnerlicht worden und daher von ihnen nicht durchschaubar sind; dies umso weniger, je näher sie an den Quellen der gesellschaftlichen Ideologieproduktion sitzen. sind und einer radikalen Kritik bedürfen.

Die Grobanatomie dieses Wahnsystems habe ich im ersten Kapitel unter dem Titel „Das Erbe des Kalten Krieges“ analysiert, und einen Auszug aus diesem Kapitel spendiere ich Euch heute als Appetithäppchen.

Ich gehe von der Beobachtung aus, dass der jahrzehntelange Systemgegensatz zwischen Ost und West – zugleich ein ideologischer Gegensatz zwischen Liberalismus und Marxismus – dazu geführt hat, dass die Themen dieser ideologischen Auseinandersetzung gleichbedeutend mit den Themen von Politik schlechthin wurden.

Die traditionell dritte politische Großkraft – nennen wir sie der Einfachheit halber „die Rechte“ verlor auf die Dauer an politischer Eigenständigkeit. „Konservatismus“ war zuletzt nur noch eine Art inkonsequenter, träger Liberalismus, und dies ist bis heute der Stand der Dinge.

Dass Marxismus und Liberalismus sich ein gemeinsames Ideologie-Oligopol sicherten, bedeutet, dass bestimmte gesellschaftliche Realitäten nicht mehr mit Aussicht auf Resonanz beschreibbar sind: Damit meine ich diejenigen Realitäten, die weder vom Liberalismus noch vom Marxismus in jeweils theorieeigener Sprache thematisiert werden können.

Da Marxismus und Liberalismus aber trotz aller Gegensätze nicht unabhängig voneinander sind, vielmehr der eine die Kritik des anderen darstellt und sie insofern aufeinander aufbauen, liegt ihnen eine gemeinsame Metaideologie zugrunde. Um die geht es in dem folgenden Auszug:

Mit der Dominanz des Gegensatzes von Liberalismus und Sozialismus wurden alle Prämissen, über die zwischen diesen Strömungen kein Dissens bestand, zu Selbstverständlichkeiten. Geistesgeschichtlich betrachtet, sind Liberalismus und Sozialismus bzw. Marxismus keineswegs die unversöhnlichen Gegenspieler, als die sie während des Kalten Krieges aufgetreten sind. Marx hat den Liberalismus und das von diesem favorisierte kapitalistische System ja nicht etwa von einem konservativen (in seiner Terminologie: reaktionären) Standpunkt kritisiert, sondern von einem revolutionären. Er sah durchaus, dass das Bürgertum selbst eine revolutionäre Klasse, sein Liberalismus eine revolutionäre Ideologie, sein Kapitalismus ein revolutionäres System war, das die Menschen aus ihren vertrauten Bindungen riss, hergebrachte Gemeinschaften zerstörte, die Religion in die Krise stürzte, die Gesellschaft atomisierte, und dies im Weltmaßstab. Was wir heute „Globalisierung“ nennen, ist von Marx bereits vor hundertsechzig Jahren gedanklich vorweggenommen und bis zur letzten Konsequenz durchdacht worden.

(…)

Marx war … nicht einfach ein Empiriker, der gestützt auf seine Theorie eine wissenschaftliche Prognose abgab. Das ganze Marxsche Gedankengebäude bliebe unverstanden, wenn man es nicht von seinem „kategorischen Imperativ“ her interpretierte, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen sei“1. Dieser Imperativ ist Prämisse, nicht Konsequenz der Marxschen Analyse. Und diese Prämisse konnte und kann bis heute von jedem Liberalen unterschrieben werden.

Für den Liberalen allerdings ist die Emanzipation des Menschen bereits dann verwirklicht, wenn er frei von Zwang, speziell von staatlichem Zwang ist. Vom Marxismus, aber eben nicht vom Liberalismus her, ist es dagegen möglich zu denken, dass die sozialen Beziehungen, die die Menschen „freiwillig“ miteinander eingehen, sich verselbständigen und zu einer Struktur verdichten könnten, die die Menschen genauso effektiv, womöglich sogar noch gnadenloser unterjocht, als ein absolutistischer Herrscher es je könnte.

Die wirklichkeitsfremde Missachtung des sozialen Kontexts, in dem individuelle Handlungen stehen und von dem sie abhängig sind, ist eine Schwäche, die das liberale Denken mit seinem individualistischen Ansatz bis heute nicht überwunden hat2. Diese Schwäche wird uns weiter unten [im Buch] noch beschäftigen; vorerst aber genügt die Feststellung, dass liberales und marxistisches Denken sich grundsätzlich lediglich in diesem einen Punkt unterscheiden.

Marx hat nicht etwa die emanzipatorischen Wertprämissen des Liberalismus abgelehnt, sondern ihm lediglich angekreidet, dass diese Werte auf der Basis einer liberalen Ideologie und eines kapitalistischen Systems nicht zu verwirklichen seien. Er beansprucht für sich, das emanzipatorische Potenzial, das im Liberalismus ideell, im Kapitalismus materiell angelegt ist, im Kommunismus zur Entfaltung und Vollendung zu führen. Marxismus und Liberalismus sind Geistesverwandte:

Beide Ideologien kritisieren hergebrachte, nicht freiwillig eingegangene soziale Bindungen, etwa an Volk, Familie und Kirche, wegen des ihnen innewohnenden Moments von Herrschaft und Unfreiheit und betrachten sie insofern als zerstörenswert.

Beide Ideologien sind universalistisch, d.h. beanspruchen Gültigkeit für alle Menschen und Völker; wobei der Liberalismus diesen universellen und globalen Geltungsanspruch unmittelbar aus den Menschenrechten ableitet, während der Marxismus ihn als Ergebnis eines materiellen Globalisierungsprozesses antizipiert, der die gesamte Menschheit einbeziehen soll.

Beide beurteilen die jeweils gegebene Gesellschaft – mindestens implizit – vom Standpunkt der Utopie, das heißt des gedachten Idealzustandes einer völlig herrschaftsfreien Gesellschaft der Freien und Gleichen; eines Zustandes, den es noch nie und nirgendwo gegeben hat, und dessen Realisierbarkeit bestenfalls unbewiesen ist.

Diese Punkte sind durch die jahrzehntelange Dominanz liberaler und marxistischer Diskurse zu selbstverständlichen Voraussetzungen politischen Denkens schlechthin geworden, zu Voraussetzungen, die eben ihrer Selbstverständlichkeit wegen nicht hinterfragt werden. Zusammen ergeben sie eine Meta-Ideologie, d.h. sie definieren, was überhaupt ideologiefähig ist: worüber in westlichen Gesellschaften sinnvoll gestritten werden kann und worüber nicht; was als normal und vernünftig gelten kann, und was als exzentrisch oder verwerflich aus dem als seriös geltenden öffentlichen Diskurs ausgeschlossen ist; für welche Ideen man demgemäß mit Aussicht auf Erfolg werben kann und für welche nicht.

Machen wir uns nun klar, was diese Metaideologie impliziert, und welchen Vorentscheidungen daher der politische Diskurs unterliegt, quasi bevor er begonnen hat:

Erstens enthält sie eine in der Menschheitsgeschichte nie dagewesene Beweislastumkehr. Während traditionell die hergebrachten Werte, Normen, Strukturen und Glaubenssätze die Vermutung auf ihrer Seite haben, wahr, gerecht und praktisch angemessen zu sein, geraten sie unter dem Druck der neuen Metaideologie in eine permanente Defensive. Dass etwas sich bewährt hat – traditionell das stärkste Argument dafür, es auch beizubehalten -, ist plötzlich kein Argument mehr, weil das Bewährte nicht mehr, wie früher, am stets drohenden Absturz in Chaos und Barbarei, sondern am Glanz der Utopie gemessen wird.

Die Utopie selbst ist des Rechtfertigungszwangs enthoben; insbesondere muss sie sich nicht an ihrer Realisierbarkeit messen lassen, weil sie nicht als zu verwirklichendes Projekt und nicht einmal als konkret ausformuliertes Ideal daherkommt, sondern lediglich ein Normensystem darstellt, das den Referenzrahmen bildet, auf den hin die gesellschaftliche Wirklichkeit interpretiert und kritisiert wird; die Utopie ist in diesem Normensystem implizit, aber eben nicht explizit enthalten. Da dieser Referenzrahmen als solcher eine Selbstverständlichkeit darstellt und daher meist unbewusst bleibt, entzieht er sich jedem Legitimationszwang.

Der Gedanke, dass das Hergebrachte eine – jeweils kultur- und gesellschaftsspezifische – evolutionär bewährte Lösung des existenziellen Problems darstellen könnte, wie ein friedliches und geordnetes Zusammenleben von Menschen zu gewährleisten ist, kann vor dem Hintergrund einer Utopie kaum noch gedacht werden. Wer sich an einer Utopie orientiert, setzt vielmehr bereits voraus, dass dieses Problem nicht existiert; dass Zivilisation schlechthin mithin eine Selbstverständlichkeit ist und die maßgebliche Alternative daher nicht „Zivilisation oder Barbarei“ lautet, sondern „Zivilisation oder Paradies“. Daran gemessen, muss jegliche Zivilisation schlecht aussehen.

