Verzwitterung

Ich habe gerade Wolf Schneiders „Speak German!“ wiedergelesen, seine Abrechnung mit dem Tsunami dümmlicher Angizismen, der unsere Sprache ersäuft.

Anglizismen eignen sich hervorragend dazu, zutreffende, aber peinliche  Sachverhalte hinter Formulierungen zu verstecken, die weniger verräterisch sind als eine passende deutsche Entsprechung, weil sie selbst dann keine Negativassoziationen auslösen, wenn sie verstanden werden.

So wäre es den meisten Herstellern von Kosmetika vermutlich doch unangenehm, ihre „Anti-Ageing“-Produkte als „Schrumpelbremsen“ zu verkaufen, und McDonalds kann sich dazu bekennen, „Fast Food“ feilzubieten – „Schnellfutter“ oder gar „Schnellfraß“ dagegen würde das Gemeinte zur Kenntlichkeit entstellen.

„Gender Mainstreaming“ ist für die Zwecke seiner Propagandisten perfekt, weil neunzig von hundert Bürgern nicht wissen, dass es so etwas überhaupt gibt, und von den restlichen zehn wissen neun nicht, was es bedeutet. Ich selbst habe vorgeschlagen, zur Verdeutlichung den Ausdruck „Geschlechtergleichmacherei“ zu verwenden, aber jetzt ist mir ein Wort eingefallen, das mir kürzer und präziser erscheint und auf den ersten, aber eben nur den ersten Blick weniger polemisch aussieht: „Verzwitterung„.

Was haltet Ihr davon?

20 Gedanken zu „Verzwitterung“

  1. § 1  NWO  -Wir sind die G’tter. Du sollst nicht zweifeln.

    Was ist das?
    Du hast zu gehorchen, nicht zu denken, das zu akzeptieren, was wir entscheiden. Nur wir wissen, was gut für Dich ist.

    Zuwiderhandlungen sind strafbar.

  2. Also … wenn ich ehrlich bin, muß ich gestehen, daß ich mit dem ungefähren Bild, das sich bei mir bei dem Wort ‚Geschlechtergleichmacherei‘ einstellt, irgendwie mehr anfangen kann als mit dem Bild, das sich bei mir bei ‚Verzwitterung‘ (= shemale) einstellt. Dabei kommt mir die Idee, ob man (also ‚Du‘!) nicht vielleicht mal in Form einer kleinen Tabelle darstellen könnte, welches die Ziele und welches die (gesellschaftlichen) Folgen – positiv für die Nutznießer, negativ für die Leidtragenden – dieser Erlösungslehre sind?

    Also etwa: 1 Zeile: G E N D E R   M A I N S T R E A M I N G 2. Zeile/1. Spalte: Ziele  –  2. Zeile/2. Spalte: Ansatzstellen  –  2. Zeile/3. Spalte: Folgen, positive – für Nutznießer  –  2. Zeile/4. Spalte: Folgen, negative – für Leidtragende. Wenn man solch ein kleines Schaubild irgendjemandem vorlegen könnte, wäre das ganze Konzept auch für die mehrheitlich ja völlig Ahnungslosen viel leichter zu durchschauen.

  3. Finde ich nicht schlecht. Androgynisierung wäre dann das passende (i.e. akzeptable) Fremdwort dazu. Mir fällt jedenfalls auch nichts Besseres ein.
    Ich bringe übrigens anstatt „Transgender“ oder ähnlicher Schnullibegriffe in letzter Zeit vermehrt den Hermaphrodit ins Gespräch, sofern es um Menschen mit Geschlechtermischmasch handelt. Das klingt auch gleich viel schlüpfriger.
     

  4. Wobei es schon auf die Kastration rausläuft, wie ich finde. Männer kann man weitgehend demoralisieren, Schachmatt setzen, zum Desertieren bewegen, aber aus einer Frau wird deswegen noch lang keine Führungspersönlichkeit.
    Aber klar, in der Theorie ist eine Art „Geschlechtssozialismus“ angestrebt.

  5. Kastration passt nicht ganz, weil ja nicht nur die Männer eierärmer, sondern auch die Frauen eierreicher sein sollen. Wie wäre es mit „Eiersozialismus“?

