Zum Tod von Osama bin Laden: einige Anmerkungen

Nein, ich werde nicht in den Jubel über den Tod von Osama bin Laden einstimmen. Zu anrüchig sind die Begleitumstände, zu fragwürdig das, was man uns als Wahrheit zu glauben auffordert.

Wenn jemand es besonders eilig hat, eine Leiche verschwinden zu lassen, und dies auf Nimmerwiedersehen, so wird man normalerweise zögern, ihm lautere Motive zu bescheinigen. Amerikas „Staatsfeind Nr.1“ stirbt, und niemand besteht auf einer einwandfreien, nachprüfbaren Identifizieung; niemand hält auch eine Obduktion für notwendig. Ich finde das merkwürdig.

Hat jemand ein Interesse daran, beides zu verhindern? Soll man die genauen Todesumstände nicht nachprüfen können? Hat man Bin Laden im Kampf getötet oder durch einen aufgesetzten Schuss ermordet? Ist er womöglich schon länger tot, und man hat jetzt den Zeitpunkt für gekommen gehalten, ihn auch offiziell sterben zu lassen? Ist das Foto von seiner Leiche wirklich heute entstanden, oder vielleicht schon viel früher? Zeigt es vielleicht einen Anderen?

Ja, das sind Spekulationen. Es sind Spekulationen von genau der Art, wie der sie sich einhandelt, der eine Leiche verschwinden lässt. Ich weiß, jetzt fällt wieder das Wort von der „Verschwörungstheorie“. Nun, ich mache mir die obigen Spekulationen nicht zu eigen. Ich muss es aber ablehnen, mich über Verschwörungstheoretiker aufzuregen, solange diejenigen, deren Pflicht es wäre, für Transparenz zu sorgen, es vorziehen, Beweismittel verschwinden und die Öffentlichkeit im Dunkeln tappen zu lassen.

Selbst wenn sich alles genau so verhalten sollte, wie die amerikanische Regierung sagt: Wäre es nicht zumindest anständig gewesen, den Leichnam den Angehörigen des Toten zu übergeben? Osama bin Laden mag ein Verbrecher gewesen sein: Seine zahlreichen Verwandten sind es nicht. Sie haben einen Anspruch auf Gewissheit, ob der Tote tatsächlich Osama bin Laden ist, und sie haben einen Anspruch auf Gewissheit über die Todesumstände. Mit dem Tod muss die Feindschaft enden; wenn die US-Regierung selbst schon eine Obduktion nicht für nötig hält, hätte sie zumindest der Familie die Chance dazu geben müssen. Dies nicht zu tun, sondern die Leiche einfach ins Meer zu werfen, ist barbarisch.

Es spricht einiges dafür, dass die Tötung von Anfang an geplant war, und diese Vermutung ist meines Wissens bis jetzt nicht dementiert worden. Die Frage ist: Warum hat man ihn überhaupt getötet?

Das ist doch nicht selbstverständlich: Die USA haben hunderte von wirklichen oder auch nur angeblichen Terroristen in Lagern und Geheimgefängnissen verschwinden lassen, angeblich, weil die nationale Sicherheit zwingend erforderte, sie zu befragen und sogar zu foltern. Dieser Mann aber, Osama bin Laden, der der oberste Terrorist des Planeten gewesen sein soll: Den wollte man nicht verhören?

Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf zu erfahren, was genau am 11. September 2001 geschah, und ein Prozess gegen Bin Laden wäre das geeignete Forum gewesen, alle Fakten zur öffentlichen Prüfung auf den Tisch zu legen. Dieser Prozess kann nun nicht mehr stattfinden. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Bin Laden genau deswegen sofort sterben musste. Tote reden nicht.

Wenn es das Ziel der USA sein sollte, den Muslimen die Segnungen des demokratischen Rechtsstaats nahezubringen – für wie realistisch man diesen Versuch auch immer halten mag –, so werden sie diesem Ziel nicht dadurch näherkommen, dass sie den Genickschuss als Mittel der Politik legitimieren. Wenn es freilich ihr Ziel ist, völlige Skrupellosigkeit im Umgang mit ihren Feinden zu demonstrieren, so ist ihnen dies gelungen. Ich warne davor, sich damit zu trösten, es habe ja „den Richtigen getroffen“. Wenn Instanzen, die sich damit über Recht, Gesetz und Moral hinwegsetzen, sich anmaßen zu entscheiden, wer „der Richtige“ ist, dann kann es morgen Jeder sein.

Dass der eigene Staat einem dann keinen Schutz böte, davon zeugt schon die servile Beflissenheit, mit der Angela Merkel wieder einmal eine amerikanische Aktion bejubelt, mit der sie selbst, Merkel, sich ins Gefängnis gebracht hätte, hätte sie Vergleichbares angeordnet.

Bundeskanzlerin Merkel sagte in Berlin, die Botschaft des heutigen Tages sei, dass Terrorakte nicht ungesühnt blieben.

(dradio.de)

Ganz naiv und als sei das eine Selbstverständlichkeit spricht die Kanzlerin aus, dass es zwei Arten von Staaten gibt, nämlich solche, die sich ans Recht halten müssen, und Supermächte, die das nicht müssen und offenbar nicht einmal sollten. Und so redet nicht nur die Bundeskanzlerin, der man die einschlägige Indoktrination durch die FDJ vielleicht noch als mildernden Umstand zugute halten kann: Die gesamte politische Klasse redet so.