Zweitens: Der utopische Globalismus beider Ideologien entzieht allen Ordnungsvorstellungen den Boden, die bloß für bestimmte Gesellschaften und Kulturen Gültigkeit beanspruchen können. Wenn aber Zivilisation schlechthin das Unwahrscheinliche ist, das nur auf dem Boden eines jeweils historisch gewachsenen, äußerst komplexen Systems von Normen, Werten und Strukturen existieren kann, die als kulturelle Selbstverständlichkeiten verinnerlicht sind, so impliziert dies, dass man solche Systeme nicht ohne weiteres verpflanzen oder global verallgemeinern kann.

Politische Ideen, die diesen Sachverhalt berücksichtigen und auf bestimmte Völker und Kulturen zugeschnitten sind, kollidieren zwangsläufig mit der gesellschaftlich vorherrschenden Metaideologie, für die ein Ideensystem entweder universell gültig ist oder überhaupt nicht.

So gibt es zum Beispiel liberale Islamkritiker, die dem Islam wegen seiner offenkundigen Unvereinbarkeit mit liberalen Werten geradezu die Existenzberechtigung absprechen. Dass der Islam ein Dschihadsystem ist, das dem Westen den Garaus machen wird, wenn man es nicht verhindert, das habe ich selbst ausführlich begründet.3 Zu sagen, dass er unsere Ordnung untergräbt, bedeutet jedoch per se keineswegs, seine Legitimität als Grundlage der gesellschaftlichen Ordnung in seinen eigenen Stammländern zu bestreiten. Der Islam ist, wenn man so will, ein großes Unternehmen, das seit 1400 Jahren nicht pleite geht. Irgendetwas muss er wohl richtig gemacht haben.

Er ist ein Dschihadsystem, ja; aber er kann das nur sein, weil er die muslimische Gesellschaft konsolidiert, einen Konsens über Normen und Werte stiftet und die Welt aus der Sicht seiner Anhänger als ein sinnvolles Ganzes deutet. Der Versuch, islamischen Ländern liberale oder marxistische Gesellschaftsmodelle von außen und womöglich mit Gewalt zu implantieren, wird scheitern; wenn er überhaupt irgendetwas erreicht, dann die Zerstörung der Gesellschaft, wie uns die Vereinigten Staaten im Irak und zuvor die Sowjets in Afghanistan vor Augen geführt haben.

(Die meisten Muslime würden es freilich ablehnen, eine solch partikulare Legitimation des Islam zu akzeptieren. Seinem eigenen Anspruch nach ist der Islam nicht weniger universalistisch als der Westen.)

Drittens impliziert die Metaideologie ein bestimmtes Verständnis des Wesens von Politik: Politik ist demnach der Versuch, eine abstrakte Ordnung zu verwirklichen; abstrakt in dem Sinne, dass sie nicht an ein bestimmtes Volk, einen bestimmten Staat oder überhaupt an eine bestimmte politische Einheit gebunden ist.

Politische Ideen, die nicht darauf abzielen, eine schlechthin gute Ordnung zu verwirklichen, sondern die Interessen etwa eines ganz bestimmten Volkes (im Zweifel die des eigenen) zu verwirklichen, werden nicht nur deshalb als „nationalistisch“ oder „faschistisch“ diffamiert, weil Demagogie nun einmal zu den schmutzigen Mitteln von Politik gehört. Vielmehr ist es vom Standpunkt der Metaideologie einfach unbegreiflich, dass der Andersdenkende nicht in den Begriffen einer abstrakten Ordnung denken könnte. Ein partikularer Interessenstandpunkt gilt aus dieser Sicht nicht nur als – eben wegen seiner Partikularität – unmoralisch oder bestenfalls provinziell, sondern wird als getarnter Universalismus interpretiert:

Wer also von einem partikularen Interessenstandpunkt, zum Beispiel dem eines Volkes, argumentiert – so die Unterstellung –, propagiert „in Wirklichkeit“ eine Ideologie, wonach nur die Interessen von Völkern, nicht aber die des Individuums beachtenswert seien (nach dem Motto „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ – was in der Tat eine im weitesten Sinne faschistische Idee wäre).

Der Gedanke, dass es womöglich nicht darum geht, den Interessen von Völkern Vorrang vor denen des Individuums einzuräumen, sondern denen des eigenen Volkes vor denen von anderen Völkern, kann von der Metaideologie her nicht gedacht werden, weil er kein abstraktes Ordnungsideal enthält, auch kein faschistisches.

Das Denken in abstrakten Ordnungen, verbunden mit dem Universalismus, lässt unterhalb der Ebene der Menschheit keine partikularen Gruppenloyalitäten zu, es sei denn, diese wären ihrerseits durch die Bezugnahme auf ein abstraktes Ordnungsideal definiert, wie etwa die „westliche Wertegemeinschaft“. Patriotismus gilt unter diesen Vorgaben nicht als Wert an sich, er ist – z.B. als „Verfassungspatriotismus“ – nur dann und nur so weit eine Tugend, wie er sich durch die Bezugnahme auf ein solches Ideal legitimiert. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Sekundärtugend, weil die Nation ihrerseits sekundär, nämlich bloß eine Teilmenge der „Wertegemeinschaft“ ist.

In dieser Hinsicht tun sich Parallelen sowohl zum Kommunismus als auch zum Islam auf: Beide Ideensysteme lassen Patriotismus zu, aber nur so weit, wie die Nation, der er gilt, Teilmenge des „sozialistischen Lagers“ bzw. der islamischen Umma ist.

Kurz gesagt, lässt die Metaideologie keine Unterscheidung von Wir und Sie zu, es sei denn nach ideologischen Kriterien.

Und wieder sind es die liberalen Islamkritiker, an deren Denken sich diese Haltung besonders gut veranschaulichen lässt, gerade weil sie in ihrem Liberalismus konsequenter sind als die Mainstreamliberalen, die auch eine gänzlich illiberale Ideologie wie den Islam fördern: Liberale Islamkritiker finden Massenmigration auch von Muslimen nach Europa durchaus akzeptabel, sofern diese Muslime sich an die Spielregeln der liberalen Gesellschaft halten, d.h. ihre Frauen nicht verprügeln, keine Bomben legen, Homosexuelle respektieren usw. Masseneinwanderung ist also nicht zu beanstanden, sofern die liberale Ordnung nicht tangiert wird. Da stört es auch nicht, wenn diese Ordnung in hundert Jahren nicht mehr die des eigenen Volkes sein wird, weil dieses Volk aufgehört haben wird zu existieren. Dein Volk ist nichts, der Liberalismus ist alles.

Viertens gilt der Universalismus nicht nur räumlich – also für den gesamten Planeten -, sondern auch sachlich, also für alle Gesellschaftsbereiche: Wenn Bindungen, die der Einzelne vorfindet, d.h. nicht in einem bewussten Willensakt selbst eingeht, das schlechthin Böse oder doch zumindest permanent zu Kritisierende sind, von dem man den Menschen „befreien“ muss, dann kennt eine Ideologie, die Solches postuliert, kein Kriterium, anhand dessen man Bereiche definieren könnte, in denen dieses Prinzip nicht gilt.

Dass es eine Offene Gesellschaft nur dort geben kann, wo verschiedene Prinzipien in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen, ist auf der Basis einer Ideologie, die lediglich ein einziges Prinzip gelten lässt – nämlich das der Freiheit von vorgefundenen Bindungen – nicht begründbar, ja kaum tolerierbar. Die binäre Logik, wonach alle sozialen Beziehungen emanzipatorischen Idealen zu genügen und anderenfalls zu verschwinden haben, wird dann auch den Kritikern dieser Ideologie unterstellt:

Der oben erwähnten umstandslosen Gleichsetzung von Patriotismus und Faschismus entspricht eine gleichartig manichäische Denkweise auf allen Gebieten: Da kann nur einen „Gottesstaat“ wollen, wer auf der theologischen Integrität des Christentums beharrt, da kann nur Frauen unterdrücken wollen, wer die traditionelle Kleinfamilie hochschätzt, da kann nur gegen die Demokratie sein, wer ihre dysfunktionalen Züge thematisiert, nur die uniformierte Gesellschaft wollen, wer den Multikulturalismus kritisiert, nur „homophob“ sein und Homosexuelle ins KZ sperren wollen, wer darauf hinweist, das Homosexualität naturgemäß keine gleichwertige Lebensform sein kann usw. In dem Maße, wie die Metaideologie ihr Monopol festigt, sind ihre Anhänger schlechterdings außerstande, sich vorzustellen, dass es politische Ideologien geben könnte, die nicht auf die Verwirklichung eines utopischen Projektes abzielen, das die gesamte Gesellschaft einem einzigen Leitgedanken unterwirft.

