Ein Schwarzer Tag

Seit 1294 ist kein Papst mehr zurückgetreten, und der erste, der es nun tut, ist ausgerechnet dieser.

In einer Zeit, in der der katholische Glaube selbst von den meisten Katholiken kaum noch verstanden, dafür aber von einem riesigen Kartell von Ignoranten unter Beschuss genommen wird, verlässt ausgerechnet der Mann die Brücke, der wie kein anderer die Einheit von Glaube und Vernunft verkörpert, und der wie kein anderer dem Katholizismus seine Strahlkraft zurückgeben konnte, soweit es unter den obwaltenden Umständen nur menschenmöglich ist. Der vor allem klarstellte, dass ein zeitgeistkonformer pflegeleichter Glaube, dessen religiöser Gehalt sich in abstrakter gefühliger „Spiritualität“ ohne konkreten Inhalt auflöst, nicht mehr als eine oberflächliche Wellnessreligion wäre, die zur Rettung einer heillosen Welt nichts beitragen kann, sondern nur noch tiefer in diese Heillosigkeit hineinführt. Selbst wenn Benedikt XVI. sonst überhaupt nichts mehr geleistet hätte, wäre er allein in dieser Eigenschaft als Kommunikator schon unersetzlich gewesen.

Ausgerechnet der deutsche Papst tritt zurück, der besser als irgendjemand sonst weiß, in welchem Zustand die Kirche hierzulande ist, wo die meisten Bischöfe „vor dem Jüngsten Gericht weniger Angst haben als vor der nächsten Meinungsumfrage“ (Felizitas Küble). Er selbst hat zugegebenermaßen an diesem Zustand wenig Erkennbares geändert, konnte es vielleicht auch nicht. In der Tat ist es normalerweise nicht die Aufgabe eines Papstes, in die Bistümer hineinzuregieren, aber die eine oder andere geharnischte Intervention aus Rom hätte dieser Kirche zweifellos gutgetan. Immerhin war es für den, der sieht, wie die Dinge hierzulande stehen, ein Trost zu wissen, dass wenigstens Rom steht. Steht Rom noch?

Zumindest ist das Amt des Papstes, ist die Institution des Papsttums mit dem Rücktritt geschwächt. Ab jetzt wird es denkbar, einen Papst aus dem Amt zu mobben, was bisher als von vornherein aussichtslos gelten musste, weil es selbstverständlich war, dass niemand einen Auftrag des Heiligen Geistes zurückgibt. Auch dies gilt nicht mehr.

Wir wissen nicht, ob Benedikt noch unter der Hand die Weichen für seine Nachfolge gestellt hat; vielleicht werden wir es noch erfahren. Sollte die Kirche allerdings als Nachfolger tatsächlich einen Nichteuropäer berufen, wie es immer häufiger gefordert wird, so wäre dies ein fatales Signal. Es wäre das Signal, dass die Kirche den Kampf um Europa aufgibt, um sich der scheinbar unverdorbenen Dritten Welt zuzuwenden. Eine Kirche allerdings, die ihr ältestes und stärkstes Bollwerk preisgibt, weil dessen Fundamente zerbröseln, wird gar nichts mehr erobern, auch nicht die Dritte Welt; sie wird nur das nächste Kapitel der Geschichte ihres Niederganges schreiben.

Sinnfälligerweise erfolgte der Rücktritt an einem Rosenmontag. Wir überlassen die Welt den Narren. Helau.

9 Gedanken zu „Ein Schwarzer Tag“

  1. Papst Benedikt begründet seinen Rücktritt damit, daß seine Kräfte nicht mehr ausreichen. Sie reichen genau dann nicht aus, wenn die Widerstände zu groß sind. Welche Widerstände sind das – inner- oder außerkirchliche? Ich vermute innerkirchliche.
    Man darf als sicher annehmen, daß Papst Benedikt nicht aus dem Leben oder dem Amt scheiden wollte, ohne das (angebliche) Schisma der Priesterbruderschaft Pius X. zu heilen. Er hat entsprechende Anstrengungen gemacht. In der letzten Zeit allerdings wurden die Stellungnahmen des Heiligen Stuhls immer ultimativer. Der Papst hat wohl resigniert.

