Der Hofnarr

Die gestrige Debatte im DLF unter dem Titel “Man wird doch wohl noch sagen dürfen – Meinungsfreiheit zwischen Tabubruch und politischer Korrektheit”, unter anderem mit Norbert Bolz und Henryk M. Broder war durchaus hörenswert, nicht zuletzt wegen Broders Ausfällen gegen den geistlosen und denunziatorischen Konformismus der veröffentlichten Meinung.

Während aber Bolz die Meinungsfreiheit durchaus gefährdet sah, und zwar wegen der vielen offiziellen wie inoffiziellen Repressalien gegen Menschen, die tabuisierte Positionen vertreten, scheint Broder hier kein Problem zu sehen. Er selbst hat ja auch keines, denn seine Texte werden gedruckt, seine Bücher verkaufen sich, seine Honorare fließen und er wird nicht als Rechtsradikaler oder Rassist abgestempelt. Auch Bolz‘ Hinweis, dass Broder als arrivierter Journalist sich Manches leisten kann, was einen Anderen die Karriere kosten würde, scheint ihn nicht besonders beeindruckt zu haben.

Möglicherweise ist Broder sich der Einzigartigkeit seiner Rolle im etablierten Mediensystem nicht bewusst: Er ist so etwas wie der offizielle Hofnarr der Bundesrepublik. Ich sage das in aller Hochachtung; denn der Hofnarr war im Mittelalter der Einzige, der dem Herrscher die Wahrheiten sagen durfte, für die Andere mit dem Henker Bekanntschaft gemacht hätten. Freilich nur unter dem Schutz der Narrenkappe: Was der Hofnarr sagte, konnte immer so aufgefasst werden, als habe er es nicht so gemeint. Broders pointierter, ironischer, sarkastischer Stil ist das moderne Äquivalent zur Narrenkappe: „Der Broder provoziert schon mal gerne, nicht wahr?“ Was so daherkommt, muss man nicht auf die Goldwaage legen. Genau deshalb wird es toleriert. Deshalb, und weil es sich um ein Privileg handelt, das nur einem einzigen Mann gewährt wird. Die Kehrseite seiner Meinungsfreiheit ist, dass alle Anderen sie nicht haben, und dass auch er selbst sie nur unter der Narrenkappe ausüben kann. Die Existenz eines solchen Privilegs festzustellen, das es in einer freien Gesellschaft nicht geben könnte, ist keine Kritik an dem der es genießt, sondern an denen, die es verleihen.

Gerade weil er ein Privileg ausübt, ist der Hofnarr kein Oppositioneller. Broder und seine Texte wären zweifellos auch in einer freien Gesellschaft populär, aber der gewisse lustvolle Kitzel, der sich beim Publikum angesichts von Broders Provokationen einstellt, lebt davon, dass dieses Publikum selbst unfrei und die Gesellschaft von Konformitätszwängen gelähmt ist.

Ich unterstelle nicht, dass es seine Absicht oder dass es ihm auch nur recht wäre, aber Broder ist das anarchistische Alibi eines konformistischen Medienzirkusses. Indem sie ihn – aber eben nur ihn – reden lässt, täuscht die Meinungsoligarchie eine Toleranz vor, von der in Wahrheit nicht die Rede sein kann.

