Vier Szenarien für den kommenden Kollaps des amerikanischen Imperiums

Der Abgang der Vereinigten Staaten als die globale Supermacht könnte weit schneller kommen, als sich irgend jemand vorstellt.

Von Alfred W. McCoy, übersetzt von Deep Roots, Übersetzung zuerst veröffentlicht am 16.12.2010 im Counterjihad.

Das Original „4 Scenarios for the coming collapse of the American Empire“ erschien am 5. Dezember bei AlterNet.

Eine weiche Landung für Amerika in 40 Jahren? Wetten Sie nicht darauf. Der Abgang der Vereinigten Staaten als die globale Supermacht könnte weit schneller kommen, als sich irgend jemand vorstellt. Wenn Washington von 2040 oder 2050 als dem Ende des amerikanischen Jahrhunderts träumt, so legt eine realistischere Bewertung heimischer und auswärtiger Trends nahe, daß 2025, in nur 15 Jahren, alles vorbei sein könnte, abgesehen vom Geschrei.

Trotz der Aura der Allmacht, die die meisten Imperien projizieren, sollte uns ein Blick auf ihre Geschichte daran erinnern, daß sie zerbrechliche Organismen sind. So empfindlich ist ihre Ökologie der Macht, daß Imperien, wenn die Dinge wirklich schlecht zu werden beginnen, sich regelmäßig mit unheiliger Geschwindigkeit aufdröseln: nur ein Jahr für Portugal, zwei Jahre für die Sowjetunion, acht Jahre für Frankreich, elf Jahre für die Osmanen, siebzehn Jahre für Großbritannien, und aller Wahrscheinlichkeit nach 22 Jahre für die Vereinigten Staaten, gerechnet ab dem entscheidenden Jahr 2003.

Zukünftige Historiker werden wahrscheinlich die überstürzte Irak-Invasion der Bush-Regierung in diesem Jahr als den Anfang von Amerikas Fall identifizieren. Jedoch statt des Blutvergießens, welches das Ende so vieler vergangener Imperien markierte, könnte dieser imperiale Zusammenbruch des 21. Jahrhunderts relativ ruhig durch die unsichtbaren Ranken eines Wirtschaftskollaps oder Cyberkriegs erfolgen.

Aber zweifeln Sie nicht: wenn Washingtons globale Herrschaft schließlich endet, wird es schmerzliche tägliche Erinnerungen daran geben, was solch ein Machtverlust für die Amerikaner jeder Gesellschaftsschicht bedeutet. Wie ein halbes Dutzend europäischer Nationen entdeckt hat, neigt imperialer Niedergang dazu, eine bemerkenswert demoralisierende Wirkung auf die Gesellschaft zu haben und bringt regelmäßig mindestens eine Generation wirtschaftlicher Entbehrungen mit sich. Während sich die Wirtschaft abkühlt, steigen die politischen Temperaturen und entzünden oft schwere innere Unruhen.

Verfügbare Wirtschafts-, Bildungs- und Militärdaten deuten darauf hin, daß negative Trends hinsichtlich globaler US-Macht sich bis 2020 schnell anhäufen und wahrscheinlich nicht später als 2030 eine kritische Masse erreichen werden. Das amerikanische Jahrhundert, das am Beginn des Zweiten Weltkriegs so triumphierend ausgerufen worden war, wird bis 2025, in seinem achten Jahrzehnt, ramponiert sein und verblassen, und könnte bis 2030 Geschichte sein.

Signifikanterweise hat der U.S. National Intelligence Council 2008 erstmals zugegeben, daß Amerikas globale Macht in der Tat im Sinkflug war. In einem seiner periodischen futuristischen Berichte, Global Trends 2025, zitierte der Council „den Transfer globalen Reichtums und wirtschaftlicher Macht, der jetzt im Gange ist, grob von West nach Ost“ und „ohne Beispiel in der modernen Geschichte“, als den Hauptfaktor im Niedergang der „relativen Stärke der Vereinigten Staaten – sogar im militärischen Bereich.“ Wie viele in Washington gingen die Analysten des Councils jedoch von einer sehr langen, sehr weichen Landung für die amerikanische globale Vorrangstellung aus und hegten die Hoffnung, daß die Vereinigten Staaten in den kommenden Jahrzehnten lange „einzigartige militärische Fähigkeiten … zur globalen militärischen Machtprojektion behalten“ würde.

Solches Glück wird’s nicht geben. Nach den gegenwärtigen Projektionen werden die Vereinigten Staaten sich vom wirtschaftlichen Ausstoß her um 2026 an zweiter Stelle hinter China wiederfinden (das bereits die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist) und bis 2050 hinter Indien. In ähnlicher Weise befindet sich die chinesische Innovation auf dem Weg dazu, irgendwann zwischen 2020 und 2030 die Weltführung in angewandter Wissenschaft und Militärtechnologie zu erreichen, gerade zu der Zeit, in der Amerikas gegenwärtiger Bestand an brillanten Wissenschaftlern und Ingenieuren in Pension geht, ohne entsprechenden Ersatz durch eine schlecht ausgebildete jüngere Generation.

Bis 2020 wird das Pentagon nach gegenwärtigen Plänen ein militärisches Ave Maria für ein sterbendes Imperium beten. Es wird einen tödlichen dreifachen Baldachin aus fortschrittlichen Luft- und Weltraumrobotern starten, der Washingtons letzte, beste Hoffnung repräsentiert, trotz seines schwindenden wirtschaftlichen Einflusses globale Macht zu behalten. Bis zu diesem Jahr wird jedoch Chinas globales Netzwerk von Kommunikationssatelliten, unterstützt von den leistungsfähigsten Supercomputern der Welt, ebenfalls voll einsatzfähig sein und Peking eine unabhängige Plattform für die Aufrüstung im Weltraum verschaffen sowie ein leistungsfähiges Kommunikationssystem für Raketen- oder Cyberangriffe in jeden Quadranten des Globus.

Eingehüllt in imperiale Anmaßung wie Whitehall oder Quai d’Orsay vor ihm, scheint sich das Weiße Haus immer noch einzubilden, daß der amerikanische Niedergang allmählich, sanft und partiell sein wird. In seiner Rede zur Lage der Union vom letzten Januar äußerte Präsident Obama die Zusicherung: „Ich akzeptiere keinen zweiten Platz für die Vereinigten Staaten von Amerika.“ Ein paar Tage später spottete Vizepräsident Biden über die bloße Idee, daß „wir dazu bestimmt sind, die Prophezeiung des [Historikers Paul] Kennedy zu erfüllen, daß wir eine große Nation sein werden, die gescheitert ist, weil wir die Kontrolle über unsere Wirtschaft verloren und uns überdehnt haben.“ In ähnlicher Weise hat der neoliberale Außenpolitik-Guru Joseph Nye in der Novemberausgabe des Establishment-Journals „Foreign Affairs“ das Gerede über Chinas wirtschaftlichen und militärischen Aufstieg weggewischt, indem er „irreführende Metaphern vom organischen Niedergang“ zurückwies und bestritten daß irgendein Verfall der amerikanischen globalen Macht im Gange sei.

