Erik Lehnert/Karlheinz Weißmann: „Staatspolitsches Handbuch Bd. 2: Schlüsselwerke“

Auf die Frage, warum linke Ideologie in westlichen Gesellschaften so dominant ist, gibt es eine ganze Reihe von Antworten. Ein Schlüsselelement der linken Strategie jedenfalls ist es, die Multiplikatorpositionen zu besetzen, also die Segmente der Gesellschaft zu beherrschen, wo Ideologie produziert und an den Mann gebracht wird. Dazu gehören speziell Medien, Universitäten, Schulen und Kirchen. Von dort aus bekämpfen sie nichtlinke Positionen nicht etwa mit Argumenten, sondern durch Totschweigen. Es soll gar nicht erst irgendeiner auf die Idee kommen, dass intelligente Menschen rechts sein könnten.

Die Folge dieser Strategie ist durchaus im Sinne ihrer Erfinder, nämlich dass konservatives Gedankengut gesellschaftlich überhaupt nicht präsent ist. Wenn ein flacher liberaler Technokrat wie Roland Koch für sich in Anspruch nimmt zu definieren, was Konservatismus ist, und nicht dafür ausgelacht wird; wenn überhaupt die CDU als „konservativ“ gilt; wenn die katholische Kirche (oder was in Deutschland noch substanziell davon übrig ist) nicht einmal begreiflich machen kann, warum bestimmte Positionen nicht zur Disposition stehen können, dann kann man daran erkennen, wie sehr linke Ideologie sich als Selbstverständlichkeit etabliert hat; nämlich so sehr, dass selbst die schiere Existenz grundsätzlicher Kritik an deren Ausgangspositionen kaum noch jemandem bewusst ist, ganz zu schweigen vom Inhalt dieser Kritik. Und dies, obwohl im gesamten 19. und 20. Jahrhundert viele der besten Köpfe Europas diese linken Positionen mit Argumenten auf höchstem Niveau zurückgewiesen haben. Vielfach kennt man heute kaum noch die Namen dieser Kritiker.

Es gilt also, das ideologische Terrain zurückzugewinnen und das Geisteskapital der Rechten zu mobilisieren. Das bloße Unbehagen an einem selbstzerstörerischen Lauf der liberalen Moderne bleibt unfruchtbar, sofern es sich nur an Einzelerscheinungen festmacht, etwa an Islamisierung, Terrorismus, Euro-Rettungsschirmen oder politisch korrekter Intoleranz.

Viele von uns wissen gar nicht, welche Schätze es zu heben gibt. Wer wissen möchte, was man gelesen haben sollte, ist bei Erik Lehnert und Karlheinz Weißmann gut bedient. Das von ihnen herausgegebene „Staatspolitische Handbuch, Band 2: Schlüsselwerke“ stellt in kompetenten Kurzrezensionen einige hundert (ich habe nicht gezählt) herausragende und grundlegende Werke des zivilisationskritischen bis konservativen Spektrums vor, wobei praktisch alle wichtigen Denker dieser Richtungen vertreten sind (mit Ausnahmen von Kleine-Hartlage, aber diesen kleinen Schönheitsfehler wollen wir ihnen nachsehen…). Für einen wie mich, der als Ex-Linker rund zwanzig Jahre versäumter Lektüre nachzuholen hat, ist dieses Nachschlagewerk inzwischen unentbehrlich; ich kann nur Jedem empfehlen, es sich zuzulegen.

12 Gedanken zu „Erik Lehnert/Karlheinz Weißmann: „Staatspolitsches Handbuch Bd. 2: Schlüsselwerke““

  1. „Der größte moderne Irrtum besteht nicht in der These vom toten Gott, sondern im Glauben, dass der Teufel tot ist.“

    N. Gomez Davila,
    Einsamkeiten

  2. Als Sprüchlein: Der Amoklauf, die zerstörende Raserei ist der höchste Ausdruck der psychischen Verfassung „Linkssein“ (d.i. das Ungenügen am eigenen Dasein). Rasende, Amokläufer sind die größten aller „Revolutionäre“. Linke Politik ist Amoklauf und Raserei in Zeitlupe. (Und wir sind mittendrin.)

  3. Schön wäre es, wenn man vielleicht das Inhaltsverzeichnis des oben besprochenen Buches einsehen könnte.

  4. Habe mir das Staatspolitische Handbuch 1 + 2 gekauft und den Band 3 vorbestellt und kann bestätigen, dass es da richtige Schätze zu entdecken gibt.

    Der Hinweis mit der katholischen Kirche, die zum Großteil nicht mehr vermitteln will oder kann, warum bestimmte Positionen nicht zur Disposition stehen können, ist leider schmerzlich wahr. Beispiele gibt es zu Hauf. In dem neuesten Bischofswort wird der Heilige Geist kein einziges Mal erwähnt, „„Gott“ immerhin einmal. Er liegt gleich auf mit „Jesus“, der auch einmal vorkommt. Damit steht es in der Dreifaltigkeit 1:1:0. Ein Trost für den Geist: Die „Bibel“ und das „Evangelium“ sucht man auch vergebens. “ (welt.de/Und-was-ist-mit-den-Nacktscannern).