Auf die Dauer wird unter der Herrschaft der Metaideologie die gesamte Gesellschaft in allen ihren Lebensbereichen einem einzigen Prinzip, einem einzigen Gedanken untergeordnet. Es gibt, zumindest der Idee nach, keine ideologiefreie Zone, keine politikfreie Nische, keinen Ort, an dem die Dinge so bleiben können, wie sie immer waren, keine Insel, die von der Revolution verschont bliebe.

Es geht in diesem Kapitel noch nicht darum, dies alles zu kritisieren und die Folgen aufzuzeigen, die es für die Gesellschaft haben muss, wenn eine solche Ideologie als Selbstverständlichkeit verinnerlicht wird; noch sind wir bei einer abstrakten Bestandsaufnahme. Doch schon auf dieser abstrakten Ebene macht sich das eigentümlich totalitäre Aroma bemerkbar, das diese Metaideologie auch dann verströmt, wenn sie sich nicht in ihrer marxistischen, sondern in ihrer liberalen Spielart konkretisiert.

Fünftens impliziert die Vorherrschaft der Metaideologie eine a priori gesetzte Wahrheitsdefinition: Wenn die unhinterfragte Prämisse politischen Denkens die normative Bejahung einer Utopie ist, dann muss diese Utopie zumindest theoretisch auch realisierbar sein. Religiöse oder philosophische Positionen, die die Unvollkommenheit des Menschen betonen – etwa die christliche Erbsündenlehre –, ja sogar naturwissenschaftliche Erkenntnisse, die die Realisierbarkeit liberaler oder sozialistischer Utopien prinzipiell bestreiten, geraten nicht nur unter Rechtfertigungsdruck. Sie werden in dem Maße, wie die Metaideologie sich durchsetzt, aus dem Bereich des Diskutablen ausgegrenzt.

Man stempelt sie zu „Unwahrheiten“, nicht weil sie in einem empirischen Sinne unwahr wären, sondern weil Utopien, also Vorstellungen, wie die Welt sein soll, wenn sie zu Dogmen erhoben werden, a priori keine Tatsachenbehauptungen als wahr akzeptieren können, die sie ad absurdum führen. Ein Weltbild, das nicht empirisch, sondern normativ fundiert ist, kann höchstens zufällig und im Einzelfall mit empirischen Tatsachen korrespondieren; je dominanter dieses Weltbild gesellschaftlich wird, desto effektiver fungiert es als Filter, der unpassende Tatsachen aus der gesellschaftlich gültigen Wirklichkeitsbeschreibung ausblendet, und desto mehr gilt, dass Wahrheitansprüche nicht aus empirischer Beobachtung, sondern direkt aus der Ideologie abgeleitet werden. Die Verwechslung von Normen und Tatsachen, die ich in „Das Dschihadsystem“ als Wesensmerkmal linker Ideologie herausgearbeitet habe, ist nicht einfach ein logischer Fehlschluss. Sie ist die zwingende Konsequenz aus einem Weltbild, das die jeweils gegebene Wirklichkeit nur als Durchgangsstation zum irdischen Paradies auffassen kann.

Sechstens folgt aus dieser Wahrheitsdefinition eine Feinddefinition: Bereits das Wort „Fortschritt“, das im politischen Bereich ja nicht auf irgendwelche Veränderungen, sondern ausschließlich auf Egalisierungs-, Liberalisierungs- und Demokratisierungsprozesse angewendet wird, impliziert die Idee, dass die Geschichte eine immanente Richtung und ein Ziel kennt, d.h. es impliziert eine teleologische, wenn nicht gar deterministische Geschichtsauffassung. Wer dieser Geschichtsauffassung nicht folgt, ist, durch die Brille der Metaideologie betrachtet, ein „Reaktionär“, der „das Rad der Geschichte zurückdrehen“ will und die „Zeichen der Zeit nicht erkannt“ hat. Allein das bloße „zurück zu“ (einem früheren Zustand) steht im Verdacht des Unmoralischen, weil das Vergangene – allein schon, weil es eben vergangen ist – aus der Sicht dieser Ideologie das „historisch Widerlegte“, das durch den „Fortschritt“ (Egalisierung, Liberalisierung, Demokratisierung) überwundene Schlechte ist.

Wenn nun jemand zu diesem „Schlechten“ zurückkehren will, muss er ein schlechter Mensch sein, dem man nicht einmal gute Absichten zuzugestehen braucht; wenn er die „Wahrheit“, dass die Utopie realisierbar sei, „leugnet“, dann braucht man ihm vom Standpunkt der Metaideologie nicht einmal zuzugestehen, dass er sich einfach irren könnte; erst recht braucht man nicht der Vermutung nachzugehen, dass man womöglich selber im Irrtum sein könnte: Der Andersdenkende, der sich der gesellschaftlich akzeptierten Wahrheitsdefinition nicht beugt, ist einfach ein Lügner oder Psychopath, den man ohne Gewissensbisse unschädlich machen kann. Und dies auch – wohlgemerkt! – vom liberalen Standpunkt!

Womit auch geklärt sein dürfte, warum die meinungsbildenden Eliten sich weigern, Linksextremismus mit derselben Elle zu messen wie Rechtsextremismus, warum man konservative Patrioten schon gewohnheitsmäßig in die Nähe des Rechtsextremismus rückt, und warum der Begriff „Fundamentalismus“, womit in aller Regel ein konservatives Christentum gemeint ist, fast schon so pejorativ verwendet wird wie der des „Faschismus“: Linksextreme Positionen stehen auf dem Boden der Metaideologie, konservative nicht. Letztere sind daher aus der Sicht der Metaideologie per se „extremistisch“, selbst wenn sie ohne Weiteres verfassungskonform sind: Nicht die demokratische Verfassung ist hier der Maßstab, sondern die Bejahung des Utopismus.

Siebtens impliziert dieser Utopismus ein Menschenbild, wonach nur solche menschlichen Eigenschaften als gesund und normal zu gelten haben, die mit der jeweiligen Utopie kompatibel sind.

Dieses Menschenbild bedeutet im Umkehrschluss, dass Menschen, mit denen die Utopie nicht zu verwirklichen ist, weil sie an ihren vertrauten Bindungen, Werten und Lebenswelten festhalten und sich gegen deren politisch induzierte Veränderung wehren, nicht nur im Irrtum befangen, reaktionär und böse sind, sondern obendrein Psychopathen. Es spricht Bände, welch erstaunliche Karriere das Wort „Phobie“ gemacht hat, das in früheren Zeiten nur auf krankhafte Angstzustände angewendet wurde, heute aber auf so merkwürdige „Krankheiten“ wie Homophobie, Xenophobie und Islamophobie.

In „Das Dschihadsystem“ schrieb ich: „An sich handelt es sich [bei dem Wort „Phobie“] um einen psychiatrischen Fachbegriff, dessen Verwendung in sozialwissenschaftlichen Zusammenhängen sich schon deshalb verbietet, weil Sozialwissenschaftler gar nicht kompetent sind zu beurteilen, ob die Abneigung gegen eine Personengruppe auf einer Phobie beruht oder nicht. Wenn Soziologen4 diesen Ausdruck trotzdem benutzen können, ohne sich zumindest fachintern Kritik einzuhandeln, so ist bereits dieser Umstand ein starkes Indiz für die Wirksamkeit ideologisch motivierter Vor-Urteile bis ins wissenschaftliche Vokabular hinein.“

Im Lichte der bisherigen Überlegungen müssen wir diesen Befund noch verschärfen: Wir haben es nicht einfach mit menschlicher Unzulänglichkeit zu tun, die es auch unter Wissenschaftlern gibt, und aufgrund derer unhinterfragte ideologische Vorurteile sich verfälschend in einen Forschungsprozess einschleichen, der ansonsten durchaus integer ist. Vielmehr geht das Menschenbild der Metaideologie bereits als Prämisse in die sozialwissenschaftliche Arbeit ein. Es bedarf dann gar keiner psychiatrischen Expertise mehr, um zu entscheiden, ob eine „Phobie“ vorliegt: Die Metaideologie selbst liefert den „psychiatrischen“ Befund. Die Logik, aufgrund derer ideologisch nonkonforme Menschen zu Geisteskranken erklärt werden, die unter einer „Phobie“ leiden, ist dieselbe, aufgrund derer in der Sowjetunion Dissidenten in psychiatrische Anstalten eingewiesen wurden.

Dies impliziert auch, dass nicht die Bedürfnisse der tatsächlich lebenden Menschen Anspruch auf soziale Berücksichtigung erheben können, sondern lediglich die Bedürfnisse eines gedachten „neuen Menschen“, der sich dadurch auszeichnet, utopiekompatibel zu sein. „Humanität“ besteht unter diesen Prämissen darin, den empirischen Menschen zum utopischen umzuerziehen.

