Ein Dialog

Nein, diesmal schreibe ich nicht über den Islam, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht.

Mir ist nur aufgefallen, dass Tintin et Milou/Coke en Stock („Tim und Struppi/Kohle an Bord“) eine wunderbare Parabel enthält.

Ausgangslage: Tim und Kapitän Haddock sind an Bord eines Frachters im Roten Meer, der von seiner Mannschaft und ihrem kriminellen Kapitän verlassen wurde, und in dessen Frachtraum sich Dutzende von Schwarzafrikanern befinden, die nach Mekka pilgern wollen. Kurz vor Erreichen der arabischen Halbinsel kommt ein Araber an Bord, der sich als Sklavenhändler herausstellt und die Schwarzen als Ware in Empfang nehmen will. Kapitän Haddock jagt ihn unter vielen Flüchen von Bord. Anschließend entspinnt sich der folgende Dialog:

Hört mir gut zu, meine Freunde. Ihr habt diese lange Reise unternommen, um nach Mekka zu pilgern, richtig?

Ja. – Ja.

Um anschließend in Eure Heimat zurückzukehren und Eure Familie wiederzusehen. So ist es doch, nicht wahr?

Richtig. – Ja. – Ja.

Leider erwartet Euch ein ganz anderes Los. Habt Ihr diesen Araber gesehen, der an Bord gekommen ist, und den ich weggejagt habe? Der erwartet Euch in Mekka, um Euch zu kaufen und zu Sklaven zu machen! Zu Sklaven, versteht Ihr?

Ja, Kapitän, genau verstanden. Er ist sehr böse, dieser Araber. Wir wollen keine Sklaven sein. Wir wollen einfach nur nach Mekka.

Ja doch, ich weiß. Aber ich wiederhole, dass Ihr als Sklaven verkauft werdet, wenn Ihr dort hingeht. Wollt Ihr das?

Nein, nicht Sklaven. Wir sind gute Muslime. Wir wollen nach Mekka.

Hunderttausend Höllenhunde, ich rede mir hier den Mund franselig um Euch zu erklären, dass Ihr als Sklaven verkauft werdet, wenn Ihr dort hingeht. Ist das klar, ja oder nein, verdammt nochmal!?!

Nicht schreien, Kapitän, wir wollen einfach nach Mekka.

Na gut, Ihr Quadratschädel, dann fahrt doch in Euer Mekka! Aber dort bleibt Ihr für immer! Heimat nie wiedersehen! Familie nie wiedersehen! Ihr für immer Sklaven! Das ist das, was Euch blüht, ihr schwachsinnigen Matschköpfe!!

Wir sind keine schwachsinnigen Matschköpfe. Wir sind gute Muslime. Wir wollen nach Mekka.

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Genau so spielt sich der typische Dialog zwischen Konservativen und Liberalen ab. Wer das schon einmal versucht hat, weiß, was Kapitän Haddock zu leiden hatte.

10 Gedanken zu „Ein Dialog“

  1. Nun ja, wobei die Afrikaner hier zu ihrer Verteidigung einwenden könnten, daß, wenn sie nicht nach Mekka gingen, sie bald nicht mehr als echte Muslime gälten und in Folge dessen auch noch ihre gesamten Familien versklavt würden.

    Ob das Gleichnis auch in diesem Punkt stimmt?

    Wohl kaum… aber die subjektive Wahrnehmung wird meistens wohl so ähnlich sein.

    Ich denke übrigens, daß der Unabomber Recht hat, wenn er sagt, daß der Typus des modernen Linken die Folge davon ist, daß den meisten Menschen heutzutage die Gelegenheit fehlt, durch den Prozeß der Lebensbewältigung („power process“) zu gehen.

    Ich meine, wenn man den schwachsinnigen Pubertäts- und Adoleszenzscheiß, der das heutige psychologische Denken prägt, mit der Analyse Kaczynski’s vergleicht, so muß jeder klar denkende Mensch doch zu dem Schluß kommen, daß letzteren Analyse wenigstens brauchbar ist.

    Ich denke allerdings, daß Kaczynski an zwei Stellen einen Fehler begeht, nämlich einmal da, wo er Ersatzhandlungen als prinzipiell ungeeignet betrachtet und zum anderen da, wo er annimmt, daß das Ergreifen von Ersatzhandlungen leicht sei und es dazu keiner weiteren Voraussetzungen bedürfe (das nimmt er nur implizit an, ist aber von höchster Wichtigkeit für seine Argumentation).

