Schriftenreihe der Gustav-Stresemann-Stiftung

Die liberale Gustav-Stresemann Stiftung

(Nein, das Wort „liberal“ ist in diesem Zusammenhang keine Beleidigung. Ich würde es vorziehen, sie „libertär“ zu nennen, aber ich möchte Menschen nicht in den Rücken fallen, die darum kämpfen, den ehrwürdigen Begriff „liberal“ einem „liberalen“ Mainstream zu entreißen, in dessen Händen der Liberalismus längst zu einem linksutopistischen, einem totalitären Projekt verkommen ist.)

Felix Strüning
Die liberale Gustav-Stresemann-Stiftung also, geleitet von Felix Strüning, der nach einem Zwischenspiel bei der Partei „Die Freiheit“ als Publizist auf eigene Faust weitermacht, gibt unter dem Titel „Freiheit & Verantwortung“ eine Schriftenreihe heraus, deren erste beiden Bände nunmehr erschienen sind.

Jeroen Zandbergs „Die Politik der Freiheit“ ist eine fulminante Abrechnung mit linken Lebens- und Propagandalügen, die der Autor in einem wahren Kritikstakkato regelrecht zerfetzt. Dabei wird deutlich, wie sehr der egaltiäre und demokratische Anspruch der Linken der Bemäntelung elitärer Herrschaftsinteressen dient. Eine intelligente Streitschrift, bei der Zandberg die heiligen Kühe des Liberalismus genauso wenig schont wie die der Linken. Eine vergnügliche und gewinnbringende Lektüre.

Band 2 der Schriftenreihe, „Der Islam und der Westen“ versammelt Interviews, die Strüning selbst in den vergangenen Jahren mit einer ganzen Reihe von Islamkritikern geführt hat, darunter auch mit mir. Was dabei deutlich wird: Wenn es auch den Islam gibt – die Islamkritik gibt es nicht. Islamkritik kann von sehr verschiedenen ideologischen und Interessnstandpunkte geübt werden; aus der Sicht des Patrioten wie aus der des Globalisten, aus der des Deutschen wie aus der von muslimischen Migranten; von einem liberalen wie von einem linken oder konservativen Standpunkt. Der gemeinsame Nenner ist, dass man den Islam als Problem sieht; sonst verbindet die Interviewpartner wenig. Im einzelnen sind die Interviews hochinformativ, insgesamt stellen sie ein breites Panorama dar.

9 Gedanken zu „Schriftenreihe der Gustav-Stresemann-Stiftung“

  1. Manfred, inwiefern ist der Liberalismus denn in die Hände des Mainstreams gelangt und was meinst Du mit Mainstream ? Wenn Du den Öko-Gender-Multikulti-Rotweingürtel meinst, also den Linksliberalismus, so bezweifle ich, dass man diese Mischpoke als freiheitlich im genuinen Sinne bezeichnen kann. Ich meine, die Gleichheit ist vielmehr die Götze dieser Menschen. „Soziale Wärme“, „Chancengleichheit“, „Geschlechtergleichheit“ also faktisch -neutralisierung, sind doch deren große Schlagwörter bzw. Projekte.

    Und das Thema ist es auch, was mich bei der Sezession z.B. ein bisschen nervt. Der Liberalismus wird pauschal zum eigentlichen Gegner deklariert. Tatsächlich ist es aber so, dass der Nationalstaat und die bürgerliche Freiheit historisch zusammenfallen.
    Die Nation als Idee des 19. Jahrhunderts ist der Zusammenschluss freier, mündiger Bürger in einer Gesellschaft. Und das übrigens im Gegensatz zum bevormundenden Kollektiv der Gemeinschaft, wie es sich in der Ummah, aber auch der „Volksgemeinschaft“ des Nationalsozialismus oder den sozialistischen Staatsgulags manifestierte.

    Und ganz generell ist der freiheitlich-individuelle Blick auf die Welt wohl das zentrale Moment in der abendländischen Kultur überhaupt, von der Porträtmalerei über die großen Entdecker, Hamlet und Faust bis zum biographischen Bildungsroman. Es ist das, was uns immer vom ameisenhafteren Asien unterschied, unabhängig davon, ob es nun aus dem Christentum oder der germanisch-nordischen Tradition stammt.

    Dass die individuelle Freiheit beizeiten pervertiert wird, heißt nicht, dass sie dem Grunde nach „unser Weg“ ist. Wie siehst Du das ?

