Die Ehe steht unter dem Schutz des Staates – wenn sie gescheitert ist

Eine Frau hat gemeinsam mit ihrem Freund auf Lehramt studiert. Bei beiden steht das Referendariat bevor. Die Frau telefoniert mit dem Kultusministerium des Bundeslandes, in dem sie studiert hat. Sie möchte wissen, ob es möglich ist, ihr und ihrem Freund Referendariatsplätze in derselben Stadt oder wenigstens derselben Gegend zuzuweisen, damit sie zusammenleben können.

Darauf entspinnt sich sinngemäß der nun folgende Dialog, den ich seiner exemplarischen und symptomatischen Bedeutung hier wiedergebe. Die Dame vom Kultusministerium antwortet also auf die Frage:

„Nein, also das können wir nicht berücksichtigen, dass sie gerne in der Nähe ihres Freundes arbeiten wollen; Sie sind ja nicht einmal verheiratet.“

„Gut, wir wollen ja sowieso heiraten. Also, wenn wir verheiratet wären, dann würden Sie das berücksichtigen?“

„Nein, auch dann nicht. Es macht keinen Unterschied, ob Sie verheiratet sind oder nicht.“

„Und wenn wir Kinder hätten?“

„Auch wenn Sie verheiratet sind und Kinder haben, bringt das nichts, wir können das nicht berücksichtigen. Bringen würde es nur etwas, wenn Sie geschieden wären und Kinder hätten, weil wir verpflichtet sind, geschiedenen Elternteilen die Möglichkeit zu geben, in der Nähe ihrer Kinder zu leben.“

5 Gedanken zu „Die Ehe steht unter dem Schutz des Staates – wenn sie gescheitert ist“

  1. Nun ja, sie hätten halt in Hamburg, Bremen oder Berlin auf’s Lehramt studieren müssen.

    Das Saarland und Schleswig-Holstein gingen vielleicht auch noch. Jedenfalls wären die Chancen da akzeptabel.

    Die Wahrheit ist in diesem speziellen Fall sogar noch schlimmer als die Erklärung für solche Umstände, die Ewald Stadler geben würde. Sich mit ’nem beliebig vorgegebenem Arbeitskollegen einzulassen, ist ein Zeichen der richtigen Einstellung eines Lehrers dem Staat gegenüber.

    Andererseits verdient ein Lehrer genug Geld, um einen Ehegatten durchzufüttern.

    Nun, wer in dem Punkt nunmal nicht die nötige Festigkeit entweder in der einen oder in der anderen Richtung besitzt, der sollte wirklich darauf achten, in einem Stadtstaat zu studieren.

  2. Es ist bei vielen jungen Paaren so (nicht nur bei Lehrern), dass die Ämter, aber auch die Unternehmen, Steine in den Weg legen. Viele trauen sich auch nicht mal mehr zu fragen und führen dann eben Fernbeziehungen.

    Unsere Generation (die ja auch Generation Praktikum genannt wurde) spürt die Millionen Arbeitslosen als Drohkulisse. Manche sind mit 35 noch Praktikanten, die auf die Hilfe der Eltern angewiesen sind, viele haben prekäre Jobverhältnisse und sind nur auf Zeit angestellt. Sicherheit, wie für die ältere Generation, gibt es nur in Ausnahmefällen.

    Das ist ein zusätzlicher Faktor der viele zur Vorsicht bei der Familienplanung bringt.

    Und ja, die Gesetzeslage ist oft obskur. So kriegen „Vollarbeitslose“ Hartz IVler mehr als „Aufstocker“, usf. Für Frauen ohne berufliche Perspektive ist es tatsächlich am Günstigsten Alleinerziehend zu sein und möglichst viele Kinder von möglichst verschiedenen Vätern zu haben.

    Das alles ist Deutschland.

  3. „Auch wenn Sie verheiratet sind und Kinder haben, bringt das nichts, wir können das nicht berücksichtigen. Bringen würde es nur etwas, wenn Sie geschieden wären und Kinder hätten, weil wir verpflichtet sind, geschiedenen Elternteilen die Möglichkeit zu geben, in der Nähe ihrer Kinder zu leben.”

    Man muß sich das einmal auf der Zunge tergehen lassen. In normales Deutsch übersetzt heißt das so:

    „Erst wenn Sie sich dem allgemeinen Trend zur Zerstörung der Ehe anschließen, werden wir Sie dafür belohnen.“ Pervers. Mehr fällt dazu nicht ein.

  4. Manfred, diese Tatsache belegt die These, daß in Deutschland und der westlichen Welt das Normale verschwindet.

    Das Mindestmaß an normalen Verstand verschwindet (so wie ich häufig erlebe) und eine Mindestmaß an normalen Regeln (positiver Art) verschwinden.

    Mir scheint, es gibt keinen allgemeinen Willen mehr, Probleme pragmatisch anzugehen und zu lösen. Übrigens: Meine Erfahrung mit vorgestzten „Damen“ und „flexiblem Denken“ ist bereits so einschlägig, daß ich nicht mehr daran glaube, nochmals jemals eine Frau in verantwortlicher Position kennenzulernen, die dazu befähigt ist. Hirnphysiologisch wohl ausgeschlossen.

    Eine Gesellschaft, wo eine Frau einem Mann sagen kann, was falsch und richtig ist, strebe ich nicht an. Selbst der schlechteste männliche Vorgesetze ist besser, als die beste weibliche.

    Ich hatte nun genug Gelegenheit, das zu beobachten.

  5. Man muss sich die Sache einfach anders herum zu Nutze machen: Dann gibt es bald den Begriff: Scheinscheidung 🙂

    Man kann davor ja noch katholisch heiraten, dann gilt die Ehe ohne Dispens eh als unauflösbar.

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