Die SPD und der Fall Sarrazin: eine Art Schadenabwicklung

Nachdem ich bereits für die Druckausgabe der „Sezession“ geschrieben habe, habe ich heute meinen Einstand als Autor im Blog sezession.de gegeben. Unter dem oben genannten Titel analysiere ich den Kuhhandel zwischen Sarrazin und seiner Partei und frage nach den politischen Konsequenzen. Hier klicken.

16 Gedanken zu „Die SPD und der Fall Sarrazin: eine Art Schadenabwicklung“

  1. „Nein, ich glaube, wir haben es einfach mit einem Fall von Feigheit und Schwäche zu tun: Dieser Mann ist es leid zu kämpfen. Wer so lange zum Establishment gehört hat, wird auf seine alten Tage nicht mehr zum Rebellen. Er will weiterhin dazugehören; deshalb hat er nach der halb ausgestreckten Versöhnungshand der SPD gegriffen und spielt nun in dem miesen Stück mit, zu dem die Regisseure unseres Polittheaters jetzt umschreiben, was einmal als packendes Drama begonnen hat..“

    Ihre Gedanken zu Motivation und Bewertung Sarrazinischen Handelns scheinen mir recht plausibel zu sein. Die kurze Zeitspanne, in der Sarrazins Buch auch faktisch eine politische Wende hätte einläuten können, wurde verpaßt. Sarrazin selbst hatte dergleichen wohl auch nicht vorgehabt und andere haben keinen Hut in den Ring geworfen. Man wüßte auch nicht, wer aus dem derzeitigen marantischen Personalpool „deutscher“ Politiker dazu überhaupt fähig gewesen wäre; willens ohnehin keiner. Bemerkenswert ist auch der Unterschied im Agieren der CDU im Fall Hohmann zu dem der SPD jetzt im Fall Sarrazin. „Christlich“ eben.
    Gottfried Benn schrieb einmal: „Soll man aus sich eine alte Gazelle machen, wenn man ein junger Schakal war?“ Polit-Schakale haben wir genug – junge wie alte.

  2. Was erwartet ihr eigentlich von einem älteren Mann,der sein Leben lang Beamter war? Dass er plötzlich zum Revolutionär wird? Get real!

    Gerade dadurch, dass er Beamter war und Jahrzehnte lang Mitglied der SPD, macht ja seine Authenzität aus. Das gleiche Buch von einem anderen geschrieben, wäre erst gar nicht erschienen, oder hätte bestenfalls nur eine Miniauflage erlebt.

    Sein unbestreitbarer Verdienst liegt darin, die demografische Katastrofe auf die Deutschland zusteuert, einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Wenn daraus keinerlei Konsequenzen gezogen werden, kann man dies doch ihm nicht vorwerfen.

  3. @mike:

    Sarrazin hatte die einmalige Gelegenheit, allein durch ein Beharren auf dem Verbleib in der Bundesbank den größten Skandal der jüngsten BRD-Geschichte heraufzubeschwören und den Polit-Filz an der Spitze (Hosenanzug, Wuff) so richtig zu blamieren und ins Wanken zu bringen. Er hätte also die gesamte BRD verändern und Geschichte schreiben können. Wer bekommt solch eine Chance auf dem Silbertablett serviert?

    Sarrazin ließ diese Gelegenheit jedoch ungenutzt verstreichen. DAS mache ich ihm zum Vorwurf. Wer ohne Ende nach Skandalisierung strebt, kann auch mutig sein, wenn es drauf ankommt. (Die Genetik, in Deutschland das äußerste Tabu überhaupt, war für den „älteren Mann“ ja auch kein Problem – bringt mehr Kohle, wenn man derartig für Aufruhr sorgt.) Wem Deutschlands Zukunft ja so schrecklich am Herzen liegt, dass er ein ganzes, statistikgesättigtes Buch schreibt, der kann doch angesichts dieser Gelegenheit nicht stillhalten?

