Guttenberg und die globalistischen Seilschaften

Judith hat in dem lesenswerten Artikel „Guttenberg, Afghanistan und ‚die Gesellschaft'“, in dem sie die Rhetorik des Verteidigungsministers aufspießt, ganz nebenbei noch einmal auf einen Zweiteiler in zeitgeist-online hingewiesen, der dort schon vor einem Jahr erschienen, aber nach wie vor aktuell ist. Am Beispiel Guttenberg wird dort, empirisch reich unterfüttert, herausgearbeitet, wie die Selbstrekrutierung der globalen Eliten funktioniert. Einige Kostproben:

Das Young Leaders Programm des American Council on Germany beschreibt seine Aufgabe wie folgt:
(…)„Das ACG greift [also] nach der nächsten Generation von Entscheidungs-Machern und Meinungs-Führern, indem er Konferenzen organisiert, um sie mit transatlantischen [ein Schlüsselwort für US-amerikanisch] Schlüsselthemen bekannt zu machen und sie in die Lage zu versetzen, ein Netzwerk von Kontakten über den Atlantik hinüber zu errichten. Die Amerikanisch-Deutschen-Junge-Führer-Konferenzen bringen ungefähr 50 Deutsche und Amerikaner zusammen und finden jährlich statt. Die erste Junge-Führer-Lern-Gruppe über die Zukunft Europas versammelte 37 junge Führer aus Westeuropa, Polen, Russland und den Vereinigten Staaten über 2 Jahre hinweg viermal.“

Das ungenierte, sorgfältige Heranzüchten von deutschen „Führern“ und „Meinungsmachern“ im Sinne US-amerikanischer neoliberaler und neokonservativer Interessen wäre an sich völlig unproblematisch, wenn es denn von den Medien transparent gemacht und in der Öffentlichkeit diskutiert würde. Dieser Vorgang wird jedoch entscheidend erschwert dadurch, dass zukünftige Medien-„Führer“ und Journalisten ja ebenfalls die Trainingsprogramme durchlaufen, und finanzkräftige Kooperationspartner wie die Bucerius-Stiftung (ZEIT-Herausgeber) sorgen dafür, dass das in Deutschland auch so bleibt.

Guttenberg kommt also neben seiner Herkunft aus altem, deutschen Adel noch aus einem anderen „Zuchtstall“, der ihn viel nachhaltiger geprägt hat, so steht zu fürchten. Wie zu lesen war, entspringt er einem sorgfältigen jahrelangen US-amerikanischen politischen Zöglingsprogramm für deutsche (und europäische) Eliten („Young Leaders“) und ist mittlerweile erfolgreich in einer „Leading Position“ implemetiert worden. Für Deutschland heißt es nach Merkel nun ein weiteres Mal: „Mission accomplished“.

Und dies ist ein anderer Aspekt der transatlantischen Elitenförderung: Während sich in Deutschland an den staatlichen Universitäten Studienanfänger oft in überbelegten Räumen zusammenquetschen müssen, wenn sie einen Studienplatz bekommen haben, so überlassen die Transatlantiker die verantwortungsvolle Aufgabe, bei geeigneten Nachwuchskräften das neoliberale Paradigma nachhaltig zu implementieren, längst nicht mehr allein dem Staat. An ultramodern eingerichteten Privatunis sorgen sie sich um die zukünftige supranationale englischsprachige Elite.

(…)

Dieser Eliten versichert man sich schon allein dadurch, dass sie ihre Privilegien nur innerhalb und durch dieses System besitzen

Es geht um ein Netzwerk, bei dem auch in Ländern mit „emerging markets“ entlang der gesamten „Lieferketten“ westliche neoliberale Praktiken des Business promotet werden. Die internationalen Konzerne können dadurch auf einen flexiblen Pool von englischsprachigen Führungskräften zurückgreifen, die alle über den gleichen Kamm geschoren wurden und sich im Idealfall keinem speziellen Wirtschaftsstandort mehr verbunden fühlen und gleichermaßen einem abgehobenen Elitedenken anhängen. Diese „Wirtschaftsexperten“ kann man dann bei Bedarf von oben in die „emerging markets“ einsetzen. Dieser Eliten versichert man sich schon allein dadurch, dass sie ihre Privilegien nur innerhalb und durch dieses System besitzen. Dies ist einerseits ein Machtvorteil für Konzerne und Finanzwelt, anderseits macht es das System aber auch anfällig, da es zu Korrekturen kaum mehr fähig ist.