    Ersatzhandlungen erlauben immerhin die Lebensbewältigung und heilen also vom modernen Linkssein. Das Problem ist nur, daß die meisten Menschen nicht die ökonomischen und intellektuellen Voraussetzungen haben, um Ersatzhandlungen im erforderlichen Maße nachzugehen, bzw., was auch eine Lösung wäre, die Gesellschaft ihnen nicht glaubhaft genug macht, daß sie durch eine Standardkarriere die Dinge erreichen, welche sie in ihrem Leben begehren (was die Gesellschaft durch Ordensverleihungen etc. erreichen könnte).

    Die Beliebtheit faschistischer Regime ist zweifellos auf genau diese Weise zu erklären, was Kaczynski auch am Rande berührt, aber vehement ablehnt als eine Art der Täuschung.

    Indes… Kaczynski’s wahnsinnige Thesen sind:

    1. Auch wenn der Kapitän des Schiffs das Schiff in die richtige Richtung lenkt, kann ich doch nicht zufrieden sein, so lange ich nicht der Kapitän bin.

    2. Die Freude eine neue Käfergattung beschrieben zu haben ist ein menschenunwürdiger Ersatz für die Freude, einem Hirsch die Kehle durchgeschnitten zu haben.

    Er erwähnt Autonomie, aber hält sie relativ klein. Ich denke, Autonomie ist der zentrale Punkt. Autonomie stellt sicher, daß wenn der Kapitän anfängt Scheiße zu bauen, eine Korrektur erfolgen wird. Vorher kann es einem ja egal sein, aber früher oder später fehlt jeder. Autonomie ist nicht nur psychologisch wichtig, sondern auch politisch: Wes Brot ich eß, des Lied ich sing. Der einzige Weg in eine bessere Zukunft ist die Vergrößerung ökonomischer und intellektueller Autonomie bis zu einem Grade, an welchem die Menschen überhaupt erst in der Lage dazu sind, ihre Ersatzhandlungen frei zu wählen. (Wobei dies nicht für jeden überhaupt Ersatzhandlungen sind, das ist ein anderer nicht ganz unwichtiger Punkt, den Kaczynski nur sehr undeutlich und widerstrebend einräumt.)

  2. Über welchen Text welches Kaczynski redest du da?
    Etwa der von Smolensk übrige Zwillingsbruder, der Nationalgefühle seines Landes vorzugsweise dadurch pflegt, dass er grundlos gegen Nachbarländer hetzt?

  3. Ich sehe hier den Dialog der Tauben (dialoge des sourds), der jedesmal dann entsteht, wenn man zweckdienliche (und verhältnismäßige) Maßnahmen zur Behebung eines Notstandes (z.B. Verunsicherung einer Stadt durch zugereiste wild kampierende Bettler). Die meisten werden den Vorschlägen zuhören und nichts sagen. Einige werden sich den Namen des Vorschlagenden merken, um ihn anlässlich einer künftigen Kampagne gegen „rechts“ zu verunglimpfen. Der Notstand ist egal, hauptsächlich man selbst gilt als „guter Moslem“ bzw hat politisch das Herz am linken Fleck.

  4. Nein, ich meine Theodore John Kaczynski, besser bekannt als „Unabomber“ (steht im obigen Beitrag) und der erwähnte Text ist das so genannte „Unabomber Manifesto“.

    Lesenswerter Text. Kritisch lesen muß man lediglich die Definition des „power process“ und der „surrogate activities“, da macht er Fehler, bzw. verallgemeinert seine eigene Psyche in unzulässiger Weise.

    Sein Auseinandersetzung mit dem Begriff der Neugierde im Wissenschaftsbetrieb ist auch ein „strawman argument“, da verflacht er die eigentlichen Fragen unzulässig.

    Aber was für ein Scheiß dieses ganze Pubertätsgefasel ist, kann man sehr schön sehen, wenn man seine Gedanken zu Freiheit und Permissivität liest. Sein Freiheitsbegriff ist rein subjektiv, das kann man kritisieren, und er beruht auf der Definition des „power process“, wo er wie gesagt Fehler macht. Nichtsdestotrotz sind viele, ohne Zweifel die meisten, Zusammenhänge richtig von ihm erfaßt worden.

    Wenn die Grünen die Immigration von Analphabeten aus ländlichen Gebieten fördern, verhalten sie sich übrigens gemäß seinen strategischen Anweisungen: Erhöhung von Spannungen zum Zweck des Zusammenbruches der industriellen Gesellschaftsform. Eine andere Maßnahme zur Erreichung dieses Zieles ist der Freihandel, oder die Globalisierung, wie es heute heißt. Er erwähnt letztere explizit. Allerdings… diese Spannungen können sich natürlich auch anders entladen, in Richtung Totalitarismus. Und das werden sie wohl auch.