Und zeigt damit weiß Gott nicht zum erstenmal, wes Geistes Kind sie ist.

53 Gedanken zu „Zum Tod von Osama bin Laden: einige Anmerkungen“

  1. Dieser Beitrag ehrt Sie sehr!
    Er hebt sich so wohltuend von den meisten unterirdischen und naiven Jubelmeldungen des PI-nahen Prekariats.
    Zudem ist der dortige Mangel an jeder Ritterlichkeit sehr beängstigend.

    > Ist das Foto von seiner Leiche wirklich heute entstanden, oder
    > vielleicht schon viel früher? Zeigt es vielleicht einen Anderen?

    Wir basteln uns einen toten Osama:
    http://de.altermedia.info/images/Bild2546.jpg

    > Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf zu erfahren, was genau
    > am 11. September 2001 geschah, und ein Prozess gegen Bin Laden wäre
    > das geeignete Forum gewesen, alle Fakten zur öffentlichen Prüfung auf
    > den Tisch zu legen. Dieser Prozess kann nun nicht mehr stattfinden.

    Haben Sie noch nicht gehört, daß er wegen 9/11 gar nicht gesucht wurde?
    Dies Behaupten m.W. alle 9/11-Revisionisten.

    Ansonsten stellen Sie die richtigen Fragen!

  2. „Wäre es nicht zumindest anständig gewesen, den Leichnam den Angehörigen des Toten zu übergeben? Osama bin Laden mag ein Verbrecher gewesen sein: Seine zahlreichen Verwandten sind es nicht. Sie haben einen Anspruch auf Gewissheit, ob der Tote tatsächlich Osama bin Laden ist, und sie haben einen Anspruch auf Gewissheit über die Todesumstände. Mit dem Tod muss die Feindschaft enden;“

    Auf dem kleinen Klosterfriedhof auf der Fraueninsel im bayerischen Chiemsee gibt es ein Kenotaph für den am 15.10. 1946 in Nürnberg gehenkten Generaloberst Alfred Jodl. In diesem Grab sind nur seine beiden Ehefrauen Irma (+ 1944) und Luise (+ 1998) beerdigt. Obwohl in der Mitte des schlichten steinernen Grabkreuzes der Name „Alfred Jodl, Generaloberst, (1890-1946)“ steht, ist dessen Leichnam nicht in dem Grab. Jodl wurde -wie die anderen im Oktober 1946 in Nürnberg hingerichteten Deutschen – unter einem englischen Pseudonym – in München kremiert und seine Asche wurde von den US-amerikanischen Siegern in einen Münchner Bach geschüttet. Erwähnung sollte Jodls zweite Frau Luise J., geb. v. Benda (1905-1998) vor allem deshalb finden, weil sie sich mutig mit der amerikanischen Besatzungsmacht stritt, um wenigsten einen Teil der materiellen Hinterlassenschaft ihres Mannes, die auch für ihre Existenz wichtig war, zu erstreiten. Darüberhinaus konnte sie durch ihre Hartnäckigkeit auch eine gewisse Rehabilitation von Alfred Jodl erreichen, dessen Hinrichtung keineswegs von allen Tribunalmitgliedern als gerechtfertigt angesehen wurde.
    Feindschaft und Rachsucht enden also keineswegs mit dem Tod eines Kontrahenten. Auch vermeintliche „Kulturnationen“ verhalten sich auf diesem Feld mitunter so, als lebten sie in Troja.

  3. Die USA wurden 1776 von Auswanderern gegründet, die zumeist gute Gründe gehabt haben, die europäischen Nationen mit ihren überkommenen feudalen und klerikalen Strukturen hinter sich zu lassen. Ich rede nicht von den vielen Armutsflüchtlingen, sondern von der freimaurerischen und aufklärerischen Elite, die den neuen Staat schufen.

    Eine Elite, die am „alten Europa“ nur das Schlechte sieht und die identitären Traditionen verachtet, die eine traditions- und prinzipienlose „Aufklärung“ dagegensetzt, die die rücksichtslose Unterwerfung jedes Lebensvorgangs unter die Zwingherrschaft des Geldes betreibt und die über eine aus aller Herren Länder zusammengewürfelte Menschenschar regiert: Was sollte ein solcher Staat von Ritterlichkeit, von Anstand und Ehre nach europäischem Muster verstehen?

    Wer den USA, aus welchen Gründen und Interessen auch immer, zum Feind wird, der hat dadurch seine Daseinsberechtigung verspielt, und die Damnatio Memoriae muß ihn schon deshalb treffen, weil ansonsten der Gedanke aufkommen könnte, daß es außer dem „american way of life“ noch andere und sogar bessere Möglichkeiten gibt, eine Nation zu organisieren. Also ist es schon folgerichtig.

  4. Du hast diese Kombination von Kommentatorname und E-Post-Adresse bisher nicht benutzt; deshalb hält das System Dich für einen neuen Kommentator, und neue Kommentatoren landen immer in der Moderation.

    Und ich habe Deine Kommentare schon vermisst. Schön, wieder etwas von Dir zu lesen.