24 Gedanken zu „Der Hofnarr“

  1. Autsch! Mal wieder voll ins Schwarze getroffen…
    Ich finde es bemerkenswert, wie moderat sich Leute wie Broder, Ulfkotte, etc. geben können. Am Schönsten ist das Video von Broder vor dem Bundesausschuss, in dem er betont, dass es ihm „eine Ehre“ ist dort zu sprechen. Seine Definition des Antisemitismus als Ressentiment im Gegensatz zum Vorurteil ist zwar wieder einmal treffend, aber eben in Dienerpose vorgetragen.
    Nun kann es ja sein, dass auch prominente Persönlichkeiten den Trick anwenden, den wir alle jeden Tag benutzen und höflich und moderat sind, um nicht anzuecken und nur dort, wo sie auch sicher etwas erreichen können mit aller Härte vorgehen (wenn ich weiß, dass ich in der Firma/im Amt/ in der Institution nichts reißen kann, wenn ich öffentlich meine Meinung sage, dann versuche ich natürlich im Hintergrund Fäden zu ziehen statt den Zorn aller auf mich zu ziehen).
    Würde ich Sigmar Gabriel die Hand geben, wenn wir uns begegneten oder würde ich ihn anschreien? Ich weiß es nicht.
    In der Pose der Höflichkeit und Zurückhaltung, die natürlich immer gepaart ist mit der Hoffnung auf Anerkennung und in der Folge Möglichkeit der Einflussnahme, liegt allerdings in jedem Fall die Gefahr, zum reinen Ja- Sager zu werden, der über das ganze in den Hintern kriechen seine eigentliche Mission vergisst. Manchmal muss man auch auf den Tisch hauen können.
    Ich denke schon, dass Broder seine Rolle als Hofnarr bewusst ist und dass er mit ihr spielt, sie benutzt um seine Ziele zu erreichen. Und wer vergessen hat wie (vor)schnell auch er urteilen kann, der erinnere sich, dass auch Broder Eva Herman verspottete.
    Irgendwer wies mal auf eine Interview einer israelischen Zeitung mit Broder hin, in der er sich glücklich über die multikulturellen Zustände in Europa äußerte.
    Diese  Art von Islamkritik (alle, die keine fundamentalistischen Schaira- Terroristen sind , sind herzlich willkommen) halte ich nicht für zielführend.

  2. Es bringt einfach nichts, sich im Fernsehsessel zurückzulehnen und zu denken, die Broders dieser Republik machen das schon für uns.
    Immerhin verdanken wir Broder einige treffende und durchaus witzige Formulieruingen und Zustandsbeschreibungen. Das ist immerhin schon etwas, jetzt liegt es an uns, im Alltag den eigenen Standpunkt zu vertreten.
    Ausserdem können wir uns des Broders genauso bedienen, wie die Mainstremmedien, denn was erstmal in die Welt posaunt wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden, auch wenns nur der Hofnarr war.

  3. Es ist traurig, dass ein brillianter Kopf wie Broder seine intellektuelle Integrität auf dem Altar seiner Eitelkeit opfert. Am schlimmsten ist er, wenn er die ganz toll supercoole Masche draufhat und seinem Publikum aus ganz (aber auch schon aus GANZ) großer Höhe erklärt, dass er (ER ER ER) überhaupt nicht versteht, wie all die kleinen Erdenwürmer, auf die er von weit oben herabschaut, sich so aufregen können. Dabei macht es ihm nicht das Geringste aus, sich massiv zu widersprechen. Er hält sein Publikum wohl für grenzenlos dumm.
    Ich weiß nicht, ob diese Kommentarfunktion HTML frisst. Jedenfalls habe ich es hier mal thematisiert. Auf Englisch heißt sowas „to make up one’s shit as one goes along“.
    Ein Abglanz der alten Brillianz ist immer dann noch wahrzunehmen, wenn er zwischendurch mal ehrlich wütend ist und keine Zeit hat, den über-abgehobenen Herrn Supercool zu geben.

    Du brauchst eigentlich kein HTML, zum Kommentar-Editor gehört eine Schaltfläche (die mit dem Kettenglied), über die Du einen Verweis setzen kannst. M.

  4. Er hat zumindest eben auch die Funktion die Zone des Sagbaren zu erweitern, d.h. wenn er Lust dazu hat bricht er halt mal ein (kleines) Tabu. Seine ‚Freiheit‘ rührt aber eben auch daher, daß er … vom deutschen Publikum als ‚Jude‘ wahrgenommen wird (auch wenn das keiner sagen wird, würde man ihn fragen). Eben deshalb kann das was er über die gesellschaftliche Wirklichkeit zu berichten weiß zwar durchaus skandalös sein, aber der ‚deutsche Rezipient‘ identifiziert sich eben nicht als Deutscher mit dem Beschriebenen, sondern ‚als Außenstehender‘ – also quasi wie ein ausländischer Beobachter, ein Besucher vom anderen Stern.