Zum Artikel:
Teil I: Der Zögling
Teil II: Guttenberg, der „Junge Führer“ – die Atlantik Brücke und ihr Young-Leaders-Programm

Passend zum Thema auch mein Artikel: Der Neue Adel

17 Gedanken zu „Guttenberg und die globalistischen Seilschaften“

  1. Ja, ich hatte auch beide Artikel,den von Judith und den aus der „Die Zeit“ gelesen.

    Obwohl ich ganz sicherlich in keinem vergleichbaren Netzwerk großgeworden bin, so gibt es aber im universitären Bereich vergleichbare Verbindungen, die einen nach oben spülen können.

    So war meine Prägung über viele Jahre hinweg auch eine transatlantische, der EU und dem Völkerrechts-Asbolutismus gegenüber skeptische. Bei den Letzteren ist es geblieben.

    Ich habe mich aber – so wie Zeit war – vermehrt der deutschen Geschichte und meiner Familiengeschichte gewidmet. Das ist letztendlich durchgeschlagen. Meine eigene Prägung ist erkennbar von meiner Familiengeschichte dominiert und meiner rein Emotionalen Bindung zu meiner Nation und meinem Vaterland. Von einem eher dem „neoconservatism“ Zugeneigten bin ich zu einem „postpalaeoconservative“ geworden, um im anglizistischen Sprachgebrauch zu bleiben. (warum sollte einem Guttenberg dies nicht auch möglich sein?)
    – Die Diskussionen im Rahmen der Rechten werden in den USA allerdings auf einem deutlich höheren Niveau geführt, als wir uns dies in Deutschland auch nur vorstellen können; und vor allem viel freier. Auch wenn sie dort nicht über die Finanzmittel und Medien der „Neocons“ und „Links-“ und „neo-liberals“ verfügen, so sind sie doch besser organisiert und können wohl auch davon leben, bspw. als Professoren oder Redakteure.

    Nach meiner Beobachtung stelle ich eine gewisse sich entwickelnde Zuneigung zum Naturalismus (nach meiner Auffassung sind Konrad Lorenz et al. die wichtigsten Konservativen), zu Deutschland und zu recht eine Abkehr vom unreflektierten Antifaschismus fest.

    Um die Gelegenheit zu nutzen:
    Zu letzterem, der unreflektierten Bekämpfung des Faschismus aus den Reihen der sich selbst so nennenden Konservativen, wage ich mich mal mit einer provokanten Behauptung hervor: Der Faschismus ist der in seiner Zeit zutreffende Versuch, die Erfahrungen aus dem 1. Weltkrieg und der sozialistischen Bewegung mit dem Nationalgedanken und dem Bellizismus zu etwas Erfolgversprechendem versöhnen. Solche Versuche vergleichbarer Art hat es zu Allen Zeiten und an allen Orten schon gegeben. Von den Ägyptern, über die Chinesen, über die Alt-Griechen, die Perser, die Makedonier und Hellenen, mehrfach die Römer, die Karthager, die Indianerreiche Südamerikas, über die Japaner mehrfach, die Brandenburger und später nochmals die Preußen, genauso wie die Bayern und Österreich. Zum Schluß halt Stalin mit dem Kriegs-Kommunismus, ebenso Hitler und so weiter und so fort.