  5. Man hätte den frischen Tod so schön beweisen können, wenn man einfach nur ein paar Fotos und einige Filmstückchen veröffentlichen würde. Aber sicher war für so etwas unwichtiges wie Kameras kein Platz mehr in den Hubschraubern.

    Ausgerechnet bei dem Topfeind Nr. 1 der USA zeigt man der Welt nicht, wie toll man „gearbeitet“ hat? Oder war die Leiche so zugerichtet, daß man niemanden erkennen konnte. Und dann keine brauchbare Obduktion, um Klarheit für die Welt zu schaffen? Nur, um islamische Bestattungsrituale einzuhalten?

    Anders als bei einem bekannten Berliner Fall dürften die hier Beteiligten als kleine militärische „Spezialeinheit“ auch locker dichthalten, wenn es alles anders war.

    Die schnelle Entsorgung ist schon sehr verdächtig.

  6. Es wird ja noch verrückter. Schaut mal in diese Artikel aus dem Jahre 2006 rein:

    http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,438778,00.html

    http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,438824,00.html

    etc.

    Meine Vermutung ist, dass Osama schon lange tot ist. Man hat es sich nur noch für einen günstigen Zeitpunkt aufgehoben. Dieser ist jetzt gekommen, da Obama unter starkem Druck steht wg. Guantanamo. Wobei ich vermute, dass die Wikileaks-Nummer sowieso aus dem Geheimdienst heraus „gelauncht“ wurde…

    Wie auch immer kann man natürlich schlecht eine verweste Leiche vor Gericht stellen. Deswegen musste Osama jetzt nachträglich im Kugelhagel umkommen.

  7. Was meinereins allenfalls dumpf fühlt = vom Bloghausherrn wieder sehr klar und präzise auf den Punkt gebracht.
    War evtl. wieder ein Buder von Schorsch Dabbljuh am Tag vor der „Aktion“ in dem Osama’schen Anwesen „arbeitenderweise“ zugegen?
    Vielleicht hat Barack-o die Nase einfach voll gehabt: USA pleite, Armee in ***stan viel zu teuer, aber Abzug ohne Erfolgsmeldung geht auch nicht, also „sudden death“.
    Hier eine Aufnahme vom getöteten bin Laden:
    http://www.welt.de/multimedia/archive/00395/mumie12_DW_Wissensc_395563s.jpg

  8. Bei allem Respekt, aber das ist Krieg. Außerdem gibt es ein sehr eindeutiges Foto für alle Skeptiker. Wer dem Foto nicht glaubt weil es ja gefälscht sein könnte oder einen Doppelgänger zeigt…Wer sich von einem Foto nicht überzeugen lässt, wieso sollte sich derjenige von einer DNA-Probe überzeugen lassen? (Die ja ebenfalls gemacht wurde.)

    Was das Gefangennehmen angeht, bin zwar kein Militärexperte oder Psychologe, aber IMHO lässt sich jemand wie Bin Laden nicht einfach gefangen nehmen. Das ist ein Überzeugungstäter. Ich glaube es wäre das allerletzte was er wollte, sich von den Siegern als Trophäe vorführen zu lassen!

    Im Übrigen geht Israel ganz ähnlich mit seinen Feinden um, sehr berechtigt wie ich finde, denn es ist und bleibt Krieg, übermäßige Ritterlichkeit behindert da nur und ist oft fehl am Platz, kann sogar Leben kosten (wie es fast auf der Navi Marmara passiert wäre), insbesondere da sich die Feinde unde Ihre Unterstützer IMMER irgendwie beleidigt fühlen werden.

    Andererseits gehen sie mit uns, ihren Feinden, noch viel brutaler um. Mit der selben Sprache muss man denen antworten. Die Sprache der Stärke, Gewalt und Überlegenheit ist die einzige die sie verstehen.

    Durch Bin Ladens Tod wird die Gewaltspirale bestimmt nicht aufgehalten werden, aber zumindestens soll jeder islamische Terrorist wissen, dass er der Strafe nicht entgehen wird, nicht entgehen kann. Was ist die Option? Einfach laufen lassen? Genau diese „Schwäche“ darf man sich nicht leisten mit diesem Gegner!

  9. Sehr geehrter Manfred,
    Sie haben diese Affäre umfassend und gut beleuchtet.
    Es gibt hier keinerlei Grund zum Jubeln.
    Was diesen Mord oder auch Hinrichtung betrifft, habe ich da meine eigene Meinung.
    Taqiya war das, was mir zuerst einfiel.
    Ähnlich wie bei Herrn El Baradei.
    Und dem Kommentar von vitzliputzli kann ich nur voll beipflichten, allerdings mit der Einschränkung, dass auch in dem angedeuteten Fall die „Spezialeinheiten dicht halten“.
    Ansonsten gilt hier „Der Zauberlehrling“, leider ohne zurückkehrenden Meister.
    Al-Qaida ist ein Netzwerk. Dieses Netz wird von einer einheitlichen Ideologie zusammengehalten. Und dieses Netzwerk betreibt eine spezielle Ausführungsform des Dschihad.
    Manchmal frage ich mich, wie kann man nur so naiv sein und denken, wenn man den, der dieses Netz errichtet hat, eliminiert, dass das Netz zusammenbricht.
    Ganz abgesehen davon bringe ich gedanklich diese Dinge mit den Querelen des amerikanischen Präsidenten und dem Verhalten der Nato in Libyen durcheinander.
    Ob man „Zivilisten schützt“, wenn man Kinder bombardiert?
    Doch da kann ich noch keinen durchgehenden Faden finden.Vielleicht möchte ich das auch garnicht -es wäre zu deprimierend.
    Wie auch immer man diese Dinge sieht, der Tod eines Menschen ist kein Grund zur Freude!