  2. Was Konservative meinen, wenn sie den Liberalismus kritisieren, ist die universalistische Sichtweise des liberalen Mainstreams. Es ist ein Unterschied, ob ich für das eigene Land und für die Völker Europas eine liberale (im Sinne von: freiheitliche) Ordnung wünsche, weil sie uns, unserer Kultur und Tradition angemessen ist, also aus einer identitären Sicht, oder ob ich den Liberalismus zu einem weltrevolutionären Projekt mache, das darauf hinausläuft (in Weißmanns süffisanter Formulierung), „andere Völker von ihrer Kultur zu befreien“. Um es mit Edmund Burke zu sagen: „Ich ziehe die Rechte eines Engländers den Menschenrechten vor.“

    Des weiteren ist es ein Unterschied, ob ich die Freiheitsansprüche des Individuums auf Biegen und Brechen und ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzen will, oder ob ich mir darüber im Klaren bin, dass Freiheit von einer sie verbürgenden Ordnung abhängt, und dass zu dieser Ordnung bestimmte kulturelle Voraussetzungen gehören (d.h. gesellschaftliche Voraussetzungen, die der Staat nicht schaffen und gewährleisten kann), die bewahrt werden müssen, wenn die liberale Gesellschaft sich nicht selbst zerstören will.

    Und drittens ist die Bewahrung einer solchen Ordnung nur dann möglich, wenn die Vergötzung des Ökonomischen unterbleibt, wenn insbesondere nicht die effiziente Allokation von Produktionsfaktoren der einzige leitende Gesichtspunkt der Politik ist. Wo dies der Fall ist, werden überlebensnotwendige Strukturen zur Disposition gestellt, etwa wenn geradezu ein Menschenrecht auf globale Migrationsfreiheit postuliert wird. Wenn dies geschieht, führt der Liberalismus sich selbst ad absurdum, indem er auf zunehmend repressive Mittel zurückgreifen muss („Kampf gegen Rechts“), um der von ihm selbst angerichteten Verwüstungen Herr zu werden.

  3. „Der Liberale erscheint nicht mehr liberal durch sich selbst, sondern mehr und mehr als entschiedener, sich immer liberaler rüstender Gegner des Antiliberalismus: Er gilt für liberal, er hat sich als solcher Geltung verschafft, er ist – in seinem öffentlichen Amt – geltungssüchtig und wird folglich immer rücksichtsloser liberal. Er ist ein ständig sich proklamierender, innerlich hochreizbarer, höchst benachbarter Widersprecher des Antiliberalen.“

    Botho Strauß, Anschwellender Bocksgesang

  4. Das meinte ich ja, dass die Idee der nationalen Souveränität nicht zufällig simultan zur Idee der Freiheit entstanden ist (EINIGKEIT und Recht und FREIHEIT). Den bürgerlichen Revolutionären ging es natürlich um die Freiheit des Eigenen. Als Weltbeglückungsideologie verstanden, wird daraus wieder eine Utopie.

    Im Übrigen ist „Freiheit“ ja ein Prinzip, würde ich sagen. Und Prinzipien, Ideale müssen gegeneinander abgewogen werden. Wenn die Freiheit absolut gesetzt wird, leidet darunter die nationale/ kulturelle Selbstbehauptung. Und ebenso andersherum. Das ist ja gerade der Unterschied zwischen konservativen und utopischen Weltanschuungen: Letztere setzen ihre Ideale absolut durch und bekommen dann die schädlichen Folgen zu spüren.

    Von daher bin ich wohl auch insgesamt eher auf der konservativen Seite. Ich mag auch den Begriff „liberal“ nicht mehr, freiheitlich gefällt mir besser.

  5. Sehr schön – die Unterscheidung zwischen Prinzip (abwägungsfähiges und -pflichtiges Optimierungsgebot) und Regel (binär – Gebot und Verbot, TB erfüllt oder nicht).
    Wobei auch Prinzipien in ihrem Bestandskern einen Regelkern enthalten.
    Alexy-Schüler? 😉

  6. Ja, Alexy hat meinen Horizont spürbar erweitert. Regelcharakter erhält übrigens das gewichtigere gegenläufige Prinzip nach erfolgter Abwägung, das ist mit dem Regelkern der Prinzipien gemeint.

  7. @Veritas
    Jaein.
    Der Regelkern beinhaltet zunächst das Optimierungsgebot=Norm, das Gebot, abzuwägen, das Gebot, mit einem Anspruch auf Richtigkeit zu begründen und – ganz wichtig- die Kernbestandsgarantie.

  8. @Petrus

    Das ist ja auch eindeutig, dass man das Prinzip abwägen MUSS. 🙂 Und der „Anspruch auf Richtigkeit“ ist v.a. die zweite Komponente der Natur des Rechts ! Was Rechtspositivisten allerdings abstreiten 😉

Kommentare sind geschlossen.