    Wie es aussieht, wenn jemand, der tatsächlich ‚als Deutscher‘ vom deutschen Publikum wahrgenommen wird, ‚Tabus‘ anrührt … das erleben wir gerade bei Sarrazin. Da ist es dann vorbei mit ‚entspannter Gelassenheit‘. Ich möchte nicht wissen welche Reaktionen es auslösen würde, wenn Sarrazin eine Aussage Broders aus dem Interview – das nämlich das Feuilleton der SZ zum … ich glaube er sagte ‚verkommensten‘ oder ’niederträchtigsten‘ seit dem ‚Völkischen Beobachter‘ gehöre – tätigen würde! Vermutlich hätte sein Buch in diesem Moment die Hälfte seiner Durchschlagskraft verloren – weshalb er es hoffentlich auch in Zukunft nicht sagt. Aber es macht nur zu deutlich wie weit wir von einer meinungsäußerungsfreien Gesellschaft tatsächlich entfernt sind.

  5. Ähh, ‚meinungsäußerungsfrei‘ ist tatsächlich richtig – gemeint war allerdings eine Gesellschaft, die die frei geäußerte MEINUNG tatsächlich schlicht und einfach erträgt. Auf sexuellem Gebiet ist zwischenzeitlich fast jede Abartigkeit sozusagen salonfähig geworden, bei der Meinungsäußerung ists umgekehrt.

  6. Diesen Gedankengang hatte ich auch schon mal gehabt, angesichts der fast tabuisierten Kritik gegenüber Broder, aber ihn nie so klar geäußert.
    Wer will schon Netzbeschmutzer sein! Und seine Kommentare sind ja auch immer mit Humor gespickt!
    Und die Kraft der Ironie hat ja auch eine Dynamik, aber wohl eher eine persönliche als eine gesellschaftliche!

  7. Ich konnte mich noch nie seit der ersten Wahrnehmung Broders zu einer anderen als einer pragmatischen Sicht auf seine Person hinreißen lassen.
    Das Interview, welches Kairos meinte, ist das mit Hagalil vom 14. Juli 2006, in welchem diese Worte fielen:

    Europa ist schon dabei, Konzessionen zu machen, mit zehn Prozent Muslime in Frankreich und fünf Prozent Muslimen in der Bundesrepublik … Im Prinzip habe ich nichts dagegen, dass jetzt Muslime nach Europa kommen, ganz im Gegenteil.
    Aber es gibt nun mal nicht integrationswillige oder nicht integrierbare Muslime, aber weil dies als Rassismus verstanden werden könnte, sagen sie Parallelgesellschaften.
    […]
    Was ich völlig im Ernst gut finde ist, dass diese demografische Struktur Europas nicht mehr zu halten ist. Je eher die Europäer das einsehen, desto besser. Einige Städte sind schon recht farbig und nicht mehr «arisch» weiss, und dagegen kann man überhaupt nichts sagen.
    Heisst ein farbiges Europa, dass davon keine Katastrophen mehr ausgehen?
    Das könnte es bedeuten. Es könnte aber auch bedeuten, dass Europa zu existieren aufhört

    Das Risiko würde ER immerhin eingehen.
    Die Interessenkongruenz scheint mir mit Broder nur im gemeinsamen Gegner Islam zu bestehen.

  8. Danke Druide.

    Ich wiederhole:

    „Im Prinzip habe ich nichts dagegen, dass jetzt Muslime nach Europa kommen, ganz im Gegenteil.“

    Verräter!

    Aber es gibt nun mal nicht integrationswillige oder nicht integrierbare Muslime, aber weil dies als Rassismus verstanden werden könnte, sagen sie Parallelgesellschaften.

    „Ja, klar, die paar Pierre Vogels sind unser Problem, nicht die Millionen anderer, die „friedlich“ hier leben und doch das Gesicht unserer Gesellschaft entstellen.
    „Was ich völlig im Ernst gut finde ist, dass diese demografische Struktur Europas nicht mehr zu halten ist.“
    Auf der Zunge zergehen lassen!