  10. Osama wird im Kampf gefallen sein und sein Tod verschafft mir durchaus eine gewisse Befriedigung.
    Aber auch auf die Gefahr, dass sein Grab zum Heiligenschrein für Millionen Moslems geworden wäre, hätte man den Leichnam nicht auf diese Weise entsorgen sollen, da hat Manfred völlig recht.

    Der Jubel in den Straßen hat dazu einen ganz schalen Beigeschmack. Die Sicherheitslage des Westens hat sich natürlich überhaupt nicht geändert und der Terror ist nicht die gefährlichste Waffe der Ummah. Ich kann mir nicht helfen, in diesen „US-Patrioten“ etwas anderes als einen vorsätzlich verdummten Mob zu sehen, wie er überall in unseren „aufgeklärten Gesellschaften“ wieder anwächst. Christlich und zivilisiert ist das nicht, Sprüche, Kap. 24:

    17 Freue dich nicht über den Fall deines Feindes, und wenn er strauchelt, so frohlocke nicht! 18 daß nicht der HERR es sehe und es ihm mißfalle und er seinen Zorn abwende von ihm. 19 Erzürne dich nicht über die Bösen, sei nicht neidisch auf die Übeltäter! 20 Denn der Böse hat keine Zukunft, und die Leuchte der Gottlosen wird erlöschen.

  11. Das sind klare Aussagen, die ich uneingeschränkt teile. Da die Amerikaner bekanntlich Weltmeister im Showbuizz sind, stellt sich die Frage wieviel Show hier im Spiel ist. Mal angenommen, es hat sich wirklich so ereignet, wie berichtet wird. Müssten auch die Amerikaner wissen, das sie eindeutige Beweise liefern müssen. Sonst gibt es doch nur wieder Gerüchte. So wie es Zeitgenossen gibt, die auch glauben Hitler hätte überlebt irgendwo in Südamerika. Steckt womöglich Absicht dahinter, sollte Osama entgültig zum Mythos gemacht werden. Und Obama, hat er nicht endgültig bewiesen, das er eines Friedensnobelpreises unwürdig ist.

  12. @Manfred:
    Hervorragend auf den Punkt gebracht! Ich stelle mit Befriedigung fest, daß Konservative und Libertäre durchaus ähnliche Ansichten über Anstand und Glaubwürdigkeit vertreten können 😉

  13. In der Rede Obamas heißt es: „After a firefight, they killed Osama bin Laden and took custody of his body.“
    War das nun ein Versprecher? Normalerweise würde man ja bei Vertuschungsabsichten sagen: „killed during / in a firefight“.

  14. Naja, ich verstehe schon, daß man keine Pilgerstätte haben wollte und deshalb den Leichnam nicht beerdigt hat, aber…

    …was hääte man wohl zu Bush gesagt, wenn der Saddam irgendwo entdeckt hätte und dann den Leichnam eingeäschert hätte, bevor irgendjemand sonst ihn gesehen hätte?

    Mit Verlaub, dieses Vorgehen ist eines Präsidenten der Vereinigten Staaten unwürdig…

  15. Das Foto… geschenkt.

    Wer den Krieg angefangen hat ist meiner Meinung völlig unwichtig. Was zählt ist, dass wir uns in einem Krieg befinden und dass er immer weiter eskaliert. Damit meine ich nicht unbedingt nur Afghanistan, wichtiger ist wohl eher die „Heimatfront“ und die wird sichtbar in den Kreissälen… oder auf U-Bahnstationen wo besoffene, deutsche Partygänger von aggressiven Moslembanden herumgeschubst werden.

  16. Das Problem ist, daß es hier keine präzise oder gar völkerrechtlich normative Definition von „Krieg“ gibt, ebensowenig von Kombattanten wie Nicht-Kombattanten. Das gehört ja auch zum Wesen des Terrors. Wenn Sie hier mit dem Schlagwort „Krieg“ irgendein Vorgehen rechtfertigen, befinden Sie sich längst im Bereich der Willkür. Und wenn Sie wiederum vom „Krieg“ in den U-Bahnen oder Kreissälen sprechen, dann benutzen Sie eine Metapher, ohne dass klar wäre, was für Konsequenzen nun gerechtfertigt wären.

  17. Meine Frage zielt also nicht darauf hinaus, „wer den Krieg angefangen“ hat, sondern daß es weder eine legitime Kriegserklärung noch ein klar umrissenes Gegenüber gibt, denen sie gilt. Ein Krieg gegen „den Terror“ kann alles und jedes und jeden umfassen.

  18. Ein merkwürdiger, gar befremdender Beitrag in einem Blog, den ich ansonsten sehr schätze. Demokratische Staaten sollen sich im Kampf gegen den internationalen Terrorismus an rechtsstaatliche Grundsätze halten??? Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Derartige Naivität kenne ich sonst nur aus „linken“ Kreisen. Ich bin ehrlich geschockt.

