WM!

Entspannen wir uns. Sprechen wir über ein Thema, bei dem es nicht so wichtig ist, ob man Recht hat oder nicht. Sprechen wir über Fußball.

Ich weiß, dass es nicht besonders originell ist, auf Brasilien als den kommenden Weltmeister zu tippen, aber die Brasilianer haben nun einmal alle ewigen Wahrheiten des WM-Fußballs auf ihrer Seite. Es gibt ja bestimmte Dinge, die bei Weltmeisterschaften immer gleich bleiben, und damit meine ich nicht nur die Frisur von Günter Netzer:

Der Weltmeister ist immer eine europäische oder eine lateinamerikanische Mannschaft, und er kommt immer vom Kontinent des Gastgeberlandes. Einzige Ausnahme sind die Brasilianer, die 1958 in Schweden und 2002 in Japan und Südkorea den Titel holten, bei der bislang einzigen WM; die außerhalb Europas und Amerikas stattfand.

Außerdem wollen die Brasilianer ihren blamablen Auftritt von 2006 vergessen machen, als sie auf ihrer eigenen Pomade ausgerutscht sind. Motivationsprobleme wird es diesmal nicht geben.

Was unsere eigene Mannschaft angeht, so hat sie bei vierzehn der sechzehn Weltmeisterschaften, an denen sie teilgenommen hat, das Viertelfinale erreicht (bzw. eine Plazierung, die dem Viertelfinale entspricht). Sie hat ein paar Probleme – das Fehlen Ballacks, die kurze Vorbereitung speziell für die Bayern-Spieler, die Formschwäche einiger bewährter Akteure -, aber das bedeutet nicht, dass sie das Viertelfinale nicht schafft, sondern nur, dass wir in den kommenden Wochen ziemlich häufig das Wort „Turniermannschaft“ werden bemühen müssen.

Traditionell tut sich unsere Mannschaft schwer gegen Gegner, die eine Tendenz zum destruktiven Fußball haben, sieht aber gut aus gegen spielfreudige Mannschaften. Wenn wir den Gruppengegner Australien mal als Pflichtsieg beiseite lassen, dann folgt daraus eine gute Prognose für das Spiel gegen Ghana; gegen Serbien könnte es wackelig werden:

Diese ganzen Balkanmannschaften sind für Deutschland immer unangenehme Gegner: 1994 Ausscheiden gegen Bulgarien, 1996 (EM) mit Ach und Krach ein 1-0-Sieg gegen Kroatien, 1998 in der Gruppenphase mehr Glück als Verstand beim Unentschieden gegen Jugoslawien in der Gruppenphase und das Aus gegen Kroatien im Viertelfinale; bei der EM 2008 eine Niederlage wieder gegen Kroatien. Das Spiel gegen Serbien wird keine Feinkost.

Dabei wäre, wenn ich etwas derart Ketzerisches sagen darf, ein Unentschieden und sogar eine Niederlage gegen Serbien keine Katastrophe (so wie auch die Niederlage gegen die DDR 1974 den Titel nicht verhindert hat), wenn man sich anschaut, wie es dann weitergeht:

Nehmen wir an, alle gesetzten Mannschaften (also Frankreich, England, Argentinien, Brasilien, Holland, Italien und Spanien) gewinnen ihre Gruppe und auch das anschließende Achtelfinale gegen einen Gruppenzweiten. Dann würde Deutschland als Gruppensieger im Viertelfinale auf Argentinien und im Halbfinale auf Italien treffen, wie 2006. Ganz ehrlich – so etwas muss ich nicht noch einmal haben! Das sind Mannschaften, deren Fußball unseren Jungs so gar nicht liegt.

Als Gruppenzweiter dagegen würde Deutschland – ceteris paribus – im Achtelfinale auf England treffen, im Viertelfinale auf Frankreich, im Halbfinale auf Brasilien oder Holland. Bei solchen Aussichten lacht einem doch das Herz im Leibe! Selbstverständlich kann man gegen diese Mannschaften verlieren, aber dann wenigstens in einem schönen Spiel.

Nun gut, das ist alles Kaffeesatzleserei, aber die gehört im Vorfeld einer WM einfach dazu. Am Ende gelten nur zwei ewige Wahrheiten, nämlich „Der Ball ist rund“ und „Entscheidend ist aufm Platz“. Und wenn ich auch auf Brasilien tippe, weil der Kopf mir das sagt: Vor meinem geistigen Auge sehe ich eben doch Philipp Lahm, wie er den WM-Pokal in die Höhe reckt, und glaube daran.

3 Gedanken zu „WM!“

  1. Fußball – Lena – und: Handball. THW Kiel hat die Champions League gegen Barcelona gewonnen!

  2. Eine Korrektur muss ich anbringen: Deutschland hat bei sechzehn WM-Teilnahmen nicht 14mal, sondern 15mal das Viertelfinale bzw. eine entsprechende Plazierung erreicht!

    Das einzige Mal, wo dies nicht gelang, war die WM 1938, was daran lag, dass Hitler in die Mannschaftsaufstellung hineinregierte und unbedingt Österreicher in der Nationalelf sehen wollte. Die folgende Pleite resultierte daraus, dass man die Mannschaft nicht unter sportlichen, sondern unter ideologischen Gesichtspunkten aufstellte und unbedingt einen „Integrations“-Erfolg demonstrieren wollte.

Kommentare sind geschlossen.