    Hätte er wirklich etwas verändern wollen, hätte er sich anders verhalten. Er wollte nur kurzzeitig ins Rampenlicht und Geld verdienen, aber keine unverrückbaren Tatsachen schaffen. Durch die Verweigerung eines freiwilligen Austritts aus der SPD (hier machte Sarrazin seltsamerweise keine Kompromisse; obwohl er die SPD doch angeblich so schrecklich liebt, bereitete er den Genossen jede Menge Probleme), hat er die Situation für die autochthone Bevölkerung zudem nur noch verschlimmert. Jetzt gibt es erst einmal eine Migrantenquote bei der SPD, eine türkischstämmige Integrationsministerin im Ländle und was kommt morgen? Der Frust vieler Menschen konnte erst einmal abgelassen werden und ist wirkungslos verpufft, anstatt sich sich zu steigern und dann eine wirkliche Befreiung zu erreichen.

    Unterm Strich hat Sarrazins Buch also nur einem einzigen Menschen genutzt: ihm selbst.

  4. Es war noch nicht Zeit.

    Er hätte Wulff verkloppen können, na schön…

    Sein Gegenspieler Weber hat sich mittlerweile auch verabschiedet. Wer weiß, was da alles läuft.

    Alleine, daß Weber für die Deutsche Bank im Gespräch ist, zeigt ja, auf wessen Seite er steht. Und zugleich war er Merkels Mann. Dann sollte Merkel ja eigentlich auch auf der Seite stehen.

    Ich müßte wirklich mal genauer darüber nachdenken, in wie weit es überhaupt eine andere Seite gibt oder was genau der Unterschied ist zwischen Internationalismus à la CDU und Nationalismus à la SPD… letztlich sind das wohl Managementfragen, der Sozialismus gibt Rahmenbedingungen vor, welche weniger kompetenten Wirtschaftsteilnehmern als Krücke dienen.

    Ja, ich schätze, so kann man es wohl sagen.

    Gleichzeitig findet eine langfristig schleichende Kompetenzauflösung statt, und ergo driftet der Westen langsam nach links. Der Grund dafür mag einfach sein, daß jemand das mit den Fischen und der Angel nicht so richtig verstanden hat, oder auch, daß es ein anderer nur zu gut verstanden hat… selbstverständlich sind die meisten Schwellenländer nicht davon angekränkelt.

    Die Macht der Sozialisten ergibt sich selbstverständlich aus den menschlichen Ressourcen, welche sie leiten, deshalb können sie auch nicht so besonders gut auf europäischer Ebene zusammenarbeiten. Das Großkapital, welches die Sozialisten als Managementschicht einspannt, hat sich geeinigt, wenngleich vielleicht auch nicht zur vollsten Zufriedenheit, aber die Sozialisten schaffen es wahrscheinlich nicht, eine gesamteuropäische Managementschicht zu bilden – das ist ja auch schon alleine deswegen schwierig, weil es noch nationale Wahlen gibt, und die Sozialisten nicht überall zur gleichen Zeit rankommen. Die oppositionellen Interessen der nationalen Verbände werden sich sicherlich nicht immer so ganz mit den Interessen jener Sozialisten verbinden, welche andernorts an der Macht sind und außerdem werden Sozialisten auf die Interessen eines gerade nicht sozialistisch regierten Landes nicht allzu viel Rücksicht nehmen können – und umgekehrt.

    Es ist also schon von daher nicht zu erwarten, daß eine effektive Interessenvertretung dieser Managementschicht gegenüber der ihr vorstehenden Schicht auf europäischer Ebene möglich ist. Sozialistische Siege in diesem Konfliktbereich müssen nationale Siege auf Kosten anderer Nationen bleiben und das beschädigt die sozialistische Idee langfristig sehr.

    Die Konsequenz daraus wird sicherlich sein, die Regierungspraxis dahingehend umzugestalten, daß eine effektive gesamteuropäische sozialistische Regierung möglich wird, denn sie wird ja, gerade auch der von ihr mitverursachten Kompetenzauflösung wegen gebraucht.

    Oder das ist jedenfalls das, was so geglaubt wird.