Gewöhnliche Amerikaner, die zusehen, wie ihre Arbeitsplätze nach Übersee gehen, haben eine realistischere Sichtweise als ihre verwöhnten Führer. Eine Meinungsumfrage im August 2010 ergab, daß 65 % der Amerikaner glaubten, daß das Land jetzt „im Niedergang begriffen“ sei. Australien und die Türkei, traditionelle militärische Verbündete der Vereinigten Staaten, setzen ihre in Amerika erzeugten Waffen bereits in gemeinsamen Luft- und Seemanövern mit China ein. Amerikas engste Wirtschaftspartner nehmen bereits Abstand von Washingtons Opposition gegen Chinas manipulierte Wechselkurse. Als der Präsident letzten Monat von seiner Asienreise zurückflog, faßte eine düstere Schlagzeile der „New York Times“ den Moment so zusammen: „Obamas Sicht auf die Wirtschaft wird auf der Weltbühne zurückgewiesen, China, Britannien und Deutschland fordern die USA heraus, Handelsgespräche mit Seoul scheitern ebenfalls.“

Historisch gesehen lautet die Frage nicht, ob die Vereinigten Staaten ihre unangefochtene globale Macht verlieren werden, sondern nur wie jäh und reißend der Niedergang sein wird. Benutzen wir anstelle von Washingtons Wunschdenken die eigene futuristische Methodologie des National Intelligence Council, um vier realistische Szenarien dafür zu erstellen, wie – ob mit einem Knall oder einem Wimmern – die globale Macht der USA in den 2020ern ihr Ende erreichen könnte (zusammen mit vier begleitenden Feststellungen dessen, wo wir heute sind). Die Zukunftsszenarien umfassen: wirtschaftlichen Niedergang, Ölschock, militärisches Mißgeschick und Dritter Weltkrieg. Während dies kaum die einzigen Möglichkeiten sind, wenn es um Amerikas Niedergang oder sogar Zusammenbruch geht, bieten sie doch ein Fenster in eine heranrasende Zukunft.

Wirtschaftlicher Niedergang: die gegenwärtige Situation

Heute existieren drei Hauptbedrohungen für Amerikas dominante Position in der globalen Wirtschaft: Verlust der wirtschaftlichen Schlagkraft dank eines schrumpfenden Anteils am Welthandel, der Niedergang der amerikanischen technologischen Innovation und das Ende des privilegierten Status des Dollars als die globale Reservewährung.

Bis 2008 waren die Vereinigten Staaten bereits auf Platz drei im globalen Warenexport gefallen, mit nur noch 11 % Anteil im Vergleich zu China mit 12 % und 16 % für die Europäische Union. Es gibt keinen Grund zu glauben, daß dieser Trend sich umkehren wird.

In ähnlicher Weise ist die amerikanische Führung bei der technologischen Innovation im Schwinden. 2008 waren die USA bei den weltweiten Patentanmeldungen mit 232.000 immer noch Nummer zwei hinter Japan, aber China holte schnell auf 195.000 auf, dank eines heißen Zuwachses um 400 % seit 2000. Ein Vorbote weiteren Niedergangs: 2009 hatten die Vereinigten Staaten in der Reihung unter 40 von der Information Technology & Innovation Foundation untersuchten Nationen einen absoluten Tiefpunkt erreicht, wenn es um „Veränderung“ bei der „globalen innovationsgestützten Konkurrenzfähigkeit“ während des vergangenen Jahrzehnts ging. Chinas Verteidigungsministerium fügte dieser Statistik im Oktober Substanz hinzu, indem es den schnellsten Supercomputer der Welt enthüllte, den Tianhe-1A, der so leistungsfähig ist, wie ein U.S.-Experte sagte, daß er „die existierende Maschine Nr. 1 in Amerika verbläst.“

Fügen Sie diesem klaren Beweis hinzu, daß das Bildungssystem der USA, diese Quelle zukünftiger Wissenschaftler und Innovatoren, hinter seine Konkurrenten zurückgefallen ist. Nachdem es die Welt jahrzehntelang bei der Zahl der 25- bis 34jährigen mit Universitätsabschlüssen angeführt hat, sank das Land 2010 auf den 12. Platz. Das Weltwirtschaftsforum reihte die Vereinigten Staaten als mittelmäßigen 52. unter 139 Nationen in der Qualität seines universitären Mathematik- und Wissenschaftsunterrichts. Nahezu die Hälfte aller Aufbaustudenten der Wissenschaften in den Vereinigten Staaten sind nun Ausländer, von denen die meisten wieder nach Hause zurückkehren und nicht hierbleiben werden, wie es früher der Fall gewesen wäre. In anderen Worten, bis 2025 werden die Vereinigten Staaten wahrscheinlich mit einer kritischen Knappheit talentierter Wissenschaftler konfrontiert sein.

Solche negativen Trends ermutigen zu zunehmend schärferer Kritik an der Rolle des Dollars als Reservewährung der Welt. „Andere Länder sind nicht länger bereit, an die Idee zu glauben, daß die Vereinigten Staaten es in Sachen Wirtschaftspolitik am besten wissen,“ bemerkte Kenneth S. Rogoff, ein ehemaliger Chefökonom beim Internationalen Währungsfonds. Mitte 2009, als die Zentralbanken der Welt astronomische 4 Billionen Dollars in U.S.-Schatzanweisungen besaßen, beharrte der russische Präsident Medvedev darauf, daß es Zeit wäre, „das künstlich aufrechterhaltene unipolare System“ zu beenden, das auf „einer ehemals starken Reservewährung“ beruht.

In ähnlicher Weise schlug Chinas Zentralbankchef vor, daß die Zukunft in einer globalen Reservewährung liegen könnte, „losgelöst von individuellen Nationen“ (das heißt, vom US-Dollar). Sehen Sie dies als Wegweiser in eine zukünftige Welt und zu einem möglichen Versuch, wie der Ökonom Michael Hudson argumentiert hat, „den Bankrott der amerikanischen finanziell-militärischen Weltordnung zu beschleunigen.“

Wirtschaftlicher Niedergang: Szenario 2020

Nach Jahren anschwellender Defizite, die von unaufhörlichen Kriegen in fernen Ländern genährt wurden, verliert der US-Dollar, wie lang erwartet wurde, 2020 endgültig seinen Sonderstatus als Reservewährung der Welt. Plötzlich schießen die Kosten für Exporte in die Höhe. Unfähig, die anschwellenden Defizite durch den Verkauf der jetzt abgewerteten Schatzanweisungen ins Ausland zu bezahlen, ist Washington endlich gezwungen, sein aufgeblähtes Militärbudget drastisch zu kürzen. Zu Hause und im Ausland unter Druck stehend, zieht Washington langsam die US-Streitkräfte aus Hunderten von Überseestützpunkten auf eine kontinentale Umgrenzung zurück. Inzwischen ist es jedoch schon viel zu spät.

Angesichts einer dahinschwindenden Supermacht, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, fordern China, Indien, Iran, Rußland und andere große oder regionale Mächte die US-Herrschaft über die Ozeane, den Weltraum und den Cyberspace provokant heraus. In der Zwischenzeit erweitern sich innere Teilungen inmitten hochschnellender Preise, immer weiter steigender Arbeitslosigkeit und einem anhaltenden Absinken der Reallöhne zu gewalttätigen Zusammenstößen und polarisierenden Debatten um oft bemerkenswert irrelevante Fragen. Eine politische Flut der Desillusioniertheit und Verzweiflung nutzend, reißt ein Rechtsaußen-Patriot die Präsidentschaft mit donnernder Rhetorik an sich, fordert Respekt gegenüber der amerikanischen Autorität und droht mit militärischer Vergeltung oder wirtschaftlichen Repressalien. Die Welt beachtet das nahezu gar nicht, während das amerikanische Jahrhundert in Stille endet.

