Sezession 44 – Campus, Oslo, Sarrazin

[Ich bin sicher, dass Götz Kubitschek einverstanden ist, dass ich seinen folgenden Beitrag aus sezession.de in voller Länge hier einstelle:]

Es ist Zeit, die 44. Sezession vorzustellen. Sie sollte heute bei den Abonnenten eingetroffen sein und kommt deshalb ein bischen verspätet, weil wir aufgrund eines für uns bisher aufregenden Sommers die Drucklegung Tag um Tag hinausgezögert hatten: Der „Fall Campus/Böcker“ schwelte (und schwelt), der „Fall Oslo“ paralysierte Konservative und Rechte europaweit – zu beidem haben wir Grundsätzliches ins Heft genommen, paralysefrei natürlich:

+ Den „Fall Campus/Böcker“ haben wir im Bildteil nachgezeichnet und zwei entscheidende Artikel dokumentiert.
+ Über Oslo schreibt einer der wichtigen, konservativen Islamkritiker:Manfred Kleine-Hartlage.
+ Weit vor dem Doppelanschlag hat Martin Lichtmesz sein „Traktat über die verschleppte Gewalt“ verfaßt und beschrieben, wie es ist, wenn sich in einem Staat etwas anstaut – angelehnt an den Essay „Über den Schmerz“ von Ernst Jünger. Lichtmesz: hellsichtig, wach, in Topform sozusagen.

Und es gibt natürlich noch viel mehr zu lesen:

Chaim Noll schreibt über die Bedrohung der Meinungsfreiheit durch direkte und indirekte Drohungen. Sein Beitrag ist eine verlängerte Fassung eines Artikels, den er im Juli in der „Jüdischen Zeitung“ veröffentlichte.

+ Und noch einmal Manfred Kleine-Hartlage: Er schreibt über „Ein Jahr nach Sarrazin“ und zeigt, daß ein Rausch noch keine Substanzveränderung ist. Viel hat sich nicht getan „nach dem Buch“, allenfalls der Diskussionsspielraum ist etwas größer geworden. [Das muss ich doch ein wenig präzisieren: So wenig Wirkung das Buch an der Oberfläche zeigt, so sehr habe ich doch die untergründigen Verschiebungen analysiert, die Sarrazins Buch wahrscheinlich sehr wohl hervorgerufen hat. M.K.-H.] (Zu diesem Beitrag erreichte mich heute ein erstes Fax, die Kopie der ersten Seite von Kleine-Hartlages Beitrag: Darüber ist ein Hammer gezeichnet, der den Nagel auf den Kopf trifft – ein schönes, bildliches Lob für einen guten Text. Dank an den unbekannten Sender!)

Felix Menzel hat ein Autorenportrait des französischen Bestseller-Autors Michel Houellebecq verfaßt und sieht in seinem letzten Roman eine ebenso selbststilisierende wie selbstironische Persiflage auf den Medienbetrieb insgesamt und die Grenzen des Menschenmöglichen überhaupt. Houellebecq ein Grundkonservativer? Warum nicht!

Ellen Kositza nimmt den türkischdeutschen Deutschtürken Feridun Zaimoglu ernst und beim Wort und kommt nach einer ebenso spitzen wie treffsicheren Analyse seines Werks und seines Gebarens zu dem Schluß: Der will doch nur spielen! Wirklich beschämend ist, daß das Feuilleton diesem Spieler auf den Leim kriecht.

+ Wo die Gesellschaft den nie vorhandenen Gesellschaftsvertrag auch noch kündigt (wie soeben in Tottenham und andernorts), ist ein genauer Blick auf das Verbindende notwendig. Karlheinz Weißmann befragt eines seiner Spezialgebiete – die Identität – und bemerkt, daß die Antwort schwer fällt: Gibt es sie überhaupt noch? Wie entsteht sie, und: Muß sie nicht immer wieder neu entstehen? „Wir Konservativen“ – geübt im Einmaleins des Gegenkonzepts „Identität“? Von wegen!

Das Inhaltsverzeichnis mit allen weiteren, hier nicht aufgeführten Beiträgen der 44. Sezession können Sie hier einsehen. Dort kann man, besser: sollte man das Heft auch bestellen. [Und wer es nicht tut, versäumt etwas! M.K.-H.]