Wie aber nennt man eine Ideologie, die darauf hinausläuft, gestützt auf ein utopisches Ideal und mit dem Anspruch auf das Monopol absoluter Wahrheit alle Lebensbereiche zu durchdringen und gegebenenfalls umzuwälzen, und dies weltweit; die den Gang der Geschichte zu durchschauen beansprucht, ihre Kritiker als böse im moralischen und krank im medizinischen Sinne diffamiert und die Umerziehung der Menschheit propagiert?

Man nennt eine solche Ideologie: totalitär.

Da sie ihr Deutungsmonopol durchgesetzt hat und kaum noch angefochten wird, jedenfalls nicht im „seriösen“ Diskurs, bleibt uns der beunruhigende Befund nicht erspart, dass die meisten Menschen in unserer Gesellschaft (also wahrscheinlich auch Sie) ohne es zu wollen Anhänger einer totalitären Ideologie sind.

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1Karl Marx, Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, MEW 1, S. 385.

2Es entbehrt allerdings nicht einer gewissen Ironie, dass die Marxisten, nachdem sie an die Macht gekommen waren, sich ihrerseits als unfähig erwiesen, den totalitären Herrschaftscharakter des von ihnen selbst konstruierten sozialen Zusammenhangs zu durchschauen und angemessen zu kritisieren. Ausnahmen bestätigen lediglich die Regel.

3Manfred Kleine-Hartlage, Das Dschihadsystem. Wie der Islam funktioniert, Gräfelfing 2010

4vgl. z.B. die Verwendung der Begriffe „Islamophobie“ und „Homophobie“ bei Wilhelm Heitmeyer, Deutsche Zustände. Folge 6, Frankfurt/M. 2007

Mit der Dominanz des Gegensatzes von Liberalismus und Sozialismus wurden alle Prämissen, über die zwischen diesen Strömungen kein Dissens bestand, zu Selbstverständlichkeiten. Geistesgeschichtlich betrachtet, sind Liberalismus und Sozialismus bzw. Marxismus keineswegs die unversöhnlichen Gegenspieler, als die sie während des Kalten Krieges aufgetreten sind. Marx hat den Liberalismus und das von diesem favorisierte kapitalistische System ja nicht etwa von einem konservativen (in seiner Terminologie: reaktionären) Standpunkt kritisiert, sondern von einem revolutionären. Er sah durchaus, dass das Bürgertum selbst eine revolutionäre Klasse, sein Liberalismus eine revolutionäre Ideologie, sein Kapitalismus ein revolutionäres System war, das die Menschen aus ihren vertrauten Bindungen riss, hergebrachte Gemeinschaften zerstörte, die Religion in die Krise stürzte, die Gesellschaft atomisierte, und dies im Weltmaßstab. Was wir heute „Globalisierung“ nennen, ist von Marx bereits vor hundertsechzig Jahren gedanklich vorweggenommen und bis zur letzten Konsequenz durchdacht worden.

Ein Interview

Zu den neuen Erfahrungen, die man macht, wenn man ein Buch veröffentlicht hat, gehört, dass man interviewt wird – und dabei merkt, dass Reden viel schwerer ist als Schreiben.

Felix Struening von buchtest.de, der dort demnächst eine Rezension von „Das Dschihadsystem“ veröffentlichen wird, hat mich für das Politmagazin „Citizen Times“ interviewt. Ihr findet das Interview hier.

Es kommt: „Das Dschihadsystem“

Ich habe es ja schon lange angekündigt, aber jetzt steht der Termin fest: Mein Buch

„Das Dschihadsystem. Wie der Islam funktioniert“

wird in der 27. Kalenderwoche (5.-9. Juli) im Resch Verlag erscheinen, knapp 300 Seiten umfassen und 19,90 € kosten. Sobald Vorbestellungen möglich sind, erfahrt Ihr Näheres – das heißt, ich werde mich und mein Buch dann ausführlich selbst loben.  😉

Geschützt: Der medinensische Koran: eine Themenanalyse

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Ein Dialog der Kulturen

Das unübersichtliche Layout dieses Beitrags bitte ich zu entschuldigen; WordPress hat große Probleme, Kopien aus Fremdformaten zu verarbeiten – ich habe es irgendwann aufgegeben. Lesenswert ist er, so glaube ich, trotzdem. 

Während der diesjährigen vatikanischen Ostermesse taufte der Papst den ägyptischstämmigen Muslim Magdi Allam, den stellvertetenden Chefredakteur des Corriere della Sera. In dem Forum www.politikcity.de, laut Eigenwerbung das größte türkische Politikforum Europas, entspann sich daraufhin folgende Debatte (http://www.politikcity.de/forum/showthread.php?t=23696&highlight=Magdi):

#1 Rania: http://www.wienerzeitung.at/DesktopD…wzo&cob=335634Als ich mir das durchlas, dachte ich mir: Ooookay….
Überhaupt dachte er bestimmt: „Oh, ich gehöre jetzt zu euch Westlern!“.
Was für eine Pappnase. keiner kann mir sagen er machte dies aus religiösen Überzeugungen. Er will einfach nicht zu uns Muselmänner/frauen gehören.
  

 

#2 Carlito:

 

Seine Motive mal bei Seite, ich finde es OK das er konvertiert ist. Jeder Mensch soll für sich selbst entscheiden, was für ihn das beste ist. Über zu wenig zuwachs aus dem christlichen Raum braucht sich die islamische Welt keine gedanken machen. Wir müssen den Katholiken auch mal was gönnen.

  

 

#3 Rania:

 

Da hast du ja recht. Aber seine Motive zum Wechsel stören mich halt. 

 

#4 Carlito:

 

Bei dem Druck der aufgebaut wurde, Seitens bestimmter Kräfte um ihre Taten zu legitimieren, ist es sogar echt verwunderlich das so wenige „umgefallen“ sind. Man verbucht sogar riesige zuwächse in der islamischen Welt.Ich hatte auch kaum etwas mit Religion am Hut gehabt. Das hat sich dank den USA geändert! 

 

#5 fuzzi:

 

Ich glaube nicht, dass er jemals wirklich Muslim gewesen ist.Für’s Muslimsein reicht es nicht aus, wenn beide Elternteile Muslime sind, da gehört schon mehr dazu.Islamisch ist er mit Sicherheit nicht erzogen worden.
Er scheint schon immer eine Abneigung gegenüber dem Islam gehabt zu haben.Jemand mit Iman schmeisst nichts so leicht aus der Bahn.
Es ist auch nicht anders mit Menschen, die später Muslime werden – sie waren niemals wirklich „echte“ Christen, Juden o.a., sie fühlten sich nicht durch die Religion ihrer Eltern angesprochen, sie hatten eher Ressentiments gegenüber dieser.
Soll doch jeder nach seiner Facon glücklich werden, ohne das andere, das die anderen glücklich macht, schlecht zu machen. 

 

#6 Der Schakal [Zusatz: Revival of the Ummah]:

 

Drohungen sind sowieso überflüssig. Direkt den Kopf abschlagen ist viel effektiver. (…) 

 

 

#8 N-Track:

 

Nur weil seine Frau Katholikin ist oh mein gott, was für ein beschissener Grund, außerdem hat er ja die italienische Staatsangehörigkeit angenommen, da wollte er noch einen drauf legen 

 

#9 meric: 

[Zitat Der Schakal #6: „Drohungen sind sowieso überflüssig. Direkt den Kopf abschlagen ist viel effektiver.“]  Du meinst so wie bei uns Moslems üblich?   (…) 

 

#11 Der Schakal:

 

[Zitat meric #9: „Du meinst so wie bei uns Moslems üblich?“] Ist es ja nicht wie du siehst.  (…)   

Bisher ist das Alles nicht überraschend: weder das beleidigte Selbstmitleid (Er will nicht zu uns gehören, die Pappnase), noch die absurden Vermutungen über seine „wahren“ Motive, auch nicht die rückwirkende Takfir („Ich glaube nicht, dass er jemals wirklich Muslim gewesen ist). Und die Mordphantasie in #6 ist da nur noch das Sahnehäubchen. Andererseits sollte man so fair sein zuzugestehen, dass der, der sich unter Gleichgesinnten fühlt, nicht damit rechnet, dass seine Worte auf die Goldwaage gelegt werden. Der schreibt eben, was ihm gerade durch den Kopf geht und macht sich keine Gedanken darüber, wie das bei Andersdenkenden ankommt. Meine Güte, was bei uns in der islamkritischen Blogosphäre so geschrieben wird, ist auch nicht immer kirchentagstauglich. Eher ist doch interessant, wie jemand reagiert, wenn er mit der Gegenposition konfrontiert wird. Ich hatte mir zwar fest vorgenommen, nicht zu kommentieren, nur zu lesen. Aber wie das mit den guten Vorsätzen so ist…

  

#13 Manfred:

 