Ölschock: die gegenwärtige Situation

Ein Opfer der schwindenden wirtschaftlichen Macht Amerikas ist seine Beherrschung der globalen Ölvorräte gewesen. Indem es auf der Überholspur an Amerikas spritverschwendender Wirtschaft vorbeigezischt ist, wurde China in diesem Sommer zum Energieverbraucher Nummer eins der Welt, eine Position, die die Vereinigten Staaten über ein Jahrhundert lang innehatten. Der Energiespezialist Michael Klare hat argumentiert, daß dieser Wandel bedeutet, daß China „das Tempo bei der Gestaltung unserer globalen Zukunft bestimmen wird.“

Bis 2025 werden der Iran und Rußland fast die Hälfte der Erdgasvorräte der Welt kontrollieren, was ihnen potentiell enorme Hebelwirkung gegenüber dem energiehungrigen Europa geben wird. Man füge diesem Mix noch Erdölreserven hinzu, und in nur 15 Jahren könnten die beiden Länder Rußland und Iran, wie der National Intelligence Council gewarnt hat, „zu Energiezampanos“ werden.

Trotz bemerkenswerter Findigkeit saugen die Ölgroßmächte jetzt die großen Becken von Ölreserven leer, die für leichte, billige Förderung zugänglich sind. Die wahre Lektion der Ölkatastrophe von Deepwater Horizon im Golf von Mexiko waren nicht die schlampigen Sicherheitsstandards von BP, sondern die simple Tatsache, die jedermann auf „Spillcam“ sah: einer der Energieriesen wenig Wahl hatte, als nach Meilen unter der Ozeanoberfläche dem zu suchen, was Klare tough oil nennt, um seine Profite zu halten.

Was das Problem verschlimmert, ist, daß die Chinesen und Inder plötzlich weit stärkere Energiekonsumenten geworden sind. Selbst wenn die Vorkommen von fossilen Brennstoffen gleich blieben (was sie nicht werden), wird die Nachfrage, und mit ihr die Kosten, fast sicher steigen – und dazu noch scharf. Andere entwickelte Nationen begegnen dieser Bedrohung aggressiv, in dem sie sich in experimentelle Programme zur Entwicklung alternativer Energiequellen stürzen. Die Vereinigten Staaten haben einen anderen Weg eingeschlagen und tun viel weniger zur Entwicklung alternativer Quellen, während sie in den letzten drei Jahrzehnten ihre Abhängigkeit von Ölimporten aus dem Ausland verdoppelt haben. Zwischen 1973 und 2007 sind die Ölimporte von 36 % der in den Vereinigten Staaten verbrauchten Energie auf 66 % gestiegen.

Ölschock: Szenario 2025

Die Vereinigten Staaten bleiben so abhängig von ausländischem Öl, daß wenige widrige Entwicklungen im globalen Energiemarkt im Jahr 2025 einen Ölschock auslösen. Im Vergleich läßt er den Ölschock von 1973 (als die Ölpreise sich in wenigen Monaten vervierfachten) wie den sprichwörtlichen Maulwurfshügel aussehen. Erbost über den abstürzenden Wert des Dollars, fordern die Ölminister der OPEC, die sich in Riyadh treffen, daß die Bezahlung von Energie zukünftig in einem „Korb“ aus Yen, Yuan und Euro erfolgt. Das treibt die Kosten für US-Ölimporte nur noch höher. Im selben Moment, während sie eine neue Serie langfristiger Lieferverträge mit China unterzeichnen, stabilisieren die Saudis ihre eigenen Reserven an Auslandswährungen, indem sie zum Yuan überwechseln. In der Zwischenzeit steckt China unzählige Milliarden in den Bau einer massiven Transasien-Pipeline und in die Finanzierung der iranischen Erschließung des weltgrößten Erdgasfeldes bei Süd-Pars am Persischen Golf.

Besorgt darüber, daß die U.S. Navy die Öltanker nicht länger zu schützen in der Lage sein könnte, die aus dem Persischen Golf zur Versorgung Ostasiens auslaufen, bildet eine Koalition aus Teheran, Riyadh und Abu Dhabi eine unerwartete neue Golfallianz und bestätigt, daß Chinas neue Flotte schneller Flugzeugträger fürderhin von einer Basis am Golf von Oman aus im persischen Golf patrouillieren wird. Unter schwerem wirtschaftlichem Druck willigt London ein, die US-Pacht ihrer Inselbasis Diego Garcia im Indischen Ozean zu kündigen, während Canberra, von den Chinesen unter Druck gesetzt, Washington darüber informiert, daß die Siebte US-Flotte nicht mehr willkommen ist, Fremantle als Heimathafen zu benutzen, womit die U.S. Navy effektiv aus dem Indischen Ozean vertrieben wird.

Mit nur ein paar Federstrichen und einigen trockenen Verlautbarungen wird die „Carter-Doktrin,” durch die die US-Militärmacht den Persischen Golf ewig hätte schützen sollen, 2025 beerdigt. All die Elemente, die den Vereinigten Staaten lange unbegrenzten Nachschub billigen Öls aus dieser Region gesichert haben – Logistik, Wechselkurse und Seemacht – verflüchtigen sich. An diesem Punkt können die Vereinigten Staaten noch immer nur unbedeutende 12 % ihres Energiebedarfs aus seiner in Entstehung begriffenen Alternativenergieindustrie decken und bleiben bei der Hälfte ihres Energiekonsums abhängig von importiertem Öl.

Der folgende Ölschock trifft das Land wie ein Hurrikan, schickt die Preise in erschreckende Höhen, macht das Reisen zu einem umwerfend teuren Unterfangen, schickt die seit langem sinkenden Reallöhne in den freien Fall und macht alles konkurrenzunfähig, was an amerikanischen Exporten noch geblieben ist. Mit zurückgedrehten Thermostaten, durchs Dach steigenden Benzinpreisen und im Austausch für teures Öl nach Übersee fließenden Dollars wird die amerikanische Wirtschaft gelähmt. Mit zu Ende gegangenen, seit langem unsicheren Allianzen und steigendem fiskalischem Druck beginnen die US-Streitkräfte schließlich einen stufenweisen Rückzug von ihren Überseestützpunkten.

Innerhalb weniger Jahre sind die Vereinigten Staaten funktionell bankrott, und die Uhr des amerikanischen Jahrhunderts tickt auf Mitternacht zu.

Militärische Mißgeschicke: die gegenwärtige Situation

Gegen ihre eigene Intuition stürzen sich Imperien, wenn ihre Macht schwindet, oft in schlecht beratene militärische Mißgeschicke. Dieses Phänomen wird unter mit Imperien befaßten Historikern „Mikromilitarismus“ genannt und scheint mit psychologischen Kompensationsbemühungen zu tun zu haben, die den Schmerz des Rückzugs oder der Niederlage durch die Besetzung neuer Territorien lindern sollen, wie kurz und katastrophal es auch sein mag. Diese Operationen, die selbst aus imperialer Perspektive irrational sind, bringen oft auszehrende Ausgaben oder demütigende Niederlagen, die nur den Machtverlust beschleunigen.

Umkämpfte Imperien aller Zeitalter leiden unter einer Arroganz, die sie dazu treibt, sich immer tiefer in militärische Mißgeschicke zu stürzen, bis die Niederlage zum Debakel wird. 413 v. Chr. schickte ein geschwächtes Athen 200 Schiffe aus, um in Sizilien abgeschlachtet zu werden. 1921 entsandte ein sterbendes imperiales Spanien 20.000 Soldaten, die von Berberguerillas in Marokko massakriert wurden. 1956 zerstörte ein verblassendes britisches Empire sein Prestige, indem es Suez angriff. Und 2001 und 2003 besetzten die Vereinigten Staaten Afghanistan und marschierten im Irak ein. Mit der Anmaßung, die Imperien über die Jahrtausende kennzeichnet, hat Washington seine Truppen in Afghanistan auf 100.000 erhöht, den Krieg nach Pakistan ausgedehnt und sein Engagement auf 2014 und darüber hinaus ausgedehnt, was in diesem guerillaverseuchten, nuklear bewaffneten Friedhof der Imperien große und kleine Desaster herausfordert.