  19. Selbstverständlich ist das mein Ernst. Und naiv sind nur die, die glauben, ihre eigenen Bürgerrechte würden von Staaten beachtet, in denen die Regierung entscheidet, wer Menschenrechte hat und wer nicht.

  20. wenn man rechte nur für die eigene gruppe gelten lässt, unterscheidet man sich nicht von islam, nazi, kommunismus etc., die da stark unterscheiden.

    wir wollen doch besser sein. 🙂

  21. klar. die veröffentlich nichts, weil der schlimm zugerichtet ist und das bild mobilisieren würde. vielleicht gar nicht so falsch, die entscheidung.

  22. Ich denke, dass man darauf vertrauen kann, dass so wie es gelaufen ist, im Großen Ganzen in Ordnung war. Ich fand es gut, dass ein relativ großer Personenkreis den Einsatz per Übertragung mitverfolgt hat und dass man auf Fotos sehen kann, welche Menschen für die gegebenen Informationen persönlich gerade stehen. Das persönlich reicht mir, mehr Details muss ich gar nicht wissen.
    Und egal, ob man bin Laden in Pakistan, in Saudi Arabien oder in den USA den Prozess gemacht hätte, das Resultat wäre das selbe gewesen: Todesstrafe. Ich gehe davon aus, dass bin Laden sich nicht ohne Waffen verschanzt hat und dass ein Typ wie er sich nicht ergibt, sondern lieber den „Märtyrertod“ stirbt. Aus seiner Sicht ist sein Ende also „optimal“ verlaufen, weswegen ja jetzt auch kein Mob in Pakistans Straßen tobt.
    Von daher ist sogar seine Bestattung zweitrangig, denn wenn man mit einer Streubombe um die Hüften islamisch korrekt sterben kann, kann einen ja schließlich hinterher auch keiner mehr islamisch korrekt bestatten.
    Bleibt die Frage, ob man sich freuen darf, dass er endlich kein Unheil mehr anrichten kann. Ja, darf man. Und das gestehe ich auch Merkel zu. Warum soll sie lügen? Dauernd fordern wir Ehrlichkeit von unseren Politikern und wenn sie es dann mal sind, passt es uns auch nicht. Mir ist eine Kanzlerin lieber, die fröhlich den Tod eines Massenmörders verkündet als irgendjemand, der das moslem-, moral- und medienkonform verklausuliert hätte und ggf. dabei noch tief betroffen ausgesehen hätte. Ich denke mal, dass jeder Kanzler, den wir bisher hatten, bei dem Anlass Freude gezeigt hätte.
    Niemand kann versuchen, bin Laden mit Bombendrohungen und Geiseln freizupressen. Und das ist das Wichtigste.
    Und die Verwandten von bin Laden sind sicherlich heilfroh, dass sie nichts mit seiner Leiche zu tun haben. Welches Land hätte denn überhaupt gestattet, mit seiner Leiche den Boden zu besudeln? Das Land wäre für immer gebrandmarkt gewesen.

  23. Daß der westliche Trend zu abgehobenen Regierungen, welche sich nicht in die Karten schauen lassen, Teil einer Konditionierung hin zur Aufgabe sämtlicher Ansprüche an diese Regierungen ist und somit Teil einer Strategie, welche darauf abzielt, daß die Menschen ihre eigenen Interessen freiwillig aufgeben.

  24. Dieser Lawrence Auster repräsentiert die Feinde Deutschlands. Ein schöner Traum, daß ein solches Riesenarschloch von deutschen Kräften, Ibn Laden gleich, einfach exekutiert und in den Hudson River geworfen würde. Wie eine tollwütige Ratte, möchte man da noch fischerig ergänzen.
    Es ist ein Jammer, daß der einst wunderschöne amerikanische Kontinent von solchen Nagetieren behaust wird; fast unbewohnbar für anständige Menschen. Zum Glück gibt es ausgewiesen großartige Leute unter jenen, zu denen auch dieser zählt. Wenn nur solche Austers das Bild alleine bestimmten, … .

    Die Kommentare zum Artikel von Auster sind es, die mich etwas gnädiger stimmen. Etwas.
    Ein Kommentar bringt die sog. „Entnazifizierung“ als Ent-Konservativisierung auf den Punkt. Natürlich: Ganz im Sinne Churchills, des größten Idioten der Empires.
    Ein konservatives Deutschland würde tatsächlich Europa weitestgehend beherrschen, wie es das bis 1918 tat. Aber es würde wohl wieder aufgrund seiner Moralität und Tugendhaftigkeit scheitern. Das geht nur in der Schweiz, nicht im Mittel- und Brennpunkt Europas. Zwischen den ausprobierten Ansätzen der Moralität, Hyper-Moralität und Anti-Moralität gibt es keine Lösung, außer der, sich zweckmäßig zu verhalten. Das Ergebnis dürfte zwar weitestgehend moralischen Vorstellungen entsrechen, aber an einigen Stellen auch nicht. Der Kern dieses Denkens ist natürlich gänzlich a-moralisch. Aber das wird man „dem Deutschen“ wohl nicht mehr beibringen können.

    Vielleicht gibt es noch etwas schlimmeres als den Untergang Deutschlands mitzuerleben: Die Vorstellung, daß diese Austers danach munter weiterexistieren und scheinbar Recht behalten werden.

