Der Fall des Dr. plag.

Bei allen schadenfrohen Witzen über den Globalisten-Beau Dr. plag. Freiherr zu Googleberg und sein bevorstehendes Karriere-Ende sollte man doch nicht vergessen, was diese Affäre über die uns regierende politische Kaste aussagt.

Karl Theodor zu Guttenberg, Dr. plag.
unplugged

Da promovierte der Freiherr also über „Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU.“ Fürwahr ein wichtiges Thema, vor allem wenn man bedenkt, dass auf dem Weg zur Abschaffung des Nationalstaates, also dem Ziel dieser politischen Kaste, noch einige „konstitutionelle Entwicklungsstufen“ zu nehmen sein werden. Dass ein Politiker mit außenpolitischen Ambitionen sich darüber fundierte Gedanken macht, sollte man erwarten können, auch dann, wenn man – wie ich – das anvisierte Ziel und die darauf gerichteten Gedanken abscheulich findet.

Genau dies hat Guttenberg aber nicht getan, zumindest beschränkte sich sein Ehrgeiz offenkundig darauf, den Titel zu erlangen; es ging nicht darum, die eigene politische Konzeption analytisch zu untermauern (oder gar zu hinterfragen). Fürs Denken fühlt man sich in diesen Kreisen offenbar nicht zuständig. Dafür hat man seine Leute – besonders, aber nicht nur, als Freiherr.

Guttenbergs Fehler bestand darin, dass er seine Ghostwriter weder gefragt noch bezahlt hat. Das dürfte den meisten anderen Politikern nicht passieren. Aber die Mentalität, die solche Fehlleistungen erst möglich macht, ist in der politischen Kaste weiß Gott verbreitet: sich Gedanken machen zu lassen und als Schauspieler in einem Stück zu spielen, das klügere Köpfe geschrieben haben. Die politische Kaste besteht aus Kellnern. Die Preisfrage lautet, wer die Köche sind.

(Übrigens: Den Ausdruck „zu Googleberg“ habe ich aus dem DLF-Magazin, gesendet heute um 19.15 Uhr. Nicht dass mir noch jemand ein Plagiat unterstellt.)

11 Gedanken zu „Der Fall des Dr. plag.“

  1. Plagiat hin oder her, aber darum geht es hier gar nicht. Hier soll jemand, den die Linke als gefährlich erachtet zur Strecke gebracht werden, wobei jedes, aber auch jedes Mittel Recht ist!

  2. Hier soll jemand, den die Linke als gefährlich erachtet zur Strecke gebracht werden.

    Ich glaube nicht, dass es jemals einen Verteidigungsminister gegeben hat, der mehr zur Untergrabung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands beigetragen hat als zu Guttenberg. Wie „gefährlich“ die Linke ihn auch immer finden mag, ich finde ihn noch weitaus gefährlicher. Im Übrigen muss jeder Politiker, der krumme Dinger dreht, damit rechnen, abgeschossen zu werden.

  3. @ Manfred

    Hm. Der Kern ist m.E. nicht, dass der Mann entfernt gehört, weil er gefährlich ist, von mir aus auch „nicht hilfreich“ – mit der Position stehst du ja innerhalb des rechten und konservativem Spektrums ja nicht alleine. Der Kern ist doch, dass das rechts-konservative Spektrum ihn nicht selbst zu Fall bringen kann.

    Kurzum: Hier geht es um Fragen der Macht.

  4. Das ist ja richtig, aber das bedeutet eben, dass er aus unserer Sicht in jedem Fall zur anderen Seite gehört, und dass sein Missgeschick nicht bedauernswerter ist, als wenn es um irgendeinen Grünen ginge. (Na gut, wenn es Trittin oder Özdemir wären, wäre die Schadenfreude noch um einiges größer.)

  5. Wobei Özdemir an seinen Bonusmeilen ja nicht gescheitert ist. Gegönnt hätt ichs ihm genauso, wie dem Gelackten da oben jetzt.

  6. Die Gefahr, die von dem Habitus-und-Herkunft-Konservativen Guttenberg ausgeht, ist die daß er für viele konservative Wähler eine neue konservative Attraktivität der CDU repräsentiert.
    Da er aber hintenrum – wie Manfred schon sagte – die Bundesrepublik demontiert, ist er ein größerer und effektiverer Gegner, als die Linken es jemals werden können, die Ihre Eigenfeindschaft ja noch öffentlich zur Schau stellen. Die Linken ziehen nur Ich-Kranke an, das sind letztlich nur wenige. Die CDU saugt noch einen Rest an halbwegs Gesunden auf.
    Genau das ist die zweite Negativwirkung. Ein Guttenberg und wohl auch eine Schröder sind eine Waffe gegen die von allen früher oder erwartete „sechste Partei“, die die Bundesrepublik und ihr politisches System sprengen wird.

    Und von diesem Sprengen hängt es ab, daß die „Köche hinter den Kellnern“ langfristig weniger Einfluß und weniger Druck ausüben können.

  7. Eine Dissertation…
    … ist eine schriftliche wissenschaftliche Arbeit, die vom Doktoranden selbständig zu erstellen ist. Dass Dissertationen vom Doktoranden auch eigenhändig mittels Tastatur zu Papier gebracht werden, ist nirgendwo vorgesehen oder gar vorgeschrieben; es wäre auch unüblich, wenn Schreibdienste hierfür in Anspruch genommen werden können und dürfen. Ebenso dürfen Dienste eines Lektors in Anspruch genommen werden. Der Doktorand versichert nicht, er habe die Dissertation selbst getippt; er versichert, er habe sie selbständig wissenschaftlich erstellt. Das war in der Vergangenheit so und wird wohl auch künftig so sein.

    Dissertationen unterliegen oft einer strikten Abgabefrist. Das bedeutet, dass gelegentlich im Schreibdienst nicht nur eine Person sondern mehrere tätig sein können. Wenn bei dieser Arbeit dabei Fußnoten weggelassen werden oder Quellenangaben fehlen, muss das nicht in jedem Fall eine bewusste Täuschung des Autors sein, aus der man zwangsweise „seine fehlende Glaubwürdigkeit“ ableiten kann.

    Was aber in jedem Fall kritikfähig ist, das ist die Tatsache, dass die Arbeit offenbar vorgelegt wurde, ohne dass der Autor jede gedruckte Seite auf korrekte Übereinstimmung mit seinem Manuskript überprüft hat.

  8. Genauso ist es, alles das auf den Punkt gebracht was mir an Googleberg so Bauchschmerzen bereitet hat.

    Allerdings tritt dann Merkel 2013 wohl wieder an 🙁

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