[Zitat N-Track #8: Nur weil seine Frau Katholikin ist oh mein gott, was für ein beschissener Grund] Du glaubst, wer eine Katholikin heiraten will, müsse konvertieren? Da muss ich Dich enttäuschen: Die Regel, dass eine Angehörige der eigenen Religion keinen „Ungläubigen“ heiraten dürfe, gibt es nur im Islam (ebenso wie den Ausdruck „Ungläubige“. Diese Regel dient – in Verbindung mit der zweiten Regel, dass ein Muslim sehr wohl eine Christin, Jüdin oder was auch immer heiraten darf – der demographischen Bekämpfung fremder Religionen und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass es in den Kerngebieten des Islam heute praktisch keine Christen mehr gibt.) Im Christentum gibt es sie nicht.Es gibt wesentlich einfachere und plausiblere Gründe, warum Magdi Allam zum Katholizismus konvertiert sein könnte. Vielleicht hat er sich gesagt: „Wenn ich ohnehin schon unter Polizeischutz leben muss, um nicht den ‚Anstrengungen‘ zum Opfer zu fallen, die gewisse Leute ‚auf dem Wege Allahs‘ unternehmen, und wenn ich ohnehin davon ausgehen muss, dass irgendwo eine Fatwa existiert, die mich zum ‚Ungläubigen‘ erklärt, dann kann ich auch gleich konvertieren.“  

 

#14 Der Schakal:

 

[zitiert #13] Ich wäre fast vor lachen gestorben. Das Katholiken nicht mal Evangelikale heiraten durften scheint dir entgangen zu sein.  

 

#15 Manfred:  Jetzt ist es an mir, vor Lachen zu sterben. Ich bin selber Protestant und mit einer Katholikin verheiratet. Einzige Bedingung ist, dass AUCH ein katholischer Priester die Ehe gesegnet haben muss, damit sie von der katholischen Kirche anerkannt wird. Bei uns war es ein ökumenischer Traugottesdienst mit je einem Pfarrer von jeder Seite; bei interreligiösen Hochzeiten ist es auch möglich und üblich, zwei Trauungen vorzunehmen, für jede Religion einmal. (…) 

 

 

#17 Pehlivan:

 

[zitiert #15] Hallo Manfred.Du bist scheinbar Christ der nicht nur so bezeichnet wird sondern auch praktiziert, hast also ein bisschen Ahnung vom Christentum.Vom Protestantischen wohl.Ich weiss jetzt nicht ganz genau wieviele Christentümer es gibt, weil im laufe der Zeit ja einige neue dazuerfunden wurden oder so aehnlich.
Ich habe aber eine Frage die mich schon immer interessiert hat:
Stimmt es, das „die Christen“ daran glauben, dass Gott persönlich mit Maria in einer Scheune geschlafen hat, obwohl die schon mit Josef verheiratet war?  

Ich wusste gar nicht, dass diese frühislamischen Ammenmärchen unter Muslimen selbst heute noch im Umlauf sind. Allerdings hat Pehlivan ganz höflich gefragt, und die Frage war offenbar nicht polemisch gemeint; er möchte es wirklich wissen. Da bekommt er selbstverständlich eine vernünftige Antwort. Vorher sind aber noch Andere am Zuge: 

#18 Harodim: Hallo Pehlivan,darf ich mal dazwischenfragen? [zitiert #17] Hat Dir diesen Quatsch jemand erzählt, der sich zu Christus bekennt?Gruß Harodim  

 

#19 Pehlivan:

 

[zitiert #18] Das hat mir damals so oder so aehnlich mein Religionslehrer erklaert.Das war aber evangelischer Religionsunterricht. (…) 

 

 

#23 Pehlivan:  

(…)

 

Gott ist also der nicht-biologische VAter von JEsus, hat also nicht mit MAria geschlafen.ISt aber der Vater von JEsus.HAt Josef mit MAria geschlafen?
ISt Josef der biologische Vater von JEsus?
  

 

#26 Flagellum Dei:  [Zitat Manfred #13: „Die Regel, dass eine Angehörige der eigenen Religion keinen „Ungläubigen“ heiraten dürfe, gibt es nur im Islam (ebenso wie den Ausdruck „Ungläubige“.“] schon mal von „Gojim“ gehört (im Talmud auch gerne mal als „Vieh“ und „Nicht-Menschen“ bezeichnet)?
oder von der Tatsache, dass orthodoxe Rabbiner ihren Schäfchen noch nicht einmal die Heirat mit weltlichen (und viele selbst nicht mit reformierten´(!)) Juden erlauben, scheint dir entgangen zu sein;
Im übrigen kann man den Koran ja für vieles verantwortlich machen, aber ein eindeutiges Heirats-VERbot für Frauen steht da nicht drin, lediglich eine ausdrückliche Erlaubnis an maskuline Adressaten; dass es im Gegenzug für Frauen verboten sein soll, ist eine sekundäre , indirekte Schlussfolgerung, die „Gelehrte“ erst später hinzuinterpretiert haben , und dadurch erst in die Shaia Eingang fand;
Es gibt auch genug Leute, die die Position vertreten, dass man die genau entgegengesetzte Analogie schliessen kann;
so hat , eines der lustigeren Beispiele, auch die Ex-Verlobte vom Agca, Rabia Özden Kazan vor kurzem einen italienischen (gebürtigen) Katholiken geehelicht , der weltanschaulich zudem ein Kommunist ist…  (…)   

#29 fuzzi:

 

(…)

 

Einem Muslim, egal ob männlich oder weiblich, ist es nur verboten eine/n Ungläubige/n zu heiraten – die Ehe zwischen Muslimen mit Angehörigen der Schrift, also Juden oder Christen, oder anderen Monotheisten, ist es nicht.  (…) 

Was ist denn das für eine selbstgebackene Küchenscharia? Es ist ja schön, dass sie es so sieht, und man kann, wenn man will, den Koran tatsächlich so auslegen – allerdings nur, wenn man Christen und Juden nicht unter die „Ungläubigen“ rechnet. Kann man machen; man hat dann nur 95 % aller Muslime, eine Reihe von anderslautenden Koranversen und anderthalb Jahrtausende Auslegungstradition gegen sich. Nun aber zu Pehlivans Frage:  

#33 Manfred:

 

[Zitat Pehlivan #23] Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein christlicher Religionslehrer – oder überhaupt irgendjemand, der etwas vom Christentum versteht – Dir erzählt haben soll, dass Gott physisch mit Maria geschlafen habe. Die Vorstellung, dass Gott Sex haben könnte, stammt aus einer heidnischen Gedankenwelt und ist für Juden, Christen und Muslime gleichermaßen unerträglich und blasphemisch.Im Christentum jedenfalls hat es diese Vorstellung niemals gegeben, auch nicht in früheren Entwicklungsphasen, und auch nicht etwa als exotische Sondermeinung irgendeiner bizarren Sekte. Dass Josef der biologische Vater von Jesus gewesen sei, wird zwar von Atheisten vermutet, ist aber gerade kein christlicher Glaube. Das Wunder der Jungfrauengeburt liegt ja genau darin, dass es eben eine Jungfrauengeburt war.Warum sprechen dann Christen von Jesus als dem Sohn Gottes? Ich bin kein Theologe, und die christliche Theologie ist ziemlich komplex, aber ich versuche, die Grundgedanken in ein paar Zeilen zusammenzufassen:Die Bezeichnung Jesu als „Sohn Gottes“ geht auf eine altjüdische Vorstellung zurück, nämlich auf die Bibelstelle, wo Gott zu König David sagt: „Du bist mein Sohn, heute habe ich Dich gezeugt.“ (Psalm 2,7) Die Betonung liegt auf dem Wort heute. Das bedeutet, dass Gott ihn hier und jetzt als „Sohn“ akzeptiert (analog zu einer Adoption, nicht zu einer physischen Zeugung), und das Wort „Sohn“ bedeutet, dass sich die göttliche Mission des Volkes Israel in dessen Herrscher, also König David, verkörpert. Schon zu dieser Zeit also – viele Jahrhunderte vor Christus – verstanden die Juden die Bezeichnung „Sohn Gottes“ in einem rein metaphorischen, vergeistigten Sinn.Dass der von den Juden erwartete Messias, also der „neue David“, in diesem Sinne (und eben nur in diesem Sinne!) der „Sohn Gottes“ sein würde, war für die Juden zur Zeit Jesu eine Selbstverständlichkeit, und das frühe Christentum, das damals noch eine jüdische Sekte war, knüpfte an diesem Verständnis an, wenn es Jesus den Messias und Sohn Gottes nannte.Allerdings gingen die Christen über diese traditionell jüdische Idee noch deutlich hinaus – das war einer der Gründe, warum die Kirche sich schließlich von der Synagoge trennen musste:Monotheismus war in der antiken Philosophie durchaus in Mode, aber es war ein reiner Philosophen-Monotheismus, nämlich die rational erschließbare Idee, dass es einen göttlichen Weltschöpfer geben müsse. Ein bloßer Schöpfergott aber würde der von ihm geschaffenen Welt und insbesondere den in ihr lebenden und leidenden Menschen ziemlich gleichgültig gegenüberstehen. Dem setzte das Christentum die Idee entgegen, dass Gott die Menschen liebt, und das das nicht etwas ist, was er zwar tut, aber auch lassen könnte, sondern dass die Liebe zu den Menschen zu seinem Wesen gehört.Diese Idee war philosophisch nicht mehr erschließbar. Es bedurfte aber auch keiner Philosophie, weil die Liebe Gottes und seine Solidarität mit dem leidenden Menschen sich in Christus, seinem Leben und seinem Tod am Kreuz verkörpert hatte. Vater und Sohn sind miteinander identisch. Deswegen schon schlägt die Vorstellung einer physischen Zeugung dem theologischen Grundgedanken des Christentums ins Gesicht.(Warum trotzdem von zwei Personen die Rede ist, lässt sich vielleicht anhand einer Analogie klarer machen: Wenn von Christus als dem „Sohn“ gesprochen wird, so ist damit ungefähr dasselbe gemeint, wie wenn ein Vater von seinem Kind als von „meinem eigenem Fleisch und Blut“ spricht: Vater und Sohn sind zwei Personen, die aber auf einer höheren Ebene miteinander identisch sind.) (…)