  25. Folgenden Kommentar hätte ich dort abgeben, wenn die Forumssoftware funktioniert hätte:
    You can find various places in the bible, and by far not only the pacifist New Testament, exhorting us not to rejoice in the demise of our enemy. Doing so is not a sign of strength. Nations with a military culture usually didn’t do so. Merkel and other German elite members did so because they *lack* a conservative mindset and because they want to signal subservience to the US, which is the champion of their globalist camp. 25 years ago Merkel might have applauded Moscow in the same undignified way.
    The Hamburg judge is probably just interested in applying legal principles and watching how the courts interpret them.
    The 64% who agree that rejoicing in the death of an enemy is bad taste may be from all kinds of political camps, not only hyper-liberal.

  26. Das Wilheminische Deutschland, dieses zweite Deutsche Reich, war in seinem Erfolg, ohne sich geschichtlich bedeutsam zu beschmutzen, die alltägliche Herausforderung und Anlaß für Haß und Neid der Austers dieser Erde. Sein Untergang war spätestens 1914 beschlossen aber 1918 und selbst 1945 noch nicht erreicht. Nach dem Untergang des roten Reiches haben diese Deutschen offen die Fronten gewechselt und einen gänzlich neuen Kriegsschauplatz eröffnet. Sie wurden alliierter als die Alliierten und gerechter als die Gerechten dieser Welt. Sie setzten sich in ihrem Selbsthaß an die Spitze einer pervertierten Hypermoral, um nun auch ihren Nachbarn den Lebensfaden abzuschneiden. Diese Deutschen geben keine Ruhe.

    „Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.“
    Matth 22,14

  27. Ich hatte vor ein paar Tagen darüber nachgedacht, aber nichts weiter dazu geschrieben, weil es so ein kurzer Gedanke, nichts weiter als eine Beobachtung ist.

    Es gibt Kulturen, in denen die Vorstellung fest verankert ist, daß die Gesellschaft sich anstrengen muß, um zu erreichen, daß sich ihre Mitglieder langsam von Generation zu Generation verbessern, daß es gesellschaftliche Regeln geben muß, deren Befolgung dies zu bewirken hat.

    Und es gibt Kulturen, in denen dieses Bewußtsein fehlt.

    Und dann gibt es noch ein, zwei (das ist Ansichtssache) Kulturen, in denen dieses Bewußtsein nicht nur fehlt, sondern der Gedanke vorherrscht, daß etwaige menschliche Schlechtigkeit günstig für die Gesellschaft ist und planmäßig ausgenutzt wird.

    Man könnte da geneigt sein zu sagen, daß der Erfolg der Idee ja Recht gibt. Aber dabei sollte man bedenken, daß sie nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal ist, sondern unter den Alleinstellungsmerkmalen eine unheilige Allianz bestand, also eine, welche nicht auf Dauer bestehen kann, welche sich zur Zeit gerade auflöst, wobei an dem im vorigen beschriebenem Grundsatz festgehalten wird.

    Was er alleine zu leisten vermag, das wird man bald sehen. Aber ich erwarte nicht allzu viel von einer Idee, bei der 90% der Menschheit die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und sagt: „Wie kann man nur!“

  28. @ Georg Mogel: Da kann ich nur zustimmen.

    @ Fremder: Ich würde gerne meinen Begriff der A-Moralität nicht mit Ihrer „Schlechtigkeit“ identisch ansehen. Ihre „Schlechtigkeit“ habe ich wohl eher Anti-Moralität genannt. Aber genau das gleiche ist das nicht. Ich habe natürlich damit die Verbrechen des 20. Jhdt. gemeint.

    Aber die Frage ist natürlich, ob es anti-moralisch ist, wenn man seiner eigenen Bezugsgruppe Moralität und Vorteile angedeihen lasen möchte, indem man sich gegenüber den zahlenmäßig dominierenden Nichtmitgliedern dieser Gruppe zerstörerisch verhält? – Da tendiere ich zum Nein. Es ist wohl eher so, daß die ethnische Trennung deutlich wird, die schlichte Nichtidentität, die bei einer gewissen Nähe wohl IMMER in einer Art Feindschaft mündet.
    Aber ich halte es für ausgesprochen dumm, wenn sich eine immer gefährdete Minderheit gegen die moralischen Vorstellungen der Mehrheit wendet; dumm bis selbstmörderisch. Eine gewisse Minderheit IN einer gewissen Minderheit wähnt sich auf dem Höhepunkt der historischen Macht. Das ist auch richtig; aber wird nicht ewig so bleiben.

    Ich sehe den Niedergang der U.S. daher mit stiller Freude und der Hoffnung, daß umso tiefer der Fall, desto kräftiger die Reaktion sein wird. Sollte die Reaktion ausbleiben, so halte ich wenigstens die zukünftigen Herrscher der Welt im Reich der Mitte schon aus egoistischen Gründen für klüger. Sie vertreten nämlich nur ihre eigenen Interessen und das aus einer langen und klugen Tradition heraus. Zudem sind sie kulturell weiter weg und empfinden gegenüber uns nicht diesen zertörerischen Neid. Auch glauben sie nicht, DIE Deutschen hätten eine Schuld an irgendwelchen Ereignissen jemals gehabt oder noch heute.

