Aus dem Tagebuch eines mutigen Kämpfers gegen Rechtspopulismus

(ausgespäht von: Lepanto1)

Mi, 29. Sept. 2010
Heute Abend Treffen des Bündnisses in der Kneipe. „Südkreuz“ hat gesagt, wir müssen vernetzt bleiben und die neuen Medien nutzen. Wir sollen twittern wie blöd, um den Auftrittsort von Wilders rauszufinden.
Son Mist! Ich kann doch nicht twittern, weil ich vorgestern, als ich in XBerg auf Tour war, mein neues cooles Handy – nun ja – „gespendet“ habe. Wo kriege ich jetzt ein neues her?

Do, 30. Sept. 2010
Vorletztes Vorbereitungstreffen vom Bündnis. Es war total voll: 20 Leute waren da – so viel wie noch nie! „Südkreuz“ hat noch mal alle eingewiesen: Der Veranstaltungsort ist noch unbekannt, aber er kennt ja Leute vom Tagesspiegel – da kriegt er noch rechtzeitig seine Infos.
Wir solln übermorgen den ätzenden Nazis voll einheizen. Das sind alles ewiggestrige dumpfe Spießer und Rassisten, die haben es nicht besser verdient.
Blöd bloß, dass ich immer noch keine neues Handy habe. Meine Spießereltern wollen einfach keine Asche mehr rüberwachsen lassen und meckern rum, bloß weil ich drei Handys in vier Monaten abgegeben habe. Die sind so extrem ungechilled.

Fr, 1. Okt. 2010
Bloß gut, dass mir heute noch Omma eingefallen ist. Ich hab ihr was vorgesülzt und nen bisschen rumgeflennt – wegen der abgezogenen Handys und so. Omma meinte noch, dass sie es nicht gut findet, wenn Leute sich nicht gegen Gefahren wehren – das wäre ihr eine Lehre gewesen, seit sie als junges Mädchen die Nazis erlebt hatte. Hab null Ahnung, was sie damit meint? Was haben denn jetzt die Nazis mit den Handyabziehern zu tun? Die Handyabzieher sind doch die Guten?
Hab echt keine Peilung, was sie meint – aber ist ja auch voll zweite Geige jetzt. Hauptsache sie hat die Asche rausgerückt. Nen bisschen leid hat sie mir schon getan, weil sie jetzt die Reise zu Tante Hedwig nicht mehr bezahlen kann – aber es ist ja für eine gute Sache – da kann Tante Hedwig auch mal warten.

Sa, 2. Okt. 2010, 10:25
Boah – 10 Uhr aufstehen, das ist ja im Morgengrauen! Und knallt voll rein – bin kaum hochgekommen. Hab noch voll die Matschbirne von gestern Abend – aber wenigstens hab ich dran gedacht, das neue Handy nicht mitzunehmen. Jetzt musste ich bloß die Zigaretten und 20 Mäuse spenden.
„Südkreuz“ twittert gerade: Solln uns mal alle beeilen – wir sollen vor den Nazispießern am Hotel Berlin sein, damit wir die alle beim Reingehen anbrüllen können. Also, ich mach denn mal los.

11:00
Mist, jetzt bin ich doch zu früh da – nur „Südkreuz“ war schneller als ich. Klar, die anderen kommen auch nicht so früh aus der Kiste.

11:15
Geil, jetzt strömen alle – dahinten strömen noch zwei. Sind schon zu zehnt. Irre!

11:30
Ali und Hakan haben die Vuvuzelas vergessen. Mist! Aber Hetti von der Gewerkschaft hat ein tolles Plakat mitgebracht „Blockieren ist unser Recht“.

12:00
„Südkreuz“ twittert gerade alle zusammen. Er wundert sich auch, wo das „breite Bündnis“ bleibt…

12:30
Das Bündnis ist jetzt doch noch breiter geworden: Thorben-Björn und Lea von den Grünen sind auch da und Paul von der Linken soll auch gleich kommen. Wenigstens haben Hussein, Gülay, Rashid und Hassan nicht verpennt.

13:00
Merkwürdig, ich kann gar keine Nazispießer sehen. Es gehen bloß ganz normale Gäste ins Hotel. Allerdings scheint das Hotel ja total überbucht zu sein – dauernd kommen Leute…

13:30
„Südkreuz“ hat mich gerade richtig zusammengefaltet. Warum ich die Nazispießer nicht fertigmache? Welche Nazispießer, hab ich gefragt. Eh, da ist der echt ausgetickt. Ob ich wirklich so blöd bin, nicht zu sehen, wie die sich als normale Leute tarnen? Das ist doch das Gefährliche an den neuen Rechten: die kann man gar nicht erkennen!

14:00
Also echt, hab keinen Bock mehr, mich von „Südkreuz“ anmachen zu lassen. Woher soll ich denn wissen, dass die Rechten nicht wie strunzblöde Asis aussehen? Er hat doch bei den Treffen immer nur von dumpfen Rassisten gesprochen. Die sehen doch nicht aus wie meine Eltern und Omma und meine friends von der alten Schule.

14:05
Ich hau‘ innen Sack … hier ist ja tote Hose jetzt. Schnell weg, bevor wir noch die Plakate aufsammeln solln und so. Konnte aufräumen noch nie ausstehen..

4 Gedanken zu „Aus dem Tagebuch eines mutigen Kämpfers gegen Rechtspopulismus“

  1. Thorben-Björn und Lea

    Warum assoziiere ich solche Namen fast unweigerlich mit grünen Spießern?

  2. Geht schon in Ordnung mit PI-Berlin, das ist „autorisiert“.
    Das Beste aber ist, dass einige Leser dort offenbar nicht einmal begriffen haben, dass das Tagebuch nicht echt ist. Und bei 1, 2 völlig humorbefreiten Neukommentatoren habe ich die stille Hoffnung, dass es der ätzende Southcross und die offenbar am PC dauerklebende PetraPassbohrung waren…
    Wer deren Kommentare im Tagesspiegel liest, der hat eine gute Vorstellung davon, wie die LRG-Fraktion tickt.
    Was man allerdings mal recherchieren sollte, ist, inwiefern die offiziell beim TSP mit drinhängen. Denn kein normaler Mensch, zumal mit Familie und/oder Arbeit, Hobby, Sozialkontakten, Ehrenämtern oder einfach Spaß am Leben kann jeden Tag von morgens bis abends am PC hängen, um sofort auf missliebige Kommentare zu reagieren.

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