    „Je eher die Europäer das einsehen, desto besser. Einige Städte sind schon recht farbig und nicht mehr «arisch» weiss, und dagegen kann man überhaupt nichts sagen.“

    Nee, stimmt, das ist nämlich nicht durch die „Meinungsfreiheit“ gedeckt. Aufwachen, Leute, der Feind präsentiert sich immer öfter als Freund! Glaubt den Verbrechern kein Wort!

  9. @Kairos
    Tja, auch Broder entstammt der Linken und das merkt man da deutlich. Ich würde das Interview aber als veraltet ansehen. Auf der Achse hab ich bisher jedenfalls nix davon gelesen, dass die Europäer Schuld am Elend der Welt seien, eher im Gegenteil.
    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/kulturelle_grundlagen_wirtschaftlichen_erfolgs/
    Und schau Dir mal seine Berichte aus Australien neulich an. Das wirkte schon sehr, sehr nüchtern in Bezug auf Multikulti. Wie er sich aber positionieren würde, falls es den Europäern nochmal ernst würde mit der Selbstbehauptung, wüsste ich auch nicht.
     
     
     

  10. Danke Manfred! Nach einer „Kettenglied“-Schaltfläche habe ich gesucht, sie scheint aber ausgegraut zu sein. Danke auch für die Reparatur meines Kommentars.
    Zu Broder: Er ist ein antideutscher Linker. Das allein wäre nicht schlimm, einige meiner besten Freunde sind Antideutsche. WAS aber schlimm ist, ist, dass er sich nicht dazu bekennt. Dass er sich als konservativ bezeichnet ist enweder der Gipfel der Illusion oder eine zynische Lüge. Nur weil er in einigen Dingen, anders als in seiner wüst-linken Jugend, heute eher liberale Positionen vertritt, macht ihn das noch lange nicht zu einem Konservativen. Er ist doch so ein dicker Freund Amerikas. Hat ihm dort noch niemand erklärt, was „konservativ“ bedeutet?
    Ich habe immer mehr den Eindruck, dass er seinen Scheiß im Vorbeigehen absondert, auf billige Effekte setzt und darauf vertraut, dass sein Publikum es nicht besser weiß. Und DAS fände ich bei einem einstmals so großartigen Denker mehr als schade.

  11. Broder hat keine ‚kollektive Identität‘ auf der Identitätsqualitätsebene, die wir mit dem Begriff der Nation beschreiben (die unmittelbar darunter liegende Identitätsqualitätsebene wäre die, die mit dem Begriff ‚Stamm‘ beschrieben wird; die darüber liegende hat noch keine spezielle Begrifflichkeit. Sie bezieht sich in Europa auf die kontinentale Ebene … und ist gerade erst dabei sich in Ansätzen auszubilden. Und ausgebildet wird sie von … ich nenne es jetzt mal ‚der eigentlichen Opposition der authochtonen, weißen Völker‘ in Europa – und diese Opposition ist zum einen außerparlamentarisch, zum anderen größtenteils auch noch ‚außergesellschaftlich‘).

    Er ist weder Deutscher noch Pole noch Israeli; er hat ja wohl mal einige Jahre in Israel gelebt und ist dann … na ja, wohl mehr oder weniger geflohen, weil er mit dem Leben dort nicht zurecht kam. In der Begrifflichkeit der untergegangenen K.u.K.-Welt würde ich ihn als ‚Kaffeehausbewohner‘ identifizieren wollen. Oder heute: Jemand, der – räumlich – beispielsweise im Straßencafe der Boulevards großer Städte ‚beheimatet‘ ist. Dort sitzt er … und beobachtet. Und dann teilt er uns seine scharfsinnigen Beobachtungen mit ebenso scharfer Zunge mit. Was durchaus erhellend sein kann.

