Antisemitismus? Nein, schlimmer!

Bloggerkollege Liza zerpflückt den Gaza-Beschluss des Deutschen Bundestages und siegt intellektuell mit gefühlt zwölf zu null über die, die in Berlin das Volk treten, pardon: vertreten. Seine Analyse gipfelt in der zutreffenden Diagnose:

Judenmörder mögen in Würde leben, Juden hingegen nicht einmal leben – das ist es, was der Bundestagsbeschluss in letzter Konsequenz bedeutet.

Wie von einem antideutschen Blogger nicht anders zu erwarten, zieht er den Schluss:

Keiner der Abgeordneten versteht sich als Antisemit, doch der Beschluss ist ein Dokument des Konsens und Gemeinsinn stiftenden neuen Antisemitismus – einstimmig beschlossen im Deutschen Bundestag. Wenn es um Israel geht, kennt man hierzulande keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche.

Was uns daran erinnert, dass ein naheliegender Schluss nicht selten ein Kurzschluss ist.

Es stimmt schon, das mit Beschlüssen dieser Art der Antisemitismus gezüchtet wird; ich glaube nur nicht, dass er selber ein Produkt antisemitischer Ideologie ist. Die Wahrheit ist schlimmer: Würde man nur von den Juden Selbstmord verlangen, so wäre zwar auch dies höchst schäbig, würde aber immerhin implizieren, dass alle anderen westlichen Völker fortexistieren dürfen. Die Ideologie, der diese Abgeordneten folgen, fordert aber von allen abendländischen bzw. westlichen Völkern und von allen demokratischen oder auch nur zivilisierten Staaten, Selbstmord zu begehen.

Antisemitismus ist, wenn Juden diskriminiert werden. Ein Staat, der seinen eigenen Soldaten für erfolgreiche Einsätze mit dem Staatsanwalt droht, und der seine eigenen Grenzen für massenhaften Immigrations-Dschihad öffnet; ein Staat, der an der Abwicklung des eigenen Staatsvolkes und der Vernichtung der eigenen Souveränität arbeitet, diskriminiert Juden keineswegs, wenn er von Israel fordert, dasselbe zu tun.

[Siehe auch: „Vom Weltbild der Israelhasser“]

6 Gedanken zu „Antisemitismus? Nein, schlimmer!“

  1. Die Ideologie, der diese Abgeordneten folgen, fordert aber von allen abendländischen bzw. westlichen Völkern und von allen demokratischen oder auch nur zivilisierten Staaten, Selbstmord zu begehen.

    Das dürfte der Standpunkt eines Wilders oder von Fjordman sein. Sie sehen Israel dabei mit Abstand, nicht zuletzt aufgrund des in der Welt zumindest wieder gefühlt zunehmenden Antisemitismus, am meisten bedroht.
    Ich vermute aber mal, daß Antideutsche, aber keineswegs bloß die, diesen Standpunkt schon für „faschistisch“ halten.

    Natürlich dürfte bei dem Beschluß Antisemitismus bei vielen Abgeordneten eine tragende Rolle gespielt haben – aber keineswegs ausschließlich. Das zuzugeben, hieße für einen Antideutschen sich einzugestehen, daß sein Gedankengebäude auf wackligen Füßen steht.

  2. Wollte mir in der nächsten Zeit irgendwann mal Sartre vornehmen. Ich halte den für einen Vordenker für das im Blogeintrag skizzierte Phänomen.

  3. Ich denke der Zionismus (Theodor Herzl) war ein Kind der europäischen Nationalbewegungen des vor-vorherigren Jahrhunderts. So ist ja auch der Staat Israel, trotz seiner Besonderheiten, ein eindeutig westlich geprägter Staat.

    Insofern ist die Denkweise der sog. Antideutschen völlig schizophren, denn wer die europäischen Nationalstaaten einschl. Deutschlands bekämpft, zerstört gleichzeitig die politische Existenzgrundlage des Staates Israel.

    Was mich an dem Gaza-Beschluß im Bundestag am meisten erschüttert, er ist ohne Gegenstimme und Enthaltung, also „Einstimmig“ durchgewunken worden. Das zeigt doch wie weit unsere Demokratie schon verfault ist, wie gleichgeschaltet die Parteien sind. Es kommen harte Zeiten auf Andersdenkende zu. Nicht jeder der dann ein einem Baum hängt, hat sich die Schlinge selbst um den Hals gelegt.

  4. Leider hat die antideutsche Ideologie einige wirklich kluge Köpfe (wie Liza) vereinnahmt, sehr schade.

  5. Lizas Aufzählung von einstimmigen Beschlusslagen läßt eine vermissen: Diätenerhöhung. Auch bei dieser Gelegenheit wird (zumindest i.d.R.) einstimmig der „Alternativlosigkeit“ der Situation Rechnung getragen. Das könnte die Frage aufwerfen, ob es sich nicht um ähnliche Motive handelt, die Einstimmigkeit bewirken. Oder ob es sich tatsächlich das eine Mal um Antisemitismus handelt und das andere Mal um Raffgier. (Wobei „Antisemitismus“ schon einen gewissen euphemistische Hauch hat – „Judenhass“ wäre zutreffender.) Ich stelle deshalb die Vermutung in den Raum, dass es sich beim Gaza-Beschluss vielleicht nicht so sehr um bewußten Judenhass gehandelt hat, sondern eher um die Bestätigung des „Rudelgeruchs“ um der Posten und Karrieren willen. Was den „Rudelgeruch“ jetzt ausmacht, ist eine weitere Frage, die vielleicht durch „Links-Sein“ nicht erschöpfend beschrieben wird. Opportunismus gehört sicherlich auch dazu. Und „Israelkritik“! Als Freund selbstverständlich. Israel ist da ein wohlfeiles Objekt. (Und hier kommen dann doch wieder die judenfeindlichen Ressantiments ins Spiel: wenn man die Juden anrüchig machen kann, erscheint der eigene Gestank weniger bestialisch.) Jedenfalls habe ich meine Zweifel, ob die Parteikader im Bundestag Überlegungen zum Überleben oder Untergang westlicher Kulturen oder zum Judenhass anstellen. Ich fürchte, die Wahrheit ist viel banaler.

  6. Nachtrag:
    Vielleicht läuft die Entscheidungsfindung für den normalen „Volksvertreter“ so ab: Hat die Entscheidung Auswirkungen auf mein Geld, Karriere, Pension usw.? Nein. Hat sie Auswirkungen auf meine Klientel, Sponsoren, Lobbyisten? Auch nein. Betrifft sie sonstige Freunde, sympatische Menschen? Wieder nein. Nur Juden. Also warum nicht zustimmen. Fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl im Bundestag. Wofür zum Außenseiter werden.
    Bei den Internationalsozialisten kommt die Entscheidung natürlich vom braun-rot-grünen Herzen – gleich nach den Diäten.

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