Militärisches Mißgeschick: Szenario 2014

So irrational, so unberechenbar ist „Mikromilitarismus“, daß scheinbar abstruse Szenarien bald von wirklichen Ereignissen übertroffen werden. Wo das US-Militär dünn von Somalia bis zu den Philippinen ausgedehnt ist und die Spannungen in Israel, Iran und Korea steigen, sind die möglichen Kombinationen für eine katastrophale militärische Krise im Ausland vielfältig.

Es ist Mittsommer 2014, und eine heruntergekommene US-Garnison im umkämpften Kandahar im südlichen Afghanistan wird plötzlich und unerwartet von Taliban-Guerrillas überrannt, während die US-Flugzeuge durch einen blendenden Sandsturm am Boden festgehalten werden. Schwere Verluste müssen hingenommen werden, und zur Vergeltung schickt ein in Verlegenheit gebrachter amerikanischer Militärbefehlshaber B-1-Bomber und F-16-Jäger los, um ganze Stadtviertel zu demolieren, von denen man glaubt, daß sie von den Taliban kontrolliert werden, während „Kanonenboote“ vom Typ AC-130U „Spooky“ den Schutt mit verheerendem Kanonenfeuer beharken.

Bald predigen Mullahs von Moscheen in der ganzen Region aus den Dschihad, und afghanische Armeeeinheiten, die lange von amerikanischen Streitkräften ausgebildet wurden, um das Kriegsglück zu wenden, beginnen massenhaft zu desertieren. Talibankämpfer starten dann eine Reihe bemerkenswert durchdachter Schläge gegen US-Garnisonen im ganzen Land, was die amerikanischen Verluste in die Höhe schnellen läßt. In Szenen, die an Saigon 1975 erinnern, retten US-Hubschrauber amerikanische Soldaten und Zivilisten von Hausdächern in Kabul und Kandahar.

Inzwischen verhängen die Führer der OPEC, die über das endlosen, jahrzehntelange Patts um Palästina erzürnt sind, ein Ölembargo gegen die USA, um gegen deren Unterstützung für Israel wie auch das Töten unzähliger moslemischer Zivilisten in ihren fortdauernden Kriegen im ganzen Großraum Naher Osten zu protestieren. Als die Benzinpreise in die Höhe schießen und die Raffinerien austrocknen, macht Washington seinen Zug und schickt Sondereinsatzkräfte, um Ölhäfen im persischen Golf zu besetzen. Dies löst wiederum einen Ausbruch von Selbstmordanschlägen und die Sabotage von Pipelines und Ölbohrstellen aus. Während schwarze Wolken himmelwärts quellen und Diplomaten sich bei der UNO erheben, um die amerikanischen Aktionen bitter zu verurteilen, greifen die Kommentatoren weltweit in die Geschichte zurück, um dies als „Amerikas Suez“ zu brandmarken, eine vielsagende Referenz auf das Debakel von 1956, das das Ende des britischen Empire markierte.

Dritter Weltkrieg: die gegenwärtige Situation

Im Sommer 2010 begannen die militärischen Spannungen zwischen den USA und China im westlichen Pazifik zu steigen, der einst als amerikanischer „See“ betrachtet worden war. Noch ein Jahr zuvor hätte niemand solch eine Entwicklung vorhergesagt. So wie Washington seine Allianz mit London ausnutzte, um sich nach dem Zweiten Weltkrieg viel von Großbritanniens globaler Macht anzueignen, so benutzt China nun die Profite aus seinem Exporthandel mit den USA, um etwas zu finanzieren, was wahrscheinlich eine militärische Herausforderung der amerikanischen Herrschaft über die Wasserwege Asiens und des Pazifiks werden wird.

Mit seinen wachsenden Ressourcen beansprucht Peking einen weiten maritimen Bogen von Korea bis Indonesien, der lange von der U.S. Navy dominiert wurde. Im August, nachdem Washington ein „nationales Interesse“ am Südchinesischen Meer ausgedrückt und dort Marineübungen durchgeführt hatte, reagierte Pekings offizielle „Global Times“ wütend: „Der Ringkampf zwischen den USA und China um die Frage des Südchinesischen Meeres hat den Einsatz im Spiel darum erhöht, wer der wahre zukünftige Herrscher des Planeten sein wird.“

Inmitten wachsender Spannungen berichtete das Pentagon, daß Peking jetzt „die Fähigkeit hat, [US-] Flugzeugträger im westlichen Pazifischen Ozean anzugreifen“ und „Nuklearstreitkräfte in den gesamten … kontinentalen Vereinigten Staaten ins Visier zu nehmen.“ Indem es „offensive nukleare, Weltraum- und Cyberkriegsfähigkeiten“ entwickelt, scheint China entschlossen zu sein, um die Dominanz dessen zu wetteifern, was das Pentagon „das Informationsspektrum in allen Dimensionen des modernen Gefechtsraumes“ nennt. Mit der fortlaufenden Entwicklung der starken Trägerrakete Langer Marsch V wie auch dem Start zweier Satelliten im Januar 2010 und einem weiteren im Juli, was insgesamt fünf ergibt, signalisierte Peking, daß das Land rapide Schritte hin zu einem „unabhängigen“ Netzwerk von 35 Satelliten für globale Positionsbestimmung, Kommunikation und Aufklärung bis 2020 macht.

Um China einzudämmen und seine militärische Position global auszudehnen, beabsichtigt Washington, ein neues digitales Netzwerk aus Luft- und Weltraumrobotern, fortschrittlicher Cyberkriegsfähigkeiten und elektronischer Überwachung zu bauen. Militärische Planer erwarten, daß dieses System die Erde mit einem Cyber-Netzwerk umhüllen wird, das in der Lage ist, ganze Armeen auf dem Schlachtfeld zu blenden oder einen einzelnen Terroristen in einem Feld oder einer Favela auszuschalten. Wenn alles nach Plan geht, wird das Pentagon bis 2020 einen dreistufigen Schild aus Weltraumdrohnen starten, der von der Stratosphäre bis zur Exosphäre reicht, bestückt mit wendigen Lenkwaffen, durch ein belastbares modulares Satellitensystem miteinander verbunden und mittels totaler Teleskopüberwachung betrieben.

Im letzten April machte das Pentagon Geschichte. Es dehnte die Drohnenoperationen in die Exosphäre aus, indem es still das unbemannte Space Shuttle X-37B in eine niedrige Umlaufbahn 410 Kilometer über dem Planeten startete. Die X-37B ist das erste einer neuen Generation unbemannter Fahrzeuge, die die volle Aufrüstung des Weltraums markieren und eine Arena für zukünftige Kriegführung schaffen wird, die anders sein wird, als alles, was zuvor gewesen ist.

Dritter Weltkrieg: Szenario 2025

Die Technologie der Weltraum- und Cyberkriegführung ist so neu und unerprobt, daß selbst die ausgefallensten Szenarien bald von einer Realität verdrängt werden könnten, die noch immer schwer vorstellbar ist. Wenn wir jedoch einfach die Art von Szenarien anwenden, wie sie die Air Force selbst in ihrem Future Capabilities Game von 2009 benutzte, können wir ein besseres Verständnis dafür gewinnen, wie sich die Luft, der Weltraum und der Cyberspace in der Kriegführung überlappen, und uns so vorzustellen beginnen, wie der nächste Weltkrieg vielleicht wirklich ausgetragen werden könnte.

Es ist 11:59 Uhr nachts am Thanksgiving-Donnerstag 2025. Während Cyber-Shopper die Portale von Best Buy um tiefe Rabatte auf die neuesten Heimelektronikartikel aus China bearbeiten, verschlucken sich Techniker der U.S. Air Force am Space Surveillance Telescope (SST) auf Maui an ihrem Kaffee, als ihre Panoramabildschirme plötzlich schlagartig schwarz werden. Tausende Meilen entfernt im Operationszentrum des U.S. CyberCommand in Texas spüren Cyberkrieger bald bösartige Binärelemente auf, die, wenngleich anonym abgefeuert, die charakteristischen digitalen Fingerabdrücke von Chinas Volksbefreiungsarmee aufweisen.