    Nur darf man eben von ihm nicht erwarten was er nicht geben kann! Man wirft ja auch einem Pferd nicht vor, daß es kein Huhn ist und Eier legt. Wenn er also ‚mit dem Gedanken spielt‘, daß es doch vielleicht ganz reizvoll sein könnte, statt dem seit Jahrhunderten bzw. Jahrtausenden weißen Europa zur Abwechslung mal ein braunes oder schwarzes oder gelbes Europa zu haben, dann ist das eben genau das: Ein Spiel! Mit Gedanken. Wer das ernst nimmt, oder wer Broder als ‚Verbündeten‘ im Kampf um ‚den Erhalt der Heimat‘, ‚der eigenen Kultur‘ etc. betrachtet, weist ihm eine Rolle zu, die die seine eben nicht ist. Und läßt sich damit auf eine (Selbst-)Täuschung ein, die notwenig als Ent-Täuschung wird korrigiert werden müssen.

    Versuchen wir einfach zu akzeptieren: Broder ist Broder! Und wird es auch bleiben. Ein scharfsinniger und scharfzüngiger Beobachter der Gesellschaft, in der er lebt – ohne identitäterer Teil derselben zu sein.  

  12. @Druide
    Das bewerte ich anders. Er gibt doch recht unverhohlen zu, dass es eine Erleichterung darstellt, einmal nicht von Elendsmigranten aus der dritten Welt umgeben zu sein,  wenn ihn auch die hybride Einwanderungsgesellschaft weiter fasziniert.
    Vermutlich werden ihm aber auch wir zunehmend ans Herz wachsen und zwar desto realer die Islamisierung seine Lebensqualität betrifft. Und  „Kaffeehausbewohner“ hin oder her, ist er ein echt europäisches Gewächs, außerdem mit einer Polin verheiratet und Nachwuchs hat er auch. Wenn er so locker, flockig über das Ende Europas fabuliert, ist das im Ernstfall nur Pose.
     
     
     

  13. außerdem mit einer Polin verheiratet

     
    Abgesehen davon, dass das nicht stimmt, was hätte das mit irgendetwas, das wir hier diskutieren, zu tun, falls es stimmen würde? Oder die Tatsache, dass er Nachwuchs hat?
    http://books.google.com/books?id=wvG4q3VOjRMC&pg=PR14&lpg=PR14&dq=Hilde+Recher+Broder&source=bl&ots=yhj13lrEGq&sig=_yGFK1VVP9lvkMyA9ZHpHpTo994&hl=en&ei=XcmlTJeAFc2dOv3N5KIC&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=8&ved=0CEQQ6AEwBw#v=onepage&q=Hilde%20Recher%20Broder&f=false

  14. Druide: „Nein der Hass auf die Weißen ist notorisch:
    http://www.youtube.com/watch?v=vHiGlTCZK5k&feature=fvst
     
    Sorry, das ist aber knapp daneben interpretiert. Noch mal hören, der sagt, dass alle miteinander auskommen, nur die Moslems machen Probleme.
    Und dann natürlich noch diese Entfernungsvermutung, aber das ist auch nur eine Vermutung vom Kaffeetisch aus, da hat er wohl gerade diesen Vergewaltigungsbefürworter-Imam aus Australien nicht auf dem Schirm gehabt

  15. Abgesehen davon, dass das nicht stimmt, was hätte das mit irgendetwas, das wir hier diskutieren, zu tun, falls es stimmen würde? Oder die Tatsache, dass er Nachwuchs hat?

    Wäre er mit einer Frau aus irgendeinem anderen Erdteil, oder gar nicht, verheiratet, kann man schon mutmaßen, daß es ihm relativ egal sein kann was aus Europa wird. Man genießt was da ist – solange es da ist. Und wenn es weg ist … genießt man eben irgendwas anderes. Irgendwoanders. Na und Kinder … wenn die vorhanden sind, kann man ebenfalls mutmaßen, daß den Eltern dann die Entwicklung der Verhältnisse in denen ihre Kinder ja werden leben müssen, nicht so ganz egal ist …

  16. Verstehe! Macht Sinn. Aber mal anders gesehen und abgesehen von Broder, bei dem wir ja hier nur spekulieren können: Wenn jeder, der Kinder hat, auch so handeln würde, dass sie eine Zukunft haben, wäre die Welt ein besserer Platz. Nur so am Rande.