    Cäsar war DAS Vorbild für alle Sozial-Bellizisten. Die Napoleon-Verehrer, deren es hierzulande recht viele gibt, sind nichts anderes als Palaeo-Faschisten, nur daß sie sich für aufgeklärte, frankophile Demokraten halten. Ich kenne viele Sozaildemokraten und noch mehr Grüne, deren Faszination für (vergangenes) Militär, Macht und Gewalt, auch für den NS, unübertreffbar ist – nur gestehen sie sich dies mangels Selbstrefektion das nicht ein.

    Letztlich ist der Hintergrund, daß der Krieg Vater aller Dinge ist und die (auf der Höhe der Zeit) organsierte Männlichkeit das Mittel dazu. Deswegen geht – auch für viele Linke – von Ernst Jünger und vom Hagakure eine solche Strahlkraft aus. Natürlich ist dies (meta-) faschistisch, was denn sonst? Ebenso haben die Linken recht, wenn sie den urpreußischen Militarismus als faschistoid bezeichnen. Faschismus und Urpreußentum und nochmal das Spätpreußentum hatten mit dem Faschismus den wesentlichen Kern gemein: Die Fokussierung auf den Krieg und den Willen, ALLES den Selbstbehautungsnotwendigkeit unterzuordnen.

    Und hier der Schluß: Jeder Konservativismus muß zum Wesensgehalt die Anerkennung der Wesentlichkeit des Krieges und der Männlichkeit, der virtu, haben. Alles andere wäre die Verweigerung der Natur des Menschen, besonders des Männlichen. Unsere westliche Welt, zumindest in Europa WIRD verschwinden, wenn sie das nicht erkennt. Ein Konservativismus, der sich gänzlich afaschistisch oder sogar antifaschistisch gibt, ist erstens zahnlos und zweitens nutzlos drittens realistätsfremd und damit eben auch bloß ein Scheinkonservativismus – oder eine weitere Nuance des Linken.
    Das Linke ergibt sich letztlich aus dem zeitgleichen Auftreten von Wohlstand, Frieden und der zunehmenden Dominanz des Weiblichen. Die Hormonwirkung der „Pille“ dürfte nicht ganz unwesentlich für diese wohl zum ersten mal in diesem Extrem auftretende Dominanz des Linken in der Gesellschaft haben. Aber auch der Hagakure und die Römer wußten davon schon zu berichten. Die Japaner lebten auf einer Insel, die Römer nicht. Das jeweilige Ende ist bekannt. Aber gerade die USA und auch Japan dürften Beispiele dafür sein, daß diese Entwicklung keine Einbahnstraße sein muß.
    Und hier schließt sich der Kreis – zumindest fast.

  2. Wenn ich das richtig sehe, werden die heutigen Eliten mit einer Art Adel verglichen. Es existiert ein System,w as immer wieder global einsetzbare, bestens konditionierte Führungskräfte hervorbringt, die den politischen Willen des Volkes ignorieren und ihrer eigenen Agenda folgen.

    Wenn es denn so ist, dann wäre es dennoch nur das gleiche, was es schon 1000 Jahre lang gibt, halt damals in Form des ursprünglichen Adels. Dahinter hat aber niemand eine übergeordnete „verschworene“ macht vermutet, wie dies heute bei unserer Eliten-Rekrutierung durchaus der Fall ist.

    Will sagen: der verschwörungstheoretische Anteil, die Suche nach einer übergreifenden Agenda, die alles steuert, finde ich problematisch.

    Oder anders: wenn überhaupt, dann heißt dieses übergeordnete, geschichtssteuernde Wesen für mich „Gott“.

  3. @ Flash:

    Der Vergleich der heutigen Eliten mit dem Adel ist aber nicht von ungefähr. Graf Coudenhove-Kalergi, der wesentliche Ideengeber der EU, schrieb 1925 davon, der „alte Adel des Blutes“ müsse durch „eine Adelsrasse des Geistes“ (womit er die Juden meinte, die durch dauernde Diskriminierung diesen Status erreicht hätten) ersetzt werden, um die Menschheit zwangsweise zu beglücken.