Der erste offene Schlag ist einer, den niemand vorhergesehen hat. Chinesische „Malware“ übernimmt die Kontrolle über die Robotereinrichtungen an Bord einer unbemannten solarbetriebenen amerikanischen “Vulture”-Drohne übernimmt, während sie in 70.000 Fuß Höhe über der Tsushimastraße zwischen Korea und Japan fliegt. Sie feuert plötzlich all die Raketenkapseln unter ihrer enormen Flügelspanne von 120 Metern ab und läßt Dutzende von tödlichen Lenkwaffen harmlos ins Gelbe Meer stürzen, wodurch diese eindrucksvolle Waffe effektiv entschärft wird.

Entschlossen, Feuer mit Feuer zu bekämpfen, autorisiert das Weiße Haus einen Vergeltungsschlag. Zuversichtlich, daß sein „fraktioniertes, freifliegendes“ Satellitensystem F-6 undurchdringlich ist, senden Befehlshaber der Air Force in Kalifornien Robotercodes an die Flottille von X-37B-Weltraumdrohnen, die 400 Kilometer über der Erde kreisen, und befehlen ihnen, ihre “Triple Terminator”-Raketen auf Chinas 35 Satelliten abzufeuern. Null Reaktion. Der Panik nahe, startet die Air Force ihr Falcon Hypersonic Cruise Vehicle in einen Bogen 160 Kilometer über dem Pazifischen Ozean und sendet dann, nur 20 Minuten später, die Computercodes zur Abfeuerung von Raketen auf sieben chinesische Satelliten in nahen Umlaufbahnen. Die Startcodes sind plötzlich unwirksam.

Während sich das chinesische Virus unkontrollierbar durch die Architektur der F-6-Satelliten ausbreitet, während jene zweitklassigen US-Supercomputer daran scheitern, den teuflisch komplexen Code der Malware zu knacken, werden GPS-Signale beeinträchtigt, die entscheidend sind für die Navigation von US-Schiffen und Flugzeugen weltweit. Trägerflotten beginnen mitten im Pazifik im Kreis zu dampfen. Jägerstaffeln sitzen am Boden fest. Reaper-Drohnen fliegen ziellos dem Horizont entgegen und stürzen ab, wenn ihr Treibstoff erschöpft ist. Plötzlich verlieren die Vereinigten Staaten das, was die U.S. Air Force lange „die ultimative höhere Position“ genannt hat: den Weltraum. Innerhalb von Stunden ist die Militärmacht, die den Globus nahezu ein Jahrhundert lang beherrscht hat, ohne Verlust eines einzigen Menschenlebens im Dritten Weltkrieg besiegt worden.

Eine neue Weltordnung?

Selbst wenn zukünftige Ereignisse sich als langweiliger erweisen, als es diese vier Szenarien vorstellen, weist jeder signifikante Trend in Richtung eines weit markanteren Niedergangs der amerikanischen globalen Macht bis 2025, als alles, was Washington sich jetzt vorstellt.

Während Verbündete weltweit ihre Politik neu auszurichten beginnen, um die aufsteigenden asiatischen Mächte zur Kenntnis zu nehmen, werden die Kosten der Erhaltung von 800 oder mehr Militärbasen in Übersee einfach untragbar werden, was einem immer noch unwilligen Washington schließlich einen stufenweisen Rückzug aufzwingen wird. Wo sowohl die USA als auch China sich in einem Rennen um die Aufrüstung im Weltraum und im Cyberspace befinden, müssen die Spannungen zwischen den beiden Mächten steigen, was einen militärischen Konflikt bis 2025 zumindest möglich macht, wenn auch kaum garantiert.

Was die Sache noch weiter verkompliziert, ist daß die oben umrissenen wirtschaftlichen, militärischen und technologischen Trends nicht in säuberlicher Isolation ablaufen werden. Wie es den europäischen Imperien nach dem Zweiten Weltkrieg passierte, werden solche negativen Kräfte sich unzweifelhaft als synergistisch erweisen. Sie werden sich in völlig unerwarteter Weise kombinieren, Krisen erzeugen, für die die Amerikaner bemerkenswert unvorbereitet sind, und die Wirtschaft in eine plötzliche Abwärtsspirale geraten zu lassen drohen, was dieses Land für eine Generation oder länger in wirtschaftlichem Elend hinterläßt.

Während die US-Macht schwindet, bietet die Vergangenheit ein Spektrum an Möglichkeiten für eine zukünftige Weltordnung. An einem Ende dieses Spektrums kann der Aufstieg einer neuen globalen Supermacht, wie unwahrscheinlich auch immer, kaum ausgeschlossen werden. Jedoch weisen sowohl China als auch Rußland selbstbezogene Kulturen, schwer verständliche nicht-lateinische Schriftsysteme, regionale Verteidigungsstrategien und unterentwickelte Rechtssysteme auf, was ihnen entscheidende Elemente für globale Herrschaft vorenthält. Im Moment scheint also keine einzelne Supermacht am Horizont zu sein, die den Vereinigten Staaten wahrscheinlich nachfolgen wird.

In einer dunklen, dystopischen Version unserer globalen Zukunft könnte eine Koalition aus transnationalen Konzernen, multilateralen Mächten wie der NATO und einer internationalen Finanzelite möglicherweise ein einziges, eventuell instabiles supranationales Geflecht aufbauen, wodurch es nicht länger sinnvoll wäre, überhaupt noch von nationalen Imperien zu sprechen. Während entnationalisierte Konzerne und multinationale Eliten solch eine Welt vermutlich aus sicheren städtischen Enklaven regieren würden, wären die Massen auf städtische und ländliche Ödländer verwiesen.

In Planet of Slums bietet Mike Davis zumindest eine teilweise Vision solch einer Welt aus der Sicht von unten nach oben. Er argumentiert, daß die Milliarde Menschen, die weltweit bereits in stinkenden favela-artigen Slums zusammengedrängt sind (und bis 2030 auf zwei Milliarden zunehmen werden), „die verwilderten, gescheiterten Städte der Dritten Welt … zum charakteristischen Kampfraum des einundzwanzigsten Jahrhunderts machen werden.“ Wenn die Dunkelheit sich über irgendeine zukünftige Super-Favela senkt, „kann das Imperium orwellsche Unterdrückungstechnologien einsetzen“, „wo hornissenartige ‚Kanonenboot’-Hubschrauber mysteriösen Feinden in den engen Straßen der Slumbezirke nachstellen… jeden Morgen antworten die Slums mit Selbstmordbombern und beredten Explosionen.“

Im Mittelbereich des Spektrums zukünftiger Möglichkeiten könnte zwischen 2020 und 2040 ein neues globales Oligopol entstehen, bei dem die aufsteigenden Mächte China, Rußland, Indien und Brasilien mit schwindenden Mächten wie Großbritannien, Deutschland, Japan und den Vereinigten Staaten kooperieren, um eine globale ad-hoc-Herrschaft durchzusetzen, ähnlich der lockeren Allianz europäischer Imperien, die circa 1900 die Hälfte der Menschheit beherrschte.