  17. @Bilderstürmer
    Ok, eine deutsche Katholikin. Sowas gibt’s Gott sei Dank auch noch. Und wie Leser schon meinte, bei all dem weltmännischen Gehabe („Sie stecken in Tübingen fest, ich fahre durch Vermont, Herr Palmer“) ist Broder familiär und emotional stark an Deutschland und Europa gebunden. Mehr als er vielleicht meint.
    Das wird – hoffentlich – auch noch dem ein oder anderen Linken bald auffallen.
     
     

  18. Auf jeden Fall genieße ich die (meisten) Rede- oder Schreibbeiträge von HMB. Er besitzt das Talent, mein undeutlich Gedachtes und Gefühltes pointiert zuzuspitzen. Bisweilen muss ich meine Freude über seine treffenden Spitzen sogar körperlich durch In-die-Hände-klatschen ausagieren *grins

    Doch HMB nimmt in unserem Land – wie schon Vorschreiber erwähnten – nur eine Art von Beobachterstatus wahr.

    Ich lernte ihn kennen im Büro eines öffentlich-rechtlichen Hörfunkdirektors, bevor ! er nach Israel ging. Wie er sich dort über unseren Staat, unsere Bevölkerung ausließ – booah, zum Haareraufen. Zu meiner Entschuldigung darf ich anführen, dass ich damals noch nicht politisch denkend war. So konnte ich seinen massiven Anwürfen nichts entgegen setzen.

    Ich glaube, er ist ein Heimatloser – nicht verwunderlich bei seiner Biografie – und macht uns den Hofnarr.

  19. Ja, ja … die lieben Kleinen – ihr Schicksal rührt mitunter sogar ihre gutmenschlichen Eltern bzw. ihr gutmenschliches Elter. So wie in diesem Beispiel aus dem Land der Dänen…