    Je mehr Ärzte es gibt, desto kranker werden die Leute. Naja…

    Der Trend betrifft den gesamten Westen, auch die Staaten, letztlich steht dahinter die Idee, das beste für den allgemeinen Wohlstand zu tun. Das ist natürlich jetzt schon unzutreffend und wird noch schlimmer werden, indes könnte es wirklich ein langes Siechtum, ein erstickender Moder auf allem werden, vielleicht analog dem was in China 500 A.D. passiert ist…

    Wenn sich die Politiker geschickt anstellen und nicht unnötige Konflikte suchen, könnten sie durchaus erfolgreich sein und Europa auf diesen Weg bringen, indes hieße das auch, daß die Menschen in weiten Regionen von den eher fortgeschrittenen sozialistischen Maßnahmen verschont blieben, welche sich hauptsächlich auf Ballungszentren konzentrieren würden.

    Langfristig schritte der Prozeß natürlich überall voran, wenn sich nicht etwas anderes entwickelte.

    Der „Feind“ ist indes derjenige, welcher aus Faulheit mitmarschiert oder aus eingeschränkter Sicht für sich persönlich Sinn in dieser Entwicklung findet.

    Man kann natürlich sagen, daß, wenn die Menschen erst einmal alle unmündige Kinder sein werden, man sie dann leicht auf den rechten Weg führen können wird.

    Naja, wenn man es dann können wird, ich meine, wenn dann nicht jemand andere Ziele mit ihnen verfolgen wird. Und wenn es dann überhaupt noch jemanden gibt, der weiß, was der rechte Weg ist oder Menschen, welche ein Interesse an ihm haben.

    Es ist ja auch nicht so, daß alle Menschen gezielt in die Infantilität geschickt würden. Und es steht zu befürchten, daß erstere, reproduktiv gesehen, darunter leiden werden, daß sie es werden. Nach ein paar Generationen sähe das gesellschaftlichen Profil dann schon anders aus und damit auch die Prioritäten.

    Nein, ich fürchte, daß sich niemand damit trösten kann, es diene nur dazu, die Leute leichter auf den rechten Weg zu leiten. Die Folge wird eine stagnierende bürgerliche Gesellschaft mit starken Werkzeugen zur gesellschaftlichen Kontrolle sein.

  5. Er wollte seine Stellung nutzen, um seine Erkenntisse zu verbreiten. Das hat er mit Bravour geschafft. Nachdem das geschafft war, gibt es für ihn keine weitere erfolgversprechende Politikkarriere. Rechte Parteien gehen aufgrund ihrer inneren Unruhe (Distanzieritis etc) bisher immer zugrunde, und ein 65jähriger Beamter wird an diesen Gesetzmäßigkeiten kaum etwas ändern. Seine verbleibende Rolle ist die des Autors einer hochwertigen und bestverkauften Studie zur Lage der Nation. Das zu vertiefen ist eine hinreichend große Aufgabe für die verbleibenden Jahre. Mit seiner Drei-Punkte-Erklärung treibt er die SPD weiter vor sich her und tut das seine, um die Aufmerksamkeit für seine Anliegen zu maximieren. Wir sollten uns fragen, wie wir seine Arbeit unterstützen können, nicht was er noch alles für uns tun könnte.

  6. @ Clio 3.5. 2011 /18.54h:
    Zustimmung.

    „…war für den “älteren Mann” ja auch kein Problem…“:

    „Alte Männer sind gefährlich, ihnen ist die Zukunft gänzlich gleich.“
    G.B Shaw

  7. Ältere Männer können es sich leisten, die Wahrheit zu sagen. Dazu gehört, dass sie ihre politischen Ambitionen aufgeben. Altersweisheit nennt sich das auch.

  8. Das Problem ist weder Sarrazin noch die herrschende Elite. Das Problem ist einzig und allein der DEUTSCHE Wähler. ES GIBT R E C H T E PARTEIEN – wenn der DEUTSCHE Wähler sie nicht wählen will, weil er das ‚gute Gefühl‘ linker Vorstellungswelten dem weniger angehmen Gefühl der rechten Wirklichkeit vorzieht, hat er eine Entscheidung getroffen. Und wird mit den Folgen leben müssen.