    Richtig erholsam war dagegen Marcus Bauer auf kath.net mit seinem Gastkommentar zu MultiKulti „Karneval der Kulturen – Vom Scheitern des Politischen“ – lesenswert! „Als Katholiken sind wir dankenswerterweise in einer Position, uns freimütiger zu Multikulti-Problemen äußern zu dürfen … Zum Christsein gehört ein gesunder Riecher für die Möglichkeiten und Grenzen menschlichen Tuns. … Demut verlangt Respekt vor gegebenen – jawohl: gottgegebenen – Unterschieden: zwischen Gott und Mensch, Männlein und Weiblein, Mensch und Tier. … Menschen sind verschieden und suchen die Gemeinschaft mit Ihresgleichen. Kein Supernanny-Staat und keine UNO-Behörde wird sie dazu zwingen können, sich ineinander aufzulösen. …Wir brauchen keine bessere Politik, sondern weniger. By the way: Werden wir jetzt, … eine breite Kampagne erleben, welche die geistigen Brandstifter … dingfest zu machen sucht, in diesem Fall also die menschenverachtenden Multikulti-Ideologen, Utopisten, Schönredner, Verharmloser, Dialogverweigerer und Ausgrenzer „unkorrekter“ Gegenmeinungen?

  5. Eigentlich hätte man sich die Artikel und Präpositionen in dem Pamphlet auch noch sparen können: „Letzte Jahre SPD fett krass viele Arbeitsplätze geschafft“
    tut es doch auch.

  6. Praktische Staatspolitik

    Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in der vergangenen Woche die Intervention auf dem Markt für Staatsanleihen verdoppelt. Sie gab an den 5 Handelstagen von Donnerstag bis letzten Mittwoch 13,3 Milliarden € für Titel „finanzschwacher“ Euroländer aus. An den vorangegangenen 5 Handelstagen betrug die Summe 6,65 Milliarden €. Seit der Wiederaufnahme der vertragswidrigen Anleihekäufe am 4.8. 2011 hat die EZB ca. 55 Milliarden € für die Intervention ausgegeben, seit Beginn der Aktion im Mai 2010 mehr als 130 Milliarden €. (Quelle: FAZ-Wirtschaftsteil vom 6.9. 2011).
    Durch die Anleihekäufe hat die Europäische Zentralbank erheblich an Reputation verloren. Der Nachfolger des französischen Patrioten Trichet als EZB-Chef, der patriotische Italiener Draghi, warnte vorsorglich seine Landsleute davor, sich zu sehr auf die Ankäufe der EZB zu verlassen, da „das Programm vorübergehend“ sei.
    Die BRD hat bislang überdies etwa 70 Prozent eines Bundeshaushalts „rettungsschirmbedingt“ verpfändet.
    „Wer bürgt ohne Pfand, dem sitzt ein Wurm im Verstand“, so lernen es die Jura-Studenten; aus Bürgschaften werden oft sehr schnell existenzzerstörende Schulden. Die notleidenden Banken werden es den hilfreichen Politikern zu danken wissen.
    Man darf nicht darüber nachdenken, daß eine schwärige Eiterbeule von gewissenlosen Gesetzesbrechern die Zukunft unserer Kinder und unseres Landes zerstört, ohne daß ein Aufschrei durch das Land geht. Alles geschieht unter den Augen der „parlamentarischen Kontrollinstanzen“ und des mehrheitlich wissenden „Souveräns“. Demnächst werden auch wieder einmal die roten Roben aus Karlsruhe kneifen.
    Was ist nur aus diesem Land geworden?

  7. Herr Mogel, treffender kann man es wohl kaum ausdrücken. Der deutsche Wähler wählt (d.h. diejenigen, die noch wählen gehen) unbeirrt des Politwahn/-irrsinns der Systemparteien dieselben mit unerschütterlicher Dummheit (oder ist die Masse der Menschen hier im Land bereits ebenfalls irre geworden?) und Ignoranz.

    Wenn in Deutschland alles zugrunde gerichtet worden ist, sich das Ersparte in Luft aufgelöst hat, die Zukunft unserer Nachkommen als eine Dystopie bezeichnet werden kann (so etwas wie eine Mischung aus „Mad Max“ und „Zardoz“), hier im Land Ali Baba und die 40 Räuber das Kommando übernommen haben, dann mag diesen Leuten womöglich ein Licht aufgehen.

    Ich hätte es mir (als damaliger Rot/Grün Wähler) noch vor 9 Jahren nicht vorstellen können, mich einmal über 6% der NPD freuen zu können. Nicht etwa, weil ich ein Freund der NPD geworden bin (die real wohl eine Partei des Verfassungsschutzes sein dürfte), sondern weil es eine Ohrfeige für unsere Systemparteien ist und weil so getan wird, als seien 6% NPD Wähler ein Problem und nicht die zerstörerische Politik unserer Systemparteien.
    Irgendwie erinnert mich die ganze Chose an den Zug der Lemminge.

Kommentare sind geschlossen.