    In diesem Frühling war es das dritte Mal, daß Michelle Hviids zwölfjähriger Sohn Benjamin von einer Bande von Einwandererjungen angegriffen wurde.
    Er und ein Freund waren auf dem Heimweg von der Schule und gingen durch die Nørrebrogade [eine Hauptdurchfahrtsstraße], als 12 – 14 Einwandererjungen sie einzukreisen begannen. Benjamin hatte ein paar der Jungen zuvor in einem Tae-Kwon-Do-Club gesehen.
    Es gelang der Gruppe von Einwandererjungen, Benjamin und seinen Freund voneinander zu trennen, sodaß jeder der Jungen von 6 – 7 Einwanderern umgeben war. Sie fingen an, die zwei dänischen Jungen zwischen sich umherzustoßen, als ob sie Bälle in einem Spiel wären. Langsam wurden die Jungen auf die Straße hinausgedrängt. Der Verkehr hielt an, und Benjamin stellte Blickkontakt zu einigen der Radfahrer und Autofahrer her und bat stumm um Hilfe, während er herumgestoßen wurde. Niemand kam ihm zu Hilfe.
    Sein Freund wurde so grob geschlagen und getreten, daß er in der Notaufnahme des Krankenhauses landete. Benjamin flüchtete in einen Bus, aber seine Angreifer folgten ihm. Er mußte aus dem Bus springen und Zuflucht in einem Laden suchen, bevor irgendjemand ihm half.
    Bröckelnder Glaube
    Benjamin ist in Nørrebro schon zuvor zweimal von anderen Einwandererjungs angegriffen worden — beim ersten Mal war er zehn Jahre alt, beim zweiten Mal elf. In beiden Fällen waren die Angreifer Einwandererjungs aus dem Viertel. Nun macht er einen weiten Umweg, um gewisse Straßen zu meiden, wenn er mit dem Rad zur Schule oder nach Hause fährt.
    Seine Mutter, Michelle Hviid, lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern am Thoravej in Kopenhagens Nordwesten, wo sie eine Wohnung nahe mehreren Ghettogebieten besitzen. Sie ist zutiefst frustriert wegen der Angriffe auf ihren Sohn. Dies hat ihren Glauben an die Integration bröckeln lassen.
    Im Jahr 2006 wollte sie einen Beitrag zur Integration leisten, indem sie versuchte, 1.500 Dänen und 1.500 Einwanderer zu einem gemeinsamen Mahl zusammenzubringen. Danmarks Radio [das staatliche Fernsehen] brachte fünf Beiträge über “Michelles Mission”, was eine Menge Aufmerksamkeit brachte.
    Es stellte sich als leicht heraus, Dänen zur Teilnahme zu bewegen, aber nur 513 Einwanderer erschienen dazu.
    Im Kindergarten angegriffen
    Michelle Hviids Glaube an bessere Integration zwang sie auch dazu, ihre dreijährige Tochter im örtlichen Kindergarten einzuschreiben. Dieser liegt nahe an einigen Wohngebieten von Nørrebro, die als Ghettogebiete ausgewiesen worden sind. Aber jetzt hat sie ihre Tochter wieder aus diesem Kindergarten herausgenommen.
    “Das Personal war kompetent, aber es schien, als würden sie im reinen Überlebensmodus operieren, mit viel zu vielen Kindern aus benachteiligten, gewalttätigen Familien mit niedrigem Einkommen — sowohl Dänen als auch Einwanderer. Ich glaube nicht, daß meine Tochter in dem Jahr, das sie in dem Kindergarten verbrachte, auch nur ein einziges Lied gelernt oder gesungen hat. Meine Frustration erreichte ihren Höhepunkt, als eine der Mütter eine Kindergärtnerin attackierte. Meine Tochter wurde Zeugin, wie die anderen Kindergärtnerinnen eingriffen, um den Angriff zu stoppen, und sie erlebte die Erwachsenen als sehr gewalttätig. Ich nahm meine Tochter sofort heraus und behielt sie zu Hause, bis man uns einen alternativen Platz anbieten konnte.”
    Nur einen Tag später wurde Michelle ein Platz für ihre Tochter in einem anderen Kindergarten für Kinder aus Nørrebro angeboten. Hier werden die Kinder mit dem Bus abgeholt und in den Dyrehave [einen großen Freizeitpark] nördlich von Kopenhagen gebracht — ein Angebot, für das die Familie sehr dankbar ist.
    Zu verängstigt, um zu hupen
    Michelle selbst ist oft frustriert, wenn sie in dem Viertel unterwegs ist.
    “Wenn ich mit dem Auto fahre, finde ich oft drei oder vier 10 – 12jährige Jungen vor, die mitten auf der Straße stehen und den Autos nicht Platz machen, sodaß ich anhalten und warten muß. Ich traue mich nicht, sie anzuhupen, weil ich befürchte, daß sie mir das Auto kaputtmachen oder herausfinden, wo ich parke, wenn ich nach Hause komme. Normalerweise bin ich eine starke Frau, die sich Gehör verschaffen kann, aber ich hupe sie lieber nicht an.”
    Sie erwähnt mehrere andere Beispiele dafür, wie Einwanderer nicht dänischen Standards entsprechen — wie das Werfen von Müll auf die Straße und lautes Verhalten.
    “Man muß aber aufpassen, was man sagt. Ich will nicht beschuldigt werden, eine Rassistin zu sein. Aber ich lebe in einem Viertel mit einer problematischen Mischung von Bewohnern. Es gibt Ghettos auf viele verschiedene Arten. Wenn ich mich über junge Leute ärgere, die herumrennen und Ärger machen, sage ich mir, daß es nicht daran liegt, daß sie Einwanderer sind. Ich ärgere mich über sie, weil sie Ärger machen. Aber gleichzeitig muß ich sagen, daß 90 % der Leute, die mich frustrieren, weil sie sich nicht anständig benehmen, … daß sie keine Dänen sind. Ich ärgere mich nicht über sie, weil sie keine Dänen sind, sondern weil sie sich nicht wie anständige Leute benehmen.”
    Vorerst beabsichtigt Michelle Hviid zu bleiben, wo sie ist.
    “Ich liebe meine Wohnung und meine Nachbarn im selben Stiegenhaus. Sechs oder sieben Paare, die unsere allerbesten Freunde sind, wohnen in unserem Stiegenhaus, und wir essen oft zusammen. Wir haben unser eigenes erfolgreiches “Kollektiv”, umgeben vom Ghetto. Ich liebe auch wirklich meine 180 m²-Wohnung, die ich selber ausgestaltet habe. Sie hat drei Balkone und eine Dachterrasse. Es ist auch keine gute Zeit für einen Verkauf; wir würden eine Menge Geld verlieren, wenn wir jetzt verkaufen würden,” sagt sie.
    Michelle Hviid fällt es schwer, Wege vorzuschlagen, wie man die Ghettobildung begrenzen könnte. Sie glaubt, daß mehr getan werden sollte, um sich den Mütter der Einwandererfamilien zuzuwenden, damit man zum Rest der Familie durchdringen kann, und die Kinder und jungen Leute zur Einhaltung dänischer Standards für anständiges Benehmen zu ermutigen.
    Besorgt über Integration
    Sie macht sich Sorgen darüber, was mit der Integration geschehen wird:
    “Man kann keine Leute integrieren, die nicht integriert werden wollen. Was ist mit all denen, die diesen riesigen inneren Zorn aufgebaut haben und die sich bereits abgelehnt und ostraziert fühlen? Wie sammeln wir die auf? Ich möchte wirklich so sehr Teil einer guten Integration sein. Ich möchte meine Tür fast jedem öffnen. Das habe ich vor ein paar Jahren mit ‘Michelle’s Mission’ zu tun versucht. Ich muß traurigerweise sagen, daß ich mich jetzt machtlos fühle. Ich weiß nicht, was zu tun ist, oder ob man von mir verlangen kann, daß ich überhaupt etwas tue, jetzt wo ich auf mich selber schaue.”
     Leider zeigt die Geschichte auch wie megaeisenhart und hyperkonservativ Gutmenschen bei der Aufrechterhaltung ihres Glaubenssystems sein können, denn was wirklich abgeht – daß sie (die dämlichen Dänen) nämlich übernommen werden (sollen), wie alle anderen auch in ganz Europa, … das kapiert die Kuh noch immer nicht. Bemerkenswert. Soviel Blödheit wäre eigentlich einen alternativen Nobelpreis wert. Mindestens.