    Der Sozialismus, der mit der Abschaffung des Adels, mit der Nivellierung der Menschheit begann, wird in der Züchtung des Adels, in der Differenzierung der Menschheit gipfeln. Hier, in der sozialen Eugenik, liegt seine höchste historische Mission, die er heute noch nicht erkennt: aus ungerechter Ungleichheit über Gleichheit zu gerechter Ungleichheit zu führen, über die Trümmer aller Pseudo-Aristokratie zu echtem, neuem Adel.“

    (R.N. Graf v. Coudenhove-Kalergi, Praktischer Idealismus, S. 56/57)

    Ekelhaft ist schon allein, wie er in diesem Machwerk davon spricht, der Bolschewismus vollbringe in Russland ein nobles Werk, indem er die Plutokratie bekämpfe (die 30 Millionen bestialisch Ermordeten waren sicher sämtlich Plutokraten):

    „Der Einfluß des Blutadels sinkt, der Einfluß des Geistesadels wächst. Diese Entwicklung. und damit das Chaos moderner Politik, wird erst dann ein Ende finden, bis eine geistige Aristokratie die Machtmittel der Gesellschaft: Pulver, Gold, Druckerschwärze an sich reißt und zum Segen der Allgemeinheit verwendet.

    Eine entscheidende Etappe zu diesem Ziel bildet der russische Bolschewismus, wo eine kleine Schar kommunistischer Geistesaristokraten das Land regiert und bewußt mit dem plutokratischen Demokratismus bricht, der heute die übrige Welt beherrscht.

    Der Kampf zwischen Kapitalismus und Kommunismus um das Erbe des besiegten Blutadels ist ein Bruderkrieg des siegreichen Hirnadels, ein Kampf zwischen individualistischem und sozialistischem, egoistischem und altruistischem, heidnischem und christlichem Geist. Der Generalstab beider Parteien rekrutiert sich aus der geistigen Führerrasse Europas: dem Judentum. Kapitalismus und Kommunismus sind beide rationalistisch, beide mechanistisch, beide abstrakt, beide urban. Der Schwertadel hat endgültig ausgespielt. Die Wirkung des Geistes, die Macht des Geistes, der Glaube an den Geist, die Hoffnung auf den Geist wächst: und mit ihnen ein neuer Adel.“

    (ebd., S. 32/33)

    Eine scheußliche, aber lohnende Lektüre. In keiner europäischen Bibliothek, geschweige denn im Buchhandel, werden Sie das Buch heute finden, denn die Mächtigen sind nicht daran interessiert, dass das profane Publikum Details aus dem Großen Weltplan erfährt wie das, dass Kommunismus und liberaler Kapitalismus „Brüder“ seien. Vor dem Hintergrund dieses Buches macht die ganze totalitäre Entwicklung der EU Sinn: Sie soll eine Synthese aus Kapitalismus und Kommunismus schaffen, mit einer Schicht gewisser neuer, diesesmal aber im Gegensatz zu vorher „echter“ Adliger an der Spitze.

  4. @ Flash

    der verschwörungstheoretische Anteil, die Suche nach einer übergreifenden Agenda, die alles steuert, finde ich problematisch.

    Wieso? Die Agenda wird doch laut hinausposaunt; Verschwörungstheorien erübrigen sich. Man muss nur die ganze Politlyrik auf ihren sachlichen Kern zurückführen, dann tritt eine totalitäre Weltbeglückungsideologie reinsten Wassers zutage.

  5. Das ungenierte, sorgfältige Heranzüchten von deutschen „Führern“ und „Meinungsmachern“ im Sinne US-amerikanischer neoliberaler und neokonservativer Interessen wäre an sich völlig unproblematisch, wenn es denn von den Medien transparent gemacht und in der Öffentlichkeit diskutiert würde. Dieser Vorgang wird jedoch entscheidend erschwert dadurch, dass zukünftige Medien-„Führer“ und Journalisten ja ebenfalls die Trainingsprogramme durchlaufen, und finanzkräftige Kooperationspartner wie die Bucerius-Stiftung (ZEIT-Herausgeber) sorgen dafür, dass das in Deutschland auch so bleibt.