 

 

 

#37 Manfred:  [Zitat Flagellum Dei #26: „schon mal von „Gojim“ gehört (im Talmud auch gerne mal als „Vieh“ und „Nicht-Menschen“ bezeichnet)?
oder von der Tatsache, dass orthodoxe Rabbiner ihren Schäfchen noch nicht einmal die Heirat mit weltlichen (und viele selbst nicht mit reformierten´(!)) Juden erlauben, scheint dir entgangen zu sein;
Im übrigen kann man den Koran ja für vieles verantwortlich machen, aber ein eindeutiges Heirats-VERbot für Frauen steht da nicht drin, lediglich eine ausdrückliche Erlaubnis an maskuline Adressaten; dass es im Gegenzug für Frauen verboten sein soll, ist eine sekundäre , indirekte Schlussfolgerung, die „Gelehrte“ erst später hinzuinterpretiert haben , und dadurch erst in die Shaia Eingang fand;
Es gibt auch genug Leute, die die Position vertreten, dass man die genau entgegengesetzte Analogie schliessen kann;…“]
 Zum letzteren: Dass die traditionelle Position der Sharia in diesem Punkt heute nicht mehr unangefochten ist, ist mir klar; ebenso, dass man den Koran mit ein wenig exegetischer Phantasie (und viel Mut) auch anders auslegen kann, als es traditionell geschieht. Das ändert aber nichts an der faktischen Wirksamkeit dieser Tradition: Geh durch die Straßen von Berlin, und schau Dir die deutsch-türkischen Pärchen an: Unter hundert ist vielleicht ein einziges – wenn überhaupt -, bei dem er Deutscher und sie Türkin ist.Und was den Talmud betrifft: Es ist zutreffend, dass die jüdischen Regeln den islamischen entsprechen (mit dem Unterschied, dass jüdisch-orthodoxe Männer ebenso davon betroffen sind). Dazu aber zwei Anmerkungen:
Erstens: Das Judentum stellt einen völlig anderen religiösen Kontext dar als der Islam. Der Islam hat mit dem Christentum gemeinsam, dass er universalistisch ist, und genau das macht den Unterschied zum Judentum aus: Es gibt in der jüdischen Religion kein Äquivalent zum christlichen Missionsbefehl, und auch kein Äquivalent zum koranischen Gebot, die „Ungläubigen“ zu unterwerfen. Es basiert auf der Vorstellung des Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel und der besonderen Verantwortung des jüdischen Volkes für die Welt. Daraus resultiert die Notwendigkeit, dieses Volk als solches zu erhalten; und daher diese Regeln. Sie sind defensiv.Zweitens: Historiker haben sich immer gewundert, warum das Christentum sich in seinen früheren orientalischen Kerngebieten innerhalb weniger Jahrhunderte nahezu aufgelöst hat, während das Judentum sich ziemlich gut gehalten hat – jedenfalls bis zur gewaltsamen Vertreibung der Juden Ende der vierziger Jahre nach Gründung des Staates Israel. Der Grund liegt darin, dass die genannten islamischen Heiratsregeln mit mathematischer Zwangsläufigkeit zum Verschwinden jeder anderen Religion führen, die diese Regeln selbst nicht anwendet (also des Christentums im Gegensatz zum Judentum) – und dabei hätte es noch nicht einmal der zahllosen Diskriminierungs- und Unterdrückungsmaßnahmen bedurft, mit denen der politisch herrschende Islam „keinen Zwang in der Religion“ ausübte.  (…) 

 

 

#40 Der Schakal: Es stimmt das ein Moslem eine Jüdin und/oder eine Christin heiraten darf, eine Muslima aber nur einen Moslem. Die Meinung in diesem Punkt ist in allen rechtschulen die selbe. [Zitat Manfred #37: „Historiker haben sich immer gewundert…“]

 

 

Das die Menschen bewusst konvertieren scheint den Historikern wohl nicht in den Sinn gekommen zu sein. Und warum haben sich die christlichen Gruppierungen in den arabischen Ländern gehalten? 10% Kopten. Immernoch.  

 