    Wäre ich Chinese und wollte ich das westliche Bündnis sprengen (wollen sie das überhaupt oder wollen sie den selbstgestrickten westlichen Niedergang nur aus der Ferne betrachten?), so wäre mein wichtigster Hebel Deutschland und seine erlogene Geschichte. Aus der Portokasse könnten man dies bezahlen.

    Für die Chinesen ein zweischneidiges Schwert, deshalb wohl kaum erste Wahl, denn das Ganze könnte auch nach hinten losgehen und der Auftakt zu einer europäischen Renaissance sein.
    In diesem Ansatz sehe ich für uns allerdings die einzige ernstzunehmende Chance.

  29. Kommentare kann man nur an Auster persönlich senden, eine automatische Eingabe ist nicht möglich. Seine Kontaktdresse findet sich auf der Seite.

    Seine starke Reaktion auf das angeblich „hyper-liberale“ Deutschland hat mich auch etwas verstimmt. Und das von jemandem der Tag für Tag die Hybris und den Irrsinn seines eigenen Landes klug kommentiert!

    Wessen Schriftenglisch gut genug ist, sollte ihn anschreiben und korrigieren. Seine Seite ist eine der wichtigsten für Tradis im Netz und hat eine sehr große Anzahl an Lesern. Normalerweise führt er jede Debatte unbestechlich und nahezu emotionslos. In diesem Fall hat sich wohl die moralische Arroganz der Anglophonen, amerikanische Ahnungslosigkeit Europa betreffend und jüdisches Misstrauen gegenüber den Deutschen negativ bemerkbar gemacht.

    Abgesehen von Kommentaren zu Großbritannien (The Dead Island) hält er sich in der Regel immehrin zurück, was den Kontinent angeht und beansprucht da keine tieferen Einsichten.

    http://www.amnation.com/vfr/archives/019287.html

  30. Ich werkele schon an einer Antwort an Auster, werde sie aber nicht bei ihm selbst veröffentlichen.

  31. In seinen Ausführungen zu Deutschland und Europe unter dem Artikel offenbahrt Auster aber eine arg positive Einschätzung der Rafinesse und Fähigkeiten unserer Politiker, die wohl kaum einer hier teilen wird.

  32. „Aber die Frage ist natürlich, ob es anti-moralisch ist, wenn man seiner eigenen Bezugsgruppe Moralität und Vorteile angedeihen lasen möchte, indem man sich gegenüber den zahlenmäßig dominierenden Nichtmitgliedern dieser Gruppe zerstörerisch verhält?“

    Das unterstelle ich niemandem. Freilich sieht es hier und da danach aus, aber die Gründe sind letztlich andere, was UK und USA einerseits und Deutschland andererseits angeht, so ist es eben gerade der von mir angesprochene Mangel dieser Kulturen, welchen sie sich natürlich nicht eingestehen, welche sie in einen ideologischen Gegensatz zu Deutschland gebracht haben.

    Die USA denken, sie würden gerade durch eine freiheitliche Gesellschaft etc. die Menschen verbessern, eine Chance, welche jene dadurch erhalten, daß sie zu sich selbst finden können.

    Ich finde, die Serie „Winnie Puuh“ veranschaulicht diesen Gedanken ganz gut.

    Und ich lehne das auch gar nicht ab. Kinder mögen bitte ein gesundes Selbst entwickeln, ohne daß irgendwelche Konformitätszwänge an sie angelegt werden.

    Nur, darum geht es ja überhaupt nicht bei den Kulturen, welche die oben angesprochenen Anstrengungen unternehmen, denn diese richten sich explizit auf Erwachsene, das Sittengesetz ist ja nichts, was man von Halbstarken verlangt.

    Und da liegt in England halt, aus welchen Gründen auch immer, schon seit sehr langer Zeit sehr vieles im Argen. Die christliche Religion übrtüncht das eigene Versagen ein Stück weit, zumindest soweit es die Selbstreflexion betrifft… nun, das ist eigentlich ein gutes Beispiel dafür, wie wenig viele christliche Völker die Aussagen des Christentums wirklich glauben, denn käme jede Seele von Gott und ginge dahin zurück, beurteilt nur nach dem, was sie dazwischen tat, wäre eine generationenübergreifende Verbesserung der Menschen eh für die Katz, aber der Instinkt ist halt stärker als der Buchstabe, und selbstverständlich wird jede Bemühung um das geistliche Wohl eines anderen Menschen unter den Menschen selber nicht durch den Wunsch motiviert, dem anderen vielleicht den Himmel zu öffnen, sondern durch die Angst, daß sein fortgesetzter Frevel für alle schlecht enden könnte, oder durch die Hoffnung, daß allgemeine Tugenhaftigkeit zu einer Belohnung führt.

    Dieser Glaube fehlt bei den Engländern. Bei den Spaniern fehlt er auch. Die Franzosen hingegen glauben daran. Und die Deutschen, Russen, Italiener und natürlich, wie niemand sonst, die Inder.

    Bei den Arabern fehlt der Glaube auch, bei den Türken nicht.

    Das sieht zunächst einmal etwas unüberschaubar aus, aber ich schätze, daß Sanguinikern schlicht dieser Glaube abgeht und sich daraus alles weitere ergibt.