    Das ist ein sehr richtiger Punkt.

    Was den deutschen Adel angeht, ich glaube nicht so recht, daß er globalistischer ist als der Rest der Bevölkerung. Es existiert im Adel definitiv ein weit überdurchschnittliches Maß an Geschichtsbewußtsein, ich glaube, Coudenhove führt das in seinem Werk auch aus. Ich wage mal zu behaupten, daß der „durchschnittlige Adlige“ in Deutschland patriotischer ist als der Rest der Bevölkerung. Beispielsweise Fürst Fürst Ferdinand von Bismark, der für eine Zeitung Werbekampagnen macht, die in bestimmten linken Kreisen ganz klar als „faschistisch“ angesehen wird.

    Wieso? Die Agenda wird doch laut hinausposaunt; Verschwörungstheorien erübrigen sich. Man muss nur die ganze Politlyrik auf ihren sachlichen Kern zurückführen, dann tritt eine totalitäre Weltbeglückungsideologie reinsten Wassers zutage.

    Ich halte deren Agenda nicht für totalitär. Sie wird erst mit anderen Elementen linken Zeitgeists totalitär. Ich sehe in dem Young-Leaders-Programm ebenso ein Netzwerk, das es weit überdurchschnittlich versteht, ihren Mitgliedern Privilegien und ein angenehmes Leben zu verschaffen. Ähnlich wie der Club of Rome, dürfte auch das „Young-Leaders“-Netzwerk in seinen Verlautbarungen dem linken NGO-Zeitgeist unterwürfigst frönen.

  6. Jedenfalls ist es plausibler, daß Sozialismus in irgendeiner Art Totalitarisums endet, als daß er in dezentralem Kommunismus endet und das wesentlich deshalb, weil sozialistische Gleichheit nichts anderes sein kann als ein Vorwand, Willkürherrschaft zu legitimieren.

    Eine Demokratie wandelt sich gerade dadurch zu einer Tyrannei, daß im Namen des Volkes das Recht gebrochen wird. Anders kann Recht im großen Stil auch nicht gebrochen werden. Und wer erstmal dieses Mittel vor sich liegen hat, und das haben Sozialisten per Definition, der nimmt es auch in die Hand.

    Demokratien können funktionieren, das zeigt sowohl das Beispiel Athens als auch der Schweiz, Sozialismus nicht (langfristig).

    Der Weg zum Kommunismus sieht gänzlich anders aus. Der besteht darin, funktionstüchtige Kommunen zu gründen.

  7. In keiner europäischen Bibliothek, geschweige denn im Buchhandel, werden Sie das Buch heute finden, denn die Mächtigen sind nicht daran interessiert, dass das profane Publikum Details aus dem Großen Weltplan erfährt wie das, dass Kommunismus und liberaler Kapitalismus “Brüder” seien.

    Naja, es gibt schon genug Universitätsbibliotheken, in denen man ohne Probleme an das Werk kommt (22+). Davon mal abgesehen, wie viele Mitglieder des „profanen Publikums“ würden denn ernsthaft in der Buchhandlung nach einem 1925 erschienenen Werk mit dem wenig hervorstechenden Titel „Praktischer Idealismus“ greifen?

