Keine Satire: "Gewichtsdiskriminierung"

Wenn man „Diskriminierung “ sstaatlicherseits zum schlimmsten alle Übel erklärt und an die Zugehörigkeit zu einer diskriminierten (oder vielmehr bloß diskriminierbaren) Gruppe rechtliche Vorteile knüpft, dann führt dies notwendig dazu, dass alle möglichen Leute anfangen, darüber nachzudenken, ob sie ihre Probleme nicht „der Gesellschaft“ und der von ihr praktizierten „Diskriminierung“ in die Schuhe schieben können. Unter diesen Umständen ist die Wirklichkeit jeder denkbaren Satire stets eine Nasenlänge voraus.

Nun gibt es also eine „Gesellschaft gegen [kein Witz!] Gewichtsdiskriminierung“, auf deren Netzseite es unter anderem heißt:

Öffentliche Einrichtungen sind oft für dicke Leute nicht zu benutzen, wegen z.B. zu enger Drehtüren, zu enger Stühle, Türen, Gänge, Treppen und Toilettenkabinen. Flugzeuge, Bahnen und Busse haben meist viel zu enge Sitze.

Im Klartext: Wer durch keine Drehtür mehr passt, weil er zu fett ist, hat nicht etwa zu viel gefressen, sondern ist ein Opfer. Ein Opfer von „Gewichtsdiskriminierung“.

13 Gedanken zu „Keine Satire: "Gewichtsdiskriminierung"“

  1. Nun, wäre ja so langsam an der Zeit, dass die Raucher auch eine solche Gruppe gründen.
     
    Dann fehlen noch Motorradfahrer, Zahnlose und Rotschöpfe. … … …
     
    Sind der Phantasie ja keine Grenzen mehr gesetzt. 😀

  2. Lieber Manfred,
    Sie haben sich hier einen winzigen Teilaspekt herausgepickt, welchen Sie ins Lächerliche ziehen.
    Damit haben Sie das tatsächlich existente Problem „Gewichtsdiskriminierung“ allerdings nicht annähernd erfasst, was mich bei Ihnen etwas enttäuscht.
    Ich bin z.B. 46 Jahre alt,  und arbeite in einem Beruf, in dem es eine Gewichtsdiskriminierung m.E. tatsächlich gibt. Hierbei wird der sog. BMI als Maßstab angelegt.
    Bei einer Körpergröße von 186 cm bringe ich (ehemailger Schwerathlet) derzeit 106 kg auf die Waage. Nachdem ich wegen Gelenkproblemen mit meinem Sport aufhören musste, habe ich im Laufe der letzten 12 Jahr etwa 10 kg zugelegt, aber fühle mich, da ich regelmäßg Rad fahre, trotz eines BMI von 30.4 (angeblich adipös!) noch immer wohl und bin im Beruf voll leistungsfähig und -willig, was sich in unzähligen nicht bezahlten Überstunden, guten Beurteilungen und ungefähr 5 bis max. 10 Krankheitstagen in den letzten 10 Jahren deutlich widerspiegelt.
    Aufgrund eines Vorfalls mit einem (hochgradug fettleibigen) Kollegen, welcher bei den betriebsärztlichen Untersuchungen immer wieder durch irgendwelche Lücken schlüpfen konnte, legen unsere Betriebsärzte, die bei den regelmäßigen Versetzungen in das Ausland beteiligt sind, seitdem grundsätzlich ein Veto ein, wenn der BMI nicht im Normalbereich (siehe http://www.bmi-rechner.net) liegt.
    D.h. bei meiner nächsten anstehenden Versetzung werde ich deshalb gezwungen sein, mich diesem, in dieser Form unsinnigen Diktat zu beugen, oder dem auf juristischem Weg zu begegnen.
    Das ist aus meiner Sicht eine eindeutige Disikriminierung. Ihre Reduzierung des Problems auf zu schmale Sitze …. (darüber kann man unterschiedlicher Ansicht sein – es genügt hierbei schon sehr groß und breiter als normal zu sein) finde ich, der ich Ihren Blog sonst sehr schätze, nicht Ihrem Niveau entsprechend.
    Beste Grüße, Peter
     

  3. Und schon wieder diskriminiert eine Minderheit sogenannter „Normalgewichtiger“ eine Mehrheit. Und das unter den Augen der UNO!