  20. Hallo Manfred,

    Thorsten Hinz hat diesen Gedanken auch mal formuliert. Ich denke das ist ein Kompliment für dich. Hoffe man sieht sich morgen in Berlin
    http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M507e7b60fc2.0.html
    Broders publizistische Wirkung beruht vor allem auf dem Vergleichsverbot
    Aber der eigentliche Skandal, der Broder auf den Plan gerufen hat, ist der angestellte Vergleich. Zwar beteuert Broder unablässig, daß es überhaupt kein Vergleichsverbot gibt, doch seine publizistische Wirkung beruht vor allem auf dessen Existenz. Herrschte in Deutschland allgemeine Redefreiheit, wäre seine Narrenfreiheit nämlich wertlos.

  21. Broders Mut ist ziemlich exakt der Mut jener CDU-Volkskammerabgeordneten, die nach Rücksprache mit der Blockparteispitze und ausführlicher Darlegung ihrer Gewissensbisse von der SED die Erlaubnis bekamen, bei der Freigabe der Abtreibung in der DDR dagegen zu stimmen.

    Persönliches Risiko für Abgeordnete: null.
    Faktische Auswirkung auf die Politik: null.
    Öffentliche Darstellung: es gibt doch mehr Demokratie in der DDR, als man dachte.

    Mit einem Wort: alles paletti …

  22. @Le Penseur: richtig erkannt und gesagt, aber seien wir doch die bösen Spielverderber, die Broders Worte für bare Münze nehmen!
    Zurücknehmen kann HMB nichts, ohne sich unglaubwürdig zu machen.

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