#41 Harodim: Zur Spekulation über die Motivation des „komischen Vogels“…  Zitat: „Ich weiß, gegen was ich antrete“Der stellvertretende Chefredakteur des „Corriere della Sera“ über seinen Übertritt zum Christentum“Sehr geehrter Herr Chefredakteur, was ich Ihnen nun berichte, betrifft eine persönliche Entscheidung für meinen Glauben und mein Leben, die in keiner Hinsicht den „Corriere della Sera“ berühren soll, bei dem es mir eine Ehre ist, seit 2003 die Position des stellvertretenden Chefredakteurs innezuhaben. Ich schreibe Ihnen über ein Ereignis, dessen Protagonist ich als privater Bürger bin. Gestern Abend bin ich zum christlichen katholischen Glauben übergetreten und habe meinen bisherigen islamischen Glauben abgelegt. So hat, Gott sei Dank, eine lange Zeit des Bedenkens zu einem guten Ende geführt, eine Zeit, die ich mit Freude und Leiden erlebt habe, zwischen intimer und tiefer Reflektion und bewusster und deutlicher Äußerung. Besonders dankbar bin ich Papst Benedikt XVI., der mir die Sakramente erteilt hat, um Christ zu werden, Taufe, Firmung und Eucharistie, im Petersdom während der Ostermesse. Ich habe den schlichtesten und vielsagendsten Namen angenommen, den ein Christ haben kann: Cristiano.Seit gestern heiße ich also „Magdi Cristiano Allam“. Für mich ist es der schönste Tag meines Lebens. Das Geschenk des Glaubens anzunehmen aus der Hand des Heiligen Vaters, im Gedanken an die Auferstehung Christi, ist für einen Gläubigen ein unvergleichliches und kaum einzuschätzendes Privileg. In den nunmehr fast 56 Jahren meines bescheidenen Lebens ist es ein historisches Ereignis, außergewöhnlich und unvergesslich, eine radikale und entschiedene Abkehr von der Vergangenheit. Das Wunder der Auferstehung Christi hat sich in meiner Seele widergespiegelt. Es hat sie befreit von dem Dunkel einer Predigt des Hasses und der Intoleranz gegenüber dem „Anderen“, die unkritisch jenen „Feind“ verurteilt. Das Wunder der Auferstehung hat mich zur Liebe und dem Respekt gegenüber dem „Nächsten“ geführt, der immer auch „Person“ ist. So hat sich mein Geist befreit vom Dunkel einer Ideologie, die Lüge und Heuchelei legitimiert, den gewaltsamen Tod, der zu Mord und Selbstmord verführt, die blinde Unterwerfung und die Tyrannei, und ich konnte der authentischen Religion der Wahrheit, des Lebens und der Freiheit beitreten. An meinem ersten Ostern als Christ habe ich nicht nur Jesus Christus entdeckt, ich habe zum ersten Mal den wahren und einzigen Gott entdeckt, den Gott des Glaubens und der Vernunft.Seit fünf Jahren PersonenschutzMeine Konversion zum Katholizismus ist die Landung nach einer schrittweisen und profunden Meditation, der ich mich nicht entziehen konnte angesichts der Tatsache, dass ich seit fünf Jahren ein abgeschottetes Leben führe. Ich lebe mit ständiger Überwachung in meinem Haus und einer Eskorte von Carabinieri, die mich begleitet, sobald ich die Haustür verlasse. Grund sind die Drohungen und Todesurteile, die Extremisten und islamistische Terroristen in Italien und aus dem Ausland über mich verhängt haben. Ich musste mich mit jenen befassen, die öffentlich Fatwas gegen mich ausgesprochen haben, mit einer juristischen Rechtsprechung des Islam, die mich denunzierte, mich, der ich Moslem war, als „Feind des Islam“ bezeichnete, als „Heuchler, weil er ein koptischer Christ ist, der vorgibt, ein Moslem zu sein, um den Islam zu beschädigen“ – auf solche Art wurden meine Todesurteile legitimiert. Ich habe mich gefragt, wie es möglich sein kann, dass jemand, der sich wie ich überzeugt und unermüdlich für einen „moderaten Islam“ eingesetzt hat, der es dafür auf sich nahm, sich persönlich der Denunzierung auszusetzen, dass jemand wie ich dafür zum Tode verurteilt werden kann im Namen des Islam und auf der Basis eine Legitimation durch den Koran. Ich musste zur Kenntnis nehmen, dass, jenseits des Umstandes, dass weltweit Extremisten und islamische Terroristen Oberhand gewinnen, die Wurzel des Übels in einem Islam verwurzelt ist, der physisch zerstörerisch und historisch konfliktbeladen ist.
Gleichzeitig hat mich das Schicksal auf Menschen treffen lassen, praktizierende Katholiken, die, mit der Kraft ihres Bekenntnisses und ihrer Freundschaft, mir mehr und mehr Bezugspunkt einer sicheren Wahrheit und zuverlässiger Werte wurden. … Ohne Zweifel die wichtigste Begegnung für meine Entscheidung war das Treffen mit Papst Benedikt XVI., den ich schon als Moslem bewundert und verteidigt habe für sein Geschick, ein unauflösbares Band zwischen Glauben und Vernunft zu knüpfen als Fundament einer authentischen Religion der menschlichen Gesellschaft. Und dem ich als Christ folge, um mich für die Mission zu inspirieren, die Gott mir auferlegt hat.
Entscheidung und DrohungenSehr geehrter Herr Chefredakteur, Sie haben mich gefragt, ob ich nicht um mein Leben fürchte in dem Bewusstsein, dass der Übertritt zum christlichen Glauben mir mit Sicherheit eine erneute, wahrscheinlich noch heftigere Todesdrohung wegen des Abfalls vom Glauben einbringen wird. Sie haben absolut recht. Ich weiß, gegen was ich antrete, aber ich erwarte mein Schicksal erhobenen Hauptes, mit geradem Rücken und mit der inneren Zuversicht dessen, der die Sicherheit des eigenen Glaubens hat. Dessen bin ich mir einmal mehr sicher nach der historischen und couragierten Geste des Papstes, der seit dem ersten Moment, als er von meinem Wunsch hörte, sofort einwilligte, mir persönlich die Sakramente des Glaubens zu spenden. Seine Heiligkeit hat einer Kirche ein explizites und revolutionäres Zeichen gesetzt, die dem Übertritt von Muslimen bisher noch zu zögerlich gegenübersteht, die sich der Missionierung in Ländern mit muslimischer Mehrheit enthält und über die Realität von Konvertiten in christlichen Ländern schweigt. Aus Angst. Aus Angst, die Konvertiten nicht schützen zu können vor den Todesurteilen und der Angst vor Repressionen gegenüber den christlichen Bewohnern muslimischer Länder. Und nun also die Aussage von Papst Benedikt XVI. heute, der sagt, wer die Angst besiegen wollte, dürfe nicht die geringste Furcht haben, die Wahrheit von Jesus auch gegenüber Muslimen zu bekräftigen.Schluss mit der GewaltWenn es nach mir geht, ist es Zeit, der Willkür und der Gewalt der Muslime ein Ende zu setzen, die die Freiheit des Glaubens nicht respektieren. In Italien leben Tausende Menschen, die vom Islam zum Christentum übergetreten sind, in Frieden. Aber es gibt auch Tausende, die ihre neuen, christlichen Glauben verheimlichen müssen aus Angst, von islamischen Extremisten getötet zu werden, die sich unter ihnen einnisten. Von solchen „Fällen“ handelte mein erster Artikel für den „Corriere della Sera“ am 3. September 2003. Die Überschrift lautete: „Die neuen Katakomben der islamischen Konvertiten.“ Es war eine Umfrage unter Neuchristen, die sich in Italien spirituell wie menschlich alleingelassen fühlten von staatlichen Institutionen, die ihnen keine Sicherheit boten, und der Kirche, die dazu schwieg. So erhoffe ich mir, dass das historische Zeichen des Papstes und mein Bekenntnis jetzt zu der Überzeugung führen, dass der Moment gekommen ist, aus dem Dunkel der Katakomben zu treten und öffentlich den Wunsch zu bekennen, vollständig man selbst zu sein. Wenn wir hier in Italien nicht in der Lage sind, hier, in der Wiege des Katholizismus, bei uns zu Hause, allen die volle Religionsfreiheit zu garantieren, wie werden wir je glaubwürdig sein, wenn wir die Verletzung eben jener Freiheit anderswo in der Welt anprangern? Ich bete zu Gott, dass dieses besondere Ostern all jenen Gläubigen Christen die Auferstehung des Geistes schenke, die bis heute durch die Angst unterdrückt sind.“Aus dem Italienischen von Uta Keseling

 Möge der Herr ihm die Probe des Martyriums nicht auferlegen.  
 

 

 

 

#42 Manfred: Dass es zu massenhaften Konversionen zum Islam gekommen ist, habe ich nicht bestritten. Die Frage ist: Warum? Der Historiker Egon Flaig schreibt:„Die Unterworfenen durften keine Waffen tragen, sie waren wehrunfähig, somit keine vollwertigen Männer; ihre Schuhe und ihre Kleider mussten speziell geschnitten sein, um sie kenntlich und lächerlich zu machen; Christen und Juden mussten besondere Farbmerkmale tragen (aus dieser Diskriminierung entstand der Judenstern). Ihre Häuser mussten niedriger sein, ihre Türschwellen abgesenkt. Sie durften nicht auf Pferden reiten, sondern nur auf Eseln, damit sie ständig an ihre Erniedrigung erinnert wurden. Sie zahlten einen besonderen Tribut (Jizya), den sie persönlich entrichten mussten, wobei sie einen Schlag an den Kopf erhielten. Sie mussten vor Muslimen den Kopf senken und auf der linken Seite gehen. Sie mussten sich von Moslems schlagen lassen ohne sich wehren zu dürfen; schlug ein Dhimmi zurück, dann wurde ihm die Hand abgehackt oder er wurde hingerichtet. Die Zeugenaussage eines Dhimmi galt nicht gegen Moslems. Moslems brauchten für Vergehen an einem Dhimmi nur halbe Strafe zu tragen; und wegen eines Dhimmi konnten sie nie hingerichtet werden; umgekehrt waren grausamste Hinrichtungsarten überwiegend den Dhimmi vorbehalten (Verbrennen, Häuten).“
http://moritz-medien.de/75+M55418d298be.html
Dass es unter solchen Umständen zu Massenkonversionen gekommen ist, kann ich beim besten Willen nicht als Argument für die theologische Überzeugungskraft des Islam ansehen, schon gar nicht für seine Toleranz.
Nun könnte man sagen, das alles sei ja lange her (richtig) und habe nichts mit dem Islam zu tun, sondern mit den Zeitumständen – im Mittelalter ging man eben robuster zur Sache, auch in Europa. Also Schwamm drüber.
Ich wäre der Erste, der dieses Argument akzeptieren würde, wenn uns nicht heute über die Lage der von Dir ausdrücklich angeführten koptischen Christen Nachrichten wie diese erreichen würden: „Die Eltern der 15-jährigen koptischen Christin Demiana Makram Hanna sind völlig verzweifelt. Islamisten entführten ihre Tochter im Juli 2006. Als Lösegeld sollen sie umgerechnet 4500 Franken zahlen. Eine enorme Summe für die Familie, denn viele Christen in Ägypten kämpfen mit Existenzproblemen. Nach einer Zeit der Ungewissheit und der Tränen schöpfen sie neue Hoffnung. Sie können das Geld auftreiben.
Vier Mitarbeiter der Kirche sollen die junge Frau aus ihrem Horror befreien. Doch als sie das Lösegeld übergeben wollten, wurden sie verhaftet. Demiana befindet sich bis heute in der Hand der islamistischen Entführer.
Es ist ein Teil des „Heiligen Krieges“ der Islamisten in Ägypten, junge christlich-koptische Frauen zu entführen. Sie werden vergewaltigt und gegen ihren Willen zwangsverheiratet. Bisher hat der ägyptische Staat die islamistischen Entführer häufig gedeckt und kein einziges dieser menschenverachtenden Verbrechen aufgeklärt. Das Schicksal von Demiana steht stellvertretend für viele andere entführte christliche Frauen. Im Juli 2006 verschwindet die 15-jährige Demiana aus El-Fayoum bei Kairo. Die Eltern fragen wiederholt nach dem Verbleib ihrer Tochter. Schliesslich behauptet die Polizei, Demiana habe nach ihrem freiwilligen Islam-Übertritt einen Muslim geheiratet. Doch tatsächlich wurde Demiana von eben diesem Muslim, Muhammad Al-Said Zaky , entführt. Im September meldet sich ein Verwandter des Entführers bei Demianas Eltern: Das Mädchen befinde sich in der Ortschaft El-Moukatem. Falls sie Demiana wieder zurück haben wollten, müssten sie für ihre Tochter umgerechnet 4’500 Franken Lösegeld bezahlen.
Demianas Eltern flehen die koptische Kirche von El-Moukatem um Hilfe an. Unter grössten Schwierigkeiten wird das geforderte Lösegeld zusammengetragen, dann begeben sich vier koptische Jugendarbeiter zu Al-Said Zaky, um es auszuhändigen. Doch das Freilassungsangebot entpuppt sich als Falle: Noch bevor sie den Entführer zu Gesicht bekommen, werden die vier von Angehörigen der internen Sicherheitspolizei festgenommen. Eine am 12. Oktober 2006 in Kairo abgehaltene Protestkundgebung mit rund 10’000 koptisch-christlichen Teilnehmern ist wirkungslos. Demiana verbleibt in der Gewalt des Muslims Zaky, und auch die vier koptischen Jugendarbeiter erhalten ihre Freiheit nicht zurück.
Die meisten Angehörigen entführter junger Frauen erstatten keine Anzeige. Zum einen wissen sie, dass die Polizei kaum mithilft, solche Verbrechen aufzuklären. Im Gegenteil: Wie bei Demiana Makram Hanna behindern die Staatsorgane oft sogar die Aufklärungsbemühungen und decken die Täter. Eine Familie empfindet es als grosse Schande, wenn ihre Tochter vergewaltigt wird. Ausserdem wird die Familie dadurch sozial ausgegrenzt. Nicht zuletzt muss die Familie Repressalien seitens der Entführer befürchten, falls die Entführung der Tochter öffentlich bekannt wird.
Junge Christinnen werden entführt, vergewaltigt, zum Übertritt zum Islam genötigt und schliesslich zwangsverheiratet. Durch diese Strategie der Demütigung und Einschüchterung von Christen arbeiten die Entführer und ihre mächtigen Geldgeber im Hintergrund auf die vollständige Islamisierung des Landes hin. Denn auch alle aus einer solchen Ehe stammenden Kinder müssen islamisch erzogen werden. Flucht aus Zwangsehen gelingt nur selten. Am 3. Oktober 2006 entkam die 15-jährige Christin Lawrance Wagih Emil aus einem unterirdischen Versteck in Kairo. Doch welches Schicksal erwartet die seit Juli 2006 gefangen gehaltene 15-jährige Demiana Makram Hanna?“