Eine weitere Möglichkeit: der Aufstieg regionaler Hegemonialmächte in einer Rückkehr zu etwas, das dem internationalen System ähnelt, das bestand, bevor moderne Imperien Gestalt annahmen. In dieser neo-westfälischen Ordnung mit ihren endlosen Ausblicken auf Mikrogewalt und ungehinderter Ausbeuterei würde jeder Hegemon seinen unmittelbaren Bereich beherrschen – Brasilien in Südamerika, Washington in Nordamerika, Pretoria im südlichen Afrika und so weiter. Der Weltraum, der Cyberspace und die Tiefen der Meere, der Kontrolle des einstigen planetaren „Polizisten“ USA entzogen, könnten sogar ein neues globales Gemeingut werden, kontrolliert durch einen erweiterten UNO-Sicherheitsrat oder irgendeine ad-hoc-Körperschaft.

All diese Szenarien extrapolieren existierende Trends in die Zukunft, unter der Annahme, daß die Amerikaner, geblendet durch die Arroganz von Jahrzehnten historisch beispielloser Macht, keine Schritte unternehmen wollen oder können, um die ungehinderte Erosion ihren globalen Position zu bewältigen.

Falls Amerikas Niedergang tatsächlich auf einem 22jährigen Weg von 2003 bis 2025 abläuft, dann haben wir bereits den Großteil des ersten Jahrzehnts dieses Niedergangs mit Kriegen verplempert, die uns von langfristigen Problemen ablenkten und wie Wasser, das auf Wüstensand geschüttet wird, Billionen verzweifelt benötigter Dollars verschwendet.

Wenn nur noch 15 Jahre bleiben, dann bleiben die Chancen, daß wir sie ganz verplempern, immer noch hoch. Der Kongreß und der Präsident befinden sich jetzt in einer festgefahrenen Situation; das amerikanische System ist mit Konzerngeld überflutet, das den Betrieb blockieren soll, und es gibt wenig Hinweise darauf, daß man sich irgendwelcher bedeutender Fragen, einschließlich unserer Kriege, unseres aufgeblähten nationalen Sicherheitssystems, unseres ausgehungerten Bildungssystems und unserer antiquierten Energieversorgung mit ausreichender Ernsthaftigkeit annehmen wird, um die Art von weicher Landung sicherzustellen, die die Rolle unseres Landes und seinen Wohlstand in einer sich ändernden Welt sicherstellt.

Europas Imperien sind verschwunden, und Amerikas Imperium befindet sich im Abgang. Es scheint zunehmend zweifelhaft, daß die Vereinigten Staaten irgendetwas wie Britanniens Erfolg bei der Gestaltung einer nachfolgenden Weltordnung haben werden, die ihre Interessen schützt, ihren Wohlstand bewahrt und die von seinen besten Werten geprägt ist.

Alfred W. McCoy ist Professor der Geschichte an der Universität von Wisconsin-Madison. Als regelmäßiger Autor bei TomDispatch ist er zuletzt Autor von Policing America’s Empire: The United States, the Philippines, and the Rise of the Surveillance State (2009) gewesen. Er ist auch derjenige, der das Projekt “Empires in Transition” ins Leben gerufen hat, eine globale Arbeitsgruppe von 140 Historikern aus Universitäten auf vier Kontinenten. Die Ergebnisse ihrer ersten Treffen in Madison, Sydney und Manila wurden als Colonial Crucible: Empire in the Making of the Modern American State veröffentlicht, und die Befunde ihrer neuesten Konferenz werden nächstes Jahr als „Endless Empire. Europe’s Eclipse, American Ascent, and the Decline of U.S. Global Power“ erscheinen.

15 Gedanken zu „Vier Szenarien für den kommenden Kollaps des amerikanischen Imperiums“

  1. Zu diesen Szenarios muss man einen jeweils etwa doppelt so schnellen Abstieg der europäischen Länder hinzufügen.

  2. Langsam kriege ich Angst,Angst vor dem was in Zukunft noch alles auf uns zukommen wird:-((hmmm

  3. Die Szenarien sind zu sehr auf die geopolitische Konkurrenz zu China fixiert.
    Dass es durch solche geopolitische Konkurrenz zum Knall kommt, erscheint mir eher unwahrscheinlich, und wenn, dann dürften er ähnlich wie 2008 in Georgien verlaufen: ein durchgeknallter Stellvertreter kann nicht still halten und ein paar Amerikaner mit mangelnden Weltkenntnissen schwelgen in ihren Erinnerungen an die glorreichen Zeiten des kalten Krieges.
    Realistischer ist schon ein Knall im Islamgürtel.

  4. Das soll heißen, bei Auseinandersetzungen zwischen USA und China/Russland sollten die Europäer mäßigend wirken und sich nicht vorschnell auf die US-Seite schlagen.

  5. Ich bewundere die ausschweifende Phantasie des Schreibers. Aber es sind auch ganz andere Szenarios möglich. Z.B. die Aussicht, dass ein angeschlagenes Imperium die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zuschlägt. Die Mittel hierzu hätten die USA mehrfach. Oder eine entgegengesetzte Variante: In den USA setzen sich politische Kräfte durch, die den Staat und seine Gesellschaft von innen heraus sanieren. Und zwar dadurch, dass der demokratisch maskierte Marxismus, der die USA (und nicht nur diese!) in seinen Klauen hält, radikal beseitigt wird und Ordnung, Recht, Moral, Bildung und Leistungswillen wieder Einzug halten, von einer Begrenzung der illegalen Einwanderung ganz abgesehen. Das geht nur mit einer Demokratur. Dann sähe ich die weltweite Rolle der USA nicht mehr so schwarz.

  6. @ Anna Radack

    Alle derzeitigen Verliererstaaten sind „Liberaldemokratien“ nach amerikanisch-britisch-fränkischen Muster. Die Schweiz, aufgrund ihrer teils wirklichen Demokratie, und die straffe Diktatur in China scheinen die Gewinner zu sein.

    Antidemokratische Bestrebungen sind in Europa, wie in den USA zu erkennen. Das sind bereits unbewußte Abwehrmechanismen des erkennbaren Niedergangs oder bereits planmäßige Orientierung an scheinbar erfolgreicheren Modellen. Vorher schon so gesehen im Ostblock, v.a Polens Militärregierung, die DDR nach dem 17. Juni, in der „Tschechoslowakei“ sowie in Ungarn nach dem Einmarsch des WPs.
    Dies wird die negativen Grundtendenzen noch weiter vertiefen und beschleunigen.

    Drei Dinge haben sich geändert:
    Erstens: Die Vorgehensweise der Finanzwelt. Der Staat finanziert den Banken fast kostenlos eine hochabstrakte Art der Spekulation, bei der Riesengewinne hohen Risiken gegenüberstehen. Die Banken vergeben Wirtschaftskredite für das produzierende Gewerbe kaum noch. Aufgrund der ungewissen Wirtschaftsentwicklung steht ein hohes Ausfallrisiko einer vergleichsweise kleinen Gewinnmarge gegenüber. Der klassische „Zentralbankenkapitalismus“ verliert seinen eigentlichen Zweck.

    Zweitens: Der Krieg hat sich geändert. Eine Handvoll „Insurgents“ oder „Terroristen“ hält der hochgerüstetsten Weltmacht stand. „Asymetric warfare“ scheint das Rennen zu machen. Der US-Imperialismus wird einer neuen Form des Geld+Stillhalteimperialmusses der Chinesen (ganz nach Sun Tsu) weichen. Gegen den neuen Bauernaufständischen und dem neuen Protestantismus helfen nur neue Landsknechte: Black Water & Co. Sie können frei von moralischen und rechtlichen Grenzen agieren und somit zu den Taliban Waffengleichheit wiederherstellen. Aber auch das wird Folgen zeitigen: Die Landskencvhte sind machtpolitisch unabhängig von ihrem Herrn. Sie werden zu einem eigenen Staate.