  8. Was mir dabei auffällt:

    Du sprichst in Deinem Buch von der „impliziten Logik“, die dem Denken und Handeln der Menschen vorbewusst innewohnt.
    Ich glaube, dass die One-World-Ideologie genau auf diese Weise verbreitet wurde und wird. Die Selbsverständlichkeiten innerhalb der heranwachsenden potentiellen Führungskräfte werden subtil in eine bestimmte Richtung gelenkt, indem man sie schult und „sensibilisiert“. In der Freimaurerei sicher anders als bei wirtschaftsliberalen und/oder transatalantischen Netzwerken. Die Richtung zu Global Governance bzw. Weltstaat bei weitgehender Privatisierung der Macht ist überall vorhanden. Auch der Kulturrelativismus und die Negierung absoluter Religionswahrheiten (überkommener Religionen) scheinen mir aus dieser Ecke zu stammen. Das was man globale Elite nennen könnte, lebt bereits in diesen neuen Selbstverständlichkeiten, heiratet untereinander und rekrutiert Neue in diese Selbstverständlichkeiten hinein.

  9. @ Druide:

    Genau. Deswegen kommen diese Leute auch nicht auf die Idee, dass sie einer Ideologie folgen; sie halten sie für selbstverständlich.

  10. Die historische laizistische Transformation der Türkei durch den Kemalismus wird ja auch gelegentlich in Verbindung mit starken freimaurerisch-illuministischen Einflüssen in Kleinasien in Zusammenhang gebracht. Es fragt sich, ob die globalistischen Eliten der Auffassung sind, dass sie den Islam in Europa auf ähnliche Weise unterminieren können, wie es mit dem Christentum größtenteils bereits geschehen ist. Die folkloristische Tradition darf erhalten bleiben, aber der Inhalt muss relativiert, jedenfalls ins Private gedrängt werden.
    So gesehen könnte die (vorläufige Teil-)Islamisierung Europas als Experiment zur Auflösung der subalternen nationalen Identitäten gebraucht werden. Vielleicht angedacht als dialektischer Prozess der die Einigung Europas sowieso unumkehrbar macht: Wird Europa islamisch-orientalisch dominiert, ist es ein einheitlicher Großraum, dessen Identität die Umma dominiert. Sollte der Islam wieder vertrieben werden, wird dieser Kampf Europa auch notwendig zu einer Einheit zusammenschweißen. Und Europa ist bereitet als Großraum Teil des Weltstaates zu werden. Es müssen doch politisch rationale Erklärungen hinter diesen Geschehnissen stecken.

    Jedenfalls ist dieses ganze Thema insbesondere aufgrund der islamischen Eigengesetzlichkeit dermaßen beunruhigend, dass ich sonntagabends über den persönlichen Widerstand nachdenke, um eine künftige – wohl unausweichliche – Knochenmühle zu unseren Gunsten (eine meiner Selbstverständlichkeiten) zu beeinflussen.

    Werde dein Buch übrigens für die Blaue Narzisse rezensieren und wünsche Dir hiermit für Dein Buch nicht unerhebliche Resonanz. Es ist wirklich ein Meilenstein der Aufklärung und verdient weiteste Verbeitung im deutschsprachigen Raum.

  11. Es fragt sich, ob die globalistischen Eliten der Auffassung sind, dass sie den Islam in Europa auf ähnliche Weise unterminieren können, wie es mit dem Christentum größtenteils bereits geschehen ist. Die folkloristische Tradition darf erhalten bleiben, aber der Inhalt muss relativiert, jedenfalls ins Private gedrängt werden.

    Das vermute ich. Sie werden versuchen, den Islam in ein synkretistisches – in Wahrheit a-religiöses – Paradigma zu integrieren („Weltethos“). Gelingt ihnen das nicht, können sie den Islam immer noch als kostenloses Ordnungssystem benutzen.

  12. Sollte der Islam wieder vertrieben werden, wird dieser Kampf Europa auch notwendig zu einer Einheit zusammenschweißen. Und Europa ist bereitet als Großraum Teil des Weltstaates zu werden.

    Das geschieht nicht erst, wenn der Islam vertrieben wird, das geschieht bereits in dem Moment, in welchem der Islam als etwas Fremdes wahrgenommen wird.

    Allerdings eignet sich der Islam nicht sonderlich gut für dieses Standardmanöver (alle zusammen gegen den gemeinsamen Feind), und zwar weil er erstens dezentral ist, zweitens archaisch und drittens semitisch im Geiste.