  4. @ „MuffPotter“

    Lassen Sie doch einfach Ihren Körperfettanteil messen; letzlicher ist nur dieser relevant – in Verbindung mit der Sauerstoffaufnahmefähigkeit.
    Für die Gefahr eines Herzinfarktes gibt es eine eindeutige Relation, die mit dem BMI in keinem Zusammenhanh steht: Bauchumfang im Verhältnis zur Körpergröße. Hier ist relevant das sog. Bauchinnenfett.

    Ihr Problem ist also nicht das einer „Diskriminierung“ von Adipösen sondern, daß die Betriebsärzte den BMI heranziehen, der längst wissenschaftlich überhohlt und schon lange als untauglich eingestuft wird. Muskeln sind schwerer als Fett!

    Könnte es sein, daß man die Betriebsärzte bei Ihnen „Truppenärzte“ nennt? 90/5 – Auslandsverwendungsfähigkeit? Seit wann soviel des Federlesens?

    Handelt es sich doch nicht um den Kommiß: Das ärtzliche Kriterium bei einer Arbeitnehmertätigkeit ist wohl kaum juristisch angreifbar. Sie müßten einen Anspruch auf Auslandsverwendung haben, der ihnen durch einen vertragf eingeräumt worden ist. Dann müßten Sie ein etwaiges (Arbeits-)Gericht davon überzeugen, daß die Ärtze mit der Heranziehung des BMI falsch lägen. Das sind Gutachterkosten, die auf einen zukommen. Bei der Arbeitsgerichtsbarkeit bleibt man zudem immer auf der Hälfte der Prozeßkosten sitzen. Ob sich das „lohnt“, steht wohl in den Sternen.

  5. @Meyer
    Ich habe letzt erst gelesen, dass sie Methoden der Messung des Körperfettanteils nicht wirklich exakt sind und je nach Messmethode und Geschlecht stark unterschiedliche Ergebnisse bringen. Auch wenn ich hoffe/vermute, dass die Ärzte in meinem Fall bei genauerer Btétrachtung nicht kleinlich sein werden, bin ich doch auf deren Goodwill angewiesen und das nervt!
    Es handelr sich nicht um die BW! Arbeit im Ausland gehört aber zum Beruf.
     

  6. Es gibt recht exakte Messungen, die aber recht aufwendig sind.
    Aussagekräftiger als der BMI sind selbst die schlechtesten Teste. – Ach beim modernen BMI muß nach Geschlecht und Körperbau unterschieden werden.

    Aber zur Verdeutlichung: Relevant zur medizinischen Risikoprognose ist nur die Relation Körpergröße zu Bauchumfang. Alle modernen Gesundheitsrisiken stehen in einem direkten Verhältnis zu diesem Index. Der BMI, zumal differenzierend erhoben, ergibt keine medizinische Risikoprognose her. das haben – meines Wissens – Forscher aus der LMU München herausgefunden. Diese Studie, die eine Revolution darstellt können Sie bestimmt ergoogeln. Ich habe es in dem Wissenschaftsteil der FAZ vor einiger Zeit gelesen.

    Ich war Soldat und darf Ihnen sagen, daß meine Meinung über die wirklich Adipösen die ist: träge, energielos, faul, unzufrieden, depressiv, unsoldatisch. Wer nun zu erst da war, die Henne oder das Ei, weiß ich nicht.
    Müßte ich jemanden einstellen, zivil wie militärisch, wären adipöse Bewerber, selbst bei formaler Spitzenbewerbung, äußerst chancenlos. Das ist Diskriminierung in Reinkultur. Aber zweckmäßig – auf meiner Erfahrung basierend. Wie gesagt: Es geht nicht um den BMI! Der ist wurscht. Ein Ringer, ein Handballer, ein Rugbyspieler, ein Schwerathlet haben immer einen hohen BMI. Aber sie haben einen (je nachdem unter-) durchschnittlichen Körperfettanteil.