    Drittens: Alle wesentlichen Epochenwandel waren nicht nur einen ökonomischen Umbruch, einem militärkonzeptionellen Umbruch sondern auch von einem medialen Umbruch begleitet, wenn nicht gar initiiert.
    Mobilfunkzellen ermöglichen jederzeitige Erreichbarkeit. Das Internet bietet eine Informationsfülle, die nicht mehr beherrschbar ist. Jeder Wahrheit steht eine oder mehrere Gegenwahrheiten gegenüber. Jeder findet mit der Zeit seine Wahrheit und diese wird manifestiert und ausgeweitet.
    Wie im 14./15. Jahrhundert konnten die Christen durch den Buchdruck, die „nominalistische“ Bibelübersetzungen plötzlich selbst ermitteln, was Kern des Christentums war. Der traditionelle Katholizismus hat dies nicht überlebt. Protestantismus und Jesuitismus haben ihm den Garaus gemacht. Zwingend notwendig, nachdem die römisch-katholische Kirchenlehre im offen für jedermann erkennbar Widerspruch zur Bibel stand. Durch den Buchdruck nahm die Alphabetisierungsrate permanent, bis sie Ende des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt fand.

    Wir stehen an einem Epochenwandel, der dem des Wechsels vom Mittelalter zur Neuzeit in nichts nachstehen dürfte. Wie wir wissen folgte darauf die kriegerischte Epoche aller Zeiten, was historischen Dimensionen betrachtet nichts neues ist. Auch diesmal wird
    – durch die Auflösung der inneren Staatensouveränität, bei gleichzeitigen Selbstschutzaggressivität der aktuellen Nomenklatura und
    -dem Verlust der äußeren Macht der westlichen Staatenwelt, vor allem der USA,
    die Stabilität und Ordnung verschwinden. In der neuen Findungsphase, die beim letzten großem Epochenwandel wohl mindestens zweihundert Jahre betrug (von. ca. 1500 bis ca. 1700, veilleicht sogar ca. 1800).

    Für uns könnte dies einiges bedeuten:
    1. Ein schwaches Deutschland in der Mitte Europas ist unnatürlich und ahistorisch: Entweder kein Deutschland oder ein starkes Deutschland.
    2. Auflösung der staatlichen Macht (O.K. und politischer Raikalismus, fremde Landnahme ohne gegenwehr) oder diktatorisch-autoritäre-autkratische Macht (bei Schäuble und der EU unschwer zu erkennen – in allen starken politischen Richtungen, außer den Libertären vielleicht).

    Wir sehen alle Tendenzen gleichzeitig: Das verheißt Konflikte und Gewalt, im Inneren und nach außen, vergleichbar dem dreißigjährigen Krieg. Es wird sich die rein nominelle Differenzierung zwischen Innen und Außen wohl auflösen (die interstaatliche Interessenverbindungen der „europäischen“ Rechten mit der israelischen Rechten scheint dies anzuzeigen).

    Der langatmigen Auführungen zum Hohn: Eine kurze „strategische“ Forderung: Selbst ist der Mann!
    Politik fußt auf der Fähigkeit zum Konflikt, zum Kampf. Wilhelm Tell, Andreas Hofer, Wulff Isenbrand, usw. usf., sind die Leitbilder. Wer ein Kind hat und ihnen nicht die notwendigen „survival skills“ beibringt (und sie wohl in den meisten Fällen selbst einmal zu erwerben hat) ist schon grob fahrlässig diesen Menschen – in dieser ungewissen Zukunft -, unser aller Zukunft, gegenüber.

  7. Meyer, die chinesische Diktatur ist nicht straff sondern allenfalls „innen straff und außen locker“, wie man das in China seit den 80er Jahren gerne nennt.
    Wer nach der politischen Macht greift, bekommt es früher oder später mit der Staatssicherheit zu tun, aber alle anderen können sich ziemlich frei fühlen und leben nach ähnlichen Regeln wie wir.
    Die Erfahrungen seit dem Zerfall der UdSSR und Jugoslawiens haben diejenigen in China, die sich von westlicher Demokratie Entwicklungswunder versprachen, verunsichert und so das bisherige transformistische Regime gestärkt.
    Das hat natürlich auch bei uns zu einem Ansehensverlust der Rezepte geführt, mit denen wir im Gemeinschaftskundeunterricht erzogen wurden.

  8. Das Thema china verdient es in der Tat, näher betrachtet zu werden.

    Die chinesische Führung ist zwar nicht völlig homogen, auch dort gibt es mehrere „Denkschulen“, wie bspw. in den USA. – Bei uns sucht man soetwas vergeblich! – Aber sicher ist eines: Sie sind bereit zu lernen; und zwar aus den Fehlern anderer: dem Untergang des Ostblockes, dem sie militärisch nicht angehörten, sondern mit dem Westen verbündet waren, und dem derzeitigen Niedergang des Westens, dem sie ökonomisch nicht angehörten.

    Nun scheinen sie die Fehler des (wirtschaftlichen) Ostens, schwache Wirtschaft aufgrund des Dirigismus, nicht zu machen und die Fehler des Westens auch nicht zu machen. D.h. nur wirtschaftliche Öffnung und Liberalisisierung unter Beibehaltung einer „nach innen“ straffen Organisiation.

    Zudem ließ bereits Mao schon die taoistische Denktradition zu, zu denen der Kriegstheoretiker Sun Tsu (oder: Sunzi) zu zählen ist. Seit dem Wandel wird der unter Mao verhaßte Konfutsius wieder als Quelle und traditionelle Denkschule rezipiert.

    Die friedlichen „Eroberungen“ Birmas, halb Pakistans, halb Afghanistans und halb Afrikas sind in machtpolitischer Hinsicht vorbildlich.

    ich bin weit davon entfernt, China nicht schon jetzt als die einzige verbliebene Weltmacht anzusehen und der weitere Aufstieg wird unaufhaltsam sein. Dennoch sind auch dort Probleme zu verorten, die hierzulande unbekant sind: Die Verschuldungen der öffentlichen Hand sind viel höher, als vermutet. Das dürfte nicht das einzige Problem sein, daß seine Schatten vorauswirft. Es bleibt abzuwarten, ob China eines Tagen nicht auch vor der klassischen Frage steht, ihren schleichenden Imeprialismus fortzusetzen oder – innenpolitisch getrieben – eine Art sozialimperialistische Kanonenbootpolitik betreiben zu wollen, wenn es glaubt, den Gegenern deutlich überlegen zu sein. Dennoch werden selbst die Anhänger einer solchen politik ihren Sun Tsu gelesen haben: Kanonenboote kommen erst ins Spiel, wenn die (strategischen) Machtverhältnisse längst zugunsten einer deutlichen Überlöegenheit geklärt sind, und die Kanonenboote nur noch der Aufführung für ein Theaterstück dienen, dessen Schluß längst geschrieben steht.

    Meiner Vermutung nach, sind wir davon nicht mehr allzulang entfernt. Japan wußte im Zweiten Weltkrieg, daß es nach eröffnung der Kampfhandlung nur ein halbes Jahr Zeit hatte um vollständig zu siegen, bevor die überlegene Wirtschaft die Verhältnisse komplett besiegeln würde. Es war die einzige Option um der amerikanischen Erwürgung zu entgehen. Heute sind die Verhältnisse zu Lasten der Amerikaner und zugunsten der Chinesen umgekehrt. Eine militärische Option würde nur der bereits bestehenden strategischen Überlegenheit der Chinesen etwas entgegensetzen wollen, mit einem letzten Hauruck die Tendenz noch umdrehen wollen. Wie bei den Japanern damals wäre es für die Amerikaner bereits wohl jetzt zu spät dafür. Es würde die Vorherrschaft im pazifischen Raum für die absehbare Zeit verlieren. So wird es halt schleichend vonstattengehen.