 

5 Gedanken zu „Sezession 44 – Campus, Oslo, Sarrazin“

  1. Allen für den Beitrag von Martin Lichtmesz lohnt sich die Lektüre schon:
    „Wo irgendwann, vor dreißig, vierzig Jahren kleinere ‚rechte‘ Zugeständnisse an den entscheidenden Schaltstellen die Fahrt auf einen günstigeren Kurs gesteuert hätten, wären inzwischen ‚rechte‘ Maßnahmen größeren Stils fällig, wären Politiker nötig, die einen Thilo Sarrazin wie einen grünalternativen Softi aussehen ließen.
    Sollte der von der europäischen Politik der Selbstabschaffung herbeigeführte strukturelle, wirtschaftliche und demographische Kollaps der Nationalstaaten in absehbarer Zeit tatsächlich erfolgen, dann werden die Linken und Liberalen haargenu das ernsten, wa sie durch systematische Verleugnung der Realität bekämpfen wollten: Der fahrlässig angemischte multikulturelle Kochtopf wird in einem Exzeß von multiplem Rassenhaß explodieren, Gruppenegoismen und das Gesetz des Stärkeren weren anstelle der sozialen Solidarität treten […]. Der Pendelrückschlag könnte so entsetzlich werden, daß auch die Rechten und Konservativen dieser Entwicklung nur mehr mit Furcht und Zittern entgegensähen.“

  2. Ja, lieber Manfred ich kann Ihnen nur zustimmen. Immer wieder lese ich auch Ihre beiden ausgezeichneten Beiträge in diesem Heft.
    Die Lage ist beklemmend und ich sehe keinen Ausweg.
    Ist unsere Zivilisation verloren? Versinken wir in eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes?
    Sind die Katastrophen der Neuzeit ein Zuckerschlecken gegen das was unseren Kindern und Enkeln bevorsteht?
    Ich mache täglich Erfahrungen mit unseren muslimischen Mitbürgern, die erahnen lassen, mit welcher grausamen Härte und rücksichtslosen Brutalität in Zukunft Muslime gegen deutschstämmige Bürger vorgehen werden. Es ist ein Programm der Vernichtung, für einen Beutezug der Plünderung des alten Europas. So wie die griechische Kultur verschwand, so ähnlich werden wir verschwinden und ausgelöscht werden? Ist es das, was wir erwarten können? Ist unsere Dekadenz soweit fortgeschritten, dass jede Wehr zu spät kommt?
    Es ist die tägliche Erfahrung mit den Barbaren und nicht das gehegte Vorurteil.

    Ich mußte einem Muslim heute in der Probezeit wegen Unfähigkeit kündigen, er drohte mir, dass er die Schande und die Ehrverletzung, die ich ihm zu gefügt hätte, niemals vergessen werde. Wie kann ich Kufar solch eine Macht über ihn haben?

    Es sind einfach keine Ausnahmen, es ist der Typus der hier mitten unter uns wächst.
    Lieber Manfred, Sie beschreiben die alltägliche Erfahrung, die wir tagtäglich mit dieser Plage haben. Danke dafür.

  3. Eine hervorragende Analyse der aktuellen Lage im Kontext der Psychodynamik totalitaristischer Ideologismen. Was auch schon andere bemerkten, ist ein ungeheurer Diskurswandel in den Kommentaren der Online-Zeitungen, die eigentlich nur noch Kommentare abschalten können. Der Sinneswandel scheint in Österreich nicht anders: Heute war ich nach Jahren mal wieder auf standard.at, das seinerzeit vor linken Kommentaren nur so strotzte. Nun dachte ich fast, das wäre eine von lauter rechten Systemhassern besuchte Seite. Bloß – wo sind die Linken alle hin? Sie wählen doch zu Millionen die rotgrünen Parteien?

    Erst kürzlich wurde ich fündig in einem Blut-und-Busen-Blog, in welchem es um Hunzikers (irgendein TV-Sternchen) Bodygard mit White-Power-Tätowierung ging: Soviele zusammengestammelte Kommentare mit Myriaden von Rechtschreibfehlern, in welchen „Nazis“ gehaßt wurden …

    Und mein Papa sagte mir vor einigen Jahren noch mit erhobenem Zeigefinger, daß Links da sei, wo der Intellekt ist. Putzig!

  4. Dazu paßt:

    16.08.2011 · 07:20 Uhr
    Rassismus im Leserforum: Warum helfen Journalisten, die öffentliche Debatte zu vergiften?
    Von Mely Kiyak

    In den Kommentar-Foren der Online-Medien überwiegen jene Meinungen, in denen Leser diskriminierend und vulgär über Muslime schreiben. Zeitungen sollten sich mit der Idee vertraut machen, ihren Lesern kein Forum für Islamfeindlichkeit zu bieten, meint Mely Kiyak.

    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1530032/

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