    Es ist per se auch nicht weiter schlimm, wenn Menschen, welche von Natur aus nicht dazu neigen, etwas zu glauben, nicht daran glauben. Es kann allerdings ganz schlimm werden, und leider passiert das auch mit einer gewissen Regelmäßigkeit, wenn es eine Minderheit unter diesen Menschen gibt, welche sehr wohl daran glaubt, aber genau weiß, daß dieser Glaube nicht mehrheitsfähig ist, und deshalb entweder dazu übergeht für die Masse einen Dressurglauben zu entwerfen, welche ihr entweder alles en Detail verbietet oder aber ihr ein derartig umfangreiches Pflichtprogramm auferlegt, daß sie kaum noch zu etwas anderem kommt oder dazu übergeht, politische Strukturen gegen die Masse zu entwerfen, sie als eine Art ungewollte, aber auch unheilbare Krankheit anzusehen. Nun, es läßt sich natürlich auch beides verbinden.

    Verzeihung für diese etwas ausufernde Betrachtung, aber sowas passiert, wenn man sich anfängt zu fragen, warum nun dieses oder jenes passiert ist…

  33. Zu verzeihen ist da nichts, schon gar nicht von mir, der sich mal angwöhnen sollte, vor – anstatt nach oder während – des Schreibens die Sache zu durchdenken.

    Zu Ihren Gedanken selbst: Ich finde es gut, die Dinge auf den wesentlichen Wirkgrund hin zu untersuchen. Ob Sie in diesem Falle nun völlig recht haben, ALLES auf den Glauben und dessen kollektiver Ausprägung basierend anzusehen, weiß ich nicht. Sie äußern sich leider so abstrakt, daß es mir manchmal schwerfällt, mir vorzustellen, was Sie eigentlich meinen.

    Aber Sie marschieren natürlich auf den Spuren Webers. Damit können sie so falsch nichht liegen. Die sekularen Nachwirkungen vormaligen (kollektiven) Glaubensempfindens ist nach wie vor riesig. Dazu kommt die Orientierungslosigkeit der Agnostiker und ihr dauerndes Ersatzsuchen.

    Sie haben zwar nicht unrecht, daß der Niedergang selbstgemacht ist, das ändert jedoch nichts an dem gleichzeitigen gleichgerichteten Amnsinnen mehrerer anderer Kuluren.

  34. Diese Frage, ob diese konkrete Tötung völkerrechtswidrig war oder nicht, ist unter Völkerrechtlern umstritten. Diese Diskussion wird nicht nur in privaten Diskussionen unter Juristen geführt, sondern auch in der FAZ und NZZ von herausragenden Völkerrechtlern.

    Eine dieser Ansichten als Blödsinn abzutun, erscheint mir „ein wenig“ anmaßend. Das zeugt nicht gerade von tiefer Kenntnis des rechtswissenschaftlichen Diskusionsstandes.

    Ob es völkerrechtswidrig war, hängt ganz klar vom Verlauf der Tötung ab. Unter Annahme, daß sich Ibn Laden nicht gewehrt hat und hätte festgenommen werden können, tendiere ich dazu, Völkerrechtswidrigkeit anzunehmen. Der Mensch ist nach herkömmlicher Sicht teilvölkerrechtfähig. das verbot Willkürlicher Tötung ist wohl der menschenrechtliche Minimalstandard als Völkergewohnheitsrecht, so die weit vorherrechende Lehre, die noch deutlich darüber hinaus geht.
    Man kann natürlich entgegen der herschenden Lehre dies ablehnen. Man kann auch dem Völkerrecht die Rechtsqualität im Ganzen absprechen. Nur ändert das nichts daran, daß der Tatbestand von verbotsnormen erfüllt wurde.
    Alles kann man mit guten Gründen annehmen, aber man muß es nicht. – Und deshalb ist es KEIN „Blödsinn“.

    Tatsächlich als nahezu „blödsinnig“ erscheint es mir, daß die USA nicht gegen Art. 2 Nr.4 und 7. SVN verstoßen haben sollen, als sie auf pakistanisches Territorium vordrangen, wie so oft. Dabei handelt es sich zwar nicht um eine frage des ius in bello, also des Kriegsvölkerrechts, sondern des ius ad bellum, des Rechts zum Kriege.

    Zum politischen Gehalt: Ich, wie die meisten Deutschen, verspüre keinerlei Identität mit den USA. Daher kann ich auch keinerlei Freude darüber empfinden, daß ein Feind des Staates, der soviel physisches und psychisches Leid über Deutschland und die Welt in der Geschichte bis heute gebracht hat, getötet wurde, fast neige ich dazu zu sagen, gefallen ist, gar ermordet wurde? Ich will nicht moralisieren. Dort die USA, dort Ibn Laden, hier Deutschland. Was sind unsere deutschen Interessen in diesem Spiel. Die Bremer Wahl dürfte das wohl kaum beeinflussen …

  35. Mit Verlaub, Ruth: Zu der Frage, ob gezielte Tötungen im Allgemeinen und diese gezielte Tötung im Besonderen rechtswidrig sind, habe ich mich nicht geäußert.

  36. Pakistanische Rechtsfrage
    „Es ist gewiß besser, eine Sache gar nicht studiert zu haben, als oberflächlich. Denn der bloße gesunde Menschenverstand, wenn er eine Sache beurteilen will, schießt nicht so sehr fehl, als die halbe Gelehrsamkeit.“

    G. Chr. Lichtenberg,
    Sudelbücher K 98

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