  5. Ich sehe hier den Dialog der Tauben (dialogue des sourds), der jedesmal dann entsteht, wenn man zweckdienliche (und verhältnismäßige) Maßnahmen zur Behebung eines Notstandes (z.B. Verunsicherung einer Stadt durch zugereiste wild kampierende Bettler) vorschlägt. Die meisten werden den Vorschlägen zuhören und nichts sagen. Einige werden sich den Namen des Vorschlagenden merken, um ihn anlässlich einer künftigen Kampagne zu verunglimpfen. Der Notstand ist egal, hauptsächlich man selbst gilt als “guter Moslem” bzw hat politisch das Herz am linken Fleck.

  6. Kein Wunder, daß es gegen diese miesen Machwerke schon Rassismusvorwürfe und -klagen (gegen „Tim im Kongo“) gegeben hat.

    Kommt für den Nachwuchs gleich neben einer originalen Negerkönig Version von Pippi Langstrumpf ins Bücherregal.

  7. Bei dem Titel „Dialog“ blitzte es bei mir erst mal vor dem weiter lesen, -nun gibt es einen echten Diskurs. Denks’de, die Wechselrede endet im Fazit, Liberale sind per se untauglich für Diskussionen, ihnen werden mehr oder weniger Starrsinn unterstellt. Diese Abgrenzungen kommen ja auch unter ‚Korrektheiten‘ als Leitlinie zum Ausdruck, -also gegen was zu sein und nicht wofür man steht. Hätte Preußen den seelenverwandten Liberalismus geächtet , hätte es nicht den Erfolg gehabt. Wohlgemerkt ich rede nicht von Neoliberalen Typ FJS. Selbst bin ich erzkonservativ, vielleicht ist es ja die Tragödie von uns keiner Ideologie anzuhängen. ,-Gegner nennen uns deswegen u.a. abfällig harmoniesüchtig, ohne Leidenschaft und Elan. Sie unterschlagen aber bewusst die Weitsicht und den Sinn für das Machbare des Konservatismus.
    Mir selbst genügt es nicht, täglich nur festzustellen, das sich Totalitarismus mit jeder Ideologie ein Programm gibt. Das was PI in der Wiederaufbereitung zu Unkorrektheiten durchmeckert, findet bei ‚Korrektheiten‘ seinen intellektuellen Ausklang, damit stehen Blogbetreiber keineswegs alleine im Netz. Einer meiner Fehler ist es, eigene Erwartungen auch von Gleichgesinnten zu erwarten, aber bitte, wo soll denn ein ergebnisorientierter Diskurs beginnen, wenn derselbe schon im Grundsatz und in der In-und Fragestellung stecken bleibt ?.
    Auf Grund der zahlreich und kreativen „Resonanz“ auf meine Kommentare und Anregungen, komme ich der unausgesprochenen Aufforderung nach, tschüß zu sagen.
    Der Schritt steht keineswegs im Widerspruch zu der Hochachtung, welche ich dem Blogautor weiterhin entgegenbringe.
    Euer Plebiszit

  8. „Ich sehe hier den Dialog der Tauben (dialogue des sourds), der jedesmal dann entsteht, wenn man zweckdienliche (und verhältnismäßige) Maßnahmen zur Behebung eines Notstandes (z.B. Verunsicherung einer Stadt durch zugereiste wild kampierende Bettler) vorschlägt. Die meisten werden den Vorschlägen zuhören und nichts sagen. Einige werden sich den Namen des Vorschlagenden merken, um ihn anlässlich einer künftigen Kampagne zu verunglimpfen. Der Notstand ist egal, hauptsächlich man selbst gilt als “guter Moslem” bzw hat politisch das Herz am linken Fleck.“

    Das Problem, das ich sehe, liegt darin, daß man die Gutmenschen nie persönlich an ihren Ansprüchen packt. „Man“ soll den Bettlern helfen – nicht „ich“.

    Warum trauen sich Politker nicht, Verantwortungsethik einzufordern?
    „Alle, die für die Unterbringung wilder Bettler sind, bitte melden. Jeder darf dann einen bei sich beherbergen. Und: selbstverständlich haftet der Gastgeber mit für eventuelle Vergehen des Bettlers. …“
    Und wenn der Gutmenschen nicht genügend sind, werden die Gleichgültigen in die Pflicht genommen … – da möchte ich mal sehen, wie schnell die Leute sich eines Besseren besinnen!

    Der Trick ist ja stets der gleiche : Privatisierung der Gewinne (und sei es nur ein ‚edles‘ Gewissen und Ansehen) und der Sozialisierung der Verluste; er sollte eugentlich bekannt sein.

    Dagegen muß man die Gutmenschen als Schurken und Meister dieses Spiels erkennen und benennen!

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