    Die Dezentralität kompliziert die Abgrenzung aus demokratisch freiheitlichem Geiste, s. ‚Dune‘ von Frank Herbert.

    Die Archaizität erschwert es, den Islam als fremd zu bezeichnen, weil unsere archaischen Wurzeln doch dieselben sind, z.B. das Patriarchat betreffend.

    Und der semitische Geist versteht sich auf sich selbst.

    Während in Europa das Argument der Fortschrittlichkeit und der überlegenen Organisationsform durchaus zieht, ist das in den Staaten nicht der Fall, weil die Elite dort im semitischen Geist ein Vorbild sieht, ganz deutlich bei Frank Herbert zu erkennen, aber ja auch bei der Bush Dynastie, z.B.

    Wenn diese Entwicklung wirklich kühl geplant ist, so ist ihr Ziel die Beseitigung des europäischen Selbstverständnisses.

  13. Zu Manfreds Satz “Deswegen kommen diese Leute auch nicht auf die Idee, dass sie einer Ideologie folgen; sie halten sie für selbstverständlich.“ paßt dieser Kommentar, den ich bei Dennis Mangan gefunden habe; besonders der zweite Absatz (Übersetzung von mir):

    Matra:
    Das ist wie das alte Argument über irgendeinen angeblichen WASP-Liberalismus, der zum Zustand des heutigen Amerika geführt haben soll. Sowohl WASPs als auch das Christentum hatten immer liberale Spinner gehabt, aber ein Jahrhundert ums andere wurden sie und ihre Ideen von der Mehrheit in Schach gehalten und von einer herrschenden Klasse, die mehr auf diese Mehrheit gehört hat. Ist es ein Zufall, daß ‚WASP-Liberalismus‘ und christlicher Universalismus, die nie zuvor problematisch gewesen waren, genau zur selben Zeit in der Geschichte zu Waffen gegen die Mehrheit wurden? Ich sehe wenig, das darauf hindeutet, daß frühere Herrscher und ihre Meinungsmacher technologische Fortschritte im Kommunikationswesen – Filme, Fernsehen, Radio – in dieser Weise benutzt hätten. (das frühe WASP-Hollywood feierte das maskuline Christentum und sogar den Ku-Klux-Klan). Wenn die Hauptinstitutionen einer Gesellschaft (einschließlich der Kirchen) so radikal verändern, dann bedeutet das, das sich entweder die Interessen der Herrschenden geändert haben oder daß sie selber von neuen Herrschern verdrängt worden sind.

    Revolution innerhalb der Form:

    Revolution innerhalb der Form ist eine subversive Taktik, die heimlich die Form alter Dinge oder Worte durch neue und/oder progressive Bedeutungen zu ersetzen sucht, um einen gegensätzlichen Stand der Dinge herbeizuführen, der normalerweise von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden würde. Im Grunde bleiben die Namen der alten Dinge erhalten, aber ihre Bedeutungen sind verändert worden. Dies kann auf Gesetze, Regierungsformen, traditionelle Philosophie, Kunst und Sprache angewendet werden. So wie Tarnmuster auf der Kleidung deren Träger verschleiert und in militärischen Situationen nützlich ist, so ist diese Methode recht erfolgreich, denn wenn eine andere Bedeutung unter etwas Altem verborgen ist, ist sie für viele nicht wahrnehmbar, und das Neue wird leicht angenommen. Es ist nur eine der vielen Vorgangsweisen revolutionärer Strategie. Die Gesellschaft wird umgewandelt, ohne sich bewußt zu sein, was vorgeht.

    Die Kirchen sind nicht immun gegenüber solchen Umwandlungen.

    Soweit Matras Kommentar; hier der Link zum Originalstrang:Transnational Christianity

    Der von Matra verlinkte Metapedia-Artikel “Revolition within the form“ samt der dort zu findenden weiterführenden Links sind auch recht lesenswert.

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