  9. Meinen Glückwunsch! Manfred Kleine-Hartlage und Sezession. Das sind zwei gute Adressen; das paßt zusammen.

  10. Es nützt aber nichts, die Wahrheit zu sagen, wenn diese Wahrheit keine Konsequenzen hat. Weiterhin schrieben Sie, dass Sarrazin die SPD vor sich her treiben würde: wie wahr. Die Frage ist nur, in welche Richtung. Die Genossen scheinen „Deutschland schafft sich ab“ mittlerweile als Nahziel in ihr Parteiprogramm aufgenommen zu haben. Und die Grünen liegen gegenwärtig auch schon bei 28% – so groß scheint die Zustimmung der Deutschen zu Sarrazins Thesen also wirklich nicht zu sein. Deutschland fährt mit Vollgas in die eigene Abschaffung. Nach Sarrazin ist diesbezüglich noch einmal kräftig das Gaspedal durchgetreten worden. Wenn 2013 grün-rot an die Macht kommen sollte, kann man nur noch gehen.

  11. Sie haben Recht. Ich kritisiere Sarrazin, weil ich sein Verhalten charakterlos finde, allerdings kam sein Buch vermutlich auch ohnehin viel zu spät. Durch eine ungesteuerte Masseneinwanderung sind längst Tatsachen geschaffen worden, die Kulturrevolution der 68er war erfolgreich, die Deutschen sind völlig hirngewaschen und auf links getrimmt: sie wollen sich offenbar im Eiltempo abschaffen. Reisende soll man nicht aufhalten. Deutschland als Deutschland wird vor dem Jahre 2050 Geschichte sein.

  12. So ist es. Sarrazin hat die Zukunft penibel analysiert bzw. vorhergesagt – ob sie ihm wirklich so sehr am Herzen liegt, wie er tut, wage ich zu bezweifeln.

  13. Durch eine ungesteuerte Masseneinwanderung sind längst Tatsachen geschaffen worden, die Kulturrevolution der 68er war erfolgreich, die Deutschen sind völlig hirngewaschen und auf links getrimmt: sie wollen sich offenbar im Eiltempo abschaffen.

    So ganz glaube ich das mit der Unterwerfung – oder von mir aus auch Teil-Unterwerfung – von Sarrazin allerdings nicht. Ich habe mir eigentlich im Stillen immer gedacht Sarrazin folgt einem bestimmten Konzept, dessen Basis eine Grundeinsicht ist: Die Leute müssen gesagt bekommen was sie denken sollen!

    Und sie müssen es von denen gesagt bekommen auf die sie schon gehört haben als sie gelernt haben was sie heute eben so denken (und wovon sie natürlich glauben es seien ihre eigenen Gedanken und es sei auf ihrem eigenen Mist gewachsen): Der bundesrepublikanischen Linken, namentlich der SPD, denn diese hat den heutigen Mainstream vor den GRÜNEN gesellschaftlich durchgesetzt.

    Wenn er also das Denken von Leuten ändern will, die zwar in Wirklichkeit gar nicht denken, sondern (Vor-)Gedachtes von – immer noch zu großen Teilen – der SPD übernehmen und dann für Eigenes halten, dann muß er das Denken der SPD ändern! Und wie das geht hat er als junger Mann selber live miterlebt: Steter Tropfen höhlt den Stein!

    Er weiß jetzt auf jeden Fall, daß – bei 1,4 Mill. verkauften Exemplaren – das was man als ‚die politisch interessierte Schicht‘ (das sind die Leute, die in ihrem Umfeld wiederum Orientierungsfunktion auf Orientierungssuchende haben und meinungsbildend wirken) von einer prinzipiellen Unbehagen erfaßt ist und er ihrem Unbehagen mit seiner Zustandsbeschreibung Ausdruck verliehen hat.

    Setzt man die DEUTSCHE Bevölkerung mit – nach oben gerundet – 70 Millionen an, dann wären allein die Käufer seines Buches schon 2-3% der Wählerstimmen (denn man muß ja noch die noch nicht Wahlberechtigten unter 18jährigen abziehen) der DEUTSCHEN Wahlbevölkerung. Und es gibt sicher auch irgendwelche sozialwissenschaftlichen Methoden, die näherungsweise abschätzen können auf wieviel Prozent der deutschen Wahlbevölkerung diese 1,4 Millionen Buchkäufer einen Einfluß bei deren Wahlentscheidung haben.