  7. Da ich auf einem – glücklicherweise nur innerdeutschen – Flug neben einer stark übergewichtigen Person (Gurtverländerung, Gurtführung außen um die Armlehne bzw. dieselbige hochgeklappt) sitzen mußte und durch dieses Erlebnis nicht nur stark und nachhaltig traumatisiert bin sondern auch im Bezug auf weitere Mitreisende auch deutlich eingeschränkt (also diskriminert) war, suche ich noch Mitglieder für die „Gesellschaft gegen Normalgewichtigendiskriminierung“. Kontaktinfo: issnix@schlankvormfliegen.de

  8. Heute kann sich jeder Kretin, Provokateur oder Querulant eingeladen fühlen, „Diskriminierungen“ zu erfinden. Eine der Grundlagen erträglicher Lebensführung ist die notwendige alltägliche und normale „Diskriminierung“, welche heutzutage den schlichten Gemütern als verdammenswert und über alle Maßen ungut eingetrichtert wird.
    Welch ein absonderlicher Unsinn.
    Difficile est, satiram non scribere !
     
     
     
     

  9. Na toll,
    da ich auch aus Erfahrungen berichten kann, bestätige ich aus dem Zitat:
    Flugzeuge haben nicht nur zu enge Sitze, auch die Beinfreiheit ist mehr als eingeschränkt!
    Und wenn der Autor mir nicht glauben schenken möchte, darf ich ihn gerne zu einer persönlichen in Augenscheinnahme einladen. Dann blicke ich ihm mit 190 cm und jenseits des Doppelzentners mal ganz tief in die Augen….und hole mal tief Luft.
     
    Zuerst wollte ich mich für die #22,72 bedanken. Aber dann habe ich diesen cerebralen Meteorismus hier lesen müssen… da kann es einem ja wirklich vergehen. Der Kommentar im Klartext ist einfach nur schäbig.

  10. @ Dicker, MuffPotter,

    Ich bin auch jenseits des Doppelzentners und dabei sogar kleiner als 1,80. Ich mache dafür aber nur mich selbst verantwortlich; ich verlange insbesondere nicht, dass Fluggesellschaften, Hotels und Versicherungen Mehrkosten übernehmen bzw. auf ihre anderen Kunden überwälzen, weil ich zu fett bin – abgesehen davon, dass man schon sehr weit jenseits des Doppelzentners sein muss, um Probleme dieser Art (Flugzeugsitze, Drehtüren) zu haben (Beinfreiheit ist ein völlig anderer Punkt). Solche Forderungen, die ja aus dem Papier dieser Gesellschaft logisch resultieren, sind genau die Sorte von unverschämtem Lobbyismus auf Kosten Dritter, gegen die ich hier in meinem Blog schon lange Sturm laufe: Siehe zum Beispiel meinen Artikel „Stirb gefälligst für die Schwulen, Du Heterosau!“

  11. Keine Angst.
    Wenn es eine Gruppe gibt, die garantiert nie Minderheitenschutz bekommen wird, dann sind das die horizontal Herausgeforderten.
    Denn dann könnte man ja gar keine Dokus über Hartzer, Assis, Glatzen, White Trash und Red Necks mehr drehen, mit dieser „schaut her, es sind nicht nur die ihr wisst schon, sondern es gibt auch unnütze Deutsche / Amerikaner /etc.“-Botschaft.

  12. Ophthalmische Folter
    @ submarine  00.37 h:
    Diese Walmart-Einkaufsbilder aus den Vereinigten Staaten von Amerika
    sind auch in den „Vereinigten Staaten von Europa“ möglich.
     
    Der Säulenheilige Siegmund hat den Verlust der Scham als ein frühes, untrügliches
    Zeichen für Schwachsinn angesehen. Damit hatte er wohl recht.
     
     

Kommentare sind geschlossen.