http://www.csi-de.de/archiv.php?inhI…=&sucJahr=2007
Ein Beispiel von vielen. Nur als kleine Information für diejenigen, die offenbar ganz aufrichtig nicht nachvollziehen können, wie jemand ein Problem mit dem Islam haben kann.  (…) 

 

 

 

#44 AdemBahar:  [Zitat Manfred #42: „Dass es zu massenhaften Konversionen zum Islam gekommen ist, habe ich nicht bestritten. Die Frage ist: Warum? Der Historiker Egon Flaig schreibt:„Die Unterworfenen durften keine Waffen tragen, sie waren wehrunfähig, somit keine vollwertigen Männer; ihre Schuhe und ihre Kleider mussten speziell geschnitten sein, um sie kenntlich und lächerlich zu machen; Christen und Juden mussten besondere Farbmerkmale tragen (aus dieser Diskriminierung entstand der Judenstern).“] Genau, die Juden tragen den Judenstern bereits seit 1000 Jahren? Man Junge, mach dich nicht lächerlich!Troll dich zu PI, da kannst du Gleichgesinnte finden… Tolle Beispiele, ich könnte dir mindestens 6 Million Beispiele von Verbrechen liefern, die zwischen 1933-1945 von christlichen Deutschen begangen wurden… Also lass ich mir von dir bestimmt nicht die Nächstenliebe erklären.Du versuchst hier mit religiösen Argumenten eine christliche motivierte Propaganda abzuziehen. Allerdings bist du selber kein wirklicher Gläubiger, sondern ein Hasser mit Hassgedanken und Hasspredigten.Du bist genauso christlich wie die Taliban moslemisch sind… (…)  

 

#47 Manfred: [Zitat AdemBahar #44] Zur Person zu argumentieren statt zur Sache führt selbst dann nicht besonders weit, wenn man von der Person mehr weiß als Du über mich. Ich verfolge keine religiöse, sondern eine politische Agenda, und die ist nicht christlich, sondern antitotalitär. Demgemäß kritisiere ich den Islam auch nicht unter theologischen, sondern unter politischen Gesichtspunkten.(Dass ich Pehlivan erklärt habe, was es mit dem Begriff „Sohn Gottes“ auf sich hat, war die Antwort auf seine Frage, ob es ein christlicher Glaubensinhalt sei, dass Gott körperlich mit Maria geschlafen habe. Das musste ich einfach richtigstellen, aber es hat mit dem Hauptstrang meiner Argumentation nichts zu tun.) Dass ich auf PI Gleichgesinnte finde, stimmt. Ob aber meine islamkritischen Thesen richtig oder falsch sind, kann ich nicht dadurch feststellen, dass ich sie Gleichgesinnten präsentiere – die werden mir natürlich zustimmen -, sondern dass ich sie der Kritik aussetze. Ich muss sie also dort einstellen, wo ich maximalen Gegenwind, und zwar von intelligenten Leuten, zu erwarten habe. Also hier. Und die Ergebnisse finde ich reichlich traurig.Ich fasse mal zusammen: Ausgangspunkt war meine These (#13), dass die islamischen Heiratsregeln den Zweck hätten, fremde Religionen zu bekämpfen, indem man ihnen, salopp gesagt, die Frauen wegheiratet..Gegenargument eins: Leugnung der Tatsachen. Diese Regeln gebe es gar nicht in der Sharia (#29). (Obwohl jedes Kind weiß, dass es sie gibt.) Nachdem ich mich davon nicht beirren lasse (Weiter unten ist Der Schakal – #40 – dankenswerterweise so aufrichtig zuzugeben, dass diese Regeln gelten), folgtGegenargument zwei: Die Juden seien ja auch nicht besser (Flagellum Dei, #26). Nachdem ich gezeigt habe (#37), dass dieses Argument, soweit es überhaupt zutrifft, eher für als gegen meine These spricht, dass das islamische Recht erfolgreich auf das Ausbluten fremder Religionen abzielt, kommtGegenargument drei: Man habe das nicht nötig gehabt, weil es so viele Konversionen gegeben habe (#40). Ich zeige auf (#42), wie „freiwillig“ diese Konversionen waren, und (weil man ausgerechnet das immer noch existierende koptische Christentum als Argument ins Feld führt) dass ägyptische Islamisten mittlerweile mit behördlicher Duldung zum Frauenraub übergegangen sind, weil es in Ägypten kaum noch Christinnen gibt, die naiv genug wären, von sich aus einen Muslim zu heiraten. Darauf reagiert AdemBahar (#44) mitGegenargument vier: wiederum Leugnung von Tatsachen („…die Juden tragen den Judenstern bereits seit 1000 Jahren? Mann, Junge, mach Dich nicht lächerlich!“),Gegenargument fünf: Tu quoque – auch Du: der Versuch, deutsche Schuldkomplexe auszubeuten,Gegenargument sechs: Unterstellungen zur Person,Gegenargument sieben: Die aktualisierte Version von: „Geh doch nach drüben!“

Ganz ernsthaft: Wenn alle Gegenargumente, mit denen ich konfrontiert werde, bestenfalls rhetorische Ausflüchte sind, wie soll ich das anders auffassen denn als Bestätigung für die Richtigkeit meiner These?  

 

 

 
 

 

 

 

#48 Tatar:  [Zitat Der Schakal #6: „Drohungen sind sowieso überflüssig. Direkt den Kopf abschlagen ist viel effektiver.“] [Applaudierende Smileys]

 

 

 

 

***Folgender Benutzer sagt Danke zu _Tatar_ für den nützlichen Beitrag: Der Schakal***   

 

#49 Der Schakal: 

[Zitat Manfred #47: „Ich fasse mal zusammen: Ausgangspunkt war meine These (#13), dass die islamischen Heiratsregeln den Zweck hätten, fremde Religionen zu bekämpfen, indem man ihnen, salopp gesagt, die Frauen wegheiratet“]

Eine Christin muss ja kein Moslem heiraten oder? Na dann … Tschüss!

Überraschend ist das Alles nicht. Aber ich wäre doch ganz gerne überrascht worden. Wie führt man einen „Dialog“ mit Leuten, denen man nicht ehrlich seine Meinung sagen kann?