    Damit kann er rechnen – und damit rechnet natürlich auch die SPD(-Führung). Er hat also Rückhalt sowohl in der maßgeblichen Schicht der DEUTSCHEN Wahlbevölkerung UND – wovon ich ausgehe – bei einem erklecklichen Teil der Gremienfürsten in der SPD, die sich allerdings öffentlich selbstredend ganz anders äußern als im privaten oder halbprivaten Gespräch. Wen er gegen sich hat sind die Linken in der SPD, die Ideologieproduzenten der eigentlichen heutigen BRD-Partei, der GRÜNEN also, und schätzungsweise 100% des unnützen Akademikerpöbels Marke Foroutan etwa.

    Auf die Journaille gehe ich hier nicht extra ein, denn da sind die Verhältnisse prinzipiell nicht anders als anderswo auch: Eine dünne Schicht – vielleicht sogar ‚hauchdünn‘ – tatsächlicher Ideologieproduzenten (Häuptlinge) … und jede Menge Indianer, die im Wesentlichen nur Verstärkerfunktion für die Leitwölfe haben. Aber auch eine gute Witterung für sich drehende Verhältnisse – und kein Problem bei sich wirklich drehendem Wind auch nach den Melodien ganz anderer Leitwölfe zu singen.

    Was muß er also tun, wenn er wirklich etwas ändern – und das heißt eben das Denken der SPD ändern – will? Er muß erst einmal eine argumentative Basis für die politikinteressierte Schicht in der DEUTSCHEN Wahlbevölkerung UND für SEINE Leute im Funktionärsgebälk der SPD schaffen. Das hat er mit seinem Buch getan. JETZT muß dieser Impuls in stabiles verändertes Denken im SPD-Mittelbau und SPDaffinen Teil der DEUTSCHEN Wahlbevölkerung weiterentwickelt werden.

    Und wie geht das praktisch? Beispielsweise so…

    http://nachrichten.t-online.de/thilo-sarrazin-kritisiert-von-der-spd-geplante-migrantenquote/id_46179760/index

    Ich sehe also bei dem, was ich als psychomentale Umstimmungstherapie der SPD verstehe, eine Art Doppelstrategie am Werk: Die Parteispitze handelt so wie die derzeitige Mehrheit in der SPD denkt. Aber nicht unbedingt fühlt. Da aber linke Parteien prinzipiell psychisch schwächer als rechte Parteien sind – was man am Umfang und der innerparteilichen Bedeutung der jeweils die psychische Schwäche kompensierenden Vorstellungswelt/Ideologie sehen kann – ist die Angst sich am Gefühl zu orientieren und ihm zu folgen (wenn es der kompensierenden Ideologie entgegensteht! Bei ‚Willy‘ lief es mal parallel – deshalb auch die wahnsinnige Ergriffenheit vom Willy-Wahn) besonders groß.

    Darauf muß man Rücksicht nehmen bzw. es einkalkulieren. Und Sarrazin kommt die Aufgabe zu, frei nach der Methode ‚zwei Schritte vor, eineinhalb Schritte zurück‘, dem Wattenmeer des linken Wahns Schritt für Schritt Land abzugewinnen. Bei der ‚Migrantenquote‘ muß man berücksichtigen, daß die SPD ja nur einen bestimmten Typ von politisch Interessierten anzieht. Man kann das sehr schön bei den Juso-Vorsitzenden beobachten: Durchgesetzt hat sich immer ein Typ, der als Juso radikal links geredet hat – beim Aufstieg in der Partei aber seltsamerweise (meist wenn er die 40 überschritten hat) pragmatisch-rechts gehandelt hat.

    Ich habe als Jugendlicher Schröder als Jusovorsitzenden erlebt. Und der letzte an den ich mich als richtigen Rederadikalen erinnere, war Wolfgang Roth (wenn den noch einer kennt) – in den Tagesschauausschnitten kam der so richtig als kommunistische Rampensau rüber. Wo ist er heute? Irgendwann ist er ins Bankgewerbe abgegangen – soviel erinnere ich noch. Und nach Roth kamen meines Wissens nur noch Daumenlutscher.