  9. Meiner Meinung sind diese Szenarios zu sehr auf China fixiert. Was ist mit dem „Islam-Gürtel“? Da denke ich insbesondere an Indien-Pakistan-Afghanistan. Was den 3. Weltkrieg angeht würde ich eher auf diese Region tippen.
    Was ist mit der wirtschaftlichen Verzahnung? Schon heute sind doch die USA und China so sehr gegenseitig von einander abhängig, warum sollte sich so schnell etwas daran ändern?
     
    Das Szenario mit den militärischen Missgeschicken finde ich etwas weit hergeholt, rein militärisch traue ich den Amerikanern doch mehr zu. Einfach eine ganze Stadt bombardieren?! So doof sind sie nun auch nicht…
    Das bemängele ich allgemein an diesen Szenarios: Der Ami wird m.E. unterschätzt… Ich finde, eine Stärke der Amerikaner ist gerade ihre Flexibilität, die Fähigkeit zu reagieren und andere Ansätze zu probieren.

  10. „Der Amerikaner“ hat in seiner Geschichte noch niemals einen krieg gegen einen strukturell überlegenen Gegner geführt. (Im gegensatz zu Preußen und Deutschland, die noch nie einen Krieg gegen einen struktull unterlegenen Gegner geführt haben).

    Deswegen gehe ich auch nict von einem solchen Szenario aus. Die von Ihnen beschriebe Region „AFPAK“ wird doch bereits heute als Hauptregion der Auseinandersetzung Chinas mit Amerika angesehen. Das ehemals mit GB, USA und (!) mit dem im ehemals im westlichen Lager stehenden Chinas verbündete Pakistan ist in Staatsspitze, Miltär und Geheimdienst zwischen China und USA zerrissen. Während das ehemals zum Sowjetischen Block gehörende Vietnam und Indien heute zum westlichen Block gehören.

    Für Amerika entscheidet sich (aus siner eigenen derzeitigen Sicht, zumindest der necocons) sein Machtspiel mit China in AFPAK.

  11. Zwei Punkte vermisse ich hier:
    1. die Bevölkerungsentwicklung: die WASP werden demnächst die Mehrheit verlieren – da haben die Vereinigten Staaten ein inneres Problem damit, daß sie die Jugend in Drogenslums verkommen läßt.
    2. Der Staat „USA“ ist unwichtig -es geht um die Finanzeliten, deren Handlanger die USA sind. Meiner Meinung nach ist die Weiterentwicklung zur Herrschaft der Internationalen Finanzwelt/Konzerne längst im Gange,die die Staatenstruktur ablösen soll. Auch die“Finanzkrise“ sehe ich als Teil dieses Krieges der Finanzwelt gegen den Rest der Welt, denn ihre Stellung ist gestärkt dadurch, daß gewaltige Schulden aufgetürmt wurden.
    Und ob China dem wirklich standhalten kann? Ich erinnere an den Opiumkrieg, wo das korrumpierte China von den Handlangern der angelsächsischen Finanzwelt zerschlagen wurde. Ob heute die scheinbaren Konkurrenten Russland, China und Indien dem wirklich standhalten können, oder ob sie längst unterworfen und am langen Zügel laufen, ist schwer zu unterscheiden.
    Allerdings sehe ich in der Beobachtung, daß die Finanzwelt ihr Machtmittel USA sabotieren und sterben lassen einen Beleg dafür, daß sie zumindest glauben, daß sie auch die anderen Völker längst in der Hand haben.
    mfg  zdago

  12. Schon heute sind doch die USA und China so sehr gegenseitig von einander abhängig, warum sollte sich so schnell etwas daran ändern?

    Das gilt auf Sicht – so lange nämlich, bis der chinesische Binnenmarkt so weit entwickelt und differenziert ist, daß er durch die eigene Nachfragedynamik die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft weitgehend allen tragen kann … wenn es nötig sein sollte. Sicher wird China auch dann ein Interesse an Exporten haben und natürlich sind wir auf diesem Planeten alle irgendwie miteinander verzahnt – die entscheidende Frage ist allerdings, wer im Entscheidungszeitraum X von wem  relativ abhängiger bzw. unabhängiger ist. Der relativ Unabhängigere wird den längeren Atem haben – und damit den Sieg in der Auseinandersetzung davon tragen.

  13. Allerdings sehe ich in der Beobachtung, daß die Finanzwelt ihr Machtmittel USA sabotieren und sterben lassen einen Beleg dafür, daß sie zumindest glauben, daß sie auch die anderen Völker längst in der Hand haben.

    Man sollte aber auch nicht in die Falle gehen sich selber ohnmächtig zu reden. Auch auf diesem Blog wurde das Thema ja schon angesprochen (Der neue Adel), nichtsdestotrotz bleiben zwei Konstanten gewiß: 

    1. Gott ist der Herr der Geschichte – nicht Rothschild oder sonstige Superreiche!

    2. Alles was in dieser Welt einen Anfang hat … hat auch ein Ende. Das gilt auch für 
        Macht der Finanz-Supermächtigen.

    Diese ‚Finanz-Supermächtigen‘ beziehen ja einen Gutteil ihrer Macht aus ihrer (bisherigen) Unsichtbarkeit und der Tatsache, daß keine ausreichend große Zahl ’normaler Menschen'(= Wähler) das (Geld-)System als Quelle ihrer Macht verstand. Und die Mechanismen, nach denen ihre massenpsychologische Manipulation ablief und abläuft, nicht verstand.

    Das ist nicht mehr so absolut gültig wie es 200 Jahre lang gültig war; die FED-Überprüfung 2011 scheint mir ein gutes Zeichen. Ron Paul etwa hat doch jahrzehntelang gegen Wände geredet, und daß er jetzt wenigstens teilweise Gehör findet dürfte nicht zuletzt dem Internet zu danken sein. Und man sollte auch nicht vergessen: Sklaven müssen nicht Sklaven bleiben – auch wenn sie es in 9 von 10 Fällen um der Bequemlichkeit willen wohl bleiben werden. Aber dieser eine Fall ist eben immer auch der Fall eines großen Umschwungs.
     

  14. @Sklaven müssen nicht Sklaven bleiben
    stimmt – obwohl die Geschichte zwar überquillt von Sklaven, nicht aber von Sklaven,die sich selbst befreiten. Und nicht selten kämpften die Sklaven sogar für ihre Unterdrücker bis zum Tode – auch wenn das möglicherweise mit einer Form des sogenannten Stockholm-Syndroms erklärbar ist.
    Der Trick ist eben, möglichst viele Sklaven die Überzeugung einzuimpfen, das ihr Sklavenstatus verdient und richtig ist. Sie sehen ja beispielhsft in der Bananenrepublik Deutschland, wie die Fremdherrschaft und die Unterwerfung unter das US-Finanzdiktat immer mit 13 Jahren Geschichte begründet wird – und je länger her, desto schlimmer. Und glücklicherweise darf man in diese Richtung auch nicht vergleichen oder in Relation setzen – das würde ja relativieren und ist so böse.
    mfg zdago

  15. Allseits ein frohes neues Jahr!

    @ „zdago“

    Wenn man Kolonialisierte nun unter den Begriff Sklaven faßt, ergibt sich allerdings die grobe Fehlerhaftligkeit ihrer Aussage:

    Ganz Amerika, Nord- und Latein-, fast ganz Afrika, große Teile Asiens, vor allem Indien, haben sich selbst von ihren jeweiligen Herren befreit. Und vorher viele andere Völker, die fremdbeherrscht waren. Völkerschlacht bei Leipzig und die Schlach bei Belle Alliance (Watrelos)? Schlacht auf dem Lechfeld? „Hermannschlacht“ (die keine Schlacht im eigentlichen Sinne war)? Alles erfolgreiche Befreiungen!

    Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele. Aber hier gilt doch der einfache Satz: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

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