  2. “ Es wäre das Signal, dass die Kirche den Kampf um Europa aufgibt, um sich der scheinbar unverdorbenen Dritten Welt zuzuwenden. “

    Ohne das befürworten zu wollen, aber kann man ihr das ob der ganzen Verachtung, dem regelrechten Hass der ach so „progressiven“ Europäer auf sie, verdenken ? Jedem muslimischen Imam, der echten, rohen Obskurantismus predigt, wird dies von diesen Schwätzern nachgesehen. Aber wenn die Kirche auf ein Mindestmaß an Ewigkeit besteht, ist Holland in Not. Da steht dann ja auch kein Kreuzritter mit Wumme vor der Tür.

    Ist es nicht fast ein Gesetz der Geschichte, dass auf die Dekadenz der Bruch folgt ? Ein „nichteuropäischer“ amerikanischer Präsident, nun evtl. ein nichteuropäischer Papst. Wie gesagt, ich fühle mich nicht wohl dabei, aber die Kirche ist genauso wenig auf das Abendland angewiesen, wie sie auf das römische Imperium angewiesen war. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Und das zu erkennen, schaffen nicht einmal die meisten, die Nation zu stark vergötzenden Rechten.

  3. Ja, genau deshalb ist er ein Ärgernis für die „progressiven“ Europäer, weil er an der Möglichkeit der Versöhnung von Glaube und Vernunft festhielt, die jene längst abgehakt haben, die sich lieber dem Traum einer Versöhnung mit dem Islam hingeben, der all die Vorurteile bestätigt, dass es keine solche Versöhnung geben kann. Denn diese große intellektuelle Leistung, Glaube und Vernunft in ein Gleichgewicht zu bringen, war ja nicht nur sein persönliches „Charisma“, das ihm heute morgen auf T-online von tumben Toren abgesprochen wird, sondern überhaupt eine der großen Leistungen der westlichen christlichen Moderne seit der Aufklärung! Wird also ein fundamentalistischer „Scharfmacher“ aus der Dritten Welt kommen, der die Konfrontation mit dem Islam sucht, auch wenn man ihn uns ähnlich wie den Drittwelt-Präsidenten der USA als „Heilsbringer“ anbieten wird, oder – was ich für wahrscheinlicher halte – ein weitererer Schwätzer und Schönredner der Probleme dieser Welt auf dem Weg in eine chaotische Post-Moderne, einer aus der Riege der „Selbstsäkularisierer“ der Kirche, die den „Kampf der Kulturen“ schon verloren haben, indem sie ihn ignorieren wollen.

  4. Das kann auch ein Possenspiel sein. Man darf den Gobalisten, Linken, und der Geld- und Machteliten zutrauen, dass sie auch bei der Eleminierung eines ihrer Handlanger so tun, als ob es etwas zu feiern gäbe.
    Erstens um Falschpropaganda zu betreiben und zweitens um gut da zu stehen. Nichts genaues weiß man ja nicht, was dort im Vatikan abgeht, und grundsätzlich empfehle ich weitestgehende kollektive Autarkie gegenüber Rom, zumindest im sozialen Radius.

  5. Wenn man sich das Verhalten der Linkspresse wie TAZ, SpOn oder dieser Femen siehe Beitrag Nr. 4 ansieht, kann man an sich nur an der Seite des Papstes stehen. Vielleicht das letzte Bollwerk in der westlichen Welt, was den Schutz der Familie angeht, und das gegen Genderismus, frühe Sexualisierung der Kinder, Verschwulung der Gesellschaft und die Herrschaft der Plutokraten steht

    Das hätte mir noch vor wenigen Jahren nicht vorstellen können, dass ich mich jemals für den Papst ausspreche würde. So ändern sich die Zeiten.

  6. FAZ? und co? Irrelevant. Dein Fehler ist für mich, dass Du Deine eigene Meinung von der Meinung Deines Feindes abhängig machst. So kann er Dich manipulieren, emanzipiere Dich (blödes Wort, ich weiß) von ihm. Denn er kennt diese Abhängigkeit und wendet sie gegen Dich.

  7. Würde des Apostelnachfolgers, Auftrag, welchen der heilige Geist erteilt… leerer Pomp.

    Wer sagt, daß Benedikt nicht den Auftrag, welchen der heilige Geist ihm erteilt hat, erfüllt hat?

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