  6. K.-H. Göttert schreibt in „Deutsch – Biographie einer Sprache“ aufgrund der historischen Einflüsse von Nachbarvölkern (Römer, Frankophone) müssten wir auch die Anglizismen nicht fürchten.
    Im Gegenteil: Alles laufe auf eine Mehrsprachigkeit in D heraus, in der Deutsch sich neben „den anderen Sprachen“ (irgendwie habe ich den Verdacht, dass gerade nicht Englisch und Französisch gemeint sind!) behaupten würde.
    Göttert geht noch weiter und verabschiedet die Vorstellung von der gemeinsamen Sprache als Grundlage der Nationalität. Natürlich nimmt er stattdessen auch nicht die Abstammung (Deutschland ist als Land entstanden in dem Deutsch gesprochen wurde, die anderen europäischen Länder sind aus Gebieten entstanden, in denen ein bestimmtes Volk lebte), sondern bezeichnet die Bereitschaft sich an die Regeln des betreffenden Landes zu halten als Indikator für die nationale Identität.
    Das braucht man wohl nicht weiter zu kommentieren.
    Mein Vorschlag für GM ist: Zwangsdenaturalisierung, weil Mann wie Frau verboten wird ihren natürlichen Anlagen gemäß zu leben.
     

  7. Verzwitterung finde ich richtig gelungen. 😀
    Zwangsneutralisierung finde ich fast noch besser, weil es den Zwang dabei berücksichtigt.

  8. Verzwitterung….wir wollen mal nicht hoffen daß so etwas auch anatomisch in Reinkultur durchgesetzt wird, obwohl mittlerweile traue ich den “Geschlechtsdeppen” alles zu. Ein anderes Wort wäre “ Geschlechtsnivellierung” 😉

  9. Kairos,
    Ein großer Teil der im Weltnetz zu findenden Rezensenten dieses Buches scheint sich darüber einig zu sein, dass es voll sachlicher Fehler, Halbwahrheiten und auch sprachlicher Fehler ist. Götterts Hauptgebiet ist die Literatur des Mittelalters und er hat sich hier wohl auf ein Gebiet begeben, von dem er nicht viel Ahnung hat.

    Wie das mit der deutschen Sprache in Deutschland weitergeht, darüber kann man nur spekulieren, weil es zu der gegenwärtigen Situation kaum wirkliche Parallelen – weder historische noch gegenwärtige – gibt. Wenn man auf die Türken hier keinen Assimilationsdruck ausübt, werden sie auch ihre Sprache beibehalten. Und für gewöhnlich hat sich in der Vergangenheit die Sprache der politisch und kulturell Führenden durchgesetzt, wenn sie nicht eine zu kleine Schicht bildeten.

    Unbestreitbar ist das Deutsche längst in einem semantischen und syntaktischen Angleichprozess an das Englische begriffen, so wie vorher an das Französische und davor an das Lateinische; die nationalen Besonderheiten im Sprachlichen werden werden genau so nivelliert wie alle anderen Besonderheiten auch.

    Es wundert mich schon seit langem, dass noch keine linke Kampagne gegen die Nationalsprachen läuft – es läge ja voll innerhalb der linken Logik, das Deutsche zu verteufeln; bislang begnügt man sich damit, es genderneutral zu machen. Warum fordern sie nicht auch: „Deutsch von der Karte streichen – Polnisch muss bis Holland reichen“!
    Wahrscheinlich macht ihnen diese Vorstellung doch Angst! 😉