    Und die ‚Migranten‘, die die SPD anzieht und die sich dort durchsetzen werden, werden vom Typ her nicht anders sein; das sind keine zu allem entschlossene Revolutionäre, sondern letztlich eben … Funktionäre. Ähnlich wie einem bestimmten Typ Schwarzer ja auch – vornehmlich von anderen Schwarzen – gerne vorgeworfen wird ‚außen schwarz – innen weiß‘ zu sein.

    Anti-Sarrazin-Widerstand von Quotenmigranten in der SPD kann man – und darin ist die SPD mit Sicherheit meisterhaft – an einer Wattewand aus unterschiedlichen Zuständigkeiten und ‚Gang durch die Gremienwüste‘ sich erschöpfen lassen.

    Ich sehe das Projekt Änderung des Denkens in der SPD daher noch keineswegs als gescheitert an. Es wird einfach darauf ankommen, ob Sarrazin als Akkumulationszentrum für die in der SPD, die zwar so ähnlich fühlen, aber sich noch nicht trauen auch zu denken was sie fühlen – und sich schon gar nicht trauen auch zu sagen was sie denken, selbst wenn sie sich zu denken trauen was sie eigentlich fühlen – erhalten bleibt … und ihnen über die Länge der Zeit soviel ‚Mut zur eigenen(LOL) Meinung‘ machen kann, daß sich schrittweise die Stimmen mehren, die ihn unterstützen.

  14. Manfreds Beitrag ist wie immer großartig. Dazu die erkenntnisfördernden Kommentare hier und auf Sezession.
    Man sollte aber auch den exemplarischen Charakter des Falls Sarrazin beachten. Hier demonstriert das kulturmarxistische Establishment beispielhaft, wie es mit Abweichlern umzugehen pflegt, was die „Sarrazins“ in diesem Staat, in dieser Nation zu erwarten haben. Mit erwünschter Signalwirkung auf das „gemeine Volk“: „seht her, dieses Thema wird nicht diskutiert, die Agenda „Umvolkung“ wird umgesetzt, wer „aufmuckt und sei es noch so fundiert, der wird erledigt (beruflich, sozial).“
    Ein Gnadenakt ist es, wenn Abweichler nicht vollständig vernichten werden, sondern ihnen eine Existenz als so etwas wie eine Randerscheinung zugebilligt wird (die umso erträglicher gestaltet werden kann, je größer die jeweils vorhandenen finanziellen und sozialen Ressourcen sind). Insbesondere, wenn es um die (auch potentiellen) Abweichler aus dem Kreis der Macht-, Dressureliten und Funktionsträger hier im Land geht, denn die werden möglicherweise noch gebraucht.
    Wir haben es hier also auch mit einer Art psychologischer Kriegsführung zu tun.

  15. Wie Sarrazin weiter die SPD vor sich her treibt, sehen wir gleich bei seinem ersten Auftritt nach Einstellung des Ausschlussverfahrens.
    http://www.welt.de/politik/deutschland/article13333808/Thilo-Sarrazin-giftet-gegen-Migranten-Quote-der-SPD.html?fb_ref=artikelende&fb_source=profile_oneline
    Migrantischem Denken mangelt es an Objektivität.
    Leugnung der Erblichkeit von Intelligenz ist „strohdumm oder in krimineller Weise denkfaul“.
    Wenige treffende Bemerkungen.
    Wird Gabriel das Verfahren nun neu anstrengen?
    Ich glaube nicht, aber die Frage steht im Raum und sorgt für Aufmerksamkeit.

  16. @Bonifaz: Ja, und was haben wir von dem Streit zwischen Sarrazin und der SPD? Außer, dass die Grünen davon profitieren? Wenn die SPD immer mehr eingeht, hilft das nur den Grünen, weil die schwarz-gelbe Regierung überhaupt keinen Kurs mehr hat und einfach eine Katastrophe ist. Ein grüner Bundeskanzler wäre aber definitiv der Super-Gau für dieses Land.

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