  10. Before Dawn,
     
    ich habe das Buch noch nicht durch, deshalb kann ich über die von Ihnen angesprochenen Mängel nichts sagen (der Verdacht drängt sich aber schon nach den ersten 50-60 Seiten auf).
    Ich wollte das Buch ja auch nicht empfehlen, sondern eine Wahrnehmung von mir mitteilen, die sich zusehends verdichtet: Bücher, die „eigentlich“ bzw. explizit ein völlig anderes Thema haben, lesen sich, wenn das Bewusstsein dafür erst einmal geschärft ist, wie Streitschriften für den hemmungslosen Globalismus.
    Götterts Bemerkungen im Vorwort seiner „Biographie der Sprache“ sind entlarvend. Neben dem von mir schon angeführten lässt er sich auch über seine „Biographie“ Analogie aus, welche das Deutsche wenn nicht als tot, so doch zumindest als alt und schwach dastehen lässt. Das weist er verdächtig heftig von sich.
    Auf meinem Blog hatte ich meine Probleme bei der Dawkins Lektüre dokumentiert: Dawkins lässt quasi im Vorbeigehen eine liberale, feministische und homophile Einstellung als Resultat seiner Überlegungen zur Nichtexistenz des Übernatürlichen erscheinen.
    Auch Schmidt- Salomon wirbt in seiner Schrift „jenseits von Gut und Böse“, die eigentlich eine ethische Betrachtung mit viel neophilosophischem Brimborium (Wiederlegung der Willensfreiheit auf Grundlage der Neurowissenschaften etc.) sein soll, für das „Weltbürgertum“ und macht ganz allgemein die Neigung zur Unterscheidung der Menschen in Gruppen und die Zuschreibung des Prädikates „böse“ für die anderen für die Konflikte auf der Welt verantwortlich.
    Diese Argumentationsmuster unterscheiden sich ja alle nicht von der Art linker Ideologie, welche wir mit dem Begriff „NWO“ assoziieren.
    Manfred hat ja deutlich darauf hingewiesen, dass diese Ideologie nicht bewusst forciert werden muss, sondern als selbstverständlicher „Common Sense“ wahrgenommen und nicht hinterfragt wird. Wenn mehrere Autoren, die zu völlig verschiedenen Themen schreiben dies belegen, finde ich das bemerkenswert.
    Man müsste natürlich weit größere Teile der Gegenwartsliteratur durchforsten als mir das derzeit möglich ist, um diese Erkenntnis zu systematisieren.
    Ich halte das Deutsche auch für eine gefährdete Spezies und ich weiß, wovon ich rede. Wer sagte nochmal, wenn Sie wissen wollen, was Leute wie Sie in Zukunft tun werden, dann sehen Sie sich an was Jugendliche heute tun?
    Die Unfähigkeit (nicht Unlust!) Präpositionen, Pronomen, Artikel richtig oder überhaupt anzuwenden führt in gewissen Kreisen dazu, dass ein anständiges Hochdeutsch nicht einmal mehr verstanden wird. Den Fehler sucht man allerdings nicht bei sich, sondern bei dem Arsch der so kompliziert redet.
    Dabei ist die Unfähigkeit von gewissen Ausländern, Deutsch zu sprechen (oft sprechen sie gar die eigene Sprache genauso schlecht!) nur ein Teilbereich des Problems, ich bin mir nicht einmal sicher, ob man sie als ursächlich bezeichnen kann. Auch die deutschen Muttersprachler verwahrlosen sprachlich (nicht nur sprachlich…) zusehends.
    Wer das verharmlost betreibt Desinformation.

  11. Verzwitterung ?
    Mir gefällt „Titten-Sozialismus“ weitaus besser. 🙂
    Titten-Sozialismus wurde von einem früheren NRW-Minister (SPD!!)  erfunden.

  12. Letztendlich ist es doch eine Verweiblichung, keine Verzwitterung. Männer und Jungen werden verweiblicht, ohne dass die Frauen dadurch auch nur eine einzige positive männliche Eigenschaft gewinnen würden. Eine negative aber auch nicht.

  13. ohne dass die Frauen dadurch auch nur eine einzige positive männliche Eigenschaft gewinnen würden

    Ich weiß nicht: wenn ich mir Angela Merkel so anschaue…

    Liegt der Akzent auf „positiv“, dann hast Du recht, aber die verweiblichten Jungs übernehmen ja auch keine positive weibliche Eigenschaft. Die Abschwächung der eigenen Geschlechtsidentität führt ganz generell ja nicht dazu, dass man irgendwelche positiven Eigenschaften des anderen Geschlechts übernimmt, sondern dass man die des eigenen verliert.

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